„Braunschweigische Armee“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Auslagerung des allgemein militärhist. Teils des Wiki-Artikels "Geschichte der Garnisonsstadt Braunschweig"
Zeile 1:Zeile 1:
[[Datei:Fassade marslatour bs.JPG|mini|Frontseite der [[Mars-la-Tour-Kaserne]] mit dem Spruchband ''[[Napoleonische Kriege auf der Iberischen Halbinsel|PENINSULA]] • SICILIEN • [[Schlacht bei Waterloo|WATERLOO]] • [[Schlacht von Mars-la-Tour|MARSLATOUR]]'' als Hinweis auf die Feldzüge und Schlachten, an denen Braunschweigische Einheiten im 18. und 19. Jahrhundert teilgenommen haben.]]
Die '''braunschweigische Armee''' umfasste seit die Truppen zunächst des [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel]], seit 1814 dann des neu gegründeten [[Herzogtum Braunschweig|Herzogtums Braunschweig]]. Ihren Charakter als eigenständige Streitmacht verlor sie 1886 mit der Übernahme in die [[Preußische Armee|preußischen Armee]].
Die '''Geschichte der Stadt Braunschweig als Garnisonsstadt''' begann 1671<ref>Georg Ortenburg: ''Braunschweigisches Militär.'' Elm Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-9800219-6-3.</ref> und endete im Oktober 2003<ref>[http://www.braunschweiger-zeitung.de/archiv/ende-einer-traditionsreichen-garnison-id248155.html ''Ende einer traditionsreichen Garnison.''] In: ''[[Braunschweiger Zeitung]].'' 11. Juni 2003.</ref> mit der Auflösung der letzten beiden Kasernen, der Roselies- und der Heinrich-der-Löwe-Kaserne. Damit endete nach 332 Jahren die Geschichte des [[Garnison]]sstandortes [[Braunschweig]].


== Überblick ==
Bis in das 16. Jahrhundert war es üblich, dass die Besitzungen der Herzogtümer unter den erbberechtigten Söhnen der Herzöge aufgeteilt wurden. Dadurch waren aus dem [[Herzogtum Braunschweig-Lüneburg]] die Häuser [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Braunschweig-Wolfenbüttel]], Dannenberg, Harburg und Lüneburg-Celle hervorgegangen.
Die Stadt Braunschweig war seit 1671, nach der Unterwerfung durch die Braunschweiger Herzöge, bis zum Abzug der letzten Bundeswehreinheiten im Jahr 2003 eine Garnisonsstadt. Die Soldaten wurden zunächst in Bürgerhäusern einquartiert. Da dies jedoch oftmals zu Beschwerden durch die Bewohner führte, wurden in der zweiten Hälfte des 18.&nbsp;Jahrhunderts die ersten Kasernen in der Stadt errichtet. In diesem Zeitraum wurden viele Militäreinrichtungen angelegt und der Anblick von uniformierten Soldaten war über drei Jahrhunderte lang ein fester Bestandteil der städtischen Gesellschaft. Viele Soldaten der Garnison Braunschweig kämpften und starben beispielsweise in den [[Kabinettskrieg]]en des 17. und 18.&nbsp;Jahrhunderts oder als braunschweigische Truppen, die für fremde Mächte wie England auf dem amerikanischen Kontinent kämpften.
{{Hauptartikel|Soldatenhandel}}
Weitere ließen ihr Leben im Kampf für die Armee des [[Königreich Westphalen|Königreichs Westphalen]] oder bei den Feldzügen in Spanien und Russland in den Jahren 1809 bis 1813. Sie waren sowohl als Angehörige des ''Feldkorps'' Herzog [[Friedrich Wilhelm (Braunschweig-Wolfenbüttel-Oels)|Friedrich Wilhelms]] in [[Quatre-Bras]] und [[Waterloo (Belgien)|Waterloo]] (1815) eingesetzt, als auch im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] (1870/71) sowie in den beiden großen [[Weltkrieg]]en 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945. Auch in den Kolonialkriegen des [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreichs]] dienten braunschweigische Truppen.


Das Militär diente aber nicht nur zum Kampf gegen den äußeren Feind, sondern übte – je nach Epoche – auch eine Ordnungs- und Repressionsfunktion aus.

Nach 1955 zogen Bundeswehrsoldaten in die Stadt Braunschweig ein. Die Präsenz der Bundeswehr in Braunschweig endete 2003.<ref>[https://ratsinfo.braunschweig.de/?site=fulltext&action=openblob&type=htm&id=7737&idx=0&source=Mitteilung&db_database=0 ''Ehrenhain der Garnison Braunschweig''] auf ratsinfo.braunschweig.de, abgerufen am 23. Oktober 2013.</ref>

== Zeit vor 1671 ==
Bis in das 16. Jahrhundert war es üblich, dass die Besitzungen der Herzogtümer unter den erbberechtigten Söhnen der Herzöge aufgeteilt wurden. Dadurch waren aus dem [[Herzogtum Braunschweig-Lüneburg]] die Häuser [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Braunschweig-Wolfenbüttel]], Dannenberg, Harburg und Lüneburg-Celle hervorgegangen.


=== Vor 1605: Vom Milizsystem zum stehenden Heer ===
Für das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel entstand unter Herzog [[Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Julius]] ein neues Wehrsystem, nach dem jeder einzelne Hauswirt bewaffnet zu sein hatte. Die Waffen wurden durch das Landgericht geprüft und die Männer wurden durch die Offiziere des Herzogs an ihnen ausgebildet und militärisch gedrillt. Die Gewehre stammten aus der Geschütz- und Gewehrfabrikation in [[Gittelde]]. Die militärische Ausbildung der Bürger fand einmal pro Monat statt und zusätzlich gab es ein jährliches großes Exerzieren. Die einzelnen Mannschaften wurden nach Fahnen in Kompanien eingeteilt.
Für das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel entstand unter Herzog [[Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Julius]] ein neues Wehrsystem, nach dem jeder einzelne Hauswirt bewaffnet zu sein hatte. Die Waffen wurden durch das Landgericht geprüft und die Männer wurden durch die Offiziere des Herzogs an ihnen ausgebildet und militärisch gedrillt. Die Gewehre stammten aus der Geschütz- und Gewehrfabrikation in [[Gittelde]]. Die militärische Ausbildung der Bürger fand einmal pro Monat statt und zusätzlich gab es ein jährliches großes Exerzieren. Die einzelnen Mannschaften wurden nach Fahnen in Kompanien eingeteilt.


