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'''Hans Milch''' (* [[24. März]] [[1924]] in [[Wiesbaden]]; † [[8. August]] [[1987]] in [[Wiesbaden]] (ermordet)) war katholischer [[Pfarrer]] und Gründer der Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] nahestehenden ''[[actio spes unica]]'', die maßgebliche Standpunkte und Reformen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]]s (1962–65) als mit dem katholischen Glauben unvereinbar ablehnte.
'''Hans Milch''' (eigentlich ''Johannes Philipp Milch''; * [[17. März]] [[1924]] in [[Wiesbaden]]; † [[8. August]] [[1987]] ebenda) war ein deutscher [[Priester (Christentum)|Priester]], Vertreter des [[Katholischer Traditionalismus|katholischen Traditionalismus]] und Gründer der Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] nahestehenden ''[[Actio spes unica]]'', die maßgebliche Standpunkte und Reformen des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] als mit dem katholischen Glauben unvereinbar erachtet.


== Leben ==
Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer [[Protestantismus|protestantischen]] Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und [[Notar]] in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz. Nach dem Besuch des humanistischen [[Gutenbergschule Wiesbaden|Gutenberg-Gymnasiums]] in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort die [[Abitur]]prüfung ab, wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und im Zweiten Weltkrieg in [[Italienfeldzug (Zweiter Weltkrieg)|Italien]] eingesetzt. Von März 1945 bis November 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen [[Priester (Christentum)|Priester]] kennen lernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 [[Konversion (Religion)|konvertierte]] Milch zur [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]].


1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der [[Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen|Jesuitenhochschule St. Georgen]] in Frankfurt am Main auf. Die [[Weihesakrament#Presbyterat|Priesterweihe]] empfing er am 8. März 1953 im [[Limburger Dom|Dom zu Limburg]]; seine [[Primiz]] feierte er in der Hauptkirche seiner Heimatpfarrei [[Maria-Hilf-Kirche (Wiesbaden)|Maria-Hilf]] in Wiesbaden. Zunächst wirkte er als Kaplan in [[Lorch (Rheingau)|Lorch am Rhein]], ab 1954 in [[Rennerod]] im Westerwald und schließlich ab 1957 im [[Kaiserdom St. Bartholomäus|Dom zu Frankfurt am Main]]. Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als [[Pfarrer]] von [[Hattersheim am Main]] eingeführt, das er bis zu seiner Suspendierung am 18. Oktober 1979 innehatte. Anfang April 1962 wurde er ehrenhalber in die katholische Studentenverbindung Greiffenstein-Breslau zu Frankfurt am Main im [[Cartellverband|CV]] aufgenommen.<ref>CV-Sekretariat (Hrsg.): Gesamtverzeichnis des CV 1964, als Manuskript gedruckt, München 1964, S. 218.</ref>
== Lebenslauf ==
Johannes Philipp Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Notar in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz.


=== Gründung der ''Actio spes unica'' ===
Nach dem Besuch des humanistischen Gutenberg-Gymnasiums in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort das Abitur ab und wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und findet im Zweiten Weltkrieg Verwendung an der [[Südfront]] (Italien) eingesetzt. Von März 1945 bis November 1946 befand er sich in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen katholischen Priester kennenlernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 konvertierte Hans Milch zur katholischen Kirche.
Milch war 1969 der in [[Steinbach (Taunus)]], später [[Regensburg]], ansässigen ''Bewegung für Papst und Kirche'' beigetreten und hatte den Vorsitz dieser Gruppe übernommen, die im Jahr zuvor auf Initiative des [[Bistum Regensburg|Regensburger]] Bischofs [[Rudolf Graber (Bischof)|Rudolf Graber]] unter anderem von [[Walter Hoeres]], dem Mannheimer [[Oberstudienrat (Deutschland)|Oberstudienrat]] Fritz Feuling (1918–1976) und dem [[Pallottiner]]pater [[Gerhard Hermes]], dem späteren Chefredakteur der Zeitschrift ''[[Der Fels (Zeitschrift)|Der Fels]]'', sowie dessen Mitarbeiter Heinz Froitzheim (1927–2014) aufgebaut worden war, um den innerkirchlichen Umbrüchen infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils zu begegnen und den von ihnen befürchteten Einbruch der „[[68er-Bewegung|68er-Kulturrevolution]]“<ref>[[Jürgen Liminski]]: ''Treu, feinfühlig, gerecht. Ein Geburtstagsbillet für Heinz Froitzheim.'' In: ''Der Fels'' 39 (2008), Heft 1, S.&nbsp;7&nbsp;f.</ref> in die Kirche zu bekämpfen.<ref>''[https://www.spes-unica.de/aktuell/nachrichten/2016/160118_professorhoeres/ Nachruf auf Prof. Dr. Walter Hoeres.]'' Veröffentlicht am 18. Januar 2016, Webseite der Aktion ''www.spes-unica'', abgerufen am 24. August 2017.</ref> Ende der 1960er Jahre war Milch der Ansicht, das Zweite Vatikanische Konzil habe „gültige Texte“ verabschiedet, die von so genannten „Modernisten“ absichtlich falsch verstanden und missbraucht würden. Diese Sichtweise blieb weitgehend auf einige Kleingruppen im Umkreis Milchs und anderer sehr konservativer Katholiken beschränkt, die die Konsequenzen des Konzils ablehnten.<ref>Ursula Schnell: ''Das Verhältnis von Amt und Gemeinde im neueren Katholizismus'' (= ''Theologische Bibliothek Töpelmann.'' Band 29). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-004929-5, S. 248–250.</ref>


