„Hartmut Zinser“ – Versionsunterschied

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== Laufbahn ==
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=== Ausbildung und Werdegang ===
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Zinser studierte u.a. unter dem Religions- und [[Islamwissenschaft|Islamwissenschaftler]] [[Walther_Braune|Walther Braune]] und [[Klaus_Heinrich|Klaus Heinrich]] Religionswissenschaft an der [[Freie_Universität_Berlin|Freien Universität Berlin]]; von 1966 bis 1967 war er Mitglied des [[Allgemeiner_Studierendenausschuss|AStA]], von 1967 bis 1968 dann studentischer Wahlsenator. 1975 erfolgte seine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] (veröffentlicht als ''Mythos und Arbeit''), 1980 dann die [[Habilitation]] (veröffentlicht als ''Mythos des Mutterrechts''). Von 1984 bis 1988 hatte er eine Professur für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin inne, nach kurzer Unterbrechung (Professor für Ethnologie in [[Mainz]] von 1989 bis 1990) erfolgt 1990 die Berufung an die Freie Universität Berlin, wo er seitdem [[Professor]] am [[Institut_für_Religionswissenschaft_(FU_Berlin)|Institut für Religionswissenschaft]] ist.
Zinser studierte u.a. unter dem Religions- und [[Islamwissenschaft|Islamwissenschaftler]] [[Walther_Braune|Walther Braune]] und [[Klaus_Heinrich|Klaus Heinrich]] Religionswissenschaft an der [[Freie_Universität_Berlin|Freien Universität Berlin]]. Von 1965 bis zu dessen Auflösung 1970 war er Mitglied im [[Sozialistischer_Deutscher_Studentenbund|Sozialistischen Deutschen Studentenbund]] (dies führte aufgrund des sog. [[Radikalenerlass|Radikalenerlasses]], der eine Anstellung im [[Öffentlicher_Dienst|öffentlichen Dienst]] verhinderte, zu einem [[Berufsverbot]] und einer längeren Zeit der Arbeitslosigkeit), von 1966 bis 1967 war er Mitglied des [[Allgemeiner_Studierendenausschuss|AStA]] der Freien Universität Berlin, von 1967 bis 1968 dann studentischer Wahlsenator. 1975 erfolgte seine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] (veröffentlicht als ''Mythos und Arbeit''), 1980 dann die [[Habilitation]] (veröffentlicht als ''Mythos des Mutterrechts''). Von 1984 bis 1988 hatte er eine Professur für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin inne, nach kurzer Unterbrechung (Professor für Ethnologie in [[Mainz]] von 1989 bis 1990) erfolgt 1990 die Berufung an die Freie Universität Berlin, wo er seitdem [[Professor]] am [[Institut_für_Religionswissenschaft_(FU_Berlin)|Institut für Religionswissenschaft]] ist.
Seit 2002 übernimmt Zinser verschiedene Sokrates-Gastprofessuren: 2002 in Aarhus und Exeter, 2003 und 2004 in Bern, 2005 in Szeged und Wien, 2006 in Aarhus, 2007 in Szeged und Wien, schließlich 2009 in Wien.
Seit 2002 übernimmt Zinser verschiedene Sokrates-Gastprofessuren: 2002 in Aarhus und Exeter, 2003 und 2004 in Bern, 2005 in Szeged und Wien, 2006 in Aarhus, 2007 in Szeged und Wien, schließlich 2009 in Wien.