Neben dieser Art [[Miliz (Volksheer)|Landmiliz]] ergänzten 1589 angeworbene Musketiere sowie eine persönliche Leibgarde, die aus mehreren berittenen Kompanien bestand, die Truppen des Herzogs [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich Julius]]. Der Oberbefehl lag bei dem Grafen Hohenlohe.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S.&nbsp;3–6.</ref>
Zu den Truppen von Herzog [[Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Heinrich Julius]] gehörten 1589 bereits angeworbene Musketiere sowie eine persönliche Leibgarde, die aus mehreren berittenen Kompanien bestand. Befehligt wurden seine Truppen vom Grafen Hohenlohe.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S.&nbsp;3–6.</ref>


=== 1605 bis 1617: Gelbes Regiment und Rotes Regiment ===
=== 1605 bis 1617 ===
[[Datei:Braunschweig Belagerung der Stadt 1615.jpg|mini|hochkant|Die Belagerung von 1615 der Stadt Braunschweig]]
[[Datei:Braunschweig Belagerung der Stadt 1615.jpg|mini|hochkant|Die Belagerung von 1615 der Stadt Braunschweig]]
Die erste [[Stehendes Heer|stehende Truppe]] im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel führte der Herzog 1606 nach [[Wolfenbüttel]], der damaligen Hauptstadt. Dieses waren das 1605 aufgestellte „Gelbe Regiment“ aus Fußsoldaten und das „Rote Regiment“, das aus berittenen Truppen bestand. Im Jahr 1605 belagerte Heinrich Julius die Stadt Braunschweig vom 28. Oktober bis zum 9. Januar 1606. Der König von Dänemark vermittelte einen achtwöchigen Waffenstillstand. Da es zu keiner Einigung kam, verordnete Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] einen Abzug der Truppen auf beiden Seiten. Die Stadt Braunschweig rüstete entgegen dieser Anweisung jedoch weiter auf, so dass sie vom Kaiser mit der [[Reichsacht]] belegt wurde.
Die erste [[Stehendes Heer|stehende Truppe]] im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel führte der Herzog 1606 nach [[Wolfenbüttel]], der damaligen Hauptstadt. Dieses waren das 1605 aufgestellte „Gelbe Regiment“ aus Fußsoldaten und das „Rote Regiment“, das aus berittenen Truppen bestand. Im Jahr 1605 belagerte Heinrich Julius die Stadt Braunschweig vom 28. Oktober bis zum 9. Januar 1606. Der König von Dänemark vermittelte einen achtwöchigen Waffenstillstand. Da es zu keiner Einigung kam, verordnete Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] einen Abzug der Truppen auf beiden Seiten. Die Stadt Braunschweig rüstete entgegen dieser Anweisung jedoch weiter auf, so dass sie vom Kaiser mit der [[Reichsacht]] belegt wurde.
Zeile 15:Zeile 24:
Ab 1609 wurden alle Untertanen des Herzogtums in das bestehende Wehrsystem eingebunden. Die Ausstattung der Kriegsdienstpflichtigen bestand aus dem langen [[Spieß]], der [[Muskete]] und einem [[Harnisch]]. Zusätzlich wurden die Besitzer der freien Höfe verpflichtet Reittiere und Rüstungen bereitzustellen. Nach dem Tode von Herzog Heinrich Julius setzte sein Nachfolger Herzog [[Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Friedrich Ulrich]] 1615 beide Regimenter zur erneuten [[Belagerung von Braunschweig]] ein. Diese endete abermals durch dänische Vermittlung mit einem Vergleich bei dem die Ächtung der Stadt aufgehoben wurde und die Stadt eine Ausgleichszahlung und eine Erbhuldigung an den Herzog leisten musste, während dieser die Privilegien der Stadt anerkannte.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S.&nbsp;6–9.</ref>
Ab 1609 wurden alle Untertanen des Herzogtums in das bestehende Wehrsystem eingebunden. Die Ausstattung der Kriegsdienstpflichtigen bestand aus dem langen [[Spieß]], der [[Muskete]] und einem [[Harnisch]]. Zusätzlich wurden die Besitzer der freien Höfe verpflichtet Reittiere und Rüstungen bereitzustellen. Nach dem Tode von Herzog Heinrich Julius setzte sein Nachfolger Herzog [[Friedrich Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Friedrich Ulrich]] 1615 beide Regimenter zur erneuten [[Belagerung von Braunschweig]] ein. Diese endete abermals durch dänische Vermittlung mit einem Vergleich bei dem die Ächtung der Stadt aufgehoben wurde und die Stadt eine Ausgleichszahlung und eine Erbhuldigung an den Herzog leisten musste, während dieser die Privilegien der Stadt anerkannte.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S.&nbsp;6–9.</ref>


=== 1618 bis 1648: Dreißigjähriger Krieg ===
=== 1618 bis 1648 ===
Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]], der seit dem Jahr 1618 die deutschen Lande überzog, hatte sich Herzog Friedrich Ulrich für die Neutralität entschieden. Dennoch verstärkte er in den Jahren 1622 bis 1623 seine Truppen und setzte seinen Schwager [[Otto III. (Braunschweig-Harburg)|Otto zu Braunschweig und Lünebung]] als Obrist ein. Ein Teil dieser Truppen wurde in einer Kreisarmee des [[Niedersächsischer Reichskreis|Niedersächsischen Reichskreises]] unter dem Befehl von Herzog [[Georg (Braunschweig-Calenberg)|Georg]] zusammengefasst.
Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]], der seit dem Jahr 1618 die deutschen Lande überzog, hatte sich Herzog Friedrich Ulrich für die Neutralität entschieden. Dennoch verstärkte er in den Jahren 1622 bis 1623 seine Truppen und setzte seinen Schwager [[Otto III. (Braunschweig-Harburg)|Otto zu Braunschweig und Lünebung]] als Obrist ein. Ein Teil dieser Truppen wurde in einer Kreisarmee des [[Niedersächsischer Reichskreis|Niedersächsischen Reichskreises]] unter dem Befehl von Herzog [[Georg (Braunschweig-Calenberg)|Georg]] zusammengefasst.


