Ostseepokal (Handball)

Das Handballturnier um den Ostseepokal, (auch Ostseecup und später Baltic Cup genannt), wurde von 1968 bis 1989 insgesamt 16 Mal ausgetragen. Es war vor der Gründung der Europäischen Handballföderation (EHF) 1991 und der Einführung der Europameisterschaften 1994 das größte europäische Turnier für Männer-Nationalmannschaften und zugleich das einzige, das in wechselnden Ländern stattfand. Es kann daher als inoffizieller Vorläufer der EM angesehen werden.

Erstmals wurde der Ostseepokal 1968 in Sopot/Zoppot (Polen) ausgetragen. Diese Veranstaltung fand noch auf dem Kleinfeld statt, ab dem Folgejahr in der Halle. Der Name geht auf die Ausrichter zurück. Teilnehmer waren aber auch Handball-Nationen der damaligen europäischen Leistungsspitze, die nicht an die Ostsee grenzen, wie die damalige ČSSR, Rumänien, Ungarn, Island und Norwegen.

Es gab und gibt zwar auch andere regelmäßige Turniere für Nationalmannschaften (Karpatenpokal in Rumänien, Turniere des Deutschen Handball-Verbandes (DHV) der DDR, Zarja Vostoka oder Tbilissi-Cup im damals noch zur UdSSR gehörigen Georgien. Weiterhin den Supercup der ehemaligen Weltmeister und Olympiasieger in der Bundesrepublik Deutschland). Diese Turniere fanden bzw. finden jedoch immer im selben Land statt und die Teilnehmerzahl umfasste meist nicht mehr als sechs Mannschaften.

Austragungsmodus

Am Ostseepokal nahmen in der Regel acht Mannschaften teil. 1969 und 1971 sowie 1985 bis 1987 waren es sechs, 1970 nur fünf. 1970 und 1985 bis 1987 wurde in einer einfachen Runde im Modus „Jeder gegen Jeden“ gespielt, in den anderen Jahren entsprechend in zwei Vorrundengruppen, anschließend Platzierungsspiele: die Gruppen-Ersten um Platz 1 und 2, die Zweiten um 3 und 4 usw. Abweichend stritten 1972 bis 1974 die letzten beiden jeder Gruppe in einer Trostrunde um die Plätze 5 bis 8 und die ersten beiden jeder Gruppe in einer Finalrunde um die Plätze 1 bis 4, wieder „Jeder gegen Jeden“.

Im Unterschied zu einer offiziellen Meisterschaft war es üblich, dass das Gastgeberland mit zwei Teams antreten konnte: (A- und B-Mannschaft, Auswahl I und II oder Senioren und Junioren).

Zeitraum

Von 1968 bis 1981 fand das Turnier – außer 1975 und 1978 – jährlich statt, danach nur noch vier Mal: Die letzte Austragung erfolgte 1989 in norddeutschen Städten (Gruppenphase) und in Dortmund (Platzierungsspiele).

Sieger

JahrGastgeberPlatz 1Platz 2Platz 3
1968PolenRumänien 1965 RumänienUngarn 1957 UngarnPolen 1944 Polen A
1969SchwedenDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRPolen 1944 PolenSowjetunion 1955 Sowjetunion
1970DDRDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR ASchweden SchwedenPolen Polen
1971DänemarkDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRSowjetunion 1955 SowjetunionPolen 1944 Polen /
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland(a)
1972SowjetunionSowjetunion 1955 Sowjetunion ADeutschland Bundesrepublik BR DeutschlandDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
1973BR DeutschlandSowjetunion 1955 SowjetunionDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRDeutschland Bundesrepublik BR Deutschland A
1974PolenDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRSowjetunion 1955 SowjetunionPolen 1944 Polen A
1975nicht ausgetragen
1976SchwedenSowjetunion 1955 SowjetunionDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRPolen 1944 Polen
1977DDRDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR ASowjetunion 1955 SowjetunionPolen 1944 Polen
1978nicht ausgetragen
1979DänemarkDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRDeutschland Bundesrepublik BR DeutschlandSowjetunion 1955 Sowjetunion
1980BR DeutschlandSowjetunion 1955 SowjetunionDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRDeutschland Bundesrepublik BR Deutschland A
1981SowjetunionDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRSowjetunion Sowjetunion APolen 1980 Polen
1982–84nicht ausgetragen
1985PolenSowjetunion SowjetunionPolen 1980 Polen ADeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
1986DänemarkDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRSowjetunion SowjetunionDanemark Dänemark A
1987DDRSowjetunion SowjetunionDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRDeutschland Bundesrepublik BR Deutschland
1988nicht ausgetragen
1989BR DeutschlandSowjetunion SowjetunionDeutschland Bundesrepublik BR Deutschland ADeutschland Demokratische Republik 1949 DDR
(a) 
1971 endete das Spiel um Platz 3 unentschieden 24:24 n. V., so dass die Veranstalter ihn beiden Mannschaften zuerkannten.

Medaillenspiegel

RangLandGoldSilberBronze
1Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR843
2Sowjetunion Sowjetunion752
3Rumänien 1965 Rumänien100
4Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland034
5Polen 1980 Polen027
6Schweden Schweden010
Ungarn 1957 Ungarn010
8Danemark Dänemark001

Literatur

  • Jahrbücher des Deutschen Handball-Bundes 1972, 1978, 1978/79, 1979/80, 1980/81 (jeweils entspr. Seiten in Kopie)
  • DSV Deutscher Sportverlag GmbH (Hrsg.): Handballwoche Nr. 6/1985, 6/1986, 5/1987, 3 und 4/1989