Künstlerkolonie Holzhausen am Ammersee

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Die Künstlerkolonie entstand um 1900 im kleinen Bauerndorf Holzhausen am Ammersee. Vor allem Lehrer und Schüler der Münchner Akademie fanden sich hier zunächst zu Malaufenthalten ein. Ein Teil von ihnen baute sich Atelierhäuser im Ort oder am Seeufer und nutzte diese als Haupt- oder Zweitwohnsitz. Verbindende Elemente untereinander und mit den Künstlerkollegen, die zu wiederkehrenden Besuchern wurden, waren neben den gemeinsamen Lehrern an der Akademie die Mitarbeit an den Zeitschriften Jugend und Simplicissimus und noch weitergehend der zeitweilige Zusammenschluss eines Teils zur Künstlergruppe Die Scholle. Holzhausen ist Mitglied in der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien Euro Art.

Der Ausgangspunkt: Von der Kunst- und Akademie-Stadt München hinaus aufs Land

Die Prinzregentenzeit Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts bescherte München eine immense Blüte in Kunst und Wissenschaft. Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich die Akademie der Bildenden Künste mit ihren Malerfürsten Friedrich August von Kaulbach, Franz von Stuck und Franz von Lenbach einen glänzenden Ruf erworben. Dies wirkte wie ein Sog, der nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum unzählige Schüler an die Akademie spülte, die nach ihrer Ausbildung eigene Wege gingen und zu weltberühmten Künstlern avancierten, wie z. B. Franz Marc und Wassily Kandinsky. Die Suche nach künstlerisch zu verarbeitenden neuen Erfahrungen und die damit verbundene Neugierde endeten nicht an den Grenzen von Schwabing, dem Zentrum der Bohème mit ihren legendären rauschenden Festen, sondern Wander- und Fahrradausflüge führten Literaten und Maler*innen zunehmend in die ländliche Umgebung der Residenz- und Akademiestadt. Mit der Hinwendung zur Landschaftsmalerei durchstreiften mehr und mehr Malschüler*innen, teilweise im Gefolge ihrer akademischen Lehrer, Gegenden wie das Dachauer Moos oder die oberbayerische Seenlandschaft, immer auf der Suche nach Motiven für ihre Skizzen oder Gemälde, dabei sinnenfreudiger Einkehr in den Dorfgaststätten nicht abgeneigt.

Bereits 1875 zog es Wilhelm Leibl an den Ammersee, wo er in Schondorf zwei Jahre lebte und im Dorfleben Vorlagen für seine realistischen Porträts und bäuerlichen Alltagsszenen aufspürte. Einige Jahre später folgte der Maler Eduard Selzam den Spuren seines Kollegen Leibl, logierte eine Zeitlang beim Postwirt in Unterschondorf, heiratete eine Postwirtstochter, die Halbschwester von Wilhelm Leibls Geliebter. Ab 1889 baute Selzam sich ein „Schlössl“ in Utting am Ammersee, am südlichen Ortsausgang gen Richtung der späteren Künstlerkolonie Holzhausen. Wohl auf Empfehlung durch Selzam kam 1893 Paul Hoecker, Gründungsmitglied der Münchner Secession, der erste Moderne[1] unter den Professoren der Akademie mit seinen Schülern zum Plein-Air-Malen für einen Sommer an den Ammersee. Dieses Datum markiert die Entdeckung und beginnende Inbesitznahme des unscheinbaren Bauerndörfchens Holzhausen durch das Künstlervolk aus dem nahen München.

Das Dorf

Bereits 776 wurde der Ort urkundlich erwähnt. Auch an der Wende zum 20 Jahrhundert, als die ersten Künstler hierher kamen, bestand die landwirtschaftlich geprägte Ansiedlung nur aus ca. einem Dutzend Häusern, die sich um die romanische Kirche auf einer kleinen Anhöhe gruppierten.

Was Moos und Moor in den bekannteren Künstlerkolonien Dachau oder Worpswede an Motiven lieferte, das spendete hier den ankommenden Malern der See mit seinen ausgedehnten Ufergefilden und den gen Westen ansteigenden Moränenhügeln, sowie an klaren Tagen die Alpensilhouette. Der etwa 700 Meter vom Ortskern entfernte See lässt sich gen Osten erahnen und vom idyllischen Höhenfriedhof an der Kirche ist ein kleiner Ausschnitt davon auch direkt einsehbar. Die ursprünglichen Bewohner waren Bauern und Handwerker, Fischer gab es unter ihnen nicht. Die Grundstücke am See galten als saure Wiesen, also wenig ertragreich, und damit wohlfeil.

Für Unterkunft und Einkehr boten sich das Hotel Panorama und einige Pensionen direkt am Seeufer an, sowie in der Dorfmitte, unterhalb der Kirche, eine urige Dorfschänke. Die ursprünglich etwas umständliche Anreise aus München verbesserte sich ab 1898 deutlich, als die Ammerseebahn entlang des Westufers den Betrieb aufnahm. Kurz darauf konnte sogar von einem eigenen Dampfersteg beim Hotel Panorama nach Herrsching zum Zug gen München übergesetzt werden.

Die Blütezeit und ihr Ausklang

In dieser Umgebung fühlte sich die Malklasse von Prof. Hoecker offenbar sehr schnell heimisch. Man quartierte sich bei den Bauern am Ort und in den billigen Zimmern des Gasthauses Zimmermann ein, wo man sich nach der Malarbeit traf und in fröhlicher Runde mit der ortsansässigen Jugend feierte. Aus einem gemeinsamen Kunstverständnis heraus entwickelte sich organisatorisch die Künstervereinigung Die Scholle. 1899 gegründet, entstammte der Großteil der Mitglieder der Malklasse von Prof. Hoecker.

Drei dieser Scholle-Maler ließen sich im Ort Holzhausen nieder: Walter Georgi, Adolf Münzer und Fritz Erler (zunächst zusammen mit seinem Bruder Erich Erler). Sie erwarben zwischen 1903 und 1905 Grundstücke und bauten sich darauf Atelierhäuser nach ihren jeweiligen Vorstellungen. Nahezu zeitgleich kauften 1902/03 der Bildhauer Mathias Gasteiger und seine Ehefrau, die Malerin Anna Gasteiger, ein paar hundert Meter südlich vom Selzam-Schlössl saure Wiesen am Seeufer, aus heutiger Sicht wertvolle Seegrundstücke, und errichteten darauf ein Haus im Jugendstil und einen Park in der Blickachse über den See auf das Kloster Andechs. Der Maler, Zeichner und Karikaturist Eduard Thöny tat es ihnen 1906 nach und ließ sich ein Wohnhaus mit Tennisplatz in unmittelbarer Nähe erstellen. Thöny verband mit den ansässigen Scholle-Malern die Tätigkeit bei der Zeitschrift Jugend und beim satirischen Wochenblatt Simplicissimus. In seinem Haus waren u. a. häufig die Simplicissimus-Kollegen Ludwig Thoma und Olaf Gulbransson sowie der Verleger Albert Langen zu Gast.

Nur eine Handvoll Jahre später erweiterten der Gestalter und Illustrator Paul Neu und der Maler Kurt Kühn an der Seeholzstraße südlich des Hotels Panorama die Uferzeile, während sich das Anwesen der Porträtmalerin Clara Ewald im Osten an den Dorfkern anschloss. Kurt Kühn schrieb einen Schlüsselroman über jene Zeit, der leider nicht veröffentlicht wurde. Neben den Künstlern, die im Dorf lebten oder zumindest ihren Zweitwohnsitz dort hatten, kamen immer wieder befreundete Maler für kurze oder längere Aufenthalte an den See. Dort entstandene Werke belegen diese. Zu nennen sind hier z. B. der Münchner Prof. Ludwig Bock und seine Schülerin und erste Frau Hansl Bock, sowie deren Mutter, die Malerin Malerin Johanna Merré, und ihr Stiefvater, der Maler Franz Hienl-Merré.