Zeile 72:Zeile 81:
Im September 1641 wurden in Goslar zwischen den welfischen Herzögen und Erzherzog Leopold die ersten Verhandlungen über einen Frieden begonnen, bei denen die Herzöge dem [[Prager Frieden (1635)|Frieden von Prag]] beitraten und im Gegenzug die kaiserlichen Truppen die befestigten Städte, insbesondere die Stadt Wolfenbüttel, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel räumen sollten. Als der Dreißigjährige Krieg schließlich endete, verloren die Herzöge, da sie ihre Truppen nach diesem Friedensschluss stark reduziert hatten, weitere Teile ihres einstigen Herrschaftsgebietes.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S. 54–68.</ref>
Im September 1641 wurden in Goslar zwischen den welfischen Herzögen und Erzherzog Leopold die ersten Verhandlungen über einen Frieden begonnen, bei denen die Herzöge dem [[Prager Frieden (1635)|Frieden von Prag]] beitraten und im Gegenzug die kaiserlichen Truppen die befestigten Städte, insbesondere die Stadt Wolfenbüttel, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel räumen sollten. Als der Dreißigjährige Krieg schließlich endete, verloren die Herzöge, da sie ihre Truppen nach diesem Friedensschluss stark reduziert hatten, weitere Teile ihres einstigen Herrschaftsgebietes.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S. 54–68.</ref>


=== 1649 bis 1670: Stellung von Hilfskorps für diverse Feldzüge ===
=== 1649 bis 1670 ===
[[Datei:Braunschweig wolfenbüttel karte.JPG|mini|hochkant|Braunschweig, Wolfenbüttel Karte von 1654/1658]]
[[Datei:Braunschweig wolfenbüttel karte.JPG|mini|hochkant|Braunschweig, Wolfenbüttel Karte von 1654/1658]]
* 1649 wurde Herzog August zum Obersten des Niedersächsischen Kreises ernannt.
* 1649 wurde Herzog August zum Obersten des Niedersächsischen Kreises ernannt.
Zeile 83:Zeile 92:
* 1667 bis 1669 wurden Truppen aus Wolfenbüttel in holländische und spanische Dienste gestellt und kamen nach dem [[Frieden von Aachen (1668)|Frieden von Aachen]] zurück.
* 1667 bis 1669 wurden Truppen aus Wolfenbüttel in holländische und spanische Dienste gestellt und kamen nach dem [[Frieden von Aachen (1668)|Frieden von Aachen]] zurück.
* 1669 bis 1670 wurden die Truppen nochmals verstärkt und aufgerüstet, da die Unterwerfung der noch immer abspenstigen Stadt Braunschweig geplant war.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S. 105–111.</ref>
* 1669 bis 1670 wurden die Truppen nochmals verstärkt und aufgerüstet, da die Unterwerfung der noch immer abspenstigen Stadt Braunschweig geplant war.<ref>Otto Elster: Band 1: ''von 1600–1714.'' S. 105–111.</ref>
{{Hauptartikel|Geschichte der Stadt Braunschweig#Von der Bürger- zur Fürstenstadt|titel1=Von der Bürger- zur Fürstenstadt}}


== Garnisonsstadt ab 1671 ==
=== 1671 bis 1690: Kampf gegen Franzosen und Türken ===
=== 1671 bis 1805 ===
Die Stadt Braunschweig und die Stadt Wolfenbüttel waren die beiden einzigen mit Befestigungsanlagen versehenen Städte im ehemaligen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach ihrer Belagerung und Unterwerfung durch die Herzöge wurde Braunschweig 1671 zur fürstlichen Garnison erhoben und zum Standort des fürstlichen Heeres, dessen Truppenstärke im Laufe der Jahre variierte. Zu dieser Zeit gab es je eine Kompanie Leibgarde zu [[Pferde|Ross]] und zu Fuß sowie zwei Kompanien des Reiterregiments, die [[Regiment|Infanterieregimenter]] „von Stauffen“, „von Schönberg“ und „von der Brüggen“ und die [[Artillerie]]. Die stationierten Verbände setzten sich stets aus mehreren Regimentern zusammen. Selbst in Zeiten des Friedens stand in der Stadt immer ein gewisses Kontingent an braunschweigischen Soldaten unter Waffen bereit.
Die Stadt Braunschweig und die Stadt Wolfenbüttel waren die beiden einzigen mit Befestigungsanlagen versehenen Städte im ehemaligen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach ihrer Belagerung und Unterwerfung durch die Herzöge wurde Braunschweig 1671 zur fürstlichen Garnison erhoben und zum Standort des fürstlichen Heeres, dessen Truppenstärke im Laufe der Jahre variierte. Zu dieser Zeit gab es je eine Kompanie Leibgarde zu [[Pferde|Ross]] und zu Fuß sowie zwei Kompanien des Reiterregiments, die [[Regiment|Infanterieregimenter]] „von Stauffen“, „von Schönberg“ und „von der Brüggen“ und die [[Artillerie]]. Die stationierten Verbände setzten sich stets aus mehreren Regimentern zusammen. Selbst in Zeiten des Friedens stand in der Stadt immer ein gewisses Kontingent an braunschweigischen Soldaten unter Waffen bereit.


Zeile 91:Zeile 102:
Im Jahr 1684 zogen die Truppen in den [[Großer Türkenkrieg|Kampf gegen die Türken]] und 1688 im Zuge des [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekriegs]] gegen den französischen König Ludwig XIV. 1690 beteiligten sich die Braunschweiger mit zwei Reiter- und zehn Infanterieregimentern an einem Hilfskorps für Holland.<ref name="17./18.">{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/ge18.htm | wayback=20080228053905 | text=''Das braunschweigische Militär im 17. und 18. Jahrhundert''}}</ref>
Im Jahr 1684 zogen die Truppen in den [[Großer Türkenkrieg|Kampf gegen die Türken]] und 1688 im Zuge des [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekriegs]] gegen den französischen König Ludwig XIV. 1690 beteiligten sich die Braunschweiger mit zwei Reiter- und zehn Infanterieregimentern an einem Hilfskorps für Holland.<ref name="17./18.">{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/ge18.htm | wayback=20080228053905 | text=''Das braunschweigische Militär im 17. und 18. Jahrhundert''}}</ref>


