Lechwerke

Lechwerke AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006458003
Gründung 1903[1]
Sitz Augsburg, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Dietrich Gemmel, Vorstand
Mitarbeiterzahl 1797[2]
Umsatz 2,4 Mrd. Euro[2]
Branche Energieversorgung
Website www.lew.de
Stand: 31. Dezember 2021
Gebäude der LEW am Königsplatz (Augsburg)
Aktie über 1000 RM der Lech-Elektrizitätswerke AG vom Dezember 1929

Die Lechwerke AG (auch LEW Lechwerke) ist ein regionales Energieversorgungsunternehmen, das sich im mehrheitlichen Besitz der E.ON SE befindet.[2]

Das Netzgebiet umfasst den größten Teil des bayerischen Regierungsbezirkes Schwaben sowie Teile Oberbayerns und wird im Westen von der Iller, im Norden von der Donau, im Osten vom Lech und im Süden vom Landkreis Oberallgäu annähernd begrenzt, wobei einige Stadtwerke ausgenommen sind.[3][2] Das Stromverteilnetz der Lechwerke ist über 35.000 Kilometer lang und versorgt rund eine Million Einwohner.[4]

In der Lechwerke AG sind der Stromvertrieb, die Energiebeschaffung, die Energiedienstleistung sowie zentrale Unternehmensfunktionen gebündelt. Daneben ist das Unternehmen über seine Tochtergesellschaften in der Stromverteilung (Netzbetrieb), in der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien (etwa durch Wasserkraftwerke) und in der Bereitstellung von Daten- und Telekommunikationsdiensten tätig.[2]

Geschichte

Gründung und Anfangsjahre

Die Wurzeln der Lechwerke reichen bis in das Jahr 1898 zurück, in dem von dem Frankfurter Unternehmen Lahmeyer & Co. mit dem Bau des Lechkanals und des 1901 in Betrieb genommenen Wasserkraftwerks Gersthofen begonnen wurde.[3][5][6] 1903 gründete Lahmeyer die Lech-Elektrizitätswerke Aktien-Gesellschaft in Augsburg. Im Jahr 1923 übernahm die ebenfalls von Lahmeyer gegründete Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG das Unternehmen Lahmeyer und damit auch die Lechwerke.[3] 1932 erfolgte mit der Inbetriebnahme der 110-kV-Leitung Meitingen–Hoheneck (bei Stuttgart) der Anschluss an das Verbundgebiet der RWE.[1]

In den Jahren 1976/1977 wurden 90 % des Grundkapitals der Aktiengesellschaft Bayerische Elektrizitätswerke (BEW) übernommen.[7]

Entwicklungen ab 2002

2002 erfolgte die Umfirmierung in die Lechwerke AG. Drei Jahre später wurde die Aktiengesellschaft in eine Holding umgewandelt. Des Weiteren wurden vier Tochtergesellschaften für die Bereiche Erzeugung, Netzbetrieb, Netzsteuerung sowie Verwaltung und Vertrieb gegründet.[8] Mitte 2008 eröffneten die Lechwerke das Lechmuseum Bayern in Langweid am Lech.[9]

Bis zum Dezember 2014 war das Unternehmen im Prime Standard notiert, verzichtete danach jedoch aus Kostengründen auf die Zulassung.[10]

Im Jahr 2019 übernahm E.ON das RWE-Tochterunternehmen Innogy. Zudem wurde RWE mit 16,7 % zum größten Anteilseigner von E.ON und übernahm darüber hinaus den Bereich der erneuerbaren Energien von Innogy und E.ON.[11] Seit der Übernahme ist die E.ON Verwaltungs GmbH, Essen Hauptaktionär der Lechwerke.[2] Bis zum Zeitpunkt der Übernahme war Innogy mit rund 90 % an den Lechwerken beteiligt gewesen.[11]

