Ultrakurzwelle

Funktechniker testen den UKW-Sendeempfänger einer Hawker Hurricane Mark I der 601. Squadron RAF, in Exeter, Devon (1940)

Als Ultrakurzwellen (UKW) bezeichnet man elektromagnetische Wellen in einem Frequenzbereich von 30 MHz bis 300 MHz, entsprechend Wellenlängen zwischen zehn Metern und einem Meter. Sie liegen somit zwischen den Kurzwellen (die länger sind als Ultrakurzwellen) und den Dezimeterwellen (die kürzer sind).

Begriff

Im englischen Sprachraum wird für Ultrakurzwelle der Begriff VHF (very high frequency – sehr hohe Frequenz) verwendet.

Bei Radios wird FM (für Frequenzmodulation) oft als Synonym für UKW verwendet, da analoger Hörfunk auf UKW nur frequenzmoduliert ausgestrahlt wird (im Gegensatz zur Amplitudenmodulation/AM) und umgekehrt frequenzmodulierte Radioausstrahlungen nur auf UKW erfolgen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff UKW häufig eingeschränkt für UKW-Rundfunk im Bereich 87,5 bis 108 MHz des VHF-Bandes II verwendet. Zu den Ultrakurzwellen gehören jedoch auch die für Fernsehsender verwendeten Frequenzen der Rundfunkbänder I und III sowie die unteren und oberen Sonderkanäle des Kabelfernsehens, insbesondere auch die für den Digitalen Hörfunk umgewidmeten Fernsehkanäle 5(A)-12(D).

Das Hyperband (erweiterter Sonderkanalbereich) und die Rundfunkbänder IV und V gehören dagegen zu den Dezimeterwellen.

Weiterhin ist der Begriff UKW auch im Bereich des Sprechfunks gebräuchlich. Es handelt sich dabei vor allem um das 4-m-Band (also die Frequenzen unterhalb des UKW-Rundfunks), die Bereiche des Flugfunks mit Frequenzen oberhalb 108 MHz sowie das 2-m-Band im Bereich von 140 bis 174 MHz, wo sich viele verschiedene professionelle Funkdienste sowie ein Amateurfunkband befinden.

Reichweite

Die Reichweite der Ultrakurzwellen ist durch den Horizont der elektromagnetischen Wellenausbreitung beschränkt. Dieser entspricht nicht dem optischen Horizont für das sichtbare Licht, da der Brechungsindex der Erdatmosphäre für den UKW-Frequenzbereich mit der Höhe über Grund abnimmt.[1] Daher erscheint die Erdkrümmung für die Ultrakurzwellen flacher als für das sichtbare Licht. Der sogenannte Radiohorizont ist somit weiter entfernt als der optische Horizont. Anders als beim Lang-, Mittel- und Kurzwellenrundfunk werden ultrakurze Radiowellen, abgesehen von den im Sommer sporadisch auftretenden Überreichweiten (Sporadic-E), nicht an der Ionosphäre reflektiert, so dass ihre terrestrische Reichweite deutlich geringer ist. Bei bestimmten Inversionwetterlagen kann es allerdings zu Überreichweiten kommen. Abhängig vom Sender- und Empfängerstandort, der Sendeleistung und der Empfangsausrüstung liegt die Reichweite eines UKW-Senders zwischen einigen 10 und rund 200 km. Daher besteht ein UKW-Sendernetz aus recht vielen Sendern, die in geringen Abständen, meist auf Anhöhen, aufgebaut sind. In gebirgigen Gebieten setzt man häufig Füllsender ein.

Situation in Deutschland

Der erste UKW-Sender in Deutschland startete am 28. Februar 1949 um 16:30 Uhr auf dem Gelände des Bayerischen Rundfunks in München-Freimann.[2]

In Deutschland war im Telekommunikationsgesetz in der Fassung vom 22. Juni 2004 vorgesehen, bis spätestens 2015 den UKW-Hörfunk durch Widerruf bestehender Frequenzzuteilungen zu beenden.[3] Dieser Plan wurde jedoch im Jahr 2011 aufgegeben.[4] Der aktuelle Frequenzplan wurde im März 2019 verabschiedet.[5]

Obgleich das digitale DAB+ Zuwächse hat, gab es auch noch 2021 in Deutschland kein festgelegtes Ende des UKW-Sendebetriebs.[6][7]

