„Ilse Koch“ – Versionsunterschied

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'''Margarete Ilse Koch''', geborene Köhler; (* [[22. September]] [[1906]] in [[Dresden]], † [[2. September]] [[1967]] im [[Justizvollzugsanstalt Aichach|Frauengefängnis Aichach]]) war die Frau des Kommandanten des [[KZ Buchenwald]], [[Karl Otto Koch]].
'''Margarete Ilse Koch''', geborene Köhler; (* [[22. September]] [[1906]] in [[Dresden]], † [[2. September]] [[1967]] im [[Justizvollzugsanstalt Aichach|Frauengefängnis Aichach]]) war die Frau des Kommandanten des [[KZ Buchenwald]], [[Karl Otto Koch]].


Ilse Koch, dritte Tochter eines Werkmeisters, absolvierte die [[Volksschule|Volks-]] und [[Handelsschule]] und [[Volontariat|volontierte]] 1922 in einer [[Buchhaltung]]s<nowiki>abteilung</nowiki>. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben als [[Sekretärin]]. 1932 trat sie der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei. Über ihre Kontakte zu [[SA]]- und [[SS]]-Männern lernte sie ihren späteren Ehemann kennen. Die Ehe wurde 1936 geschlossen. Unmittelbar nach ihrer Hochzeit zog die junge Familie auf das Areal des KZ Buchenwald, wo sie von 1937 bis 1941 lebte. Hier brachte Koch drei Kinder, Artwin, * [[17. Juni]] [[1938]], Gisela * [[26. April]] [[1939]] und Gudrun, * [[11. Dezember]] [[1940]] zur Welt. Artwin beging in jungen Jahren [[Suizid|Selbstmord]], Gudrun starb 1941.
Ilse Koch, dritte Tochter eines Werkmeisters, absolvierte die [[Volksschule|Volks-]] und [[Handelsschule]] und [[Volontariat|volontierte]] 1922 in einer [[Buchhaltung]]s<nowiki>abteilung</nowiki>. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben als [[Sekretärin]]. Im April 1932 trat sie der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] (Mitgliedsnummer 1.130.836) bei. Über ihre Kontakte zu [[SA]]- und [[SS]]-Männern lernte sie im Frühjahr 1934 ihren späteren Ehemann, den SS-Offizier Karl Koch kennen. Am 25. Mai 1936 heiratete das Paar. Unmittelbar nach ihrer Hochzeit zog die junge Familie auf das Areal des KZ Buchenwald, wo sie von Juli 1937 bis Januar 1941 lebte. Hier brachte Koch drei Kinder, Artwin, * [[17. Juni]] [[1938]], Gisela * [[26. April]] [[1939]] und Gudrun, * [[11. Dezember]] [[1940]] zur Welt. Gudrun starb im Februar 1941 aufgrund von Mangelernährung, Artwin beging in jungen Jahren [[Suizid|Selbstmord]]. Während ihrer Zeit in Buchenwald war Ilse Koch bei den Häftlingen gefürchtet, sie leiß bei jeder Gelegenheit Strafen erteilen. Wenn ein Häftling sie nicht grüßte, wurde er verpetzt und musste mit einer harten Bestrafung rechnen. Sie wurde "Kommandeuse" genannt, obwohl sie keinerlei Einfluss auf die Leitung oder die Organisation des Lagers hatte.


Berichte über Ilse Kochs Grausamkeit gegenüber Häftlingen brachten ihr den Namen ''Hexe von Buchenwald'' ein. So hielt sie sich beispielsweise Häftlinge wie Haustiere. Im August 1943 wurde das Ehepaar von der SS in [[Weimar]] festgenommen. Der Verdacht, ihrem Mann Beihilfe bei den Unterschlagungen von Wertsachen von KZ-Insassen geleistet zu haben, bestätigte sich jedoch nicht. Im Dezember 1944 wurde Ilse Koch wieder freigelassen.
Berichte über Ilse Kochs Grausamkeit gegenüber Häftlingen brachten ihr den Namen ''Hexe von Buchenwald'' ein. So hielt sie sich beispielsweise Häftlinge wie Haustiere. Bis heute halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach Ilse Koch, die gern ritt, Häftlingen vom Pferd aus Schläge mit der Reitgerte erteilt haben und sich aus tätowierter Häftlingshaut Gegenstände wie Handschuhe, Bucheinbände und Lampenschirme gefertigt haben soll. Diese Geschichten gehören jedoch in das Reich der Phantasie, nichts davon konnte ihr nachgewiesen werden. Im August 1943 wurde das Ehepaar von der SS in [[Weimar]] festgenommen. Der Verdacht, ihrem Mann Beihilfe bei den Unterschlagungen von Wertsachen von KZ-Insassen geleistet zu haben, bestätigte sich jedoch nicht. Im Dezember 1944 wurde Ilse Koch wieder freigelassen.


