Dili

Dili (Osttimor)
Dili (Osttimor)
Dili
Lage von Dili in Osttimor
Dili im gleichnamigen Distrikt
Stadtplan von Dili

Dili (Tetum Dili, portugiesisch Díli) ist die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum Osttimors. Sie ist auch die Hauptstadt des Distriktes Dili.

Geographie

Dili liegt an der Nordküste der Insel Timor. Die Stadt Dili verteilt sich über mehrere Subdistrikte: Cristo Rei (Ost-Dili), Dom Aleixo (West-Dili), Nain Feto (Ost-Dili) und Vera Cruz (Zentral-Dili). 18 der 26 Sucos dieser Subdistrikte sind als „urban“ klassifiziert. Die restlichen acht Sucos gelten als ländlich.

Einwohner

Kinder in Dili

Die Stadt Dili hat 59.069 Einwohner (Stand 1. Januar 2006), ohne die Vororte. Die Agglomeration Dili hat eine Einwohnerzahl von 163.305 (Stand 1. Januar 2006).

Dili ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Volksgruppen Osttimors. Aus dem ganzen Land kommen vor allem junge Männer nach Dili auf der Suche nach Arbeit. Daher ist der Männeranteil deutlich höher als der Frauenanteil. Im gesamten Distrikt Dili nahm die Bevölkerung zwischen 2001 und 2004 um 12,58 % zu. Fast 80.000 der Einwohner sind außerhalb Dilis geboren worden. Nur 54 % der Einwohner sind hier geboren worden. 7 % wurden in Baucau geboren, je 5 % in Viqueque und Bobonaro, 4 % in Ermera, der Rest in den anderen Distrikten oder im Ausland.[1]

Die unterschiedliche Herkunft ist nicht unproblematisch. Vor allem Straßenbanden aus den verschiedenen Landesteilen (Loro Munu und Loro Sae) geraten immer wieder aneinander. Höhepunkt waren die Unruhen in Osttimor 2006. Grund sind verschiedene Ressentiments zwischen den Gruppen, aber auch wirtschaftliche Interessen. So gibt es einen Konflikt zwischen Bunaks aus Bobonaro und Ermera und Makasaes aus Baucau und Viqueque um die Dominanz auf dem Markt.[2]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Dilis

Kolonialzeit

Flagge der Stadt Dili während der portugiesischen Kolonialzeit

Erstmals erreichten die Portugiesen 1520 die Bucht von Dili und errichteten dort einen kleinen Posten. Die kleine Ansiedlung wurde zur Hauptstadt ihrer Besitzungen auf den Kleinen Sunda-Inseln gemacht, nachdem die Portugiesen von den Topasses am 11. August 1769 aus Lifau im Westen der Insel vertrieben worden waren. Am 10. Oktober 1769 begann Gouverneur António José Teles de Meneses mit dem Bau der neuen Hauptstadt. [3] Die Stadtrechte erhielt der Ort im Januar 1864.

Portugal war während des Zweiten Weltkrieges neutral. Allerdings befürchteten die Alliierten, dass das militärisch schwache Portugiesisch-Timor von den Japanern als Brücke nach Australien verwendet werden könnte, weswegen Niederländer und Australier 1941 die Kolonie kurzzeitig besetzten. In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 1942 griffen die Japaner mit 20.000 Mann an und besetzten Dili und nach und nach den Rest Timors. Am 26. September 1945 fand die offizielle Zeremonie der Kapitulation der Japaner in Portugiesisch-Timor und der Rückgabe der Macht an Portugal in Dili statt.

Hauptartikel: Schlacht um Timor

Nach der Nelkenrevolution 1974 sollte die Kolonie auf die Unabhängigkeit vorbereitet werden, doch als sich eine Dominanz der linksgerichteten FRETILIN abzeichnete, kam es 1975 in Dili zu Straßenkämpfen zwischen ihr und der konservativen UDT. Portugals letzter Gouverneur Mário Lemos Pires floh auf die Dili vorgelagerte Insel Atauro, von wo aus er erfolglos versuchte, zwischen den Parteien zu vermitteln. Die FRETILIN ging aus den Kämpfen als Sieger vor, doch inzwischen hatte Indonesien begonnen, mit als UDT-Anhängern getarnten Truppen nach und nach das Grenzland zu besetzen. Angesichts der Bedrohung hoffte die FRETILIN auf internationale Unterstützung und erklärte daher am 28. November 1975 Osttimor von Portugal unabhängig. Neun Tage später, am 7. Dezember, begannen indonesische Truppen offiziell mit der Invasion des Landes und besetzten Dili.

