„Unternehmensgruppe Theo Müller“ – Versionsunterschied

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Obwohl die Molkerei Weihenstephan bereits im Jahre 2000 privatisiert worden war, wurde bis ca. 2008 sowohl auf den Etiketten als auch auf der Homepage die Bezeichnung „Staatliche Molkerei Weihenstephan“ verwendet. Außerdem war auf den Verpackungen werbewirksam das große bayerische Staatswappen abgebildet, dessen Verwendung durch Privatpersonen und zu kommerziellen Zwecken mit Bußgeld belegt werden kann. Damit wurde bei den Verbrauchern der irreführende Eindruck erweckt, dass es sich bei Weihenstephan nicht um ein Privatunternehmen, sondern weiterhin um ein (als solches besonders vertrauenswürdiges) staatliches Unternehmen handele.
Obwohl die Molkerei Weihenstephan bereits im Jahre 2000 privatisiert worden war, wurde bis ca. 2008 sowohl auf den Etiketten als auch auf der Homepage die Bezeichnung „Staatliche Molkerei Weihenstephan“ verwendet. Außerdem war auf den Verpackungen werbewirksam das große bayerische Staatswappen abgebildet, dessen Verwendung durch Privatpersonen und zu kommerziellen Zwecken mit Bußgeld belegt werden kann. Damit wurde bei den Verbrauchern der irreführende Eindruck erweckt, dass es sich bei Weihenstephan nicht um ein Privatunternehmen, sondern weiterhin um ein (als solches besonders vertrauenswürdiges) staatliches Unternehmen handele.


=== Angebliche Spenden an den „Freundeskreis deutscher Republikaner“ ===
=== Gerüchte über NPD-Spenden ===
Im Internet kursiert seit einigen Jahren<ref>[http://hoax-info.tubit.tu-berlin.de/blog/weblog2007-02.shtml#07037 ''Herr Müller und die Milch (Update)''], TU-Berlin Hoax-Info Service, 7. Februar 2007</ref> eine Meldung über angebliche Spenden des Firmenchefs an die rechtsextreme [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]. Dieser Vorwurf, der in verschiedenen Variationen überwiegend per E-Mail, aber auch in Internetforen Verbreitung findet, wurde von der Pressestelle von Müllermilch bereits mehrfach dementiert, unter anderem mit Verweis auf Theo Müllers Mitgliedschaft in der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]].<ref name="npdblog">[http://npd-blog.info/?p=630 ''Internet-Mythen: Die NPD und MüllerMilch''] im antifaschistischen NPD-BLOG.info</ref><ref name="npdvorwurf">[http://www.fokus-erfolg.de/index.php/mueller-milch-weist-vorwurf-der-npd-spende-zurueck/ ''Müller Milch weist Vorwurf der NPD-Spende zurück''] auf fokus-erfolg.de</ref>
Im Internet kursiert seit einigen Jahren<ref>[http://hoax-info.tubit.tu-berlin.de/blog/weblog2007-02.shtml#07037 ''Herr Müller und die Milch (Update)''], TU-Berlin Hoax-Info Service, 7. Februar 2007</ref> eine Meldung über des Firmenchefs an die rechtsextreme [[Nationaldemokratische Partei Deutschlands|NPD]]. Dieser Vorwurf, der in verschiedenen Variationen überwiegend per E-Mail, aber auch in Internetforen Verbreitung findet, wurde von der Pressestelle von Müllermilch bereits mehrfach dementiert, unter anderem mit Verweis auf Theo Müllers Mitgliedschaft in der [[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]].<ref name="npdblog">[http://npd-blog.info/?p=630 ''Internet-Mythen: Die NPD und MüllerMilch''] im antifaschistischen NPD-BLOG.info</ref><ref name="npdvorwurf">[http://www.fokus-erfolg.de/index.php/mueller-milch-weist-vorwurf-der-npd-spende-zurueck/ ''Müller Milch weist Vorwurf der NPD-Spende zurück''] auf fokus-erfolg.de</ref>


