„Edward Vermilye Huntington“ – Versionsunterschied

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Huntington studierte an der [[Harvard University]], wo er 1895 den [[B.A.]] und 1897 den [[Master of Arts|M.A.]] erwarb. Nach zwei Jahren Unterrichtstätigkeit an einem College ging er an die [[Universität Straßburg]] und legte dort 1901 seine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] ab. Er heiratete 1909 Suzie Edwards Van Volkenburgh; die Ehe blieb ohne Kinder. Sein weiteres berufliches Leben verbrachte Huntington in Harvard, wo er ab 1919 als ''Professor of Mechanics'' an der [[Ingenieurwissenschaften|Engineering]] School wirkte.
Huntington studierte an der [[Harvard University]], wo er 1895 den [[B.A.]] und 1897 den [[Master of Arts|M.A.]] erwarb. Nach zwei Jahren Unterrichtstätigkeit an einem College ging er an die [[Universität Straßburg]] und legte dort 1901 seine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] ab. Er heiratete 1909 Suzie Edwards Van Volkenburgh; die Ehe blieb ohne Kinder. Sein weiteres berufliches Leben verbrachte Huntington in Harvard, wo er ab 1919 als ''Professor of Mechanics'' an der [[Ingenieurwissenschaften|Engineering]] School wirkte.


Im Jahr 1919 wurde Huntington der erste Präsident der [[Mathematical Association of America]], an deren Gründung er mitwirkte. Er wurde zudem 1913 Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]] sowie 1933 der [[American Philosophical Society]].
Im Jahr 1919 wurde Huntington der erste Präsident der [[Mathematical Association of America]], an deren Gründung er mitwirkte. Er wurde zudem 1913 Mitglied der [[American Academy of Arts and Sciences]] sowie 1933 der [[American Philosophical Society]].


Huntington befasste er sich vor allem mit den [[Axiom]]en der [[Mengenlehre]] und der [[Boolesche Algebra|Booleschen Algebra]]. Hier leistete er einen Beitrag zur [[Infixnotation]] und zeigte, dass die [[Boolesche Algebra]] allein auf eine [[Zweistellige Verknüpfung]] aufgebaut werden kann. Sein im Jahr 1917 veröffentlichtes Buch ''The Continuum and Other Types of Serial Order '' galt seinerzeit als viel verwendetes Lehrbuch zur Mengenlehre [[Georg Cantor]]s.
Huntington befasste er sich vor allem mit den [[Axiom]]en der [[Mengenlehre]] und der [[Boolesche Algebra|Booleschen Algebra]]. Hier leistete er einen Beitrag zur [[Infixnotation]] und zeigte, dass die [[Boolesche Algebra]] allein auf eine [[Zweistellige Verknüpfung]] aufgebaut werden kann. Sein im Jahr 1917 veröffentlichtes Buch ''The Continuum and Other Types of Serial Order '' galt seinerzeit als viel verwendetes Lehrbuch zur Mengenlehre [[Georg Cantor]]s.


Bleibende Wirkung erzielten Huntingtons Arbeiten über [[Sitzzuteilungsverfahren]]. Darin untersuchte er, wie sich der Transfer eines einzelnen Sitzes von einem Teilnehmer zu einem anderen auf die Verfahrenseigenschaften auswirkt. Die Idee solcher paarweisen Vergleiche findet sich schon bei [[Ladislaus von Bortkiewicz]]. Im Ergebnis favorisierte Huntington ein Verfahren, das er Methode der gleichen Proportionen (method of equal proportions) nannte; die Methode wird auch als [[Hill-Huntington-Verfahren|Hill/Huntington-Verfahren]] bezeichnet, weil Joseph A. Hill schon vor Huntington darüber publizierte hatte.<ref>Siehe Abschnitte 16.11 "Edward Vermilye Huntington 1874-1952", 16.10 "Ladislaus von Bortkiewicz 1868-1931", 16.8 "Joseph Adna Hill 1860-1938" in Friedrich Pukelsheim: ''Proportional Representation, Apportionment Methods and Their Applications, With a Foreword by Andrew Duff MEP, Second Edition.'' Springer International Publishing AG, Cham (CH) 2017. eBook ISBN 978-3-319-64707-4, [[doi:10.1007/978-3-319-64707-4]], Softcover ISBN 978-3-319-64706-7</ref>
Bleibende Wirkung erzielten Huntingtons Arbeiten über [[Sitzzuteilungsverfahren]]. Darin untersuchte er, wie sich der Transfer eines einzelnen Sitzes von einem Teilnehmer zu einem anderen auf die Verfahrenseigenschaften auswirkt. Die Idee solcher paarweisen Vergleiche findet sich schon bei [[Ladislaus von Bortkiewicz]]. Im Ergebnis favorisierte Huntington ein Verfahren, das er Methode der gleichen Proportionen (method of equal proportions) nannte; die Methode wird auch als [[Hill-Huntington-Verfahren|Hill/Huntington-Verfahren]] bezeichnet, weil Joseph A. Hill schon vor Huntington darüber publizierte hatte.<ref>Siehe Abschnitte 16.11 "Edward Vermilye Huntington 1874–1952", 16.10 "Ladislaus von Bortkiewicz 1868–1931", 16.8 "Joseph Adna Hill 1860–1938" in Friedrich Pukelsheim: ''Proportional Representation, Apportionment Methods and Their Applications, With a Foreword by Andrew Duff MEP, Second Edition.'' Springer International Publishing AG, Cham (CH) 2017. eBook ISBN 978-3-319-64707-4, [[doi:10.1007/978-3-319-64707-4]], Softcover ISBN 978-3-319-64706-7</ref>