=== 1756 bis 1783: Siebenjähriger Krieg und Soldatenhandel ===
<gallery mode="packed" class="float-right" caption="Infanteristen um 1761">
<gallery mode="packed" class="float-right" caption="Infanteristen um 1761">
Kurhannoversches Legion Britannique 1761 - I. Bat..JPG
Kurhannoversches Legion Britannique 1761 - I. Bat..JPG
Zeile 98:Zeile 108:
</gallery>
</gallery>


1756 trat Braunschweig-Wolfenbüttel an der Seite Preußens in den [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756 bis 1763) ein. Gegen Ende des Konflikts, 1762, lag die Truppenstärke bei 16.000 Mann. Die Finanzierung garantierten [[Subsidien]]verträge mit England. Die Lage änderte sich nach dem Friedensschluss, als die finanziellen Mittel knapper wurden und die Heeresstärke reduziert werden musste.
1762 lag die Truppenstärke bei 16.000 Mann, die sich in den Diensten des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel befanden, diese wurden durch [[Subsidien]]verträge mit England und dem Kaiser finanziert. Die Lage änderte sich nach dem [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] (1756 bis 1763), als die finanziellen Mittel knapper wurden und die Heeresstärke reduziert werden musste.


Im Februar 1776 stellte Braunschweig-Wolfenbüttel für England ein Söldnerkontingent im [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg]]. Den Vertrag unterzeichneten [[William Fawcett (Offizier)|William Fawcett]] als Vertreter der englischen Krone und [[Jean Baptiste Feronce von Rotenkreutz|Feronce von Rotenkreutz]], für Braunschweig. Herzog [[Karl I. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Karl]] verpflichtete sich bei diesem [[Soldatenhandel]], ein Korps aus 3964 Mann Infanterie und 336 Mann leichter Kavallerie zu entsenden. Die Kavallerie wurde erst nach Ankunft in Amerika mit Pferden ausgerüstet. Die gesamte Truppe bestand aus 5 Regimentern und 2 Bataillonen, die gesamte Ausrüstung sollten aus Braunschweig geliefert werden, wodurch die braunschweigischen Handwerker mit zusätzlichen Aufträgen versorgt wurden, um die wirtschaftliche Lage im Herzogtum zu verbessern.
Im Februar 1776 wurde daher von dem britischen Offizier [[William Fawcett (Offizier)|William Fawcett]] als Vertreter der englischen Krone und [[Jean Baptiste Feronce von Rotenkreutz|Feronce von Rotenkreutz]], als Vertreter für Braunschweig, ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Herzog [[Karl I. (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Karl]] verpflichtete sich darin ein Korps, bestehend aus 3964 Mann Infanterie und 336 Mann leichter Kavallerie zu entsenden. Die Kavallerie wurde erst vor Ort mit Pferden ausgerüstet. Das Korps bestand aus 5 Regimentern und 2 Bataillonen, die gesamte Ausrüstung sollten aus Braunschweig geliefert werden, wodurch die braunschweigischen Handwerker mit zusätzlichen Aufträgen versorgt wurden, um die wirtschaftliche Lage im Herzogtum zu verbessern.


Den Oberbefehl über diese Truppen erhielt [[Friedrich Adolf Riedesel|Friedrich Adolf von Riedesel]], der mit seinem Auszug aus Braunschweig zum Generalmajor befördert wurde. Das entsandte Truppenkontingent setzte sich aus 176 [[Offizier]]en, 389 [[Unteroffizier]]en, 102 Tambours (Trommler), 3373 [[Soldat (Dienstgrad)|Gemeinen]] und 261 [[Knecht]]en in folgenden Einheiten zusammen:
Den Oberbefehl über diese Truppen erhielt [[Friedrich Adolf Riedesel|Friedrich Adolf von Riedesel]], der mit seinem Auszug aus Braunschweig zum Generalmajor befördert wurde. Das entsandte Truppenkontingent setzte sich aus 176 [[Offizier]]en, 389 [[Unteroffizier]]en, 102 Tambours (Trommler), 3373 [[Soldat (Dienstgrad)|Gemeinen]] und 261 [[Knecht]]en in folgenden Einheiten zusammen:
Zeile 109:Zeile 119:
Die Truppe schiffte sich in [[Stade]] ein und reiste nach [[Provinz Québec (1763–1791)|Québec]]. Hier kämpfte sie gemeinsam mit Einheiten aus Hessen-Hanau und den Engländern. Obwohl Braunschweig für die Entsendung dieser Soldaten für die Unterstützung des [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|amerikanischen Unabhängigkeitskrieges]] (1775 bis 1783) 5 ¼ Millionen Taler an Einnahmen verbuchen konnte, beschloss Herzog [[Karl Wilhelm Ferdinand (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Carl Wilhelm Ferdinand]] 1783, nach Rückkehr letzten braunschweigischen Truppen aus Amerika (2.174 von ausgesandten 5.124 Mann), die Stärke des Heeres zu verringern. Stattdessen stellte er eine Armee aus [[Söldner]]n zusammen.<ref name="17./18." />
Die Truppe schiffte sich in [[Stade]] ein und reiste nach [[Provinz Québec (1763–1791)|Québec]]. Hier kämpfte sie gemeinsam mit Einheiten aus Hessen-Hanau und den Engländern. Obwohl Braunschweig für die Entsendung dieser Soldaten für die Unterstützung des [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|amerikanischen Unabhängigkeitskrieges]] (1775 bis 1783) 5 ¼ Millionen Taler an Einnahmen verbuchen konnte, beschloss Herzog [[Karl Wilhelm Ferdinand (Braunschweig-Wolfenbüttel)|Carl Wilhelm Ferdinand]] 1783, nach Rückkehr letzten braunschweigischen Truppen aus Amerika (2.174 von ausgesandten 5.124 Mann), die Stärke des Heeres zu verringern. Stattdessen stellte er eine Armee aus [[Söldner]]n zusammen.<ref name="17./18." />


=== 1807 bis 1813: Ära des Königreichs Westphalen ===
=== 1806 bis 1815 ===
[[Datei:Braunschweig Obelisk auf dem Loewenwall (2011).JPG|mini|hochkant|Obelisk – Vaterländisches Denkmal auf dem Löwenwall]]
[[Datei:Braunschweig Obelisk auf dem Loewenwall (2011).JPG|mini|hochkant|Obelisk – Vaterländisches Denkmal auf dem Löwenwall]]
<div class="tright" style="clear:none;">
<div class="tright" style="clear:none;">
Zeile 120:Zeile 130:
}}</div>
}}</div>


