Rhön-Klasse

Rhön-Klasse
Die Rhön (A 1443) vor Piräus
Die Rhön (A 1443) vor Piräus
Schiffsdaten
LandDeutschland Deutschland
SchiffsartBetriebsstofftransporter
BauwerftKröger-Werft, Rendsburg[1]
Stapellauf des Typschiffes1974
Gebaute Einheiten2
Dienstzeitseit 1977
Schiffsmaße und Besatzung
Länge130 m (Lüa)
Breite19,3 m
Tiefgang (max.)8,2 m
Verdrängung14.169 t
 
Besatzung42 (zivil)
Maschinenanlage
Maschine1 ×  MaK 12M551A MaK-Dieselmotor
Maschinen­leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat5.884 kW (8000 PS)
Höchst­geschwindigkeit16 kn (30 km/h)
Propeller1 × KAMEWA-Verstellpropeller
Transportkapazitäten
Tankkapazität11500 m³

Die Rhön-Klasse umfasst zwei Betriebsstofftransporter der Deutschen Marine.

Technische Daten und Aufgaben

Die Schiffe besitzen eine Einsatzverdrängung von 14.169 Tonnen und haben eine Höchstgeschwindigkeit von 16 kn. Die Ladekapazität umfasst etwa 11.500 Kubikmeter. Die Schiffe werden von einem Zwölfzylinder-MaK-Dieselmotor mit einer Leistung von 5880 kW beziehungsweise 8000 PS angetrieben. Der Motor wirkt auf einen Verstellpropeller. Die Besatzung besteht aus zivilen Kräften und umfasst 40 bis 42 Personen.

Die Schiffe dienen der Seeversorgung von Einheiten der Deutschen Marine. Zu diesem Zweck sind die technischen Vorrichtungen den militärischen Anforderungen entsprechend ausgelegt. In vielen Ländern dürfen die Schiffe der Rhön-Klasse nicht mehr in deren Seegebiet einfahren, da sie die den Sicherheitsstandards aktueller Tanker nicht genügen. Da sie nur eine Hülle habem würden bei einer Havarie die Gefahr bestehen, dass es zu einer Umweltkatastrophe kommt. Die Vorschrift zur Doppelwnadigkeit wurde vielerorts 2005 eingeführt.[2]

Geschichte

Die beiden Schiffe der Klasse wurden in den siebziger Jahren als zivile Öltanker Okene und Okapi für die dänische Reederei Terkildsen & Olsen gebaut und sollten die Flagge Liberias führen. Sie wurden bereits nach kurzer Zeit zum Verkauf angeboten und am 18. März 1976 von der Bundesmarine erworben, die sie 1977 als Rhön (A 1443) und Spessart (A 1442) in Dienst stellte. Sie sind nach den Mittelgebirgen Rhön und Spessart benannt.

Beide Schiffe gehören zum Trossgeschwader der deutschen Marine, die Rhön ist in Wilhelmshaven stationiert, die Spessart in Kiel.

Wegen Maschinenproblemen wurden die beiden Schiffe im Juni 2018 zeitweilig außer Betrieb genommen. Die für die Schiffssicherheit zuständige DNV GL entzog den beiden Tankern die Betriebszulassung. Sie sollen nach der Reparatur bis 2024 in Dienst bleiben.[3] Als Ersatz sind zwei Betriebsstofftransporter Klasse 707 vorgesehen.[4] Ende 2020 rügte der Bundesrechnungshof den Betrieb der Schiffe und forderte ihre Außerdienststellung.[5]

Neubau und Kritik

Im Sommer 2021 wurde der Auftrag für zwei Neubauten an die Lürssen-Werft bzw deren Rüstungssparte NVL erteilt. Der Bau soll in Kooperation mit der Meyer Werft erfolgen, der größte Anteil der Arbeiten soll bei der zur Meyer Werft gehörenden Neptun Werft in Rostock erfolgen. Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von 870 Millionen Euro. Die Schiffe sollen 2025 in Dienst gestellt werden.[6][7][8][9]

