„Keimbahn“ – Versionsunterschied

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Bei vielzelligen Organismen bilden sich spezialisierte Zellen aus. Zum einen differenzieren sich die Zellen zu Körperzellen (somatische Zellen) - zum anderen bleiben sie weitgehend undifferenziert und dienen der Ausbildung der Geschlechtszellen (Gameten), also Ei- und Samenzellen. Den Wechsel zwischen undifferenzierten Zellen und Gameten nennt man '''Keimbahn'''. Bei höheren tierischen Organismen bilden die Zellen der Keimbahn die Keimdrüsen. . Während die Zellen der Keimbahn durch Teilung potenziell unsterblich sind, wurde mit der Vielzelligkeit bzw. dem Soma die Sterblichkeit „erfunden“.<ref>Artikel ''Keimbahn'' bei ''Kompaktlexikon der Biologie''[http://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/keimbahn/6291 Online bei www.spektrum.de]</ref>
Unter der '''Keimbahn''' versteht man beim Menschen und bei den meisten [[Tiere]]n die Abfolge von [[Zelle (Biologie)|Zellen]], die, beginnend bei der [[Befruchtung|befruchteten]] [[Eizelle]] ([[Zygote]]), im Laufe der [[Individualentwicklung]] des betreffenden Lebewesens schließlich zur Bildung seiner [[Keimdrüse]]n und der darin gebildeten [[Gamet|Keimzellen]] ([[Eizelle]]n und [[Spermien]]) führt.


Das Konzept der Keimbahn wurde in den 1880er Jahren von [[August Weismann]] entwickelt ([[Keimplasmatheorie]]).<ref>[[François Jacob]]: ''Die Logik des Lebenden – Von der Urzeugung zum genetischen Code''. Frankfurt am Main 1972, S. 232-235.</ref> Damit stellte Weismann sich gegen die damals herrschende Ansicht, dass der ''ganze'' elterliche Organismus auf die Eigenschaften der Nachkommen Einfluss nimmt und dass auch Merkmale, welche die Eltern während ihres Lebens erworben haben, auf die Nachkommen übertragen werden können ([[Lamarckismus]]).<ref>[[Ilse Jahn]], Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien''. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 554 f.</ref> Weismann unterschied nun zwischen der Keimbahn und dem ''Soma'' als der Gesamtheit aller übrigen Zellen, aus denen keine Keimzellen hervorgehen können und von denen auch keine Einwirkungen auf die Keimbahn ausgehen. (In heute geläufigen Begriffen: Nur [[Mutation]]en in der Keimbahn, nicht solche in [[Somatische Zelle|somatischenen]] Geweben, werden an die [[Nachkomme]]n weitergegeben.) Diese Theorie war allerdings zunächst sehr umstritten und setzte sich erst im frühen 20. Jahrhundert durch.<ref>Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien''. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 410-412.</ref>
Das Konzept der Keimbahn wurde in den 1880er Jahren von [[August Weismann]] entwickelt ([[Keimplasmatheorie]]).<ref>[[François Jacob]]: ''Die Logik des Lebenden – Von der Urzeugung zum genetischen Code''. Frankfurt am Main 1972, S. 232-235.</ref> Damit stellte Weismann sich gegen die damals herrschende Ansicht, dass der ''ganze'' elterliche Organismus auf die Eigenschaften der Nachkommen Einfluss nimmt und dass auch Merkmale, welche die Eltern während ihres Lebens erworben haben, auf die Nachkommen übertragen werden können ([[Lamarckismus]]).<ref>[[Ilse Jahn]], Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien''. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 554 f.</ref> Weismann unterschied nun zwischen der Keimbahn und dem ''Soma'' als der Gesamtheit aller übrigen Zellen, aus denen keine Keimzellen hervorgehen können und von denen auch keine Einwirkungen auf die Keimbahn ausgehen. (In heute geläufigen Begriffen: Nur [[Mutation]]en in der Keimbahn, nicht solche in [[Somatische Zelle|somatischenen]] Geweben, werden an die [[Nachkomme]]n weitergegeben.) Diese Theorie war allerdings zunächst sehr umstritten und setzte sich erst im frühen 20. Jahrhundert durch.<ref>Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): ''Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien''. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 410-412.</ref>
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Bei [[Säugetiere]]n entstehen die Urkeimzellen während der frühen Embryonalentwicklung im [[Epiblast]]en. In einem späteren Stadium wandern sie in die [[Genitalleiste]]n, aus welchen schließlich die Keimdrüsen hervorgehen.<ref>Bernard John: ''Meiosis''. Cambridge University Press, 1990. S. 105.</ref>
Bei [[Säugetiere]]n entstehen die Urkeimzellen während der frühen Embryonalentwicklung im [[Epiblast]]en. In einem späteren Stadium wandern sie in die [[Genitalleiste]]n, aus welchen schließlich die Keimdrüsen hervorgehen.<ref>Bernard John: ''Meiosis''. Cambridge University Press, 1990. S. 105.</ref>