Als Preußen im Jahr 1806 gegen Frankreich in den Krieg zog, hatte sich Braunschweig zur Neutralität entschlossen, um von [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]] verschont zu werden, was dieser jedoch ablehnte. Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde durch seine Truppen besetzt, aufgelöst und dem Königreich Westphalen unterstellt. Damit wurde auch das Braunschweiger Heer aufgelöst.<ref>Daniel Weßelhöft: ''Das braunschweigische Militär bis 1806.'' In: {{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/ma-bs-beziehungen.pdf | wayback=20070621022307 | text=''Die Beziehungen zwischen der Stadt und der Garnison Braunschweig 1815–1866.''}}, abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF)</ref>
Als Preußen im Jahr 1806 gegen Frankreich in den Krieg zog, hatte sich Braunschweig zur Neutralität entschlossen, um von [[Napoleon Bonaparte|Napoleon]] verschont zu werden, was dieser jedoch ablehnte. Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde durch seine Truppen besetzt, aufgelöst und dem Königreich Westphalen unterstellt. Damit wurden auch die militärischen Verbände neu geordnet und das Braunschweiger Heer existierte nicht mehr.<ref>Daniel Weßelhöft: ''Das braunschweigische Militär bis 1806.'' In: {{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/ma-bs-beziehungen.pdf | wayback=20070621022307 | text=''Die Beziehungen zwischen der Stadt und der Garnison Braunschweig 1815–1866.''}}, abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF)</ref>
{{Hauptartikel|Braunschweiger Franzosenzeit}}
{{Hauptartikel|Braunschweiger Franzosenzeit}}


=== 1814 bis 1866: Neuaufstellung der Herzoglich Braunschweigischen Militärs ===
=== 1815 bis 1866 ===
{{Mehrere Bilder
{{Mehrere Bilder
| Breite1 = 155
| Breite1 = 155
Zeile 163:Zeile 173:
|1855 bis 1867 || Generalleutnant || [[Alexander Leopold von Erichsen]]
|1855 bis 1867 || Generalleutnant || [[Alexander Leopold von Erichsen]]
|}
|}

Da [[Karl II. (Braunschweig)|Karl]], der älteste Sohn des verstorbenen Herzogs, noch minderjährig war, lag der Oberbefehl bei Georg IV., der diesen auf das Geheimraths-Collegium delegiert hatte. Dieses beschloss eine drastische Reduzierung der Truppenstärke, so dass das braunschweigische Militär zwar nominell noch aus rund 1800 Mann bestand, die tatsächliche Anzahl der Soldaten in den vier Infanteriebataillonen jedoch bei lediglich je 160 Mann lag. Ein Teil der Husaren war zudem für andere Dienste, beispielsweise als Polizeihusaren eingesetzt oder auf andere Städte im Herzogtum verteilt worden. 1821 verabschiedete der Deutsche Bund eine Bundeskriegsverfassung, die das Herzogtum Braunschweig verpflichtete, ein Prozent seiner Bevölkerung für das gemeinsame Truppenkontingent der Bundestruppen zu entsenden. Zu diese sollten neben den Fußtruppen auch einen Anteil an Reitern sowie jeweils zwei Geschütze pro 1000 Mann umfassen. Die braunschweigischen und königlich-hannoverschen Truppen bildeten gemeinsam die 1.&nbsp;Division des X.&nbsp;Bundes-Armee-Corps. Da es in Friedenszeiten erlaubt war, die Truppen zu beurlauben, lag die Stärke der braunschweigischen Truppen Anfang der 1820er Jahre bei rund 520 Mann.
Da [[Karl II. (Braunschweig)|Karl]], der älteste Sohn des verstorbenen Herzogs, noch minderjährig war, lag der Oberbefehl bei Georg IV., der diesen auf das Geheimraths-Collegium delegiert hatte. Dieses beschloss eine drastische Reduzierung der Truppenstärke, so dass das braunschweigische Militär zwar nominell noch aus rund 1800 Mann bestand, die tatsächliche Anzahl der Soldaten in den vier Infanteriebataillonen jedoch bei lediglich je 160 Mann lag. Ein Teil der Husaren war zudem für andere Dienste, beispielsweise als Polizeihusaren eingesetzt oder auf andere Städte im Herzogtum verteilt worden. 1821 verabschiedete der Deutsche Bund eine Bundeskriegsverfassung, die das Herzogtum Braunschweig verpflichtete, ein Prozent seiner Bevölkerung für das gemeinsame Truppenkontingent der Bundestruppen zu entsenden. Zu diese sollten neben den Fußtruppen auch einen Anteil an Reitern sowie jeweils zwei Geschütze pro 1000 Mann umfassen. Die braunschweigischen und königlich-hannoverschen Truppen bildeten gemeinsam die 1.&nbsp;Division des X.&nbsp;Bundes-Armee-Corps. Da es in Friedenszeiten erlaubt war, die Truppen zu beurlauben, lag die Stärke der braunschweigischen Truppen Anfang der 1820er Jahre bei rund 520 Mann.


Als Herzog Karl II. die Regierungsgeschäfte übernahm, sorgte er für eine Aufstockung der Truppen. Unter anderem ließ er ein neues Jägerbataillon aufstellen, aus dem später das Leibbataillon hervorging, und erhöhte den Personalbestand der Infanterieregimenter auf mehr als 2500 Mann. Zusätzlich stand ihm 1825 nun eine 300 Mann starke Kavallerieabteilung zur Verfügung, da er die Abteilung der Polizeihusaren zu einem Garde-Husarenregiment hatte ausbauen lassen. Dazu kamen noch rund 150 Artilleristen. Doch schon 1830 kam es nach dem Sturz Karls erneut zu einer Reduzierung durch seinen Bruder [[Wilhelm (Braunschweig)|Wilhelm]].
Als Herzog Karl II. die Regierungsgeschäfte übernahm, sorgte er für eine Aufstockung der Truppen. Unter anderem ließ er ein neues Jägerbataillon aufstellen, aus dem später das Leibbataillon hervorging, und erhöhte den Personalbestand der Infanterieregimenter auf mehr als 2500 Mann. Zusätzlich stand ihm 1825 nun eine 300 Mann starke Kavallerieabteilung zur Verfügung, da er die Abteilung der Polizeihusaren zu einem Garde-Husarenregiment hatte ausbauen lassen. Dazu kamen noch rund 150 Artilleristen. Doch schon 1830 kam es nach dem Sturz Karls erneut zu einer Reduzierung durch seinen Bruder [[Wilhelm (Braunschweig)|Wilhelm]].