Als Ursprung der Gerüchte gilt eine Aktion des Münchner Magazins ''Wiener'' aus dem Jahr 1989.<ref>[http://www.redok.de/content/view/647/39/ Die Milch-Gerüchteküche], redok, 25. April 2007</ref> Um deutsche Unternehmer auf rechtsgerichtete Tendenzen zu testen, erfand die Redaktion den „Freundeskreis deutscher Republikaner“ und bat in mehr als 200 Briefen um Wahlspenden. Die meisten Adressaten lehnten ab, einen Termin bekam der angebliche Freundeskreis aber bei Theo Müller. Nach Darstellung von Wiener-Redakteur Michael Konitzer machte Müller im Gespräch mit ihm Aussagen wie zum Beispiel: „Wer keine Leistung bringt, soll auch kein Geld kriegen.“ Müller bestritt die abgedruckten Zitate. Laut Konitzer habe Müller zum Thema Wahlspenden zwei Bedingungen gestellt: Er wolle keine Nazis aushalten, und die Republikaner müssten koalitionsbereit sein. Den Wiener-Bericht hat Müller als „absoluten Quatsch“ zurückgewiesen. Er habe „nie die Absicht gehabt, denen etwas zu spenden“, sondern sei „als CSU-Mitglied“ nur neugierig gewesen, „was die wollen“.<ref>[{{Der Spiegel|13498813|Titel=Unter dem Deckmantel|Text=}} Der Spiegel Nr.43/1989, 23. Oktober 1989, S. 75]</ref>
Als Ursprung der Gerüchte gilt eine Aktion des Münchner Magazins ''Wiener'' aus dem Jahr 1989.<ref>[http://www.redok.de/content/view/647/39/ Die Milch-Gerüchteküche], redok, 25. April 2007</ref> Um deutsche Unternehmer auf rechtsgerichtete Tendenzen zu testen, erfand die Redaktion den „Freundeskreis deutscher Republikaner“ und bat in mehr als 200 Briefen um Wahlspenden. Die meisten Adressaten lehnten ab, einen Termin bekam der angebliche Freundeskreis aber bei Theo Müller. Nach Darstellung von Wiener-Redakteur Michael Konitzer machte Müller im Gespräch mit ihm Aussagen wie zum Beispiel: „Wer keine Leistung bringt, soll auch kein Geld kriegen.“ Müller bestritt die abgedruckten Zitate. Laut Konitzer habe Müller zum Thema Wahlspenden zwei Bedingungen gestellt: Er wolle keine Nazis aushalten, und die Republikaner müssten koalitionsbereit sein. Den Wiener-Bericht hat Müller als „absoluten Quatsch“ zurückgewiesen. Er habe „nie die Absicht gehabt, denen etwas zu spenden“, sondern sei „als CSU-Mitglied“ nur neugierig gewesen, „was die wollen“.<ref>[{{Der Spiegel|13498813|Titel=Unter dem Deckmantel|Text=}} Der Spiegel Nr.43/1989, 23. Oktober 1989, S. 75]</ref>

Version vom 8. Juli 2010, 20:02 Uhr

Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG

Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1896
Sitz Fischach-Aretsried, Deutschland
Leitung Theobald Müller
Mitarbeiterzahl 4500
Umsatz 2,3 Mrd. EUR
Branche Lebensmittel
Website www.muellergroup.com

Die Unternehmensgruppe Theo Müller ist ein europaweit agierender deutscher Konzern der Milchwirtschaft. Besonders bekannt ist die Marke Müllermilch der Tochtergesellschaft Molkerei Alois Müller. Andere Unternehmen der Gruppe stellen Verpackungen her und befassen sich mit Vertriebslogistik sowie Fahrzeugtechnik, überwiegend für den eigenen Konzernbereich.

