Pol Pot

Pol Pot

Pol Pot (Khmer αž”αŸ‰αž»αž› αž–αž; * vermutlich 19. Mai 1925 oder 1928 als Saloth Sar (សអទុត ស IPA: sa lotΚ° sΙ”) in der Provinz Kompong Thom, Kambodscha; † 15. April 1998 in Anlong Veng) war ein kommunistischer kambodschanischer Politiker und Diktator (1975–1979) und bis 1997 als β€žBruder Nr. 1β€œ der politische und militΓ€rische FΓΌhrer der Roten Khmer.

Er wurde als Saloth Sar geboren und kam wΓ€hrend eines Auslandsstudiums in Paris mit dem Kommunismus in BerΓΌhrung. ZurΓΌck in der Heimat, trat er der konspirativ agierenden Kommunistischen Partei Indochinas (KPI) bei, die von den Việt Minh kontrolliert wurde, und arbeitete als Lehrer. 1962 wurde er erster SekretΓ€r der spΓ€teren Kommunistischen Partei Kampucheas (KPK) und floh im Jahr darauf vor politischer Verfolgung durch Lon Nol in das Grenzgebiet zu Vietnam, wo er seinen Namen endgΓΌltig ablegte und als β€žBruder Nummer Einsβ€œ oder β€žOnkel SekretΓ€rβ€œ bezeichnet wurde. In den folgenden sieben Jahren lebte Pol Pot im Untergrund und wurde durch eine Reise in die Volksrepublik China stark durch den Maoismus geprΓ€gt. WΓ€hrend des Kambodschanischen BΓΌrgerkriegs entstanden aus den von Pol Pot gefΓΌhrten kommunistischen Milizen die Roten Khmer, denen sich nach dem massiven amerikanischen FlΓ€chenbombardement der Operation MENU immer mehr Rekruten insbesondere aus der lΓ€ndlichen BevΓΆlkerung anschlossen.

Im April 1975 nahmen die Roten Khmer Phnom Penh ein und deportierten die Stadtbevâlkerung als vermeintliche Feinde der Revolution auf das Land, wo sie als neue Menschen Zwangsarbeit verrichten mussten. Immer noch hinter der Frontorganisation angkar padevat, auch als Angka bekannt, verborgen, riefen die Kommunisten im Januar 1976 das Demokratische Kampuchea aus und wÀhlten Pol Pot zum Premierminister, der im Zeichen eines radikalen Kollektivismus und der politischen SÀuberung FoltergefÀngnisse wie Tuol Sleng und die Killing Fields errichten ließ. StÀndige Scharmützel mit Vietnam mündeten schließlich in einen offenen Krieg, der im Sieg Hanois und der vietnamesischen Besatzung Kambodschas endete sowie Pol Pot ins Exil nach Thailand zwang.

Pol Pots knapp vierjΓ€hrige Herrschaft hatte den Genozid in Kambodscha in Gang gesetzt, bei dem je nach SchΓ€tzung bei einer GesamtbevΓΆlkerung von ungefΓ€hr 8 Millionen zwischen 750.000 und mehr als 2 Millionen durch Hinrichtung, Zwangsarbeit, Hunger und mangelhafte medizinische Versorgung ums Leben kamen. Das Rote-Khmer-Tribunal untersucht bis heute die unter Pol Pot begangenen Verbrechen, hinter denen Historiker klassenkΓ€mpferische, aber auch rassistische Motive vermuten, und kategorisiert die Verfolgung der MinoritΓ€ten als VΓΆlkermord.

Überwiegend von Thailand aus führte Pol Pot einen Guerillakrieg gegen die vietnamesische Besatzungsmacht und den von ihr installierten und unterstützten Marionettenstaat Volksrepublik Kampuchea. Nach Abzug der Vietnamesen im Jahr 1989 kam es im Oktober 1991 zum Pariser Friedensvertrag, der den zweiten Bürgerkrieg beendete. Pol Pot wurde im Juni 1997 als Führungsfigur durch Ta Mok abgelâst und kam am 15. April 1998 in Anlong Veng vermutlich durch Suizid ums Leben.

Leben

Geburtsdatum

Saloth Sars Geburtsjahr ist nicht zweifelsfrei geklΓ€rt. Die Unterlagen der KolonialbehΓΆrden von FranzΓΆsisch-Indochina weisen den 19. Mai 1928 als Geburtsdatum aus, seine Geschwister geben das Jahr 1925 an. JΓΌngere Biografien halten die behΓΆrdlichen Registrierungen jener Zeit nicht fΓΌr verlΓ€ssliche Quellen, weil nachtrΓ€gliche Eintragungen mit falschen Daten damals insbesondere auf dem Land ΓΌblich gewesen seien.[1]

FrΓΌhes Leben

Pol Pots Geburtsort Prek Sbauv

Saloth Sars Eltern Saloth Phem und Sok Nem waren Khmer und lebten in dem Dorf Prek Sbauv (Khmer: αž–αŸ’αžšαŸ‚αž€αžŸαŸ’αž”αžΌαžœ ausgesprochen [prɛːk.ˈsΙ“Ι™w]) in unmittelbarer NΓ€he zur Provinzhauptstadt Kampong Thom. Das Haus der Familie wurde im Juli 1970 bei einem Bombenangriff der USAF zerstΓΆrt.[2] Saloth Sar hatte je nach Quelle sieben oder acht Geschwister. Die Familie galt als wohlhabend.[3] Der Vater war ein Reisbauer mit neun Hektar Grundbesitz und Zugtieren.[4] In der vΓ€terlichen Ahnenreihe gab es zwar chinesische Vorfahren, trotzdem wurden keine Traditionen wie das Chinesische Neujahrsfest oder Qingming-Fest gepflegt, sondern nach Art der Khmer gelebt. Saloth Sar wurde wegen seiner hellen Hautfarbe β€žSarβ€œ genannt. Der Name ស ausgesprochen (sΙ”) bedeutet in Khmer weiß.[5][6] Die elterliche Erziehung richtete sich nach der Moral des Theravada und in einem buddhistischen Tempel in Kampong Thom, den die Familie regelmÀßig besuchte, erlernte Sar die ersten Buchstaben der Khmer-Schrift.[7]

Sars Familie war in mehrfacher Hinsicht eng mit dem kambodschanischen KΓΆnigshaus verbunden. Die Schwester seines Vaters war im kΓΆniglichen Haushalt in Phnom Penh beschΓ€ftigt. Ihre Tochter Meak war in den 1920er-Jahren eine Konkubine des Kronprinzen Sisowath Monivong, der ab 1927 KΓΆnig Kambodschas war. Gemeinsam hatten sie einen 1926 geborenen Sohn. Auf Meaks Vermittlung erhielt Sars Bruder Loth Suong eine Stellung als Offizier im kΓΆniglichen Palast; seine Tochter wurde spΓ€ter ebenfalls eine Konkubine des KΓΆnigs.[8]

Sar wurde im Kindesalter von den Eltern in die Hauptstadt geschickt, wo er zunΓ€chst bei Suong und Meak lebte. Er folgte damit seinem Bruder. Einer Quelle zufolge war das β€ž1931 oder 1932β€œ,[9][3] eine andere Quelle gibt dafΓΌr das Jahr 1934 an.[10] Ob der Grund dafΓΌr, wie teilweise behauptet wird,[11] eine finanzielle Notlage der Eltern war, ist zweifelhaft. Andere Quellen gehen davon aus, dass die Eltern ihren SΓΆhnen eine Ausbildung in Phnom Penh ermΓΆglichen wollten und in der Lage waren, sie mit Eigenmitteln zu finanzieren.[10]

WΓ€hrend dieser Zeit lebte er fΓΌr einige Monate als Novize im buddhistischen Kloster Wat Botum, wo er das Lesen und Schreiben der Khmer-Sprache erlernte.[12]

Ab 1936 besuchte Sar die katholische Schule Γ‰cole Miche nahe dem kΓΆniglichen Palast. Die meisten Schulkameraden waren Kinder franzΓΆsischer Kolonialbeamter und katholischer Vietnamesen, die damals zusammen mit Chinesen Wirtschaft und Handel in Phnom Penh und dem Rest des Landes dominierten.[13]

Sar galt als mittelmÀßiger SchΓΌler.[14][15] 1941 und 1942 fiel Sar jeweils durch die AbschlussprΓΌfung der Γ‰cole Miche; erst 1943 legte er sie im dritten Anlauf mit Erfolg ab.[16] Danach bemΓΌhte er sich um die Ausbildung an der LycΓ©e Preah Sisowath, der Γ€ltesten weiterfΓΌhrenden Schule Kambodschas, bestand aber die AufnahmeprΓΌfung nicht. Er erhielt allerdings als einer von 20 kambodschanischen Jungen die MΓΆglichkeit, eine nach Norodom Sihanouk benannte Mittelschule in der ostkambodschanischen Provinzstadt Kampong Cham zu besuchen, die die franzΓΆsischen KolonialbehΓΆrden neu gegrΓΌndet hatten. Sar gehΓΆrte hier zum ersten Jahrgang.[16] Der Unterricht wurde in franzΓΆsischer Sprache gegeben und folgte klassischen Bildungsinhalten, so erlernte Sar unter anderem das Violinenspiel. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Mittelschule wurde Sar nach einer Quelle im Sommer 1947 in die LycΓ©e Preah Sisowath aufgenommen, die er nach nur einem Jahr wieder verlassen musste, nachdem er im Sommer 1948 durch eine ZwischenprΓΌfung gefallen war.[17] Danach begann er an einer Γ‰cole technique im Norden Phnom Penhs den Beruf des Zimmermanns zu erlernen.[18]

In den Jahren der Ausbildung begrΓΌndete Sar Freundschaften, die ΓΌber Jahrzehnte hielten. Klassenkameraden an der Γ‰cole Miche waren unter anderen Hu Nim, Khieu Samphan und Lon Non, der jΓΌngere Bruder von Lon Nol. Nach der MachtΓΌbernahme 1975 gehΓΆrten Hu Nim und Khieu Samphan zu den SpitzenfunktionΓ€ren der Roten Khmer. WΓ€hrend seiner Zimmermannsausbildung kam er in Kontakt mit AngehΓΆrigen weniger privilegierter Gesellschaftsschichten, die von Franzosen und traditioneller Elite ausgegrenzt wurden. Dort lernte er unter anderem Ieng Sary kennen, der ihm spΓ€ter nach Paris folgte und als β€žBruder Nr. 3β€œ einer der ranghΓΆchsten Kader der Roten Khmer wurde.[19] Daraus und aus weiteren persΓΆnlichen Verflechtungen wurde in rΓΌckwirkenden Betrachtungen die EinschΓ€tzung abgeleitet, die Roten Khmer seien clanartig strukturiert gewesen.[20]

Als gemÀß einer Übereinkunft zwischen Paris und Phnom Penh ab 1946 Parteien in Kambodscha gegründet werden durften, engagierte sich Sar mit Sary im Jahr 1947 im Wahlkampf für die von Prinz Sisowath Yuthevong geführte Demokratische Partei zur Nationalversammlung. Die Demokratische Partei vertrat vor allem die Idee nationaler UnabhÀngigkeit und starker Orientierung an traditionellen Werten und war bei Studenten, Lehrern, Angestellten und Mânchen populÀr. Sar erhielt 1948 ein Stipendium für ein technisches Auslandsstudium in Paris. Ob dies daran lag, dass die das Bildungsministerium kontrollierende Demokratische Partei durch Sary auf Sar aufmerksam gemacht wurde, oder generell Berufe wie Radioelektroniker, Schneider, Zimmermann und Fotograf von den Nationalisten gefârdert wurden, um hier die vietnamesische Dominanz zu brechen, bleibt ungeklÀrt. Im August 1949 machte sich Sar auf den Seeweg nach Frankreich.[21]

Studium in Paris

Indochinesisches Haus in der CitΓ© Internationale Universitaire de Paris

Ende September 1949 in Marseille angekommen, besuchte er in Paris an der UniversitÀt Kurse zum Thema Radioelektronik. Zu dieser Zeit lebte er im indochinesischen Haus in der Cité Internationale Universitaire de Paris. Neben Sary, der im folgenden Jahr in Paris ankam, waren zwei prÀgende Bekanntschaften für Sar in dieser Zeit die kambodschanischen Nationalisten Thiounn Mumm und Ken Vannsak. Im Sommer 1950 diente er vier Wochen mit 17 anderen Kambodschanern und franzâsischen Studenten in einer Sozialistischen Brigade in Jugoslawien. Im Jahr 1952, eventuell auf Initiative Mumms, wurde er Mitglied der Parti communiste français (PCF). Er unterzog sich wÀhrend des Studiums keinen Prüfungen und wurde daher Ende 1952 exmatrikuliert.[22] Der kommunistische Zirkel von Sar unter dem Dach der PCF traf sich in der Wohnung von Vannsak und hatte ausschließlich kambodschanische Mitglieder, die Khmer waren. Über Vannsak, der im August 1951 die sogenannten 3. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Ost-Berlin besucht hatte, erfuhr Sar erstmals von der Existenz einer kommunistischen Widerstandsgruppe der Khmer, der RevolutionÀren Volkspartei Khmer (RVPK). Diese war im Juni 1951 als die für Kambodscha zustÀndige Unterorganisation der noch im Verborgenen operierenden Kommunistischen Partei Indochinas (KPI) gegründet worden, die weitgehend von der âffentlich operierenden Kommunistischen Partei Vietnams kontrolliert wurde.[23]

WΓ€hrend seines Aufenthaltes in Frankreich reiste Sar nach Poitiers, um den dort sechs Jahre unter Hausarrest stehenden SΖ‘n Ngọc ThΓ nh aufzusuchen. SΖ‘n war im Jahre 1945 kurzzeitig kambodschanischer Premierminister gewesen und nach der Wiedererrichtung der franzΓΆsischen Kolonialherrschaft ΓΌber Kambodscha verhaftet worden. Mitte 1951 wurde er aus dem Hausarrest entlassen und nach Kambodscha zurΓΌckgebracht, wo ihm von einer großen Menge ein triumphaler Empfang bereitet wurde. Im MΓ€rz 1952 setzte sich ThΓ nh in den Untergrund ab und schloss sich einer antifranzΓΆsischen, nichtkommunistischen Guerilla-Miliz an. Nachdem er damit gescheitert war, die kommunistischen und provietnamesischen Widerstandsgruppen zu einem gemeinsamen Kampf mit ihm gegen die franzΓΆsische Kolonialmacht zu bewegen, wurde er bis zum Ende des Jahres 1952 zu einer Randfigur der UnabhΓ€ngigkeitsbewegung. Nichtsdestotrotz waren Sihanouk und seine franzΓΆsischen Mentoren durch ThΓ nhs PopularitΓ€t, sein Abtauchen in den bewaffneten Widerstand und den Wahlsieg der Demokratischen Partei gegen die Konservativen um Yem Sambaur und Lon Nol im Jahr zuvor derart beunruhigt, dass im Juni 1952 das demokratische Kabinett abgesetzt und die Nationalversammlung aufgelΓΆst wurde; Paris verstΓ€rkte seine Truppen in Phnom Penh. Sar ging auf diese Ereignisse in seiner ersten bekannten politischen Schrift Monarchie oder Demokratie? ein, die im Sommer 1952 in Paris in der khmersprachigen Studentenzeitung Khmer Nisut erschien, und verurteilte Sihanouk als einen absoluten Monarchen, der dem Imperialismus diene und ein Feind der einfachen BevΓΆlkerung und der buddhistischen MΓΆnche sei. Sar hatte Monarchy or Democracy? unter dem Pseudonym Khmer daom (deutsch: β€žursprΓΌnglicher Khmerβ€œ)[24] verΓΆffentlicht.[25]

Indochinesische Kommunistische Partei und TΓ€tigkeit als Lehrkraft am Chamraon Vichea

Im Januar 1953 kehrte Sar nach Kambodscha zurΓΌck und lebte die erste Zeit bei einem Bruder in Phnom Penh. Über einen anderen Bruder namens Chhay knΓΌpfte er Kontakte zu bewaffneten nichtkommunistischen antifranzΓΆsischen UnabhΓ€ngigkeitsbewegungen um SΖ‘n Ngọc ThΓ nh sowie Norodom Chantaraingsey. Er entschied sich jedoch, keiner dieser Gruppen beizutreten. An Stelle dessen bat er ΓΌber Pham Van Ba, den lokalen Kontaktmann der fΓΌr Kambodscha zustΓ€ndigen Unterorganisation der KPI, um Aufnahme in die Partei, wobei er als Qualifikation die Mitgliedschaft in der PCF geltend machte. Nach entsprechender PrΓΌfung von Sars Angaben ΓΌber Hanoi in Paris, was einige Wochen dauerte, wurde er Mitglied der KPI. Anders als die RVPK, die bis 1954 ΓΌber 1000 Mitglieder hatte,[26] operierte die KPI noch verdeckt und wurde stark von Vietnam aus kontrolliert. Im August 1953 gelangte Sar in den Osten Kambodschas und diente an der Grenze zu Vietnam in der Kommandostelle einer von den Việt Minh dominierten Miliz, spΓ€ter in deren Stab fΓΌr Propaganda und in der Kaderschule. Hier lernte er den frΓΌheren MΓΆnch Tou Samouth kennen, der zu seinem Mentor wurde und mit SΖ‘n Ngọc ThΓ nh die 5.000 Mann starke und durch die RVPK befehligte Miliz Khmer Issarak aufgestellt hatte.[27] Hier machte er die Bekanntschaft von Vorn Vet, der in den folgenden Jahren zu einem seiner WeggefΓ€hrten wurde. Da in dieser Phase des Indochinakriegs kurz vor und wΓ€hrend der Indochinakonferenz die Kampfhandlungen abnahmen, Frankreich die LΓ€nder in die UnabhΓ€ngigkeit entließ und die nichtkommunistischen UnabhΓ€ngigkeitskΓ€mpfer ihre Waffen niederlegten, wartete Sar, ohne mit den Việt Minh Kampferfahrung gesammelt zu haben, auf die Ergebnisse der Konferenz in Genf. Als dort, anders als fΓΌr Laos und Vietnam, zwar freie Wahlen im nΓ€chsten Jahr in Aussicht gestellt, aber keine RΓΌckzugsgebiete fΓΌr die kommunistischen Milizen geschaffen wurden, gingen viele Kommunisten ins Exil nach Nordvietnam, darunter Tou Samouth und SΖ‘n Ngọc ThΓ nh. Sar kehrte bald in die Hauptstadt zurΓΌck, um weiterhin im Dienste der KPI tΓ€tig zu sein, Vorn Vet folgte ihm bis spΓ€testens Oktober 1954. Sein Auftrag umfasste wahrscheinlich Vorbereitungen fΓΌr die Wahlen zu treffen, die Partei Pracheachon als Frontorganisation aufzubauen, Kontakte zum radikalen FlΓΌgel der Demokratischen Partei aufzunehmen und ihn im Sinne der KPI zu beeinflussen.[28]

