Orthodoxes Judentum

Das orthodoxe Judentum (von gr. orthós, „richtig“ und dóxa, „Lehre“ – d. h. „der rechten Lehre angehörend“) ist eine der Hauptströmungen des heutigen Judentums neben dem konservativen Judentum, dem liberalen Judentum und dem Rekonstruktionismus. Als Gründer des neu-orthodoxen Judentums, das im 19. Jahrhundert von Deutschland ausging, gilt Samson Raphael Hirsch.

Glaubensinhalte

Die Bezeichnung „orthodoxes Judentum“ entstand erst im 19. Jahrhundert als Abgrenzung zum damals neu entstehenden Reformjudentum. In seiner Hauptströmung sieht das orthodoxe Judentum seine Wurzeln im pharisäischen Judentum, für das die Gesetzeserfüllung der Versuch war, die Heiligkeit des Wandernden Gottesvolkes zu erreichen.

Lebensweise

Daraus entwickelte sich ein Verhaltenskodex, der den Lebensablauf jedes orthodoxen Juden umfassend regelte. „Macht einen Zaun um die Thora“ war der Leitspruch der Rabbiner später. Dies wird von orthodoxen Juden so interpretiert: Praktiziert die Tora, die Offenbarung Gottes an Moses, als ein Regelwerk in eurem täglichen Leben.

Gekennzeichnet ist es durch das Verständnis der Offenbarung (der schriftlichen und der mündlichen Tora) als unveränderliches Wort Gottes. Daraus folgert das orthodoxe Judentum die Forderung nach einer strikten Befolgung der Halacha (jüdische Gesetzesvorschriften), wie sie in traditionellen Werken (Schulchan Aruch) festgelegt wurden. Die Position über aktuelle Neuerungen wie beispielsweise Leihmütter oder die Sterbehilfe werden anhand dieser Halacha festgelegt. Das orthodoxe Judentum ist somit auch in der Lage, auf diese Änderungen zu reagieren, ohne die Gesetzgebung selbst zu ändern.

Das orthodoxe Judentum zeichnet sich besonders durch seine Praxis aus. Der Begriff „Orthodoxie“ ist insofern irreführend, als sich die „orthodoxe“ Richtung des Judentums weniger durch ihre Lehre auszeichnet oder von anderen Strömungen des Judentums unterscheidet. Außer der Bezeichnung „orthodoxes Judentum“ werden daher für diese Richtung gelegentlich auch die Benennungen „thoratreues“ oder „gesetzestreues Judentum“ gebraucht.

Als jüdisch wird von dieser Richtung angesehen, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde oder nach den Regeln des orthodoxen Judentums übergetreten ist.

Das orthodoxe Judentum als Bewegung ist sehr heterogen. Zwei Hauptrichtungen lassen sich unterscheiden:

Literatur

  • Mordechai Breuer: Jüdische Orthodoxie im Deutschen Reich 1871 - 1918 : Sozialgeschichte einer religiösen Minderheit, Frankfurt am Main : Jüdischer Verlag bei Athenäum, 1986

Siehe auch