Kennzahlen und Unternehmensstruktur

Die Unternehmensgruppe Theo Müller gehört mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2008 zu den zehn größten Milchkonzernen Europas. Zur Gruppe gehören Tochterunternehmen in vier europäischen Ländern mit insgesamt über 4500 Mitarbeitern.[1] Derzeit verfügt Müller über fünf Produktionsstandorte für Milchfrischprodukte, Fruchtzubereitungen und Kunststoffbecher, sowie Vertriebsniederlassungen in Spanien und Italien, außerdem ein Logistikunternehmen und ein Serviceunternehmen für den Fuhrpark. Darüber hinaus exportiert Müller Milchfrischprodukte der Marke Müller in viele Länder Europas (Niederlande, Belgien, Dänemark, Großbritannien, Irland, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Slowakei, Griechenland und seit 2003 auch nach Spanien, wo bereits seit 2002 eine Niederlassung betrieben wird).

Die Unternehmen bzw. Marken

Logo der Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG
Konzernzentrale der Unternehmensgruppe Müller in Aretsried
Molkereiprodukt „Joghurt mit der Ecke“

Zur Unternehmensgruppe gehören:

  • Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG
  • Müller Dairy (UK) Ltd.
  • Müller Italien
  • Müller Ibérica
  • Sachsenmilch AG
  • (ehemals: Staatliche) Molkerei Weihenstephan GmbH & Co. KG (75 %, die anderen 25 % hält die Unternehmensgruppe Hofmeister-Champignon)
  • T.M.A GmbH Fischbach (für Milsani/Aldi-Nord)
  • Käserei Loose GmbH & Co. KG
  • Optipack GmbH
  • Culina Logistics GmbH
  • Fahrzeugtechnik Aretsried GmbH

Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG

Die Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG oder Müllermilch mit Sitz in Aretsried bei Augsburg ist das Kernunternehmen der Unternehmensgruppe. Das Sortiment umfasst Milch- und Sauermilchprodukte, Milchmischgetränke und Fruchtdrinks.

Die Milchnummer des Betriebes ist BY 718.

Geschichte

Ludwig Müller gründete 1896 in Aretsried eine kleine Dorfmolkerei, die sein Sohn Alois Müller 1938 als gelernter Käser weiterführte. 1971 übernahm Theo Müller, der Enkel des Unternehmensgründers, die Leitung des Unternehmens. Er baute die Molkerei mit vier Angestellten zu einer europaweit agierenden Unternehmensgruppe auf. Die Molkerei startete als erste deutsche Molkerei die nationale Distribution von Milchfrischprodukten.

Im Laufe der 1970er Jahre brachte Theo Müller die Müller-Produkte durch bundesweite Werbekampagnen und TV-Spots, z. B. mit dem Fußballspieler Gerd Müller, sowie durch Innovationen ins Gespräch. 1977 betrug der Umsatz 25 Millionen DM. 1987 trat das Unternehmen in den britischen Markt ein. Seit 1995 ist die Molkerei Alois Müller mit einer Vertriebsniederlassung in Verona in Italien präsent. Von 2003 bis 2007 erfolgte dies auch in Spanien, zum Ende 2007 wurde die Produktion für Spanien wieder eingestellt.

Mit dem Erwerb des Sachsenmilch-Werkes in Leppersdorf bei Dresden 1994 startete das Unternehmen eines seiner größten Investitionsprojekte. Für 600 Millionen DM entstand die größte und modernste Molkerei Europas, in der heute 1400 Beschäftigte arbeiten. Leppersdorf sollte als Ausgangspunkt für den Einstieg in den osteuropäischen Markt dienen. In Leppersdorf werden pro Jahr 1,4 Mrd. kg Milch verarbeitet.[2] 50.000 t Schnittkäse, 45.000 t Butter, 25.000 t Mozzarella und 20.000 t Sauermilchkäse werden jährlich dort produziert, zudem bestehen Kapazitäten für 2,7 Mrd. Verpackungseinheiten für Frischmilchprodukte, 310 Mio. Liter Haltbare Milch und 60.000 t für Milchprodukte mit Früchten[3].