In dem Glauben, Gott für die durch den Einbruch des „[[Modernismus (Katholizismus)|Modernismus]]“ in die römisch-katholische Kirche zugefügten Beleidigungen stellvertretend Sühne leisten zu müssen, gründete Milch im Jahre 1972 die Gebets- und Sühnegemeinschaft ''Spes unica'', deren Mitglieder sich durch ein [[Gelübde]] verpflichteten, täglich für die Rettung der Kirche zu beten, ein Gebet zum [[Erzengel Michael]] zu verrichten und jeden Freitag zu fasten. Bereits nach zwei Jahren öffnete Hans Milch die ''Spes unica'' auch für Menschen, die der Gemeinschaft angehören wollten, ohne sich durch ein Gelübde zu verpflichten. Im selben Jahr, 1974, nahm er Kontakt mit der 1970 in [[Ecône]] von Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] gegründeten [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]] auf und trat für die Ausweitung ihrer Aktivitäten auf Deutschland ein.
1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Jesuitenhochschule [[St. Georgen]] in Frankfurt am Main auf. Seine Priesterweihe erfolgte am 8. März 1953 im [[Dom zu Limburg]]. Als Kaplan war er zunächst in Lorch am Rhein, ab 1954 in Rennerod im Westerwald und schließlich ab 1957 im [[Dom zu Frankfurt am Main]] tätig.


Ab Mitte der 1970er Jahre radikalisierte Milch seine Äußerungen zunehmend und betonte unter anderem, das Konzil sei gegenüber der „progressistischen Katastrophe kein unschuldiges Neutrum“, wie er in einem Rundbrief vom März 1977 an die ''Spes-unica''-Mitglieder schrieb. Vielmehr bestehe zwischen dem Niedergang des „Erscheinungsbildes der Kirche“ und den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils ein enger Zusammenhang. In einem Rundbrief vom 21. Oktober 1976 richtete er eine Umfrage an die Mitglieder der ''Bewegung für Papst und Kirche'', um herauszufinden, wie viele von ihnen diese Überzeugung teilten. Nachdem rund 60 Prozent ihre Zustimmung äußerten, vereinigte Hans Milch am 8. Februar 1977 die beiden Gruppen zur ''Actio spes unica''.
Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als Pfarrer von Hattersheim am Main eingeführt, das er bis zum 18. Oktober 1979 innehatte. Nach seiner Amtsenthebung baute er die Kapelle [[St. Athanasius]] in Hattersheim und führte vornehmlich in Mainz zahlreiche Glaubenskundgebungen durch.


=== Suspendierung und Tod ===
Von dem geisteskranken Luigi Zito, den Hans Milch seelsorgerisch betreute, wurde er am 8. August 1987 in seiner Wiesbadener Wohnung mit zahlreichen Messerstichen ermordet. Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1.000 Gläubigen auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt.
Milchs fortgesetzte öffentliche Kritik an den Bischöfen und die immer stärkere Annäherung an den 1976 suspendierten französischen Erzbischof Lefebvre führten dazu, dass ab Ende 1978 der Konflikt mit dem damaligen Diözesanbischof von Limburg, [[Wilhelm Kempf (Bischof)|Wilhelm Kempf]], eskalierte. Nachdem Milch die Positionen Lefebvres in einem Rundbrief vom 22. Juli 1979 vorbehaltlos unterstützt hatte, [[Suspension (Kirchenrecht)|suspendierte]] Bischof Kempf Pfarrer Milch am 18. Oktober 1979.


