„Debra Milke“ – Versionsunterschied

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Nach mehreren Anläufen der Verteidigung wurde am 14. März 2013 das strittige Urteil schließlich vom für Arizona zuständigen [[Appellationsgericht#USA|Appellationsgericht]], einer mit drei Richtern besetzten Kammer des [[:en:United States Court of Appeals for the Ninth Circuit|United States Court of Appeals for the Ninth Circuit]] in San Francisco, aufgehoben und die Freilassung von Milke binnen 90 Tagen angeordnet. Gegen diesen Beschluss legte der [[:en:Arizona Attorney General|Generalstaatsanwalt von Arizona]], [[:en:Tom Horne|Tom Horne]], Berufung ein, weshalb Milke vorläufig weiter in Haft bleiben musste.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bild.de/news/ausland/todesstrafe/debbie-milke-bleibt-vorerst-im-knast-29981040.bild.html|titel=Deutsche Todeskandidatin bleibt (vorerst) im Knast|zugriff=2013-04-14|hrsg=bild.de|datum=2013-04-12}}</ref> Diese Berufung wurde am 6. Mai 2013 verworfen.<ref>{{Internetquelle|url=http://debmi.me/orderdenyrehh|datum=2013-05-06|titel=Respondent’s petition for rehearing and rehearing en banc is denied|zugriff=2013-05-09}}</ref>
Nach mehreren Anläufen der Verteidigung wurde am 14. März 2013 das strittige Urteil schließlich vom für Arizona zuständigen [[Appellationsgericht#USA|Appellationsgericht]], einer mit drei Richtern besetzten Kammer des [[:en:United States Court of Appeals for the Ninth Circuit|United States Court of Appeals for the Ninth Circuit]] in San Francisco, aufgehoben und die Freilassung von Milke binnen 90 Tagen angeordnet. Gegen diesen Beschluss legte der [[:en:Arizona Attorney General|Generalstaatsanwalt von Arizona]], [[:en:Tom Horne|Tom Horne]], Berufung ein, weshalb Milke vorläufig weiter in Haft bleiben musste.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.bild.de/news/ausland/todesstrafe/debbie-milke-bleibt-vorerst-im-knast-29981040.bild.html|titel=Deutsche Todeskandidatin bleibt (vorerst) im Knast|zugriff=2013-04-14|hrsg=bild.de|datum=2013-04-12}}</ref> Diese Berufung wurde am 6. Mai 2013 verworfen.<ref>{{Internetquelle|url=http://debmi.me/orderdenyrehh|datum=2013-05-06|titel=Respondent’s petition for rehearing and rehearing en banc is denied|zugriff=2013-05-09}}</ref>


Am 8. Juli 2013 ordnete das [[United States District Court|Bundesbezirksgericht]] schließlich an, den Prozess wieder aufzurollen oder Milke aus der Haft zu entlassen. Wenige Stunden nach dieser Entscheidung erhob das Arizona Attorney General’s Office erneut Anklage gegen Milke. Die Staatsanwaltschaft erwartet im bevorstehenden Prozess eine erneute Aussage von Armando Saldate, diesmal unter Eid.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.azcentral.com/news/arizona/articles/20130708debra-milke-retrial-brk.html?nclick_check=1|titel=Debra Milke to be retried in Peoria killing of 4-year-old son|zugriff=2013-07-09|autor=Michael Kiefer|hrsg=azcentral.com|datum=2013-07-08}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/mordprozess-in-arizona-neu-aufgerollt-staatsanwaltschaft-will-debra-milke-hinrichten-1.1716760|titel=Staatsanwaltschaft will Debra Milke hinrichten|zugriff=2013-07-09|hrsg=sueddeutsche.de|datum=2013-07-09}}</ref>
Am 8. Juli 2013 ordnete das [[United States District Court|Bundesbezirksgericht]] schließlich an, den Prozess wieder aufzurollen oder Milke aus der Haft zu entlassen. Wenige Stunden nach dieser Entscheidung erhob das Arizona Attorney General’s Office erneut Anklage gegen Milke. Die Staatsanwaltschaft erwartet im bevorstehenden Prozess eine erneute Aussage von Armando Saldate, diesmal unter Eid.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.azcentral.com/news/arizona/articles/20130708debra-milke-retrial-brk.html?nclick_check=1|titel=Debra Milke to be retired in Peoria killing of 4-year-old son|zugriff=2013-07-09|autor=Michael Kiefer|hrsg=azcentral.com|datum=2013-07-08}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/mordprozess-in-arizona-neu-aufgerollt-staatsanwaltschaft-will-debra-milke-hinrichten-1.1716760|titel=Staatsanwaltschaft will Debra Milke hinrichten|zugriff=2013-07-09|hrsg=sueddeutsche.de|datum=2013-07-09}}</ref>