Verwendung des UKW-Frequenzspektrums

Zuweisung an Funkdienste
Frequenzbereich Bundesrepublik Deutschland Nutzung Bemerkung
30,005–30,1 MHz Weltraumfernwirkfunkdienst, Mobilfunkdienst, Weltraumforschungsfunkdienst, Fester Funkdienst ziv, mil
30,01–34,35 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst ziv, mil drahtlose Mikrofone
34,35–36,55 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst zivil Modellfernsteuerung, drahtlose Mikrofone, Betriebsfunk, Funkanwendungen BOS
36,55–37,75 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst ziv, mil drahtlose Mikrofone, Führungsfunkanlagen, Fernwirkanlagen
37,75–38,25 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst, Radioastronomie ziv, mil drahtlose Mikrofone, Führungsfunkanlagen, Fernwirkanlagen
38,25–38,45 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst ziv, mil
38,45–39,85 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst zivil Funkanwendungen BOS
39,85–41 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst ziv, mil Personenrufanlagen, Fernwirkanlagen, Modellfernsteuerung, ISM-Anwendungen
41–47 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst militärisch
47–68 MHz Rundfunkdienst, Mobiler Landfunkdienst, Amateurfunkdienst ziv, mil in definierten geographischen Bereichen Fernsehrundfunk (Band I)
68–70 MHz Mobiler Landfunkdienst zivil Betriebsfunk, Funkanwendungen der Eisenbahn
70–74,2 MHz Fester Funkdienst, Mobilfunkdienst außer mobiler Flugfunkdienst militärisch
74,2–74,8 MHz Mobiler Landfunkdienst zivil Funkanwendungen BOS
74,8–75,2 MHz Flugnavigationsfunkdienst ziv, mil Markierungsfunkfeuer der Flugsicherung
75,2–78,7 MHz Mobiler Landfunkdienst zivil Funkanwendungen der Eisenbahn, Betriebsfunk, Funkanwendungen BOS
78,7–84 MHz Mobilfunkdienst außer mobiler Flugfunkdienst, fester Funkdienst (militärisch)
84–87,5 MHz Mobiler Landfunkdienst zivil Funkanwendungen BOS, Funkrufdienst Eurosignal
87,5–108 MHz Rundfunkdienst zivil Hörfunk via UKW-Rundfunk (auch als FM bekannt)
108–117,957 MHz Flugnavigationsfunkdienst ziv, mil UKW-Drehfunkfeuer (VOR) und Landekurssender (ILS) der Flugsicherung
117,975–137 MHz Mobiler Flugfunkdienst (R) ziv, mil Sprechfunk für Flugsicherungszwecke
137–138 MHz Weltraumfernwirkfunkdienst, Wetterfunkdienst über Satelliten, Weltraumforschungsfunkdienst, Mobilfunkdienst über Satelliten zivil Wettersatelliten
138–144 MHz Mobiler Flugfunkdienst (OR), Mobiler Landfunkdienst, Weltraumforschungsfunkdienst militärisch Flugfunk
144–146 MHz Amateurfunkdienst, Amateurfunkdienst über Satelliten zivil
146–148 MHz Mobiler Landfunkdienst zivil Betriebsfunk, Funkanwendungen der Eisenbahn
148–149,9 MHz Mobilfunkdienst, Mobilfunkdienst über Satelliten zivil Betriebsfunk
149,9–150,05 MHz Navigationsfunkdienst über Satelliten, Mobiler Landfunkdienst über Satelliten zivil Zigada, Transit
150,05–

156,7625 MHz

Mobilfunkdienst außer mobiler Flugfunkdienst zivil Betriebsfunk, Binnenwasserfunk, Seefunkdienst
156,7625–

156,8375 MHz

Mobiler Seefunkdienst (Notfall und Anruf) ziv, mil
156,025–

162,025 MHz

Binnenschifffahrtsfunk ziv
156,8375–

174 MHz

Mobilfunkdienst außer mobiler Flugfunkdienst zivil Betriebsfunk, Funkrufdienst ERMES, Seefunkdienst, BOS-Funk, Funkanwendungen der Eisenbahn, Fernwirkfunkanlagen
174–223 MHz Rundfunkdienst zivil Hörfunk via DAB, Reportagefunk
223–230 MHz Rundfunkdienst, Mobiler Landfunkdienst ziv, mil DAB
230–235 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst, militärisch Flugfunk, Richtfunk
235–272 MHz Mobilfunkdienst, Fester Funkdienst, militärisch Flugfunk, Richtfunk
272–273 MHz Mobilfunkdienst, Weltraumfernwirkfunkdienst, Fester Funkdienst militärisch Flugfunk, Richtfunk
273–312 MHz Mobilfunkdienst, fester Funkdienst, (militärisch) Flugfunk, Richtfunk

Anmerkung zur Schreibweise:

Einzelnachweise

  1. Recommendation ITU-R P.453-9: The radio refractive index: its formula and refractivity data, ITU 2003.
  2. Die Zukunft ist digital. In: Neues Deutschland. Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH, 28. Februar 2019, ISSN 0323-3375, S. 19.
  3. Bundesrepublik Deutschland: Telekommunikationsgesetz (TKG). Vom 22. Juni 2004. In: Bundesgesetzblatt Jahrgang 2004 Teil I Nr. 29, ausgegeben zu Bonn am 25. Juni 2004. 25. Juni 2004, abgerufen am 3. April 2022.
  4. Helmut G. Bauer: 10 Jahre bundesweiter privater Hörfunk - Bilanz und Ausblick. In: Digitalisierungsbericht 2021 Audio, hrsg. von "die medienanstalten – ALM GbR". September 2021, abgerufen am 3. April 2022.
  5. Frequenzplan auf der Website der Bundesnetzagentur, abgerufen am 24. März 2019.
  6. tagesschau.de: Digitalradio-Pflicht für Neuwagen: Ende für UKW-Radios? (Memento vom 21. September 2021 im Internet Archive) 21. Dezember 2020.
  7. dpa-infocom GmbH: Ende für UKW-Radio nicht in Sicht. In: welt.de. 6. September 2021, abgerufen am 20. September 2021.