Molkerei Alois Müller

Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG

Amüller.png
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1896
Sitz Fischach, Deutschland
Leitung Theo Müller jr.
Mitarbeiterzahl 5340 (2004)
Umsatz 2,1 Mrd. Euro (2006)[1]
Branche Lebensmittelindustrie
Website www.muellermilch.de
Konzernzentrale der Unternehmensgruppe Müller in Aretsried
Aufnahme eines Molkereiproduktes: „Joghurt mit der Ecke“

Die Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG oder Müllermilch ist ein Hersteller von Milchprodukten mit Sitz in Aretsried, Marktgemeinde Fischach, Bayern. Sie ist der Kern der europaweit agierenden Unternehmensgruppe Theo Müller, die sich auf die Veredelung von Milch spezialisiert hat. Das Sortiment umfasst Milch- und Sauermilchprodukte, Milchmischgetränke und Fruchtdrinks. Auch die Marken Weihenstephan mit Sitz in Freising (Bayern), Sachsenmilch und Käserei Loose in Leppersdorf (Sachsen) sowie eine Produktionsstätte in England gehören zur Unternehmensgruppe, die nach Unternehmensangaben mit rund 5400 Mitarbeitern 2006 einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielt hat.

Geschichte

Ludwig Müller gründete 1896 in Aretsried eine kleine Dorfmolkerei, die sein Sohn Alois Müller 1938 als gelernter Käser weiterführte. 1971 übernahm Theo Müller, der Enkel des Unternehmensgründers, die Leitung des Unternehmens. Er baut die Molkerei mit vier Angestellten zu einer europaweit agierenden Unternehmensgruppe auf. Die Molkerei startete als erste deutsche Molkerei die nationale Distribution von Milchfrischprodukten.

Im Laufe der 1970er Jahre brachte Theo Müller die Müller-Produkte durch bundesweite Werbekampagnen und TV-Spots, z.B. mit dem Fußballspieler Gerd Müller, sowie durch Innovationen ins Gespräch. 1977 betrug der Umsatz 25 Millionen DM. 1987 trat das Unternehmen in den englischen Markt ein. Seit 1995 ist die Molkerei Alois Müller mit einer Vertriebsniederlassung in Verona in Italien präsent. Von 2003 bis 2007 erfolgte dies auch in Spanien, zum Ende 2007 wurde die Produktion für Spanien wieder eingestellt.

Mit dem Erwerb des Sachsenmilch-Werkes in Leppersdorf bei Dresden 1994 startete das Unternehmen eines seiner größten Investitionsprojekte. Für 600 Millionen DM entstand die größte und modernste Molkerei Europas, in der heute 1400 Beschäftigte arbeiten. Leppersdorf sollte als Ausgangspunkt für den Einsteig in den osteuropäischen Marktes dienen. In Leppersdorf werden pro Jahr 1,4 Mrd. kg Milch verarbeitet.[2] 50.000 t Schnittkäse, 45.000 t Butter, 25.000 t Mozzarella und 20.000 Sauermilchkäse werden jährlich dort produziert, zudem bestehen Kapazitäten für 2,7 Mrd. Verpackungseinheiten für Frischmilchprodukte, 310 Mio Liter Haltbare Milch und 60.000 t für Milchprodukte mit Früchten [3].

2000 übernahm ein Konsortium unter der Führung der Molkerei Müller die Leitung der Staatlichen Molkerei Weihenstephan. Die Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG wurde 2003 als Holding der Gruppe gegründet.

Seit Januar 2007 leitet Dr. Christoph Weiß als geschäftsführender Mitgesellschafter die Gruppe. Weiß kündigte in einem Focus-Gespräch (Focus 10/2007)[4] einen radikalen Kurswechsel an.

Kritik

In die Kritik geriet die Unternehmensgruppe Müller durch ihre rigide Geschäftspolitik und etliche Handgreiflichkeiten des Firmenpatriachen Theo Müller gegenüber Journalisten. Im Frühjahr 2004 weigerte sich der Konzern, auf eine Umfrage des Greenpeace-Einkaufsnetzes zu „Gentechnik im Essen“ zu reagieren. Im April 2004 lenkte Müller ein und ließ über seine Anwälte mitteilen, die Firma habe „alles in ihrem Einflussbereich Mögliche getan, um den Einsatz von gentechnisch verändertem (GVO) Tierfutter auszuschließen“. Diese Aussage entpuppte sich jedoch als unwahr: Greenpeace fand in Futtermittel-Stichproben bei vier Höfen, die Müllermilch beliefern, einen erheblichen Anteil genetisch veränderter Soja. Seither bestreitet Müllermilch nicht mehr, dass im Futtertrog der Milchkühe GVO-Futter landet. Auch bei den Protesten der Umweltschutzorganisation vor den Firmenzentralen kam es mehrfach zu gewalttätigen Übergriffen seitens des Sicherheitsdienstes und des Firmeninhabers Theo Müller selbst. Der Firmenchef wurde daraufhin zur Zahlung von 45.000 Euro verurteilt. Nach einem Urteil des Oberlandesgericht (OLG) Köln dürfen die Produkte des Konzerns weiterhin als „Gen-Milch“ bezeichnet werden [5].

