Java-Tiger

Java-Tiger

Java-Tiger fotografiert 1938 von Andries Hoogerwerf im Ujung Kulon Nationalpark

Systematik
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidea)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Panthera
Art: Tiger (P. tigris)
Unterart: Java-Tiger
Wissenschaftlicher Name
Panthera tigris sondaica
(Temminck 1844)

Der Java-Tiger (Panthera tigris sondaica) ist eine ausgestorbene Unterart des Tigers, die auf der indonesischen Insel Java beheimatet war. Der Java-Tiger war einer von drei Unterarten, die auf Inseln beschränkt sind.

Merkmale

Java-Tiger waren sehr klein im Vergleich zu anderen Unterarten. Männliche Tiere erreichten eine Körperlänge von 200-245 cm bei einem Gewicht von 100-140 kg. Weibliche Tiere waren kleiner als männliche und wogen nur 75-100 kg.
Ihre Nase war lang und schmal, ihr Hinterkopf auffallend schmal. Ihr Fell hatte lange dünne Streifen, die etwas zahlreicher waren als beim benachbarten Sumatra-Tiger. [1]

Lebensweise

Das Beutespektrum des Java-Tigers erstreckte sich auf alle vorkommenden großen und kleinen Säugetiere, seltener Wasservögel und Reptilien. Die Tragzeit des Java-Tigers ist nicht bekannt. In freier Wildbahn betrug das Maximalalter 15 Jahre. Über die Lebensdauer in Gefangenschaft ist ebenfalls nichts bekannt.

Verbreitungsgebiet des Java-Tigers

Lebensraum

Ende des 18. Jahrhunderts waren Tiger über den größten Teil der Insel Java verbreitet. Um 1850 betrachteten die Menschen in den besiedelten Gebieten der Insel Tiger als eine Plage. Bis 1940 hatten Tiger sich in abgelegene Bergregionen und bewaldete Gebiete zurückgezogen. Um 1970 lebten die einzig bekannten Tiger in der Region um den höchsten Berg der Insel, Gunung Betiri (1.192 m), an der südöstlichen Küste, die bis dahin wegen des steil abfallenden und schroffen Terrains nicht besiedelt war und 1972 zum Wildreservat erklärt wurde. Zuletzt wurden Tiger im Jahre 1976 in diesem 500 km2 großen Schutzgebiet gesichtet. [2][3]

Ausrottung

Es sind folgende Gründe für das Aussterben des Java-Tigers zu sehen:

Überbevölkerung und Kultivierung

Der starke Bevölkerungszuwachs im 20. Jahrhunderts führte zu einer extremen Zerstückelung und Einengung des Lebensraumes des Java-Tigers. Dies führte zur Zerstörung natürlicher Regenwälder zugunsten der Kultivierung für landwirtschaftliche Zwecke.

Bejagung

Schon sehr früh wurde der Java-Tiger durch Einheimische, aber auch westeuropäische Kolonialisten (Niederländer, Briten; siehe auch: Java, Abschnitt Kolonialzeit) extensiv bejagt. Der Java-Tiger wurde von der einheimischen Bevölkerung als Bedrohung angesehen und hatte nicht den mystischen Charakter, wie in anderen südostasiatischen Kulturen. Der mystisch-religiöse Charakter (siehe: Animismus) bot zumindest einen rudimentären Schutz für den Tiger - dies war auf Java nicht der Fall. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Bejagung durch Wilderer um aus den Fellen des Java-Tigers Profit zu schlagen. Eine Verwendung von weiteren Körperteilen des Tigers (wie in der traditionellen chinesischen Medizin) spielte hingegen keine Rolle.