Jüngere Entwicklung

2020 nahm die LEW Wasserkraft GmbH einen Lithium-Ionen-Speicher in Betrieb, sodass das Wasserkraftwerk in Rain am Lech ergänzend zu Sekundär- und Tertiärregelleistung eine Primärregelleistung erbringt.[12] Außerdem beendete die LEW Wasserkraft die seit 2010 andauernden Umbaumaßnahmen der Illerkraftwerke. Im Rahmen der Modernisierung wurden an den Staustufen Legau und Fluhmühle sowie im Wasserkraftwerk Maria Steinbach neue Turbinen eingebaut und an allen Illerstaufstufen Fischaufstiegsanlagen errichtet.[13][14]

Im Februar 2023 wurde bekannt, dass die LEW TelNet ein neues Rechenzentrum (LEW Green Data Center) in Betrieb nehmen werde Das Rechenzentrum soll zukünftig von Unternehmen oder Kommunen für den Betrieb der eigenen Technik genutzt werden. Die Fertigstellung ist für die zweite Jahreshälfte 2024 geplant.[15][16] 2023 gaben die Lechwerke des Weiteren bekannt, bis 2027 stärker in Photovoltaik – etwa durch den Bau weiterer Photovoltaikparks – zu investieren.[17] In den nächsten fünf Jahren wurden zudem weitere Investitionen in den Ausbau des Stromverteilnetzes und des Breitbandnetzes angekündigt. Neben dem Bau von weiteren Solarparks wurde beispielsweise am LEW-Standort Meitingen ein Batteriespeicherprojekt in Betrieb genommen.[2][18]

Konzernstruktur und Unternehmensbereiche

Die Lechwerke sind im Bereich der Energieverteilung und -erzeugung sowie im Energievertrieb tätig. Die Unternehmensaktivitäten umfassen des Weiteren Dienstleistungen in den Bereichen Netz- und Anlagenbau, Elektromobilität und Telekommunikation.[2][19]

Als Dachgesellschaft ist die Lechwerke AG unter anderem an folgenden Unternehmen unmittelbar beteiligt (soweit nicht anders erwähnt, mit 100 % Anteil):[2]

  • LEW Wasserkraft GmbH, Betrieb von Wasserkraftwerken und Beteiligung an verschiedenen Seilbahngesellschaften
  • LEW Beteiligungsgesellschaft mbH (LB), Beteiligung an zwei regionalen Elektrizitätswerken
  • LEW Verteilnetz GmbH (LVN), Netzzugang, Netzbetreiber im Verbundgebiet
  • LEW Anlagenverwaltung GmbH
  • LEW Service & Consulting GmbH
  • Wärmeversorgung Schwaben GmbH (WVS)
  • Bayerische-Schwäbische Wasserkraftwerke Beteiligungsgesellschaft mbH (62,2 %)

Über die Tochtergesellschaften sind die Lechwerke an weiteren Unternehmen mittelbar beteiligt, etwa an der LEW TelNet GmbH, der Überlandwerk Krumbach GmbH (ÜWK), der Wendelsteinbahn GmbH sowie der Elektrizitätswerk Landsberg GmbH (EWL).

Die E.ON Verwaltungs GmbH ist mit 89,87 % Anteil Hauptaktionär der Lechwerke. Alle Anteile an der E.ON Verwaltungs GmbH werden von der E.ON Beteiligungen GmbH gehalten. Die Geschäftsanteile an der E.ON Beteiligungen GmbH werden von der E.ON SE gehalten. 6,74 % der Lechwerke-Aktien befinden sich im Besitz der öffentlichen Hand, wobei der Bezirk Schwaben mit 6,41 % der größte Anteilseigner ist. Weitere 3,39 % der Unternehmensanteile befinden sich im Streubesitz.[2]

Kennzahlen

Zum Jahresende 2022 beschäftigte die Lechwerke AG mit Auszubildenden insgesamt 1797 Vollzeitkräfte und erwirtschaftete einen Umsatzerlös in Höhe von 2,4 Mrd. Euro.[2] Die Lechwerke-Gruppe erzielte einen Gesamtumsatz von 2,65 Mrd. Euro, bei einem Ergebnis von 248 Mio. Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA).[20] Der Stromverkauf belief sich im selben Jahr auf 10,7 Mrd. kWh und der Gasabsatz auf 2,5 Mrd. kWh.[2][21]

Anzahl der EEG-Einspeiser und Leistung ihrer Anlagen:[4]

  • Photovoltaik: 86.341 mit 1.988.204 kW
  • Biomasse: 557 mit 261.807 kW
  • Deponie-, Klär- und Grubengas: 4 mit 347 kW
  • Wasserkraft: 387 mit 70.469 kW
  • Windkraft: 103 mit 159.430 kW

Geschäftsbereiche des Unternehmens

Kraftwerke

Illerkraftwerk Maria Steinbach

Die Lechwerke sind über die Tochtergesellschaft LEW Wasserkraft im Bereich der Stromerzeugung aus Wasserkraft tätig.[2] Die LEW Wasserkraft erzeugt in 36 Laufwasserkraftwerken jährlich rund 1 Mrd. kWh Strom,[2] wovon 20 eigene Kraftwerke sind und 16 zu verbundenen Unternehmen gehören. Diese liegen an folgenden Flüssen:[22]

Zu den Dienstleistungen im Geschäftsbereich der LEW Wasserkraft zählen zudem Hochwasserschutz und die Gewässerentwicklung für Kommunen.[2]

Netze

Das Netzgebiet umfasst eine Fläche von 788,88 km² mit über einer Million Einwohnern. Die Länge der Hochspannungsleitungen betrug 17 km für Kabelleitungen und 1.978 km für Freileitungen (Stand 2022).[2][21]

Neben den eigenen Netzen betreibt die LEW Verteilnetz andere Netze der Region, beispielsweise das Stromnetz der Gersthofen GmbH & Co. KG. Des Weiteren umfasst das Dienstleistungsangebot des Unternehmens die Planung, Errichtung und den Betrieb der Verteilnetze sowie die Durchführung des Messstellenbetriebs.[2] Die LEW Verteilnetz betreut außerdem in rund 280 Kommunen die Straßenbeleuchtung.[23] Das Unternehmen ist außerdem im Bereich Elektromobilität (Bereitstellung der Ladeinfrastruktur) tätig.[2]

Energievertrieb

Der Absatz der Stromsparte der Unternehmensgruppe belief sich im Jahr 2022 auf 10.674 GWh.[2]

Telekommunikation

Die LEW TelNet ist im Bereich der Telekommunikationsleistungen für Privat- und Geschäftskunden in Schwaben sowie angrenzenden Gebieten in Oberbayern und Baden-Württemberg tätig. Die Geschäftsbereiche des Unternehmens umfassen etwa den Glasfaserausbau, den Betrieb von Glasfasernetzen und DSL-Internetzugängen sowie die Bereitstellung weiterer Telekommunikationsdienste wie Telefonie oder Fernsehen. Darüber hinaus betreibt die LEW TelNet ein Hochleistungsrechenzentrum, das an Unternehmen vermietet wird.[2]

Weitere Geschäftsbereiche

Die LEW Service & Consulting ist in den Bereichen Kundenservice, Informationstechnologie und Gastronomie für die Unternehmensgruppe tätig. Außerdem unterhalten die Lechwerke weitere Beteiligungen an lokalen Energieversorgungsunternehmen und Gesellschaften aus den Bereichen Erzeugung, Netzdienstleistungen und Bergbahnen.[2]