2000 übernahm ein Konsortium unter der Führung der Molkerei Müller die Leitung der Staatlichen Molkerei Weihenstephan. Die Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG wurde 2003 als Holding der Gruppe gegründet. Von Januar 2007 bis April 2008 leitete Dr. Christoph Weiß als geschäftsführender Mitgesellschafter die Gruppe. Weiß kündigte damals in einem Focus-Gespräch[4] einen radikalen Kurswechsel an. Zum 1. Mai 2008 wechselte Dr. Weiß in den Beirat und Thomas M. Hübner, zuvor im Management der Metro AG Gruppe tätig, übernahm als geschäftsführender Gesellschafter den Vorsitz in der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe. Thomas Hübner hat das Unternehmen jedoch nach 2 Monaten wieder verlassen[5] und Hans-Peter Gai, der bislang für Unilever gearbeitet hat, ist Mitglied des Vorstandes geworden.[6] Die Position des Geschäftsführers ist seither unbesetzt.

Sachsenmilch

Die Sachsenmilch AG ist eine Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller, die unter den Markennamen Sachsenmilch und Käsemeister produziert. Das Unternehmen notiert mit der ISIN DE000A0DRXC4 an der Deutschen Börse.[7]

Die Milchnummer des Betriebes ist SN 016.

Unter der Marke Sachsenmilch wird vor allem Butter, Buttermilch, H-Milch, Milchpulver und Latte Crema hergestellt. Zudem werden mit der Marke Käsemeister Schnittkäse, Sauermilchkäse und Joghurt produziert. Ein Teil der Produktion wird nach Italien exportiert. Seit 1999 stellt das Unternehmen zusätzlich Permeat, Retentat und diverse andere Konzentrate her. Außerdem vertreibt die Sachsenmilch AG Handelswaren wie Speisequark, Schlagsahne, Saure Sahne sowie andere Joghurt- und Dessert-Spezialitäten. Sachsenmilch war darüber hinaus als Lohnabfüller für die Molkerei Alois Müller tätig. Dieser Vertrag wurde 2005 gekündigt, so dass das Geschäft mit den Müller-Marken entfiel.

Molkerei Weihenstephan

Die (ehemals staatliche) Molkerei Weihenstephan GmbH & Co. KG ist seit dem Jahr 2000 eine weitere Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller. Am Standort des Unternehmens wurden bereits 1021 am „Weihenstephaner Berg“ in Freising durch das Kloster Weihenstephan Milchprodukte hergestellt.[8]

Geschichte

1803 wurde das Kloster aufgelöst und in einen landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt. In den folgenden Jahren wurden innerhalb der Molkerei 1852 eine Königlich Bayerische Landwirtschaftliche Zentralschule, 1876 eine Molkereiversuchsstation und 1898 eine Königlich Bayerische Molkereischule eingerichtet. Im Jahr 1923 wurde der Betrieb mit mehreren anderen Einrichtungen in die Süddeutsche Versuchs- und Forschungsanstalt für Milchwirtschaft eingegliedert. 1967 wurde die Molkerei verstaatlicht und somit Wirtschaftsunternehmen des Freistaats Bayern, wobei der Freistaat 78,3 % und den Rest die damalige VIAG AG übernahm.[9] Während der staatlichen Kontrolle des Unternehmens wurde dieses 1994 zunächst in eine GmbH umgewandelt und zwei Jahre später als Aktiengesellschaft an der Börse notiert.

Im Jahr 2000 übernahmen die Molkerei Alois Müller zu 75 % und das Familienunternehmen Hofmeister-Champignon zu 25 % die Molkerei Weihenstephan.