Nach seiner Amtsenthebung gründete er mit Anhängern aus seiner ehemaligen Pfarrei in Hattersheim an einer neu errichteten Kapelle 1982 die Gegengemeinde [[Athanasius der Große|St. Athanasius]] und wirkte später in Mainz und Wiesbaden. Am 5. Dezember 1981 wurde der Grundstein für die St.-Athanasius-Kapelle in Hattersheim gelegt, die zum geistlichen Zentrum der Aktivitäten Milchs und seiner Organisationen wurde. Die Kapelle wurde am 24. Oktober 1982 von Erzbischof Lefebvre geweiht.


Am 8. August 1987 wurde Hans Milch im Alter von 63 Jahren in seiner Wiesbadener Wohnung von einem geistig verwirrten 31-Jährigen, den er seelsorgerisch betreut hatte, mit Messerstichen und einem Holzpfahl getötet.<ref name="becht">Manfred Becht: ''{{Webarchiv|url=http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Vor-30-Jahren-wurde-der-katholische-Pfarrer-Hans-Milch-ermordet;art676,2733319 |wayback=20170824011053 |text=Vor 30&nbsp;Jahren wurde der katholische Pfarrer Hans Milch ermordet.}}'' In: ''[[Höchster Kreisblatt]]'', 9. August 2017, abgerufen am 23. August 2017.</ref> Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1000 Beerdigungsgästen auf dem [[Nordfriedhof (Wiesbaden)|Wiesbadener Nordfriedhof]] beigesetzt.<ref name="abendblatt">{{Webarchiv| url=http://www.abendblatt.de/archiv/article.php?xmlurl=/ha/1987/xml/19870811xml/habxml870709_5852.xml |wayback=20140728200658|text=''Der Ritualmord im Pfarrhaus''}}, Hamburger Abendblatt 184/1987, 11. August 1987, S. 18.</ref>
== Die ''actio spes unica'' ==
Die ''actio spes unica'' wurde am 8. Februar 1977 als „Kampf- und Sühnegemeinschaft“ von Pfarrer Hans Milch gegründet.


== Rezeption ==
Dem vorangegangen war die Gründung der „Bewegung für Papst und Kirche“ im Jahre 1969, die Hans Milch zusammen mit seinem Freund Professor Walter Hoeres und dem Mannheimer Oberstudienrat Dr. Fritz Feuling ins Leben rief. – Ende der sechziger Jahre war Milch noch davon überzeugt, daß das Konzil gültige Texte verabschiedet habe, die von „Modernisten“ absichtlich falsch verstanden und mißbraucht würden; diese Sichtweise spiegelt sich in dem Ziel der Bewegung wider, dem nachkonziliaren Rom den Rücken zu stärken und es gegen die „modernistischen Exzesse“ zu verteidigen.
Nach dem Tode Milchs im Jahre 1987 ging die Betreuung der Athanasiusgemeinde an die Priesterbruderschaft St. Pius X. über. Die ''Actio spes unica'' bemühte sich, das Werk ihres Gründers fortzuführen.


Der [[Generalvikar]] von Limburg, [[Raban Tilmann]], schrieb in einem Nachruf: „Mit Trauer nimmt das [[Presbyterium (Kollegium)|Presbyterium]] des Bistums Abschied von seinem Mitbruder, mit dem eine Verständigung nicht mehr möglich war.“<ref name="abendblatt" />
In dem Glauben, Gott für die durch den Einbruch des „Modernismus“ in die katholische Kirche zugefügten Beleidigungen stellvertretend Sühne leisten zu müssen, gründete Hans Milch im Jahre 1972 die „Gebets- und Sühnegemeinschaft“ ''spes unica'', deren Mitglieder sich per Gelübde verpflichteten, täglich eine halbe Stunde lang für die Rettung der Kirche zu beten, das Gebet zum hl. [[Erzengel Michael]] zu verrichten und jeden Freitag zu fasten.


