„Henri Paul“ – Versionsunterschied

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Version vom 26. Januar 2018, 08:20 Uhr

Henri Paul (* 3. Juli 1956 in Lorient; † 31. August 1997 in Paris) war der Fahrer des Mercedes S280, mit dem am 31. August 1997 Diana, Princess of Wales verunglückte. Als leitender Vize-Sicherheitschef des Hôtel Ritz war Paul an diesem Abend bereits außer Dienst, wurde jedoch zurückgerufen und kam schließlich in die Situation, Diana und Dodi Al-Fayed zu chauffieren. Der Wagen verunfallte mit hoher Geschwindigkeit im Tunnel Pont de l’Alma, nur der Leibwächter Trevor Rees-Jones überlebte.

In Folge des Unfalles entstanden zahlreiche Verschwörungstheorien. Die französischen und britischen Untersuchungen sahen die Hauptverantwortung bei Paul, der unter Alkoholeinfluss gestanden hatte, die Fahrtüchtigkeit möglicherweise zusätzlich beeinflussende Medikamente einnahm, und in weiterer Folge rücksichtslos fuhr.

Persönlicher Hintergrund

Er erhielt seine Privatflieger-Lizenz 1976. Drei Tage vor dem Autounfall bestand Paul die jährlich vorgeschriebene physische Pilotenuntersuchung, die Tests für jedwede Alkoholprobleme (einschließlich Blut- und Lebertest) beinhaltet. Pauls Eltern behaupteten, dass diese Tests aufgezeigt hätten, wenn er ernsthafte Alkoholprobleme gehabt hätte. Das originale „Certificat d’aptitude physique et mentale“ wurde 1998 in der ZDF-Sendung Diana - Geheimnisse der Todesnacht gezeigt. Im Rahmen der Untersuchung Operation Paget wurden die europaweiten Standards für medizinische Tauglichkeitszeugnisse eruiert, die 1997 in Kraft waren. Dabei stellte sich heraus, dass kein spezifischer medizinischer Test für Alkoholismus vorgenommen wurde, und eine Eigenerklärung über Alkoholprobleme vom jeweiligen Piloten erforderlich war. Paul gab keine Alkoholprobleme an; die Fliegerärztin, die die Untersuchung Pauls vorgenommen hatte, stellte auch keine fest.[1] Jedoch bekam Paul in seinem Tauglichkeitszeugnis die Auflage vorgeschrieben, wegen seiner Fehlsichtigkeit stets Brillen zu tragen.[2][3] Privat fuhr er einen Kleinwagen (Mini).[4]

Beruflicher Hintergrund

Es war bekannt, dass Paul an mindestens 4 speziellen Fahrertrainings von Mercedes Benz teilgenommen hatte. Er hatte keine behördliche Genehmigung, eine spezielle Lizenz namens „Grande Remise“, die als Chauffeur einer gemieteten Limousine erforderlich war.[4]

Unfallhergang

Paul versuchte, mit stark überhöhter Geschwindigkeit den Paparazzi zu entkommen, die den Wagen verfolgten, als der von ihm gefahrene schwarze Mercedes S280 (Kennzeichen 688 LTV 75) frontal gegen den 13. Mittelpfeiler fuhr, der den Pont de l'Alma Tunnel stützt. Pauls Blutalkoholkonzentration wurde in weiterer Folge zwischen 1,73 g/L und 1,75 g/L (~>0.17% mass/vol.) festgestellt, ein Wert der mehr als das dreifache des Grenzwertes für alkoholisiertes Fahren unter französischem Recht darstellt. Pauls Eltern bestreiten die Authentizität und Akkuratheit der Testergebnisse,[5] wie auch Dodis Vater, Mohamed Al-Fayed.[6]

Französische Ermittlungen

Pauls Freunde sagten gegenüber der französischen Polizei aus, dass er keine erwähnenswert hohe Alkoholtoleranz hatte und bei geselligen Anlässen auch nach ein paar Drinks mehr als üblich nicht wie ein Betrunkener wirkte.[7] In ihrer Stellungnahme gegenüber der französischen Polizei, erklärte die Ärztin Dominique Mélo, mit der er auch befreundet war: "Henry [sic] trank wie jeder andere, aber nicht im Übermaß". "Er hatte weder die klinischen Anzeichen noch das Verhalten eines chronischen Alkoholikers.", erklärte sie weiter.

Dr. Mélo sagte weiter aus, dass dieser in den zwei Jahren vor seinem Tod aufgrund der Beendigung einer Langzeitbeziehung depressive Phasen hatte und manchmal trank. Sie glaubte nicht, dass er alkoholabhängig war, aber hatte die Sorge er würde es vielleicht werden, und im Juni 1996 verschrieb sie ihm das Antidepressivum Prozac und ein Anti-Alkoholmedikament namens Aotal (Acamprosat). Sie sagte, dass Paul manchmal sein Anti-Alkoholmedikament nicht einnahm, um maßvolle Mengen an Alkohol trinken zu können. Eine aufgebrauchte Aotal-Tablettenpackung wurde im Papierkorb von Pauls Büro im Ritz Hotel gefunden. Die analysierten Blutproben enthielten keine Spuren von Acamprosat. Spuren des Antidepressivums wurden in post-mortalen Blutuntersuchungen gefunden. Die Untersuchung ergab außerdem, dass Pauls Leber in der Autopsie als für normal befunden wurde, ohne Anzeichen, die auf Probleme im Zusammenhang mit Alkoholismus hindeuten würden.[8]

Britische Ermittlungen

Die Operation Paget untersuchte die Zuverlässigkeit der post-mortalen Untersuchungen, durch DNA-Vergleiche der fraglichen Blutprobe, indem ein DNA-Profil daraus mit jenem von Pauls Mutter verglichen wurde. Das Testergebnis ergab eine mütterliche Verwandtschaftsverbindung zwischen den beiden Profilen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9997 %.[9] Der ungewöhnliche CO-Wert seiner Blutprobe wurde der Körperregion, aus der sie entnommen worden war, zugeschrieben als auch des dicht bebauten städtischen Raums in dem er lebte und dem Rauchen kleiner Zigarillos in den Stunden vor seinem Tod.[10]

Im November 2006 kam zutage, dass John Stevens ein Treffen mit Pauls Eltern hatte, und ihnen gesagt hatte, ihr Sohn wäre nicht betrunken gewesen, und man hätte herausgefunden, dass er unstrittig zwei alkoholische Getränke zu sich genommen hatte. Fünf Wochen später behauptete der Bericht, dass Paul zweifach über dem erlaubten britischen Grenzwert und dreifach über dem französischen Limit war.[11] Ein Experte schätzte, dass Paul das Äquivalent von 8 kleinen Gläschen Ricard, seinem bevorzugten französischen Aperitif mit Anisgeschmack, vor der Fahrt getrunken hatte.[12]

Bei der britischen Untersuchung im Februar 2008 verneinte Stevens eine absichtliche Irreführung von Pauls Eltern, und erklärte den augenscheinlichen Widerspruch in seinen Stellungnahmen damit, dass Paul nicht der üblichen Definition eines Betrunkenen entsprach, die von beobachtbarem physischem Verhalten abhängt. Er stand dennoch klar unter dem Einfluss von Alkohol und war fahruntauglich.[13]

Ein verschreibungspflichtiges Mittel, genannt Albendazol (oder Zentel), das zur Behandlung von Wurminfektionen verwendet wird, wurde in Haarproben von Paul gefunden; von diesem Mittel sagt man, dass es üblicherweise obdachlosen Personen verabreicht wird. Woher er dieses Präparat hatte, ist unbekannt.[14]

Kontakt mit Paparazzi

In zuvor unveröffentlichten CCTV-Aufnahmen, die bei der britischen Untersuchung am 4. Oktober 2007 der Jury vorgeführt wurden, ist Henri Paul in der Unfallnacht zu sehen, wie er den Fotografen zuwinkt.[15] Inspektor Paul Carpenter sagte hierzu bestätigend aus, Paul habe wenige Minuten vor dem Aufbruch des Paares den Fotografen zugewinkt.[16][17] Er sagte außerdem, dass ein Fotograf nahe der Stelle, an der das Paar später das Hotel verließ, Kontakt mit anderen Paparazzi hielt. Dies schürt angeblich Zweifel an dem lange gehegten Glauben, die Gruppe Paparazzi, die vor dem Hotel wartete, hätte von sich aus, ohne jegliche Hilfe aus dem Hotel, gehandelt.[18]

Verschwörungstheorien

Involvierung mit nationalem Geheimdienst

Es gab Behauptungen über Paul, in den Jahren nach seinem Tod, betreffend seiner angeblichen Verwicklungen mit dem französischen Geheimdienst, und möglicherweise jenen im Vereinigten Königreich. Die Behauptungen wurden durch die Metropolitan Police im Rahmen der Operation Paget untersucht, die von John Stevens geführt wurde und fast 3 Jahre andauerte. Das Kapitel 4 des Ermittlungsberichts behandelt durchgängig die Vorwürfe gegenüber Henri Paul.[19]

Die Schlussfolgerungen aus dem im Jahr 2006 veröffentlichten Untersuchungsbericht waren, dass sich Pauls Zusammenarbeit mit dem französischen Geheimdienst auf basale Kooperation mit der französischen DST beschränkte, wenn hochgestellte Gäste im Hôtel Ritz verweilten. Für diese Dienste erhielt er keine finanzielle Vergütung. Des Weiteren wurde festgehalten, dass eine solche Zusammenarbeit mit nationalen Geheimdiensten unter leitendem Sicherheitspersonal der Luxushotels größerer Weltstädte üblich sei.[20]

Persönliche Finanzsituation

Nach Pauls Tod fand man heraus, dass er im Besitz einer großen Summe Geld war. Er hatte ein stattliches Privatvermögen angehäuft, verstreut auf über 15 separate Bankkonten, das sein erwartbares Einkommen weit übertraf. Es wurde gemutmaßt, das Geld könnte aus einer unerlaubten Quelle stammen, möglicherweise von einem nationalen Geheimdienst.