Siehe auch

Commons: Lechwerke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Firmengeschichte von 1898 bis 1957 (Memento vom 13. Juli 2014 im Internet Archive)
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Geschäftsbericht 2022 der Lechwerke AG. (PDF; 11,4 MB) In: Lechwerke AG. 16. März 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  3. a b c Unternehmensstruktur der LEW-Gruppe. In: Lechwerke AG. 2024, abgerufen am 22. Juli 2024.
  4. a b Unser Unternehmen im Überblick. In: LEW Verteilnetz GmbH. Abgerufen am 22. Juli 2024.
  5. Peter Fassl (Hrsg.): Beiträge zur Nachkriegsgeschichte von Bayerisch-Schwaben 1945-1970. Tagungsband zu den wissenschaftlichen Tagungen von 2006, 2007 und 2008. Wißner-Verlag, Augsburg 2011, ISBN 978-3-89639-837-6, S. 288.
  6. Martin Kluger: Der Lech. Landschaft. Natur. Geschichte. Wirtschaft. Wasserkraft. Welterbe. Hrsg.: Lechwerke AG. Context Verlag, Augsburg 2020, ISBN 978-3-946917-20-5, S. 126.
  7. Firmengeschichte von 1958 bis 1989 (Memento vom 13. Juli 2014 im Internet Archive)
  8. Firmengeschichte von 1990 bis 2008 (Memento vom 13. Juli 2014 im Internet Archive)
  9. Lechwerke AG Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1.1.2009 bis zum 31.12.2009, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 26. März 2010. Abgerufen am 24. April 2024.
  10. Lechwerke AG: Widerruf der Zulassung der Aktien im regulierten Markt. Deutsche Gesellschaft für Ad-hoc-Publizität, 10. Dezember 2014, abgerufen am 5. März 2019.
  11. a b Julian Würzer: Die Energiekonzerne RWE und E.ON zerschlagen Innogy. In: Augsburger Allgemeine. 17. September 2019, abgerufen am 22. Juli 2024.
  12. Stefanie Dierks: Lechwerke nehmen Wasserkraft-Hybridwerk in Betrieb. In: Energate Messenger. 6. Mai 2021, abgerufen am 22. Juli 2024.
  13. Laura Cedrone: LEW Wasserkraft: neue Turbine am Kraftwerk Maria Steinbach. In: B4B Schwaben. 25. Oktober 2019, abgerufen am 22. Juli 2024.
  14. LEW Wasserkraft schließt umfangreiche Modernisierung der Wasserkraftwerke am Unteren Lech ab. In: Presse Augsburg. 20. November 2020, abgerufen am 22. Juli 2024.
  15. LEW TelNet baut Rechenzentrum mit nachhaltigem Energiekonzept. In: Zeitung für kommunale Wirtschaft. 8. Februar 2023, abgerufen am 22. Januar 2024.
  16. Nicole Eidinger: LEW TelNet investiert in den Bau eines nachhaltigen Rechenzentrums in Augsburg. In: B4B Schwaben. 24. Februar 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  17. Louis Exenberger: Lechwerke planen Energiewende für eine Milliarde Euro und zeitnahe Preissenkungen – b4bschwaben.de. In: B4B Schwaben. 29. März 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  18. Michael Kerler: Die Lechwerke wollen die Preise für Strom und Gas senken. In: Augsburger Allgemeine. 29. März 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  19. Bilanz: LEW mit ordentlichem Ergebnis. In: Energie & Management. 26. März 2021, abgerufen am 22. Juli 2024.
  20. LEW-Gruppe: Gute Jahresbilanz. In: stadt-und-werk.de. 4. April 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  21. a b Netzdaten Verteilnetz zum 31.12.2022. (PDF; 122 KB) In: Lechwerke AG. 22. Mai 2023, abgerufen am 22. Juli 2024.
  22. Wasserkraft an Flüssen in Bayerisch-Schwaben. In: LEW Wasserkraft GmbH. Abgerufen am 16. Mai 2022.
  23. LEW Verteilnetz installiert die 100.000ste LED-Straßenlampe. In: Zeitung für kommunale Wirtschaft. 7. August 2020, abgerufen am 22. Juli 2024.

Koordinaten: 48° 21′ 55,9″ N, 10° 53′ 34,5″ O