Von Milch beeinflusst wurde der Musiker [[Josef Maria Klumb]], der in Musikalben der rechtsgerichteten [[Neofolk]]-Band [[Von Thronstahl]] Versatzstücke aus Predigten Milchs verwendete und dessen Pathos in der [[Rechtsextremismus|rechtsextremen]] Szene bekannt machte. Klumb selbst hatte sich nach Seelsorgegesprächen mit Milch dem traditionalistischen Katholizismus zugewandt und bewunderte die militant modernitätskritische Haltung Milchs.<ref>Michael Sontheimer, Peter Wensierski: ''[https://www.spiegel.de/spiegel/a-607625.html Zur Rechten Gottes.]'' In: ''[[Der Spiegel]]'' 8/2009 (16. Februar 2009), S. 36&nbsp;f.</ref>
Doch bereits nach zwei Jahren öffnete Hans Milch die ''spes unica'' auch für Menschen, die der katholischen Kirche dienen wollten, ohne sich durch ein so asketisches Gelübde zu verpflichten. Ebenso im Jahre 1974 nahm er Kontakt mit der 1970 in [[Ecône]] von Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] gegründeten [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]] auf und trat für die Ausweitung ihrer Aktivitäten auf Deutschland ein.


Im Jahr 2005 gab die ''Actio spes unica'' das von dem Milch-Vertrauten [[Wolfgang Schüler (Autor)|Wolfgang Schüler]] verfasste Buch ''Pfarrer Hans Milch – Eine große Stimme des katholischen Glaubens'' heraus. Darin schildert der Autor Leben und Wirken Milchs sowie der ''Actio spes unica'' vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Um die Mitte der Siebziger wurde Milch sich darüber klar, daß das Konzil gegenüber der „progressistischen Katastrophe kein unschuldiges Neutrum ist“, wie er in einem Rundbrief vom März 1977 an die ''spes-unica''-Mitglieder schreibt, sondern daß zwischen dem Niedergang des „Erscheinungsbildes der [katholischen] Kirche“ und den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils ein enger Zusammenhang besteht. Mit dem Rundbrief vom 21. Oktober 1976 richtet er daher eine Umfrage an die „Bewegung für Papst und Kirche“, um herauszufinden, wieviele Mitglieder seine Überzeugung teilen. Nachdem rund 60 % der Mitglieder ihre Zustimmung äußern, vereinigt Hans Milch diese Mitglieder der „Bewegung“ mit der ''spes unica'' am 8. Februar 1977 zur ''actio spes unica''.


== Literatur ==
* [[Wolfgang Schüler (Autor)|Wolfgang Schüler]]: ''Pfarrer Hans Milch. Eine große Stimme des katholischen Glaubens. Mit einer Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil.'' Zwei Bände, [[Sarto Verlag]] (Edition Actio Spes Unica), o. O. [Bobingen] 2005, ISBN 3-934692-20-6.


== Weblinks ==
== Pfarrer Milchs [[Suspension (Kirchenrecht)|Suspendierung]] ==
* {{DNB-Portal|130596779}}
Hans Milchs fortgesetzte öffentliche Kritik an den Bischöfen und die immer stärkere Annäherung an den bereits 1976 suspendierten französischen Erzbischof [[Marcel Lefebvre]] führten dazu, daß ab Ende 1978 der Konflikt mit Milchs vorgesetztem Bischof von Limburg, Wilhelm Kempf, eskalierte.
* [https://www.spes-unica.de Seite der ''Actio spes unica''], hier finden sich viele Text- und Tondokumente von und über Hans Milch.
* [https://fsspx.de/de/hattersheim-st-athanasius Die von Hans Milch errichtete Kapelle in Hattersheim], auf der Website des deutschen Distrikts der Priesterbruderschaft St. Pius X.
* Tondokument vom 18. Mai 1980:<ref>Laut telegraphischer Mitteilung Milchs an Papst Johannes Paul II.: ''Am Sonntag, dem 18. Mai 1980, haben in Karlsruhe 3500 gläubige katholische Christen in einer machtvollen Kundgebung den Schwur abgelegt, nie und nimmer sich abzufinden mit dem, was seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingebrochen ist.'' [Es folgt der Text des Abschwurs.] Quelle: ''Actio spes unica''.</ref> [https://www.youtube.com/watch?v=BMxoEdK1UQ4 „Wir verwerfen!“]: Hans Milch schwört in Karlsruhe mit dem „heiligen Rest katholischen Widerstandes“ (Minute 5:00) dem Zweiten Vatikanischen Konzil ab (speziell bei Minute 3:44).
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=130596779|titel=Milch, Hans| datum=2020-02-17}}