Sars Studienfreunde Thiounn Mumm und Ken Vannsak, die ihn in Paris mit dem Kommunismus vertraut gemacht hatten, lebten ab August 1954 wieder in Kambodscha und standen in Verbindung mit Sar. Shichau, Vannsak und Mumm ΓΌbernahmen im Januar 1955, in einem parteiinternen Rebellion die Macht im zentralen Exekutivkomitee der Demokratischen Partei, wobei die Rolle Sars unklar bleibt. In der Zeit vor der Wahl schrieb Sar wahrscheinlich Artikel fΓΌr die Sammaki, eine radikale Zeitung, die sein Bruder Chhay herausgab. Vor den Wahlen ΓΌbte Sihanouk, hinter dem ein breites BΓΌndnis verschiedener Lager stand, großen politischen Druck auf seine politischen Gegner aus. Er dankte nach einer stark manipulierten Volksabstimmung, die 95 % Zustimmung zu seinem KΓΆniglichen Weg in die UnabhΓ€ngigkeit ergab, ab und erklΓ€rte seinen Vater Norodom Suramarit zum KΓΆnig. Derart vom bindenden Hofzeremoniell befreit, grΓΌndete Sihanouk Sangkum Reastr Niyum (deutsch: Sozialistische Volksgemeinschaft), eine politische Organisation, der alle Angestellten der staatlichen Verwaltung beitreten mussten, und unterdrΓΌckte die freie Presse. Dennoch konnten die Frontorganisation Pracheachon und die Demokratische Partei erfolgreich Großveranstaltungen durchfΓΌhren, so dass Sihanouk Vannsak und viele andere Demokraten verhaften ließ und Mumm ins Exil nach Frankreich zwang, wΓ€hrend Sar unbehelligt blieb. Bei den Wahlen 1955 gewann Sangkum Reastr Niyum schließlich mit mehr als 80 % der Stimmen alle Sitze in der Nationalversammlung und bestimmte unter der FΓΌhrung von Sihanouk die Politik der nΓ€chsten 15 Jahre.[29]

Angesichts der neuen politischen Lage war Sar erst einmal ohne konkreten Auftrag. Im Juli 1956 heiratete er seine Freundin Khieu Ponnary.[30] Mit ihrer Schwester zusammen war sie die erste Kambodschanerin gewesen, die einen akademischen Grad erworben hatte.[31] Sar hatte sie 1951 in Frankreich kennengelernt, wo ihre jΓΌngere Schwester Thirith seinen Freund Ieng Sary geheiratet hatte.[32] Zur Zeit ihrer Hochzeit lehrte Ponnary am LycΓ©e Sisowath kambodschanische Literatur, wΓ€hrend Sar in dieser Phase seine Stelle als Lehrer an der hauptstΓ€dtischen Privatschule Chamraon Vichea (deutsch: Fortschrittliches Wissen) fΓΌr FranzΓΆsisch, Geschichte, Geographie und StaatsbΓΌrgerkunde antrat. Er erwarb sich hier in diesen Jahren, trotz seiner allgemein bekannten kommunistischen Überzeugungen, ein hohes Ansehen, vor allem unter seinen SchΓΌlern. Sars Unterricht galt als genau und verstΓ€ndlich und ließ, ungewΓΆhnlich fΓΌr das damalige traditionelle Lehrer-SchΓΌler-VerhΓ€ltnis, Fragen zu, die er hilfsbereit beantwortete. Chamraon Vichea war ein privates CollΓ¨ge fΓΌr SchΓΌler, die, wie Sar selbst, die AufnahmeprΓΌfung zu einem staatlichen LycΓ©e nicht bestanden hatten. Wahrscheinlich wurde sie mit Mitteln von Lon Nol und Prinz Norodom Chantaraingsey geschaffen, um ein Gegengewicht zur konkurrierenden SΓΆhne-von-Kambodscha-Hochschule zu bilden, die von der Demokratischen Partei im Dezember 1952 gegrΓΌndet worden war und die sich in ihrem Einflussbereich befand. Bereits zu dieser Zeit hatte Sar mehrere IdentitΓ€ten und nutzte fΓΌr Pracheachon den Decknamen Pol. Weiterhin arbeitete er verdeckt fΓΌr die KPI und organisierte den Schutz ihrer ParteifΓΌhrer Tou Samouth und Sieu Heng. Bei einem großen Teil seiner GeheimaktivitΓ€ten dieser Jahre arbeitete er mit Nuon Chea, spΓ€ter bekannt als β€žBruder Nummer Zweiβ€œ, zusammen. Wie Sar war dieser seit 1951 Mitglied der KPI. Inwieweit die RVPK zu dieser Zeit fortbestand, ist ungeklΓ€rt. 1957 kehrten SchwΓ€gerin Thirith und Freund Ieng Sary, der Dozent an der SΓΆhne-von-Kambodscha-Hochschule wurde, aus Paris nach Kambodscha zurΓΌck und lebten einige Zeit lang mit Sar und Ponnary zusammen.[33]

Zur damaligen Zeit zΓ€hlten vor allem SchΓΌler und Lehrer, Studenten, die sich im Ausland radikalisiert hatten, sowie stΓ€dtische Arbeiter aus dem noch sehr schmalen industriellen Sektor zu den Mitgliedern der KPI, weniger Bauern und ehemalige Milizen auf dem Land. Der FΓΌhrungsriege, zu der Sar neben Hou Yuon und Ieng Sary gehΓΆrte, gelang es, zwischen 1956 und 1960 die Mitgliederzahl ihrer Partei stark anwachsen zu lassen. Die KPI verfolgte zu dieser Zeit erfolgreich eine Einheitsfront-Strategie. Einige ihrer geheimen Mitglieder wie Khieu Samphan und Hu Nim unterstΓΌtzten ΓΆffentlich Sihanouk, der Kambodscha in die Bewegung der Blockfreien Staaten gefΓΌhrt hatte. Sihanouk war ab 1959 zusehends von der Idee besessen, Mordkomplotte aus Thailand und SΓΌdvietnam, die beide ThΓ nh Exil gewΓ€hrt hatten, seien gegen ihn im Gange. Er stoppte seine scharfe antikommunistische Rhetorik und Hou Yuon wurde stellvertretender Minister.[34]

Als im April 1960 Kânig Norodom Suramarit starb, kam es zum Streit um die Thronfolge und Sihanouk ging wieder gegen die Kommunisten vor. Er ließ im August 1960 Samphan verhaften, seine Zeitung schließen, 1962 die Frontorganisation Pracheachon zerschlagen und ihre Mitglieder zu lebenslangen Haftstrafen verurteilen. In der Gesamtorganisation IPC, die von Hanoi dominiert wurde, stand andererseits nach der Teilung Vietnams ganz die Unterstützung der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams im Vordergrund, was der Dritte Parteitag der Kommunistischen Partei Vietnams im frühen September 1960 bestÀtigte. Auf sich allein gestellt und akuter Verfolgung ausgesetzt fand in einem kleineren GebÀude der kambodschanischen Eisenbahn zwei Wochen danach der laut Sar und Nuon Chea erste, anderen Quellen zufolge zweite Parteitag der kambodschanischen Kommunisten statt. Insgesamt 21 Vertreter für Landbevâlkerung und StÀdte wÀhlten Sar Tou Samouth zum ersten ParteisekretÀr. SƑn Ngọc Minh aus Hanoi, Nuon Chea, Keo Meas, So Phim und Ieng Sary wurden in das zentrale Exekutivkomitee der Arbeiterpartei von Kampuchea (APK) gewÀhlt. Die APK agierte wie eine namenlose Geheimorganisation und folgte noch weitgehend dem Willen Hanois.[35]

Im Juli 1962 verschwand Tou Samouth mit bis heute ungeklΓ€rtem Schicksal. Die HintergrΓΌnde werden in der Literatur unterschiedlich eingeschΓ€tzt. Der Historiker Ben Kiernan geht davon aus, dass ein Generationenwechsel in der Partei herbeigefΓΌhrt werden sollte und dass Sar in Tou Samouths Beseitigung involviert war.[26] David P. Chandler hingegen berichtet von einer Mordaktion durch SicherheitskrΓ€fte oder einem mΓΆglichen Verrat durch Sieu Heng. Sar wurde in der Folge erster SekretΓ€r der APK und Nuon Chea sein Stellvertreter.[35] Neben seiner offiziellen LehrtΓ€tigkeit hielt Sar nun wie Hou You und Khieu Samphan geheime Seminare ΓΌberwiegend vor MΓΆnchen und Studenten, um hier Nachwuchs fΓΌr die Organisation zu gewinnen und die allgemeine Unzufriedenheit mit Sihanouk anzufachen. Überzeugend stellte er dort die Utopie einer neuen Gesellschaft dar, in der es keine Preise und Abgaben gebe, weil jeder einer Arbeit nachginge. Menschen, die auf Kosten anderer lebten, bezeichnete er als zu ΓΌberwindendes Übel, wobei er den kΓΆniglichen Hofstaat anfΓΌhrte, in dessen Milieu er selbst seine Jugend verbracht hatte. Als Anfang 1963 Studenten eines LycΓ©e in Siem Reap gegen Polizeigewalt und Sangkum Reastr Niyum demonstrierten und es landesweit zu Protesten kam, erstellte Lon Nol eine Liste von 34 zu beseitigenden Personen, auf der auch Sar stand. Sar konnte rechtzeitig fliehen und sich in ein vietnamesisches MilitΓ€rcamp an der Grenze zu Kambodscha absetzen. Seit dieser Zeit nutzte er seinen Namen gar nicht mehr, verschmolz seine IdentitΓ€t mit der Partei und wurde meist als β€žBruder Nummer Einsβ€œ oder β€žOnkel SekretΓ€rβ€œ bezeichnet.[36]

AnfΓ€nge der Roten Khmer

Die nΓ€chsten sieben Jahre war Pol Pot auf der Flucht und lebte mit Ieng Sary und anderen Mitgliedern des Zentralkomitees der kambodschanischen Kommunisten in stΓ€ndig wechselnden provisorischen Lagern im Osten und Nordosten des Landes sowie in Nordvietnam und China. Dort waren sie fast ausschließlich unter sich, bis auf Radioempfang und gelegentliche Parteikuriere von Phnom Penh waren sie vom Rest der Welt abgeschnitten. Bis 1969 folgten ihnen noch einige hunderte Studenten in den Untergrund. So war es Pot untersagt, die erste Unterkunft, das sogenannte Office 100 der Vietcong an der Grenze zu Vietnam in Kampong Cham, zu verlassen. In den nΓ€chsten zwei Jahren war Pot nahezu vollkommen auf Hilfe von außen angewiesen, wobei viele seiner damaligen UnterstΓΌtzer spΓ€ter von Pot als Feinde betrachtet und im S-21-FoltergefΓ€ngnis hingerichtet wurden. In GesprΓ€chen untereinander oder mit jΓΌngeren Parteigenossen, die in Pot einen Lehrer sahen, entwickelten sie im festen Glauben an ihre zukΓΌnftige Macht nach der ΓΌberfΓ€lligen Revolution trΓ€umerische Utopien, die immer weniger mit der RealitΓ€t zu tun hatten. Zu dieser Zeit verwendete Sihanouk als erster die Bezeichnung Rote Khmer fΓΌr die Gruppe. Ab Juni 1965 war Pot fΓΌr 9 Monate im Exil in Nordvietnam. In dieser Zeit prΓ€sentierte er sich als Nachfolger von Tou Samouth und kommunizierte mit Hanoi die wichtiger werdende Rolle der kambodschanischen Kommunisten im Vietnamkrieg. Die Ereignisse wΓ€hrend dieses Aufenthaltes wurden in der zwΓΆlf Jahre spΓ€ter erscheinenden Polemik Livre noir beschrieben und als BegrΓΌndung fΓΌr den Bruch mit Vietnam angefΓΌhrt; Pol Pot dΓΌrfte diese Schrift verfasst und sich dabei generell an die Γ€ußerlichen Fakten gehalten haben. Demnach ΓΌbte LΓͺ DuαΊ©n, der zweite Mann nach Hα»“ ChΓ­ Minh, massive Kritik an der unabhΓ€ngigen politischen Linie der kambodschanischen Kommunisten. Ferner mussten sie Dokumente in Vietnamesischer Sprache unterschreiben, die die Roten Khmer verpflichteten, den Vorrang der Revolution in SΓΌdvietnam anzuerkennen, auf ihren Erfolg zu warten und sich bis dahin als Einheitsfront hinter den antiamerikanischen Sihanouk zu stellen. Trotz der im Livre noir geΓ€ußerten EmpΓΆrung gab Pot Γ€ußerlich dem vietnamesischen Druck nach und verzichtete darauf, in Kambodscha einen eigenen bewaffneten Aufstand zu beginnen.[37]

Mao-Bibel, franzΓΆsischsprachige Erstausgabe von 1966

Großen Einfluss auf Pot hatte die auf seinen Vietnamaufenthalt folgende Reise in die Volksrepublik China im Jahr 1966. Hier, inspiriert durch den herrschenden Maoismus und den Beginn der Kulturrevolution, machte Pot sich Maos Ansichten zu eigenstÀndiger Revolution, permanentem Klassenkampf und Voluntarismus zu eigen und sah im Großen Sprung nach vorn ein Vorbild für Kambodscha. Er beurteilte die vietnamesische Dominanz fortan negativ. Pot erlebte zu dieser Zeit neuartige Methoden der Kommunistischen Partei Chinas wie die Teilevakuierung von StÀdten, die Sturmattacke auf âkonomische Probleme und eine ranglose Armee, die von den Roten Khmer übernommen wurden. In dieser Zeit freundete er sich mit Kang Sheng an, der ihn auf die Wichtigkeit hinwies, verdeckte Feinde der Partei zu enttarnen und zu vernichten.[38][39] Neben Kang Sheng wurde Pot wahrscheinlich von Liu Shaoqi und Deng Xiaoping, die zu dieser Zeit mit Zhou Enlai für die chinesische Außenpolitik zustÀndig waren, in Peking empfangen. Für China war zu dieser Zeit die Allianz mit Sihanouk bedeutender als die Sache der APK, weshalb sie Pot dazu rieten, sich vorerst hinter den Prinzen zu stellen. Wie bereits an Jugoslawien im Jahr 1950 beeindruckte Pot an China die hohe soziale Mobilisierung insbesondere in den StÀdten und die vergleichsweise moderne postrevolutionÀre Gesellschaft, die in einem eklatanten Gegensatz zum vom Kriege gezeichneten Vietnam und dem lÀndlich geprÀgten Kambodscha standen. Neben der Mao-Bibel, deren rasante Ausbreitung Pot in China beobachten und deren Betonung des revolutionÀren Potenzials der einfachen Landbevâlkerung er verstehen und auf Kambodscha übertragen konnte, hatte eine Festschrift von Lin Biao vom September 1965 auf seine politischen Ansichten Einfluss. In dieser Verteidigung maoistischer Ideen wurde unter anderem betont, dass in der Dritten Welt die kommunistischen Revolutionen unabhÀngig und nicht durch grâßere sozialistische LÀnder gesteuert erfolgen sollten, sowie kapitalistische StÀdte durch revolutionÀr kontrolliertes bÀuerliches Umland zu isolieren und besiegen seien. Nicht nur Pol Pot, sondern auch andere revolutionÀre Bewegungen in Thailand, Bolivien und den Philippinen beriefen sich in der Folge auf Lin Biaos Ideen.[40]

Im Jahr 1965 entschied Sihanouk, die diplomatischen Beziehungen zu Amerika abzubrechen und Vietnamesische Volksarmee und Nationale Front fΓΌr die Befreiung SΓΌdvietnams auf dem Sihanouk-Pfad operieren zu lassen, der den Ho-Chi-Minh-Pfad ergΓ€nzte.[41] Im Folgejahr kam es nicht nur innenpolitisch mit der Wahl Lon Nols zum Premierminister zu einer bedrohlichen VerschΓ€rfung der Lage, sondern auch zum Übergriff des Zweiten Indochinakriegs auf kambodschanisches Territorium. Nachdem Sukarno die Massaker in Indonesien 1965–1966 an den Kommunisten nicht verhindern konnte, wuchs die Besorgnis, mit der Konstellation Sihanouk gegen Lon Nol in die gleiche Situation zu geraten. Bei der RΓΌckkehr nach Kambodscha im September 1966 musste Pot daher sein Lager in die abgelegene Provinz Ratanakiri, in das Office 104, verlegen. SpΓ€ter floh das komplette Office 100 aus Kampong Cham dorthin, womit die ParteifΓΌhrung an einem Ort versammelt war. Sie lebten hier unter halbnomadischen BergvΓΆlkern, den Khmer Loeu, die selbst der Regierung gegenΓΌber feindlich eingestellt waren und sich in großer Zahl fΓΌr die Ziele der Kommunisten gewinnen ließen.[42] Hier wie spΓ€ter andernorts ließen sich viele vom Argument Pol Pots ΓΌberzeugen, die Probleme Kambodschas rΓΌhrten von einem unΓΌberwindlichen Stadt-Land-Konflikt her, der zugunsten der LandbevΓΆlkerung gelΓΆst werden mΓΌsse.[43] Im September 1966 benannte sich die WPK in Kommunistischen Partei Kampucheas (KPK) um. Kiernan sieht darin eine Distanzierung von der Partei der WerktΓ€tigen Vietnams und eine AnnΓ€herung an die Kommunistische Partei Chinas.[44]

