Lykien

Lykien ist die antike griechische Bezeichnung einer Landschaft im Südwesten Kleinasiens (lat. Lycia).

Kleinasien in der Antike
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Antike Orte in Lykien
Felsgräber von Myra.
Lykischer Sarkophag in Kaş

Geographie

Sie erstreckt sich auf der westlichen der beiden halbkreisähnlichen Ausbuchtungen der kleinasiatischen Südküste. Lykien grenzt im Westen an Karien. Die Grenze verlief ungefähr am Fluss Axon. Im Norden grenzte es an Pisidien und Phrygien, im Osten an Pamphylien. Die Landschaft ist teilweise sehr rau und zerklüftet mit Gipfeln bis über 3000 Metern. Lykien zerfällt in vier Teile, einen westlichen, einen zentralen, einen östlichen und einen nördlichen Teil. Dabei können nur die drei erstgenannten als lykisches Kerngebiet bezeichnet werden, während Nordlykien, die sogenannte Milyas, eine weitgehend eigenständige Kulturlandschaft bildet, die erst im 4. Jh. v. Chr. durch die Eroberungen des perikle von Limyra zu Lykien kommt.

Die wichtigsten Zentren sind das schon in der Ilias erwähnte Xanthos als Hauptort, Patara, die Zentralstadt des Lykischen Bundes und Sitz der Provinzialregierung in Römischer Zeit, sowie berühmt wegen seines Orakels des Apollon, das in der Frühzeit im Wettstreit mit Delphi lag, und schließlich Myra mit seinen berühmten Felsgräbern.

Eine Besonderheit Lykiens sind die sogenannten Ortspaare, ein dort häufig anzutreffendes Siedlungsmuster. Dabei wird einem Hafenort an der Mittelmeerküste ein entsprechender Ort in den Bergen zugeordnet. Als Beispiel sei Antiphellos genannt, das heutige Kaş. Die Hafenstadt bildete in der Antike mit dem Bergort Phellos im nahen Hinterland eine Gemeinde. Patros war die Hafenstadt von Xanthos, die beiden wichtigsten Städte Lykiens. Diesem besonderen Siedlungstyp widmet Martin Zimmermann von der Ludwig-Maximilians-Universität München sein Forschungsthema. Er stellte an dem Paar Tyberissos und Timiussa (Üçağız) fest, dass fremde Einflüsse sich vorwiegend in der Bergsiedlung Tyberissos, das auf einer schwer zugänglichen Bergkuppe lag, zuerst bemerkbar machten, im Hafenort jedoch nicht. Im Falle Phellos-Antiphellos war es aber umgekehrt: Hier breiteten sich die griechischen und später römischen Einflüsse in der Hafenstadt aus, während die Bergsiedlung lykische Traditionen gleichsam konservierte.

Antike Orte in Lykien

Akalissos I, Akalissos II, Andriake, Antiphellos, Aperlai, Apollonia, Ariassos, Arif, Arneai, Arykanda, Balboura, Bubon, Choma, Dikitanaura, Gagai, Gedelma, Idebessos, Idyros, Istlada, Kadyanda, Karkabo, Kaunos, Korydalla, Kyaneai, Lebissos, Letoon, Limyra, Mastaura, Melanippe, Myra, Oinoanda, Olympos, Panormos, Patara, Phaselis, Phoinix, Pinara, Pydnai, Rhodiapolis, Sidyma, Sura, Telmessos, Timiussa, Tlos, Tragalassos, Trysa, Tyberissos, Xanthos

Volk und Kultur

Hauptartikel: Lykier

Die Lykier waren ein Volk mit eigener Kultur, eigener Schrift und eigener Sprache, dem Lykischen. Ihre Sprache ist mit dem Luwischen verwandt.

Bemerkenswert ist der ausgeprägte Hang zur Anlage repräsentativer Grabstätten, die geradezu omnipräsent sind. Zu den auffälligsten Grabtypen zählen Felsgräber, deren Fassaden eine indigene Holzarchitektur in Stein umsetzen, Grabpfeiler wie das sogenannte Harpyienmonument von Xanthos und steinerne Sarkophage mit dem landschaftstypischen spitzbogigen Deckeln. Schon seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. unterliegt Lykien - obgleich niemals wirklich griechisches Kolonisationsgebiet - griechischem Einfluss, der sich insbesondere seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. verstärkt.

Geschichte

Siehe auch: Lykier

In der Ilias tauchen die Lykier unter der Führerschaft ihrer Heroen Sarpedon und Glaukos als Verbündete der Trojaner auf. Auch unter persischer, griechischer und römischer Vorherrschaft blieben sie relativ eigenständig. In römischer Zeit bildete Lykien mit seiner Nachbarregion die Provinz Lycia et Pamphylia.

Um 330 war der heilige Nikolaus, ein Mann aus Patara, der Bischof von Myra, dessen Namenstag am 6. Dezember gefeiert wird. Wegen der ausgeprägten, steilen Küstenlandschaft wurde er unter anderem Patron der Seefahrer. Seine Gebeine wurden im Mittelalter von Myra nach Bari gebracht, wo sie sich noch heute befinden.

Literatur

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