== Einzelnachweise ==
Bischof Kempf stellte Milch im Jahre 1979 die Gretchen-Frage: „Wie stehen Sie zu Erzbischof Marcel Lefebvre?“ In seinem Rundbrief vom 22. Juli 1979 bekannte sich Pfarrer Milch vorbehaltlos zu dem Erzbischof. Daraufhin suspendierte Bischof Kempf Hans Milch am 18. Oktober 1979.
<references/>


{{Normdaten|TYP=p|GND=130596779|LCCN=no/2006/93645|VIAF=20795659}}
Am 5. Dezember 1981 konnte, nachdem Milch sich zwei Jahre lang mit Notunterkünften behelfen mußte, der Grundstein für die St.-Athanasius-Kapelle in Hattersheim gelegt werden. Die Kapelle wurde am 24. Oktober 1982 von Erzbischof Lefebvre eingeweiht.


{{SORTIERUNG:Milch, Hans}}
[[Kategorie:Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Person (Katholischer Traditionalismus)]]
[[Kategorie:Korporierter im CV]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1924]]
[[Kategorie:Gestorben 1987]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
== Milchs Werk nach seinem Tod ==
|NAME=Milch, Hans
Nach dem Tod von Pfarrer Hans Milch im Jahre 1987 ging die Betreuung der Athanasiusgemeinde in die Hände von Lefebvres [[Priesterbruderschaft St. Pius X.]] über. Die ''actio spes unica'' bemühte sich, das Werk ihres Gründers fortzuführen; zu diesem Zweck zeigt sie bis heute (2005) Präsenz, veranstaltet zahlreiche Vorträge und publiziert Schriften zur katholischen Tradition.
|ALTERNATIVNAMEN=Milch, Johannes Philipp

|KURZBESCHREIBUNG=deutscher katholischer Theologe, Gründer der Actio spes unica
Zu den zahlreichen Menschen, die Milch – der ein enormes rhetorisches Talent besaß – beeinflußte, gehört beispielsweise der Musiker J. K. (Josef Maria Klumb), der in vielen seiner [[Von Thronstahl|Von-Thronstahl]]-Musikalben Versatzstücke aus Reden von Pfarrer Milch verwendet hat und Milch somit in ganz neuen Schichten der Jugend bekannt machte; Klumb selber trat nach einem Gespräch mit Milch zum Katholizismus über.
|GEBURTSDATUM=17. März 1924

|GEBURTSORT=[[Wiesbaden]]

|STERBEDATUM=8. August 1987
== Sekundärliteratur ==
|STERBEORT=[[Wiesbaden]]
Schüler, Wolfgang. ''Pfarrer Hans Milch - Ein große Stimme des katholischen Glaubens: Mit einer Kritik am Zweiten Vatikanischen Konzil.'' 2 Bde. (2005)
}}


== Netzverweise ==
*[http://www.spes-unica.de Heimseite der ''actio spes unica''; hier finden sich zahllose Text- und Tondokumente von und über Hans Milch]

[[Kategorie:Mann|Milch, Hans]]
[[Kategorie:Deutscher|Milch, Hans]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (20. Jh.)|Milch, Hans]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Geistlicher (20. Jh.)|Milch, Hans]]

Aktuelle Version vom 7. Juli 2024, 12:49 Uhr

Hans Milch (eigentlich Johannes Philipp Milch; * 17. März 1924 in Wiesbaden; † 8. August 1987 ebenda) war ein deutscher Priester, Vertreter des katholischen Traditionalismus und Gründer der Erzbischof Marcel Lefebvre nahestehenden Actio spes unica, die maßgebliche Standpunkte und Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils als mit dem katholischen Glauben unvereinbar erachtet.

Leben

Milch wurde 1924 als jüngstes von drei Kindern einer protestantischen Familie geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Notar in Wiesbaden, seine Mutter stammte aus dem Raum Koblenz. Nach dem Besuch des humanistischen Gutenberg-Gymnasiums in seiner Heimatstadt legte Hans Milch dort die Abiturprüfung ab, wurde 1942 zum Militärdienst eingezogen und im Zweiten Weltkrieg in Italien eingesetzt. Von März 1945 bis November 1946 war er in amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Frankreich, wo er einen Priester kennen lernte, mit dem er intensive theologische Gespräche führte. Am 17. April 1946 konvertierte Milch zur römisch-katholischen Kirche.

1947 nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt am Main auf. Die Priesterweihe empfing er am 8. März 1953 im Dom zu Limburg; seine Primiz feierte er in der Hauptkirche seiner Heimatpfarrei Maria-Hilf in Wiesbaden. Zunächst wirkte er als Kaplan in Lorch am Rhein, ab 1954 in Rennerod im Westerwald und schließlich ab 1957 im Dom zu Frankfurt am Main. Am 6. Januar 1962 wurde er in das Amt als Pfarrer von Hattersheim am Main eingeführt, das er bis zu seiner Suspendierung am 18. Oktober 1979 innehatte. Anfang April 1962 wurde er ehrenhalber in die katholische Studentenverbindung Greiffenstein-Breslau zu Frankfurt am Main im CV aufgenommen.[1]

Gründung der Actio spes unica

Milch war 1969 der in Steinbach (Taunus), später Regensburg, ansässigen Bewegung für Papst und Kirche beigetreten und hatte den Vorsitz dieser Gruppe übernommen, die im Jahr zuvor auf Initiative des Regensburger Bischofs Rudolf Graber unter anderem von Walter Hoeres, dem Mannheimer Oberstudienrat Fritz Feuling (1918–1976) und dem Pallottinerpater Gerhard Hermes, dem späteren Chefredakteur der Zeitschrift Der Fels, sowie dessen Mitarbeiter Heinz Froitzheim (1927–2014) aufgebaut worden war, um den innerkirchlichen Umbrüchen infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils zu begegnen und den von ihnen befürchteten Einbruch der „68er-Kulturrevolution[2] in die Kirche zu bekämpfen.[3] Ende der 1960er Jahre war Milch der Ansicht, das Zweite Vatikanische Konzil habe „gültige Texte“ verabschiedet, die von so genannten „Modernisten“ absichtlich falsch verstanden und missbraucht würden. Diese Sichtweise blieb weitgehend auf einige Kleingruppen im Umkreis Milchs und anderer sehr konservativer Katholiken beschränkt, die die Konsequenzen des Konzils ablehnten.[4]

In dem Glauben, Gott für die durch den Einbruch des „Modernismus“ in die römisch-katholische Kirche zugefügten Beleidigungen stellvertretend Sühne leisten zu müssen, gründete Milch im Jahre 1972 die Gebets- und Sühnegemeinschaft Spes unica, deren Mitglieder sich durch ein Gelübde verpflichteten, täglich für die Rettung der Kirche zu beten, ein Gebet zum Erzengel Michael zu verrichten und jeden Freitag zu fasten. Bereits nach zwei Jahren öffnete Hans Milch die Spes unica auch für Menschen, die der Gemeinschaft angehören wollten, ohne sich durch ein Gelübde zu verpflichten. Im selben Jahr, 1974, nahm er Kontakt mit der 1970 in Ecône von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. auf und trat für die Ausweitung ihrer Aktivitäten auf Deutschland ein.

Ab Mitte der 1970er Jahre radikalisierte Milch seine Äußerungen zunehmend und betonte unter anderem, das Konzil sei gegenüber der „progressistischen Katastrophe kein unschuldiges Neutrum“, wie er in einem Rundbrief vom März 1977 an die Spes-unica-Mitglieder schrieb. Vielmehr bestehe zwischen dem Niedergang des „Erscheinungsbildes der Kirche“ und den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils ein enger Zusammenhang. In einem Rundbrief vom 21. Oktober 1976 richtete er eine Umfrage an die Mitglieder der Bewegung für Papst und Kirche, um herauszufinden, wie viele von ihnen diese Überzeugung teilten. Nachdem rund 60 Prozent ihre Zustimmung äußerten, vereinigte Hans Milch am 8. Februar 1977 die beiden Gruppen zur Actio spes unica.

Suspendierung und Tod

Milchs fortgesetzte öffentliche Kritik an den Bischöfen und die immer stärkere Annäherung an den 1976 suspendierten französischen Erzbischof Lefebvre führten dazu, dass ab Ende 1978 der Konflikt mit dem damaligen Diözesanbischof von Limburg, Wilhelm Kempf, eskalierte. Nachdem Milch die Positionen Lefebvres in einem Rundbrief vom 22. Juli 1979 vorbehaltlos unterstützt hatte, suspendierte Bischof Kempf Pfarrer Milch am 18. Oktober 1979.

