„Fischstäbchen“ – Versionsunterschied

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'''Fischstäbchen''' ([[Schweizer Hochdeutsch]] auch ''Fischstäbli'') sind länglich-[[Quader|quaderförmige]] [[Filetieren|Fischfilets]], die [[Panieren|paniert]], vorgebraten und [[Tiefkühlen|tiefgekühlt]] angeboten werden. In deutschen Supermärkten sind sie das Tiefkühlprodukt mit den höchsten Verkaufszahlen (Stand 2018).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2018/lebensmittel/geschmack-ist-ein-grosser-gegner |titel=„Geschmack ist ein großer Gegner “ - brand eins online |abruf=2018-12-21}}</ref> Vegane Varianten werden bspw. aus [[Reis]]- und [[Erbse]]neiweiß hergestellt.<ref> https://www.iglo.de/sortiment/fleischalternativen/zutaten/vegane-fischstaebchen</ref>
'''Fischstäbchen''' ([[Schweizerdeutsch]] auch ''Fischstäbli'') sind länglich-[[Quader|quaderförmige]] [[Filetieren|Fischfilets]], die [[Panieren|paniert]], vorgebraten und [[Tiefkühlen|tiefgekühlt]] angeboten werden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das ursprünglich US-amerikanische Unternehmen ''Birds Eye'' (heute eine Marke von [[Nomad Foods]] mit Sitz auf den [[Britische Jungferninseln|Britischen Jungferninseln]], in Deutschland bekannt als [[Iglo (Deutschland)|Iglo]]<ref>{{cite web |url=https://www.foodnavigator.com/Article/2015/04/21/Iglo-sold-to-US-company-for-2.6bn |title=Iglo sold to US company for 2.6bn |publisher=foodnavigator.com |accessdate=2020-12-10}}</ref>) brachte Fischstäbchen im September 1955 im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] auf den Markt, wo die ersten Fischstäbchen in der Birds-Eye-Fabrik in [[Great Yarmouth]] hergestellt wurden.<ref>R. Pells: [https://www.theguardian.com/lifeandstyle/wordofmouth/2015/sep/15/fish-fingers-60-britain-taste-of-childhood ''Fish fingers celebrating their 60th birthday: How a simple staple stood the test of time.''] In: ''The Independent'' 13. September 2015. Zugriff am 15. September 2015.</ref> In der Bundesrepublik wurden 1959 in [[Bremerhaven]] die ersten Fischstäbchen von der ''Solo Feinfrost GmbH'' hergestellt.<ref>Jan Christoph Gleim: ''Weg zum Fischstäbchen ― Technologische Umbrüche in der Hochseefischerei (1945-1975).'' in: Hartmut Pophanken u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Technik und Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven nach 1945.'' Bremen: Falkenberg 2021. ― https://www.bis-bremerhaven.de/hauptstadt-der-fischstabchen.98070.html</ref> In Österreich kamen sie in den frühen 1960er auf dem Markt.
Das ursprünglich US-amerikanische Unternehmen ''Birds Eye'' (heute eine Marke von [[Nomad Foods]] mit Sitz auf den [[Britische Jungferninseln|Britischen Jungferninseln]], in Deutschland bekannt als [[Iglo (Deutschland)|Iglo]]<ref>{{cite web |language=en |url=https://www.foodnavigator.com/Article/2015/04/21/Iglo-sold-to-US-company-for-2.6bn |title=Iglo sold to US company for 2.6bn |publisher=foodnavigator.com |accessdate=2020-12-10}}</ref>) brachte Fischstäbchen im September 1955 im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] auf den Markt, wo die ersten Fischstäbchen in der Birds-Eye-Fabrik in [[Great Yarmouth]] hergestellt wurden.<ref>R. Pells: [https://www.theguardian.com/lifeandstyle/wordofmouth/2015/sep/15/fish-fingers-60-britain-taste-of-childhood ''Fish fingers celebrating their 60th birthday: How a simple staple stood the test of time.''] In: ''The Independent'' 13. September 2015. Abgerufen am 15. September 2015.</ref> In der Bundesrepublik wurden 1959 in [[Bremerhaven]] die ersten Fischstäbchen von der ''Solo Feinfrost GmbH'' hergestellt.<ref>Jan Christoph Gleim: ''Weg zum Fischstäbchen ― Technologische Umbrüche in der Hochseefischerei (1945-1975).'' In: Hartmut Pophanken u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Technik und Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven nach 1945.'' Falkenberg, Bremen 2021 ([https://www.bis-bremerhaven.de/hauptstadt-der-fischstabchen.98070.html bis-bremerhaven.de]).</ref> In Österreich kamen sie in den frühen 1960ern auf dem Markt.