WÀhrend einer lÀngeren Auslandsreise von Sihanouk unterband Premierminister Lon Nol militÀrisch die Versorgung der in Kambodscha stehenden Vietcong durch die Landbevâlkerung. Daraufhin kam es im MÀrz 1967 zum Aufstand von Samlaut in der Provinz Battambang, der grâßtenteils durch Bauern getragen wurde und sich auf benachbarte Provinzen ausweitete. Als Gegenreaktion zerschlug der inzwischen zurückgekehrte Sihanouk die Organisationsstrukturen der Kommunisten in den StÀdten. Pot setzte daher Ende 1967 ein Führungsseminar der KPK an. Der Beschluss war, sich primÀr politisch weiter aufzubauen und mit Milizen in erster Linie die Parteiführung zu schützen, und den lokalen Führern vor Ort die Entscheidung zu überlassen, ob und wie sie sich an KÀmpfen beteiligen konnten. Aus diesen Milizen entstand die Kambodschanische Revolutionsarmee. Am 17. Januar 1968 kam es zu einem von mehreren ÜberfÀllen von kommunistischen Milizen auf Armeeeinheiten, was die Roten Khmer spÀter als ihre Geburt feierten. KPK-Milizen unter der Führung von So Phim unterstützten die Rebellen von Samlaut. Die Lage in Kambodscha spitzte sich nach der Tet-Offensive weiter zu, Sihanouks außenpolitische Kehrtwende mit Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten Mitte 1969 scheiterte, das MilitÀr unter Lon Nol bekriegte sich immer hÀufiger mit den Vietcong, anderen vietnamesischen Milizen und vereinzelten Widerstandsgruppen der Kommunisten. Zeitgleich befahl Richard Nixon die streng geheime Operation Menu und somit ein massives FlÀchenbombardement auf die Operationsgebiete der Vietcong in Kambodscha mit B-52-Bombern. All diese Ereignisse trieben den Roten Khmer weitere Rekruten zu, so dass sie bis Ende 1970 über 4.000 KÀmpfer hatten. Kiernan sieht im amerikanischen FlÀchenbombardement Kambodschas, bei dem zwischen 1969 und 1973 540.000 Tonnen Bomben zumeist auf die lÀndlichen Gebiete abgeworfen wurden, den bedeutendsten Einzelfaktor für die erfolgreiche Massenmobilisierung der Roten Khmer.[45] Pol Pots genauer Aufenthalt von Anfang 1968 bis Ende 1969, als er das zweite Mal nach Vietnam reiste, ist unbekannt. Auf der Flucht durch Kambodscha hat er sich wahrscheinlich in mehreren provisorischen Lagern am Aufbau der wachsenden Partei und politischen Bildung seiner Mitglieder beteiligt.[46]

Kambodschanischer BΓΌrgerkrieg

Es gilt als sicher, dass Pol Pot sich ab Ende 1969 in Nordvietnam aufhielt. Im Livre noir berichtet Pot von einem ZerwΓΌrfnis mit der vietnamesischen KP ΓΌber das Primat des Kriegs in SΓΌdvietnam, dem die kambodschanischen Kommunisten zuerst zu dienen hΓ€tten. Sein spΓ€teres Verhalten spricht eher dafΓΌr, dass er weiterhin der Linie Hanois folgte. Die Lage Γ€nderte sich abrupt, als der strikt antikommunistische Lon Nol die angesichts der Auswirkungen des Vietnamkriegs zusehends vietnamfeindliche Volksstimmung ausnutzte. Im MΓ€rz 1970 setzte er Sihanouk ab, als dieser sich auf Auslandsreise befand, womit der Kambodschanische BΓΌrgerkrieg seinen Anfang nahm. Danach ließ Lon Nol sich von der Nationalversammlung Sondervollmachten verleihen, forderte die Vietcong auf, binnen zwei Tagen das Land zu verlassen, und proklamierte die Republik Khmer. Wahrscheinlich gemeinsam mit PhαΊ‘m VΔƒn Đồng kam Pot am 21. MΓ€rz 1970 in Peking an, zwei Tage nach Prinz Sihanouk, der hier im Exil lebte, da China als eines von wenigen LΓ€ndern die Republik Khmer nicht anerkannt hatte. Die Anwesenheit Pots wurde vor Sihanouk geheim gehalten. Da die Einheitsfront mit Sihanouk nicht mehr existierte und Lon Nol den Konflikt anschΓΌrte, kΓ€mpften die Vietcong und Teile der nordvietnamesischen Armee gemeinsam mit den kambodschanischen Kommunisten gegen Phnom Penh.[47]

Die Vietcong und Hanoi beanspruchten gegenΓΌber den Roten Khmer die FΓΌhrung und Initiative im Kambodschanischen BΓΌrgerkrieg und rekrutierten unter dem Banner Prinz Sihanouks schnell Truppen fΓΌr die Front Uni National du KampuchΓ©a (FUNK) in der LandbevΓΆlkerung. Andererseits vertauschten sich die Rollen mitunter, wenn vietnamesische KrΓ€fte bedrΓ€ngt wurden und in Gebiete flohen, die die kambodschanischen Kommunisten kontrollierten. Zu dieser Zeit hatte die Frontorganisation der KPK, angkar padevat (deutsch: RevolutionΓ€re Organisation), knapp 3.000 MΓ€nner und Frauen in kleineren KampfverbΓ€nden unter Waffen stehen, die sich ΓΌber die WΓ€lder der Provinzen Kampong Speu, Kampot, Battambang, Kratie und im Nordosten verteilten. Im April 1970 brach Pot von Hanoi ΓΌber den Ho-Chi-Minh-Pfad nach Kambodscha auf. Als er nach sechs Wochen das Office 102 erreichte, schickte er Ieng Sary in Funktion eines Verbindungsoffiziers nach Hanoi, wo bereits Keo Meas mit Γ€hnlicher Aufgabe agierte. Mittlerweile waren wΓ€hrend der Cambodian Campaign von April bis Juli 1970 amerikanische und sΓΌdvietnamesische Bodentruppen in Kambodscha eingerΓΌckt, wΓ€hrend die vietnamesenfeindliche Stimmung unter Lon Nol zu ethnisch motivierten Massakern und vielen Freiwilligenmeldungen fΓΌr die kambodschanische Armee gefΓΌhrt hatte.[48]

Vor diesem Hintergrund verlegten die Roten Khmer ihr Hauptquartier nach Phnom Santuk in der Provinz Kampong Thom, da hier das Zentralkommando der Vietnamesen lag, obwohl laut Livre noir bis Mitte 1971 die komplette FΓΌhrung um Pot der Dominanz und AbhΓ€ngigkeit von den Vietcong und Nordvietnam ΓΌberdrΓΌssig war. Zwar kam es vereinzelt zu kleineren ScharmΓΌtzeln zwischen Vietcong und kambodschanischen Kommunisten, doch der Krieg gegen Lon Nol in den Jahren 1971–1972 wurde ΓΌberwiegend von Vietnamesen und unter vietnamesischem Kommando stehenden Kambodschanern gefΓΌhrt. Im Rahmen der im August 1971 von Lon Nol begonnenen Offensive Operation Chenla II konnten die KrΓ€fte der FUNK die Regierungstruppen bis Dezember des gleichen Jahres entscheidend zurΓΌckschlagen, wobei sich vor allem die vietnamesischen Einheiten als kampfstark erwiesen. Lon Nol war von da an in der Defensive; sein Einfluss beschrΓ€nkte sich vor allem auf die StΓ€dte, die sich mit immer mehr KriegsflΓΌchtlingen fΓΌllten. Von diesem Zeitpunkt an waren Pot und die restliche ParteifΓΌhrung davon ΓΌberzeugt, den Kambodschanischen BΓΌrgerkrieg alleine und ohne vietnamesische UnterstΓΌtzung fΓΌr sich entscheiden zu kΓΆnnen. Pot erhΓΆhte den Organisationsgrad von angkar padevat und wies eine spezielle Verwaltungszone sΓΌdlich und westlich der Hauptstadt aus. Vorn Vet bekam dieses Gebiet unterstellt, in denen Parteischulen eingerichtet und Kader sowie KΓ€mpfer ausgebildet wurden. In den dort verbreiteten Schriften zur Indoktrination wurde immer wieder herausgehoben, dass einfache Bauern, AngehΓΆrige der unteren Mittelschicht sowie Arbeiter als Parteikader die Zukunft des Landes bestimmen und die kapitalistischen und feudalen Klassen verschwinden lassen wΓΌrden.[49]

Im MÀrz 1972 gab Peking bekannt, dass Pot der militÀrische Stabschef in der FUNK sei, und dass er nur die Strategie bestimmte und die taktischen Entscheidungen den MilitÀrs vor Ort überließ. So entschied Pol Pot nach dem Vertrag von Paris und entgegen der Bitten Hanois, dem Waffenstillstand zwischen den Vereinigten Staaten, Süd- und Nordvietnam nicht beizutreten, und den Kampf der FUNK ab Januar 1973 ohne vietnamesische Unterstützung fortzuführen. Zum einen betrachtete die KPK den Vertrag von Paris als einen Verrat am gemeinsamen Kampf, zum anderen war für sie die Rückkehr zu einer rein politischen Organisation unter dem Regime von Lon Nol unvorstellbar. In der Folge entfernte die Partei alle aus Hanoi kommenden Kader aus der Organisation, einige dieser vietnamesischen Kader wurden hingerichtet. Beim Rückzug der vietnamesischen Truppen kam es zu ersten Gefechten mit den Roten Khmer.[50]

In den von der KPK kontrollierten Gebieten wurden restriktive Sozial- und Erziehungsprogramme umgesetzt. So wurden buddhistische Religionsausübung und andere kulturelle Traditionen, wie zum Beispiel der Halbnomadismus und Animismus der Bergvâlker,[51] unterdrückt, Jugendliche von ihren Familien getrennt und in Gruppen zur Parteiarbeit verpflichtet. Die Bevâlkerung wurde gezwungen, Uniform zu tragen, die Bauern mussten sich zu Kooperativen zusammenschließen. Außerdem kam es unter den Roten Khmer zu Zwangsumsiedlungen und ab 20. Mai 1973 zur Kollektivierung der Landwirtschaft und zum Verbot von Privatbesitz, was die Landflucht weiter erhâhte.[52]

Die Amerikaner, auf den letzten verbliebenen Kriegsschauplatz in Indochina konzentriert, starteten im MΓ€rz 1973 mit der intensivierten Nachfolgeoperation zur Operation Menu, Operation Freedom Deal, massive Luftangriffe auf die Roten Khmer. Dabei wurden bis August 1973 250.000 t Bomben abgeworfen, 10.000 Rote Khmer und zwischen 30.000 und 250.000 Zivilisten wurden dabei getΓΆtet. Auf dem Land hatten diese Angriffe verheerende Auswirkungen, das zivile Leben kam zum Erliegen. Die Operation Freedom Deal fΓΌhrte einerseits dazu, dass ein Teil der BevΓΆlkerung sich radikalisierte und sich von den Roten Khmer anwerben ließ, andererseits flohen viele Menschen in die unter Kontrolle der Truppen von Lon Nol stehenden StΓ€dte. Die KPK betrachtete die LandflΓΌchtlinge als VerrΓ€ter, was ihre ohnehin bestehende Feindschaft gegenΓΌber den StΓ€dten erhΓΆhte. Im Mai 1973 befahl Pot die erste Sturmattacke auf Phnom Penh. Diese scheiterte an amerikanischen Luftangriffen und im August 1973 an der Regenzeit. Die Roten Khmer hatten die bis dahin schwersten Verluste im BΓΌrgerkrieg erlitten. Noch wΓ€hrend Operation Freedom Deal das Land verheerte, kam es zu einem ersten Treffen von Pot und Sihanouk. Pol Pot blieb weiter im Verborgenen, denn als der Prinz Kambodscha betrat, begrüßte ihn eine Delegation aus Khieu Samphan, Hou Youn und Hu Nim stellte sich ihm im Stile einer Frontorganisation als die EntscheidungstrΓ€ger der FUNK im Kambodschanischen BΓΌrgerkrieg vor. Erst zwei Tage spΓ€ter traf Sihanouk nahe Angkor den wΓ€hrend der ganzen Versammlung scheu im Hintergrund gebliebenen Pot, ohne seine Bedeutung zu ahnen.[53]

Anfang 1974 kam es zur zweiten Sturmattacke auf Phnom Penh, dessen Bevâlkerung inzwischen auf über zwei Millionen angewachsen war und das seit August 1973 nicht mehr von der amerikanischen Luftwaffe verteidigt wurde. Wegen der unerwartet starken Gegenwehr der Regierungstruppen unter Lon Nol wurde der zweite Angriff auf die Hauptstadt mit schweren Verlusten im April 1974 abgebrochen, wobei beide Seiten keine Gefangenen mehr machten. Trotzdem gelang es ihnen, die Stadt immer mehr von der Außenwelt abzuschneiden und zum Beispiel die Transportwege nach Sihanoukville zu unterbrechen. Ende 1974 traf sich Pot mit Chou Chet, ParteisekretÀr für den Südwesten, um die PlÀne für den dritten Sturmangriff auf Phnom Penh zu koordinieren und deren Umsetzung in einigen Kampfeinheiten selbst zu überwachen. Noch vor Jahresende 1974 war Phnom Penh ohne Straßenverbindung nach außen. Ende Januar 1975 verlegten die Roten Khmer im Mekong chinesische Seeminen, um auch Flusstransporte nach Phnom Penh unmâglich zu machen.[54]

Im Februar 1975, als der Fall Phnom Penhs absehbar war, beschloss das Zentralkomitee der KPK die komplette Evakuierung von Phnom Penh und aller anderen StÀdte sowie die Deportation der dortigen Bevâlkerung; in den Augen der Roten Khmer waren die Stadtbewohner, unter ihnen viele Angehârige der chinesischen und vietnamesischen MinoritÀt, Feinde der Revolution und die Flüchtlinge VerrÀter.[55] Sie sollten auf das Land gebracht werden, um sie als Opposition auszuschalten und mittels Zwangsarbeit in der Landwirtschaft im zukünftigen Arbeiter-und-Bauern-Staat einzusetzen. Nachdem Ende MÀrz 1975 Phnom Penh auch auf dem Luftweg nicht mehr erreichbar war, trat Lon Nol Anfang April zurück und floh ins Exil, womit die Republik Khmer faktisch am Ende war. Kurze Zeit spÀter wurde die amerikanische Botschaft evakuiert, am 12. April wurde das Botschaftspersonal und seine Angehârigen in der Operation Eagle Pull mit Hubschraubern ausgeflogen. Am 17. April 1975 schließlich marschierten die Roten Khmer in Phnom Penh ein. Die Großmacht Amerika derart erniedrigt zu haben und der Umstand, dass dies zeitlich noch vor der Operation Frequent Wind in Saigon geschah, war für die Roten Khmer ein Erfolg, den sie sich fast ausschließlich selbst zuschrieben.[56]

Das Pol-Pot-Regime

An der Macht

Die rote Parteifahne der KPK mit gekreuzten Hammer und Sichel wurde wΓ€hrend der Diktatur im Inland zusammen mit der Staatsflagge gehisst.

Mit Einmarsch in Phnom Penh setzten die Roten Khmer die radikalen, in der Isolation des Untergrunds ersonnenen, steinzeitkommunistischen Utopien des Zentralkomitees der KPK um Bruder Nummer Eins in die Wirklichkeit um. Als erster Schritt erfolgte die Deportation der gesamten Stadtbevâlkerung. Im Gegensatz zu den Kleinbauern, die als einfache Menschen vorerst weitgehend unbehelligt blieben,[57] galten die Stadtbewohner über Nacht als neue Menschen oder Menschen des 17. April, von denen viele Tausende in den nÀchsten Wochen bei der Umsiedlung starben. Auch aus allen anderen StÀdten der früheren Republik Khmer wurde in weniger als einer Woche die gesamte Bevâlkerung verschleppt, darunter Pots Àlterer Bruder und andere enge Verwandte, worauf er keine Rücksicht nahm. Als Pol Pot am 23. April 1975 in Phnom Penh eintraf, betrat er somit eine Geisterstadt. Er ließ die Stadt militÀrisch sichern, einen großen Teil der Kriegsgefangenen von Lon Nols Armee hinrichten und in einem Bahnhof das neue Hauptquartier einrichten.[58]

Im Mai 1975 ereignete sich mit dem Mayaguez-Zwischenfall die letzte bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Truppen der Vereinigten Staaten und den Roten Khmer. Im gleichen Monat eroberten die Roten Khmer einige vietnamesische Inseln im Golf von Thailand, ohne damit eine nennenswerte militΓ€rische Gegenreaktion auszulΓΆsen. Pot besuchte in dieser Phase Nordvietnam, China und Nordkorea und erarbeitete mit dem Zentralkomitee die Verfassung fΓΌr die neue Republik. In Peking wurde sein Besuch vor der Γ–ffentlichkeit geheim gehalten. Mao sagte Pol Pot eine Milliarde US-Dollar an finanzieller UnterstΓΌtzung zu, wΓ€hrend in Kambodscha schon die ersten von vermutlich 1.000 chinesischen Technikern und Facharbeitern als HilfskrΓ€fte fΓΌr die Roten Khmer eintrafen. Prinz Sihanouk, der offiziell immer noch Leitfigur der FUNK war, wurde erst im September 1975 auf chinesischen Druck hin von Pot nach Kambodscha gelassen.[59]

Laut Berichten der wenigen Zeitzeugen, die die spΓ€teren massiven politischen SΓ€uberungen der Killing Fields ΓΌberlebt haben, unter ihnen Heng Samrin, fand vom 20. bis 24. Mai 1975 eine Versammlung der zivilen und militΓ€rischen FΓΌhrung Kambodschas in der Hauptstadt statt, zu der keine Protokolle erhalten sind. Hier wurde die dauerhafte RΓ€umung aller StΓ€dte, das Verbot von Geld, Markt und Buddhismus sowie wahrscheinlich die Entsendung von Truppen an die vietnamesische Grenze beschlossen. Weitere Vorgaben der ParteifΓΌhrung waren laut Zeitzeugen die Hinrichtung aller FΓΌhrungskrΓ€fte des Lon-Nol-Regimes und die flΓ€chendeckende Zusammenfassung von DΓΆrfern in landwirtschaftliche Kooperativen, wobei diese Maßnahme nach anderen Aussagen erst spΓ€ter formuliert wurde. So verkΓΌndete das Parteimagazin Tung Padevat (ΓΌbersetzt: β€žRevolutionΓ€re Flaggeβ€œ) noch im August 1975 die Maßgabe, die unterschiedlichen Kooperativen eines Dorfes, welche in der Regel 15–30 Familien umfassten, zu einer zusammenzufΓΌhren. Im Jahr 1976 wurde den Menschen die Essenszubereitung in Privathaushalten verboten und sie dazu verpflichtet, ihre Mahlzeiten in Gemeinschaftskantinen einzunehmen. DarΓΌber hinaus wurde auf der Versammlung im Mai 1975 die Vertreibung der ethnischen Vietnamesen beschlossen: Pol Pot, der am zweiten Tag vor der Versammlung sprach, betonte, dass Kambodscha keine vietnamesische Minderheit dulden kΓΆnne.[60]

Im Juli 1975 wurde die BevΓΆlkerung in drei Gruppen unterteilt: in Menschen mit vollen Rechten, Kandidaten und Deponierte. Bei den Menschen mit vollen Rechten handelte es sich um politisch linientreue einfache Menschen, die keine Verwandtschaft unter den Menschen des 17. April oder den bereits exekutierten Opfern des Pol-Pot-Regimes hatten und ΓΌberzeugenden Arbeitseifer zeigten. Die Deponierten waren ΓΌberwiegend Menschen des 17. April, also BΓΌrger, die von der Stadt auf das Land β€žumdeponiertβ€œ worden waren, und einfache Menschen mit einer belasteten Biographie. Die Kandidaten bildeten eine dazwischenliegende Gruppe. Zu dieser gehΓΆrten zum Beispiel Menschen, die keinen einfachen Bauernfamilien entstammten, und daher Defizite im sozioΓΆkonomischen Status hatten. Prinzipiell war es Kandidaten mΓΆglich, ΓΌber Dienst in den StreitkrΓ€ften oder Einsatz fΓΌr die Sache der Revolution in die Gruppe der Menschen mit vollen Rechten aufzusteigen.[61][62]

Die KPK, deren Frontorganisation immer noch angkar padevat war, brauchte mehr als ein Jahr, um eine Verwaltung aufzubauen, wobei ihre Entscheidungen geheim und die Personen hinter den Decknamen verborgen gehalten wurden. In den erhaltenen Sitzungsprotokollen des Zentralkomitees von Oktober 1975 bis Juni 1976 ist anfangs eine Aufgabenzuteilung festgehalten, die Formen eines Kabinetts hat. Am 9. Oktober 1975 wurde elf MΓ€nnern und zwei Frauen protoministeriale Aufgabenverantwortung zugewiesen:[63]

  • Pol Pot als Genosse SekretΓ€r, Bruder Nummer Eins: Verteidigung,
  • Nuon Chea als Genosse stellvertretender SekretΓ€r, Bruder Nummer Zwei: Parteiorganisation und Erziehung,
  • Ieng Sary: auswΓ€rtige Angelegenheiten,
  • Son Sen: Geheimdienst und den militΓ€rischen Generalstab,
  • Non Suon: Landwirtschaft,
  • Chhim Samauk als Stabschef des Premiers,
  • Vorn Vet: Wirtschaft,
  • Ieng Thirit: Soziale Angelegenheiten.

