Combat Search and Rescue

HH-60G Pave Hawk der Pararescue Jumper für CSAR

Combat Search and Rescue (CSAR) (deutsch: kampfmäßiges Suchen und Retten), ist die militärische, bewaffnete Form von Such- und Rettungsaktionen in Krisen- und Kriegsgebieten. Es darf nicht mit der Beteiligung des Militärs an zivilen Notfallrettungdiensten oder dem Katastrophenschutz verwechselt werden. CSAR soll nicht nur der Rettung isolierter oder verletzter Personen dienen, sondern diese auch vor (Kriegs-)Gefangenschaft und Ermordung schützen.

CSAR ist ein Element der Personnel Recovery (PR, deutsch: Personenrückführung), welche unter ihrem Dach Operationen zur Rettung verschleppter, vermisster und isolierter Personen beinhaltet. Eine wirkliche Unterscheidung zwischen diesen beiden Begriffen wird derzeit jedoch nur durch die USA vorgenommen. Die europäischen NATO-Mitglieder setzen beide Begriffe gleich. [1]

Konzept

CSAR wird nur von Militäreinheiten während eines Kampfeinsatzes durchgeführt. Das umfasst das Suchen und Retten von abgeschossenen Piloten oder auch verbündeten Einheiten hinter feindlichen Linien im Gefecht. Die CSAR-Hubschrauber und -Einsatzkräfte genießen dabei nicht den besonderen Schutz der Genfer Konvention für Sanitätstransporte und Personal, sie dürfen auch keine Schutzzeichen wie Rotes Kreuz oder Roter Halbmond führen.

Einige Beispiele für CSAR-Einsätze waren die Rettung des U.S.-Air-Force-Piloten Scott O’Grady oder die nicht so erfolgreichen Versuche während der Schlacht von Mogadischu, bei dem das 24th Special Tactics Squadron bei den Rettungs- und Bergungsoperation beteiligt war, einer Spezialeinheit der United States Air Force für CSAR-Einsätze. Die USA haben eine Urform von CSAR bereits im Koreakrieg mit gutem Erfolg durchgeführt und im Vietnamkrieg verfeinert. Hubschrauber haben den Luftraum über dem Kampfgebiet beobachtet und sind sofort zur Absturz-/Landungsstelle des/der abgesprungenen Piloten geflogen um sie aufzunehmen. So ist es in spektakulären Fällen vorgekommen, dass die Rettungskräfte bereits vor der Landung des Fallschirms das Gebiet sichern konnten.

CSAR ist ein ausgeklügeltes Verfahren, das sich nicht auf den eigentlichen Rettungshubschrauber beschränkt. Es beginnt mit Überlebens- und Verhaltensvorgaben für Piloten und Truppen beim Kampfeinsatz und Aufenthalt im Feindesland, der Gefangennahme zu entgehen, einer speziellen Ausrüstung zur Kontaktaufnahme und Kommunikation und endet in einer konzertierten und geheimen Aktion verschiedener Täusch- und Stör-Maßnahmen, spezieller Truppen, Flugzeuge und begleitender Kampfhubschrauber, sowie Tief- und Konturenflug im Gelände. Die CSAR-Einheiten sind bereits mit den Kampfhandlungen alarmiert und einsatzbereit um entweder sofort reagieren zu können oder durchaus gewollt auch erst später nach einer Beruhigung den Überraschungseffekt nutzend, zum Erfolg zu kommen.

Scheinbar widersinnig begibt sich eine Mehrzahl von Menschen/Soldaten in Gefahr, um einzelne zu retten. Neben dem humanen Bestreben und strategischer Vorsicht hat das aber auch wirtschaftliche Gründe. Die Ausbildung eines Jetpiloten ist so teuer, dass sich der Aufwand lohnt. Die Gewissheit, dass zumindest der Versuch einer Rettung unternommen wird, hebt zudem die Kampfmoral der oft hinter feindlichen Linien eingesetzten Piloten.

Unterschiedliche Definitionen

CSAR wird von der NATO als die Detektion, Identifikation und Rettung von abgeschossenen Flugzeugbesatzungen und – wenn angebracht – in Gefahr befindlicher isolierter Mitlitärangehöriger in einer feindlichen Umgebung während Krisen und Krieg definiert. Voraussetzung ist dabei, dass diese Personen dafür ausgerüstet und trainiert sind um in einem Operationsgebiet CSAR-Unterstützung zu erhalten. [2]

Die Definition der US-Streitkräfte geht noch weiter: CSAR ist eine spezielle, durch Rettungskräfte durchgeführte Aufgabe, um in Gefahr befindliche Personen zu retten. Dieses sowohl auf Kriegsschauplätzen, als auch bei militärischen Operationen die keine Kriege sind (MOOTW). [...] [3] Die primäre Aufgabe von Air Force CSAR-Maßnahmen ist es abgeschossene Flugzeugbesatzungen und andere isolierte Militärangehörige zu retten. Die Rettungskräfte können zusätzlich Aufgaben wie MEDEVAC, zivile SAR-Missionen, Katastrophenhilfe, internationale Hilfsaufgaben, die Evakuierung von Nichtkombattanten (noncombatant evacuation operations, NEO), Anti-Drogen-Operationen und Space Shuttle-Unterstützung übernehmen.