Indonesische Besatzungszeit

8. September 1999: Dili in Flammen

Unter dem FALINTIL-Chef Xanana Gusmão begann der timoresische Widerstand, mit Guerillataktiken gegen die Besatzer vorzugehen. Am 10. Juni 1980 griffen FALINTIL-Einheiten einen Fernsehsender am Rande der Hauptstadt Dili an. Am 12. November 1991 forderte ein Massaker durch das indonesische Militär nach einer Beerdigung auf dem Friedhof Santa Cruz (siehe dazu: Santa-Cruz-Massaker) über 200 Todesopfer.

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum am 30. August 1999, eskalierte die Gewalt. Als am 4. September das Ergebnis veröffentlicht wurde, das sich für die Unabhängigkeit aussprach, zogen die pro-indonesischen Milizen plündernd und mordend durch die Stadt.[4] Am 20. September 1999 landeten die ersten Einheiten der internationalen Friedenstruppe INTERFET auf dem Flughafen bei Dili. Die Vereinten Nationen übernahmen die Verwaltung des Landes. Am 20. Mai 2002 wurde Dili schließlich Hauptstadt des unabhängigen Staates Osttimor.

Unabhängigkeit

Flüchtlingslager in Dili 2006

Einen Tag nach der Verhaftung eines Studenten wurden am 4. Dezember 2002 bei Unruhen in Dili und anderen Orten Osttimors das Haus von Premierminister Marí Alkatiri, Regierungsfahrzeuge und Geschäfte von chinesischen Händlern angezündet. Fünf Demonstranten wurden dabei durch die Polizei erschossen.

Ende April bis Oktober 2006 erschütterten die schwersten Unruhen seit der Unabhängigkeit die Hauptstadt und das Land, nachdem 600 Soldaten der Streitkräfte aufgrund von Missständen desertiert waren. Zusätzlich bekämpften sich Jugendbanden aus dem West- und dem Ostteil des Landes. Tausende Häuser wurden niedergebrannt, mindestens 45 Menschen starben. Schließlich musste Premierminister Alkatiri zurücktreten. Auch der Einsatz einer internationalen Interventionstruppe konnte zuerst nicht für Ruhe sorgen. Seit dem 13. September ist eine neue Polizeimission der Vereinten Nationen im Einsatz. Ein Großteil der Einwohner Dilis musste in Flüchtlingslagern und Kirchen Zuflucht suchen.

Hauptartikel: Unruhen in Osttimor 2006

Am 11. Februar 2008 führte der Chef der Rebellen Alfredo Reinado einige seiner Männer nach Dili. Es kam zu einem Feuergefecht im Wohnhaus von Staatspräsident José Ramos-Horta, bei dem Reinado und ein weiterer Rebell ums Leben kamen und der Staatspräsident und einer seiner Leibwächter schwer verletzt wurden. Kurz darauf überfielen Rebellen auch das Wohnhaus und die Wagenkolonne von Premierminister Xanana Gusmão, der aber unverletzt entkommen konnte. Es wurde der Notstand ausgerufen und 1.000 Polizisten und Soldaten durchsuchten die Stadt und nähere Umgebung nach den Tätern.

Hauptartikel: Attentat vom 11. Februar 2008 in Dili

Wichtige Gebäude und Denkmäler

Regierungspalast

Der Regierungspalast. Davor das Denkmal für Heinrich den Seefahrer

Der aus der portugiesischen Kolonialzeit stammende Palast ist der Sitz des Premierministers von Osttimor und der Regierung. Er wurde während des Estado Novo, der portugiesischen Diktatur, erbaut und orientiert sich in seinem Aussehen am Praça do Comércio, dem Hauptplatz in Lissabon, an dem mehrere Ministerien stehen. Der Regierungspalast steht nicht weit vom Ufer der Bucht entfernt. Die Straße, die am Palast vorbei führt, ist das Handelszentrum Dilis. Hinter dem Palast befindet sich das Nationalparlament.

Kirchen

Dili ist Sitz des Bistums Dili. Die wichtigsten Kirchen Dilis sind die Imaculada Conceição in Balide und die Igreja de Motael. Die 1940 gebaute Kathedrale Sé de Díli wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Jesusstatue

Die Jesusstatue von Dili

Eine große Jesusstatue (Cristo Rei, Chritu Rei) überblickt Dili vom östlichen Ende der Bucht. Sie hat auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit jenen in Lissabon und Rio de Janeiro, wurde aber nicht von den Portugiesen errichtet, sondern von den indonesischen Besatzern, die sich so beim Volk beliebt machen wollten. Auffällig sind die übergroßen Füße und die Bewohner Dilis sehen in den ausgebreiteten Armen der Statue weniger eine beschützende Geste, als einen Ausdruck von Resignation, weswegen die Statue im Volksmund Jesus - „Was kann ich tun?“ genannt wird.

Denkmal für Papst Johannes Paul II.

