Berlin-Hermsdorf

Hermsdorf
Ortsteil von Berlin
Hermsdorf auf der Karte von ReinickendorfBerlinHeiligenseeKonradshöheFrohnauTegelHermsdorfWaidmannslustLübarsMärkisches ViertelBorsigwaldeWittenauReinickendorfBrandenburg
Hermsdorf auf der Karte von Reinickendorf
Koordinaten 52° 37′ 0″ N, 13° 19′ 0″ OKoordinaten: 52° 37′ 0″ N, 13° 19′ 0″ O
Fläche 6,1 km²
Einwohner 16.611 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte 2723 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 13467
Ortsteilnummer 1206
Bezirk Reinickendorf
Übersichtskarte Hermsdorf

Hermsdorf ist ein Ortsteil im Norden des Bezirks Reinickendorf in Berlin.

Geographie

Lage

Hermsdorf liegt im zentralen Norden Reinickendorfs und ist mit rund 6,1 km² Fläche der sechstgrößte der elf Ortsteile des Bezirks.

Seine nördliche Begrenzung bildet die Stadtgrenze Berlins und ihre gedachte Verlängerung in westlicher Richtung bis zum Forst Tegel entlang der Burgfrauenstraße und dem Falkentaler Steig. Im Nordosten schließt sich die brandenburgische Gemeinde Glienicke/Nordbahn im Landkreis Oberhavel mit dem sogenannten Entenschnabel an. Nordwestlich von Hermsdorf befindet sich der Berliner Ortsteil Frohnau.

Die Abgrenzung zu Tegel im Westen folgt dem Waldrand, bis dieser auf das Tegeler Fließ, eine eiszeitliche Abflussrinne, trifft. Der übrige Grenzverlauf ist bis zur Stadtgrenze im Nordosten mit dem Fließtal identisch. Jenseits des Bachs liegen östlich beziehungsweise südöstlich die Ortsteile Lübars und Waidmannslust.

Dorfkirche

Der historische Ortskern befindet sich am östlichen Ende der Straße Alt-Hermsdorf. Der Ursprung Hermsdorfs liegt also im Südosten des heutigen Ortsgebiets, etwa einen Kilometer westlich des Hermsdorfer Sees, dem größten Gewässer des Ortsteils. Dazwischen liegt das sogenannte „Seebadviertel“, nördlich davon ehemalige Tongruben und Torfstiche sowie der Waldsee mit dem umliegenden Waldseeviertel.

Als Ortsteilzentrum hat sich die Heinsestraße am S-Bahnhof Berlin-Hermsdorf etabliert. Nordwestlich davon liegt das Kurviertel mit dem Dominikus-Krankenhaus. Der städtische Friedhof Hermsdorf an der Frohnauer Straße gehört geografisch bereits zum Ortsteil Frohnau.

Gewässer

  • Brandpfuhl
  • Ceciliengraben
  • Dominicusteich
  • Ehemalige Tongruben
  • Gartenteich
  • Golzteich
  • Hermsdorfer See
  • Tegeler Fließ
  • Hohenfeldteich
  • Langer Teichpfuhl
  • Sylvesterteich
  • Waldsee
  • Wernickepfuhl
  • Wickengartenteich
  • Wolfsteich

Geschichte

Ehemalige Gemeindeschule, heute Heimatmuseum
Dominikus-Krankenhaus

Ende des 11. Jahrhunderts entstand eine spätslawische Siedlung am Tegeler Fließ. Es handelte sich um die halbkreisförmige Anlage eines platzartig erweiterten Sackgassendorfes (Sackanger, ähnlich wie das Museumsdorf Düppel und die ursprüngliche Anlage von Lankwitz), nicht jedoch um einen Rundling, wie die irreführende Straßenbezeichnung „Rundlingsteig“ nahelegt.[Anm. 1] Um 1230 nahmen deutsche Zuzügler das Dorf in ihren Besitz unter Beibehaltung der slawischen Bevölkerung. Mit der Übernahme der slawischen Siedlung in deutsche Hände wird wie üblich eine Holzkirche entstanden sein. Der genaue Zeitpunkt ist zwar unbekannt, aber 1988 wurden bei Grabungen des Berliner Landesdenkmalamtes unter den Resten einer im 16. Jahrhundert am Sackanger errichteten Fachwerkkirche auch archäologische Spuren einer Holzkirche gefunden, die wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Hermsdorf wurde erstmals 1349 (als Hermanstorp) urkundlich erwähnt. Im Landbuch Karls IV. von 1375 werden fünf Höfe genannt mit dem Hinweis, dass sie keine (vermessenen) Hufen haben, sondern nur (unvermessene) Äcker. Außerdem werden drei wüste Höfe erwähnt. Erstmals 1450 werden 16 Hufe gezählt, von denen zwei Hufe wüst sind. Im Jahr 1541, also zwei Jahre nach der Reformation in Brandenburg, wird ein Pfarrer genannt, der die Gemeinde von Dalldorf (heute: Wittenau) aus betreut hat.[Anm. 2] Die spätmittelalterliche Fachwerkkirche wurde 1756 abgebrochen und durch eine neue Fachwerkkirche am heutigen Standort der Dorfkirche ersetzt.