Pflanzen, Pilze und diverse Gruppen „niederer“ Tiere haben keine gesonderte Keimbahn.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 4. November 2016, 15:32 Uhr

Bei vielzelligen Organismen bilden sich spezialisierte Zellen aus. Zum einen differenzieren sich die Zellen zu Körperzellen (somatische Zellen) - zum anderen bleiben sie weitgehend undifferenziert und dienen der Ausbildung der Geschlechtszellen (Gameten), also Ei- und Samenzellen. Den Wechsel zwischen undifferenzierten Zellen und Gameten nennt man Keimbahn. Bei höheren tierischen Organismen bilden die Zellen der Keimbahn die Keimdrüsen. . Während die Zellen der Keimbahn durch Teilung potenziell unsterblich sind, wurde mit der Vielzelligkeit bzw. dem Soma die Sterblichkeit „erfunden“.[1]

Das Konzept der Keimbahn wurde in den 1880er Jahren von August Weismann entwickelt (Keimplasmatheorie).[2] Damit stellte Weismann sich gegen die damals herrschende Ansicht, dass der ganze elterliche Organismus auf die Eigenschaften der Nachkommen Einfluss nimmt und dass auch Merkmale, welche die Eltern während ihres Lebens erworben haben, auf die Nachkommen übertragen werden können (Lamarckismus).[3] Weismann unterschied nun zwischen der Keimbahn und dem Soma als der Gesamtheit aller übrigen Zellen, aus denen keine Keimzellen hervorgehen können und von denen auch keine Einwirkungen auf die Keimbahn ausgehen. (In heute geläufigen Begriffen: Nur Mutationen in der Keimbahn, nicht solche in somatischenen Geweben, werden an die Nachkommen weitergegeben.) Diese Theorie war allerdings zunächst sehr umstritten und setzte sich erst im frühen 20. Jahrhundert durch.[4]

Bei den meisten Tieren wird die Keimbahn schon in einem sehr frühen Embryonalstadium abgesondert, bevor die somatischen Zellen beginnen, sich in verschiedene Richtungen zu differenzieren.[5] Bei vielen Wirbellosen beginnt dies sogar schon in der Eizelle vor der Befruchtung, indem ein bestimmter Bereich des Cytoplasmas für die künftigen Keimbahnzellen reserviert wird.[6] Ein gut untersuchtes Beispiel ist die Taufliege Drosophila melanogaster: Deren Zygote entwickelt sich zunächst als vielkerniges Syncytium, d. h., es finden Kernteilungen (Mitosen) ohne Zellteilungen statt. Nach der 8. oder 9. Kernteilung wandern einige Zellkerne an ein Ende des länglichen Syncytiums, an dem sich das für die Keimbahn spezialisierte Polplasma befindet. Anschließend untergliedert sich das Syncytium in viele einkernige Zellen, von denen nur die Polzellen den Ursprung der Keimbahn (Urkeimzellen) bilden.

Bei Säugetieren entstehen die Urkeimzellen während der frühen Embryonalentwicklung im Epiblasten. In einem späteren Stadium wandern sie in die Genitalleisten, aus welchen schließlich die Keimdrüsen hervorgehen.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Artikel Keimbahn bei Kompaktlexikon der BiologieOnline bei www.spektrum.de
  2. François Jacob: Die Logik des Lebenden – Von der Urzeugung zum genetischen Code. Frankfurt am Main 1972, S. 232-235.
  3. Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 554 f.
  4. Ilse Jahn, Rolf Löther, Konrad Senglaub (Hrsg.): Geschichte der Biologie. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbiographien. 2., durchgesehene Auflage. VEB Fischer, Jena 1985, S. 410-412.
  5. Bernard John: Meiosis. Cambridge University Press, 1990. S. 104.
  6. Bernard John: Meiosis. Cambridge University Press, 1990. S. 104f.
  7. Bernard John: Meiosis. Cambridge University Press, 1990. S. 105.