Datierung

Schon in den 1960er Jahren fürchteten Umweltaktivisten und Naturschützer, dass der Java-Tiger endgültig von der Insel verschwunden sei. Es wurden vereinzelt Spuren gefunden wie Fußabdrücke, Kot und Beute-Reste, die anfangs dem Java-Tiger zugeordnet wurden, jedoch schließlich als solche von Leoparden identifiziert wurden. 1971 wurde eine kleine Population im Bereich Gunung Betiri (südöstliches Java) nachgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Gebiet als Meru Betiri Nationalpark ausgewiesen. Dieses Gebiet war jedoch durch Plantagenanbau von Kaffee und Kautschuk extrem zerstückelt; zudem gab es nur wenige Wildhüter zum Schutz der Ressourcen vor Wilderern. 1980 wurde der sogenannte "Management Plan" durch die indonesische Umweltbehörde zur Sicherung der Restbestände des Java-Tigers ins Leben gerufen (siehe: The Javan Tiger auf Save The Tiger Fund). Dieser Plan kam jedoch offensichtlich zu spät. Im Jahr 1980 wurden fünf Individuen angenommen, von denen drei in Meru Betiri nachgewiesen wurden. Zusammen mit der indonesischen Regierung führte der WWF (World Wildlife Foundation) eine Suche nach weiteren Exemplaren durch, die erfolglos verlief. 1994 schließlich erklärte der WWF den Java-Tiger als ausgestorben.

Dennoch wurde im Jahre 1999 im Meru Betiri Nationalpark eine weitere Suche initiiert, um möglicherweise das Vorkommen von Java-Tigern zu beweisen. Es wurden zwölf Parkranger speziell für die Tiger-Suche ausgebildet und eine Vielzahl von Kamerafallen installiert. Die Leitung dieses Projektes lag bei dem zuständigen Direktor des Nationalparks Indra Arinal in Zusammmenarbeit mit dem "Director of Conservation of Flora and Wildlife for Java" (Ir. Koes Saparjadi). Doch auch diese Suche blieb letztlich erfolglos [4].

Schließlich wurde im Jahre 2003 der Java-Tiger in der Roten Liste auf den Status EX (extinct - ausgestorben) gesetzt [5].

Es gilt als gesichert, dass der Java-Tiger zumindest bis Anfang der 1980er Jahre in den abgelegenen Gebirgsregionen des südöstlichen Javas überlebte. In Gefangenschaft (Zoos, Wildparks, Privatbesitz) befinden sich keine Individuen.

Etymologie

Sprachlich-zoologische Zuordnung

Der zoologische Fachterminus Panthera tigris sondaica geht auf den Wortstamm Sunda zurück. Sunda bezeichnet eine ehemalige Landmasse (Sunda_(Geologie)), die die heutigen Sunda-Inseln umfasst, also vor allem Java, Borneo (der indonesische Teil wird als Kalimantan bezeichnet), Sumatra und Sulawesi.

Literatur

  • Mazák, V. (1979): Der Tiger Panthera tigris. Zweite Ausgabe. Neue Brehm Bücherei 356. , Wittenberg Lutherstadt: A. Ziemsen Verlag.
  • Kock, D. (1995): Zur Benennung des Tigers Panthera tigris L. auf Sunda – Inseln. Säugetierkundliche Mitteilungen 36: 123–126.

Einzelnachweise

  1. Mazák, J.H., Groves, C.P. (2006) A taxonomic revision of the tigers (Panthera tigris). Mammalian Biology 71 (5): 268–287 voller Text als pdf
  2. Treep, L. (1973): On the Tiger in Indonesia (with special reference to its status and conservation). Report no. 164, Department of Nature Conservation and Nature Management, Wageningen, The Netherlands.
  3. Seidensticker, J. (1987): Bearing Witness: Observations on the Extinction of Panthera tigris balica and Panthera tigris sondaica. In: Tilson, R. L., Seal, U.S. (Hrsg.) Tigers of the World. Noyes Publications, New Jersey.
  4. Javan Tigers in Meru Betiri National Park
  5. ICUN 2008 Red List - Panthera tigris sondaica