2008 wurde eine sechs Meter hohe Monumentalstatue von Papst Johannes Paul II. eingeweiht. Sie steht auf einen Hügel an der Westseite der Bucht von Dili in Tasitolu und bildet so ein Gegenstück zur Jesusstatue auf der Ostseite. Neben der Papststatue befindet sich eine Kapelle, die ebenfalls an ihn erinnert. Johannes Paul II. besuchte Osttimor am 12. Oktober 1989 und brachte damit den Konflikt im besetzten Land wieder ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Die Idee zur Statue entstand nach dem Tod Johannes Pauls im April 2005. Der ehemalige Premierminister und Muslim Marí Alkatiri übernahm 2007 die Schirmherrschaft für den Bau, der durch indonesische Bildhauer durchgeführt wurde.

Nationaluniversität

Die Nationaluniversität von Timor-Leste UNTL hat zur Zeit fünf Fakultäten. Landwirtschaft, Politikwissenschaft, Wirtschaft, Lehramt und Ingenieurwesen. Im Juli 2001 wurden das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (Centro Nacional de Investigação Científica) und das Nationale Institut für Linguistik (Instituto Nacional de Linguística) gegründet.

Denkmal für die Opfer der japanischen Besetzung Timors

Das Denkmal wurde 1946 im Viertel Taibesse aufgestellt. Es besteht aus dem Wappen Portugals und zwei gekreuzten Gewehren.

Denkmal Mutter Gottes

Denkmal Mutter Gottes

Das Denkmal Mutter Gottes (Monumentu Nosa Señora, Monumento a Nossa Senhora) wurde 1954 errichtet. Es steht im Zentrum eines Garten am Largo de Lecidere, östlich vom Platz vor dem Gouverneurspalast. Unterhalb der Statue von Maria, die von Engeln umringt ist, kann man das koloniale Wappen von Portugiesisch-Timor sehen. Am Sockel befinden sich mehrere Christuskreuze.

Denkmal für Heinrich den Seefahrer

Vor dem Regierungsspalast befindet sich das Denkmal für Heinrich den Seefahrer, das 1960 zum Gedenken des 500. Todestages Heinrichs aufgestellt wurde. Es besteht aus dem Wappen Portugals, dem Christuskreuz, einer Windrose, einem Sextanten und der Inschrift Por Mares Nunca Dantes Navegados.

Präsidentenpalast

Am 2. Juli 2007 wurde der Grundstein für den neuen Präsidentenpalast Osttimors im Westen Dilis gelegt. Das Gebäude wurde von der Volksrepublik China finanziert. Zuvor befand sich hier ein Hubschrauberlandeplatz der Internationalen Stabilisierungskräfte. Das Gebäude trägt den Namen Palast der Hoffnung und wurde im April 2009 fertiggestellt. Die Einweihung erfolgte am 27. August 2009. Der zentrale Bereich des Palastes trägt ein steil ansteigendes, blaues Dach, das dem timoresischen Stil nachempfunden ist.[5]

Klima

Klimadiagramm von Dili
Regenzeit in Dili

Dilis Klima ist typisch für die Nordküste Osttimors. In der Trockenzeit werden Temperaturen bis über 35 °C erreicht, nachts sinkt das Thermometer auf 20 °C. In der Regenzeit liegt die Temperatur bei etwa 27 °C. Der Jahresdurchschnitt liegt bei 26,7 °C. Regen fällt fast nur in der Regenzeit von Ende November bis April. Dann können die Straßen Dilis durch die Regenmengen schon mal unter Wasser stehen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 1000 mm.

Verkehr

Osttimoresischer Bus

Dili ist die wichtigste Hafenstadt Osttimors. Fähren verbinden die Stadt mit der vorgelagerten Insel Atauro und der osttimoresischen Exklave Oecussi-Ambeno. Der Flughafen Presidente Nicolau Lobato International Airport wird sowohl zivil als auch militärisch genutzt. Er ist nach dem osttimoresischen Premierminister vor der indonesischen Besetzung, späteren Präsidenten und Freiheitskämpfer Nicolau dos Reis Lobato benannt. Busse verbinden die Hauptstadt mit den anderen Orten im Land. Besser ausgebaute Überlandstraßen führen durch Dili entlang der Küste von West nach Ost und nach Süden in das Landesinnere Richtung Aileu.

Städtepartnerschaften

[6]

Persönlichkeiten aus Dili

Bildergalerie

Commons: Dili – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Census of Population and Housing Atlas 2004
  2. ETAN, 15.09.06, A Survey of Gangs and Youth Groups in Dili, Timor-Leste 2006
  3. History of Timor – Technische Universität Lissabon
  4. Dili District Development Plan 2002/2003 (englisch)
  5. Bild des neuen Präsidentenpalastes
  6. Webseite des Außenministeriums Osttimors

Koordinaten: 8° 34′ S, 125° 34′ O