Weitere Funktionen übten die Ehefrauen von Sen und Sary aus. Bis 1978 ließ Pol Pot fünf der insgesamt 13 genannten Personen hinrichten. Führungsfigur der Revolution war nach außen immer noch Prinz Sihanouk. Er hatte die Unterstützung Pekings, aus diesem Grund konnten sich die Roten Khmer nicht von ihm trennen. Dies Ànderte sich im Januar 1976, als Sihanouks bedeutendster Unterstützer, Zhou Enlai, starb. Durch die Ereignisse in Kambodscha tief beunruhigt, reichte Sihanouk im MÀrz 1976 seinen Rücktritt bei angkar padevat ein. Pot verabscheute zwar Sihanouk, weil er das genaue Gegenteil seines Ideals vom Leben der einfachen Bauern und Arbeiter symbolisierte, andererseits wollte er ihn als patriotisches Identifikationssymbol im Lande halten, wo er ihn unter Kontrolle hatte. Die FUNK bestÀtigte daher seinen Rücktritt am 12. April 1976 und der Prinz lebte von da an unter Hausarrest. Weiter beschÀftigte die Führung um Pot die Tatsache, dass große Teile Kambodschas immer noch unter der Kontrolle vietnamesischer Truppen standen.[64]

Demokratisches Kampuchea

Staatsflagge des Demokratischen Kampuchea.

Im Januar 1976 wurde die Nationale Befreiungsfront (FUNK) aufgelΓΆst und das Demokratische Kampuchea ausgerufen. Die Verfassung schrieb eine umfassende, tief in die Lebenswirklichkeit der Menschen eingreifende Kollektivierung der Wirtschaft fest und setzte Angka mit den Volksinteressen gleich.[43] Im April 1976 wurde eine Wahl zur Versammlung der VolksreprΓ€sentanten abgehalten, vor allem mit dem Ziel, das Ausland zu beruhigen. WΓ€hrend die Menschen des 17. April kein Stimmrecht hatten, wurden die 250 Kandidaten alle von angkar padevat nominiert und nicht nach Provinz, sondern Berufsgruppe aufgestellt. Die Wahlbeteiligung blieb gering, denn laut Aussage eines Abgeordneten hatten nur Arbeiter die MΓΆglichkeit abzustimmen, wΓ€hrend den Bauern dies verwehrt blieb. Pol Pot trat zum ersten Mal unter diesem Namen als β€žArbeiter einer Kautschukplantageβ€œ an und wurde zum Premierminister gewΓ€hlt. Danach beschloss die Versammlung der VolksreprΓ€sentanten ihre AuflΓΆsung auf unbestimmte Zeit. Bis dahin hatte er sowohl Pol als auch Pot als Decknamen benutzt. Pol Pot hat keine unabhΓ€ngige Bedeutung, anders als die revolutionΓ€ren Kampfnamen, die sich die anderen Mitglieder des Zentralkomitees gaben. Die Versammlung der VolksreprΓ€sentanten kam Mitte April 1976 zusammen, bestΓ€tigte die Regierung des Demokratischen Kampuchea und vertagte sich auf unbestimmte Zeit. Die Wahl Pol Pots zum Premierminister wurde am 14. April im Radio bekannt gegeben.[65][66]

Als Regierungsmitglieder fürchteten sich Pol Pot und die anderen noch mehr als zuvor vor Attentaten und Umsturzversuchen, weshalb das Zentralkomitee stets gut bewacht im Verborgenen agierte. Ab Juli 1976 wurden bei den Sitzungen des Zentralkomitees keine Protokolle oder andere Dokumente mehr verfasst. Bis 1977 sind zwei Schwerpunkte erkennbar, die Umsetzung des Vierjahresplan zum Aufbau des Sozialismus in allen Feldern, den Pol Pot am 21. August 1976 dem Zentralkomitee prÀsentierte, und die politische SÀuberung von Republik und Partei. Die Morde wurden zu einem großen Teil im Befragungszentrum der Partei, Tuol Sleng, durchgeführt. Die sich bis zum Krieg zuspitzenden Spannungen mit Vietnam zu dieser Zeit führten dazu, dass Pol Pot noch rascher versuchte, den Vierjahresplan umzusetzen und sich von seinen Feinden zu befreien.[67]

Der Vierjahresplan basierte auf Pol Pots vier Grundprinzipien Kollektivismus, Autarkie, Revolutionswille und StΓ€rkung der Armen, die den Weg in den Sozialismus ebnen sollten. Ziel war, die Reisexporte so weit zu erhΓΆhen, dass mit dem HandelsΓΌberschuss der Import von GΓΌtern und Waren zum Aufbau einer eigenen Industrie und des dazugehΓΆrigen Proletariats finanziert werden konnte. Als Ideal galt hier die Schwerindustrie, die symbolisch in das Staatsemblem aufgenommen wurde, vΓΆllig unabhΓ€ngig von der Tatsache, dass in Kambodscha keine Erzvorkommen bestehen. Diese Exportorientierung stand im Gegensatz zum vΓΆlligen Verbot von MΓ€rkten, Geld und Privatbesitz im Inneren. Reis als einziges bedeutendes Exportgut wurde durch Pol Pot nahezu metaphysisch aufgeladen und als der Weg propagiert, die kambodschanischen Bauern aus ihrer Armut zu befreien. Typischerweise waren die Vorgaben, die Bruder Nummer Eins im Vierjahresplan machte, utopisch hoch und betrugen bei Reis 3 t pro Hektar, obwohl der Ertrag im Jahr vor Ausbruch des Kambodschanischen BΓΌrgerkriegs weniger als 1 t betragen hatte. In den Provinzen Battambang und Pursat kam es nun zur Sturmattacke auf die Landwirtschaft, wobei mithilfe einer Million verschleppter Stadtbewohner bis 1980 140.000 Hektar Wald fΓΌr den Reisanbau urbar gemacht werden sollten. In den folgenden zwei Jahren starben Zehntausende von ihnen an Hunger und Unterversorgung.[68] Die an Wunschdenken grenzenden Erwartungen an die Reisernte, gerade im Nordwesten mit seiner Million Zwangsarbeitern, erfΓΌllten sich nicht und aus UnterernΓ€hrung wurde mit Beginn 1977 immer ΓΆfter Hungertod.[69] Viele der Überlebenden berichteten spΓ€ter von einem gΓ€ngigen Aphorismus der Parteikader zu den stΓ€dtischen Zwangsarbeitern, den neuen Menschen: β€ž[Dich] behalten ist kein Gewinn. [Dich] verlieren ist kein Verlust.β€œ[69]

Obwohl Pol Pot und andere Mitglieder des Zentralkomitees Lehrer und keine Bauern waren, spielte Bildung im Vierjahresplan keine Rolle. Es wurden nur wenige Grundschulen und bis 1978 keine Mittelschule eingerichtet, nichts zur Alphabetisierung der LandbevΓΆlkerung unternommen. Der Unterricht erfolgte vor allem mΓΌndlich und vermittelte Inhalte der Partei, wΓ€hrend in Geschichte die Zeit vor der Revolution komplett ausgeblendet wurde. So hatte der Vierjahresplan keine Verwendung fΓΌr Kultur jenseits von revolutionΓ€rer Schulung und Erziehung wie in Form von Liedern oder Gedichten und lehnte alle prΓ€revolutionΓ€ren Traditionen ab.[70]

Im September 1976 kam es zu einer FΓΌhrungskrise unter den Roten Khmer. Am 18. September verfasste Pol Pot eine ΓΆffentliche Gedenkschrift fΓΌr den verstorbenen Mao Zedong, in der er erstmals darΓΌber informierte, dass Kambodscha von einer marxistisch-leninistischen Organisation regiert werde. Nur zwei Tage spΓ€ter wurde der ParteisekretΓ€r fΓΌr den Nordosten, Ney Saran, verhaftet und wenig spΓ€ter die Parteigrâße Keo Meas. Beide wurden spΓ€ter in Tuol Sleng ermordet, wahrscheinlich wollte Pol Pot Kader aus der Γ€lteren Generation ausschalten. Zeitgleich verkΓΌndete Pol Pot ΓΌber Radio Phnom Penh seinen RΓΌcktritt aus gesundheitlichen GrΓΌnden. Wahrscheinlich war dies ein weiteres ManΓΆver, um zum einen das Ausland zu verwirren und zum anderen parteiinterne Gegner aus der Deckung zu locken, denn nur wenige Tage spΓ€ter amtierte er wieder. Ein scharfer Streit in der Partei drehte sich um die Frage, ob 1951, als die Partei noch vollstΓ€ndig von Vietnam kontrolliert worden war, oder 1960 als GrΓΌndungsjahr der KPK zu feiern sei. Obwohl Pol Pot die Absicht gehabt hatte, auf der JubilΓ€umsfeier zur ParteigrΓΌndung am 30. September 1976 den Vierjahresplan vorzustellen und womΓΆglich die Γ–ffentlichkeit ΓΌber die wahre Regierungspartei hinter angkar padevat aufzuklΓ€ren, sagte er das Fest ab. Von diesem Zeitpunkt an war er, seinen Reden und den aus Tuol Sleng erhaltenen Dokumenten zufolge, mit der politischen SΓ€uberung der Partei und den Beziehungen zu Vietnam beschΓ€ftigt.[71]

Killing Fields

WΓ€hrend es kaum Schriftliches zu den Regierungsentscheidungen der Roten Khmer gibt, sorgten sie selbst dafΓΌr, dass ihre Massenmorde in Killing Fields wie Choeung Ek und Tuol Sleng durch die schriftlich festgehaltenen β€žGestΓ€ndnisseβ€œ der gefolterten Insassen gut dokumentiert sind. Die zu den VerhΓΆren und Morden fΓΌhrenden β€žVerschwΓΆrungenβ€œ, die Pol Pot zur BegrΓΌndung anfΓΌhrte, Γ€hnelten denen der Schauprozesse wΓ€hrend des Großen Terrors und der Kampagne gegen wurzellose Kosmopoliten von 1948–1953. Kaing Guek Eav und die anderen Lagerleiter der Killing Fields schickten die Berichte, die die β€žGestΓ€ndnisseβ€œ der gefolterten und anschließend hingerichteten Opfer enthielten, diensteifrig ΓΌber Son Sen an die Parteizentrale K-1. Dort wurden die Dokumente miteinander abgeglichen, β€žverschwΓΆrerischeβ€œ Netzwerke mit Vietnam oder der CIA identifiziert und deren Mitglieder auf den Killing Fields hingerichtet, wobei weitere β€žGestΓ€ndnisseβ€œ entstanden. Nachdem anfangs vor allem Soldaten des frΓΌheren Lon-Nol-Regimes und Kambodschaner mit Verbindungen nach Nordvietnam Opfer wurden, begann ab Mai 1976 die politische SΓ€uberung innerhalb der Roten Khmer, die sich erst gegen die Parteikader im Osten des Landes richtete, die unter FΓΌhrung von So Phim eine nachgiebigere Haltung gegen Vietnam befΓΌrwortet hatten. Im Dezember 1976 rief Pol Pot zu einem FΓΌhrungsseminar der Partei. Anders als bisher bei AnlΓ€ssen dieser Art entbehrten seine Reden nun des Triumphalismus ob der erfolgreichen Revolution. Er sprach von Feinden und VerrΓ€tern als Mikroben innerhalb der Partei, die, unbeseitigt, die KPK in ihrer Existenz gefΓ€hrdeten. Zum Schutz solle die Partei weiterhin der Γ–ffentlichkeit verborgen bleiben. FΓΌr ErnteausfΓ€lle machte er die vertriebene StadtbevΓΆlkerung verantwortlich, die in einigen Gegenden die Produktion leitete, weil keine Parteikader zur VerfΓΌgung standen.[72] Um die fΓΌr Verrat vorgeblich anfΓ€lligeren Parteikader im Osten unter Druck zu setzen und sie durch Kommunisten aus dem SΓΌdwesten ersetzen zu kΓΆnnen, beschloss die FΓΌhrung bei diesem Treffen fΓΌr die ΓΆstliche Verwaltungszone besonders hohe Vorgaben bei der Reisproduktion.[73] Insbesondere in dieser Region kam es außerdem zu ethnischen SΓ€uberungen, denen die muslimischen Cham zum Opfer fielen. Die Weichen fΓΌr diese Politik waren bereits im Jahr 1973 gestellt worden, wie Dokumente des Zentralkomitees der KPK zeigen.[74]

Ab Januar 1977 wurden hohe ParteifunktionΓ€re wie zum Beispiel Hu Nim[75] und ein Großteil der Intelligenzija der Partei auf die Killing Fields verbracht. Diese SΓ€uberungswelle betraf insbesondere die Verwaltungszone Nord, wo die ermordeten Parteikader durch Rote Khmer aus anderen Regionen ersetzt wurden. Nach einem Besuch von Pol Pot in der Verwaltungszone Nordwest begann auch hier die Vernichtung der lokalen ParteifΓΌhrung, an deren Stelle Parteimitglieder aus dem SΓΌdwesten traten, die unter Kontrolle von Ta Mok standen. Bis Mitte 1977 wurden die Killing Fields, die durch die aufgedeckten β€žVerschwΓΆrungenβ€œ eine kaum zu bremsende Eigendynamik entwickelten, wesentlicher Teil der Regierungsarbeit Pol Pots. In den Jahren 1977–1978 wurden β€žVerschwΓΆrerβ€œ im direkten Umfeld Pol Pots und anderen FΓΌhrern enttarnt und samt ihren Familien ermordet. Dies wiederum verstΓ€rkte die VerfolgungsΓ€ngste Pol Pots, der fortan außer der SΓ€uberung der Partei kaum mehr Ziele verfolgte, wΓ€hrend die Basis der KPK aufgrund der Massenmorde immer schmaler wurde. Er lebte mit seinem Personal, viele von ihnen AngehΓΆrige der BergvΓΆlker, in stΓ€ndig wechselnden UnterkΓΌnften, scheute ΓΆffentliche Auftritte und besuchte aus Furcht vor Attentaten Parteiversammlungen nur, wenn alle Teilnehmer eine Waffenkontrolle durchliefen. Selbst vermeintliche Fehler wie einen Ausfall der Strom- oder Wasserversorgung in seiner Dienststelle stellte er in einen β€žverschwΓΆrerischenβ€œ Kontext und ließ das entsprechende Aufsichtspersonal tΓΆten.[76] Insgesamt legt die Analyse der GestΓ€ndnisse aus Tuol Sleng nahe, dass drei Viertel der Opfer nicht wegen ihrer AktivitΓ€ten, sondern aufgrund ihrer persΓΆnlichen Verbindungen in die Killing Fields verschleppt wurden.[77]

Krieg mit Vietnam

Seit die Roten Khmer an der Macht waren, kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit Vietnam. Dies hing nicht nur mit dem verzâgerten Abzug der Vietcong vor allem aus Kambodschas Nordosten zusammen, sondern auch mit dem Nationalismus des Regimes, der Sorge vor Autonomieverlust wegen der Dominanz Hanois in Indochina und Streitigkeiten um die Seegrenze zwischen den beiden Staaten, was durch kurz zuvor entdeckte Erdgasvorkommen in diesem Gebiet verschÀrft wurde. Die in einen Freundschaftsvertrag im Juli 1977 gipfelnde AnnÀherung zwischen Laos und Vietnam betrachtete Pol Pot mit großer Sorge. MilitÀrische Unterstützung durch das zunehmend antivietnamesisch orientierte Peking sorgte ab Ende 1976 dafür, dass die Roten Khmer gefechtsfÀhiger wurden und mit Jahresbeginn 1977 vermehrt Angriffe auf Vietnam, vor allem im Südwesten, wagen konnten. Parallel dazu wies das Zentralkomitee die lokalen Parteikader an, alle ethnischen Vietnamesen, inklusive der mit Kambodschanern verheirateten, den SicherheitskrÀften zu übergeben, die diese auf den Killing Fields zu tâten hatten. Es flohen immer mehr Menschen vor dem Genozid in Kambodscha, so dass im Oktober 1977 60.000 Flüchtlinge in Vietnam und knapp 250.000 in Thailand Schutz suchten.[78]

Im MΓ€rz 1977 wurden die im ΓΆstlichen Kambodscha in der Landwirtschaft eingesetzten Soldaten abgezogen und beim Angriff auf zwei StΓ€dte in der vietnamesischen Provinz KiΓͺn Giang eingesetzt. Ein Waffenstillstandsangebot aus Hanoi lehnte Pol Pot im Juni 1977 ab. Im August 1977 begann der Beschuss vietnamesischen Territoriums mit Artillerie; die Roten Khmer fielen wiederholt in die Provinz TΓ’y Ninh ein, wo sie zahlreiche Zivilisten tΓΆteten oder verschleppten. Auf Druck aus Peking und mΓΆglicherweise PjΓΆngjang hin enttarnte Pol Pot die KPK als eigentliche Macht hinter der Frontorganisation angkar padevat in einer fΓΌnfstΓΌndigen Ansprache auf Radio Phnom Penh, die am 27. September 1977 aufgezeichnet und zum 17. GrΓΌndungsjubilΓ€um der Partei drei Tage spΓ€ter gesendet wurde. Ein Schwerpunkt der Rede war die Darstellung der Parteiarbeit und ihrer zugrundeliegenden Strategien der Jahre von 1960 bis 1975 sowie der Kerngedanken Pol Pots wie Kollektivierung und Befreiung der einfachen LandbevΓΆlkerung aus Armut und vermeintlicher UnterdrΓΌckung. Am Ende ging er auf die postrevolutionΓ€re Phase seit 1975 ein und sprach davon, dass seitdem aufgetretene MΓ€ngel reaktionΓ€ren Elementen geschuldet seien, die 2 % der BevΓΆlkerung ausmachten.[79]

Am 28. September 1977 erreichte Pol Pot Peking, wo er von Hua Guofeng und Deng Xiaoping empfangen wurde. Die Fotografien von diesem Ereignis waren die ersten âffentlich zugÀnglichen Aufnahmen von Pol Pot und ermâglichten es in der Folge Experten, ihn als Saloth Sar zu identifizieren. Zu den Motiven für diese Reise und den âffentlichen Auftritt zÀhlte zum einen, Vietnam zu signalisieren, dass China angesichts der immer grâßer werdenden Spannungen zwischen Hanoi und Peking fest an der Seite Kambodschas stand. Darüber hinaus wollte Pol Pot seinem Regime ein menschliches Antlitz verleihen, da im Ausland aufgrund der Menschenrechtsverletzungen und der Hungersnot in Kambodscha Vorwürfe laut wurden. Am 4. Oktober reiste er mit seiner Delegation weiter nach Nordkorea. Zu diesem Anlass sendeten die nordkoreanischen Medien als erste weltweit eine Kurzbiographie zu Pol Pot, die im Demokratischen Kampuchea niemals ausgestrahlt wurde, damit er seinem Volk gegenüber weiterhin im Verborgenen blieb. Noch wÀhrend dieser Reise marschierten vietnamesische Truppen als Vergeltung für die Angriffe auf TÒy Ninh in Kambodscha ein, wobei dieser militÀrische Konflikt der Außenwelt weiterhin verborgen blieb.[80]

Am 25. Dezember 1977 beschloss das Zentralkomitee unter Pol Pot die diplomatischen Beziehungen zu Vietnam abzubrechen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die vietnamesischen Truppen bereits bis zu 20 km innerhalb Kambodschas. Knapp zwei Wochen spΓ€ter zogen sich die vietnamesischen Truppen hinter die Grenze zurΓΌck, was die Propaganda in Kambodscha als historischen Sieg feierte. Kurz darauf besuchte Pol Pot die ΓΆstliche Verwaltungszone, wo die Truppen Hanois am tiefsten nach Kambodscha eingedrungen waren. Er gratulierte den dortigen militΓ€rischen FΓΌhrern zu ihrem Kampfesmut und ordnete, zurΓΌck in Phnom Penh, ihre Ermordung an. Anders als von Vietnam beabsichtigt, fΓΌhrten Invasion und RΓΌckzug nicht zu stΓ€rkerer Verhandlungsbereitschaft der kambodschanischen FΓΌhrung, sondern radikalisierten deren Kurs noch weiter. Am 17. Januar 1978 betonte Pol Pot in einer Rede, dass Kambodscha Vietnam genauso besiegen und vernichten werde wie die Vereinigten Staaten im Jahr 1975 und dies auch die feste Überzeugung der restlichen Welt sei. Bis zum Februar 1978 ΓΌberfielen Rote Khmer wiederholt Orte in Vietnam, wobei sie verbrannte Erde hinterließen und Massaker an der BevΓΆlkerung verΓΌbten.[81] Bis zum Juni flohen eine dreiviertel Millionen Vietnamesen vor diesen Angriffen aus den Grenzgebieten.[82]

Pol Pot (zweiter von rechts) mit Elena und Nicolae CeauΘ™escu sowie Khieu Samphan (ganz rechts) bei einem Besuch in RumΓ€nien, 1978

Mit Beginn der vietnamesischen Offensive ab November 1977 erlaubte Pol Pot ausgewÀhlten AuslÀndern den Zutritt in das bis dahin vâllig abgeschottete Land, um außenpolitisch Unterstützung gegen Hanoi zu bekommen. Offizielle Besuchsdelegationen aus Burma, Malaysia, RumÀnien und Skandinavien sowie Kader prochinesischer marxistisch-leninistischer Parteien aus Australien, Belgien, DÀnemark, Frankreich, Italien und Japan kamen ins Land und wurden mitunter von ihm persânlich begrüßt. Im MÀrz 1978 durften jugoslawische Pressevertreter als erste auslÀndische Journalisten das Demokratische Kampuchea besuchen. Das Besuchsprogramm umfasste auch ein kurzes Interview mit Pol Pot, einem von nur Àußerst wenigen wÀhrend seiner Herrschaft.[83] Das Interview mit dem jugoslawischen Fernsehteam war dabei Teil einer Kurzbiographie. Seine durch die familiÀren Verbindungen zum Palast relativ privilegierte Herkunft und den wahren Namen verheimlichte Pol Pot.[84]

Andere Maßnahmen Phnom Penhs angesichts der vietnamesischen Offensive waren, neben Fortsetzung der Massenmorde sowie Sammlung von β€žGestΓ€ndnissenβ€œ in den Killing Fields, Lockerungen gegenΓΌber den Menschen des 17. April. In den Kommunen wurden Grundschulen, die Lesen und Schreiben sowie einfache Mathematik unterrichteten, gegrΓΌndet, die Zwangsarbeiter bekamen mehr freie Zeit und die Einteilung in Menschen mit vollen Rechten, Kandidaten und Deponierte wurde im Mai 1978 aufgehoben. Zudem wurden alle Kambodschaner amnestiert, die vor GrΓΌndung des Demokratischen Kampuchea angeblich Verbindung zu auslΓ€ndischen Nachrichtendiensten oder Lon Nol und Sihanouk gehabt hatten. Seit 1976 waren hunderte gut ausgebildete Kambodschaner in das Land gekommen, um sich den Roten Khmer anzuschließen. Viele von ihnen und alle aus den Vereinigten Staaten starben in den Killing Fields oder den spΓ€teren Arbeitslagern in Kampong Cham. 15 von ihnen wurden freigelassen und grΓΌndeten unter der Leitung von Thion Mumm eine technische FakultΓ€t. Ob die Roten Khmer mit diesen Maßnahmen das Land gegen Vietnam einen wollten, oder Gegner des Regimes aus der Deckung gelockt werden sollten, bleibt unklar.[85]

Trotz dieser Amnestien erhΓΆhte sich in den Killing Fields, deren Todesmechanismus ein Eigenleben entwickelt hatte, die Anzahl der Opfer. In Tuol Sleng kamen in den ersten sechs Monaten des Jahres 1978 bereits mehr Menschen ums Leben als im gesamten Vorjahr. In der zweiten JahreshΓ€lfte wurden in der ΓΆstlichen und nordΓΆstlichen Verwaltungszone massive politische SΓ€uberungen durchgefΓΌhrt, die die Parteikader, Soldaten und deren Familien betrafen, die verantwortlich fΓΌr das VorrΓΌcken der vietnamesischen StreitkrΓ€fte gemacht wurden. FΓΌhrende Parteikader, die wΓ€hrend des Jahres 1978 hingerichtet wurden, waren unter anderem Vorn Vet, Chou Chet und Muol Sambath, die seit den 1950er Jahren enge Vertraute Pots gewesen waren. So Phim entzog sich durch Selbstmord der Verschleppung in die Killing Fields, woraufhin alle 700 Bewohner seines Dorfes ermordet wurden.[86] Pol Pots Motive fΓΌr diese Exekutionen sind nicht geklΓ€rt, mΓΆglicherweise ausschlaggebend waren unterschiedliche strategische Ansichten oder die bewusste Aufrechterhaltung politischer InstabilitΓ€t, um das Land mit einer immerwΓ€hrenden Revolution von einer sozialistischen in eine kommunistische Gesellschaftsform zu ΓΌberfΓΌhren, wie es der Maoismus vorsieht.[87]

Massaker in der ΓΆstlichen Zone

Hunderttausende Kambodschaner starben, als die BevΓΆlkerung aus den ΓΆstlichen Verwaltungszonen, die in Marschrichtung der vietnamesischen StreitkrΓ€fte lagen, verschleppt wurde und es zum Massaker in der ΓΆstlichen Zone kam. Wie die staatlichen Importlisten Mitte 1978 beweisen, beschloss das Regime zu dieser Zeit knapp 250 t blauen Stoff einzufΓΌhren. Die daraus produzierten blauen Kramas wurden an die aus dem Osten deportierten, ahnungslosen Kambodschaner verteilt, um sie als Todeskandidaten zu kennzeichnen. FΓΌr die Farbe Blau entschied sich Pol Pot mΓΆglicherweise aufgrund seiner Kindheit im KΓΆnigspalast, wo es blau uniformierte Putzkolonnen aus HΓ€ftlingen gegeben hatte, oder wegen seines Brigadeeinsatzes in der Sozialistischen Republik Kroatien. Dort waren zur Zeit der deutschen Besatzung die Serben gezwungen worden, blaue ArmbΓ€nder zu tragen. An ihren Bestimmungsorten wurden die derart gekennzeichneten Kambodschaner dann schrittweise getΓΆtet. Sie waren vom Status her als β€žKhmer mit vietnamesischen Geistβ€œ den neuen Menschen untergeordnet. SchΓ€tzungen ΓΌber die Opferzahl in den ΓΆstlichen Verwaltungszonen, die 1,8 Mio. Einwohner hatten, reichen von 100.000 bis 400.000. Kiernan hΓ€lt eine Opferzahl von 250.000 fΓΌr die wahrscheinlichste.[88]

BΓΌste Pol Pots im Tuol-Sleng-Genozid-Museum (2019 nicht mehr vorhanden)

FΓΌr die zweite HΓ€lfte des Jahres 1978 gibt es Hinweise darauf, dass es Pol Pot entgegen der bis dahin gezeigten Schweigsamkeit und Verborgenheit in der Γ–ffentlichkeit um die EinfΓΌhrung eines Personenkults ging, der im Vergleich zu dem um Mao oder Kim Il-sung abgeschwΓ€cht war. Dies war dem sozialen Druck einiger seiner AnhΓ€nger und WeggefΓ€hrten geschuldet, die von seiner Politik profitiert hatten. So wurden bis Mitte des Jahres 1978 in allen kommunalen Speisehallen großformatige Fotografien Pol Pots aufgehΓ€ngt, und in Dokumenten, die vorher stets die FΓΌhrung der Partei insgesamt gepriesen hatten, war es jetzt Pol Pot, dessen hellsichtige Regierung gelobt wurde. Nach dem Sturz der Roten Khmer wurden zudem in Tuol Sleng mehrere Γ–lgemΓ€lde und Gussformen fΓΌr BΓΌsten von Pot gefunden. Ein Ziel fΓΌr diese Maßnahmen kΓΆnnte gewesen sein, mit einer personalisierteren FΓΌhrung das Land im Kampf gegen Vietnam zu einen, wie es unter Γ€hnlichen Bedrohungslagen in Nordkorea und China geschehen war. Trotzdem blieb Pot gemeinsam mit Nuon Chea der verborgenste kambodschanische FΓΌhrer seit dem Zweiten Weltkrieg.[89]

Im September 1978 berief Pot einen einwΓΆchigen Parteikongress ein, an dem 60 Kader teilnahmen. Er hielt eine Rede zum Jahrestag der GrΓΌndung der KPK, die spΓ€ter in der Parteizeitung Tung Padevat verΓΆffentlicht wurde und somit als eine von wenigen Reden ΓΌberliefert ist. In dieser Rede stellte er einen neuen Vierjahresplan vor, der das Land zum Sieg gegen Vietnam fΓΌhren sollte. Pot forderte die Schaffung von Modell-Kooperativen nach dem Vorbild des chinesischen Dazhai und formulierte das Ziel, dass bis 1980 ein Drittel aller Genossenschaften selbstversorgend sein solle. Ferner fΓΌhrte er aus, dass sich die Lebensgrundlage fΓΌr 90 % der BevΓΆlkerung verbessert hΓ€tte und dass mehrere Industriezweige entstanden seien. Von diesen hatten allerdings etliche bereits unter der Herrschaft Sihanouks bestanden und waren lediglich mit UnterstΓΌtzung aus Nordkorea und China saniert worden. Die Niederlage Vietnams stellte er als unausweichlich dar und konstatierte, Hanoi habe nichts aus der Geschichte und den Niederlagen von Napoleon, Hitler und amerikanischen Imperialisten gelernt.[90]

Am 22. Dezember 1978[91] – unmittelbar vor dem Einmarsch vietnamesischer Truppen und dem darauf folgenden Zusammenbruch des Regimes – traf Pol Pot mit Elizabeth Becker und Richard Dudman aus den Vereinigten Staaten zusammen. Sie waren die ersten Journalisten aus einem nichtsozialistischen Land, die das Demokratische Kampuchea besuchen durften. Sie wurden dabei vom britischen Gelehrten Malcolm Caldwell begleitet, der ein AnhΓ€nger der Roten Khmer war und mehrere Schriften zur Verteidigung ihres Regimes verfasst hatte. Die Fragen, die unter anderem die Menschenrechtsverletzungen, das Schicksal von Sihanouk oder die IdentitΓ€t der Regierungsmitglieder betrafen, waren im Vorwege ΓΌbermittelt worden. Pol Pot ging in dem GesprΓ€ch nicht auf sie ein, sondern hielt einen mehrstΓΌndigen Monolog. Erst danach konnten Becker und Dudman einige Fragen stellen, die zumeist ignoriert wurden. Becker meinte spΓ€ter, anstelle eines Interviews habe sie eine Vorlesung erhalten.[91] Inhaltlich stellte Pol Pot in erster Linie die Bedrohung Kambodschas durch die vietnamesische Aggression dar. MΓΆglicherweise in der Hoffnung, Γ€hnlich wie der prochinesische und moskaukritische Nicolae CeauΘ™escu in Washington auf Sympathien zu stoßen, behauptete er, der Warschauer Pakt hΓ€tte sich gegen Kambodscha gestellt, deshalb regte Pot ein Eingreifen der NATO an. Ihr Begleiter Caldwell wurde wenige Stunden nach seinem GesprΓ€ch mit Pol Pot, in dem es um Agrar- und sozialistische Wirtschaftspolitik gegangen war, im GΓ€stehaus der Regierung unter ungeklΓ€rten UmstΓ€nden erschossen. Drei vermummte Personen stΓΌrmten das GΓ€stehaus. Auf Dudman wurde auch geschossen, die Kugeln verfehlten aber ihr Ziel. Becker wurde mit einer Waffe bedroht. Einer der Angreifer beging nach Angaben von Thiounn Prasith unmittelbar nach der Tat Selbstmord. Thiounn Prasith hatte die Gruppe als ReprΓ€sentant des Außenministeriums durch das Land begleitet, war aber ΓΌber Nacht nach Hause gegangen. Ein weiterer Angreifer wurde verhaftet, ein dritter Angreifer konnte entkommen. Bis zum Eintreffen von Sicherheitsbeamten versteckten sich die beiden Journalisten im Haus.[92] Eine Verantwortung von Pot fΓΌr diesen Mord ist laut seinem Biographen Chandler eher unwahrscheinlich.[93]

Sturz und Untergrund

Am 25. Dezember 1978 startete Vietnam mit 14 Divisionen und der UnterstΓΌtzung von 15.000 vor den Roten Khmern geflohenen Kambodschanern, unter ihnen der spΓ€tere MinisterprΓ€sident Hun Sen, eine Großoffensive in Kambodscha.[94] Die waffentechnisch unterlegenen kambodschanischen Truppen wurden trotz couragierter Gegenwehr schnell ausmanΓΆvriert. Noch am 29. Dezember 1978 gab Pot einer marxistisch-leninistischen Delegation aus Kanada ein dreistΓΌndiges Interview und sprach dabei von der bevorstehenden Niederlage Vietnams, das durch den Warschauer Pakt unterstΓΌtzt werde. Am 5. Januar traf er sich nach VerΓΆffentlichung einer aufwΓΌhlenden Stellungnahme gegen Vietnam und den sowjetischen Expansionismus nachmittags mit Sihanouk, der drei Tage zuvor einem EntfΓΌhrungsversuch durch ein vietnamesisches Spezialkommando knapp entkommen war. Pot ΓΌberzeugte den Monarchen davon, am nΓ€chsten Tag mit einem chinesischen Flugzeug das Land zu verlassen und sich bei den Vereinten Nationen fΓΌr das Regime der Roten Khmer einzusetzen. Auf einer großen Landkarte stellte er Sihanouk dar, wie die Truppen Vietnams in den nΓ€chsten zwei Monaten zu vernichten seien. Am folgenden Nachmittag verließ Sihanouk mit dem letzten abgehenden Flug vor der Einnahme Phnom Penhs das Land. Nur wenige Stunden vor dem EinrΓΌcken der vietnamesischen Truppen in die Hauptstadt, gegen 9 Uhr am 7. Januar 1979, transportierten zwei Helikopter Pot und seine engsten Vertrauten in das Exil nach Thailand. Die Reste der kambodschanischen Armee, um die 30.000 Mann, flohen mit ungefΓ€hr 100.000 Landbewohnern und Wehrpflichtigen nach Nordwesten in das bewaldete Grenzgebiet zu Thailand, wobei Tausende an MangelernΓ€hrung und in Gefechten starben. Dieser Fluchtbewegung schlossen sich viele Parteikader an, wΓ€hrend diejenigen, die in ihren DΓΆrfern verblieben, oft von den Bewohnern umgebracht wurden.[95]

Nach der Eroberung von Phnom Penh am 7. Januar 1979 veranlasste Hanoi die Ausrufung der Volksrepublik Kampuchea mit pro-vietnamesischer Regierung unter Führung von Heng Samrin, einem Rote-Khmer-Abtrünnigen, und anderen Kambodschanern, die nach Vietnam geflohen waren.[94] Dieser Satellitenstaat wurde international auf DrÀngen von China und den Vereinigten Staaten isoliert und außer durch Vietnam nur von der Sowjetunion und ihren Verbündeten sowie Indien unterstützt. Mit Hilfe ihrer Verbündeten, wie zum Beispiel den ASEAN-Staaten, erreichten Peking und Washington, dass bei den Vereinten Nationen weiterhin Vertreter des geflohenen Pol-Pot-Regimes Kambodscha reprÀsentierten, was ein historisch einmaliger Vorgang ist. Dadurch war die bettelarme Volksrepublik Kampuchea von Entwicklungshilfe durch die Weltgemeinschaft abgeschnitten. Thailand, das nach der Einnahme Phnom Penhs selbst eine vietnamesische Invasion fürchtete, verstÀndigte sich im Januar 1979 mit China darauf, die Roten Khmer aufzunehmen, wenn Peking im Gegenzug die Unterstützung der Guerilla der Kommunistischen Partei Thailands beendete.[96]

Über den weiteren Verbleib Pol Pots im Jahr 1979 ist wenig bekannt. Erst gegen Jahresende tauchte er wieder auf und wurde in einem befestigten Lager im Osten Thailands fotografiert. Dieses Camp, das mehrfach verlegt wurde, wurde spΓ€ter als Office 87 bekannt, was auf die frΓΌhere Tarnbezeichnung 870 fΓΌr das Zentralkomitee der kambodschanischen Kommunisten anspielt.[97] Dort gab er im Dezember 1979 Journalisten aus Japan, Schweden und den Vereinigten Staaten mehrere Interviews, was bis 1997 sein letzter Kontakt mit der Presse war. Hier offenbarte er erstmals seine wahre IdentitΓ€t als Saloth Sar und beschuldigte Vietnam, verantwortlich fΓΌr die Millionen Toten zu sein, die es wΓ€hrend seiner Herrschaft gegeben hatte. Lediglich ein GesprΓ€ch mit einem seiner AnhΓ€nger im Januar 1981 ist ΓΌberliefert und erlangte Bekanntheit, weil er darin auf den Autogenozid einging und in Vietnam geschulte Kader dafΓΌr verantwortlich machte, die ihn nicht ΓΌber die katastrophalen ZustΓ€nde informiert hΓ€tten. Kurz nach den Interviews vom Dezember 1979 gab er seinen RΓΌcktritt als Premierminister des Demokratischen Kampuchea bekannt und ernannte Khieu Samphan zu seinem Nachfolger. Wahrscheinlich erfolgte dieser Schritt, weil Pol Pot eine zu große Belastung fΓΌr die Γ–ffentlichkeitsarbeit der Exilregierung geworden war.[98]

Bis Ende 1979 hatten sich mehr als 100.000 Rote Khmer, davon etwa die HÀlfte Kampftruppen und UnterstützungskrÀfte, nach Thailand abgesetzt, wo sie zum Teil in provisorischen Flüchtlingslagern mit Kambodschanern zusammenlebten, die zuvor vor ihrem Regime geflohen waren. Bis Mitte 1980 organisierten sie eigene, streng disziplinierte Lager, wÀhrend 300.000 kambodschanische Flüchtlinge Thailand verließen und in anderen LÀndern Asyl suchten. Pol Pot, der die Reste seiner Armee und ungefÀhr 100.000 weitere AnhÀnger kommandierte, wurde im Exil nicht nur von Thailand, sondern auch von China und den Vereinigten Staaten unterstützt, weil sie seine Feindschaft gegenüber Vietnam teilten. Da diese SchutzmÀchte zum Teil mÀchtige Nationen waren, er zum Überleben auf ihre Unterstützung angewiesen war und sie sein Hauptziel der Vertreibung Vietnams aus Kambodscha teilten, sah Pol Pot darüber hinweg, dass er mit dieser AbhÀngigkeit eines seiner vier Grundprinzipien, die Autarkie, verletzte.[99]

Camps der Roten Khmer, FUNCINPEC und KPNLF an der thailΓ€ndischen Grenzen 1979–84

Im Jahr 1981 fΓΌhrte der weltweite Abscheu gegen Pol Pot und die Ablehnung der vietnamesischen Besatzung durch viele kambodschanische FlΓΌchtlinge dazu, dass die Vereinigten Staaten und ihre VerbΓΌndeten darauf drΓ€ngten, eine nichtkommunistische Koalitionsregierung im Exil zu bilden und keine Roten Khmer mehr als ReprΓ€sentanten zur UN zu entsenden. Das Zentralkomitee reagierte darauf mit der AuflΓΆsung der KPK, wobei jedoch die meisten der FΓΌhrungsmitglieder eine Nachfolgepartei mit Namen Partei des Demokratischen Kampuchea (Khmer: αž‚αžŽαž”αž€αŸ’αžŸαž€αž˜αŸ’αž–αž»αž‡αžΆαž”αŸ’αžšαž‡αžΆαž’αž·αž”αžαŸαž™αŸ’αž™ Englisch: Party of Democratic Kampuchea) grΓΌndeten, welche auf Strukturen der alten Partei aufbaute. Mitte 1982 kam es schließlich zur Bildung einer Regierungskoalition (Koalitionsregierung des Demokratischen Kampuchea), die von den Kommunisten dominiert wurde. Die beiden anderen Fraktionen wurden von Sihanouk, der im Jahr zuvor die FUNCINPEC gegrΓΌndet hatte, und Son Sann geleitet. Sann war Ende der 1960er Jahre Premierminister von Kambodscha gewesen und hatte im Jahr 1979 im Kampf gegen Phnom Penh die antikommunistische Nationale Befreiungsfront des Khmer-Volkes (KPNLF) ins Leben gerufen. Premierminister Khieu Samphan fungierte gemeinsam mit Son Sen im Ausland als Sprecher des Demokratischen Kampuchea.[100]

Von Thailand aus wurde der Guerillakrieg gegen die Vietnamesen und die Volksrepublik Kampuchea vor allem wΓ€hrend der Regenzeit und der damit verbundenen eingeschrΓ€nkten Beweglichkeit schwerer Waffen fortgesetzt, wobei die Roten Khmer die kampfstΓ€rkste Miliz bildeten. Eingenommenes Territorium konnte nie lange gehalten werden und die Truppen der Koalitionsregierung wurden stets von der vietnamesischen Volksarmee und den StreitkrΓ€ften Kambodschas wieder hinter die Grenze nach Thailand zurΓΌckgeworfen. Eine Ausnahme bildete die grenznahe Bergregion Phnom Malai in der kambodschanischen Provinz Banteay Meanchey, die lΓ€nger gehalten werden konnte und in die Pol Pot zeitweise sein Hauptquartier verlegte.[101][94][102] Die Nachwuchsgewinnung erfolgte in den FlΓΌchtlingslagern in Thailand, die von der Exilregierung kontrolliert und vom Hohen FlΓΌchtlingskommissar der Vereinten Nationen finanziert wurden.[103]

Aus der Zeit von 1981 bis Ende 1986 sind keine Reden oder Schriften Pol Pots bekannt, sondern es existieren lediglich zwei Fotografien von ihm. Bis auf einen Krankenhausaufenthalt in China im Jahr 1985 hielt er sich laut Chandler die ganze Zeit in geschΓΌtzten Lagern im Grenzgebiet von Kambodscha und Thailand auf. Der Politikwissenschaftler Kelvin Rowley andererseits gibt an, dass sich das Office 87 in Bo Rai befand und Pol Pot wiederholt nach Bangkok und Peking reiste, sowohl um seinen sich verschlechternden Gesundheitszustand behandeln zu lassen, als auch um politische GesprΓ€che zu fΓΌhren.[104] Bis zum Jahr 1985 war er der oberste Befehlshaber der Milizen des Demokratischen Kampuchea. Im August des Jahres 1985 wurde bekanntgegeben, dass er sich von diesem Dienstposten zurΓΌckziehen und zum Leiter eines HΓΆheren Institutes fΓΌr Nationale Verteidigung ernannt werden wΓΌrde, ΓΌber dessen Funktion nichts bekannt ist. Im Jahr 1989 trat Pol Pot von diesem Amt zurΓΌck und fungierte wahrscheinlich bis 1997 als ParteisekretΓ€r der Kommunisten. Zum Guerillakrieg der Roten Khmer und ihrer VerbΓΌndeten gehΓΆrte wΓ€hrend dieser Zeit das großflΓ€chige Verlegen von Antipersonenminen, denen noch in den 1990er Jahren Tausende zum Opfer fielen, darunter sehr viele Zivilisten. Khieu Ponnary, bei der im Jahr 1970 wahrscheinlich eine paranoide Schizophrenie ausgebrochen war[105] und laut Nuon Chea seit 1974 erneut unter starken Symptomen fΓΌr eine psychische StΓΆrung wie zum Beispiel Aphonie litt,[106] war seit einem Auftritt auf einer Parteiveranstaltung im Jahr 1978 nicht mehr in der Γ–ffentlichkeit aufgetreten und galt als geisteskrank.[107] Zu Beginn der 1980er Jahre wurde sie, wahrscheinlich aufgrund eines schweren Nervenzusammenbruchs, fΓΌr lΓ€ngere Zeit in einem Krankenhaus in Peking behandelt. Im Jahr 1985 erhielt Pol Pot von Khieu Ponnary die Erlaubnis, Mea Son, auch bekannt als Muon, zu heiraten. Im Jahr darauf gebar Pol Pots zweite Ehefrau sein erstes Kind, eine Tochter, die Sith genannt wurde.[108]

Im Jahr 1988 lichtete sich etwas die Dunkelheit, die Pol Pot verbarg, als die Botschaft der Vereinigten Staaten in Bangkok an ein Dokument aus einem der Lager des Demokratischen Kampuchea gelangte. Es datiert auf den Dezember 1986 und stammt von einem anonymen Verfasser, wobei Stil und Duktus stark fΓΌr Pol Pot als Autor sprechen. Wahrscheinlich als Grundsatzrede fΓΌr eine Arbeitssitzung der Parteikader entworfen, wird auf 39 Seiten die Geschichte des Demokratischen Kampuchea skizziert, ohne ein einziges Mal die Kommunistische Partei zu erwΓ€hnen. Neben der Rechtfertigung fΓΌr nicht nΓ€her spezifizierte Fehler, die jedoch von den Leistungen klar ΓΌbertroffen wΓΌrden, sind vor allem die zahlreichen Attacken auf Vertreter anderer Ansichten aufschlussreich. Damit sind sowohl Staaten gemeint, die das Pol-Pot-Regime wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert hatten, als auch die nichtkommunistischen Koalitionspartner in der Regierung, die immer mehr UnterstΓΌtzung von Kambodschanern aus dem Ausland und den thailΓ€ndischen FlΓΌchtlingslagern erfuhren. Den Fraktionen von Sihanouk und Son Sann aufs tiefste misstrauend, ruft Pol Pot in dieser Schrift dazu auf, wieder so viel ideologische Kraft zu entwickeln, um Vietnam und die nichtkommunistischen Koalitionspartner besiegen zu kΓΆnnen. Die politische Parole β€žNation, Demokratie und Lebensgrundlageβ€œ soll dabei alle gesellschaftlichen Schichten ansprechen, war aber sicher keine Abkehr von der steinzeitkommunistischen Ideologie, sondern lediglich Mittel zum Zweck der RΓΌckkehr an die Macht. Weiter fΓΌhrt Pol Pot im Dokument aus, dass neben der kurzlebigen Pariser Kommune das Demokratische Kampuchea seit ΓΌber 2.000 Jahren der erste Staat gewesen sei, in dem β€žeinfache Menschenβ€œ, wie er einer sei, die Regierungsgewalt ausgeΓΌbt hΓ€tten. Auf die historische Unerfahrenheit der einfachen Menschen mit Verwaltungsangelegenheiten fΓΌhrt er Fehler wie das mitunter β€žetwas exzessiveβ€œ Verhalten zurΓΌck. Global betrachtet Pol Pot das Demokratische Kampuchea als besten Staat der Welt und vergleicht ihn skizzenhaft mit der Sowjetunion, China, Vietnam, Vereinigten Staaten, Vereinigtem KΓΆnigreich, Frankreich und Australien, die allesamt unter Mangel litten. In dieser Rhetorik den Reden von Sihanouk aus den 1960er Jahren folgend, betont er, dass Kambodscha niemals andere Nationen angegriffen und usurpiert habe und in diesem Sinne unschuldiger sei als andere LΓ€nder. Am Ende der Schrift spricht sich Pol Pot gegen jeden Personenkult aus und fΓΌhrt als negative Beispiele Napoleon sowie vier Kambodschaner an, die im 19. Jahrhundert erfolglos gegen die franzΓΆsische Kolonialherrschaft gekΓ€mpft hatten. Im Vergleich dazu hebt er erneut die vorgebliche historische Einmaligkeit und Grâße des Demokratischen Kampuchea hervor. An keiner Stelle in dieser Rede verwendet Pol Pot die Ich-Form und erwΓ€hnt die eigene Person nur beilΓ€ufig, was typisch fΓΌr seine Methode war, die eigene Rolle zu verschleiern und Terror mit beschΓΆnigenden Worten zu umschreiben.[109]

Guerillaoperationen der Roten Khmer in Kambodscha 1989/90 (Quelle: Christophe Peschoux: Les Β«nouveauxΒ» Khmers rouges: enquΓͺte, 1979–1990: reconstruction du mouvement et reconquΓͺte des villages. Γ‰ditions L’Harmattan, 1992)

Der durch Perestroika und Glasnost ausgelΓΆste politische Wandel in der Sowjetunion unter FΓΌhrung von Michail Gorbatschow sowie die Abkehr von der Breschnew-Doktrin fΓΌhrten dazu, dass Kambodscha und Vietnam immer weniger MilitΓ€rhilfen aus dem Warschauer Pakt erhielten. Zudem orientierte sich Vietnam zunehmend an der Reform- und Γ–ffnungspolitik von Peking und war bestrebt, seinen Verteidigungsetat zu senken. Daher zog Hanoi seine Besatzungstruppen aus Kambodscha bis zum September 1989 nach und nach komplett ab. Die Regierung in Phnom Penh begann mit Liberalisierungen, so wurden unter anderem Restriktionen in der ReligionsausΓΌbung aufgehoben und der Immobilienmarkt privatisiert, was ihre PopularitΓ€t in der BevΓΆlkerung erhΓΆhte. Wahrscheinlich als Reaktion auf diese Maßnahmen verkΓΌndete das Demokratische Kampuchea die endgΓΌltige Zurruhesetzung Pol Pots. Den RΓΌckzug der vietnamesischen StreitkrΓ€fte nutzten die Koalitionstruppen um die Roten Khmer aus, um ein betrΓ€chtliches Territorium von Kambodscha einzunehmen und sich so eine volkswirtschaftliche Basis zu schaffen. Im Jahr 1990 eroberten sie Pailin und die umliegenden Edelsteinvorkommen. Durch den Verkauf von Saphiren, Rubinen, Holz und GrundstΓΌcken vor allem nach Thailand konnten betrΓ€chtliche Einnahmen erzielt werden, die im Jahr 1992 100 Mio. US-Dollar ΓΌberschritten. Im Verlauf der 1980er Jahre ΓΌbten vor allem Indonesien, Australien und Frankreich zunehmend Druck auf die Vereinigten Staaten, China und Thailand als SchutzmΓ€chte der Roten Khmer aus, die Blockade Kambodschas endlich zu beenden. Ein weiterer Faktor, der die Koalitionsregierung dazu bewegte, eine VerstΓ€ndigung mit Phnom Penh anzustreben, war die zunehmende PopularitΓ€t von MinisterprΓ€sident Hun Sen.[110]

Nachdem das Demokratische Kampuchea lange eine politische LΓΆsung verzΓΆgert hatte, um mehr Gebiete unter Kontrolle zu bringen, und Phnom Penh auf Anraten Hanois abwartete, brachten der Zerfall der Sowjetunion und der Zusammenbruch des Staatssozialismus in Osteuropa eine geopolitische Γ„nderung mit sich. Die Regierungen von China und Vietnam, die die kommunistische Gesellschaftsordnung aufrechterhalten wollten, strebten eine Einigung an, um den Stellvertreterkrieg um Kambodscha zu beenden. Seit dem Jahr 1987 hatte es bereits Friedenskonferenzen in Thailand, Frankreich und Indonesien gegeben, die weniger den Charakter von Verhandlungen zwischen der Koalitionsregierung und der Volksrepublik Kampuchea gehabt hatten als den von VierparteiengesprΓ€chen, welche durch Rote Khmer, die Fraktionen von Sihanouk und Son Sann und Phnom Penh gebildet wurden. Durch den zunehmenden Druck aus Peking und Hanoi sahen sich Rote Khmer und Sihanouk bald genΓΆtigt, ihre erfolgversprechenden Kriegshandlungen einzustellen, wΓ€hrend der Staat Kambodscha, wie er sich seit Abzug Vietnams nannte, auf die weitere DΓ€monisierung des Pol-Pot-Regimes verzichtete und einen Teil der nationalen SouverΓ€nitΓ€t an die UN ΓΌbertrug. Bei entscheidenden Verhandlungen im Juni 1991 in Pattaya war Pol Pot wahrscheinlich persΓΆnlich zugegen. Nachdem die stΓ€ndigen Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ihre UnterstΓΌtzung zugesagt hatten, wurde der Supreme National Council for Cambodia gebildet, in dem alle vier Fraktionen vertreten waren. Im Oktober 1991 kam es schließlich zur Unterzeichnung der Pariser FriedensvertrΓ€ge. Laut Berichten von ÜberlΓ€ufern soll Pol Pot wΓ€hrend dieser turbulenten Phase vorsichtig optimistisch und gelassen gewesen sein.[111]

Das Verhalten der Roten Khmer, die weiterhin von Pol Pot, Nuon Chea und Ta Mok gefΓΌhrt wurden, blieb wΓ€hrend der folgenden Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen in Kambodscha (UNTAC) inkonsistent. Wahrscheinlich lag dies daran, dass die FΓΌhrung nicht gewohnt war, in aller Γ–ffentlichkeit zu agieren. Im Mai 1992 wurde Son Sen aus dem Zentralkomitee entfernt und mit einem Kontaktverbot zu UNTAC-AngehΓΆrigen belegt, wahrscheinlich weil Pol Pot im Friedensprozess der Übergangsverwaltung eine List zu erkennen glaubte, die die Zerschlagung der Roten Khmer zum Ziel hatte. Im gleichen Monat untersagten die Roten Khmer den Inspektoren der Vereinten Nationen, ihr Territorium zu betreten, womit sie ihre Entwaffnung verhinderten. WΓ€hrend der UNTAC-Übergangsverwaltung ΓΌberfielen sie mehrfach in Kambodscha lebende Vietnamesen, wobei es ΓΌber 100 Tote gab, und boykottierten am 23. Mai 1993 die Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung, ohne die BevΓΆlkerung in ihrem Sinne mobilisieren zu kΓΆnnen. Andererseits unternahmen die Roten Khmer wenig gegen die PrΓ€senz der UNTAC oder die Wahlen zur Nationalversammlung im Juli 1993.[112]

Über Pol Pot persΓΆnlich gibt es im Zeitraum der spΓ€ten 1980er bis frΓΌhen 1990er Jahre wenig gesicherte Erkenntnisse. Als einziges Dokument neben den Berichten von ÜberlΓ€ufern existiert eine Fotografie von ihm im Kreise seiner Familie, die durch Zufall im Jahr 1989 in Peking aufgefunden wurde. Pol Pot lebte im Office 87, das bis zur Unterzeichnung der Pariser FriedensvertrΓ€ge nahe Trat in Thailand stand und danach nach Anlong Veng in Kambodscha verlegt wurde. Der Zugang zum Camp wurde durch thailΓ€ndische StreitkrΓ€fte kontrolliert, wΓ€hrend im Lager eine Leibwache von ΓΌber hundert kambodschanischen Soldaten fΓΌr seine Sicherheit zustΓ€ndig war. Pol Pot, der nun zumeist β€žGroßvater 87β€œ genannt wurde, unterrichtete weiterhin regelmÀßig Kommandeure der Roten Khmer. Inhalt seiner Lehre war die RΓΌckkehr zur Macht fΓΌr das Demokratische Kampuchea. Bis zum Jahr 1988 setzte er dabei den Schwerpunkt auf die KriegsfΓΌhrung und danach verstΓ€rkt auf politischen Wahlkampf. Das von ihm vermittelte Weltbild war einfacher als frΓΌher, rein dualistisch und thematisierte den Kampf Gut gegen BΓΆse, wobei es an das Mahabharata und andere Epen aus Hinduismus und Buddhismus erinnerte. FrΓΌhere prΓ€gende Ideen, wie die Lehren von Marx, Lenin oder Mao, und Konzepte wie Staatssozialismus, Revolution oder Partei fanden keine ErwΓ€hnung mehr. Ziel dieser mehrwΓΆchigen Schulungen, bei denen auch Son Sen, Ta Mok, Khieu Samphan und Nuon Chea unterrichteten, war, ΓΌber die SchΓΌler als Multiplikatoren ihre Lehre in der FlΓ€che zu verbreiten. Teilnehmer an diesen Veranstaltungen, die spΓ€ter als Zeugen aussagten, berichteten ΓΌbereinstimmend von der charismatischen Überzeugungskraft, die Pol Pot als Lehrer entfaltete.[113]

Nachdem die Roten Khmer durch den Abschluss der Pariser FriedensvertrΓ€ge die Patronage durch China und die Vereinigten Staaten verloren hatten, dauerte es einige Jahre, bis sich das in ihrer SchwΓ€chung niederschlug. Die kambodschanische Koalitionsregierung aus royalistischer FUNCINPEC und Kambodschanischer Volkspartei fΓΌhrte in den Jahren 1993–1994 GesprΓ€che zur AussΓΆhnung mit den Roten Khmer, die ohne Erfolg blieben. Daher erklΓ€rte Phnom Penh schließlich die Roten Khmer fΓΌr illegal und nahm die Kampfhandlungen gegen sie wieder auf. Pol Pot, der ihre Macht schwinden sah, kehrte zu den Methoden der Schreckensherrschaft aus den 1970er Jahren zurΓΌck. In offiziellen Verlautbarungen der ParteifΓΌhrung wurde das Regime von 1975–1979 nicht mehr als soziales Experiment dargestellt, sondern als ein notwendiger Abwehrkampf gegen eine Annexion durch Vietnam. In einem Dokument der Roten Khmer aus dem Jahr 1994, das ihre schlechte Lage analysiert, werden, Γ€hnlich wie in den letzten beiden Jahren des Pol-Pot-Regimes, fΓΌr die Misere auswΓ€rtige β€žfeindliche Elementeβ€œ verantwortlich gemacht, die den grâßten Teil der Bewegung infiltriert hΓ€tten. Pol Pot propagierte erneut den Bauern als idealen Menschen, verhΓ€ngte drakonische Strafen fΓΌr den Handel mit anderen Provinzen und unterdrΓΌckte den Buddhismus, der sich in seinem Herrschaftsgebiet wieder geregt hatte. Außerdem kam es wieder zu drastischen Kollektivierungsmaßnahmen, ÜberfΓ€llen auf Vietnamesen und im Jahr 1995 wurden drei Touristen entfΓΌhrt und ermordet. Die Auswirkungen dieser neuen Politik waren fΓΌr die Roten Khmer katastrophal, denn die Aussicht auf eine wahrscheinlich mit Armut verbundene RΓΌckkehr zum Sozialismus sowie einen endlosen Krieg vertrieb ihre AnhΓ€nger zu Tausenden.[114]

Entmachtung und Tod

Grab von Pol Pot nahe Anlong Veng

Gegen Ende des Jahres 1995 erlitt Pol Pot wahrscheinlich einen Schlaganfall, der eine dauerhafte halbseitige LΓ€hmung zur Folge hatte. Inzwischen war Ta Mok der oberste Befehlshaber der Roten Khmer geworden, wΓ€hrend Pol Pot noch bei wichtigen Entscheidungen konsultiert wurde. In Phnom Penh entbrannte ein Machtkampf zwischen Hun Sen und Norodom Ranariddh, bei dem beide Seiten um UnterstΓΌtzung durch ÜberlΓ€ufer von den Roten Khmer warben. Im Gegenzug fΓΌr eine Begnadigung durch den kambodschanischen KΓΆnig – das Land war seit September 1993 eine konstitutionelle Monarchie – verließ Ieng Sary im August 1996 die Roten Khmer und begab sich in das Lager von Hun Sen. Truppen, die von Anlong Ven ausgesandt wurden, um gegen ihn zu kΓ€mpfen, desertierten wie viele weitere tausend in den nΓ€chsten beiden Monaten. Zugleich verloren die Roten Khmer zwei ihrer drei wichtigsten Besatzungszonen. Angesichts dieser Entwicklungen ließ Pol Pot Ta Mok, Nuon Chea und Son Sen unter Hausarrest stellen, beschuldigte sie der Konspiration mit Vietnam und versuchte eine neue Bewegung zu formen. Wichtigster Helfer hierbei war der MilitΓ€rkader Saroeun. Dieser ermordete wahrscheinlich auf Order Pol Pots im Februar 1997 mehrere Mitglieder einer Gesandtschaft der FUNCINPEC, die die MΓΆglichkeit einer Koalition mit den Roten Khmer ausloten wollten, und mehr als 20 Kader in Anlong Veng. Am 9. Juni 1997 ließ Pol Pot Son Sen mitsamt 13 FamilienangehΓΆrigen, darunter mehrere Kleinkinder, tΓΆten. Danach kippte die Stimmung in Anlong Veng endgΓΌltig gegen Pol Pot und die letzten loyalen MilitΓ€reinheiten liefen zu Ta Mok ΓΌber. Mit seiner Familie und den letzten Getreuen floh Pol Pot am 13. Juli, wurde aber nach drei Tagen festgesetzt. Seitdem wurde er von den Roten Khmer offiziell als VerrΓ€ter bezeichnet und am 25. Juli 1997 ein Schauprozess gegen ihn in Anlong Veng erΓΆffnet. Zu diesem wurde der amerikanische Journalist Nate Thayer mit einem Kameramann als Beobachter eingeladen. Die Anklage gegen Pol Pot beinhaltete lediglich die Ermordung von Son Sen und kein anderes Verbrechen. Er selbst erhielt wΓ€hrend des ganzen Verfahrens keine Gelegenheit sich zu erklΓ€ren und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.[115]

Mitte Oktober 1997 erhielt Thayer die Erlaubnis, mit Pol Pot, der in Anlong Veng unter Hausarrest stand, ein Interview zu fΓΌhren, sein erstes seit Dezember 1979. Zwar rΓ€umte der gesundheitlich schwer gezeichnete Pol Pot auf Nachfrage ein, wΓ€hrend seiner Regierungszeit schwere Fehler begangen zu haben, andererseits habe sein Regime die Existenz Kambodschas als unabhΓ€ngigem Staat gesichert. WΓ€hrend des Interviews bemΓΌhte er sich, das GesprΓ€ch auf andere Themen zu lenken, wie zum Beispiel Familie, Gesundheit und seine Zeit in Jugoslawien und Paris. Im MΓ€rz 1998 eroberten die Regierungstruppen Anlong Veng und die Roten Khmer zogen sich mit ihrem Gefangenen in unmittelbare NΓ€he der thailΓ€ndischen Grenze zurΓΌck. Am 15. April 1998 hΓΆrte Pol Pot in der khmersprachigen Version des Radioprogramms Voice of America, dass laut Thayer die Roten Khmer seine Übergabe an Phnom Penh beabsichtigten, wo er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden sollte. Am selben Tag, gegen 22:15 Uhr und bevor der Wagen eintraf, der ihn zum Rote-Khmer-Tribunal transportieren sollte,[116] fand ihn seine Frau tot im Bett liegend auf. Als Todesursache wurde von offizieller Seite Herzinsuffizienz angegeben. Da in der Folge keine Obduktion durchgefΓΌhrt wurde, liegen dafΓΌr keine schlΓΌssigen Beweise vor.[117] Der Leichnam wurde an den nΓ€chsten beiden Tagen der Presse prΓ€sentiert und am 18. April unter einer Lage Abfall mitsamt seinen persΓΆnlichen BesitztΓΌmern verbrannt.[118]

Überzeugungen und Ansichten

Anhand der Augenzeugen, die ihn als ruhigen, selbstsicheren und überzeugenden Redner schildern, und Schriften Pol Pots, die keine biographischen Details enthalten, fÀllt es schwer, seine persânlichen Motive genau zu ergründen. Als typischer Kambodschaner seiner Zeit wurde er in einem tief verwurzelten VerstÀndnis von Hierarchie erzogen und stand auslÀndischem Einfluss in Kambodscha mit großem Misstrauen gegenüber. Vom Buddhismus übernahm Pol Pot den Glauben an Selbstdisziplin, Persânliche Wandlung und Erleuchtung. Durch die franzâsische Kolonialschulen und das Studium in Paris wurde er mit den Konzepten von Demokratie, Imperialismus, Revolution vertraut, schÀtzte vor allem Jean-Jacques Rousseau und wurde schließlich ein AnhÀnger des Marxismus-Leninismus, wobei er sich von Stalins Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (1938) und spÀter Maos Schriften leiten ließ.[119] Als Lehrer genoss er ein der Tradition buddhistischer Mânche und hinduistischer Brahmanen folgendes hohes moralisches Ansehen und galt bis zuletzt als eine AutoritÀt.[120] Aus seiner Zeit bei der KPI übernahm er die Taktik der geheimen Parteiorganisation und Kampfführung. Nach 1965 orientierte sich Pol Pot immer mehr an den Methoden des Maoismus und der Kulturrevolution. Pol Pot lehnte seinen Kommunismus an den chinesischen Weg an, ohne dabei Kambodschas EigenstÀndigkeit aufzugeben.[121] Laut dem Biographen David P. Chandler kann dieser Kontext die politische Karriere Pol Pots erklÀren, jedoch kaum die Motivation für seine Schreckensherrschaft mit PhÀnomenen wie Killing Fields und Massenvertreibung zufriedenstellend beleuchten. Als historische Vorbilder für Pol Pot bei der radikalen Kollektivierung von 1975 bis 1979 haben wahrscheinlich der Große Sprung nach vorn und die im Holodomor gipfelnde Sowjetpolitik in der Ukraine wÀhrend der 1930er Jahre gedient.[122]

Der historische Kontext des heranwachsenden Pol Pot in den 1930er und 1940er Jahren war eine schwere Krise des nationalen IdentitΓ€tsgefΓΌhls unter den gebildeten Kambodschanern. Auf der einen Seite idealisierte die mit Henri Mouton einsetzende Erforschung Angkor als eine frΓΌhere Hochkultur vor einer faszinierten globalen Γ–ffentlichkeit. Auf der anderen Seite stand eine im Vergleich dazu schwache Nation, die bereits vor ihrer Zeit als franzΓΆsisches Protektorat ab 1863 zwischen Vietnam und Siam in großem Umfang aufgeteilt worden war, und immer weitere Krisen durchlief.[123] WΓ€hrend in Vietnam die Kommunistische Partei Vietnams und Việt Minh unter Hα»“ ChΓ­ Minh zusehends eine Macht wurden im UnabhΓ€ngigkeitskampf, blieb es in Kambodscha bei einem grâßeren Protest in der Hauptstadt im Juli 1942. Im FranzΓΆsisch-ThailΓ€ndischen Krieg verlor Kambodscha erneut Gebiete an Siam, darunter Angkor, im September 1941 besetzten die Japaner das Land, das nach einigen wenigen Monaten der UnabhΓ€ngigkeit unter Son Ngoc Thanh ab September 1945 wieder von Frankreich eingenommen wurde.[124] Staatliche UnabhΓ€ngigkeit war fΓΌr Pol Pot daher ein zentrales Leitmotiv wie fΓΌr die Roten Khmer insgesamt. Als sie am Ende allein im Kambodschanischen BΓΌrgerkrieg gesiegt, ihre UnabhΓ€ngigkeit erkΓ€mpft und Amerika gedemΓΌtigt hatten, glaubte Pol Pot, meist abgeschottet von der Außenwelt, fest an die Einzigartigkeit und Überlegenheit ihrer Revolution, besonders im Vergleich zu der in Vietnam und Laos.[125] Gerade zu Vietnam waren die kulturellen Unterschiede groß und bestanden seit Jahrhunderten angespannte Beziehungen, wΓ€hrend die Patronage durch Hanoi in UnabhΓ€ngigkeitskampf und BΓΌrgerkrieg immer mehr als Bevormundung und SchwΓ€chung wahrgenommen worden war.[126] Angkor selbst wurde daher als historisches Beispiel fΓΌr die glorreiche Bestimmung der Roten Khmer zitiert, wie von Pol Pot im Jahr 1977 getan: β€žWenn unser Volk fΓ€hig war, Angkor zu erbauen, kΓΆnnen wir alles erreichen.β€œ[127]

Einblicke in die Sozialstrukturanalyse der ParteifΓΌhrung um Pol Pot gibt Samphans Dissertation Die Wirtschaft Kambodschas und die Probleme seiner Industrialisierung von 1959. FΓΌr die Verarmung der Bauern, die ΓΌberwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, seien kolonial geprΓ€gte Großgrundbesitzer und Kreditgeber verantwortlich, die sie ausbeuteten, um in den Genuss von kapitalistischen GΓΌtern und auslΓ€ndischen Luxusartikeln zu kommen. Samir Amins Theorien folgend sieht Samphan Kambodschas Armut durch seine periphere Lage im kapitalistischen Weltsystem und Konkurrenzdruck begrΓΌndet. Die Gewinne der wenigen industriellen WertschΓΆpfungsinseln im Lande werden von AuslΓ€ndern abgeschΓΆpft. Ganz im Sinne der Dependenztheorie argumentierend basiert fΓΌr Samphan der Wohlstand Europas und Nordamerikas in der Unterentwicklung der ausgebeuteten Staaten. Als LΓΆsung spricht er sich fΓΌr die HerauslΓΆsung der nationalen Produktion aus dem kapitalistischen Weltsystem, eine Reorganisation des VermΓΆgens und planmÀßige Umstrukturierung des Landes aus. Diese marxistische Klassenanalyse verband sich beim Pariser Zirkel um Pol Pot mit einer Theorie der nationalen SchwΓ€chung, die auf die Ideen ihres frΓΌheren Mentoren Vannsaks zurΓΌckging. Dieser sah die ursprΓΌngliche Kultur der Khmer durch jahrtausendelange Γ€ußere EinflΓΌsse geschΓ€digt, deren wichtigste der Hinduismus und Buddhismus seien. Das ursprΓΌngliche Volk der Khmer sei durch diese fremden Kulturen, die Besatzung durch Vietnam und Siam, franzΓΆsischen Kolonialismus, Kapitalismus und amerikanischen Imperialismus zum Sklavenvolk der Kambodschaner verformt worden. Pol Pot glaubte, dass die Khmer in einer Γ„ra des β€žprimitiven Kommunismusβ€œ gelebt hatten, dessen unter fremden Schichten schlummernde Kraft in der Bauernschaft wieder entfacht werden und in einen modernen, industrialisierten und homogenen Nationalstaat ΓΌberfΓΌhrt werden kΓΆnne.[128]

Historische Bewertung und Person

Berichte über die Schreckensherrschaft Pol Pots im stark abgeschotteten Kambodscha drangen ab 1977 immer stÀrker in die Außenwelt, beginnend mit dem Buch Cambodge année zéro von François Ponchaud. AnhÀnger der extremen Linken außerhalb des Landes betrachteten diese Schilderungen zum Teil mit Skepsis, da sie dahinter eine antikommunistische Agenda vermuteten. Nach dem Sturz Pol Pots bestÀtigten sich jedoch die meisten der von Ponchaud angeführten Zeugenaussagen.[129] SchÀtzungen der Gesamtzahl der Opfer gehen weit auseinander: Ben Kiernan vom Genocide Studies Program der Yale University geht davon aus, dass mehr als 1,6 Millionen von knapp acht Millionen Kambodschanern getâtet wurden.[130] Eine konservative SchÀtzung durch Michael Vickery anhand von Bevâlkerungsstatistiken von Angus Maddison nennt die Zahl 750.000.[131] Chandler führt als untere Grenze 800.000 bis eine Million Opfern an, zÀhlt aber die Toten des Krieges gegen Vietnam nicht mit. Als wahrscheinlich gibt er an, dass bei diesem Autogenozid mehr als eine Million Menschen an den Folgen der Massenvertreibung, also an Hunger, Überarbeitung und mangelhafter medizinischer Versorgung starb. Mehr als 100.000 weitere Kambodschaner wurden als Staatsfeinde hingerichtet. Etliche dieser Exekutionen waren, insbesondere auf dem Land, impulsiven Überreaktionen junger Parteikader geschuldet, wÀhrend die Morde in Tuol Sleng und anderen FoltergefÀngnissen planvoll erfolgten. Im Krieg mit Vietnam starben zusÀtzlich Zehntausende Kambodschaner.[132] Der Demograph Marek Sliwinski sowie statistische Analysen von Vincent Heuveline und Bruce Sharp kommen auf eine Opferzahl von über zwei Millionen. Der frühere Premierminister Lon Nol sprach spÀter von 2,5 Millionen Toten und Pen Sovan, der erste GeneralsekretÀr der Kampucheanischen RevolutionÀren Volkspartei, nannte 3,1 Millionen Opfer, was die offizielle Position Hanois widerspiegelte.[133] Der amerikanische Politikwissenschaftler Rudolph Joseph Rummel bezeichnet die Gewaltherrschaft der Roten Khmer als einen Demozid und gibt für den Zeitraum von 1975 bis 1987 eine Opferzahl von 2,85 Millionen an.[134] Aktuelle SchÀtzungen, die auf der Arbeit des Rote-Khmer-Tribunals beruhen, gehen von einer Opferzahl zwischen 1,6 Millionen und 2,2 Millionen Menschen aus.[135]