Hermsdorf ging 1349 im Rahmen der Umformung zu einem Gut an Ritter Busse Milow, von 1585 bis 1694 an die von Götze zu Rosenthal. Um 1585 errichtete diese Familie einen Rittersitz, der um 1640 im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde. Des Weiteren waren von 1489 bis 1634 Besitzungen am Dorf durch die von Pfuel verzeichnet.[1]

Im Jahr 1865 wurde eine Postagentur eingerichtet. 1898 wurde eine Solequelle entdeckt, die allerdings zehn Jahre später bereits wieder versiegte.[2] Der Ort hieß damals Hermsdorf in der Mark.[3]

Eine ebenerdige Haltestelle der Berliner Nordbahn wurde 1877 eröffnet, deren Gleise zwischen 1909 und 1910 auf den heutigen Bahndamm hochgelegt wurden. Am heutigen Bahnhof Hermsdorf, der 1913 eingeweiht wurde, halten die Züge der elektrischen S-Bahn seit 1925.

Am 1. April 1907 wurde der Gutsbezirk Hermsdorf in die Landgemeinde eingegliedert.[4] Im selben Jahr wurden ein Gas- und ein Wasserwerk errichtet, 1914 wurde die Feuerwache eingeweiht. 1920 wurde Hermsdorf aus dem Landkreis Niederbarnim in der preußischen Provinz Brandenburg nach Groß-Berlin eingemeindet und gehört seitdem zum Berliner Bezirk Reinickendorf. Im gleichen Jahr wurde das Dominikus-Krankenhaus eingeweiht.

Zwischen 1923 und 1926 hatte die Hermsdorfer Celluloidwarenfabrik auch Zelluloidpuppen im Angebot; sie trugen als Markenzeichen einen Marienkäfer mit den Buchstaben DADA.[5]

Wappen

Wappen von Hermsdorf

Das Wappen des Ortsteils zeigt eine silberne Kirche mit dem Turm auf der heraldisch linken Seite vor blauem Himmel auf rotem Boden.

Bevölkerung

Jahr Gemeinde Gutsbezirk zusammen
1858 0.420 037 0.457[6]
1871 0.461 167 0.628[7]
1885 0.626 035 0.661[8]
1895 1.714 013 1.727[9]
Jahr Einwohner
1905 003.982[10]
1910 005.793[11]
1919 007.672[12]
1925 09.005
1930 10.962
1938 14.768
1946 16.851
Jahr Einwohner
1950 17.760
1960 15.370
1970 15.286
1987 16.450
1995 17.715
2000 17.217
Jahr Einwohner[13]
2007 16.579
2010 16.230
2015 16.298
2020 16.726
2021 16.644
2022 16.726
2023 16.611

Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

Verkehr

Bahnhof Hermsdorf

Die Strecke der Berliner Nordbahn durchzieht den Ortsteil von Nordwest nach Südost. Am Bahnhof Hermsdorf halten die Züge der S-Bahn-Linie S1 (Oranienburg – Friedrichstraße – Wannsee).

Die Buslinie 125 der BVG verbindet den Ortsteil über den Hermsdorfer Damm mit dem S-Bahnhof Tegel und dem U-Bahnhof Alt-Tegel. Die Buslinie 220 verkehrt auf der Berliner Straße zum S- und U-Bahnhof Wittenau. Für das von beiden Buslinien nicht unmittelbar erreichbare Wohngebiet östlich des Waldsees verkehrt der „Kiezbus“ 326 vom S-Bahnhof Hermsdorf.

