Friederike Fliedner

Friederike Wilhelmine Fliedner, geborene Münster, auch Frederike genannt (* 25. Januar 1800 in Braunfels; † 22. April 1842 in Kaiserswerth) war eine deutsche Lehrerin und Krankenpflegerin. Sie war Vorsteherin des ersten Diakonissen-Mutterhauses in Kaiserswerth.

Leben

Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in Braunfels
Grabstätte auf dem „Friedhof Diakonie“, Schleifergasse, Kaiserswerth

Friederike war das älteste Kind des Lehrers Andreas Münster (1775–1849) und der Zofe Louise Hartmann (1770–1816) aus Braunfels. Während Friederike sich gerade zur Krankenpflegerin ausbilden ließ, starb 1816 die Mutter an Typhus, so dass Friederike als Älteste den heimischen Haushalt mit sechs jüngeren Geschwistern, einer Großmutter und dem Vater übernehmen musste. Als ihr Vater im Jahr 1817 noch einmal heiratete, half sie ihrer Stiefmutter weiterhin im Haushalt.

Die Freundschaft mit den Basler Missionaren Goebel und Traub und das Erleben ihrer tätigen Nächstenliebe wirkte in dieser Zeit auf Friederike religiös prägend. Sie muss der Erweckungsbewegung zugerechnet werden.[1]

Nachdem ihre Brüder das Elternhaus verlassen hatten und die jüngere Schwester Louise den Haushalt übernommen hatte, musste Friederike selbst Geld verdienen, um die Familie finanziell unterstützen zu können. So ließ sie sich zur Lehrerin ausbilden und arbeitete von 1826 bis Januar 1828 in Düsselthal als Lehrerin an der evangelischen Rettungsanstalt für Waisenkinder, die im Jahr 1822 in der vormaligen Trappisten-Abtei vom Grafen Adalbert von der Recke-Volmerstein gegründet worden war. Dort arbeitete sie als Erzieherin verwahrloster Mädchen.[2] Zwischenzeitlich erkrankte sie lebensbedrohend.

Etwa im Jahr 1823 lernte sie Theodor Fliedner, den Gründer und Sekretär der Rheinisch-Westphälischen Gefängnisgesellschaft, kennen. Sie heirateten am 15. April 1828 in Oberbiel bei Wetzlar. Das Ehepaar hatte elf Kinder, von denen aber nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Friederike Fliedner starb bei der Geburt des letzten Kindes im Jahr 1842.

Friederike Fliedner assistierte ihrem Mann in Kaiserswerth bei seiner seelsorgerischen und diakonischen Arbeit. Nachdem sie zunächst Gertrud Reichard (1788–1869) und Franziska Lehnert (* 1800) sich als Vorsteherinnen bewähren ließ,[3] was nicht glückte, übernahm Friederike Fliedner 1837 selbst die Aufgabe der Vorsteherin in dem 1836 neu gegründeten Diakonissenhaus in Kaiserswerth. Friederike entwickelte dort zusammen mit ihrem Mann die Idee des Diakonissen-Mutterhauses. Sie war zuständig für die Ausbildung der Diakonissen als Krankenschwestern im Mutterhaus. Von Kaiserswerth aus verbreiteten sie die Idee der Diakonisse und der ausgebildeten Krankenschwester in Deutschland.[4] Friederike Fliedner vertrat die Ansicht, dass das Geistliche ganz vom Dienst der Pflegerinnen zu trennen sei und diese ausschließlich leibliche Krankenwärterinnen sein sollten. Mit dieser Meinung konnte sie sich jedoch gegen Theodor Fliedner nicht durchsetzen.[3]

Zahlreiche Pflegeeinrichtungen werden auch heute noch nach Friederike Fliedner benannt.

Ihre Tochter Wilhelmine gründete in Hilden eine Töchterschule, die heutige Wilhelmine-Fliedner-Schule.