Mit Sicherheit wusste Pol Pot von den VorgΓ€ngen in Tuol Sleng, und wahrscheinlich waren ihm die katastrophalen ZustΓ€nde auf dem Land bekannt. Er sah sich selbst als einen FΓΌhrer zu Kriegszeiten und war nicht in der Lage, menschliches Leid nachzuempfinden, sondern sah es als notwendig an fΓΌr das Überleben der Partei. SpΓ€ter machte Pol Pot fΓΌr die Exzesse, die er versucht habe zu minimieren, β€žKambodschaner mit vietnamesischem Geistβ€œ verantwortlich. Das von Vietnam besetzte Kambodscha machte ihm noch im Jahr 1979 den Prozess und verurteilte ihn und Ieng Sary im August des gleichen Jahres in Abwesenheit zum Tode. Zu dieser Zeit wurde Pol Pot weltweit eine Mediensensation und war bald ein Synonym fΓΌr Genozid und Chaos, das die schlimmsten Γ„ngste vor dem Kommunismus verkΓΆrperte. Versuche westlicher Menschenrechtsaktivisten in den 1980er Jahren, Pol Pot vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen, scheiterten, da Thailand eine Auslieferung ablehnte und Peking und Washington dagegen opponierten. Die Vereinigten Staaten und China protegierten die Roten Khmer, da sie wegen ihrer antivietnamesischen Linie kein Interesse an einer Stabilisierung eines von Vietnam beherrschten Kambodschas hatten. Nach dem Erfolg des Films The Killing Fields – Schreiendes Land wurde die Patronage von Pol Pot fΓΌr die Vereinigten Staaten immer lΓ€stiger, aber vor dem Hintergrund von Realpolitik aufrechterhalten.[136] Der Abscheu vor dem Pol-Pot-Regime wurde nur von wenigen linken Intellektuellen der westlichen Welt nicht geteilt wie zum Beispiel Noam Chomsky. Dieser hatte mit der Herrschaft der Roten Khmer sympathisiert und kam zu dem Schluss, die Opferzahlen seien stark ΓΌbertrieben, die Zeugenaussagen der FlΓΌchtlinge in Thailand wenig glaubwΓΌrdig und Pol Pot sei fΓΌr die Morde nicht verantwortlich gewesen. Die westliche Presse habe ihre Aufmerksamkeit einseitig auf die Verbrechen im Demokratischen Kampuchea fokussiert und die Massaker wΓ€hrend der indonesischen Besatzung Osttimors weitgehend ignoriert. Chomsky erfuhr fΓΌr diese Γ„ußerungen innerhalb der Linken starke Kritik, so zum Beispiel durch Claude Roy, David Horowitz und Robert Manne.[137]

In Deutschland ist die Diskussion ΓΌber das Pol-Pot-Regime nie ΓΌber plakative Zuschreibungen wie β€žUltra-Nationalismusβ€œ oder β€žUltra-Kommunismusβ€œ aus den jeweiligen politischen Lagern hinausgekommen. Ehemalige UnterstΓΌtzer der Roten Khmer aus der 68er-Bewegung reflektieren ihre damalige Rolle kaum und verurteilen die Roten Khmer als irrational handelnde, pathologische MΓΆrder, die den β€žwahren Kommunismusβ€œ nicht verstanden haben. Die kambodschanischen Kader hΓ€tten mit ihrem Nationalismus und Rassismus das anspruchsvolle marxistische Denken von Organisationen wie dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund und dem Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) besudelt. Es gab aber auch nach dem Sturz der Roten Khmer und den sich hΓ€ufenden Berichten ΓΌber ihre Verbrechen noch Sympathisanten in der Bundesrepublik. Joscha Schmierer beispielsweise verΓΆffentlichte im April 1980 eine SolidaritΓ€tsadresse an Pol Pot. Schmierer hatte 1978 eine Besuchsdelegation des KBW im Demokratischen Kampuchea geleitet und gab im Jahr 2013 in seiner Rezension des Buches Pol Pots LΓ€cheln: Eine schwedische Reise durch das Kambodscha der Roten Khmer von Peter FrΓΆberg Idling an, damals nur Fortschritte gesehen zu haben. Ihnen sei die β€žheile sozialistische Modellweltβ€œ einer erfolgreichen egalitΓ€r-agrarischen Revolution vorgespielt worden. WΓ€hrend Teile der radikalen Linken Pol Pot weiterhin ideologisch unterstΓΌtzten, hielt die Regierung von Helmut Schmidt aus bΓΌndnispolitischen GrΓΌnden daran fest, dessen Regime sei die einzig rechtmÀßige Regierung Kambodschas. Aufgrund der vom Kalten Krieg geformten Handlungsmuster unterstΓΌtzte die Bundesrepublik ebenso wie andere westliche Staaten den Guerillakrieg der Roten Khmer gegen die mit der Sowjetunion verbΓΌndeten Vietnamesen und ihre Marionettenregierung in Phnom Penh. Eine tatsΓ€chliche Aufarbeitung dieser VorgΓ€nge hat in Deutschland bisher kaum stattgefunden.[138]

WÀhrend seiner Herrschaft drangen nur wenige, gefilterte Informationen über die Person Pol Pot in die Außenwelt, so dass sie lange Zeit ein RÀtsel blieb. Viele Verâffentlichungen über ihn sind laut Chandler reißerisch und leidenschaftlich geschrieben und tragen wenig zum VerstÀndnis seines Charakters bei. Wegbereiter der biographischen Darstellung Pol Pots war seit den frühen 1980er Jahren vor allem der australische Historiker Ben Kiernan, der hunderte von Kambodschanern in thailÀndischen Flüchtlingslagern befragte und dessen Standardwerk The Pol Pot Regime im Jahr 1996 erschien.[139] Neben den wenigen schriftlichen Zeugnissen Pol Pots griff Chandler in seiner Biographie hauptsÀchlich auf Interviews zurück, die er und andere seit 1992 mit Zeitzeugen, zum Teil aus dem engen persânlichen Umfeld Pol Pots, geführt hatten. In all diesen Aussagen wurde er als ein sympathischer Charakter und überzeugender Redner beschrieben, selbst von Menschen, die enge Angehârige aufgrund der Verbrechen seines Regimes verloren hatten. Keiner der übergelaufenen Roten Khmer gab zu Protokoll, dass Pol Pot als Person ursÀchlich dafür gewesen sei, die Partei zu verlassen. Chandler rÀumt ein, dass für ihn der Widerspruch zwischen dem Charisma Pol Pots und dem Genozid in Kambodscha letztendlich nicht aufzulâsen sei, so dass seine wahre Persânlichkeit mit ihren Motiven weiterhin hinter einer Fassade verborgen bleibe.[140] Chandler betrachtet das PhÀnomen der Roten Khmer aus einer herkâmmlichen antikommunistischen Perspektive und sieht es als die bisher kompromissloseste und fundamentalistischste marxistisch-leninistische Bewegung in der Geschichte an. Es existieren andere Interpretationen, wie zum Beispiel die des amerikanischen Historikers Michael Vickery, der das Demokratische Kampuchea als eine antimarxistische Bauernrevolution kategorisiert. Laut Kiernan war für die Roten Khmer weniger Klassenkampf die Triebfeder für ihre Gewaltherrschaft, als ein gegen ethnische Minderheiten gerichteter Rassismus der Urbevâlkerung.[141] Cham, Vietnamesen und Chinesen wurden aufgrund ihrer Ethnie verfolgt und ermordet, wobei jedoch erhebliche Teile der Khmer-MajoritÀt diesen MinoritÀten zugerechnet wurden. Vor allem auf dieser Argumentation baute das Rote-Khmer-Tribunal den Anklagepunkt des Vâlkermordes auf.[142]

Die Jahre im Untergrund waren zwar einerseits ein Zeichen der SchwΓ€che, trugen aber andererseits dazu bei, Pol Pot und die Roten Khmer mythisch zu verklΓ€ren. In vielen Legenden und Mythen Kambodschas ist der in den Wald fliehende und nach Einkehr und Exil als gestΓ€rkter KΓΆnig, Bandit oder Weiser mit ZauberkrΓ€ften wiederkehrende Held eine gΓ€ngige Figur. Ein anderer Volksglaube, der von den Roten Khmer spΓ€ter genutzt wurde um Schrecken zu verbreiten, betraf die schΓ€dliche Wirkung in Form von Krankheit und bΓΆsen Geistern, die dem Urwald zugeschrieben wurde.[143]

Schriften

  • Die großartigen Siege der kampucheanischen Revolution unter der richtigen und klaren FΓΌhrung der Kommunistischen Partei Kampucheas (27. September 1977)
  • Laßt uns weiterhin entschlossen das Banner des Sieges der ruhmreichen Kommunistischen Partei Kampucheas hochhalten, um das Demokratische Kampuchea zu verteidigen, die sozialistische Revolution fortzufΓΌhren und den Sozialismus aufzubauen (27. September 1978)
  • ErklΓ€rung vom 5. Januar 1979. (in: Kommunismus und Klassenkampf. Theoretisches Organ des Kommunistischen Bundes Westdeutschland [KBW] Dokumentation, 22. Januar 1979)

Literatur

  • Paul R. Bartrop, Steven Leonard Jacobs: Modern Genocide: The Definitive Resource and Document Collection, ABC-CLIO, 2014, ISBN 978-1-61069-364-6, S. 439–631.
  • David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). Westview, 1999 Boulder (CO). Silkworm Books, Chiang Mai (Thailand) 2000, ISBN 974-7551-18-7.
  • Ben Kiernan: How Pol Pot came to power. A history of Cambodian communism, 1930–1975 (2nd Edition). Yale University Press, New Haven CT u. a. 2004, ISBN 0-300-10262-3.
  • Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79. (2nd Edition). Yale University Press, New Haven (CT) 2002. Silkworm Books, Chiang Mai (Thailand) 2005, ISBN 974-9575-71-7.
  • Sacha Sher: Le KampuchΓ©a des Β« Khmers rouges Β». Essai de comprΓ©hension d’une tentative de rΓ©volution. L’Harmattan, Paris u. a. 2004, ISBN 2-7475-6191-7.
  • Philip Short: Pol Pot: The history of a nightmare. Paperback edition. Murray, London 2005, ISBN 0-7195-6569-3.
Commons: Pol Pot β€“ Sammlung von Bildern und Audiodateien

Anmerkungen

  1. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 15.
  2. ↑ Ben Kiernan: The American Bombardment of Kampuchea 1969–1973. In: Vietnam Generation. Jahrgang 1, Nr. 1, Winter 1989, ISSN 1042-7597, S. 4–41; hier: S. 7.
  3. ↑ a b Paul R. Bartrop, Steven Leonard Jacobs: Modern Genocide: The Definitive Resource and Document Collection, Band 4, ABC-CLIO, 2014, ISBN 978-1-61069-364-6, S. 531.
  4. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 7, 8.
  5. ↑ In Khmer kΓΆnnen einzelne Konsonanten WΓΆrter bilden, da ein ungeschriebenes A oder O die Silbe vervollstΓ€ndigt.
  6. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 36, 37.
  7. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 39.
  8. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 17.
  9. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 10.
  10. ↑ a b Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare. John Murray, London, 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 20.
  11. ↑ So David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 15.
  12. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 8, 9.
  13. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 14–17.
  14. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 42.
  15. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 19.
  16. ↑ a b Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 28.
  17. ↑ Philip Short: Pol Pot: The History of a Nightmare John Murray, London 2004, ISBN 978-0-7195-6569-4, S. 42. Eine andere Quelle berichtet dagegen, Sar sei nie SchΓΌler der LycΓ©e Preah Sisowath gewesen, habe aber regelmÀßige Kontakte zu den dortigen SchΓΌlern unterhalten. Vgl. Amitav Ghosh: Dancing in Cambodia, at Large in Burma, Orient Blackswan, 1998, ISBN 978-81-7530-017-0, S. 43.
  18. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 21.
  19. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 17–22.
  20. ↑ Timothy Carney: Unexpected Victory. In: Karl D. Jackson (Hrsg.): Cambodia 1975–1978: Rendezvous with Death, Princeton University Press, 1989, ISBN 0-691-02541-X, S. 18.
  21. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 22–24.
  22. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 26–29.
  23. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 31, 33, 34.
  24. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 46.
  25. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 35–38.
  26. ↑ a b Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 13.
  27. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 12, 13.
  28. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 41–45.
  29. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 45–49.
  30. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 49.
  31. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 16.
  32. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 32.
  33. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 50–54.
  34. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 55–57.
  35. ↑ a b David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 58–61.
  36. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 61–64.
  37. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 65–71.
  38. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 65, 66.
  39. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 6.
  40. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 71–73.
  41. ↑ Edwin E. MoΓ―se: The A to Z of the Vietnam War. (Band 9). Rowman & Littlefield, Lanham 2005, ISBN 0-8108-5333-7, S. 67
  42. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 73–75.
  43. ↑ a b David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 2.
  44. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 126.
  45. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 16–19.
  46. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 77–83.
  47. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 83–85.
  48. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 87–90.
  49. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 90–93.
  50. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 93–95.
  51. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 82, 83.
  52. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 96.
  53. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 96–100.
  54. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 100–102.
  55. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 63, 64
  56. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 102, 103.
  57. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 1.
  58. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 103, 104.
  59. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 105, 106.
  60. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 55–59.
  61. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79. (2nd Edition). Yale University Press, New Haven (CT) 2002. Silkworm Books, Chiang Mai (Thailand) 2005, ISBN 974-9575-71-7, S. 176.
  62. ↑ Craig Etcheson: After the Killing Fields: Lessons from the Cambodian Genocide. Praeger, Westport 2005, ISBN 0-275-98513-X, S. 92, 93.
  63. ↑ Übersicht bei Timothy Carney: Organization of Power. In Karl D. Jackson (Hrsg.): Cambodia 1975–1978: Rendezvous with Death. Princeton University Press, 1989, ISBN 0-691-02541-X, S. 101.
  64. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 107–110.
  65. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 110, 111.
  66. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 326–327.
  67. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 113, 114.
  68. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 115–120.
  69. ↑ a b Zitiert in David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 117.
  70. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 120, 121.
  71. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 122, 123.
  72. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 123–130.
  73. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 336.
  74. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 260–274.
  75. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 350, 351.
  76. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 130–132.
  77. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 146.
  78. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 373.
  79. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 133–136.
  80. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 136–140.
  81. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 142, 143.
  82. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 389.
  83. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 9.
  84. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 144.
  85. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 144–146.
  86. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 403, 404.
  87. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 146–148.
  88. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime, Yale University Press, 3. Auflage 2008, ISBN 978-0-300-14434-5, S. 404–411.
  89. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 148–150.
  90. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 151–153.
  91. ↑ a b Shaun Turton: Becker recounts Pol Pot meeting. www.phnompenhpost.com, 10. Februar 2015, abgerufen am 4. Juli 2017.
  92. ↑ St. Louis Post-Dispatch: Report by Richard Dudman on his December visit to Kampuchea, 15. Januar 1979.
  93. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 153–155.
  94. ↑ a b c Susanne Dyrchs: Das hybride Khmer Rouge-Tribunal: Entstehung, Entwicklung und rechtliche Grundlagen (KΓΆlner Schriften zu Recht und Staat, Band 36). Peter Lang, Frankfurt a. M. 2008, ISBN 978-3-631-56981-8, S. 36.
  95. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 155–157.
  96. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 157–162.
  97. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 157, 158.
  98. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 162–164.
  99. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 158, 159.
  100. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 161, 162.
  101. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 158.
  102. ↑ Kelvin Rowley: Second Life, Second Death. The Khmer Rouge After 1978. Yale University Genocide Studies Program (GSP) Working Paper No. 24, 2004, S. 205. Auch abgedruckt in Susan E. Cook: Genocide in Cambodia And Rwanda. New Perspectives Transaction Publishers. New Brunswick (NJ)/London 2005, S. 191–213.
  103. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 162.
  104. ↑ Kelvin Rowley: Second Life, Second Death. The Khmer Rouge After 1978. In Susan E. Cook (Hrsg.): Genocide in Cambodia And Rwanda: New Perspectives. Transaction Publishers, New Brunswick 2006, ISBN 978-0-7658-0308-5, S. 191–214.
  105. ↑ Philip Short: Pol Pot: The history of a nightmare, Murray, London 2005, ISBN 0-7195-6569-3, S. 117.
  106. ↑ Gina Chon und Sambath Thet: Behind the Killing Fields: A Khmer Rouge Leader and One of His Victims. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2010, ISBN 978-0-8122-4245-4, S. 39, 40.
  107. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 132, 133.
  108. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 164, 165.
  109. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 165–170.
  110. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 170–172.
  111. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 172, 173.
  112. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 173, 174.
  113. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 174–177.
  114. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 178, 179.
  115. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 180–182.
  116. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 210.
  117. ↑ Joseph Chinyong Liow: Dictionary of the Modern Politics of Southeast Asia. (4. Auflage). Routledge, London 2015, ISBN 978-0-415-62531-9, S. 311.
  118. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 182–186.
  119. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 32–34.
  120. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 50, 51.
  121. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 3.
  122. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 4–6.
  123. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 12–15.
  124. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 15–20.
  125. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 115.
  126. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 139, 140.
  127. ↑ Zitiert in David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 13.
  128. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 72–79.
  129. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 160.
  130. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 458.
  131. ↑ Steven Rosefielde: Red Holocaust. Routledge, New York 2010, ISBN 0-203-86437-9, S. 119.
  132. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 4, 160.
  133. ↑ Steven Rosefielde: Red Holocaust. Routledge, New York 2010, ISBN 0-203-86437-9, S. 119, 120.
  134. ↑ Rudolph J. Rummel: β€žDemozidβ€œ – der befohlene Tod: Massenmorde im 20. Jahrhundert. LIT Verlag, MΓΌnster 2003, ISBN 3-8258-3469-7, S. 239.
  135. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 7.
  136. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 160, 161.
  137. ↑ Leopold Labedz: The Use and Abuse of Sovietology. Transaction, New Brunswick 1989, ISBN 0-88738-252-5, S. 113–121
  138. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 216–219.
  139. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 18.
  140. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 3–5.
  141. ↑ Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975–79 (2nd Edition). S. 26.
  142. ↑ Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten. Ferdinand SchΓΆningh, Paderborn 2017, ISBN 978-3-506-78692-0, S. 164f.
  143. ↑ David P. Chandler: Brother Number One: A Political Biography of Pol Pot (Revised Edition). S. 76, 77.