Pluvialzeit

Pluvialzeit (bzw. einfach „Pluvial“ von lateinisch pluvia „Regen“) ist ein klimatologischer Begriff zur Bezeichnung einer relativ niederschlagsreichen Zeit[1] und bezeichnet im Allgemeinen verhältnismäßig feuchte Perioden der Erdgeschichte. Der Begriff "Pluvial" für Feuchtzeiten wurde 1884 zum ersten Mal von E. Hull angewandt[2] und später durch den Ausdruck „Interpluvial“ für Trockenzeiten ergänzt.[3] Dabei bezieht man sich oft auf räumlich sehr begrenzte, also regionale Erscheinungen. So werden ehemals durch verstärkte Niederschläge gekennzeichnete Perioden in heutigen Trockengebieten (z. B. in der Sahara) in der Geographie als Pluvialzeiten bezeichnet. Dies gab es in den mediterranen bis tropischen Gebieten Afrikas nördlich des Äquators zuletzt während des Pleistozäns (von vor 1,8 Mio. bis vor etwa 11.500 Jahren). Pluvialzeit wird deshalb als zeitgleich mit den pleistozänen Glazialzeiten gesehen, da der planetarische Westwindgürtel der Nordhemisphäre aufgrund der großen Vereisungen der Nordhalbkugel äquatorwärts gedrückt wurde und mit seinen regenbringenden Winden die nördlichen Randgebiete des subtropischen Wüstengürtels erfasste.[4] Die Pluvialzeit ist in den Trockengebieten gekennzeichnet durch die Herausbildung von meist vier Glacisterrassen beiderseits eines Flusslaufs. Die Pluvialzeiten wechseln sich mit Interpluvialzeiten ab. Da insgesamt die Glazialzeiten/Kaltzeiten auf der Erde weniger feucht waren als die Warmzeiten, wird die Gleichzeitigkeit von Glazialen und Pluvialen in neuerer Zeit mindestens teilweise angezweifelt.[5] Eine Korrelation der Pluvialzeiten mit Kaltphasen höherer Breiten, wie sie früher vorgenommen wurde, ist aufgrund neuer Forschungsergebnisse nicht allgemein möglich und bleibt umstritten. Das unter den heutigen Wüsten- und Halbwüstengebieten Nordafrikas und der Arabischen Halbinsel vorkommende fossile Wasser[6] dürfte sich allerdings in Pluvialzeiten angesammelt haben.[7][8][9]

Literatur

  • Wilhelm Eckardt: Über die Fortschritte in der Kenntnis vom Wesen und Klima der diluvialen Eiszeit. In: Die Naturwissenschaften Heft 33, 1916, S. 498–503.
  • Julius Büdel: Die pliozänen und quartären Pluvialzeiten der Sahara. In: E&G Quaternary Science Journal 14, 1963, S. 161–187.

Einzelnachweise

  1. Pluvial. In: Spektrum - Lexikon der Geowissenschaften. Spektrum Akademischer Verlag, abgerufen am 9. Juni 2024.
  2. Edward Hull: Abstract of Observations Obtained by the Scientific Expedition Sent Out to Arabia Petræa and Western Palestine by the Committee of the Palestine Exploration Fund in 1883. In: Palestine Exploration Quarterly. Band 16/3, 1884, S. 160–167.
  3. Julius Büdel: Die pliozänen und quartären Pluvialzeiten der Sahara. In: E&G Quaternary Science Journal. Band 14, 1963, S. 163.
  4. Wilhelm Eckardt: Über die Fortschritte in der Kenntnis vom Wesen und Klima der diluvialen Eiszeit. In: Die Naturwissenschaften. Heft 33, 1916, S. 499 f.
  5. Pluvialzeit. In: Spektrum - Lexikon der Geographie. Ernst Brunotte, Hans Gebhardt, Manfred Meurer, Peter Meusburger, Josef Nipper, abgerufen am 9. Juni 2024.
  6. http://ais.badische-zeitung.de/piece/02/a5/f8/89/44431497.gif
  7. Scott Jasechko, Debra Perrone, Kevin M. Befus, M. Bayani Cardenas, Grant Ferguson, Tom Gleeson, Elco Luijendijk, Jeffrey J. McDonnell, Richard G. Taylor, Yoshihide Wada, James W. Kirchner: Global aquifers dominated by fossil groundwaters but wells vulnerable to modern contamination. In: Nature Geoscience. Band 10, 2017, S. 425–429.
  8. Jean E. Moran, Menso de Jong, Ate Visser, Michael J. Singleton, Bradley K. Esser: California GAMA Special Study: Identifying Paleowater in California Drinking Water Wells. Hrsg.: Lawrence Livermore National Laboratory/California State University. East Bay 2015, S. 3.
  9. Marc F. P. Bierkens, Yoshihide Wada: Non-renewable groundwater use and groundwater depletion: a review. In: Environmental Research Letters. Band 14, Nr. 6, 2019, S. Artikel-Nr. 063002.