Aktuelle Situation

Deutschland

Die Bundeswehr verfügt derzeit über keine geeigneten CSAR-Fähigkeiten. Es wurde jedoch bereits 1996 eine CSAR-Kerngruppe aufgestellt, die derzeit in Holzdorf angesiedelt ist. Sie sollte „nach Zulauf des NH90 CSAR das verzugslose Erreichen einer CSAR-Befähigung konzeptionell vorbereiten.“[4] Dazu wurden unter Zuhilfenahme von Bell UH-1D Verfahren erarbeitet und nationale und internationale Übungen abgehalten. Dieses ermögliche „voraussichtlich ab 2011 eine erste CSAR-Befähigung aufzubauen.“[4] Die acht zu beschaffenden Rüstsätze für die NH90 würden wahrscheinlich bis 2014 vollständig geliefert sein. Im Jahr 2008 teilte das Bundeverteidigungsministerium jedoch der Presse mit, dass sich das Konzept des NH-90 CSAR-Hubschraubers „mit dem vorliegenden Angebot der Firma Nato Helicopter Industries (NHI) nicht umsetzen“[5] ließe. Es soll laut einem Presseberich vor allem Probleme mit dem Datenfunk und der Satellitenkommunikation gegeben haben. [5]

Es war geplant 12 NH-90 Hubschrauber so umzurüsten, dass die acht Rüstsätze bei Bedarf hätten montiert werden können. Dieses hätte eine Luftbetankungsmöglichkeit, das Datenfunksystem Mids/Link 16, ein Strahlenmeßgerät, eine Peilvorrichtung und eine Möglichkeit zur Selbstverteidigung gegen angreifende Flugzeuge beinhaltet.

Bisher gab es laut einer Auskunft des Bundestages keine Situationen, in denen deutsche Soldaten durch CSAR-Maßnahmen gerettet werden mußten. Sollte dieses der Fall sein, würde man sich auf ausländische Kräfte verlassen. [4]

Die Bundeswehr plant folgende Ausbildungslehrgänge:

  • Combindes Joint Rescue Coordination Center Controller Course
  • Combat Search and Rescue für Führungspersonal
  • Überleben für besonders gefährdetes Fliegerisches Personal der Bundeswehr
  • Überleben für besonders gefährdetes Fliegerisches Personal der Bundeswehr – Refresher
  • Rettungstrupp im bewaffneten Such- und Rettungsdienst

Ausrüstung

Hubschrauber für CSAR verfügen oft über eine Möglichkeit zur Luftbetankung und sind speziell für diese Missionen umgerüstet. In den USA wurde speziell das Tiltrotor Flugzeug Bell-Boeing V-22 für diese Zwecke eingeplant, da es einige Nachteile des Hubschraubers, wie geringere Geschwindigkeit und Reichweite aufhebt. Im Oktober 2007 wurde eine Ausschreibung über 141 Helikopter für CSAR-Missionen veröffentlicht. Eigentlich hatte 2006 schon der Boeing HH-47 Chinook gewonnen, nach Protesten von Lockheed-Martin und Sikorsky Aircraft Corporation wurde die Ausschreibung aber erneut begonnen. [6]

Verweise

Interne Verweise

Einzelnachweise

  1. U.S. Joint Forces Command - Joint Personnel Recovery Agency (JPRA)
  2. ATP-62 (AJP 3.3.4.6) COMBAT SEARCH AND RESCUE, Feb. 2000; S. 1-1
  3. AIR FORCE DOCTRINE DOCUMENT 2-1.6; Sept. 30, 1998; Seite 1
  4. a b c Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode, Drucksache 16/4354 vom 20.02.2007; Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Elke Hoff, Birgit Homburger, Dr. Rainer Stinner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 16/4254 -; CSAR-Fähigkeiten der Bundeswehr
  5. a b Ansgar Graw, Bundeswehr könnte abgeschossene Piloten nicht retten - Verteidigungsministerium räumt ein: Plan zur Entwicklung eines bewaffneten Bergungshubschraubers ist gescheitert - Kritik der FDP, Die Welt, 2. August 2008, eingesehen am 9. Januar 2010
  6. Jane's Air Force News, USAF requests new bids on CSAR-X, 29.10.2007, Caitlin Harrington; [1]