Am 5. September 2013 wurde Milke gegen eine Kaution von 250.000&nbsp;Dollar (190.000&nbsp;Euro) freigelassen. Im Gerichtsbeschluss aus Arizona heißt es: „Das Gericht war bisher nicht in der Lage, die Glaubwürdigkeit von Saldate gegen die Glaubwürdigkeit der Angeklagten zu beurteilen und somit zu entscheiden, ob sie Saldate die Tat gestanden hat oder nicht.“ Die Richterin merkte in ihrer Begründung an, dass es so gut wie keine Beweise für einen Mordprozess gegen Milke gebe.<ref name="bild.de_20130906">{{Internetquelle | url=http://www.bild.de/news/ausland/todesstrafe/debra-milke-kommt-nach-22-jahren-todeszelle-auf-kaution-frei-32278806.bild.html | titel=Nach 22 Jahren aus der Todeszelle | autor=Herbert Bauernebel | hrsg=Bild.de | zugriff=2013-09-07}}</ref>
Am 5. September 2013 wurde Milke gegen eine Kaution von 250.000&nbsp;Dollar (190.000&nbsp;Euro) freigelassen. Im Gerichtsbeschluss aus Arizona heißt es: „Das Gericht war bisher nicht in der Lage, die Glaubwürdigkeit von Saldate gegen die Glaubwürdigkeit der Angeklagten zu beurteilen und somit zu entscheiden, ob sie Saldate die Tat gestanden hat oder nicht.“ Die Richterin merkte in ihrer Begründung an, dass es so gut wie keine Beweise für einen Mordprozess gegen Milke gebe.<ref name="bild.de_20130906">{{Internetquelle | url=http://www.bild.de/news/ausland/todesstrafe/debra-milke-kommt-nach-22-jahren-todeszelle-auf-kaution-frei-32278806.bild.html | titel=Nach 22 Jahren aus der Todeszelle | autor=Herbert Bauernebel | hrsg=Bild.de | zugriff=2013-09-07}}</ref>

Version vom 12. November 2013, 21:52 Uhr

Debra Jean „Debbie“ Milke (* 10. März 1964 als Debra Sadeik in Berlin-Lichterfelde[1]) ist eine US-Amerikanerin, die am 12. Oktober 1990 wegen Anstiftung zum Mord an ihrem Sohn zum Tode verurteilt wurde. Während ihrer Zeit in der Todeszelle kamen zunehmend Zweifel an ihrer Schuld auf.

Leben

Milke wurde am 10. März 1964 als Tochter eines US-Soldaten und einer Deutschen im Berliner Stadtteil Steglitz geboren und zog 1965 mit ihrer Familie nach Arizona in den Vereinigten Staaten.[1] Dort heiratete sie 1984 Mark Milke, 1985 kam Sohn Christopher auf die Welt. Die Ehe wurde nach drei Jahren geschieden.

Verurteilung

Am 2. Dezember 1989 fuhren Milkes Mitbewohner Jim Styers sowie dessen High-School-Freund Roger Scott mit dem vierjährigen Christopher in die Wüste, wo er erschossen wurde. Nach seiner Verhaftung behauptete Scott, Milke habe ihn und Styers mit dem Mord beauftragt, um an die Lebensversicherung in Höhe von 5000 US-Dollar zu kommen.[2] Diese Lebensversicherung war aber lediglich Teil eines Sozialversicherungspakets, das allen Angestellten in Milkes Firma zustand, und nicht von ihr gezielt abgeschlossen worden.

Im Anschluss wurde Milke durch den Mord-Ermittler Armando Saldate verhört, von dem polizeiintern bekannt war, dass er die Rechte von Verdächtigen missachtet und bereits unter Eid gelogen hatte.[3] Im Prozess sagte Saldate aus, Milke habe ihm die Anstiftung zum Mord gestanden. Sie habe ihre Tat damit begründet, dass der Sohn nicht werden solle wie sein Vater. Allerdings wurde Milke nicht über ihre Rechte (Miranda Rights) aufgeklärt und ein Geständnis von Milke nie unterschrieben; es gab kein Protokoll des Verhörs, keinen Zeugen und keine Video- und/oder Tonaufnahme. Am 12. Oktober 1990 wurde Milke wegen Mordes, Verschwörung zum Mord, Kindesmissbrauch und Entführung schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.

In den folgenden Jahren wurden immer mehr Zweifel an ihrer Schuld laut. So wurde beim Mittäter Roger Scott, der Milke belastet hatte, Schizophrenie festgestellt. Auch Armando Saldates Verhörmethoden kamen ans Licht und ließen Zweifel an Milkes Geständnis aufkommen. Obwohl Milke nur die US-Staatsbürgerschaft besitzt, setzten sich viele Prominente aus Deutschland für sie ein.[4]

Der Termin für Milkes Hinrichtung wurde auf Januar 1998 festgelegt; vor die Wahl „elektrischer Stuhl oder tödliche Injektion“ gestellt, entschied sie sich für die Injektion. Ein Arzt testete ihre Venen, ein Pfarrer sprach mit ihr über Schuld und Sühne. Milkes Anwälte konnten die Hinrichtung gerade noch verhindern.[5]

Wiederaufnahme

Nach mehreren Anläufen der Verteidigung wurde am 14. März 2013 das strittige Urteil schließlich vom für Arizona zuständigen Appellationsgericht, einer mit drei Richtern besetzten Kammer des United States Court of Appeals for the Ninth Circuit in San Francisco, aufgehoben und die Freilassung von Milke binnen 90 Tagen angeordnet. Gegen diesen Beschluss legte der Generalstaatsanwalt von Arizona, Tom Horne, Berufung ein, weshalb Milke vorläufig weiter in Haft bleiben musste.[6] Diese Berufung wurde am 6. Mai 2013 verworfen.[7]

Am 8. Juli 2013 ordnete das Bundesbezirksgericht schließlich an, den Prozess wieder aufzurollen oder Milke aus der Haft zu entlassen. Wenige Stunden nach dieser Entscheidung erhob das Arizona Attorney General’s Office erneut Anklage gegen Milke. Die Staatsanwaltschaft erwartet im bevorstehenden Prozess eine erneute Aussage von Armando Saldate, diesmal unter Eid.[8][9]

Am 5. September 2013 wurde Milke gegen eine Kaution von 250.000 Dollar (190.000 Euro) freigelassen. Im Gerichtsbeschluss aus Arizona heißt es: „Das Gericht war bisher nicht in der Lage, die Glaubwürdigkeit von Saldate gegen die Glaubwürdigkeit der Angeklagten zu beurteilen und somit zu entscheiden, ob sie Saldate die Tat gestanden hat oder nicht.“ Die Richterin merkte in ihrer Begründung an, dass es so gut wie keine Beweise für einen Mordprozess gegen Milke gebe.[10]

Am 30. September 2013 sollte der neue Prozess beginnen. Vorerst wohnt Milke in einer von Unterstützern bereitgestellten Wohnung. Sie muss eine elektronische Fußfessel tragen und darf zwischen 21 Uhr und 6 Uhr das Haus nicht verlassen.[11] Nach aktuelleren Meldungen soll am 6. Dezember 2013 eine Anhörung stattfinden, der Prozess aber nicht vor Januar 2015 beginnen.[12]

Einzelnachweise

  1. a b Chronologie einer fragwürdigen Verurteilung. stern.de, 20. März 2013, abgerufen am 14. April 2013.
  2. Aus der Todeszelle auf dem Weg in die Freiheit. stern.de, 19. März 2013, abgerufen am 14. April 2013.
  3. Bastian Obermayer und Nicolas Richter: Geschichte eines beispiellosen Justiz-Skandals. sueddeutsche.de, 24. März 2013, abgerufen am 14. April 2013.
  4. Antje Passenheim: Giftspritze und Henkersmahlzeit standen bereit. welt.de, 17. März 2013, abgerufen am 14. April 2013.
  5. spiegel.de 9. Juli 2013: Fall Debbie Milke: Freiheit muss warten
  6. Deutsche Todeskandidatin bleibt (vorerst) im Knast. bild.de, 12. April 2013, abgerufen am 14. April 2013.
  7. Respondent’s petition for rehearing and rehearing en banc is denied. 6. Mai 2013, abgerufen am 9. Mai 2013.
  8. Michael Kiefer: Debra Milke to be retired in Peoria killing of 4-year-old son. azcentral.com, 8. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2013.
  9. Staatsanwaltschaft will Debra Milke hinrichten. sueddeutsche.de, 9. Juli 2013, abgerufen am 9. Juli 2013.
  10. Herbert Bauernebel: Nach 22 Jahren aus der Todeszelle. Bild.de, abgerufen am 7. September 2013.
  11. Nach Freilassung: Debra Milke staunt über iPads und iPhones, Spiegel Online, 9. September 2013
  12. Bericht: Möglicher Prozess gegen Debra Milke frühestens 2015 Berliner Zeitung, 24. September 2013.