Version vom 5. Februar 2010, 16:52 Uhr

Hartmut Zinser (* 1. November 1944 in Tübingen) ist ein deutscher Religionswissenschaftler, Religionshistoriker und Ethnologe.[1]


Laufbahn

Ausbildung und Werdegang

Zinser studierte u.a. unter dem Religions- und Islamwissenschaftler Walther Braune und Klaus Heinrich Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Von 1965 bis zu dessen Auflösung 1970 war er Mitglied im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (dies führte aufgrund des sog. Radikalenerlasses, der eine Anstellung im öffentlichen Dienst verhinderte, zu einem Berufsverbot und einer längeren Zeit der Arbeitslosigkeit), von 1966 bis 1967 war er Mitglied des AStA der Freien Universität Berlin, von 1967 bis 1968 dann studentischer Wahlsenator. 1975 erfolgte seine Promotion (veröffentlicht als Mythos und Arbeit), 1980 dann die Habilitation (veröffentlicht als Mythos des Mutterrechts). Von 1984 bis 1988 hatte er eine Professur für Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin inne, nach kurzer Unterbrechung (Professor für Ethnologie in Mainz von 1989 bis 1990) erfolgt 1990 die Berufung an die Freie Universität Berlin, wo er seitdem Professor am Institut für Religionswissenschaft ist. Seit 2002 übernimmt Zinser verschiedene Sokrates-Gastprofessuren: 2002 in Aarhus und Exeter, 2003 und 2004 in Bern, 2005 in Szeged und Wien, 2006 in Aarhus, 2007 in Szeged und Wien, schließlich 2009 in Wien.

Weitere Tätigkeiten

Von 1984 bis 1993 war Zinser Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für Religionsgeschichte (DVRG – seit 2005: Deutsche Vereinigung für Religionswissenschaft, DVRW), von 1996 bis 1998 Mitglied der Enquête-Kommission Sogenannte Sekten und Psychogruppen des Deutschen Bundestages. Von 1998 bis 2004 war er 'Viceprésident' der Association Européenne pour l'Étude Scientifique des Religions (EurAssoc, Luxembourg), seit 2004 ist er amtierender Vorsitzender der EurAssoc sowie 'Elected Fellow' der Society for the Scientific Study of Religion (USA). Seit 1998 ist Zinser Mitglied im Beirat der PAIDEUMA und seit 1999 Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Von 2002 bis 2005 war er 1. Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte und von 2005 bis 2008 der stellvertretende Vorsitzende. Von 2007 bis 2008 war Zinser Mitglied in der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates zur "Akkreditierung bekenntnisgebundener Hochschulen" und von 2008 bis 2009 Mitglied in der Arbeitsgruppe "Theologie und Religionswissenschaft an deutschen Hochschulen".

Arbeitsgebiete am Lehrstuhl Zinser

Die Arbeitsschwerpunkte von Zinser liegen im Bereich der europäischen Religionsgeschichte seit der Französischen Revolution und ihren aktuellen Entwicklungen (New Age, Esoterik). Weitere Schwerpunkte bilden die römische Religionsgeschichte, das antike Christentum und sog. Stammesreligionen; ferner arbeitet er auf dem Gebiet der systematischen Religionswissenschaft und ihrer Begriffsgeschichte sowie zu Mythen und ihren Theorien. Von 2001 bis 2003 war er wissenschaftlicher Betreuer eines Lehr- und Forschungsprojektes mit besonderer Relevanz für die Stadt Berlin: Nils Grübel und Stefan Rademacher kartographierten in dieser Zeit mit Hilfe von Studierenden die religiöse Landschaft Berlins. Insgesamt wurden über 360 verschiedene Religionsgemeinschaften lexikonartig porträtiert. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Handbuch "Religion in Berlin", welches somit einen einzigartigen Überblick über das religiöse Leben in Berlin bietet.[2] Seit 2006 ist Zinser Co-Projektleiter des von der VolkswagenStiftung finanzierten Forschungsprojekts "Vom Imperialmuseum zum Kommunikationszentrum" (zusammen mit Lidia Guzy, Rainer Hatoum und Susan Kamel). Seit 2009 ist er Leiter eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Forschungsprojekts zum sog. 'Neuen Atheismus' ("Die 'Rückkehr der Religionen' und die Rückkehr der Religionskritik - Der 'Neue Atheismus' in der deutschen und US-amerikanischen Gegenwartskultur", zusammen mit Ulf Plessentin und Thomas Zenk).[3] Weitere wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl Zinser sind Márcia Moser und Maud Sieprath. Seit Februar 2010 ist ein weiteres DFG-Projekt am Arbeitsbereich Zinser angesiedelt; Clarissa Busse wird das Leben und Werk der deutsch-jüdischen Judaistin Marianne Awerbuch erforschen.[4]