Im Gegensatz dazu hielt Walter F. Willcox eine andere Zuteilungsmethode, die in Kontinentaleuropa als [[Sainte-Laguë-Verfahren]] bekannt ist, für nachweislich besser. Der Professorenstreit &ndash; der eine Statistiker mit mathematischer Ausrichtung an der Havard University, der andere Statistiker mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Cornell University &ndash; zog sich über Jahre hin und füllte die Seiten von [[Science]].<ref>Siehe Chapter&nbsp;9 und Verweise auf Seite&nbsp;182 in Michel L. Balinski / H. Peyton Young: ''Fair Representation &ndash; Meeting the Ideal of One Man, One Vote.'' New Haven CT, 1982. ''Second Edition'' (mit identischer Paginierung): Washington DC, 2001.</ref>
Im Gegensatz dazu hielt Walter F. Willcox eine andere Zuteilungsmethode, die in Kontinentaleuropa als [[Sainte-Laguë-Verfahren]] bekannt ist, für nachweislich besser. Der Professorenstreit der eine Statistiker mit mathematischer Ausrichtung an der Havard University, der andere Statistiker mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Cornell University zog sich über Jahre hin und füllte die Seiten von [[Science]].<ref>Siehe Chapter&nbsp;9 und Verweise auf Seite&nbsp;182 in Michel L. Balinski / H. Peyton Young: ''Fair Representation Meeting the Ideal of One Man, One Vote.'' New Haven CT, 1982. ''Second Edition'' (mit identischer Paginierung): Washington DC, 2001.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 27. April 2021, 08:12 Uhr

Edward Vermilye Huntington (* 26. April 1874 in Clinton, Oneida County, New York; † 25. November 1952 in Cambridge, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Mathematiker.

Huntington studierte an der Harvard University, wo er 1895 den B.A. und 1897 den M.A. erwarb. Nach zwei Jahren Unterrichtstätigkeit an einem College ging er an die Universität Straßburg und legte dort 1901 seine Promotion ab. Er heiratete 1909 Suzie Edwards Van Volkenburgh; die Ehe blieb ohne Kinder. Sein weiteres berufliches Leben verbrachte Huntington in Harvard, wo er ab 1919 als Professor of Mechanics an der Engineering School wirkte.

Im Jahr 1919 wurde Huntington der erste Präsident der Mathematical Association of America, an deren Gründung er mitwirkte. Er wurde zudem 1913 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences sowie 1933 der American Philosophical Society.

Huntington befasste er sich vor allem mit den Axiomen der Mengenlehre und der Booleschen Algebra. Hier leistete er einen Beitrag zur Infixnotation und zeigte, dass die Boolesche Algebra allein auf eine Zweistellige Verknüpfung aufgebaut werden kann. Sein im Jahr 1917 veröffentlichtes Buch The Continuum and Other Types of Serial Order galt seinerzeit als viel verwendetes Lehrbuch zur Mengenlehre Georg Cantors.

Bleibende Wirkung erzielten Huntingtons Arbeiten über Sitzzuteilungsverfahren. Darin untersuchte er, wie sich der Transfer eines einzelnen Sitzes von einem Teilnehmer zu einem anderen auf die Verfahrenseigenschaften auswirkt. Die Idee solcher paarweisen Vergleiche findet sich schon bei Ladislaus von Bortkiewicz. Im Ergebnis favorisierte Huntington ein Verfahren, das er Methode der gleichen Proportionen (method of equal proportions) nannte; die Methode wird auch als Hill/Huntington-Verfahren bezeichnet, weil Joseph A. Hill schon vor Huntington darüber publizierte hatte.[1]

Im Gegensatz dazu hielt Walter F. Willcox eine andere Zuteilungsmethode, die in Kontinentaleuropa als Sainte-Laguë-Verfahren bekannt ist, für nachweislich besser. Der Professorenstreit – der eine Statistiker mit mathematischer Ausrichtung an der Havard University, der andere Statistiker mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung an der Cornell University – zog sich über Jahre hin und füllte die Seiten von Science.[2]

Literatur

  • M. Scanlan: Edward Vermilye Huntington. In: American National Biography 11. Oxford Univ. Press, 1999, 534–536.

Einzelnachweise

  1. Siehe Abschnitte 16.11 "Edward Vermilye Huntington 1874–1952", 16.10 "Ladislaus von Bortkiewicz 1868–1931", 16.8 "Joseph Adna Hill 1860–1938" in Friedrich Pukelsheim: Proportional Representation, Apportionment Methods and Their Applications, With a Foreword by Andrew Duff MEP, Second Edition. Springer International Publishing AG, Cham (CH) 2017. eBook ISBN 978-3-319-64707-4, doi:10.1007/978-3-319-64707-4, Softcover ISBN 978-3-319-64706-7
  2. Siehe Chapter 9 und Verweise auf Seite 182 in Michel L. Balinski / H. Peyton Young: Fair Representation – Meeting the Ideal of One Man, One Vote. New Haven CT, 1982. Second Edition (mit identischer Paginierung): Washington DC, 2001.