„Iljuschin Il-20M“ – Versionsunterschied

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Die '''Iljuschin Il-20M''' ({{ruS|Ильюшин Ил-20М}}, [[NATO-Codename]]: ''Coot-A'') ist eine [[Fernmeldeaufklärung|COMINT]]/[[ELINT]]-Variante der [[Iljuschin Il-18]]. Sie wurde von der [[NATO]] erstmals 1978 beobachtet.
Die '''Iljuschin Il-20M''' ({{ruS|Ильюшин Ил-20М}}, [[NATO-Codename]]: ''„Coot-A“'') ist eine [[Fernmeldeaufklärung|COMINT]]/[[ELINT]]-Variante der [[Iljuschin Il-18]]. Sie wurde von der [[NATO]] erstmals 1978 beobachtet.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Neben einem Prototyp wurden im staatlichen Flugzeugwerk Nr. 30 „Snamja Truda“ (Banner der Arbeit) in Moskau 18 Maschinen für den Einsatz gebaut, die als Il-20M bezeichnet werden. Es ist wenig über die Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit der [[Avionik|Flugelektronik]] bekannt. Il-20M wurden während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] häufig über internationalen Gewässern beobachtet.
Neben einem Prototyp wurden im staatlichen Flugzeugwerk Nr. 30 „Snamja Truda“ (Banner der Arbeit) in Moskau 18 Maschinen für den Einsatz gebaut, die als als Il-20M bezeichnet werden. Es ist wenig über die Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit der [[Avionik|Flugelektronik]] bekannt. Il-20M-Flugzeuge wurden während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] häufig über europäischen Gewässern beobachtet.


=== Technik ===
=== Technik ===
Das Flugzeug ist mit spezieller Ausrüstung für die [[elektronische Aufklärung]] (ELINT) und [[Fernmeldeaufklärung]] (COMINT) ausgerüstet. Das zigarrenförmige Gehäuse unter dem Rumpf enthält das ''Igla-1''-[[Side-Looking-Airborne-Radar]] (SLAR). Dieses wird für [[Radar]]abbildungs- und [[Kartografie]]rungszwecke verwendet. In einem weiteren Gehäuse an der Rumpfseite befindet sich eine große ''A-87P''-Kamera. Im Flugzeug sind die ELINT-Systeme ''Wischnia'', ''SRS-4 Romb'' und ''Kwadrat-2'' untergebracht. Zum Sammeln der elektronischen Daten sind am Rumpf verschiedene [[Antenne]]n angebracht. Die zwei großen Antennen auf der Rumpfoberseite dienen der [[Satellitenkommunikation]]. Die Il-20M kann damit Informationen in Echtzeit an das Bodenkommando übermitteln.
Das Flugzeug ist mit spezieller Ausrüstung für die [[elektronische Aufklärung]] (ELINT) und [[Fernmeldeaufklärung]] (COMINT) ausgerüstet. Das zigarrenförmige Gehäuse unter dem Rumpf enthält das ''Igla-1''-[[Side-Looking-Airborne-Radar]] (SLAR). Dieses wird verwendet für [[Radar]]abbildungs- und [[Kartografie]]rungszwecke. In einem weiteren Gehäuse an der Rumpfseite befindet sich eine große ''A-87P''-Kamera. Im Flugzeug sind die ELINT-Systeme ''Vischnia'', ''SRS-4 Romb'' und ''Kwadrat-2'' untergebracht. Zum Sammeln der elektronischen Daten sind am Rumpf verschiedene [[Antenne]]n angebracht. Die zwei großen Antennen auf der Rumpfoberseite dienen der [[Satellitenkommunikation]]. Die Il-20M kann damit Informationen nahezu in Echtzeit an das Bodenkommando übermitteln.