In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurden 1969 die ersten Fischstäbchen vom ''VEB Fischkombinat Rostock'' produziert.<ref>Allgemeine Fischwirtschaftszeitung 21 (1969) 14.</ref> Die in der DDR produzierten Fischstäbchen waren allerdings keine Fischstäbchen in ihrer engen technischen Definition, sondern panierte Fischportionen, da sie nicht aus gesägten Filetblöcken, sondern ausschließlich aus zerkleinertem Fischfleisch bestanden.<ref>Heidbrink, Ingo, Werner Beckmann, and Matthias Keller (2003): ''Und heute gibt es Fisch!: 100 Jahre Fischindustrie und Fischgroßhandel in Schlaglichtern 1903–2003.'' Bremen: H.M. Hauschild, 2003.</ref>
In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurden 1969 die ersten Fischstäbchen vom ''VEB Fischkombinat Rostock'' produziert.<ref>Allgemeine Fischwirtschaftszeitung 21 (1969) 14.</ref> Die in der DDR produzierten Fischstäbchen waren allerdings keine Fischstäbchen in ihrer engen technischen Definition, sondern panierte Fischportionen, da sie nicht aus gesägten Filetblöcken, sondern ausschließlich aus zerkleinertem Fischfleisch bestanden.<ref>Heidbrink, Ingo, Werner Beckmann, Matthias Keller: ''Und heute gibt es Fisch!: 100 Jahre Fischindustrie und Fischgroßhandel in Schlaglichtern 1903–2003.'' H.M. Hauschild, Bremen 2003.</ref>


2012 betrug der Gesamtabsatz an Fischstäbchen in Deutschland knapp 58.000 Tonnen.<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155487/umfrage/inlandsabsatz-von-fischstaebchen-in-deutschland-seit-2008/]Statista: Absatz von Fischstäbchen in Deutschland</ref> Der Pro-Kopf-Verbrauch steigt: 2003 wurden 19 Stück pro Kopf verzehrt, 2017 waren es 27.<ref name="br">Bayerischer Rundfunk: ''[https://www.br.de/wissen/fisch-fischstaebchen-alaska-seelachs-100.html Wie Alaska-Seelachs zum Stäbchen wird].''</ref>
2012 betrug der Gesamtabsatz an Fischstäbchen in Deutschland knapp 58.000 Tonnen,<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/155487/umfrage/inlandsabsatz-von-fischstaebchen-in-deutschland-seit-2008/ Statista: Absatz von Fischstäbchen in Deutschland] de.statista.com.</ref> 2022 rund 64.000 Tonnen. Nach Menge hatten Fischstäbchen damit einen Anteil von rund einem Viertel am Markt für Tiefkühl-Fisch.<ref>Deutsches Tiefkühlinstitut: [https://www.tiefkuehlkost.de/tk-fuer-alle/aktuelles/marktdaten1/absatzstatistik2022 Absatzstatistik 2022]</ref> Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg zwischen 2003 und 2017 von 19 auf 27 Stück.<ref name="BayerischerRundfunk">Bayerischer Rundfunk: [https://www.br.de/wissen/fisch-fischstaebchen-alaska-seelachs-100.html ''Wie Alaska-Seelachs zum Stäbchen wird.'']</ref>