Nur wenige Monate später verhaftete die US-Armee sie im Juni 1945 in [[Ludwigsburg]] als mutmaßliche [[Kriegsverbrecher]]in. 1947 wurde sie als einzige Angeklagte im [[Buchenwaldprozess]] in [[Dachau]] wegen ''[[Verbrechen gegen die Menschlichkeit|Vergehen gegen die Menschlichkeit]]'' zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Koch beantragte [[Revision]] und bekam Recht. 1948 wurde die Strafe auf ein Maß von vier Jahren reduziert. Dieses Urteil ist auch auf den Umstand zurückzuführen, dass Ilse Koch im Gefängnis zum vierten Mal schwanger geworden war. Ihr Sohn Uwe wurde am [[29. Oktober]] [[1947]] geboren. Er versuchte zwar später, in Kontakt zu seiner Mutter zu treten, dies wurde ihm jedoch von staatlicher Seite untersagt.
Nur wenige Monate später verhaftete die US-Armee sie im Juni 1945 in [[Ludwigsburg]] als mutmaßliche [[Kriegsverbrecher]]in. 1947 wurde sie als einzige Angeklagte im [[Buchenwaldprozess]] in [[Dachau]] wegen ''[[Verbrechen gegen die Menschlichkeit|Vergehen gegen die Menschlichkeit]]'' zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Koch beantragte [[Revision]] und bekam Recht. 1948 wurde die Strafe auf ein Maß von vier Jahren reduziert. Dieses Urteil ist auch auf den Umstand zurückzuführen, dass Ilse Koch im Gefängnis zum vierten Mal schwanger geworden war. Ihr Sohn Uwe Köhler wurde am [[29. Oktober]] [[1947]] geboren, den Namen des Vaters gab sie nicht bekannt. Uwe Köhler versuchte zwar später, in Kontakt zu seiner Mutter zu treten, dies wurde ihm jedoch von staatlicher Seite untersagt.


Proteste in der [[Deutschland|deutsche]]n und internationalen Öffentlichkeit führten zu einem erneuten Prozess vor einem deutschen Gericht. Ende 1949 wurde vor dem [[Bayern|bayerischen]] Staatsgerichtshof erneut Anklage wegen ''Mordes und Misshandlung von deutschen Häftlingen'' erhoben. Am 15. Januar 1951 erging in [[Augsburg]] das Urteil: lebenslange Haftstrafe wegen Anstiftung zum Mord und schwerer körperlicher Misshandlung. Der dritte Anklagepunkt, in dem es um das Auffinden menschlicher Körperteile im Besitz Kochs ging, die sie zu "Kunstwerken" umgestalten ließ, wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. In den kommenden Jahren bemühte sich Ilse Koch vergeblich um Gnadengesuche. Noch 1966 strengte sie die [[Wiederaufnahme des Verfahrens]] an. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, [[Suizid|erhängte sie sich]] am 2. September 1967 mit ihrem Bettlaken in ihrer Zelle.
Proteste in der [[Deutschland|deutsche]]n und internationalen Öffentlichkeit führten zu einem erneuten Prozess vor einem deutschen Gericht. Ende 1949 wurde vor dem [[Bayern|bayerischen]] Staatsgerichtshof erneut Anklage wegen ''Mordes und Misshandlung von deutschen Häftlingen'' erhoben. Am 15. Januar 1951 erging in [[Augsburg]] das Urteil: lebenslange Haftstrafe wegen Anstiftung zum Mord und schwerer körperlicher Misshandlung. Der dritte Anklagepunkt, in dem es um das Auffinden menschlicher Körperteile im Besitz Kochs ging, die sie zu "Kunstwerken" umgestalten ließ, wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. In den kommenden Jahren bemühte sich Ilse Koch vergeblich um Gnadengesuche. Noch 1966 strengte sie die [[Wiederaufnahme des Verfahrens]] an. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, [[Suizid|erhängte sie sich]] am 2. September 1967 mit ihrem Bettlaken in ihrer Zelle.