=== Einsätze ===
=== Einsätze ===
Im Oktober 2013 setzte Russland die Il-20M über dem [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] ein, um entlang der türkischen Küste Aufklärungsmissionen zu fliegen. Als die Maschine entdeckt wurde, hoben auf [[Türkei|türkischer]] Seite zwei [[General Dynamics F-16|F-16]]-Jagdflugzeuge ab, um den Aufklärer abzufangen. Die Maschine steuerte letztlich auf [[Bulgarien|bulgarischen]] Luftraum zu und die Verfolgung wurde abgebrochen.<ref>{{Internetquelle |url=http://en.ria.ru/military_news/20131024/184323199/Turkish-Military-Claims-Interception-of-Russian-Spy-Plane.html |titel=Turkish Military Claims Interception of Russian Spy Plane |hrsg=RIA Novosti |datum=2013-10-25 |abruf=2021-04-17 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131025204354/http://en.ria.ru/military_news/20131024/184323199/Turkish-Military-Claims-Interception-of-Russian-Spy-Plane.html |archiv-datum=2013-10-25 |offline= |archiv-bot=2022-11-17 13:28:55 InternetArchiveBot }}</ref>
Im Oktober 2013 setzte Russland die Il-20M über dem [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] ein, um entlang der türkischen Küste Aufklärungsmissionen zu fliegen. Als die Maschine entdeckt wurde, hoben auf [[Türkei|türkischer]] Seite zwei [[General Dynamics F-16|F-16]]-Jagdflugzeuge ab, um den Aufklärer abzufangen. Die Maschine steuerte letztlich auf [[Bulgarien|bulgarischen]] Luftraum zu und die Verfolgung wurde abgebrochen.<ref>{{Internetquelle |url=http://en.ria.ru/military_news/20131024/184323199/Turkish-Military-Claims-Interception-of-Russian-Spy-Plane.html |titel=Turkish Military Claims Interception of Russian Spy Plane |hrsg=RIA Novosti |datum=2013-10-25 |abruf=2021-04-17 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131025204354/http://en.ria.ru/military_news/20131024/184323199/Turkish-Military-Claims-Interception-of-Russian-Spy-Plane.html |archiv-datum=2013-10-25 |offline= |archiv-bot=2022-11-17 13:28:55 InternetArchiveBot }}</ref>


Dies wiederholte sich am 13. April 2014. Hier flog die Il-20M aus Richtung [[Rumänien]] kommend nach Osten erneut 15 bis 20 Seemeilen entlang der türkischen Schwarzmeerküste, bevor sie von vier türkischen F-16 identifiziert wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sozcu.com.tr/2014/gundem/tskdan-son-dakika-aciklamasi-485966/ |titel=TSK’dan son dakika açıklaması! |datum=2014-04-13 |abruf=2021-04-17 |sprache=tr}}</ref>
Dies wiederholte sich am 13. April 2014. Hier flog die Il-20M aus Richtung [[Rumänien]] kommend und nach Osten fliegend erneut 15 bis 20 Seemeilen entlang der türkischen Schwarzmeerküste, bevor sie von vier türkischen F-16 identifiziert und wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sozcu.com.tr/2014/gundem/tskdan-son-dakika-aciklamasi-485966/ |titel=TSK’dan son dakika açıklaması! |datum=2014-04-13 |abruf=2021-04-17 |sprache=tr}}</ref>


Am 22. Oktober 2014 drang nach Angaben des estnischen Militärs eine Il-20M in estnischen Luftraum ein und hielt sich für einen kurzen Zeitraum darin auf. Das Flugzeug wurde von Flugzeugen der portugiesischen, belgischen und schwedischen Luftstreitkräfte identifiziert und begleitet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.tagesschau.de/ausland/nato-russland-101.html |text= |wayback=20141022194839}}</ref> Das [[Verteidigungsministerium der Russischen Föderation|russische Verteidigungsministerium]] bestritt eine Verletzung des estnischen [[Luftraum#Lufthoheit|Luftraums]].<ref>{{Internetquelle |url=http://de.ria.ru/security_and_military/20141022/269851072.html |titel=Moskau dementiert Bericht Tallinns über Verletzung estnischen Luftraumes |werk=[[RIA Novosti]] |datum=2014-10-22 |abruf=2014-10-22 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141023061251/http://de.ria.ru/security_and_military/20141022/269851072.html |archiv-datum=2014-10-23 |offline= |archiv-bot=2022-11-17 13:28:55 InternetArchiveBot }}</ref>
Am 22. Oktober 2014 drang nach Angaben des estnischen Militärs eine Il-20M in estnischen Luftraum ein und hielt sich für einen kurzen Zeitraum darin auf. Das Flugzeug wurde von Flugzeugen der portugiesischen, belgischen und schwedischen Luftstreitkräfte identifiziert und begleitet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.tagesschau.de/ausland/nato-russland-101.html |text= |wayback=20141022194839}}</ref> Das [[Verteidigungsministerium der Russischen Föderation|russische Verteidigungsministerium]] bestritt eine Verletzung des estnischen [[Luftraum#Lufthoheit|Luftraums]].<ref>{{Internetquelle |url=http://de.ria.ru/security_and_military/20141022/269851072.html |titel=Moskau dementiert Bericht Tallinns über Verletzung estnischen Luftraumes |werk=[[RIA Novosti]] |datum=2014-10-22 |abruf=2014-10-22 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141023061251/http://de.ria.ru/security_and_military/20141022/269851072.html |archiv-datum=2014-10-23 |offline= |archiv-bot=2022-11-17 13:28:55 InternetArchiveBot }}</ref>
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Beim [[Russischer Militäreinsatz in Syrien|Einsatz der russischen Luftwaffe in Syrien]] war ebenfalls die Il-20M beteiligt.<ref>{{Internetquelle |autor=David Cenciotti |url=https://theaviationist.com/2015/09/25/il-20-deployed-to-syria/ |titel=Russia has deployed at least one Il-20 Coot spyplane to Syria |werk=The Aviationist |datum=2015-09-25 |abruf=2021-04-17 |sprache=en}}</ref> Sie wurde später durch [[Tupolew-Tu-204/214-Familie#Tu-214|Tu-214R]] ergänzt.
Beim [[Russischer Militäreinsatz in Syrien|Einsatz der russischen Luftwaffe in Syrien]] war ebenfalls die Il-20M beteiligt.<ref>{{Internetquelle |autor=David Cenciotti |url=https://theaviationist.com/2015/09/25/il-20-deployed-to-syria/ |titel=Russia has deployed at least one Il-20 Coot spyplane to Syria |werk=The Aviationist |datum=2015-09-25 |abruf=2021-04-17 |sprache=en}}</ref> Sie wurde später durch [[Tupolew-Tu-204/214-Familie#Tu-214|Tu-214R]] ergänzt.

Am 28. November 2022 hat eine [[Alarmrotte]] der deutschen [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffe]] bestehend aus zwei Jagdflugzeugen [[Eurofighter Typhoon]] eine Il-20M identifiziert. Die Maschine flog ohne [[Transpondercode]] im internationalen Luftraum zwischen der russischen Exklave [[Oblast Kaliningrad]] und dem russischen Kernland. Die deutsche Alarmrotte startete vom [[Flughafen Ämari]] in [[Estland]].<ref>{{Internetquelle |url=https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1597151614145794048 |titel=Tweet über den Vorfall |werk=Team Luftwaffe |hrsg=twitter.com |datum=2022-11-28 |abruf=2023-01-29}}</ref>

Am 27. Januar 2023 hat eine Alarmrotte der deutschen Luftwaffe bestehend aus zwei Jagdflugzeugen Eurofighter Typhoon eine Il-20M (RF-93611) über der Ostsee identifiziert und begleitet. Die Alarmrotte gehörte zum [[Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“]] auf dem [[Flughafen Rostock-Laage|Fliegerhorst Rostock-Laage]], wohin sie anschließend zurückkehrte.<ref>{{Internetquelle |url=https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1619050544169119744 |titel=Tweet über den Vorfall |werk=Team Luftwaffe |hrsg=twitter.com |datum=2023-01-27 |abruf=2023-01-29}}</ref>


=== Weiterentwicklung ===
=== Weiterentwicklung ===
Die '''Iljuschin Il-20PP''' ist eine aktuelle Weiterentwicklung der Iljuschin Il-20, die nach russischen Angaben moderne feindliche [[Airborne Warning and Control System|AWACS]]-Flugzeuge und [[MIM-104 Patriot]] stören und gleichzeitig analoge feindliche Störmaßnahmen blockieren kann. Mit Stand November 2016 gab es drei Il-20PP.<ref>[[United Press International]]: [http://www.upi.com/Business_News/Security-Industry/2016/11/09/Russia-receives-first-Il-22PP-Porubschik-electronic-countermeasures-planes/4561478700800/ ''Russia receives first Il-22PP Porubschik electronic countermeasures planes''] (englisch), abgerufen am 17. November 2016</ref><ref>[http://www.wingsjournal.com/russia-receive-three-il-22pp-electronic-warfare-aircraft ''Russia about to receive three Il-22PP electronic warfare aircraft''] (englisch), abgerufen am 17. November 2016</ref>
Die '''Iljuschin Il-20PP''' ist eine aktuelle Weiterentwicklung der Iljuschin Il-20, die nach russischen Angaben moderne feindliche [[Airborne Warning and Control System|AWACS]]-Flugzeuge und [[MIM-104 Patriot]] stören und gleichzeitig analoge feindliche Störmaßnahmen blockieren kann. Mit Stand November 2016 gibt es drei Il-20PP.<ref>[[United Press International]]: [http://www.upi.com/Business_News/Security-Industry/2016/11/09/Russia-receives-first-Il-22PP-Porubschik-electronic-countermeasures-planes/4561478700800/ ''Russia receives first Il-22PP Porubschik electronic countermeasures planes''] (englisch), abgerufen am 17. November 2016</ref><ref>[http://www.wingsjournal.com/russia-receive-three-il-22pp-electronic-warfare-aircraft ''Russia about to receive three Il-22PP electronic warfare aircraft''] (englisch), abgerufen am 17. November 2016</ref>


== Technische Daten ==
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== Zwischenfälle ==
== Zwischenfälle ==
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== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 30. Januar 2023, 20:10 Uhr

Iljuschin Il-20M
Iljuschin Il-20
Typ Aufklärungsflugzeug
Entwurfsland

Sowjetunion Sowjetunion

Hersteller Iljuschin
Erstflug 21. März 1968
Indienststellung 1969
Produktionszeit

1968–1976

Stückzahl 19

Die Iljuschin Il-20M (russisch Ильюшин Ил-20М, NATO-Codename: „Coot-A“) ist eine COMINT/ELINT-Variante der Iljuschin Il-18. Sie wurde von der NATO erstmals 1978 beobachtet.

Geschichte

Neben einem Prototyp wurden im staatlichen Flugzeugwerk Nr. 30 „Snamja Truda“ (Banner der Arbeit) in Moskau 18 Maschinen für den Einsatz gebaut, die als als Il-20M bezeichnet werden. Es ist wenig über die Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit der Flugelektronik bekannt. Il-20M-Flugzeuge wurden während des Kalten Krieges häufig über europäischen Gewässern beobachtet.

Technik

Das Flugzeug ist mit spezieller Ausrüstung für die elektronische Aufklärung (ELINT) und Fernmeldeaufklärung (COMINT) ausgerüstet. Das zigarrenförmige Gehäuse unter dem Rumpf enthält das Igla-1-Side-Looking-Airborne-Radar (SLAR). Dieses wird verwendet für Radarabbildungs- und Kartografierungszwecke. In einem weiteren Gehäuse an der Rumpfseite befindet sich eine große A-87P-Kamera. Im Flugzeug sind die ELINT-Systeme Vischnia, SRS-4 Romb und Kwadrat-2 untergebracht. Zum Sammeln der elektronischen Daten sind am Rumpf verschiedene Antennen angebracht. Die zwei großen Antennen auf der Rumpfoberseite dienen der Satellitenkommunikation. Die Il-20M kann damit Informationen nahezu in Echtzeit an das Bodenkommando übermitteln.

Einsätze

Im Oktober 2013 setzte Russland die Il-20M über dem Schwarzen Meer ein, um entlang der türkischen Küste Aufklärungsmissionen zu fliegen. Als die Maschine entdeckt wurde, hoben auf türkischer Seite zwei F-16-Jagdflugzeuge ab, um den Aufklärer abzufangen. Die Maschine steuerte letztlich auf bulgarischen Luftraum zu und die Verfolgung wurde abgebrochen.[1]

Dies wiederholte sich am 13. April 2014. Hier flog die Il-20M aus Richtung Rumänien kommend und nach Osten fliegend erneut 15 bis 20 Seemeilen entlang der türkischen Schwarzmeerküste, bevor sie von vier türkischen F-16 identifiziert und wurde.[2]

Am 22. Oktober 2014 drang nach Angaben des estnischen Militärs eine Il-20M in estnischen Luftraum ein und hielt sich für einen kurzen Zeitraum darin auf. Das Flugzeug wurde von Flugzeugen der portugiesischen, belgischen und schwedischen Luftstreitkräfte identifiziert und begleitet.[3] Das russische Verteidigungsministerium bestritt eine Verletzung des estnischen Luftraums.[4]

Auch am 18. August 2015 flog nach Angaben des estnischen Militärs eine Il-20M an die estnische Grenze.[5]

Beim Einsatz der russischen Luftwaffe in Syrien war ebenfalls die Il-20M beteiligt.[6] Sie wurde später durch Tu-214R ergänzt.

Am 28. November 2022 hat eine Alarmrotte der deutschen Luftwaffe bestehend aus zwei Jagdflugzeugen Eurofighter Typhoon eine Il-20M identifiziert. Die Maschine flog ohne Transpondercode im internationalen Luftraum zwischen der russischen Exklave Oblast Kaliningrad und dem russischen Kernland. Die deutsche Alarmrotte startete vom Flughafen Ämari in Estland.[7]

Am 27. Januar 2023 hat eine Alarmrotte der deutschen Luftwaffe bestehend aus zwei Jagdflugzeugen Eurofighter Typhoon eine Il-20M (RF-93611) über der Ostsee identifiziert und begleitet. Die Alarmrotte gehörte zum Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ auf dem Fliegerhorst Rostock-Laage, wohin sie anschließend zurückkehrte.[8]

Weiterentwicklung

Die Iljuschin Il-20PP ist eine aktuelle Weiterentwicklung der Iljuschin Il-20, die nach russischen Angaben moderne feindliche AWACS-Flugzeuge und MIM-104 Patriot stören und gleichzeitig analoge feindliche Störmaßnahmen blockieren kann. Mit Stand November 2016 gibt es drei Il-20PP.[9][10]

Technische Daten

Die Il-20M RF-93610 wurde am 17. September 2018 durch ein syrisches S-200-System abgeschossen[11]
Il-20M mit vielen Sensoren
Kenngröße Daten
Konzeption COMINT/ELINT-Aufklärungsflugzeug
Besatzung 4
Länge 35,9 m
Spannweite 37,42 m
Höhe 10,17 m
Flügelfläche 140,0 m²
Flügelstreckung 10,0
Nutzlast 13.500 kg
Leermasse k. A.
max. Startmasse 64.000 kg
Antrieb vier PTL Iwtschenko AI-20M mit je 3.169 kW (4.309 PS)
Höchstgeschwindigkeit 675 km/h in 8.000 m Höhe
Dienstgipfelhöhe 10.000 m
Reichweite 6.500 km
Sensoren SLAR, optische, Infrarot- und elektronische Sensoren