2021 führte Iglo eine vegane Variante aus Reis- und Erbseneiweiß ein.<ref> https://lebensmittelpraxis.de/produkt-des-jahres-2022/32480-vegetarische-und-vegane-alternativen-gold-iglo-green-cuisine-vegane-fischstaebchen-iglo.html</ref>
2021 führte Iglo eine vegane Variante aus Reis- und Erbseneiweiß ein.<ref>[https://lebensmittelpraxis.de/produkt-des-jahres-2022/32480-vegetarische-und-vegane-alternativen-gold-iglo-green-cuisine-vegane-fischstaebchen-iglo.html lebensmittelpraxis.de]</ref>


== Herstellung ==
== Herstellung ==
=== Verwendete Fischarten ===
=== Verwendete Fischarten ===
[[Datei:Alaska pollock 2.jpg|mini|Der Fisch in Fischstäbchen ist meistens [[Pazifischer Pollack|Alaska-Seelachs]] (Pazifischer Pollack, ''Gadus chalcogrammus'')]]
[[Datei:Alaska pollock 2.jpg|mini|Der Fisch in Fischstäbchen ist meistens [[Pazifischer Pollack|Alaska-Seelachs]] (Pazifischer Pollack, ''Gadus chalcogrammus'')]]
Während anfangs noch Heringsfilets verwendet wurden, stammt der Fisch heute vor allem vom [[Pazifischer Pollack|Pazifischen Pollack]] (''Gadus chalcogrammus'', Handelsname: Alaska-Seelachs).<ref name="br" /> Daneben werden folgende Fischarten (meist Weißfisch) verwendet:
Während anfangs noch Heringsfilets verwendet wurden, stammt der Fisch heute vor allem vom [[Pazifischer Pollack|Pazifischen Pollack]] (''Gadus chalcogrammus'', Handelsname: Alaska-Seelachs).<ref name="BayerischerRundfunk" /> Daneben werden folgende Fischarten (meist [[Weißfisch]]) verwendet:
* [[Kabeljau|Atlantischer Kabeljau]] (''Gadus morhua'')
* [[Kabeljau|Atlantischer Kabeljau]] (''Gadus morhua'')
* [[Pazifischer Kabeljau]] (''Gadus macrocephalus'')
* [[Pazifischer Kabeljau]] (''Gadus macrocephalus'')
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=== Verarbeitung ===
=== Verarbeitung ===
[[Datei:Fishfinger classic broken 2.jpg|mini|Innenleben: Fischstäbchen bestehen zum Großteil aus Fischfilet]]
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Gemäß den Leitsätzen des [[Deutsches Lebensmittelbuch|Deutschen Lebensmittelbuchs]] enthalten Fischstäbchen mindestens 65 Prozent Fischfilet, auch in Streifen geschnitten und/oder mit bis zu 25 Prozent zerkleinertem Fischfleisch; das Gewicht des einzelnen panierten Fischstäbchens beträgt in der Regel 30 Gramm. Vorgaben zu den Abmessungen gibt es nicht.<ref name="br" />
Gemäß den Leitsätzen des [[Deutsches Lebensmittelbuch|Deutschen Lebensmittelbuchs]] enthalten Fischstäbchen mindestens 65 Prozent Fischfilet, auch in Streifen geschnitten und/oder mit bis zu 25 Prozent zerkleinertem Fischfleisch; das Gewicht des einzelnen panierten Fischstäbchens beträgt in der Regel 30 Gramm. Vorgaben zu den Abmessungen gibt es nicht.<ref name="BayerischerRundfunk" />