Der Markt der Religionen

Mit der 1997 publizierten Studie leistet Zinser einen Beitrag zur religionssoziologischen Debatte um die Entwicklung von Religion in der Moderne. Mit ‚Der Markt der Religionen’ unterzieht Zinser die Prozesse religiöser Pluralisierung, v.a. in Deutschland, einer kritischen Analyse. Neben der Diskussion grundlegenden religionssoziologischen Fragen, wie dem Verhältnis von Staat und Kirche, von Religion und Markt und dem Religionsbegriff[5], widmet er sich einigen Begriffsklärungen (Okkultismus, Esoterik, Magie, Sekte) und der Darstellung von neuen religiösen Bewegungen und esoterischen Angeboten auf dem ‚Markt der Religionen’[6]. ‚Der Markt der Religionen’ ist neben der Darstellung und Analyse spezifischer Prozesse religiöser Pluralisierung in der Moderne auch eine kritische Anfrage an religionswissenschaftliche Begriffsbildungen und disziplinäre Selbstverständnisse. Denn, so Zinser, die Tendenz, ‚Religion’ entweder über eine substantielle oder eine funktionale Theoriebildung wesenhaft zu bestimmen oder aber eine Bestimmung von ‚Religion’ gänzlich aufzugeben, erscheint wissenschaftlich und gesellschaftspolitisch als problematisch.[7] Vielmehr bedarf es nach Zinser einer Begriffsbestimmung von ‚Religion’, die einige Kriterien aufsetzt (Selbstverständnis, gesellschaftliche Anerkennung, Gemeinschaft stiftend) und zugleich für die gesellschaftliche und geschichtliche Variabilität und Wandlung von Religionen offen bleibt.[8] In der weiteren religionssoziologischen Diskussion um ‚Religion in der Moderne’ widmen sich jüngere Arbeiten zunehmend auch der Frage der Entwicklung sogenannter ‚etablierter’ Religionen.[9]

Publikationen

Monographien

  • Grundfragen der Religionswissenschaft. Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3506-76898-8.
  • Esoterik. Eine Einführung. Fink, München 2009, ISBN 978-3770548743.
  • 'Kollektives Unbewußtes' und 'Freie Assoziation'. Zur Psychoanalyse in der Kultur- und Religionswissenschaft. Medien Verlag Köhler, Tübingen 2000, ISBN 3-932694-87-2.
  • Religion in der schulischen Bildung und Erziehung. (zus. mit K. E. Grözinger und B. Gladigow), Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 1999, ISBN 978-3830500384.
  • Der Markt der Religionen. Fink, München 1997, ISBN 978-3770532575.
  • Mythos des Mutterrechts. Verhandlung von drei aktuellen Theorien des Geschlechterkampfes. 2. Aufl. Lit Verlag, Münster 1996, ISBN 3-8258-2554-X.
  • Esoterik und New Age: Herausforderungen an die Jugend- und Erwachsenenbildung. (zus. mit T. Ewald, H.-G. Jaschke), Hessische Landeszentrale für Politische Bildung, Wiesbaden 1996.
  • Jugendokkultismus in Ost und West. Vier quantitative Untersuchungen zu Okkultpraktiken unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Berlin 1989 - 1991. Ergebnisse - Tabellen – Analysen. München 1993, ISBN 3-927890-06-5.
  • Okkultismus unter Jugendlichen. (zus. mit M. Knief), Pädag. Zentrum Berlin, Berlin 1992.
  • Mythos und Arbeit. Heymann Verlag, Wiesbaden 1977, ISBN 978-3880550292.

