Beth Chatto

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Beth Chatto (* 27. Juni 1923 als Beth Little) ist eine britische Gärtnereibesitzerin.

Leben

Sie lebte in Great Chesterfield in Essex. Bereits als Kind betreute sie ein Stückchen Land im Garten ihrer Eltern. Sie besuchte die Colchester County High School for Girls und wurde dann als Lehrerin ausgebildet. Chatto war Mitglied im Colchester Flower Club, wo sie lernte, Schnittblumen zusammenzustellen. 1943 heiratete sie Andrew Chatto (* 1909), einen Obstgärtner aus Radlett in Hertfordshire, der eine Zeitlang in den USA gelebt hatte (Laguna Beach, Kalifornien). Er stammte aus einer Londoner Verlegerfamilie (der Verlag Chatto and Windus war 1873 gegründet worden). Ihr Gatte Andrew war sehr an Pflanzenökologie interessiert und obwohl er nie publizierte, sammelte er zahlreiche Daten zu ausgewählten Ökozonen, wozu er auch russische Literatur einsah. Er war stark durch die deutsche Pflanzensoziologie beeinflusst. Sein Archiv ist heute, durch die Hilfe des Gartenautors Noel Kingsbury, der Hardy Plant Society und zahlreichen Freiwilligen im Internet einsehbar.[1].

Das Ehepaar lebte zunächst in Colchester, 1960 erbaute die Familie den Bungalow White Barn House auf einem Brach-Gelände auf Andrew Chattos Obstgärtnerei[2] und zog von Colchester nach Elmstead Market. Chatto half in der Gärtnerei ihres Gatten mit. Mit Hilfe von Andrew Chatto begann sie, einen Garten um das Haus anzulegen. Nur die alten Eichen blieben erhalten, alles andere wurde umgestaltet. So beseitigte Chatto alte Feldwälle[3] mit einem Bulldozer, um Platz für Zierpflanzen zu erhalten, und planierte einen Dachsbau, um 1960 ihren „Mittelmeergarten“ anzulegen.[4]

Die Obstgärtnerei wurde 1970 geschlossen,[5] und das Land verkauft, danach lebte die Familie von der 1967 gegründeten Zierpflanzengärtnerei Unusual Plants[6].

Beth Chatto verfasste zahlreiche Bücher über die Anlage von Ziergärten in „Problemlage“ (trocken, feucht, schattig) und unternahm ab 1983 internationale Vortragsreisen, teilweise zusammen mit Christopher Lloyd, nach Australien und den USA.

Chattos Interesse an Ökologie bedeutete nicht, dass sie auf den Einsatz von Giften oder Torf verzichtete. Für die Rabatten empfiehlt sie die „gründliche“ Anwendung des Entlaubungsmittels 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure,[7] diese konnten allerdings verhindern, dass die Pflanzen sich selbst durch Samen vermehrten.[8] Sie empfiehlt Paraquat (in der EU nicht zugelassen) um Rasenflächen zu vernichten,[9] Basamid (in Deutschland nicht zugelassen), um Erde zu „sterilisieren“[10] und Azulox gegen Farne[11].

Ihr Gatte verstarb nach langer Krankheit 1999. Das Ehepaar hatte zwei Töchter.[12]

Garten

Der Garten Chattos befindet sich in Elmstead Market bei Colchester in Essex, einer für englische Verhältnisse sehr trockenen Gegend mit durchschnittlich 510 mm Niederschlag im Jahr und starken Ostwinden.[13] Er liegt auf einer Endmoräne, der Boden besteht aus Schotter, Sand und Geschiebelehm mit eingelagerter Kreide.

Auf dem Gelände befand sich auch ein Stück Marschland, dass von Quellen gespeist war. Chatto wandelte den Entwässerungsgraben in vier viereckige Teiche um, die mit Sumpfpflanzen umgeben sind. Dies bildet heute den Sumpfgarten. Hier wachsen unter anderem Gunnera, rosa Zier-Knöteriche (Persicaria bistorta), Hechtkräuter, Bambus, Farne und Sumpfzypressen sowie zahlreiche grellbunte Primel-Hybriden. Die in England sehr populären japanischen Funkien in ihren unterschiedlichen, oft panaschierten Varietäten werden bis zum Überdruß eingesetzt.