Für die Herstellung werden meist noch an Bord des [[Trawler|Fang-Trawlers]] die Fische [[Filetieren|filetiert]], danach mehrmals durchleuchtet und auf [[Gräte]]n kontrolliert. Die weitgehend grätenfreie Filets werden dann in flachen Platten eingefroren.<ref name="stern">Stern.de/Denise Snieguole Wachter (11. Oktober 2019): ''[https://www.stern.de/genuss/essen/fischstaebchen--woraus-bestehen-die-eigentlich-wirklich--8174872.html Woraus bestehen eigentlich Fischstäbchen?].''</ref> Bei der Weiterverarbeitung an Land werden diese Platten zersägt und zunächst mit einer nassen [[Panieren|Panierung]] umgeben, die aus [[Kartoffelstärke]], [[Mehl]], [[Gewürz]]en und [[Speisesalz]] besteht. Die anschließend aufgebrachte Panierung besteht meist aus mit Paprikapulver gefärbtem [[Paniermehl|Semmelbröseln]]. Die Fischstäbchen werden danach für wenige Sekunden kurz [[Frittieren|frittiert]], damit die Panierung eine trockene Kruste und aromatische Röststoffe bildet ([[Maillard-Reaktion]]), das [[Filet (Fisch)|Fischfilet]] im Inneren jedoch nicht auftaut.<ref name="stern" /> Die Farbe und Konsistenz der Panierung unterscheidet sich dabei ein wenig von Land zu Land, je nach den Erwartungen der Konsumenten.
Für die Herstellung werden meist noch an Bord des [[Trawler|Fang-Trawlers]] die Fische [[Filetieren|filetiert]], danach mehrmals durchleuchtet und auf [[Gräte]]n kontrolliert. Die weitgehend grätenfreien Filets werden dann in flachen Platten eingefroren.<ref name="stern">Denise Snieguole Wachter: ''Woraus bestehen eigentlich Fischstäbchen?'' In: ''Stern.'' 11. Oktober 2019 ([https://www.stern.de/genuss/essen/fischstaebchen--woraus-bestehen-die-eigentlich-wirklich--8174872.html stern.de]).</ref> Bei der Weiterverarbeitung an Land werden diese Platten zersägt und zunächst mit einer nassen [[Panieren|Panierung]] umgeben, die aus [[Kartoffelstärke]], [[Mehl]], [[Gewürz]]en und [[Speisesalz]] besteht. Die anschließend aufgebrachte Panierung besteht meist aus mit Paprikapulver gefärbtem [[Paniermehl|Semmelbröseln]]. Die Fischstäbchen werden danach für wenige Sekunden kurz [[Frittieren|frittiert]], damit die Panierung eine trockene Kruste und aromatische Röststoffe bildet ([[Maillard-Reaktion]]), das [[Filet (Fisch)|Fischfilet]] im Inneren jedoch nicht auftaut.<ref name="stern" /> Die Farbe und Konsistenz der Panierung unterscheidet sich dabei ein wenig von Land zu Land, je nach den Erwartungen der Konsumenten.


=== Varianten ===
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Fishfingers on parchment paper.JPG|gebackene Fischstäbchen auf [[Backblech|Blech]] mit [[Backpapier]]
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Fishfinger classic fried 1.jpg|Fischstäbchen, gebraten
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Heidbrink, Ingo, Erik Hoops, and Katharina Jantzen. Fischstäbchen: Fisheries and Fish Processing As Industrial Heritage; Proceedings of the 10th Conference of the North Atlantic Fisheries History Association Bremerhaven, August 7–11, 2006. Bremerhaven: Deutsches Schiffahrtsmuseum, 2008.
* Ingo Heidbrink, Erik Hoops, Katharina Jantzen: ''Fischstäbchen: Fisheries and Fish Processing As Industrial Heritage; Proceedings of the 10th Conference of the North Atlantic Fisheries History Association Bremerhaven, August 7–11, 2006.'' Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 2008.
* Paul R. Josephson: ''The Ocean’s Hot Dog. The Development of the Fish Stick''. In: Technology and Culture, {{ISSN|0040-165X}}, Vol. 49 (2008), Nr. 1, S. 41–61
* Paul R. Josephson: ''The Ocean’s Hot Dog. The Development of the Fish Stick.'' In: ''Technology and Culture.'' {{ISSN|0040-165X}}, Vol. 49 (2008), Nr. 1, S. 41–61


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 7. Mai 2024, 02:19 Uhr

Tiefgekühlte Fischstäbchen

Fischstäbchen (Schweizerdeutsch auch Fischstäbli) sind länglich-quaderförmige Fischfilets, die paniert, vorgebraten und tiefgekühlt angeboten werden.

Geschichte

Das ursprünglich US-amerikanische Unternehmen Birds Eye (heute eine Marke von Nomad Foods mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, in Deutschland bekannt als Iglo[1]) brachte Fischstäbchen im September 1955 im Vereinigten Königreich auf den Markt, wo die ersten Fischstäbchen in der Birds-Eye-Fabrik in Great Yarmouth hergestellt wurden.[2] In der Bundesrepublik wurden 1959 in Bremerhaven die ersten Fischstäbchen von der Solo Feinfrost GmbH hergestellt.[3] In Österreich kamen sie in den frühen 1960ern auf dem Markt.

In der DDR wurden 1969 die ersten Fischstäbchen vom VEB Fischkombinat Rostock produziert.[4] Die in der DDR produzierten Fischstäbchen waren allerdings keine Fischstäbchen in ihrer engen technischen Definition, sondern panierte Fischportionen, da sie nicht aus gesägten Filetblöcken, sondern ausschließlich aus zerkleinertem Fischfleisch bestanden.[5]

2012 betrug der Gesamtabsatz an Fischstäbchen in Deutschland knapp 58.000 Tonnen,[6] 2022 rund 64.000 Tonnen. Nach Menge hatten Fischstäbchen damit einen Anteil von rund einem Viertel am Markt für Tiefkühl-Fisch.[7] Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg zwischen 2003 und 2017 von 19 auf 27 Stück.[8]

2021 führte Iglo eine vegane Variante aus Reis- und Erbseneiweiß ein.[9]

Herstellung

Verwendete Fischarten

Der Fisch in Fischstäbchen ist meistens Alaska-Seelachs (Pazifischer Pollack, Gadus chalcogrammus)

Während anfangs noch Heringsfilets verwendet wurden, stammt der Fisch heute vor allem vom Pazifischen Pollack (Gadus chalcogrammus, Handelsname: Alaska-Seelachs).[8] Daneben werden folgende Fischarten (meist Weißfisch) verwendet:

Aufgrund der Überfischung der Bestände werden auch weitere Alternativen, wie der pazifische Hoki, in Betracht gezogen.

Verarbeitung

Innenleben: Fischstäbchen bestehen zum Großteil aus Fischfilet

Gemäß den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuchs enthalten Fischstäbchen mindestens 65 Prozent Fischfilet, auch in Streifen geschnitten und/oder mit bis zu 25 Prozent zerkleinertem Fischfleisch; das Gewicht des einzelnen panierten Fischstäbchens beträgt in der Regel 30 Gramm. Vorgaben zu den Abmessungen gibt es nicht.[8]

Für die Herstellung werden meist noch an Bord des Fang-Trawlers die Fische filetiert, danach mehrmals durchleuchtet und auf Gräten kontrolliert. Die weitgehend grätenfreien Filets werden dann in flachen Platten eingefroren.[10] Bei der Weiterverarbeitung an Land werden diese Platten zersägt und zunächst mit einer nassen Panierung umgeben, die aus Kartoffelstärke, Mehl, Gewürzen und Speisesalz besteht. Die anschließend aufgebrachte Panierung besteht meist aus mit Paprikapulver gefärbtem Semmelbröseln. Die Fischstäbchen werden danach für wenige Sekunden kurz frittiert, damit die Panierung eine trockene Kruste und aromatische Röststoffe bildet (Maillard-Reaktion), das Fischfilet im Inneren jedoch nicht auftaut.[10] Die Farbe und Konsistenz der Panierung unterscheidet sich dabei ein wenig von Land zu Land, je nach den Erwartungen der Konsumenten.