Die Zustände in den Kasernen waren bis zum Jahr 1843 unzureichend. So gab es Berichte nach denen beispielsweise die Burgkaserne seit 1820 als baufällig bezeichnet wurde und einem drohenden Einsturz 1832 nur unzureichend durch notdürftige Reparaturen begegnet wurde. Die Kasernengebäude waren schlecht gedämmt und die Zimmer und Schlafsäle waren häufig überbelegt und die Luftzirkulation zusätzlich im Winter durch mit Decken verhängte Fenster beeinträchtigt. In die Obergeschosse der Ägidienkaserne drang sogar bei Regen Wasser ein, wodurch eine Nutzung der Räumlichkeiten nicht mehr möglich war. 1837 wurde daher der Bau einer neuen Infanteriekaserne beschlossen, in der es teilweise getrennte Schlaf- und Wohnräume für Soldaten gab. 1841 zog dort das erste Bataillon ein. Neben den Kasernen gab es für die Soldaten ein Militärhospital sowie eine eigene [[Garnison-Schule|Garnisonschule]]. Diese war aus der St. Aegidienschule hervorgegangen, stand jedoch den Mannschaftsdienstgraden nicht zur Verfügung, da es diesen untersagt war zu heiraten oder eine Familie zu gründen.<ref name="ab 1815" /> Am 20.&nbsp;Februar 1847 verstarb der Abt Franz August Christian Westphal, Direktor der [[Großes Waisenhaus BMV#Die Waisenhausschule|Waisenhaus-]] und Garnisonschule und Domprediger.<ref>{{DNB|1020798475}} und [http://m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/geschichte/stadtchronik.html?id2=1840&seite=2 ''20. Februar 1847''] auf m.braunschweig.de, abgerufen am 4. November 2013.</ref> Im Jahr 1852 wurden die beiden [[Freischule]]n und die beiden [[Bürgerschule]]n sowie die Waisenhaus- und Garnisonschule zusammengefasst und einem gemeinsamen städtischen Schulvorstand und Schuldirektor unterstellt.<ref>[http://m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/geschichte/stadtchronik.html?id2=1840&seite=4 ''1852''] auf m.braunschweig.de, abgerufen am 4. November 2013.</ref>

Zwischen den Soldaten und Teilen der Braunschweiger Einwohnerschaft, vor allem der Unterschicht, gab es latente Spannungen, die in Krisenzeiten oder bei besonderen Anlässen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen konnten.<ref>Ein Beispiel aus dem Jahre 1845 beschreibt [[Hans-Gerhard Husung]]: '' Volkstümliche Gerechtigkeitsvorstellungen und Kriminalrecht im Herzogtum Braunschweig – Volksprotest und Verfolgungspraxis am Ende der 1840er Jahre.'' In: [[Werner Pöls]], [[Klaus Erich Pollmann]] (Hrsg.): ''Moderne Braunschweigische Geschichte.'' Georg Olms Verlag, Hildesheim 1982, ISBN 3-487-07316-1, S. 71–94.</ref>


Am 15. Juli 1848 legte der Deutsche Bund neue Regelungen für die zu entsendenden Kontingente fest und erhöhte die Anzahl auf 2 % der Bevölkerung. Das hatte zur Folge, dass Braunschweig nun rund 5000 Mann zur Verfügung halten musste. Diese Truppenstärke wurde erreicht, indem man die Landwehr mit einbezog, so dass die reguläre Stärke nunmehr knapp 2700 Mann betrug. In den Jahren 1849 bis 1854 wurden die Truppen des Herzogtums Braunschweig im Zuge einer Militärkonvention mit dem [[Königreich Preußen]] als „Brigade“ der 7.&nbsp;Preußischen Division in Magdeburg unterstellt. Zudem änderten sich die Bedingungen für die Wehrpflicht, eine Stellvertretung war nicht mehr zulässig und es kamen die [[Einjährig-Freiwilliger|Einjährig-Freiwilligen]] hinzu. Die zuvor unterschiedlichen Kaliber und Maße wurden nach Vorbild des preußischen Dienstreglements ebenfalls vereinheitlicht. Eine Beurlaubung der Soldaten war nun erstmals nach einer Dienstzeit von zwei Jahren möglich und die Ausbildung wurde verbessert. Diese Regelung endete bereits am 16.&nbsp;September 1854, da es massiven Widerspruch sowohl aus Österreich als auch aus Hannover gegeben hatte. Braunschweig erhielt somit seine militärische Unabhängigkeit zurück, die neuen Regelungen wurden ebenfalls zurückgenommen.<ref name="ab 1815" />
Am 15. Juli 1848 legte der Deutsche Bund neue Regelungen für die zu entsendenden Kontingente fest und erhöhte die Anzahl auf 2 % der Bevölkerung. Das hatte zur Folge, dass Braunschweig nun rund 5000 Mann zur Verfügung halten musste. Diese Truppenstärke wurde erreicht, indem man die Landwehr mit einbezog, so dass die reguläre Stärke nunmehr knapp 2700 Mann betrug. In den Jahren 1849 bis 1854 wurden die Truppen des Herzogtums Braunschweig im Zuge einer Militärkonvention mit dem [[Königreich Preußen]] als „Brigade“ der 7.&nbsp;Preußischen Division in Magdeburg unterstellt. Zudem änderten sich die Bedingungen für die Wehrpflicht, eine Stellvertretung war nicht mehr zulässig und es kamen die [[Einjährig-Freiwilliger|Einjährig-Freiwilligen]] hinzu. Die zuvor unterschiedlichen Kaliber und Maße wurden nach Vorbild des preußischen Dienstreglements ebenfalls vereinheitlicht. Eine Beurlaubung der Soldaten war nun erstmals nach einer Dienstzeit von zwei Jahren möglich und die Ausbildung wurde verbessert. Diese Regelung endete bereits am 16.&nbsp;September 1854, da es massiven Widerspruch sowohl aus Österreich als auch aus Hannover gegeben hatte. Braunschweig erhielt somit seine militärische Unabhängigkeit zurück, die neuen Regelungen wurden ebenfalls zurückgenommen.<ref name="ab 1815" />
Zeile 186:Zeile 199:
|}
|}


