„Hans Milch“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Intro
→‎Lebenslauf: Inhalt, Stil
Zeile 2:Zeile 2:


== Lebenslauf ==
== Lebenslauf ==
Johannes Philipp Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und [[Notar]] in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz.
Johannes Philipp Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und [[Notar]] in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz. Nach dem Besuch des humanistischen Gutenberg-Gymnasiums in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort das [[Abitur]] ab, wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und im Zweiten Weltkrieg an der Südfront in Italien eingesetzt. Von März 1945 bis November 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen [[Priester (Christentum)|Priester]] kennenlernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 [[Konversion (Religion)|konvertierte]] Hans Milch zur katholischen Kirche.


1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main auf. Die [[Priesterweihe]] empfing er am 8. März 1953 im [[Limburger Dom|Dom zu Limburg]]. Zunächst wirkte er als Kaplöan in Lorch am Rhein, ab 1954 in Rennerod im Westerwald und schließlich ab 1957 im [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Dom zu Frankfurt am Main]]. Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als [[Pfarrer]] von [[Hattersheim am Main]] eingeführt, das er bis zum 18. Oktober 1979 innehatte. Nach seiner Amtsenthebung baute er die Kapelle [[Athanasius der Große|St. Athanasius]] in Hattersheim.
Nach dem Besuch des humanistischen Gutenberg-Gymnasiums in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort das [[Abitur]] ab, wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und wurde im Zweiten Weltkrieg an der Südfront in Italien eingesetzt. Er befand sich von März 1945 bis November 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen katholischen Priester kennenlernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 konvertierte Hans Milch zur katholischen Kirche.

1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main auf. Seine [[Priesterweihe]] erfolgte am 8. März 1953 im [[Limburger Dom|Dom zu Limburg]]. Als [[Kaplan]] war er zunächst in Lorch am Rhein, ab 1954 in Rennerod im Westerwald und schließlich ab 1957 im [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Dom zu Frankfurt am Main]] tätig.

Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als [[Pfarrer]] von [[Hattersheim am Main]] eingeführt, das er bis zum 18. Oktober 1979 innehatte. Nach seiner Amtsenthebung baute er die Kapelle [[Athanasius der Große|St. Athanasius]] in Hattersheim und führte vornehmlich in Mainz zahlreiche Glaubenskundgebungen durch.


Von dem geistig verwirrten Luigi Zito, den Hans Milch seelsorgerisch betreute, wurde er am 8. August 1987 in seiner Wiesbadener Wohnung mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1.000 Gläubigen auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt.<ref name="abendblatt">{{Webarchiv| url=http://www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=/ha/1987/xml/19870811xml/habxml870709_5852.xml |wayback=20140728200658|text=''Der Ritualmord im Pfarrhaus''}}, Hamburger Abendblatt 184/1987, 11. August 1987, S. 18</ref>
Von dem geistig verwirrten Luigi Zito, den Hans Milch seelsorgerisch betreute, wurde er am 8. August 1987 in seiner Wiesbadener Wohnung mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1.000 Gläubigen auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt.<ref name="abendblatt">{{Webarchiv| url=http://www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=/ha/1987/xml/19870811xml/habxml870709_5852.xml |wayback=20140728200658|text=''Der Ritualmord im Pfarrhaus''}}, Hamburger Abendblatt 184/1987, 11. August 1987, S. 18</ref>

Version vom 15. September 2016, 20:54 Uhr

Hans Milch (* 17. März 1924 in Wiesbaden; † 8. August 1987 ebenda) war ein deutscher Priester, Vertreter des katholischen Traditionalismus und Gründer der Erzbischof Marcel Lefebvre nahestehenden actio spes unica, die maßgebliche Standpunkte und Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils als mit dem katholischen Glauben unvereinbar erachtete.

Lebenslauf

Johannes Philipp Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Notar in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz. Nach dem Besuch des humanistischen Gutenberg-Gymnasiums in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort das Abitur ab, wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und im Zweiten Weltkrieg an der Südfront in Italien eingesetzt. Von März 1945 bis November 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen Priester kennenlernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 konvertierte Hans Milch zur katholischen Kirche.

1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main auf. Die Priesterweihe empfing er am 8. März 1953 im Dom zu Limburg. Zunächst wirkte er als Kaplöan in Lorch am Rhein, ab 1954 in Rennerod im Westerwald und schließlich ab 1957 im Dom zu Frankfurt am Main. Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als Pfarrer von Hattersheim am Main eingeführt, das er bis zum 18. Oktober 1979 innehatte. Nach seiner Amtsenthebung baute er die Kapelle St. Athanasius in Hattersheim.

Von dem geistig verwirrten Luigi Zito, den Hans Milch seelsorgerisch betreute, wurde er am 8. August 1987 in seiner Wiesbadener Wohnung mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1.000 Gläubigen auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt.[1]

Die actio spes unica

Die actio spes unica wurde am 8. Februar 1977 als „Kampf- und Sühnegemeinschaft“ von Pfarrer Hans Milch gegründet.