Der Recheverbund von NDR, WDR und SZ deckte 2022 und 2023 Detail zur Auftragsvergabe, Bau und Kosten der Schiffe auf. NVL war bei Vergabe des Auftrages 2021 als einzige Werft in dem Bieterverfahren übriggeblieben. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Bundeswehr klar, dass der von NVL geforderte Preis massiv über den eigenen Kostenvorstellungen lag. Um die Kosten zu drücken, akzeptierte die Bundeswehr eine deutlich schlechtere technische Ausstattung der neu gebauten Schiffe.[2] Bei den künftigen Schiffen wird auf eine zweite Antriebswelle verzichtet und das Fassungsvermögen der Tanker wurde im Verhältniss zu dne ursprünglichen Plänen Plänen reduziert. die vom Rechercheverbund eingesehenen Vertraulichen Unterlagen der Bundeswehr zeigen, dass NVL-Lürssen trotz der erheblich geringeren Leistungsfähigkeit der Schiffe, den Angebotspreis nicht wesentlich reduzierte. Die Werft forderte von der Deutschen Marine 870 Million Euro für den Bau der beiden Schiffe (s.o.).

Der Bundesrechnungshof hatte im Juni 2021 schon "erhebliche Zweifel an der Wirtschaftlichkeit" des Projekts angemeldet. Ihm ging es dabei nicht allein um den hohen Preis und die Tatsache, dass der Bauauftrag nur in Deutschland und nicht europaweit ausgeschrieben worden war. Der Rechnungshof monierten auch, dass das Projekt für den Bund erhebliche Risiken berge werde: ohne ersichtlichen Grund habe sich das Bundesverteidigungsministerium darauf eingelassen, die Verjährungsfrist für etwaige Mängel an beiden Schiffen von zwei Jahren auf ein Jahr zu verkürzen. Der Bundesrechnungshof forderte das Ministerium auf, dass, wenn auf eine sofortige Beschaffung der beiden Schiffe verzichtet werden können, das Beschaffungsverfahren "unverzüglich" neu begonnen werden solle.[2]

Einsatz

Während eines Einsatzes im Rahmen der Operation Atalanta wurde die Spessart am 29. März 2009 vor der Küste Somalias von Piraten angegriffen.[10] Das an Bord befindliche Sicherungskommando erwiderte das Feuer auf die Piraten und konnte den Angriff abwehren, anschließend nahm der Tanker die Verfolgung der flüchtenden Piraten auf. Herbeigerufene Kriegsschiffe konnten die Angreifer schließlich festnehmen.[11]

Commons: Rhön-Klasse – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Jürgen Rhades (Hrsg.): Jahrbuch der Marine. Folge 16. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4700-1, S. 182 (alle Daten soweit nicht bei marine.de verfügbar).
  2. a b c NDR: 250 Millionen zu viel: Überteuerte Tanker für die Bundeswehr. Abgerufen am 17. Januar 2023.
  3. Marine-Tanker an die Kette gelegt. In: Eckernförder Zeitung. 3. Juli 2018, S. 4.
  4. Projektbeginn: Neue Tanker für die Flotte; offizielle Website der Marine, abgerufen am 30. Juli 2019
  5. tagesschau.de: Bundesrechnungshof: Millionen für museumsreife Marine-Tanker. Abgerufen am 8. Dezember 2020.
  6. Lürssen bekommt Zuschlag für zwei Marine-Tankschiffe. 8. Juli 2021, abgerufen am 24. Januar 2021.
  7. Großauftrag für Neptun Werft in Rostock. 28. Juli 2021, abgerufen am 24. Januar 2022.
  8. Lürssen bestätigt: Marine-Tanker werden hauptsächlich in Rostocker Neptun Werft gebaut. 8. Juli 2021, abgerufen am 24. Januar 2022.
  9. Rehberg: Großauftrag für Neptun-Werft in Rostock. 24. Juni 2021, abgerufen am 24. Januar 2022.
  10. Somalia: Deutsche Marine wehrt Piratenangriff ab. In: Spiegel online. 30. März 2009, abgerufen am 22. Oktober 2014.
  11. Mission „Atalanta“. Strafanzeige in Kiel gegen Piraten. In: faz.net. 31. März 2009, abgerufen am 22. Oktober 2014.