Version vom 30. September 2006, 22:17 Uhr

Margarete Ilse Koch, geborene Köhler; (* 22. September 1906 in Dresden, † 2. September 1967 im Frauengefängnis Aichach) war die Frau des Kommandanten des KZ Buchenwald, Karl Otto Koch.

Ilse Koch, dritte Tochter eines Werkmeisters, absolvierte die Volks- und Handelsschule und volontierte 1922 in einer Buchhaltungsabteilung. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben als Sekretärin. Im April 1932 trat sie der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.130.836) bei. Über ihre Kontakte zu SA- und SS-Männern lernte sie im Frühjahr 1934 ihren späteren Ehemann, den SS-Offizier Karl Koch kennen. Am 25. Mai 1936 heiratete das Paar. Unmittelbar nach ihrer Hochzeit zog die junge Familie auf das Areal des KZ Buchenwald, wo sie von Juli 1937 bis Januar 1941 lebte. Hier brachte Koch drei Kinder, Artwin, * 17. Juni 1938, Gisela * 26. April 1939 und Gudrun, * 11. Dezember 1940 zur Welt. Gudrun starb im Februar 1941 aufgrund von Mangelernährung, Artwin beging in jungen Jahren Selbstmord. Während ihrer Zeit in Buchenwald war Ilse Koch bei den Häftlingen gefürchtet, sie leiß bei jeder Gelegenheit Strafen erteilen. Wenn ein Häftling sie nicht grüßte, wurde er verpetzt und musste mit einer harten Bestrafung rechnen. Sie wurde "Kommandeuse" genannt, obwohl sie keinerlei Einfluss auf die Leitung oder die Organisation des Lagers hatte.

Berichte über Ilse Kochs Grausamkeit gegenüber Häftlingen brachten ihr den Namen Hexe von Buchenwald ein. So hielt sie sich beispielsweise Häftlinge wie Haustiere. Bis heute halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach Ilse Koch, die gern ritt, Häftlingen vom Pferd aus Schläge mit der Reitgerte erteilt haben und sich aus tätowierter Häftlingshaut Gegenstände wie Handschuhe, Bucheinbände und Lampenschirme gefertigt haben soll. Diese Geschichten gehören jedoch in das Reich der Phantasie, nichts davon konnte ihr nachgewiesen werden. Im August 1943 wurde das Ehepaar von der SS in Weimar festgenommen. Der Verdacht, ihrem Mann Beihilfe bei den Unterschlagungen von Wertsachen von KZ-Insassen geleistet zu haben, bestätigte sich jedoch nicht. Im Dezember 1944 wurde Ilse Koch wieder freigelassen.

Nur wenige Monate später verhaftete die US-Armee sie im Juni 1945 in Ludwigsburg als mutmaßliche Kriegsverbrecherin. 1947 wurde sie als einzige Angeklagte im Buchenwaldprozess in Dachau wegen Vergehen gegen die Menschlichkeit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Koch beantragte Revision und bekam Recht. 1948 wurde die Strafe auf ein Maß von vier Jahren reduziert. Dieses Urteil ist auch auf den Umstand zurückzuführen, dass Ilse Koch im Gefängnis zum vierten Mal schwanger geworden war. Ihr Sohn Uwe Köhler wurde am 29. Oktober 1947 geboren, den Namen des Vaters gab sie nicht bekannt. Uwe Köhler versuchte zwar später, in Kontakt zu seiner Mutter zu treten, dies wurde ihm jedoch von staatlicher Seite untersagt.

Proteste in der deutschen und internationalen Öffentlichkeit führten zu einem erneuten Prozess vor einem deutschen Gericht. Ende 1949 wurde vor dem bayerischen Staatsgerichtshof erneut Anklage wegen Mordes und Misshandlung von deutschen Häftlingen erhoben. Am 15. Januar 1951 erging in Augsburg das Urteil: lebenslange Haftstrafe wegen Anstiftung zum Mord und schwerer körperlicher Misshandlung. Der dritte Anklagepunkt, in dem es um das Auffinden menschlicher Körperteile im Besitz Kochs ging, die sie zu "Kunstwerken" umgestalten ließ, wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. In den kommenden Jahren bemühte sich Ilse Koch vergeblich um Gnadengesuche. Noch 1966 strengte sie die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, erhängte sie sich am 2. September 1967 mit ihrem Bettlaken in ihrer Zelle.

Literatur

  • Pierre Durand Die Bestie von Buchenwald Berlin: Brandenburgisches Verlagshaus, 5. Aufl. 1990 (aus dem franz. Original La chienne de Buchenwald )