=== 1867 bis 1886: Das Ende der Herzoglich Braunschweigischen Armee ===
=== 1867 bis 1886 ===
{{Mehrere Bilder
{{Mehrere Bilder
| Breite1 = 166
| Breite1 = 166
Zeile 201:Zeile 214:
Preußen hatte sich seit 1866 bemüht, mit anderen deutschen Staaten eine [[Militärkonvention]] abzuschließen, was im Ergebnis auf die Eingliederung dieser Streitkräfte in die [[preußische Armee]] hinauslief. Mit fast allen Ländern kamen solche Vereinbarungen zwischen 1867 und 1873 zustande. Herzog Wilhelm, der gegenüber Preußen und speziell gegenüber [[Otto von Bismarck|Bismarck]] kritisch eingestellt war, legte jedoch großen Wert auf eine militärische Eigenständigkeit und weigerte sich bis zu seinem Tode 1884, eine solche Konvention abzuschließen. Erst am 9./18. März 1886 schloss der Braunschweiger Regent [[Albrecht von Preußen (1837–1906)|Albrecht von Preußen]] mit Preußen eine Militärkonvention;<ref>[[Bernhard Kiekenap]]: ''Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs.'' Band III. Appelhans Verlag, Braunschweig 2004, ISBN 3-937664-07-6, S. 62–71 und 332 f. (dort auch auszugsweiser Abdruck der Militärkonvention).</ref> die Verhandlungen hierzu hatte für Braunschweig Generalmajor [[Robert von Wachholtz]] geführt. Unterzeichnet wurde die Konvention vom Braunschweiger Staatsminister [[Hermann von Görtz-Wrisberg]], auf preußischer Seite von den Militärs [[Heinrich von Goßler]] und [[Carl von Hänisch]]. Die Braunschweiger Truppen wurden zu einem Teil der preußischen Armee, behielten die Bezeichnung „Braunschweigisch“ im Namen bei, während das „Herzoglich“ aus den Bezeichnungen gestrichen wurde. Die bis dahin verwendeten traditionell schwarzen Uniformen gingen in ein preußisches Blau über.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/gekaiser.htm | wayback=20070723195655 | text=''Die braunschweigischen Truppen während der Zeit des Norddeutschen Bundes 1867–1871 und des Deutschen Kaiserreichs 1871–1918''}}</ref>
Preußen hatte sich seit 1866 bemüht, mit anderen deutschen Staaten eine [[Militärkonvention]] abzuschließen, was im Ergebnis auf die Eingliederung dieser Streitkräfte in die [[preußische Armee]] hinauslief. Mit fast allen Ländern kamen solche Vereinbarungen zwischen 1867 und 1873 zustande. Herzog Wilhelm, der gegenüber Preußen und speziell gegenüber [[Otto von Bismarck|Bismarck]] kritisch eingestellt war, legte jedoch großen Wert auf eine militärische Eigenständigkeit und weigerte sich bis zu seinem Tode 1884, eine solche Konvention abzuschließen. Erst am 9./18. März 1886 schloss der Braunschweiger Regent [[Albrecht von Preußen (1837–1906)|Albrecht von Preußen]] mit Preußen eine Militärkonvention;<ref>[[Bernhard Kiekenap]]: ''Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs.'' Band III. Appelhans Verlag, Braunschweig 2004, ISBN 3-937664-07-6, S. 62–71 und 332 f. (dort auch auszugsweiser Abdruck der Militärkonvention).</ref> die Verhandlungen hierzu hatte für Braunschweig Generalmajor [[Robert von Wachholtz]] geführt. Unterzeichnet wurde die Konvention vom Braunschweiger Staatsminister [[Hermann von Görtz-Wrisberg]], auf preußischer Seite von den Militärs [[Heinrich von Goßler]] und [[Carl von Hänisch]]. Die Braunschweiger Truppen wurden zu einem Teil der preußischen Armee, behielten die Bezeichnung „Braunschweigisch“ im Namen bei, während das „Herzoglich“ aus den Bezeichnungen gestrichen wurde. Die bis dahin verwendeten traditionell schwarzen Uniformen gingen in ein preußisches Blau über.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/gekaiser.htm | wayback=20070723195655 | text=''Die braunschweigischen Truppen während der Zeit des Norddeutschen Bundes 1867–1871 und des Deutschen Kaiserreichs 1871–1918''}}</ref>


=== 1914 bis 1919: Erster Weltkrieg und die Folgen ===
=== 1914 bis 1919 ===
[[Datei:Braunschweig Soldat BS-Inf.-Reg. 92 7 H XVI F IV 2 (Stadtarchiv Braunschweig).JPG|mini|hochkant|Soldat des [[Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92|Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92]]]]
[[Datei:Braunschweig Soldat BS-Inf.-Reg. 92 7 H XVI F IV 2 (Stadtarchiv Braunschweig).JPG|mini|hochkant|Soldat des [[Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92|Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92]]]]
Als im Jahr 1914 der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] ausbrach, wirkte sich dieser auch auf das Herzogtum Braunschweig aus. Am 4. August dieses Jahres stimmte die Berliner Reichstagsfraktion der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] den „[[Kriegsanleihe|Kriegskrediten]]“ im Rahmen des sogenannten „[[Burgfriedenspolitik|Burgfriedens]]“ zu. Da Braunschweig eine Garnisonsstadt war und das Infanterieregiment Nr. 92 sowie das Husarenregiment Nr. 17 dort stationiert waren, blieb die Stadt von diesen politischen Ereignissen nicht unberührt. Die Generalmobilmachung am 1. August stieß auf Zustimmung und eine Einheit der Braunschweiger Husaren rückte unter den Beifallsrufen der Bevölkerung aus der Kaserne aus.
Als im Jahr 1914 der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] ausbrach, wirkte sich dieser auch auf das Herzogtum Braunschweig aus. Am 4. August dieses Jahres stimmte die Berliner Reichstagsfraktion der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] den „[[Kriegsanleihe|Kriegskrediten]]“ im Rahmen des sogenannten „[[Burgfriedenspolitik|Burgfriedens]]“ zu. Da Braunschweig eine Garnisonsstadt war und das Infanterieregiment Nr. 92 sowie das Husarenregiment Nr. 17 dort stationiert waren, blieb die Stadt von diesen politischen Ereignissen nicht unberührt. Die Generalmobilmachung am 1. August stieß auf Zustimmung und eine Einheit der Braunschweiger Husaren rückte unter den Beifallsrufen der Bevölkerung aus der Kaserne aus.
Zeile 209:Zeile 222:
{{Hauptartikel|Novemberrevolution in Braunschweig}}
{{Hauptartikel|Novemberrevolution in Braunschweig}}