Herausgeberschaften

  • Marianne Awerbuch - Erinnerungen aus einem streitbarem Leben: Von Berlin nach Palästina. Von Israel nach Berlin. (zus. mit H. Simon), Hentrich & Hentrich, Teetz 2007, ISBN 978-3938485392.
  • Dieux des Celtes - Götter der Kelten. (zus. mit Ch. M. Ternes), Luxemburg 2002.
  • Zen, Reiki und Karate - Japanische Religiosität in Europa. (zus. mit I. Prohl), Lit Verlag, Münster/Hamburg/London 2002, ISBN 3-8258-4664-4.
  • Tradition im Wandel: Weibliche Religiosität im Hinduismus, Jainismus und Buddhismus. (zus. mit L. Guzy und K. Poggendorf-Kakar) Medien-Verlag Köhler, Tübingen 2000, ISBN 3-932694-79-1.
  • Psychologische Aspekte neuer Formen der Religiosität. Bericht einer empirischen Untersuchung zu persönlichkeits-psychologischen Dimensionen der Mitgliedschaft in religiösen Bewegungen und der Esoterik. (zus. mit B. Remus und G. Schwarz), Medien Verlag Köhler, Tübingen 1997, ISBN 978-3932694103.
  • Herausforderung Ethikunterricht: Ethik - Werte und Normen als Ersatzfach in der Schule. Diagonal Verlag, Marburg 1991, ISBN 978-3927165120.
  • Foedera naturai. Klaus Heinrich zum 60. Geburtstag. (zus. mit S. Anselm, A. A. Azarbaijani, C. Bange, K.-H. Kohl, Fr. Stentzler), Königshausen & Neumann, Würzburg 1989, ISBN 3-88479-440-X.
  • Religionswissenschaft: Eine Einführung. Reimer, Berlin 1988, ISBN 978-3496009351.
  • Der Untergang von Religionen, Reimer, Berlin 1986, ISBN 978-3496008422.
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Weltgeist zwischen Jena und Berlin. Briefe. Ullstein 1982, ISBN 978-3548351513.

Literatur

  • Nils Grübel & Stefan Rademacher (Hrsg.): Religion in Berlin. Ein Handbuch. Weißensee Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-89998-003-5.
  • Hildegard Piegeler/Inken Prohl/Stefan Rademacher (Hrsg.): Gelebte Religionen. Festschrift für Hartmut Zinser. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 978-3826027680.
  • Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender. Geistes- und Sozialwissenschaften. de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-014914-1.
  • Christoph Bochinger/Martin Engelbrecht/Winfried Gebhardt: Die unsichtbare Religion in der sichtbaren Religion - Formen spiritueller Orientierung in der religiösen Gegenwartskultur. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-019034-4.

Einzelnachweise

  1. Kürschners deutscher Gelehrten-Kalender. Geistes- und Sozialwissenschaften. de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-014914-1.
  2. Nils Grübel & Stefan Rademacher (Hrsg.):Religion in Berlin. Ein Handbuch. Weißensee Verlag, Berlin 2003, ISBN 978-3-89998-003-5.
  3. Beschreibung des DFG-Projekts zum "Neuen Atheismus"
  4. Beschreibung des DFG-Projekts zu Marianne Awerbuch
  5. Der Markt der Religionen. Fink, München 1997, ISBN 978-3770532575. S. 15-33, 33-37 und 149-171.
  6. Der Markt der Religionen. S. 37-149.
  7. Der Markt der Religionen. S. 152-155.
  8. Der Markt der Religionen. S. 155-169.
  9. Christoph Bochinger/Martin Engelbrecht/Winfried Gebhardt: Die unsichtbare Religion in der sichtbaren Religion - Formen spiritueller Orientierung in der religiösen Gegenwartskultur. Kohlhammer, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-17-019034-4.