Im Jahr 2002 erzielte der Geschäftsbereich Weihenstephan mit 250 Mitarbeitern einen Umsatz von 200 Millionen Euro.[10]

Milbona, Milsani

Die Unternehmensgruppe produziert auch Milchprodukte für die Lidl Discountgruppe, die unter der No-Name-Markenbezeichnung „Milbona“ vertrieben werden, sowie für Aldi-Nord unter der Bezeichnung Milsani. Als Hersteller wird dabei „T.M.A. GmbH, D-86850 Fischach“ angegeben. „T.M.“ steht dabei für Theo Müller. Die Adresse ist die der Unternehmensgruppe, auch die Hersteller-Prüfziffern (DE SN016 EG / DE BY718 EG) stimmen mit denen der Stammhäuser Sachsenmilch und Alois Müller überein. Der Geschäftsbereich wird intern als „T.M.A. Müller Handelsgesellschaft mbH / Geschäftsbereich Handelsmarke (Fischach-Aretsried)“ bezeichnet.[11]

Kritik

„Gen-Milch“-Affäre

Im Frühjahr 2004 weigerte sich der Konzern, eine Umfrage des Greenpeace-Einkaufsnetzes zu „Gentechnik im Essen“ zu beantworten. Im April 2004 lenkte Müller ein und ließ über seine Anwälte mitteilen, die Unternehmensgruppe habe „alles in ihrem Einflussbereich Mögliche getan, um den Einsatz von gentechnisch verändertem (GVO) Tierfutter auszuschließen“. Ungeachtet dieser Aussage fand Greenpeace in Futtermittel-Stichproben bei vier Höfen, die Müllermilch beliefern, einen erheblichen Anteil genetisch veränderter Soja. Seither bestreitet Müllermilch nicht mehr, dass im Futtertrog der Milchkühe GVO-Futter landet. Bei Protesten der Umweltschutzorganisation vor den Firmenzentralen kam es mehrfach zu gewalttätigen Übergriffen des Sicherheitsdienstes und des Firmeninhabers Theo Müller selbst. Der Firmenchef wurde daraufhin zur Zahlung von 45.000 Euro verurteilt.[12] Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln dürfen die Produkte des Konzerns weiterhin als Gen-Milch bezeichnet werden.[13]

Vertreter der Molkereibranche halten dem jedoch entgegen, dass der Begriff Gen-Milch unzutreffend und unzulässig sei, weil er fälschlicherweise den Eindruck erwecke, die Milch selbst sei gentechnisch verändert. Tatsächlich würden aber lediglich bei der Tierfütterung teilweise gentechnisch veränderte Pflanzen verwendet, was ohne jede Auswirkung auf die Milch bleibe. Fünf Wissenschaftler hätten das in einem gemeinsamen Grundsatzpapier erklärt und bestätigt.[14] Laut einer Emnid-Umfrage[15] im Januar 2005 sollen sich 70 % aller deutschen Verbraucher durch den von Greenpeace eingeführten Begriff Gen-Milch getäuscht und verunsichert fühlen. Nach einem fast vierjährigen Rechtsstreit um die Verwendung des Begriffes Gen-Milch verwarf der Bundesgerichtshof am 11. März 2008 die Revision von Müllermilch. Greenpeace darf daher weiterhin Müllermilchprodukte als Gen-Milch bezeichnen.

Missbrauch von Subventionen

In einer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland erstellten Studie Müller-Milch melkt Steuerzahler[16] wurde das Unternehmen scharf kritisiert, weil es sich die Schaffung von Arbeitsplätzen in einem neuen Werk mit Fördermitteln der EU und des Landes Sachsen in Höhe von insgesamt 70 Millionen Euro subventionieren ließ, kurz darauf jedoch zwei andere Werke schloss, sodass letztlich mehr Arbeitsplätze abgebaut als geschaffen wurden. Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang auch die Subventionspolitik, bei der zeitgleich Fördermittel für die ökologische Landwirtschaft gestrichen wurden.[17]