Seinem besten Freund Claude Garrec zufolge, waren die 12.565 Franc (etwa 1800 Euro[16]) an Bargeld, die in Pauls Taschen gefunden worden waren, dem Umstand geschuldet, dass es in seiner Berufstätigkeit erforderlich war, bei Bedarf Auslagen für reiche Hotelgäste zu machen. Eine große Menge an Bargeld werde stets griffbereit gebraucht, um spontane Besorgungen zu erledigen, da reiche Leute dafür bekannt seien, oft kein Bargeld bei sich zu führen. Paul erhielt auch großzügige Trinkgelder für die Erledigung solcher Besorgungen. Seine Mutter erwähnte einen Anlass, bei dem Paul 5000 Franc als Trinkgeld von einem Verwandten eines arabischen Prinzen für das Einkaufen einiger luxuriöser Bekleidungsstücke erhielt. Solche vierstelligen Beträge waren keine Seltenheit für ihn, während seiner elf Jahre, die er beim Hotel Ritz arbeitete.

Operation Paget folgerte, es sei unwahrscheinlich, dass das Bargeld und das Guthaben bei seiner Bank von irgendeinem nationalen Geheimdienst herstamme. Auch gab es keinerlei Beweis für irgendeine Verschleierung von Geldflüssen aus einer geheimen Quelle bei seinen Bankkonten. Zudem war er ein 41-jähriger Single ohne Unterhaltsverpflichtungen, der sein ganzes Erwachsenenleben über gearbeitet hatte. Außerdem besaß er noch eine Eigentumswohnung, die er weitervermietete. Diese Aspekte waren zusammengenommen eine mögliche Erklärung für die annähernd 1.700.000 Franc, auf die sein persönliches Vermögen zum Zeitpunkt seines Todes beziffert wurde. Die größere Anzahl an Bankkonten, auf die er sein Geld verteilt hatte, war nicht ungewöhnlich in Frankreich, da Banken dort üblicherweise mehrere Konten für unterschiedliche Zwecke eröffnen, die alle demselben Kunden zugehörig sind.[21]

Einzelnachweise

  1. Operation Paget Report (PDF), S. 176 & 373. BBC, abgerufen am 1. Mai 2017.
  2. Operation Paget Report, S. 175.
  3. Driver in Diana's crash to be buried Saturday CNN, abgerufen am 31. August 2017.
  4. a b Operation Paget Report, S. 161–165.
  5. "Family of Diana Crash Driver Speak of Their Legal Battle" BBC, abgerufen am 1. Mai 2017.
  6. "Fayed joins Diana crash action" BBC News, abgerufen am 1. Mai 2017.
  7. Operation Paget Report, S. 166–170.
  8. Coroner's Inquests into the Deaths of Diana, Princess of Wales and Mr Dodi Al Fayed - Hearing Transcripts, 3. Oktober 2007, Abschnitt 25–29. The National Archives, abgerufen am 1. Mai 2017.
  9. Operation Paget Report, S. 355.
  10. Operation Paget Report, S. 373–380.
  11. Operation Paget Report, S. 367 f.
  12. Coroner's Inquests into the Deaths of Diana, Princess of Wales and Mr Dodi Al Fayed - Hearing Transcripts, 21. Januar 2008, Abschnitt 101. The National Archives, abgerufen am 23. Oktober 2017.
  13. Lord Stevens demands apology for Al Fayed allegations 'that he failed to properly investigate Diana's death' Evening Standard, abgerufen am 1. Mai 2017.
  14. Coroner's Inquests into the Deaths of Diana, Princess of Wales and Mr Dodi Al Fayed - Hearing Transcripts, 3. Oktober 2007, Abschnitt 32–34. The National Archives, abgerufen am 1. Mai 2017.
  15. Diana's driver alerted paparazzi, video of last minutes shows The Guardian, abgerufen am 1. Mai 2017.
  16. a b Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie Henri Paul kurz vor der Todesfahrt den wartenden Paparazzi ein Zeichen gibt, B.Z., abgerufen am 31. August 2017.
  17. Were paparazzi given a tip-off by Henri Paul? Daily Express, abgerufen am 1. Mai 2017.
  18. Princess Diana's driver 'tipped off paparazzi' The Daily Telegraph, abgerufen am 1. Mai 2017
  19. Operation Paget Report, S. 150–389.
  20. Operation Paget Report, S. 383.
  21. Operation Paget Report, S. 177–187.