Nils Mohl

Nils Mohl (rechts) mit Finn-Ole Heinrich (links) 2012 beim 10. Steglitzer Literaturfest in der Schwartzschen Villa in Berlin

Nils Mohl (* 31. Juli 1971 in Hamburg) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben und Werk

Mohl wuchs als Älterer von zwei Geschwistern am Stadtrand von Hamburg auf.[1] Er studierte in Kiel, Tübingen und Berlin Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Linguistik und Volkskunde sowie in Weimar Kulturmanagement. Er verfasste mehrere Bücher. Besonderen Erfolg hatte er mit seinen Kurzgeschichten. Unter anderem ist die Story Tanzen gehen, mit der er beim 11. MDR-Literaturwettbewerb 2006 zu den Preisträgern zählte, inzwischen Schulbuchlektüre.[2] 2012 leitete Mohl in Berlin die erste Berliner Meisterklasse, eine Kooperation des internationalen literaturfestivals berlin und des Treffens Junger Autoren. Im Rahmen dessen war er auch Jurymitglied der Auszeichnung Das außergewöhnliche Buch.

Größere Bekanntheit erreichte Mohl durch seinen Roman Es war einmal Indianerland, der 2013 vom Jungen DT des Deutschen Theaters in Berlin inszeniert wurde. Für Es war einmal Indianerland wurde Mohl mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2011), einem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium (2011) und dem Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Jugendbuch ausgezeichnet. Der 2022 veröffentlichte Henny & Ponger wurde im März 2023 für den in Oktober zu verleihenden Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 in der Kategorie Jugendbuch nominiert.[3] Mohl sagt über dieses Buch selbst, dass er einen Jugendroman schreiben wollte, der der Zielgruppe eine in dieser Sparte oft fehlende Komplexität zutraut, sowohl im Aufbau als auch sprachlich. Allerdings hätten sich viele Facetten der Geschichte auch ohne viel Vorplanung während des Schreibprozesses ergeben.[4]

2017 erschien die Romanverfilmung Es war einmal Indianerland.

Mohl nahm an verschiedenen Festivals teil, so zum Beispiel im Jahr 2012 am 2. White Ravens Festival in München, am Kinder- und Jugendprogramm des 12. Internationalen Literaturfestivals Berlin sowie am 10. Steglitzer Literaturfest. 2013 war er zu Gast bei der Buchwoche an der Deutschen Schule New York.[5]

Mohl ist Mitglied im Forum Hamburger Autoren und lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Kritikerstimmen

  • Ich wäre tendenziell für ein Happy End (2009)

„Immer wieder ringen Mohls Helden um Orientierung; wissen nicht, was ihnen geschehen ist, wissen nicht, was ihnen demnächst passiert. Dazu ist es knapp, unprätentiös und gelegentlich angenehm lakonisch geschrieben: Nils Mohl verdient es, nicht nur geehrt, sondern mehr noch gelesen zu werden.“

FK: Die Welt vom 29. Juni 2009[6]
  • Es war einmal Indianerland (2011)

„Er zerlegt die Geschichte von Mauser und seiner aufreibenden Reise an die Küste, die sich in wenigen Ferientagen abspielt, in kleinste Partikel, löst sich von jeder chronologischen Erzählweise und auch von jedem traditionellen Schema eines Problemromans; er schafft statt dessen ein Mosaik von Vor- und Rückgriffen, das sich wie ein Spiegel dessen liest, was im Kopf von Mauser abläuft, wenn er sich zwischen den beiden Frauen und den Problemen in seiner eigenen Familie verheddert. Sprunghaft und schnell wie die Stimmungsschwankungen des Helden bewegt sich der Roman vor und zurück. Die Sätze sind pointiert, oft zutiefst ironisch und erschaffen sich einen ganz eigenen Resonanzraum. Der Held ist selten bei sich selbst: „Eine Hand greift mir ins Haar. Ich stelle fest, es ist meine“, erklärt Mauser – und der Leser weiß: Richtig leben fühlt sich anders an. Wie man da jedoch hin gelangen könnte, muss noch geklärt werden. Nils Mohl liebt Konjunktiv-II-Motive, lässt sich in einem anderen Interview mit ihm nachlesen, also Geschichten, die nur im eigenen Kopf spielen, die auf die Frage „Was wäre wenn?“ antworten und den Blick auf das Hier und Jetzt komplett verbauen. Mit Es war einmal Indianerland hat er dieser Verwirrung eine beeindruckende Form gegeben.“