Weitere Varianten

Il-20RT

1967 wurden vier Iljuschin Il-18 zu Il-20RT (SIP) umgebaut. Sie dienten zur Bahnverfolgung von Interkontinentalraketen und Raumflugkörpern und waren an ihrem „Buckel“ zu erkennen, der zur Aufnahme von Sensoren und Antennen diente. Die Bezeichnung steht für Radiotelemetritscheski Radar (Radiotelemetrisches Radar) und Samoljotnyj Ismeritelnyj Punkt (fliegender Messpunkt). Stationiert waren sie in Leninsk (Baikonur).

Zwischenfälle

Am 17. September 2018 gegen 23 Uhr Ortszeit[12] verlor das Kommando der russischen Streitkräfte in Syrien den Kontakt zu einer Il-20M, die sich über dem östlichen Mittelmeer befand. Die Maschine wurde versehentlich von der syrischen Luftverteidigung abgeschossen[13], während israelische F-16 über Syrien operierten und Bodenziele angriffen. An Bord befanden sich zur Zeit des Abschusses 15 Personen, von denen keine überlebten.[13] Russland beschuldigte zunächst Israel, dass deren F-16 die Il-20M als Deckung benutzt hätten. Laut israelischen Angaben seien die israelischen Flugzeuge zum Zeitpunkt des Abschusses bereits in den israelischen Luftraum zurückgekehrt gewesen. Der russische Präsident Wladimir Putin entschärfte die Anschuldigungen gegenüber der israelischen Luftstreitkräften und sprach von einer Verkettung unglücklicher Umstände.[14]

Siehe auch

Commons: Iljuschin Il-20 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Turkish Military Claims Interception of Russian Spy Plane. RIA Novosti, 25. Oktober 2013, archiviert vom Original am 25. Oktober 2013; abgerufen am 17. April 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/en.ria.ru
  2. TSK’dan son dakika açıklaması! 13. April 2014, abgerufen am 17. April 2021 (türkisch).
  3. tagesschau.de (Memento vom 22. Oktober 2014 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  4. Moskau dementiert Bericht Tallinns über Verletzung estnischen Luftraumes. In: RIA Novosti. 22. Oktober 2014, archiviert vom Original am 23. Oktober 2014; abgerufen am 22. Oktober 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.ria.ru
  5. Lettland meldet russisches Spionageflugzeug an der Grenze. In: http://de.sputniknews.com. 20. August 2015, archiviert vom Original am 20. August 2015; abgerufen am 17. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/de.sputniknews.com
  6. David Cenciotti: Russia has deployed at least one Il-20 Coot spyplane to Syria. In: The Aviationist. 25. September 2015, abgerufen am 17. April 2021 (englisch).
  7. Tweet über den Vorfall. In: Team Luftwaffe. twitter.com, 28. November 2022, abgerufen am 29. Januar 2023.
  8. Tweet über den Vorfall. In: Team Luftwaffe. twitter.com, 27. Januar 2023, abgerufen am 29. Januar 2023.
  9. United Press International: Russia receives first Il-22PP Porubschik electronic countermeasures planes (englisch), abgerufen am 17. November 2016
  10. Russia about to receive three Il-22PP electronic warfare aircraft (englisch), abgerufen am 17. November 2016
  11. https://aviation-safety.net/database/record.php?id=20180917-0&lang=de
  12. Syrische Luftabwehr schießt russischen Jet ab. In: t-online.de. 18. September 2018, abgerufen am 18. September 2018.
  13. a b Verteidigungsministerium: Die Syrische Luftverteidigung hat russische Il-20 abgeschossen wegen „unverantwortlicher Aktionen“ von Israel, Nowaja Gaseta, 18. September 2018
  14. Putin wertet Abschuss als tragisches Versehen, Berner Zeitung, 18. September 2018