Ehrungen

  • Bad Berleburg: Friederike-Fliedner-Haus (Seniorenheim des Evangelischen Johanneswerks)
  • Bochum: Friederike-Fliedner-Institut
  • Borken: Friederike-Fliedner-Kindergarten
  • Braunfels: Friederike-Fliedner-Haus (Alten- und Pflegeheim)
  • Braunfels: Friederike-Fliedner-Straße
  • Dortmund: Friedrike-Fliedner-Haus (Reha-Einrichtung für psychisch kranke Menschen)
  • Düsseldorf: Friederike-Fliedner-Weg
  • Düsseldorf : Friederike-Fliedner-Institut
  • Essen-Schonnebeck: Friederike-Fliedner-Haus
  • Iserlohn: Friederike-Fliedner-Schule
  • Kamp-Lintfort: Friederike Fliedner Haus (Altenpflegeheim Kamp-Lintfort)
  • Ludwigsburg: Friedrike-Fliedner-Saal auf der Karlshöhe
  • Münster: Friederike-Fliedner-Haus (Wohnen im Alter)
  • „Theodor und Friederike Fliedner“-Medaille
  • Neunkirchen/Saar: Friederike-Fliedner-Hospiz (angegliedert an das (Theodor-)Fliedner-Krankenhaus)

Literatur

  • Rudolph Bauer: Fliedner, Friederike, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Lambertus, Freiburg im Breisgau 1998, ISBN 3-7841-1036-3, S. 174.
  • Hanna Beckmann: Evangelische Frauen in bahnbrechender Liebestätigkeit im 19. Jahrhundert: Elisabeth Fry – Amalie Sieveking – Friederike und Karoline Fliedner – Florence Nightingale. Helbig, Berlin 1927.
  • Georg-Hinrich Hammer: Geschichte der Diakonie in Deutschland. Kohlhammer, Stuttgart 2013, Friederike Fliedner S. 139 f. ISBN 978-3-17-022999-0.
  • Antje Kahnt: Düsseldorfs starke Frauen – 30 Portraits Droste, Düsseldorf 2016, ISBN 978-3-7700-1577-1, S. 41–48.
  • Kaiserswerther Diakonie (Hrsg.): Ökonomie der Hoffnung. Impulse zum 200. Geburtstag von Theodor und Frederike Fliedner. Kaiserswerther Diakonie, Düsseldorf 2001. ISBN 3-87645-096-9.
  • Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 537, Nr. 2978.
  • Jutta Schmidt: Beruf: Schwester. Mutterhausdiakonie im 19. Jahrhundert, Frankfurt und New York, 1998, hier: Friederike und Theodor Fliedner: Das Kaiserswerther Mutterhaus. Friederike Münster: Prägungen, S. 88–90.
  • Anna Sticker: Friedericke Fliedner und die Anfänge der Frauendiakonie. Ein Quellenbuch; Neukirchen-Vluyn, 1961
  • Anna Sticker: Theodor und Friederike Fliedner. Von den Anfängen der Frauendiakonie; Berlin: Evangelische Verlags-Anstalt, 1965
  • Anna Sticker: Theodor und Friedrike Fliedner; Wuppertal, Zürich: Brockhaus, 1989; ISBN 3-417-21103-4
  • Peter Zimmerling: Starke fromme Frauen, S. 78–89; Gießen 1996

Einzelnachweise

  1. Peter Zimmerling: Starke fromme Frauen, Gießen 1996, S. 78.
  2. Peter Zimmerling: Starke fromme Frauen, Gießen 1996, S. 78.
  3. a b Horst-Peter Wolff: Fliedner geb. Münster, Friederike Wilhelme. In: Horst-Peter Wolff (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte „Who was who in nursing history“. Band 1, Ullstein Mosby 1997, S. 51 f.
  4. Peter Zimmerling: Starke fromme Frauen, Gießen 1996, S. 79.