Stephani Victor

Stephani Victor
NationVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Schweiz Schweiz (ab 2017)
Geburtstag29. August 1969 (54 Jahre)
GeburtsortAmes (Iowa), Vereinigte Staaten
Größe162,5 cm
Gewicht49,8 kg
Karriere
DisziplinAbfahrt, Super-G, Riesenslalom
Slalom, Kombination
TrainerMarcel Kunonen / Kevin Jardine /
Gregory Chambaz
Statuszurückgetreten
Karriereende18. Januar 2019
Medaillenspiegel
Olympische Spiele2 × Goldmedaille2 × Silbermedaille1 × Bronzemedaille
Weltmeisterschaften4 × Goldmedaille1 × Silbermedaille0 × Bronzemedaille
 Winter-Paralympics
Bronze2002 Salt Lake CityAbfahrt
Gold2006 TurinSlalom
Gold2010 VancouverSuper-Kombination
Silber2010 VancouverSlalom
Silber2010 VancouverRiesenslalom
IPC Alpine Skiweltmeisterschaften der BehindertenVorlage:Medaillen_Wintersport/Wartung/unerkannt
Gold2004 WildschönauSlalom
Silber2004 WildschönauSuper-G
Bronze2004 WildschönauAbfahrt
Gold2009 PyeongchangSlalom
Gold2009 PyeongchangRiesenslalom
Gold2009 PyeongchangSuper-Kombination
Silber2009 PyeongchangSuper-G
Platzierungen im Alpinen Skiweltcup
 Einzel-Weltcupdebüt1. März 2001
 Einzel-Weltcupsiege21
 Gesamtweltcup1. (2006/07)
 Riesenslalomweltcup1. (2006/07)
 Slalomweltcup1. (2003/04, 2005/06, 2006/07)
 Podiumsplatzierungen1.2.3.
 Super-G128
 Riesenslalom41112
 Slalom1577
 Kombination102
 
Stephani Victor

Stephani Victor (* 29. August 1969 in Ames, Iowa) ist eine ehemalige US-amerikanisch-schweizerische Monoskibobfahrerin. Während ihrer knapp 21-jährigen Karriere sicherte sie sich zwei Olympiasiege, vier Weltmeistertitel, einen Sieg des Gesamtweltcups sowie mehr als 20 Weltcupsiege. Victor war in der Startklasse LW12-2 klassifiziert. Sie trainierte in Saas-Fee (Kanton Wallis).[1]

Leben

Ausbildung und Privatleben

Victor kam im US-Bundesstaat Iowa zur Welt, wuchs aber in Pennsylvania auf. Bis 1987 besuchte sie die Quaker Valley High School im dortigen Borough Sewickley.[2] Nach der schulischen Ausbildung arbeitete sie als Tänzerin[3] und Schauspielerin. Zudem führte sie in kleineren Projekten auch selbst Regie und übernahm den Schnitt. Unter anderem hatte sie 1988 einen Auftritt im Spielfilm Der Affe im Menschen. Darüber hinaus spielte sie in einer Episode der Fernsehserie Beverly Hills, 90210 und in einem Pilotfilm für Fox. Sie studierte an der School of Cinematic Arts der University of Southern California in Los Angeles und erhielt 1992 einen Abschluss in den Fächern Filmproduktion und Kritische Studien.[4] Mitte der 1990er Jahre arbeitete sie in Los Angeles als Verwaltungsassistentin für United Friends of the Children. Die Gesellschaft engagiert sich finanziell und ideell in der Förderung von Pflegekindern.[4]

Am Abend des 19. Dezember 1995 war Victor in Hermosa Beach (Kalifornien) in einen folgenschweren Verkehrsunfall verwickelt: Sie stand in der Grundstückseinfahrt zum Haus ihres vormaligen Lebensgefährten, als ein herannahendes Auto ins Schleudern geriet, sie erfasste und gegen ein stehendes Fahrzeug quetschte. Im Krankenhaus wurden ihr beide Beine oberhalb der Kniegelenke amputiert. Insgesamt musste sie sich zwölf Operationen unterziehen.[1]