1989 legte Chatto im Schatten von Mammutbäumen einen Waldgarten an. Hier wachsen Schneeglöckchen, Osterglocken und zahlreiche hybride Christrosen in zahlreichen Pasteltönen. Im Sommer bringen rote und gelbe Kaiserkronen etwas Farbe in die flache Landschaft.

Ein Artikel von Graham Rose in der Sunday Times machte Chattos Trockengarten in ganz Großbritannien bekannt und führte 1978 zur Publikation ihres Buches The dry Garden.[14] Der berühmte Kiesgarten sollte den englischen Gartenenthusiasten nach dem „Dürrejahr“ 1976 demonstrieren, dass ein Garten auch ohne Bewässerung auskommen konnte. Chatto bepflanzte im Winter 1991 die ehemalige Zufahrt zu ihrem Haus und den unbefestigten Parkplatz mit Pflanzen aus mediterranen und Steppengegenden. Die Umrisse der Beete folgten dem damals populären Prinzip der „Inselbeete“ und waren mit Hilfe eines Gartenschlauchs in schwingenden Linien angelegt. Chatto mischte trockenheitsresistente Pflanzen aus allen Kontinenten, der Kiesgarten enthält so mexikanische Palmlilien, Schmucklilien aus der Capensis, amerikanische Agaven und australische Eukalyptusbäume. Verschiedene Arten von Zistrosen, Heiligenkraut, Strauchveronika, Zierlauch, Gipskraut, Mannstreu und Wolfsmilch werden besonders häufig eingesetzt. Koniferen wie Zypressen setzen vertikale Akzente, der nordamerikanische Essigbaum sorgt im Herbst für grelle Farben. Seit der Anlage wurde der Garten nicht mehr gewässert, aber gedeiht ausgezeichnet. Der Einsatz von Kies folgte der Verwendung von Rindenmulch und Stroh, um den Garten pflegeleicht zu halten. Bei der Auswahl von Pflanzen konnte Chatto auf die umfänglichen Studien ihres Gatten zurückgreifen. Wie sie zugibt, folgte sie seinen Ratschlägen jedoch oft nicht.[15] Der Untergrund bestand aus Kies, war jedoch mit Humus verbessert worden, als Chatto hier in den 60er Jahren ihre 90 m langen „Langen Rabatten“ nach dem Vorbild von Gertrude Jekyll angelegt hatte.[16]

Der Garten ist für zahlende Besucher geöffnet. 2006 eröffnete Chatto ein Café (Tea-Room) auf dem Gelände, wo die Besucher Nippes und Andenken erstehen können.

Zu ihren Angestellten gehört der Obergärtner David Ward,[17] der für die Vermehrung der Pflanzen zuständig ist. Fergus Garrett arbeitete als Gärtner für Chatto, bevor er nach Great Dixter zu Christopher Lloyd überwechselte, der ihm mehr gestalterischen Spielraum gewährte.

Stil

Chatto lehnt pflegeintensive Rasenflächen ab. Chattos Gärten kommen, bis auf die Teiche, weitgehend ohne feste Installationen aus, sie sind durch die Anordnung der Pflanzen geprägt.[18] Als Wege und Stufen dienen Betonplatten, die das Ehepaar in Heimarbeit fertigte.[19] Chatto legt besonderen Wert auf Unterschiede im Blattwerk und nutzt Pflanzen mit großen Blättern als Akzentpflanzen.[20] Der Wechsel im Blattwerk sei eine Erholung für Augen und Verstand.[21] Der häufige Einsatz panaschierter Varietäten in den Gärten zerstört gezielt jeden Eindruck von Naturnähe, der Besucher ist sich jederzeit bewusst, in einem Schaugarten zu sein.