Hauptverkehrsstraßen sind die östlich des Bahndamms in Nord-Süd-Richtung verlaufende Berliner Straße (Bundesstraße 96) und der Hermsdorfer Damm, der – die B 96 und die Bahnstrecke kreuzend – Hermsdorf mit der Anschlussstelle Waidmannsluster Damm der A 111 und mit dem Ortsteil Tegel verbindet.

Bildung

Sport

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter Hermsdorfs

Mit Hermsdorf verbundene Persönlichkeiten

Max Beckmann: Wasserturm in Hermsdorf, 1909, Städel, Frankfurt am Main
Gedenktafel für Gustav Landauer, Schloßstraße 17

Siehe auch

Literatur

  • Hans J. Arnold: Als in Hermsdorf noch die Semnonen wohnten. Förderkreis für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf, Berlin 2002, ISBN 3-927611-18-2.
  • Gerd Koischwitz, Klaus Schlickeiser: Hermsdorf. Vom Rittergut zur Gartenstadt. Förderkreis für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf, Berlin 2010, ISBN 978-3-927611-30-6.
  • Oliver Ohmann: Berlin-Hermsdorf. Sutton, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-709-9.
  • Hans-Jürgen Rach: Die Dörfer in Berlin. Ein Handbuch der ehemaligen Landgemeinden im Stadtgebiet von Berlin. Verlag für Bauwesen, Berlin 1988, ISBN 3-87776-211-5.
  • Klaus Schlickeiser: Berlin-Hermsdorf auf historischen Ansichtskarten. Ein historischer Stadtrundgang. Drei-Kastanien-Verlag, Lutherstadt Wittenberg 1999, ISBN 3-933028-23-X.
  • Klaus Schlickeiser: Festschrift 650 Jahre Hermsdorf. 1349–1999. Förderkreis für Bildung, Kultur und internationale Beziehungen Reinickendorf, Berlin 1999, ISBN 3-927611-12-3.
Commons: Berlin-Hermsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Ein Rundling bildet mindestens einer Dreiviertelkreis, von dessen Höfen alle direkten Zugang zu ihren Feldern haben. Dies ist in Hermsdorf wegen der Lage am Fließ nicht möglich.
  2. Etwa zum gleichen Zeitpunkt (1539) wird für zwei ebenfalls am Wasser gelegene slawische Dörfer, nämlich Rahnsdorf und Woltersdorf, ausdrücklich vermerkt, dass sie keine Kirchen, also noch nicht einmal Holzkirchen, haben. Rahnsdorf ist ebenfalls unverhuft.

Einzelnachweise

  1. Pfuhl. In: Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie. Rauh, 1856, S. 196, Blattn203 – Internet Archive
  2. Irene Mössinger: Am Wasser durch Berlins grünen Norden. In: Berliner Morgenpost, 5. Juni 2008; abgerufen am 16. Dezember 2011.
  3. Gerd Appenzeller: Hans, Willy, Maria, Gertrud und Annchen †. In: Der Tagesspiegel, 24. November 2001; abgerufen am 6. Oktober 2017.
  4. Amtsblatt der Regierung Potsdam 1907, S. 156
  5. Jean Bach: Hermsdorfer Celluloidwarenfabrik. In: Internationales Handbuch der Puppenmarken. Ein Puppen-Bestimmungsbuch. Verlag Laterna Magica, München 1989, ISBN 3-87467-389-8, S. 58.
  6. Ortschafts-Statistik des Regierungsbezirks Potsdam, Richard Boeckh, Berlin 1861, S. 74
  7. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (1873), S. 32 ff.
  8. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1888, S. 38 ff.
  9. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1898, Kreis Niederbarnim
  10. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1908, Kreis Niederbarnim
  11. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1910, Kreis Niederbarnim
  12. 1919–1987 Statistisches Jahrbuch von Berlin (jeweilige Jahre)
  13. Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 23. Einwohnerregisterstatistik Berlin 31. Dezember 2023. (PDF) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, S. 26, abgerufen am 3. März 2024.
  14. Baudenkmal Ortskern Hermsdorf mit Dorfanger
  15. Museum Reinickendorf. In: berlin.de. Abgerufen am 9. März 2022.
  16. Robert Mielke. In: Literaturport.de. Abgerufen am 9. März 2022.
  17. Ina von Reck. In: Literaturport.de. Abgerufen am 9. März 2022.