Druck auf Milchbauern

Im Frühjahr 2008 wurde bekannt, dass die Firma Müller unter der Führung von Theo Müller durch massiven Druck auf tausende Bauern, die in der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) organisiert sind, die Preisverhandlungen für den Milchpreis zu beeinflussen versuchte. Alle in der MEG organisierten Milchbauern wurden von der Firma Müller angeschrieben und zum Austritt aus der MEG aufgefordert; ein vorgefertigtes Austrittsschreiben war dem Brief bereits beigefügt. Im Falle eines Verbleibs in der MEG wurde den Bauern ein um 11 Cent pro Liter reduzierter Milchabnahmepreis angedroht. Nach massiven Protesten der Milchbauern gegen diese Vorgehensweise vor den Müllerwerken in Aretsried wurde mehreren hundert Milchbauern, die von den Müllerwerken als Rädelsführer angesehen wurden, der Milchabnahmevertrag gekündigt.[18]

Irreführende Markenbezeichnung

Obwohl die Molkerei Weihenstephan bereits im Jahre 2000 privatisiert worden war, wurde bis ca. 2008 sowohl auf den Etiketten als auch auf der Homepage die Bezeichnung „Staatliche Molkerei Weihenstephan“ verwendet. Außerdem war auf den Verpackungen werbewirksam das große bayerische Staatswappen abgebildet, dessen Verwendung durch Privatpersonen und zu kommerziellen Zwecken mit Bußgeld belegt werden kann. Damit wurde bei den Verbrauchern der irreführende Eindruck erweckt, dass es sich bei Weihenstephan nicht um ein Privatunternehmen, sondern weiterhin um ein (als solches besonders vertrauenswürdiges) staatliches Unternehmen handele.

Angebliche Spenden an den „Freundeskreis deutscher Republikaner“

Im Internet kursiert seit einigen Jahren[19] eine Meldung über des Firmenchefs an die rechtsextreme NPD. Dieser Vorwurf, der in verschiedenen Variationen überwiegend per E-Mail, aber auch in Internetforen Verbreitung findet, wurde von der Pressestelle von Müllermilch bereits mehrfach dementiert, unter anderem mit Verweis auf Theo Müllers Mitgliedschaft in der CSU.[20][21]

Als Ursprung der Gerüchte gilt eine Aktion des Münchner Magazins Wiener aus dem Jahr 1989.[22] Um deutsche Unternehmer auf rechtsgerichtete Tendenzen zu testen, erfand die Redaktion den „Freundeskreis deutscher Republikaner“ und bat in mehr als 200 Briefen um Wahlspenden. Die meisten Adressaten lehnten ab, einen Termin bekam der angebliche Freundeskreis aber bei Theo Müller. Nach Darstellung von Wiener-Redakteur Michael Konitzer machte Müller im Gespräch mit ihm Aussagen wie zum Beispiel: „Wer keine Leistung bringt, soll auch kein Geld kriegen.“ Müller bestritt die abgedruckten Zitate. Laut Konitzer habe Müller zum Thema Wahlspenden zwei Bedingungen gestellt: Er wolle keine Nazis aushalten, und die Republikaner müssten koalitionsbereit sein. Den Wiener-Bericht hat Müller als „absoluten Quatsch“ zurückgewiesen. Er habe „nie die Absicht gehabt, denen etwas zu spenden“, sondern sei „als CSU-Mitglied“ nur neugierig gewesen, „was die wollen“.[23]