Varianten

Angelehnt an Form und Zubereitung klassischer Fischstäbchen gibt es verschiedene Abwandlungen auf dem Markt: So existieren Lachs-Stäbchen und „Vollkornstäbchen“ mit Weizenvollkornmehl anstelle einfachen Weizenmehls in der Nass- und Trockenpanade, Omega-3-Fischstäbchen und Fischstäbchen im Backfisch-Teigmantel. Ganz ohne Fisch kommen die äußerlich identischen Gemüse- oder Spinatstäbchen aus, die als vegane Produkte gelten. Analog zu Fleischersatzprodukten werden auch panierte Fischimitate in der Stäbchenform angeboten.[11] Zudem gibt es Fischstäbchen, bei denen die Panierung Bio-Qualität aufweist.

Nachhaltigkeit

Einige Marken werden mit dem Umweltsiegel des Marine Stewardship Council, das verantwortungsvolle Fischfangmethoden und nachhaltige Fischerei gewährleisten soll, vertrieben.

Zubereitung

Die Zubereitung erfolgt in einer Fritteuse, einer Pfanne oder im Backofen.

Nährstoffgehalte

Ein Fischstäbchen wiegt ca. 30 g mit einem Fischanteil von 20 g. Es hat einen Energiegehalt von ca. 250 kJ (60 kcal). 100 g Fischstäbchen enthalten folgende durchschnittliche Nährwerte (am Beispiel Alaska-Seelachs): 13 g Eiweiß; 8 g Fett; 18 g Kohlenhydrate; 67 µg Iod; Vitamine B1: 110 µg, B2: 110 µg, B12: 0,8 µg; 13 µg Selen; 220 µg Kalium; 37 µg Magnesium.

Literatur

  • Ingo Heidbrink, Erik Hoops, Katharina Jantzen: Fischstäbchen: Fisheries and Fish Processing As Industrial Heritage; Proceedings of the 10th Conference of the North Atlantic Fisheries History Association Bremerhaven, August 7–11, 2006. Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven 2008.
  • Paul R. Josephson: The Ocean’s Hot Dog. The Development of the Fish Stick. In: Technology and Culture. ISSN 0040-165X, Vol. 49 (2008), Nr. 1, S. 41–61
Commons: Fischstäbchen – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Fischstäbchen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Iglo sold to US company for 2.6bn. foodnavigator.com, abgerufen am 10. Dezember 2020 (englisch).
  2. R. Pells: Fish fingers celebrating their 60th birthday: How a simple staple stood the test of time. In: The Independent 13. September 2015. Abgerufen am 15. September 2015.
  3. Jan Christoph Gleim: Weg zum Fischstäbchen ― Technologische Umbrüche in der Hochseefischerei (1945-1975). In: Hartmut Pophanken u. a. (Hrsg.): Technik und Wirtschaft in Bremen und Bremerhaven nach 1945. Falkenberg, Bremen 2021 (bis-bremerhaven.de).
  4. Allgemeine Fischwirtschaftszeitung 21 (1969) 14.
  5. Heidbrink, Ingo, Werner Beckmann, Matthias Keller: Und heute gibt es Fisch!: 100 Jahre Fischindustrie und Fischgroßhandel in Schlaglichtern 1903–2003. H.M. Hauschild, Bremen 2003.
  6. Statista: Absatz von Fischstäbchen in Deutschland de.statista.com.
  7. Deutsches Tiefkühlinstitut: Absatzstatistik 2022
  8. a b c Bayerischer Rundfunk: Wie Alaska-Seelachs zum Stäbchen wird.
  9. lebensmittelpraxis.de
  10. a b Denise Snieguole Wachter: Woraus bestehen eigentlich Fischstäbchen? In: Stern. 11. Oktober 2019 (stern.de).
  11. Annika Bangerter: Die Vegi-Fische kommen: Immer mehr Produkte drängen auf den Markt. In: tagblatt.ch. 17. Dezember 2019, abgerufen am 30. Dezember 2019.