„Schleimfische“ – Versionsunterschied

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| Bild = Blennius ocellaris Messina.jpg
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Die '''Schleimfische''' (Blenniidae, [[Griechische Sprache|griech.]] {{lang|grc|ἡ βλέννα}} und {{lang|grc|τό βλέννος}}, Schleim), auch '''Blenniiden''', '''Unbeschuppte Schleimfische''' oder '''Nackte Schleimfische''' genannt, sind eine Fischfamilie aus der Unterordnung der [[Schleimfischartige]]n, zu denen zahlreiche Grundfische und Spaltenbewohner der Felsküsten und [[Gezeitentümpel]] zählen. Über 350 Arten bevölkern in über 50 [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] die Meeresküsten aller Weltmeere, vor allem der tropischen und subtropischen Zonen, und besetzen sehr unterschiedliche [[ökologische Nische]]n, beispielsweise über verschiedene Nahrungs-Spezialisierung. Wenige Arten kommen auch im Süß- und [[Brackwasser]] vor.


== Merkmale ==
'''Schleimfische''' (Blenniidae), auch '''Unbeschuppte Schleimfische''' oder '''Nackte Schleimfische''' genannt, sind eine sehr anpassungsfähige Familie aus der Unterordnung der [[Schleimfischartige]]n, zu denen zahlreiche Grundfische und Spaltenbewohner der Felsküsten und [[Gezeitentümpel]] zählen.
Schleimfische sind in den meisten Fällen kleine Fische, die größte Art, ''[[Xiphasia setifer]]''<ref>{{fishbase|g=Xiphasia|s=setifer|Name=''Xiphasia setifer''}}</ref>, erreicht eine Maximallänge von 53&nbsp;cm. Die meisten Arten bleiben unterhalb von 15&nbsp;cm. Ihr Körper ist schuppenlos, nur wenige Arten verfügen noch über modifizierte [[Seitenlinienorgan|Seitenlinienschuppen]]. Die Seitenlinie ist nur zu Beginn deutlich. Der Kopf ist meistens stumpf, die Prämaxillare nicht protraktil (nicht vorstreckbar). Auf Stirn und über den Augen sitzen oft artspezifische Hauttentakel. Die Zähne auf den Kiefern sind klein, spitz, feststehend oder beweglich und in einfachen Reihen kammartig angeordnet. Einige Gattungen verfügen über verlängerte Eckzähne, die bei der Gattung ''[[Meiacanthus]]'' mit Giftdrüsen versehen sind. Das [[Gaumenbein]] ist zahnlos, Zähne auf dem [[Pflugscharbein]] können vorhanden sein oder fehlen. Die [[Bauchflosse]]n sitzen kehlständig vor dem Brustflossenansatz. Sie besitzen einen unauffälligen Stachel und zwei bis vier segmentierte Weichstrahlen. Zwei ''Plagiotremus''-Arten fehlen die Bauchflossen. Die Rückenflosse bildet einen langen Flossensaum, der den größten Teil des Rückens einnimmt, und wird von drei bis 17 relativ biegsamen Flossenstacheln und neun bis 119 gegliederten Weichstrahlen gestützt; die Afterflosse hat zwei schwache Flossenstacheln, die bei den Weibchen rückgebildet sind. Die Brustflossen der Schleimfische verfügen über 10 bis 18 unverzweigte [[Flossenstrahl]]en. Die Schwanzflosse wird von verzweigten oder unverzweigten Flossenstrahlen gestützt. Die Anzahl der Wirbel liegt bei 28 bis 44 (bis zu 135 bei ''Xiphasia''). Schleimfische sind oft prachtvoll gefärbt.


Ein [[Basisphenoid]] (Schädelknochen) ist außer bei den [[Nemophini]] immer vorhanden. Die [[Schwimmblase]] ist bei ausgewachsenen Schleimfischen meist nicht mehr vorhanden. Ausnahmen sind die Gattungen ''Phenablennius'' und ''Omox'', sowie der Tribus Nemophini, wo eine kleine, leicht zu übersehende Schwimmblase vorkommt.
Über 350 Arten bevölkern in 56 [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] das [[Felslitoral]] und besetzen sehr unterschiedliche [[ökologische Nische]]n, beispielsweise über verschiedene Nahrungs-Spezialisierung.


