„Berliner Weißbier“ – Versionsunterschied

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'''Berliner Weißbier''' ist ein Sammelname für obergärige [[Weißbier]]-Varianten „Berliner Art“, die meistens aus [[Weizen]]- und [[Gerste]]nmalz hergestellt werden. In [[Deutschland]] wird es meist als [[Schankbier]] klassifiziert.<ref name="q77510640223" /> Die Farbe des „weißen Bieres“ ist ein helles<ref name="fbriem_beer">Fritz Briem: ''Berliner weisse.'' In [[Garrett Oliver]] (Hrsg.), Tom Colicchio (Hrsg.): ''The Oxford Companion to Beer.'' Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-536713-3, S.&nbsp;124–125.</ref>, leicht [[Hefen|hefetrübes]] Gelb mit 5–8 [[EBC (Bier)|EBC]].<ref name="q77510640223">{{Literatur | Autor= [[Ludwig Narziß]]| Titel= Abriss der [[Bierbrauerei]] | Verlag= Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart| Jahr= 1980|ISBN =3527308601}}</ref>
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Der durchschnittliche [[pH-Wert]] liegt zwischen 3,2 und 3,4; der [[Bitterstoff]]gehalt bei 4–6 [[International Bitterness Unit|IBU]]-Einheiten.
Der durchschnittliche [[pH-Wert]] liegt zwischen 3,2 und 3,4; der [[Bitterstoff]]gehalt bei 4–6 [[International Bitterness Unit|IBU]]-Einheiten.

Zu den tradierten Varianten [[Berlin]]er [[Weißbier]]e gehören neben der [[Berliner Weisse]] deren ebenfalls milchsauer vergorene Urspungssorte [[Broyhan]] sowie die aus den östlichen Nachbarregionen Berlins stammenden Biersorten [[Breslauer Schöps|Schöps]] und das [[Grätzer]], die in der Berliner Biergeschichte eine besondere Rolle spielten.<ref>* [[Gerolf Annemüller]], [[Hans J. Manger]], [[Peter Lietz]] (Hg): ''Die Berliner Weiße. Ein Stück Berliner Geschichte.'' 2. erw. Auflage, [[Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei|VLB]], Berlin 2018</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 13. März 2019, 18:41 Uhr

Berliner Weißbier ist ein Sammelname für obergärige Weißbier-Varianten „Berliner Art“, die meistens aus Weizen- und Gerstenmalz hergestellt werden. In Deutschland wird es meist als Schankbier klassifiziert.[1] Die Farbe des „weißen Bieres“ ist ein helles[2], leicht hefetrübes Gelb mit 5–8 EBC.[1] Der durchschnittliche pH-Wert liegt zwischen 3,2 und 3,4; der Bitterstoffgehalt bei 4–6 IBU-Einheiten.

Geschichte

Die Ursprünge

Berliner Weißbier hat seinen Ursprung wahrscheinlich im 16. Jahrhundert. Der allgemein verbreiteten Legende zufolge soll es aus dem „Halberstädter Broyhan“ hervorgegangen sein; aber auch das Breslauer Weißbier Schöps könnte als Vorbild gedient haben. Berliner Brauer veränderten später die Rezeptur und stellten Weißes Bier her, welches seine Vorbilder an „Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit noch übertraf“. Dieses „Berlinische Weitzenbier“ wurde urkundlich 1680 (nach anderer Quelle 1642) erstmals erwähnt.[3] Nach 1700 entwickelte es sich zum Lieblingsgetränk der Berliner. Unternehmer wie Breithaupt in der Palisadenstraße betrieben erfolgreiche Spezialbrauereien. Um 1800, als Bier nach Pilsener Brauart noch unbekannt war, gab es in Berlin rund 700 Weißbierlokale.[4]

Einer weit verbreiteten Legende zufolge sollen die Soldaten Napoleons I. zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als sie sich in Berlin als Besatzungstruppen aufhielten, das Berliner Weißbier als „Champagne du Nord“ bezeichnet haben.

Familie Landré

Charles Fréderic Edouard Landré (1791–1843) stammte aus einer Hugenottenfamilie. Ende des 17. Jahrhunderts war seine Familie aus Gien an der Loire ihres Glaubens wegen nach Genf geflohen. Er zog bald weiter nach Berlin und erwarb 1835 die schon bestehende Weißbierbrauerei in der Stralauer Straße 36.[5] Seine Witwe Johanna Landré führte das Unternehmen bis 1852 weiter. Dann übernahm ihr ältester Sohn Charles Adolphe Landré die Brauerei. Johanna Landré erwarb 1856 noch eine weitere Brauerei – die „Kluge’sche Weißbierbrauerei“ –, die ihren Sitz in der Münzstraße 3 hatte. Sie wurde von ihrem jüngsten Sohn Jean Charles Landré erfolgreich bewirtschaftet.[6] Die Weißbierbrauerei in der Münzstraße wurde 1870/71 zur Straßburger Straße 6–9 verlegt, wo sich bereits zuvor die Mälzerei der Familie Landré befand. Daraus wurde die Berliner Weißbierbrauerei AG.[7] Im Jahr 1917, lange nach dem Tod der Brüder Landré, wurden die beiden Weißbierbrauereien zusammengelegt. An das Wirken der Familie erinnert seit 1909 die Landréstraße im Berliner Ortsteil Kaulsdorf.[8]

Gegenwart

In den letzten Jahrzehnten ist die Vielfalt der Berliner Weißbier-Hersteller durch Zusammenschluss der Berliner Brauereien („Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei“) verloren gegangen. Insbesondere wurde für die industrielle Fertigung auf den Einsatz von Brettanomyces-Hefe und Pediokokken verzichtet. Die Wiederbelebung unterschiedlicher Varianten Berliner Weisse erfolgt durch einige Kleinbrauereien:

Mischgetränke

Berliner Weißbier mit Waldmeister

Der Genuss von Berliner Weißbiersorten als Mischgetränk war lange Zeit unüblich. Man trank das Bier allenfalls zusammen mit Kümmelschnaps oder Korn als „Weiße mit Strippe“. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll der Berliner Brauer Josty dem Bier Kräuter beigegeben haben, vornehmlich Waldmeister. Später setzte sich die Zugabe von Himbeer- oder Waldmeister-Sirup durch, beides wurde erst im Glas gemischt („rot oder grün“) und mit Strohhalm serviert. Im beginnenden 21. Jahrhundert nehmen im Handel fertige Mischungen in der Flasche an Breite und Menge zu. Mit dem sinkenden Bierverbrauch seit den 1990er Jahren nahm allgemein die Angebotsbreite von Biermischgetränken zu. So gibt es fertige Mischungen von Berliner Weißbier mit Schwarzer Johannisbeere, Sauerkirsche, Holunderblüte oder auch Piña Colada, meist als Aromazusatz.

Literatur

  • Gustav Stresemann: Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts. Dissertation der Universität Leipzig, Leipzig 1900, (archive.org).
  • Franz Schönfeld: Das Berliner Weißbier. In: ders.: Obergärige Biere und ihre Herstellung. Verlag Paul Parey, Berlin 1938, S. 149–160.
  • Frank-Jürgen Methner: Über die Aromabildung beim Berliner Weißbier unter besonderer Berücksichtigung von Säuren und Estern. Dissertation an der Technischen Universität Berlin, Berlin 1987.

Einzelnachweise

  1. a b Ludwig Narziß: Abriss der Bierbrauerei. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 1980, ISBN 3-527-30860-1.
  2. Fritz Briem: Berliner weisse. In Garrett Oliver (Hrsg.), Tom Colicchio (Hrsg.): The Oxford Companion to Beer. Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-536713-3, S. 124–125.
  3. bierundwir.de
  4. Berliner Weisse – leicht und erfrischend
  5. Landré. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1840. „Landré, Braueigen, Stralauerstr. 36, Eigentümer“.
  6. Brauereien. In: Berliner Adreßbuch, 1854. „Bairisch-Bier / Bitter-Bier / Braun-Bier / Kartoffel-Bier / Malz-Bier / Porter-Bier / Werdersches Bier / 13 Weiß-Bier-Brauereien: darunter: Landré in Stralauerstraße 36 und Kluge in Münzstr. 3, des Weiteren: Bier in Stralauerstr. 4–6, F.W.A. Bötzow in Neue Königstr. 18, L.A.Bolle in Französischestr. 9/10, G.F.Bugge in Klosterstr. 10, Conrad in Zimmerstr. 40, F.W.Dietz in Niederwallstr. 7, G. Dietz in Friedrichstr. 128, Haack in Neue Königstr. 32, Kagermann in Köpnickerstr. 96, Radike in neue-Grünstr 11, Richter in Rosenthalerstr. 51“.
  7. Die Berliner Weißbier-Brauerei AG. (Memento vom 1. Januar 2016 im Internet Archive) auf www.prenzlberger-ansichten.de.
  8. Landréstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)