Die Scholle hatte sich als Künstlervereinigung bereits 1911 wieder aufgelöst, die Mitglieder verfolgten ihre teils sehr erfolgreichen Wege getrennt weiter. Die in Holzhausen ansässigen Münzer, Georgi und Fritz Erler erhielten Professuren und große Aufträge im öffentlichen Raum. Auch nach der Blütezeit der Künstlerkolonie hatte diese ihre Anziehungskraft nicht verloren. In den frühen 1920er Jahren kamen der Maler Otto Weil und seine Ehefrau Johanna Speckner, eine bekannte Elfenbeinschneiderin, nach Holzhausen. Die zwei Weltkriege und die turbulente Zwischenkriegszeit hinterließen auch in der Künstlerkolonie ihre Spuren und verursachten mitunter Lebensbrüche. Während einige Mitglieder sich mit dem Nationalsozialismus arrangierten, musste sich Clara Ewald ins Exil retten und Malwine Georgi, die Frau von Walter Georgi, starb im KZ.

Nach 1945

Die Erbauer der Künstlerhäuser hatten die große Zäsur 1945 meist nicht mehr erlebt oder starben in den 50er Jahren. Ihre Grabsteine auf dem Höhenfriedhof von Holzhausen legen Zeugnis über die Blütezeit des Künstlerdorfs ab. Die Künstlerhäuser existieren noch und der Reiz ihrer Geschichte und Ausstattung hat neue Bewohner angezogen bzw. eine veränderte Nutzung ausgelöst. Das Winterhaus von Adolf Münzer erwarb die weltberühmte Opernsängerin Claire Watson und wohnte mit ihrem Ehemann David Thaw, ebenfalls Sänger, dort bis zu ihrem frühen Tod 1986. Im Haus von Georgi wohnte eine Zeitlang der Galerist und Sammler Alfred Gunzenhauser. Das Haus von Otto Weil und Johanna Speckner ging bereits in den 1930er Jahren an deren Schwester über, die Cembalistin Anna Barbara Speckner, die sich dort immer wieder mit ihrem Ehemann Thrasybulos Georgiades aufhielt, einem der bedeutendsten Musikwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Die von den Erbauern mehrfach erweiterte Gasteiger-Villa wurde von der Bayerischen Schlösserverwaltung[2] übernommen und beherbergt ein Museum mit Werken der ursprünglichen Besitzer. Außerdem dient sie als für Hochzeiten sehr begehrte Außenstelle des Uttinger Standesamts. Ein kleines privates Museum zeigt Werke von Adolf Münzer[3]. Eine umfassendere Repräsentation der Scholle-Maler findet sich in der Sammlung des Stadtmuseums Landsberg am Lech. Aber auch die Wohnzimmer von eingesessenen Uttingern und Holzhausenern beherbergen die eine oder andere Arbeit. Selbst die Speicher sorgen immer wieder für Überraschungen. So wurde kürzlich das Werk der Illustratorin und Werbegraphikerin Emma Wirth ans Tageslicht befördert, die fast 50 Jahre bis zu ihrem Tod im Jahr 2000 sehr zurückgezogen in Holzhausen gewohnt und gearbeitet hatte. Ihre bekannteste Werbegraphik ist das „Pfanni-Mädchen“.

Die JES-Kulturstiftung[4] hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Künstlerdorfes Holzhausen zu erzählen und veröffentlicht Lebensgeschichten und Werke in einem virtuellen Museum[5].

Literatur

Siegfried Unterberger, Felix Billeter und Ute Strimmer (Hrsg.): Die Scholle. Eine Künstlergruppe zwischen Sezession und Blauer Reiter. München 2007, ISBN 978-3-7913-3740-1

Einzelnachweise

  1. Birgit Jooss: "... der erste Moderne in der alten Akademie": der Lehrer Paul Höcker. In: Siegfried Unterberger; Felix Billeter; Ute Strimmer (Hrsg.): Die Scholle: eine Künstlergruppe zwischen Secession und Blauer Reiter. München 2008, S. 28–43.
  2. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Abgerufen am 19. April 2022.
  3. Adolf Münzer Museum. Abgerufen am 19. April 2022.
  4. JES Kulturstiftung. Abgerufen am 19. April 2022.
  5. kuk.art : Künstlerkolonie Holzhausen. Abgerufen am 19. April 2022.