== Lebensweise ==
Ihren Namen haben sie daher, dass ihr Körper von einer auffallend dicken [[Schleim]]schicht (βλέννος "Schleim") überzogen ist, die sie befähigt, auch einige Zeit teilweise oder ganz außerhalb des Wassers zu verbringen, ohne dass sie schnell austrocknen.
Schleimfische sind Bodenbewohner, die vor allem in felsigen Biotopen anzutreffen sind. Die meisten Arten ernähren sich als Aufwuchsfresser von Algen und dem darin enthaltenen [[Makrozoobenthos]], einige Arten sind [[Plankton]]fresser, wenige fressen parasitisch Flossen- oder Hautstücke größerer Fische. Schleimfische sind [[Substratlaicher]]: die Weibchen legen ihre Eier in die Wohnhöhlen der Männchen, wo sie dann bis zum Schlupf der Larven vom Männchen oder von beiden Elterntieren bewacht werden.


[[Datei:Plagiotremus rhinorhynchos.jpg|mini|''[[Plagiotremus rhinorhynchos]]'']]
Auf ihrem lang gestreckten Körper zieht sich die [[Rückenflosse]] vom Kopfansatz bis zur Schwanzwurzel. Auch die Afterflosse zieht sich lange nach hinten. Sehr ausgeprägt sind die Brustflossen und der lang gestreckte Körper. Weil sie keine [[Schwimmblase]] besitzen, können sie nicht im Wasser schweben, sondern schwimmen durch energische Flossenbewegungen ruckartig nach vorne oder nach oben ([[Konrad Lorenz]] vergleicht sie mit Sackhüpfern) und lassen sich dann wieder zum Boden sinken, oder stützen sich auf Unebenheiten einer Wand ab.
[[Datei:Salarias fasciatus Aquarium DG.jpg|mini|[[Juwelen-Felshüpfer]] (''Salarias fasciatus'')]]
Dazu benutzen sie auch ihre Brustflossen, die sehr stabil ausgeführt sind. Sehr auffällig wirkt der Kopf und das "Gesicht" der Fische mit großen Augen und großem Mund (Lorenz vergleicht sie auch mit "[[Dackel]]n"!).


== Innere Systematik ==
Einige Arten tragen auf ihrem Kopf eine oder zwei Antennen (Aufsätze), deren Bedeutung noch nicht geklärt ist.
* Unterfamilie [[Blenniinae]]

** Tribus [[Blenniini]]
Die Art der Ernährung ist je nach Art unterschiedlich (ökologische Nische), insgesamt aber sind Schleimfische in dieser Hinsicht anpassungsfähig.
** Tribus [[Omobranchini]]

** Tribus [[Phenablenniini]]
Schleimfische betreiben [[Brutpflege]]. Das Männchen kümmert sich um den [[Laich]].
** Tribus [[Säbelzahnschleimfische]] (Nemophini)

* Unterfamilie [[Kammzahnschleimfische]] (Salariinae)
Im [[Aquarium]] lassen sich Schleimfische problemlos halten und gewöhnen sich gut ein. Problematisch sind Fang und Transport. Schleimfische sind hierbei äußerst stressempfindlich.
[[Datei:Plagiotremus rhinorhynchos.jpg|thumb|''[[Plagiotremus rhinorhynchos]]'']]
[[Datei:Salarias fasciatus Aquarium DG.jpg|thumb|[[Juwelen-Felshüpfer]] (''Salarias fasciatus'')]]

== [[Tribus (Biologie)|Triben]] ==
Eine allgemein akzeptierte Aufteilung der Blenniidae in [[Unterfamilie]]n besteht derzeit nicht. Am ehesten lassen sich zwei Unterfamilien (Blenniinae und Nemophinae) vorschlagen.

* [[Kammzahnschleimfische]] (Salariini)
* [[Blenniini]]
* [[Omobranchini]]
* [[Phenablenniini]]
* [[Säbelzahnschleimfische]] (Nemophini)


== Literatur ==
== Literatur ==
* Joseph S. Nelson, ''Fishes of the World'', John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
* [[Joseph S. Nelson]]: ''Fishes of the World'', John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
* Kurt Fiedler: ''Lehrbuch der Speziellen Zoologie, Band II, Teil 2: Fische''. Gustav Fischer Verlag Jena, 1991, ISBN 3-334-00339-6
* ''KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin'', Oktober/November 2007, Natur und Tier - Verlag, {{ISSN|1439-779X}}
* ''KORALLE, Meerwasseraquaristik-Fachmagazin'', Oktober/November 2007, Natur und Tier - Verlag, {{ISSN|1439-779X}}

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Schleimfischartige]]
[[Kategorie:Schleimfische| ]]