Während des ersten Tages eines Ski-Kurses im National Ability Center in Park City (Utah) lernte sie im Januar 1998 den dortigen Trainer Marcel Kounen, einen gebürtigen Schweizer aus dem Kanton Wallis, kennen. Beide heirateten 2005[5] und leben in Park City (Utah).[6][2] Nachdem sie die doppelte Staatsbürgerschaft beantragt hatte,[6] wurde Victor Mitte Mai 2017 das Schweizer Bürgerrecht gewährt. Knapp vier Monate später überreichten ihr Regierungsrat Alfred Bossard und Ständerat Josef Dittli am 22. September 2017 im Beisein von rund 90 Gästen in einem Hotel in Seelisberg (Kanton Uri) – unweit des Rütli – symbolisch einen überdimensionierten Schweizer Pass.[7] Sie ist Anhängerin und Mitglied des vom Autor und Geistlichen Michael Beckwith gegründeten Agape International Spiritual Center in Beverly Hills (Kalifornien), einer Kirchengemeinde im Umfeld der Religious Science innerhalb der Neugeist-Bewegung.

Sportliche Karriere

Stephanie Victor war bereits vor ihrer körperlichen Behinderung sehr sportlich. Im Zuge der medizinischen Rehabilitation versuchte sie sich im Surfen sowie im Handbikefahren.[3] Im Januar 1998 buchte sie einen Ski-Kurs im National Ability Center in Park City (Utah) und machte erste Erfahrungen mit dem Monoskibob. Ihr dortiger Trainer und späterer Ehemann Marcel Kounen hatte sich auf die Betreuung körperlich behinderter Sportler mit diesem Gerät spezialisiert.[5][3][7]

Bereits im Jahr 2000 konnte sie sich in Mount Snow (Vermont) im Slalom ihren ersten nationalen Meistertitel sichern. Bis 2013 folgten zehn weitere – im Slalom, Riesenslalom und Super-G. Am 1. März 2001 debütierte Victor in Snowbasin nahe Salt Lake City (Utah) im Rahmen eines Abfahrtsrennens im alpinen Skiweltcup der Behinderten. Mit mehr als 21 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Tatsuko Aoki aus Japan belegte sie den siebten und somit letzten Platz. Ihr erster Weltcupsieg gelang ihr im Januar 2002 im französischen Queyras im Riesenslalom. Fortan gehörte sie für mehrere Jahre zu den dominierenden Athletinnen in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom und ihr gelangen insgesamt 21 Weltcupsiege. Sie gewann vier Disziplinenwertungen und in der Saison 2006/2007 auch den Gesamtweltcup in der Startklasse der sitzenden Athletinnen.

Auch bei sportlichen Großereignissen war Victor erfolgreich. Direkt bei ihren ersten Paralympischen Winterspielen – im März 2002 in Salt Lake City – errang sie in der Abfahrt eine Bronzemedaille. Ihre ersten Alpinen Skiweltmeisterschaften der Behinderten beendete sie Anfang Februar 2004 in der österreichischen Gemeinde Wildschönau mit dem Weltmeistertitel im Slalom, nachdem sie mehr als acht Sekunden Vorsprung auf die Zweitplatzierte Christiane Singhammer hatte. Eine Silbermedaille im Super-G und ein dritter Platz in der Abfahrt komplettierten einen vollständigen Medaillensatz. Im März 2006 krönte sie sich bei den Paralympischen Winterspielen in Turin – beziehungsweise in Sestriere, wo die alpinen Wettbewerbe ausgetragen wurden – mit dem Titel im Slalom erstmals zur Olympiasiegerin. Gleiches gelang ihr im März 2010 im kanadischen Vancouver (alpine Wettbewerbe in Whistler) in der Super-Kombination. Darüber hinaus gewann sie bei derselben Veranstaltung zwei Silbermedaillen im Slalom und im Riesenslalom. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie sich im Februar 2009 bei den Weltmeisterschaften im südkoreanischen Landkreis Pyeongchang – den ersten seit 2004 – überaus dominant gezeigt und sowohl im Slalom und Riesenslalom als auch in der Super-Kombination triumphiert.

Im Verlauf ihrer Karriere erlitt Victor zweimal schwerwiegende Verletzungen: Zunächst führte eine Adduktoren- und Oberschenkelknochenverletzung dazu, dass sie im Jahr 2011 sowie in einem Großteil des Jahres 2012 keine Rennen bestreiten konnte.[1] Als eine der Favoritinnen nahm sie dann an den Paralympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi teil. Dort stürzte sie allerdings bereits am 10. März 2014, dem zweiten Wettkampftag, während des Super-G-Rennens. Sie zog sich dabei sowohl eine Fraktur des Jochbeines als auch Verletzungen im Gesicht sowie an den Lippen zu; darüber hinaus verlor sie vier Zähne. Per Luftrettung musste sie von der Piste abtransportiert werden.[1] In der Folge dieses Sturzes beendete Victor zunächst ihre Karriere. 2016 entschied sie sich allerdings für ein Comeback.

Ihren ersten Sieg als Schweizerin feierte sie im November 2017 beim Europacup-Slalom in der niederländischen Gemeinde Landgraaf.[8] In der wenige Wochen später beginnenden Weltcup-Saison 2017/18 konnte sie sich noch vier Podestplätze – jeweils zwei im Slalom und im Riesenslalom – sichern, einen Sieg erreichte sie allerdings nicht mehr. Ihr letztes Weltcuprennen bestritt sie am 10. Februar 2018 im kanadischen Kimberley, als sie in der Abfahrt ausschied. Nachdem sie ihr Heimatland bei vier Austragungen der Winter-Paralympics vertreten hatte, repräsentierte sie im Alter von 48 Jahren bei den Paralympischen Winterspielen im März 2018 in Pyeongchang die Schweiz. Es sollten gleichzeitig die letzten großen Wettbewerbe ihrer Karriere sein. Sowohl im Slalom als auch in der Abfahrt schied sie aus und in der Super-Kombination wurde sie disqualifiziert. Im Super-G-Rennen hingegen erreichte sie den sechsten Platz und im Riesenslalom fuhr sie auf den vierten Rang und verpasste die Bronzemedaille um etwas mehr als eine Sekunde. Ihr letztes professionelles Rennen absolvierte Victor im Rahmen des vom 16. bis 18. Januar 2019 ausgetragenen Huntsman Cup[5] am National Ability Center in Park City (Utah), dem Ort, an dem ihre Karriere 21 Jahre zuvor begonnen hatte. Anschließend erklärte sie ihren endgültigen Rücktritt vom Leistungssport.

Statistik

Liste der Weltcupsiege

Nr.DatumOrtDisziplin
1.Jan. 2002Queyras QueyrasRiesenslalom
2.30. Jan. 2003Abtenau AbtenauSlalom
3.4. Feb. 2003Wildschönau WildschönauSlalom
4.5. Feb. 2003Wildschönau WildschönauSlalom
5.22. Jan. 2004Tignes TignesSlalom
6.25. Feb. 2004Kimberley KimberleySlalom
7.26. Feb. 2004Kimberley KimberleySlalom
8.19. März 2004Sestriere SestriereSlalom
9.12. Jan. 2005Steamboat Springs Steamboat SpringsSlalom
10.27. Feb. 2006Artesina ArtesinaSlalom
11.18. Jan. 2007Aspen AspenRiesenslalom
12.20. Jan. 2007Aspen AspenSlalom
13.21. Jan. 2007Aspen AspenSlalom
14.26. Jan. 2007Kimberley KimberleySlalom
15.13. Jan. 2009La Molina La MolinaRiesenslalom
16.22. Aug. 2013Coronet Peak Coronet PeakSlalom
17.23. Aug. 2013Coronet Peak Coronet PeakSlalom
18.26. Aug. 2013Mount Hutt Mount HuttSuper-Kombination
19.27. Aug. 2013Mount Hutt Mount HuttSuper-G
20.2. Sep. 2013Thredbo ThredboRiesenslalom
21.4. Sep. 2013Thredbo ThredboSlalom

Weltcup-Platzierungen im Slalom und Riesenslalom

Farblegende

11. Platz
22. Platz
33. Platz
#Weitere Platzierungen
DNSNicht angetreten
Nicht ausgetragen
DNQNicht qualifiziert
DSQDisqualifiziert
DNFAusfall
2000/012001/022002/032003/042004/052005/062006/072007/082008/092009/102010/112011/122012/132013/142014/152015/162016/172017/18
Slalom
Rennen 1DNS?1.1.1.2.1.DNS3.5.DNSDNS3.1.DNSDNSDNSDNF
Rennen 2DNS3.1.1.5.2.1.DNS3.5.DNSDNSDNF1.DNSDNSDNSDNF
Rennen 3DNS2.1.1.4.1.1.DNS3.2.DNSDNSDNS1.DNSDNSDNS2.
Rennen 4DNS1.3.2.DNSDNFDNSDNSDNFDNSDNSDNS2.
Rennen 5DNS3.DNSDNSDNFDNSDNSDNS5.
Rennen 6DNSDNSDNS7.
Rennen 7DNFDNS
Riesenslalom
Rennen 1DNS1.DNQ3.2.3.1.DNS3.3.DNSDNS5.1.DNSDNSDNSDNF
Rennen 2DNS3.3.DSQ2.2.2.DNS1.3.DNSDNS4.3.DNSDNSDNSDNF
Rennen 36.2.DNF3.2.3.2.DNS5.4.DNSDNSDNF4.DNSDNS2.
Rennen 44.2.3.4.DNSDNSDNSDNSDNFDNSDNS3.
Rennen 52.2.4.DNSDNSDNSDNSDNF
Rennen 63.DNSDNS
Rennen 74.

Abschneiden bei Paralympischen Winterspielen

AbfahrtSuper-GRiesenslalomSlalomKombination
Vereinigte Staaten 2002 Salt Lake City3.6.5.DNF
Italien 2006 TurinDNS4.4.1.
Kanada 2010 Vancouver4.5.2.2.1.
Russland 2014 SotschiDNSDNFDNS
Korea Sud 2018 PyeongchangDNF6.4.DNFDSQ

Abschneiden bei Alpinen Skiweltmeisterschaften der Behinderten

AbfahrtSuper-GRiesenslalomSlalomKombination
Osterreich 2004 Wildschönau3.2.DNS1.
Korea Sud 2009 PyeongchangDNF2.1.1.1.
Italien 2011 SestriereDNS
Spanien 2013 La MolinaDNS4.5.5.6.
Kanada 2015 Panorama Mountain VillageDNS
Italien 2017 Tarvis
Italien 2019 Neveasattel / Slowenien Kranjska Gora

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1996: Face of the Year (verliehen von der Los Angeles Times)
  • 1996: Challenge Award for the Athlete of the Year (verliehen vom Competitor Magazine)
  • 2002: Teilnahme am Fackellauf für die Olympischen Winterspiele
  • 2006: Grand Marshall der 4.-Juli-Parade in Park City (zusammen mit Ted Ligety)
  • 2006: USSA Chairman’s Special Recognition Olympic/Paralympic Champions Award
  • 2006: History Maker Award (verliehen von der Alf Engen Ski Museum Foundation)
  • 2007: Adaptive Athlete of the Year (verliehen vom Ski Racing Magazine)
  • 2009: Adaptive Athlete of the Year (verliehen vom Ski Racing Magazine)
  • 2009: Paralympic Sportswoman of the Year (verliehen vom United States Olympic Committee)
  • 2010: History Maker Award (verliehen von der Alf Engen Ski Museum Foundation)
  • 2011: Courage Award (verliehen von der Tempe Sports Authority Foundation)
  • Honorary Wing Commander der Hill Air Force Base
  • 388th Fighter Wing Safety Day Guest Speaker Award
  • Salute to Champions AFMLA Award (verliehen von der Aquatic Foundation of Metropolitan Los Angeles)
  • Wiederholte Einladung als Rednerin zur von Senator Orrin Hatch organisierten Women’s Conference

Einzelnachweise

  1. a b c d Profil zu Stephani Victor auf der offiziellen Website des Internationalen Paralympischen Komitees. Abgerufen auf paralympic.org am 14. April 2021.
  2. a b Profil zu Stephani Victor auf der offiziellen Website des Nationalen Olympischen Komitees der Vereinigten Staaten. Abgerufen auf teamusa.org (United States Olympic Committee) am 14. April 2021.
  3. a b c Christian Zufferey: „US-Behindertensportlerin verliebte sich in Walliser Trainer“. Am 25. Oktober 2018 auf 1815.ch (Walliser Bote). Abgerufen am 14. April 2021.
  4. a b Duane Noriyuki: „Refusing to close any more doors“. Am 21. November 1996 in Los Angeles Times. Abgerufen auf latimes.com am 14. April 2021.
  5. a b c Ben Ramsey: „Stephani Victor, Paralympic medalist, retires from alpine sit-ski racing“. Am 25. Januar 2019 auf parkrecord.com (Park Record). Abgerufen am 14. April 2021.
  6. a b Urs Hanhart: „Skibob-Weltmeisterin geht jetzt für die Schweiz an den Start“. Am 24. September 2017 auf luzernerzeitung.ch (Luzerner Zeitung). Abgerufen am 14. April 2021.
  7. a b „Stephani Victor, am Start für die Schweiz“. Abgerufen auf rubinclub.ch (Rubin Club) am 14. April 2021.
  8. Urs Huwyler: „Erster Sieg für Stephani Victor“. In: go ahead Newsletter, 11 / 2017. Abgerufen auf spv.ch (Schweizer Paraplegiker-Vereinigung) am 14. April 2021.