Louis Wandelt

Grabmal Louis Wandelt auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg

Louis Wandelt (* 15. April 1823 in Guhrau; † 25. Dezember 1871 in Berlin) war ein deutscher Pianist und Musikpädagoge.

Leben

Über die Herkunft und Ausbildung von Louis Wandelt ist wenig bekannt. Er war zunächst Lehrer an der Blindenanstalt zu Breslau. 1846 eröffnete er hier ein Institut für gemeinschaftlichen Musikunterricht, das schnell sehr erfolgreich wurde. Das Besondere an seiner Methode war, dass jeweils vier bis acht Schüler, später auch sechs bis zehn, gleichzeitig auf ebenso vielen Klavieren dasselbe Stück einübten. Einer seiner besten Schüler aus der Breslauer Zeit war George Henschel, der im Alter von fünf Jahren mit dem Unterricht bei Wandelt begann und in seinen Memoiren lebendig dessen ungewöhnliche Methodik beschreibt.[1]

1862 zog Wandelt mit dem Institut nach Berlin um. 1868 gab es außer der eigentlichen Anstalt, Alte Leipzigerstraße 15 in Berlin-Mitte noch zwei Filialanstalten. Die Zahl der Absolventen blief sich zu diesem Zeitpunkt bereits „auf mehrere Tausend“. Es gab 24 verschiedene Klassen für eine Schülerzahl von über 300. Außer Wandelt und seiner Frau unterrichteten noch sieben Lehrer und eine Lehrerin.[2]

Wandelt legte großebn Wert auf eine genaue Ausarbeitung sies Lehrplans und komponierte oder arrangierte selst die notwendigen Musikstücke für den Unterrricht. Leider blieben seine Ausarbeitungen ungedruckt. Nach Aussage von August Naubert, der in den 1860er Jahren am Institut unterrichtet hatte und für den Wandelt ein ausserordentlicher Musikpädagoge war, wurden die Manuskripte nach Wandelts frühem Tod über ein Dienstmädchen als Makulatur und Einwickelpapier verramscht.[3]

Wandelt wurde auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schönefeld beigesetzt. Durch eine Sammlung unter seinen Schülern konnten diese ihm ihm ein Grabmal mit einem Porträtmedaillon von Martin Wolff errichten.

Sein Sohn (Artur Louis Viktor) Amadeus Wandelt (1860–1927) wurde ebenfalls Komponist.[4]

Literatur

  • Wandelt's Institut für gemeinschaftlichen Musikunterricht,, in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), S. 161f
  • Das Wandelt'sche Musikinstitut, in: Der Bär: illustrierte Wochenschrift für vaterländische Geschichte. 14 (1888) S. 654f
  1. George Henschel: Musings & Memories of a Musician. London: Macmillan 1918, S. 13f
  2. Wandelt's Institut für gemeinschaftlichen Musikunterricht,, in: Signale für die musikalische Welt 26 (1868), S. 161f
  3. August Naubert: Neue Ausgaben älterer Werke von Germer und die:,,Ausgabe klassischer Musikwerke im Urtext“, veranlasst von der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. In: Der Klavier-Lehrer 18 (1895), S. 155
  4. Amadeus Wandelt (1860–1927) auf Unsung Composers, abgerufen am 8. Juli 2024