Dem vorangegangen war die Gründung der „Bewegung für Papst und Kirche“[2] im Jahre 1969, die Hans Milch zusammen mit Walter Hoeres und dem Mannheimer Fritz Feuling ins Leben rief. Ende der 1960er Jahre war Milch der Ansicht, das Zweite Vatikanische Konzil habe „gültige Texte“ verabschiedet, die von so genannten „Modernisten“ absichtlich falsch verstanden und missbraucht würden. Diese Sichtweise blieb in der Folgezeit weitgehend auf einige Kleingruppen beschränkt.

In dem Glauben, Gott für die durch den Einbruch des „Modernismus“ in die katholische Kirche zugefügten Beleidigungen stellvertretend Sühne leisten zu müssen, gründete Hans Milch im Jahre 1972 die „Gebets- und Sühnegemeinschaft“ spes unica, deren Mitglieder sich per Gelübde verpflichteten, täglich eine halbe Stunde lang für die „Rettung der Kirche“ zu beten, das Gebet zum hl. Erzengel Michael zu verrichten und jeden Freitag zu fasten.

Doch bereits nach zwei Jahren öffnete Hans Milch die spes unica auch für Menschen, die der katholischen Kirche dienen wollten, ohne sich durch ein so asketisches Gelübde zu verpflichten. Ebenso im Jahre 1974 nahm er Kontakt mit der 1970 in Ecône von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. auf, und trat für die Ausweitung ihrer Aktivitäten auf Deutschland ein.

Mitte der 1970er Jahre radikalisierte Milch seine Ansichten und betonte, dass das Konzil gegenüber der „progressistischen Katastrophe kein unschuldiges Neutrum“ sei, wie er in einem Rundbrief vom März 1977 an die spes-unica-Mitglieder schrieb, sondern dass vielmehr zwischen dem angenommenen Niedergang des „Erscheinungsbildes der [katholischen] Kirche“ und den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils ein enger Zusammenhang bestehe. Mit einem Rundbrief vom 21. Oktober 1976 richtete er daher eine Umfrage an seine „Bewegung für Papst und Kirche“, um herauszufinden, wie viele Mitglieder seine Überzeugung teilten. Nachdem rund 60 Prozent der Mitglieder ihre Zustimmung äußerten, vereinigte Hans Milch diese Mitglieder der „Bewegung“ mit der spes unica am 8. Februar 1977 zur actio spes unica.

Pfarrer Milchs Suspendierung

Hans Milchs fortgesetzte öffentliche Kritik an den Bischöfen und die immer stärkere Annäherung an den bereits 1976 suspendierten französischen Erzbischof Marcel Lefebvre führten dazu, dass ab Ende 1978 der Konflikt mit Milchs vorgesetztem Bischof von Limburg, Wilhelm Kempf, eskalierte.

Bischof Kempf stellte Milch im Jahre 1979 die Gretchen-Frage: „Wie stehen Sie zu Erzbischof Marcel Lefebvre?“ In seinem Rundbrief vom 22. Juli 1979 bekannte sich Pfarrer Milch vorbehaltlos zu dem Erzbischof. Daraufhin suspendierte Bischof Kempf Hans Milch am 18. Oktober 1979.

Am 5. Dezember 1981 konnte, nachdem Milch sich zwei Jahre lang mit Notunterkünften behelfen musste, der Grundstein für die St.-Athanasius-Kapelle in Hattersheim gelegt werden. Die Kapelle wurde am 24. Oktober 1982 von Erzbischof Lefebvre eingeweiht.

Milch und sein Werk nach dem Tod

Der Generalvikar vom Bischöflichen Ordinariat in Limburg, Dr. Raban Tilman, schrieb nach Milchs Ermordung in einem Rundbrief: „Mit Trauer nimmt das Presbyterium des Bistums Abschied von seinem Mitbruder, mit dem eine Verständigung nicht mehr möglich war.“[1]

Nach dem Tod von Pfarrer Hans Milch im Jahre 1987 ging die Betreuung der Athanasiusgemeinde an die Priesterbruderschaft St. Pius X. über. Die actio spes unica bemühte sich, das Werk ihres Gründers fortzuführen; zu diesem Zweck zeigt sie bis heute (2009) Präsenz, veranstaltet Vorträge und publiziert Schriften zur katholischen Tradition.

Literatur

  • Wolfgang Schüler: Pfarrer Hans Milch: eine große Stimme des katholischen Glaubens; mit einer Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil. 2 Bände, Actio Spes Unica, o. O. [Hattersheim] 2005, ISBN 3-934692-20-6.

Einzelnachweise

  1. a b Der Ritualmord im Pfarrhaus (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive), Hamburger Abendblatt 184/1987, 11. August 1987, S. 18
  2. Vgl. Kathpedia: Bewegung für Papst und Kirche