[[ca:Blènnid]]
[[en:Combtooth blenny]]
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[[sk:Blenniidae]]
[[sv:Slemfiskar]]
[[uk:Морські собачки]]
[[zh:鳚科]]

Aktuelle Version vom 24. Juni 2024, 18:07 Uhr

Schleimfische

Seeschmetterling (Blennius ocellaris)

Systematik
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorpha)
Ovalentaria
Ordnung:Schleimfischartige (Blenniiformes)
Unterordnung:Blennioidei
Familie:Schleimfische
Wissenschaftlicher Name
Blenniidae
Rafinesque, 1810

Die Schleimfische (Blenniidae, griech. ἡ βλέννα und τό βλέννος, Schleim), auch Blenniiden, Unbeschuppte Schleimfische oder Nackte Schleimfische genannt, sind eine Fischfamilie aus der Unterordnung der Schleimfischartigen, zu denen zahlreiche Grundfische und Spaltenbewohner der Felsküsten und Gezeitentümpel zählen. Über 350 Arten bevölkern in über 50 Gattungen die Meeresküsten aller Weltmeere, vor allem der tropischen und subtropischen Zonen, und besetzen sehr unterschiedliche ökologische Nischen, beispielsweise über verschiedene Nahrungs-Spezialisierung. Wenige Arten kommen auch im Süß- und Brackwasser vor.

Merkmale

Schleimfische sind in den meisten Fällen kleine Fische, die größte Art, Xiphasia setifer[1], erreicht eine Maximallänge von 53 cm. Die meisten Arten bleiben unterhalb von 15 cm. Ihr Körper ist schuppenlos, nur wenige Arten verfügen noch über modifizierte Seitenlinienschuppen. Die Seitenlinie ist nur zu Beginn deutlich. Der Kopf ist meistens stumpf, die Prämaxillare nicht protraktil (nicht vorstreckbar). Auf Stirn und über den Augen sitzen oft artspezifische Hauttentakel. Die Zähne auf den Kiefern sind klein, spitz, feststehend oder beweglich und in einfachen Reihen kammartig angeordnet. Einige Gattungen verfügen über verlängerte Eckzähne, die bei der Gattung Meiacanthus mit Giftdrüsen versehen sind. Das Gaumenbein ist zahnlos, Zähne auf dem Pflugscharbein können vorhanden sein oder fehlen. Die Bauchflossen sitzen kehlständig vor dem Brustflossenansatz. Sie besitzen einen unauffälligen Stachel und zwei bis vier segmentierte Weichstrahlen. Zwei Plagiotremus-Arten fehlen die Bauchflossen. Die Rückenflosse bildet einen langen Flossensaum, der den größten Teil des Rückens einnimmt, und wird von drei bis 17 relativ biegsamen Flossenstacheln und neun bis 119 gegliederten Weichstrahlen gestützt; die Afterflosse hat zwei schwache Flossenstacheln, die bei den Weibchen rückgebildet sind. Die Brustflossen der Schleimfische verfügen über 10 bis 18 unverzweigte Flossenstrahlen. Die Schwanzflosse wird von verzweigten oder unverzweigten Flossenstrahlen gestützt. Die Anzahl der Wirbel liegt bei 28 bis 44 (bis zu 135 bei Xiphasia). Schleimfische sind oft prachtvoll gefärbt.

Ein Basisphenoid (Schädelknochen) ist außer bei den Nemophini immer vorhanden. Die Schwimmblase ist bei ausgewachsenen Schleimfischen meist nicht mehr vorhanden. Ausnahmen sind die Gattungen Phenablennius und Omox, sowie der Tribus Nemophini, wo eine kleine, leicht zu übersehende Schwimmblase vorkommt.

Lebensweise

Schleimfische sind Bodenbewohner, die vor allem in felsigen Biotopen anzutreffen sind. Die meisten Arten ernähren sich als Aufwuchsfresser von Algen und dem darin enthaltenen Makrozoobenthos, einige Arten sind Planktonfresser, wenige fressen parasitisch Flossen- oder Hautstücke größerer Fische. Schleimfische sind Substratlaicher: die Weibchen legen ihre Eier in die Wohnhöhlen der Männchen, wo sie dann bis zum Schlupf der Larven vom Männchen oder von beiden Elterntieren bewacht werden.

Plagiotremus rhinorhynchos
Juwelen-Felshüpfer (Salarias fasciatus)

Innere Systematik

Literatur

Einzelnachweise

  1. Xiphasia setifer auf Fishbase.org (englisch)
Commons: Schleimfische – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien