Güsen

Güsen
Gemeinde Elbe-Parey
Wappen von Güsen
Koordinaten: 52° 21′ N, 11° 59′ OKoordinaten: 52° 20′ 54″ N, 11° 58′ 35″ O
Höhe: 40 m
Fläche: 23,46 km²
Einwohner: 1877 (1. Jan. 2012)
Bevölkerungsdichte: 80 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. September 2001
Postleitzahl: 39317
Vorwahl: 039344

Güsen ist ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Elbe-Parey im Landkreis Jerichower Land in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Güsen liegt am Ostufer des Elbe-Havel-Kanals. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 54, über die die Nachbarorte Hohenseeden im Süden und Parey im Norden zu erreichen sind. Jenseits des Kanals liegt der Ort Zerben, zu dem eine Brückenverbindung besteht. Die Entfernung zur Kreisstadt Burg beträgt 15 Kilometer. Außerdem verfügt Güsen über einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Magdeburg–Berlin. Der Ort, dessen langgestreckte Bebauung eine Flächengröße von 1,3 km² aufweist, liegt auf einer Höhe um 40 Meter über NN und ist in Laub- und Mischwälder eingebettet.

Geschichte

Eine der ehemals vier Turmholländer-Windmühlen auf einer Anhöhe bei Güsen. Erneuert und zu Wohnraum umgebaut, Baujahr ursprünglich 1927

Durch Bodenfunde ist bekannt, dass zur Eisenzeit (um 500 v. Chr.) Germanen im Gebiet von Güsen gelebt haben. Nach deren Abwanderung nach Norden siedelten sich ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. Slawen an, die dem Ort seinen Namen gaben. Dieser lautete Anfang des 13. Jahrhunderts „Gusne“, was so viel wie „mitten im Wald“ bedeutet. Er wird in einer Urkunde vom 25. September 1221 genannt, in der der Abt Bertram des Magdeburger Klosters Berge bestätigt, dass der Grenzstreit zwischen dem Kloster und den Herren Johann und Gebhard von Plotho friedlich beigelegt wurde. Dieses Dokument stellt die erste urkundliche Erwähnung von Güsen dar und weist zugleich darauf hin, dass die Adelsfamilie von Plotho zu dieser Zeit Eigentümerin des Dorfes war. Aus einer weiteren Urkunde von 1296 geht hervor, dass die Grafen von Schwerin einen Johann von Plotho unter anderem mit dem Dorf Gusne belehnt haben. Aus einem Lehnsverzeichnis von 1430 ist zu entnehmen, dass Güsen als Plothosches Rittergut der Gerichtsbarkeit von Altenplathow, Hauptsitz der Plothos, unterstand. Zwanzig Jahre später war das Gut im Besitz der Familie von Kracht, die es am 22. Februar 1463 für 1531 Gulden an den Magdeburger Erzbischof Friedrich III. verkaufte. Die Verwaltung übernahm damit die erzbischöfliche Möllenvogtei, die vor allem Güsens Waldreichtum zur Gewinnung von Bauholz nutzte.

Nach der Reformation kam Güsen offensichtlich wieder in private Hände, denn 1583 gehörte das Rittergut der flandrischen Linie der Familie von Plotho in Engelmünster. Mehrere Dokumente berichten vom Schicksal des Dorfes während des Dreißigjährigen Krieges. So wird an einer Stelle erwähnt, dass Güsen innerhalb von zwölf Jahren siebenmal abbrannte. In seinem Bericht an die Möllenvogtei Magdeburg, der heute im Staatsarchiv Magdeburg liegt, schildert der Schulze Andreas Melmer die Ereignisse während des letzten Kriegsjahres in Güsen: Im Sommer 1648 durchzog ein schwedisches Heer das Jerichower Land. Am 21. August 1648 bezogen etwa 400 Reiter Quartier in Güsen, dessen Einwohner zuvor aus Angst in die Wälder geflohen war. Während die Soldaten in die verlassenen Häuser einquartiert wurden, zog der Stab in die Burg ein. Als die Schweden am 23. August wieder abzogen, stand das Dorf in Flammen, 17 Gebäude brannten nieder. Auf Grund dieses Berichtes lieferte die Möllenvogtei den Dorfbewohnern Getreide, sorgte sich um Viehfütterung und gewährte für mehrere Jahre Steuererleichterungen. 1680 waren die Güsener in der Lage, mit dem Bau einer neuen Kirche zu beginnen.

1680 ist auch das Jahr, in welchem Güsen unter die Oberhoheit von Brandenburg-Preußen kam. Es wurde zunächst im Jerichower Gesamtkreis verwaltet und 1785 dem Distrikt Jerichow II unterstellt, aus dem sich nach der preußischen Verwaltungsreform von 1815 der Kreis Jerichow II mit der Kreisstadt Genthin bildete. Für Güsen war die Holzwirtschaft in dieser Zeit von großer Bedeutung, so besaß der Ort zur Holzverarbeitung eine Holzschneidemühle. Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnene Bau von modernen Verkehrswegen kam Güsen in besonderer Weise zugute. 1845 war der Elbe-Havel-Kanal fertiggestellt worden, der unmittelbar am Ort vorbeiführte. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Magdeburg–Potsdam 1846 erhielt Güsen einen eigenen Bahnhof. Dieser entwickelte sich später zu einem Bahnknoten, als 1917 und 1924 die Bahnstrecken Güsen–Ziesar und Güsen–Jerichow gebaut wurden.

Die günstige Verkehrslage zwischen den preußischen Metropolen Berlin und Magdeburg förderte die Ansiedlung der Güsener Sprengstoff-Fabrik, die 1917 ihren Betrieb aufnahm. Sie wurde auf dem ehemals Plothoschen Vorwerk Penningsdorf errichtet, das südlich von Güsen lag. Es war 1759 mit einer Größe von 346 Hektar (3,46 km²) eingerichtet worden, 1893 bauten die von Plothos dort ein barockes Jagdschloss. 1909 musste das Gut verkauft werden, und sein letzter Eigentümer Heinrich von Ostrau veräußerte es 1916 an die Deutsche Sprengstoff AG. Als nach dem Ersten Weltkrieg jegliche militärische Produktion in Deutschland verboten war, stellte das Werk mit mehreren Hundert Beschäftigten Nitrozellulose für die Fotochemie und für Kunstseide her. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Fabrik wieder für militärische Zwecke genutzt. Bereits 1933 wurde ein geheimes Labor für Spezialwaffen eingerichtet, und 1934 begann die Dynamit AG Köln mit dem Bau eines großen Zweigwerkes zur Herstellung von Munition. Es entstanden 680 Gebäude, darunter getarnte Stahlbetonbunker, 28 Kilometer Bahngleise wurden verlegt. Das Jagdschloss wurde abgerissen. Die Einwohnerzahl von Güsen stieg von 1.296 im Jahre 1910 auf 1.700 im Jahre 1939.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Munitionsfabrik von der Sowjetunion vollständig demontiert. Danach nutzten die sowjetischen Streitkräfte das Gelände als Tank- und Schmierstofflager. Der Berliner VEB Bergung errichtete in Güsen einen Zweigbetrieb, der während des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 von sich Reden machte, als rund dreihundert Arbeiter in den Streik traten. 1958 nahm ein Betonschwellenwerk die Produktion auf, dem das Kieswerk Zerben angeschlossen wurde. In der DDR gehörte Güsen zum Kreis Genthin im Bezirk Magdeburg. 1964 hatte der Ort 2.496 Einwohner.

Die nach der deutschen Wiedervereinigung aufgelegten öffentlichen Fördermaßnahmen nutzte Güsen zur Sanierung des Straßennetzes und der Erschließung des Wohngebietes Siepe. Größter Arbeitgeber blieb das Betonschwellenwerk, das 2002 durch den finnischen Konzern CONSOLIS übernommen wurde. Daneben haben sich mehrere kleine Gewerbebetriebe etabliert. Der Johanniterorden richtete eine Kindertagesstätte ein. Ein Seniorenzentrum entstand und Güsen wurde Standort des Grundschulzentrums der Einheitsgemeinde Elbe-Parey, der der Ort am 1. September 2001 beitrat.[1] Das Forstamt Altenplathow richtete ebenfalls seinen Sitz im Ort ein.

Von 1680 bis 1700 erbaute evangelische Kirche von Güsen

Bauwerke

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 19. Januar 1998 durch das Regierungspräsidium Magdeburg genehmigt.

Blasonierung: „In Rot über blauem Schildfuß mit schwimmendem silbernen Fisch eine entwurzelte silberne Eiche mit sechs Eicheln.“

Die Farben der Gemeinde sind Silber (Weiß) - Rot.

Güsen liegt im Stromgebiet der Elbe und am Elbe-Havel-Kanal. Der Ort entstand als Rodungsstätte. So weisen der gerodete Baum und der Fisch auf diese lokalen Besondenheiten hin und sie haben Eingang in das Gemeindewappen gefunden.

Historisches Wappenbild

Altes Siegel der Gemeinde Güsen

Die ehemalige Gemeinde Güsen führte in ihrem Gemeindesiegel schon einmal ein wappenähnliches Siegelbild. Dieses wurde im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa der Einführung der Bezirke und Kreise in der DDR (1945–1952) benutzt.[2]

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Lutz Helmig (* 1946), Unternehmer und Arzt, Gründer der HELIOS-Kliniken
  • Hartmut Krüger (* 1953), ehemaliger Handballsportler, DDR-Nationalspieler, Spieler und Trainer des SC Magdeburg

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  2. Eine weitere Quelle ist das Kreisheimatmuseum in Genthin