Paninternational-Flug 112

Paninternational-Flug 112

Eine BAC 111-500 der Paninternational

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Strukturversagen
Ort Bundesautobahn 7 bei Hasloh, Schleswig-Holstein
Datum 6. September 1971
Todesopfer 22
Überlebende 99
Verletzte 45
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp BAC 111-500
Betreiber Paninternational
Kennzeichen D-ALAR
Passagiere 115
Besatzung 6
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen


Auf dem Paninternational-Flug 112 verunglückte am 6. September 1971 eine BAC 1-11 D-ALAR der deutschen Fluggesellschaft Paninternational kurz nach dem Start bei einer Notlandung auf der Bundesautobahn 7 nahe Hasloh.[1] Die Maschine sollte einen Charterflug von Hamburg-Fuhlsbüttel nach Málaga durchführen. Bei dem Unfall kamen 22 Menschen ums Leben, weitere 45 wuden verletzt.

Flugverlauf

Die BAC 1-11 startete vollbesetzt mit 115 Passagieren und sechs Besatzungsmitgliedern am Montag, dem 6. September 1971, um 18:19 Uhr in Hamburg-Fuhlsbüttel von der Startbahn 34[2] mit Ziel Málaga. Einige Minuten nach dem Abheben fingen beide Rolls-Royce Spey-Triebwerke Feuer. Kapitän und Copilotin schafften es noch, die Maschine in der Nähe von Hasloh auf einem zwei Monate zuvor für den Verkehr freigegebenen Teilstück der Autobahn A7 aufzusetzen. Dabei brach das linke Fahrwerk und die Maschine drehte nach links. Beim Passieren einer Autobahnüberführung der Dorfstraße bei Kilometer 138,3 wurde das Seitenleitwerk abgerissen und das Cockpit durch einen Brückenpfeiler bei 53° 42′ 10,1″ N, 9° 56′ 33,4″ O vom Rumpf abgetrennt, wobei ein Crewmitglied und 17 Passagiere sofort ums Leben kamen. Vier Schwerverletzte starben später im Krankenhaus. Von den 99 Personen, die den Unfall überlebten, wurden 45 zum Teil schwer verletzt. Personen am Boden kamen nicht zu Schaden. Der Rest des Rumpfes mit den Tragflächen kam, um 180 Grad gedreht, an der Autobahnböschung zum Stehen. Als Ursache für den gleichzeitigen Ausfall beider Triebwerke wurde festgestellt, dass die Tanks der Wassereinspritzung für die Turbinen neben Wasser auch brennbares Kerosin enthielten. Um eine voll beladene Maschine sicher abheben zu lassen, wurde während des Starts zur kurzzeitigen Schubkraftsteigerung demineralisiertes Wasser zur Kühlung in die Triebwerke eingespritzt.

Die Untersuchungen ergaben, dass auf dem Flughafen Düsseldorf bei Reparaturarbeiten ein Mitarbeiter von Paninternational 100 Liter Kerosin in zwei 60-Liter-Kanister abfüllte, die dann von einem Flugzeugelektriker ins Lager geräumt und später von der Unfallmaschine zusammen mit weiteren drei Kanistern reinem Wasser mit nach Hamburg genommen wurden. Als dort am nächsten Tag die Tanks der Wassereinspritzanlage aufgefüllt werden sollten, ließ der Copilot den Inhalt der fünf Kanister in die Tanks pumpen. Die Warnung eines Bediensteten, es stinke nach Sprit, tat der Copilot mit der Bemerkung ab: „Hier stinkt alles nach Sprit“. Da Kerosin spezifisch leichter als Wasser ist, wurde beim Start zunächst das unten stehende Wasser und dann das Kerosin eingespritzt, was zur Überhitzung und zum Brand beider Triebwerke führte.

Es wurde auch festgestellt, dass sich beim Wartungspersonal in Düsseldorf die Schichten überschnitten, ohne dass die Verantwortlichkeiten klar geregelt waren. Dies wurde als ein Grund angesehen, dass die Übersicht über Wasser- und Kerosinbehälter verloren gegangen war. Im Bundestag wurden außerdem Vorwürfe gegen Karl Wienand laut, der als Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD gegen ein „Beraterhonorar“ die Fluggesellschaft jahrelang vor Überprüfungen durch das Luftfahrt-Bundesamt geschützt haben soll.[3][4]

Siehe auch

  1. BAC-1-11-500, D-ALAR&lang=de Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch)
  2. Die Bahn trug zum Zeitpunkt des Unfalls die Kennung 16/34. Erst Anfang der 1980er Jahre wurde die Kennung aufgrund der sich ändernden Ortsmissweisung in 15/33 geändert.
  3. Sachkonto 48002. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1972, S. 82 (online).
  4. Kopf runter! In: Der Spiegel. Nr. 12, 1972, S. 32–34 (online).