Als Gestaltungsprinzip verwendete sie gerne das Dreieck.[22] Sie warnt, dass ein Mangel an Prinzipien im Garten, wie auch anderswo, Chaos hervorrufe.[23] Farbe ist für Chatto in der Gartengestaltung weniger wichtig, sie betont, dass Farbenschemata sich oft von selbst einstellten.[24] Insgesamt bevorzugt sie jedoch traditionelle, „zarte“ Farbkombinationen.

Einflüsse

Der exzentrische Pflanzensammler Cedric Morris beeinflusste Chatto sehr,[25] die Pflanzen seiner Sammlung bildeten den Grundstock ihrer Gärtnerei[26] und gab ihr zahlreiche Pflanzen für ihren Garten.[27] Als weiteren Einfluss nennt sie den Gärtner Graham Stuart Thomas der Sunningdale Nursery in Surrey.[28]

Breitenwirkung

Chatto stellte seit 1976 ihre Pflanzen auf der Chelsea Flower Show der Royal Horticultural Society vor, wo sie ab 1977 zehn Goldmedaillen gewann.

Der Erfolg von Chatto hat die von ihr vermarkteten Pflanzen sehr populär gemacht, sodass sie in Großbritannien inzwischen in vielen Hausgärten zu finden sind und den Neuheitswert, den sie in den 1980er Jahren noch besaßen, rasch eingebüßt haben.

2008 widmete das Garten-Museum in Lambeth Chatto eine Ausstellung.[29]

Werke

  • The Dry Garden. London, Orion 1978.
  • The Damp Garden 1982 (Neue illustrierte Ausgabe 2004).
  • Plant Portraits 1985.
  • The Beth Chatto Garden Notebook, 1988.
  • The Green Tapestry, Perennial Plants for the Garden. Harper Collins 1990.
  • Dear Friend and Gardener, letters exchanged between Beth Chatto and Christopher Lloyd, 1998.
  • Beth Chatto's Gravel Garden, 2000.
  • Drought Resistant Planting (Photographien Steven Wooster). London, Frances Lincoln 2000. ISBN 978-0-7112-1425-5
  • Beth Chatto's Woodland Garden, Shade-Loving Plants for Year-Round Interest (Photographie Steven Wooster) Cassell 2002 ISBN 978-0-304-36366-7 (Neuauflage als Beth Chatto’s Shade Garden, 2008).

Auszeichnungen

Literatur

  • Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012.

Einzelnachweise

  1. Noel Kingsbury 2010, http://www.bethchatto.co.uk/andrew.html zuletzt eingesehen 23/12/2012
  2. http://www.gardenmuseum.org.uk/page/beth-chatto-2
  3. Beth Chatto, The dry Garden, 30
  4. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 94
  5. Noel Kingsbury 2010, http://www.bethchatto.co.uk/andrew.html zuletzt eingesehen 23/12/2012
  6. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with Exceptional People. Frances Lincoln 2008
  7. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 18
  8. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 34-35
  9. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 41
  10. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 88
  11. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 95
  12. http://www.gardenmuseum.org.uk/page/beth-chatto-2
  13. Beth Chatto, The dry Garden, 5
  14. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, xi
  15. Beth Chatto, The dry Garden, xi
  16. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 35-53
  17. http://www.telegraph.co.uk/gardening/gardenstovisit/7935330/Beth-Chatto-designs-low-water-usage-garden-for-Prince-of-Wales.html
  18. Beth Chatto, Foreword. In: Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 8
  19. Beth Chatto, The dry Garden, 21-22
  20. Beth Chatto, Foreword. In: Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 8
  21. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  22. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  23. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  24. „Colour schemes often seem to make themselves!“, Beth Chatto, The dry Garden, 45
  25. Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 13
  26. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with Exceptional People. Frances Lincoln 2008
  27. Beth Chatto, The dry Garden, xi
  28. Beth Chatto, The dry Garden, xi
  29. http://www.gardenmuseum.org.uk/page/beth-chatto-2