Nach seiner Amtsenthebung gründete er mit Anhängern aus seiner ehemaligen Pfarrei in Hattersheim an einer neu errichteten Kapelle 1982 die Gegengemeinde St. Athanasius und wirkte später in Mainz und Wiesbaden. Am 5. Dezember 1981 wurde der Grundstein für die St.-Athanasius-Kapelle in Hattersheim gelegt, die zum geistlichen Zentrum der Aktivitäten Milchs und seiner Organisationen wurde. Die Kapelle wurde am 24. Oktober 1982 von Erzbischof Lefebvre geweiht.

Am 8. August 1987 wurde Hans Milch im Alter von 63 Jahren in seiner Wiesbadener Wohnung von einem geistig verwirrten 31-Jährigen, den er seelsorgerisch betreut hatte, mit Messerstichen und einem Holzpfahl getötet.[5] Die sterblichen Überreste von Pfarrer Milch wurden am 17. August im Beisein von über 1000 Beerdigungsgästen auf dem Wiesbadener Nordfriedhof beigesetzt.[6]

Rezeption

Nach dem Tode Milchs im Jahre 1987 ging die Betreuung der Athanasiusgemeinde an die Priesterbruderschaft St. Pius X. über. Die Actio spes unica bemühte sich, das Werk ihres Gründers fortzuführen.

Der Generalvikar von Limburg, Raban Tilmann, schrieb in einem Nachruf: „Mit Trauer nimmt das Presbyterium des Bistums Abschied von seinem Mitbruder, mit dem eine Verständigung nicht mehr möglich war.“[6]

Von Milch beeinflusst wurde der Musiker Josef Maria Klumb, der in Musikalben der rechtsgerichteten Neofolk-Band Von Thronstahl Versatzstücke aus Predigten Milchs verwendete und dessen Pathos in der rechtsextremen Szene bekannt machte. Klumb selbst hatte sich nach Seelsorgegesprächen mit Milch dem traditionalistischen Katholizismus zugewandt und bewunderte die militant modernitätskritische Haltung Milchs.[7]

Im Jahr 2005 gab die Actio spes unica das von dem Milch-Vertrauten Wolfgang Schüler verfasste Buch Pfarrer Hans Milch – Eine große Stimme des katholischen Glaubens heraus. Darin schildert der Autor Leben und Wirken Milchs sowie der Actio spes unica vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Literatur

Einzelnachweise

  1. CV-Sekretariat (Hrsg.): Gesamtverzeichnis des CV 1964, als Manuskript gedruckt, München 1964, S. 218.
  2. Jürgen Liminski: Treu, feinfühlig, gerecht. Ein Geburtstagsbillet für Heinz Froitzheim. In: Der Fels 39 (2008), Heft 1, S. 7 f.
  3. Nachruf auf Prof. Dr. Walter Hoeres. Veröffentlicht am 18. Januar 2016, Webseite der Aktion www.spes-unica, abgerufen am 24. August 2017.
  4. Ursula Schnell: Das Verhältnis von Amt und Gemeinde im neueren Katholizismus (= Theologische Bibliothek Töpelmann. Band 29). Walter de Gruyter, Berlin/New York 1977, ISBN 3-11-004929-5, S. 248–250.
  5. Manfred Becht: Vor 30 Jahren wurde der katholische Pfarrer Hans Milch ermordet. (Memento vom 24. August 2017 im Internet Archive) In: Höchster Kreisblatt, 9. August 2017, abgerufen am 23. August 2017.
  6. a b Der Ritualmord im Pfarrhaus (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive), Hamburger Abendblatt 184/1987, 11. August 1987, S. 18.
  7. Michael Sontheimer, Peter Wensierski: Zur Rechten Gottes. In: Der Spiegel 8/2009 (16. Februar 2009), S. 36 f.
  8. Laut telegraphischer Mitteilung Milchs an Papst Johannes Paul II.: Am Sonntag, dem 18. Mai 1980, haben in Karlsruhe 3500 gläubige katholische Christen in einer machtvollen Kundgebung den Schwur abgelegt, nie und nimmer sich abzufinden mit dem, was seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingebrochen ist. [Es folgt der Text des Abschwurs.] Quelle: Actio spes unica.