Es war einmal Indianerland ist ein kunstvoll gebauter Roman, der mit seinen zahlreichen Neologismen auch sprachlich innovativ und überzeugend ist. Er bietet dem Leser eine neue und aufregende Variante aus Bildungsroman und Liebesgeschichte. Mohl gelingt es, anspruchsvolles literarisches Erzählen thematisch dicht bei seinen jugendlichen Lesern zu realisieren – und das mit viel Herz und Ohr für seine Adressaten.“

„Blitz. Donner. Ruhe. [...] Nils Mohl hat einen Roman wie ein Unwetter geschrieben über das Erwachsenwerden in der Vorstadt. [...] Alles ist kurz an diesem Buch: Die Sätze knallen, sind manchmal nur Aufzählungen, Gedankenblitze, das Buch rast, die Zeit rast. Zwölf Tage Ferien, um alles aufzuarbeiten, um alle Probleme zu lösen und alle Beziehungen zu klären und, ach ja, um erwachsen zu werden. Peng.“

  • Henny & Ponger (2022)

„„Nicht von dieser Welt sein, vor allem an der Schwelle zum Erwachsenwerden, um dieses Gefühlschaos dreht sich die temporeiche Geschichte von Henny und Ponger, deren beider Identität kein Rätsel bleibt und doch total verrückt klingt. Mit einem Augenzwinkern hat der 51-jährige Hamburger Nils Mohl in seine Handlung voller frecher Dialoge Erinnerungssplitter aus bekannten Science-Fiction-Filmen eingebaut, aber auch Musiktitel versteckt, von Elvis, Rihanna bis Sophie Hunger. Mag Nils Mohls poetisches Schreiben von nostalgischen Erinnerungen an die eigene Jugend begleitet gewesen sein, so ist doch die tragikomische Begegnung seines … Duos mit der ersten großen Liebe für Lesende ab dreizehn Jahren aktuell und zeitlos zugleich.““

Britta Selle: Unter Büchern. Kinder- und Jugendbuch, auf: MDR Kultur vom 3. August 2022[10]

Publikationen (Auswahl)

  • High & Low Level Litbizz. Über den Berufs- und Karrierestart von Schriftstellern heute. Artislife, Hamburg 2006, ISBN 978-3-938378113.
  • Kurzgeschichte Tanzen gehen. In: EinFach Deutsch – Unterrichtsmodelle: Die Kurzgeschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Schöningh, Paderborn 2007, ISBN 978-3-14-022396-6.

Theaterstücke

  • 2003: Revolution. Text: Nils Mohl und Max Reinhold. Uraufführung 2003 Raum 33 in Basel
  • 2013: Es war einmal Indianerland. Stück nach dem gleichnamigen Roman von Nils Mohl, Regie und Fassung: Kristina Stang. Luisa Wolf. Uraufführung 2013 am Deutschen Theater Berlin[11]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Widmung im Roman "Es war einmal Indianerland" Nils Mohl. In: sueddeutsche.de. 9. März 2015, abgerufen am 8. Januar 2017.
  2. Sie befindet sich in EinFach Deutsch – Unterrichtsmodelle: Die Kurzgeschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert.
  3. Deutscher Jugendliteratur Preis 2023 Nominierungen. Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., abgerufen am 23. März 2023.
  4. Interview mit Nils Mohl - Die Blaue Seite. Abgerufen am 30. März 2023.
  5. Buchwoche mit Nils Mohl, 06. – 09. Mai 2013@1@2Vorlage:Toter Link/www.dsny.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Deutsche Schule New York April 2013 (PDF)
  6. Irrgarten der Phantasmen in der gutbürgerlichen Vorstadt:. In: welt.de. 29. Juni 2009, abgerufen am 8. Januar 2017.
  7. Es war einmal Indianerland. In: buecher.de. 1. März 2011, abgerufen am 8. Januar 2017.
  8. Es war einmal Indianerland : Deutscher Jugendliteraturpreis. In: djlp.jugendliteratur.org. Abgerufen am 8. Januar 2017.
  9. Sebastian Stier: Jugendroman "Es war einmal Indianerland": Blitz. Donner. Ruhe. In: Spiegel Online. 27. Juni 2011, abgerufen am 8. Januar 2017.
  10. MDR Kultur: https://www.mdr.de/kultur/radio/ipg/sendung-775252.html
  11. Es war einmal Indianerland – von Nils Mohl (Memento vom 24. Oktober 2012 im Webarchiv archive.today)
  12. deutscher-literaturfonds.de: Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendien
  13. Nils Mohl – Es war einmal Indianerland. In: stiftung-buchkunst.de. Archiviert vom Original am 16. September 2012; abgerufen am 8. Januar 2017.