Vertreter der Molkereibranche halten jedoch entgegen, dass der Begriff „Gen-Milch“ unzutreffend und unzulässig sei, weil er fälschlicherweise den Eindruck erwecke, die Milch selbst sei gentechnisch verändert. Tatsächlich würden aber lediglich bei der Tierfütterung teilweise gentechnisch veränderte Pflanzen verwendet, was ohne jede Auswirkung auf die Milch bleibe. Fünf Wissenschaftler hätten das in einem gemeinsamen Grundsatzpapier erklärt und bestätigt.[6] Laut einer Emnid-Umfrage[7] im Januar 2005 würden sich 70% aller deutschen Verbraucher durch den von Greenpeace eingeführten Begriff „Gen-Milch“ getäuscht und verunsichert fühlen, würden sie damit konfrontiert werden.

Der Vorwurf, Subventionen zu missbrauchen, wurde gegen den Konzern nach der Übernahme der Sachsenmilch AG in Leppersdorf und deren Ausbau zum größten Milchwerk in Europa erhoben. Mit dem Versprechen, 144 Arbeitsplätze zu schaffen, bekam Müllermilch dafür 2005 vom Land Sachsen und der EU Subventionen in Höhe von über 70 Millionen Euro. Im Gegenzug schloss Müller jedoch gleich darauf ein Werk in Vienenburg (Harz), die vorher eigenständige Käserei Loose GmbH & Co. KG [8] [9], deren Produktion nach Leppersdorf verlagert wurde und ein weiteres in Amelunxen, wobei 165 Arbeitsplätze verloren gingen.[10]

Ein weiteres Werk, die Harzkäserei Rusack in Harsleben, wurde im August 2007 geschlossen. Das 1917 gegründete Unternehmen wurde 2003 von der zur Müller-Gruppe gehörenden Käserei Loose GmbH & Co. KG (Sitz in Leppersdorf) übernommen und wurde aufgrund von Preis- und Kostendruck geschlossen. Die Produktion soll in das Werk der Sachsenmilch AG in Leppersdorf übergegangen sein.[11]

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die mangelnde Deklarierung der Marke „Weihenstephan“ als privatisierte Molkerei im Besitz von Müllermilch. Da auf den Etiketten weiterhin "Staatliche Molkerei Weihenstephan" steht, hat der Verbraucher keine Möglichkeit, sich beim Kauf über dieses Produkt zu informieren. Gerade der Begriff "staatlich" suggeriert, dass diese Molkerei eben nicht privatisiert ist.

Quellen

  1. http://www.n-tv.de/773636.html
  2. http://www.muellergroup.com
  3. „Zuivelzicht“ Nummer 6 - April 2007
  4. Müllermilch nennt erstmals Zahlen. In: Börse Online, 4. März 2007.
  5. Greenpeace darf Müller-Milch als „Gen-Milch“ bezeichnen. In: Die Welt, 19.12.2006. Vgl. auch Greenpeace: Chronologie der Müller-Kampagne. Zuerst veröffentlicht am 07.07.2005, später aktualisiert.
  6. Emnid-Umfrage zu „Gen-Milch“ - Verbraucher fühlen sich durch Greenpeace getäuscht. Pressemitteilung des Milchindustrie-Verband e. V. vom 17.01.2005.
  7. Verbraucher halten Begriff „Gen-Milch“ für irreführend. TNS-Emnid-Presseinformation vom 17.01.2005.
  8. http://www.loose.de/historie/loose.html
  9. http://www.dgb-goslar.de/Aktuell/akt-add/Mai-Rede2004Tessmann.html
  10. Hanna Gersmann: Müller-Milch sahnt Steuergelder ab. In: taz, 27. Mai 2005.
  11. Jörg Endries, Anja Schlender: Preis- und Kostendruck zwingen Traditionsbetrieb in die Knie. In: Volksstimme, 22. Februar 2007.