Bau eines „Ersatzbrennstoffheizkraftwerks“ am Standort Leppersdorf

Seit dem Jahr 2006 befindet sich die Firma im Streit mit Anwohnern[24] Leppersdorfs und umliegender Ortschaften um den Bau eines Ersatzbrennstoffheizkraftwerks zur Energiegewinnung für den eigenen Standort. Am 10. Dezember 2006 wurde zu diesem Zweck ein Bürgerentscheid über die Änderung des Bebauungsplans im Gewerbegebiet Leppersdorf durchgeführt. Die Bürger der Gemeinde Wachau, zu der Leppersdorf gehört, stimmten mit 65,5 % gegen die Änderung. Befürworter weisen auf die hohen Umweltstandards in Deutschland sowie die Sicherung des Standortes und der damit verbundenen Arbeitsplätze hin. Kritiker warnen dagegen vor einem erhöhten Ausstoß giftiger Substanzen beim Verbrennen von Müll und werfen der Firma vor, die Gefahr durch den Begriff „Ersatzbrennstoff“ statt „Müll“ zu verschleiern. Des Weiteren wird eine erhöhte Lärmbelästigung befürchtet, da der Müll Tag und Nacht mit LKWs zum Werk gebracht werden müsse. Obwohl Müllermilch den Bürgerentscheid verloren hat, plant das Unternehmen, das Müll-Kraftwerk nur wenige Meter entfernt dennoch zu bauen.[25] Gegen dieses Vorgehen versuchten die Anwohner mit Hilfe eines erneuten Bürgerentscheids und Klagen vorzugehen, was bisher jedoch erfolglos blieb. Im April 2009 stoppte Müllermilch die Kraftwerksplanungen und machte das Bürgerbegehren somit gegenstandslos.[24]

Quellen und Einzelnachweise

  1. Eigenportrait Firmenwebsite
  2. http://www.muellergroup.com
  3. Zuivelzicht, Nr. 6, April 2007
  4. Müllermilch nennt erstmals Zahlen. In: Börse Online, 4. März 2007.
  5. Müller-Milch: Chef geht nach zwei Monaten. In: Manager-Magazin, Meldung vom 2. Juli 2008
  6. Ein neuer Manager für Müller-Milch. In: FAZ.Net, Meldung vom 5. Juli 2008
  7. DGAP-DD: Sachsenmilch AG
  8. Molkerei Weihenstephan Website: Geschichte
  9. Stefan Storr: Der Staat als Unternehmer: Öffentliche Unternehmen in der Freiheits- und Gleichheitsdogmatik des nationalen Rechts und des Gemeinschaftsrechts. Mohr Siebeck, 2001, ISBN 3161476557
  10. Muellergroup.com: Weihenstephan
  11. CFOworld — Auf einen Blick: Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG
  12. Müller Milch unterliegt Greenpeace. In: Die Welt am 6. Juli 2005
  13. Greenpeace darf Müller-Milch als „Gen-Milch“ bezeichnen. In: Die Welt, 19. Dezember 2006. Vgl. auch Greenpeace: Chronologie der Müller-Kampagne. Zuerst veröffentlicht am 7. Juli 2005, später aktualisiert.
  14. Emnid-Umfrage zu Gen-Milch - Verbraucher fühlen sich durch Greenpeace getäuscht. Pressemitteilung des Milchindustrie-Verband e. V. vom 17. Januar 2005.
  15. Verbraucher halten Begriff Gen-Milch für irreführend. TNS-Emnid-Presseinformation vom 17. Januar 2005.
  16. BUND: Müller Milch streicht trotz Subventionen Arbeitsplätze - BUND fordert strenge Umwelt- und Sozialstandards
  17. ARD: Milchkrieg in Sachsen – wie die Regierung Ökobauern ausbremst vom 29. September 2005
  18. Quer Artikel vom 11. April 2008: Müller-Milch setzt Bauern Schachmatt
  19. Herr Müller und die Milch (Update), TU-Berlin Hoax-Info Service, 7. Februar 2007
  20. Internet-Mythen: Die NPD und MüllerMilch im antifaschistischen NPD-BLOG.info
  21. Müller Milch weist Vorwurf der NPD-Spende zurück auf fokus-erfolg.de
  22. Die Milch-Gerüchteküche, redok, 25. April 2007
  23. [Unter dem Deckmantel. In: Der Spiegel. (online). Der Spiegel Nr.43/1989, 23. Oktober 1989, S. 75]
  24. a b Website der Interessengemeinschaft „Gesunde Zukunft - keine Müllverbrennung bei Müllermilch“ Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „interessengemeinschaft“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  25. Sächsische Zeitung vom 5. Juni 2007, Ausgabe Rödertal

Koordinaten: 48° 19′ N, 10° 39′ O