=== 1920 bis 1933 ===
== Werdegang der braunschweigischen Truppen nach 1918 ==
Aufgrund des [[Friedensvertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] durfte Deutschland nur Landstreitkräfte mit höchstens 100.000 Mann unterhalten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde zunächst das Reichswehr-Infanterie-Regiment 20 in der Stadt stationiert. Am 1. Januar 1921 wurde aus Verbänden des [[Reichswehr#Entstehung|Übergangsheeres]] das [[17. Infanterie-Regiment (Reichswehr)|17. Infanterie-Regiment]] der [[Reichswehr]] gebildet, das seinen Regimentsstab in Braunschweig hatte. Für das Ende der 1920er Jahre sind folgende Stationierungen im Land Braunschweig belegt:<ref>Braunschweigisches Staatsministerium (Hrsg.): ''Staatshandbuch für den Freistaat Braunschweig.'' Braunschweig 1929, {{OCLC|258633241}}, S. 124 f.</ref>
=== Braunschweigisches Infanterie-Regiments Nr. 92 ===
Die Reste des Braunschweigisches Infanterie-Regiments Nr. 92 kehrten nach [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Kriegsende]] in die Garnison nach Braunschweig zurück, wo ab 3. Dezember 1918 die [[Demobilisierung]] erfolgte. Aus Teilen bildete sich im Januar 1919 das Freiwilligen-Jägerkorps Niedersachsen mit einer MG-Kompanie, das am 17. April 1919 zum Jäger-Regiment Braunschweig erweitert wurde. Dieses ging im Juni 1919 als III. Bataillon im Reichswehr-Infanterie-Regiment 20 der Vorläufigen Reichswehr auf.


* Infanterie-Kaserne, Braunschweig, Humboldtstr. 30–33
Die [[Traditionsübernahme (Militär)|Tradition]] übernahmen in der [[Reichswehr]] durch Erlass des Chefs der Heeresleitung, [[General der Infanterie]] [[Hans von Seeckt]], vom 24. August 1921 die 1. und 4. Kompanie des [[17. Infanterie-Regiment (Reichswehr)|17. Infanterie-Regiments]].
** Standortältester Braunschweig
** Stab des 17. Infanterie-Regiments
** I. (Braunschw.) Bataillon des 17. Infanterie-Regiments mit der 1. bis 3. Kompanie, 4. Maschinengewehrkompanie
** Militärverwaltungsbehörden


* Husaren-Kaserne, Braunschweig, Altewiekring 20
=== Braunschweigisches Husaren-Regiment Nr. 17 ===
** 2. und 4. Kompanie sowie 13.(Braunschw.) Minenwerferkompanie des I. Bataillons
Als Vorauskommando traf der Regimentsstab am 21. November 1918 nach dem [[Waffenstillstand von Compiègne (1918)|Waffenstillstand]] in Braunschweig ein. Der Rest der Truppe erreichte seine alte Garnison am 5. Dezember 1918. Am 30. Januar 1919 errichtete man aus Angehörigen des Regiments eine Freiwilligen-Eskadron, die bei den Unruhen in [[Bremen]], [[Wilhelmshaven]] und [[Emden]] für Ruhe und Ordnung sorgen sollte. Diese Freiwilligen-Eskadron wurde später in das Reichswehr-Kavallerie-Regiment 10 der [[Vorläufige Reichswehr|Vorläufigen Reichswehr]] übernommen.


* Braunschweig, Gliesmaroder Straße 29
Die [[Traditionsübernahme (Militär)|Tradition]] des Regiments übernahm in der [[Reichswehr]] die 4. Eskadron des [[13. (Preußisches) Reiter-Regiment (Reichswehr)|13. (Preußischen) Reiter-Regiments]] in Lüneburg.
** Standortlazarett Braunschweig und Standortarzt

* Artillerie-Kaserne, Wolfenbüttel, Lindener Straße 16
** Standortältester Wolfenbüttel
** 7. Batterie des 6. (Preuß.) Artillerie-Regiments
** 9. (Kw.) Batterie des 6. (Preuß.) Artillerie-Regiments
** Sanitätsstaffel Wolfenbüttel der Sanitäts-Abteilung 6

=== 1933 bis 1945 ===
Mit der [[Machtergreifung]] am 30. Januar 1933 ging 1934 aufgrund des [[Gesetz über den Neuaufbau des Reichs|Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs]] auch die Selbständigkeit der Länder des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] verloren. Eine Reichsreform sollte dazu dienen, das gesamte Reich in etwa gleichgroße [[Reichsgau]]e zu unterteilen, hierfür sollte der [[Freistaat Braunschweig]] mit dem südlichen Teil der preußischen [[Provinz Hannover]] vereinigt werden. Diese Planung wurde jedoch nicht verwirklicht. Um die eigene Machtposition nicht zu verlieren, beschloss der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig [[Dietrich Klagges]], sich für einen [[Reichsgau Ostfalen]] mit einer Hauptstadt Braunschweig einzusetzen. Dafür ließ er die Stadt zu einer Musterstadt des Nationalsozialismus ausbauen. Dazu gehörten auch der Ausbau der Militäranlagen und die Neuanlage großer Kasernen.<ref>Reinhard Bein: ''Zeitzeugen aus Stein.'' Band 1. ''Braunschweig 1930–1945.'' Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7, S.&nbsp;11.</ref> Ab 1935 wurde die Garnison vor allem durch Artillerie-Einheiten und den Stab der [[31. Infanterie-Division (Wehrmacht)|31. Infanterie-Division]] bestimmt.

; Truppenteile, Einrichtungen und Außenkommandos
Die meisten dieser Kasernen wurde in den Jahren 1936 bis 1938 errichtet. Die Anlagen für die Truppen des Heeres lagen hierbei weitgehend im Süden und Osten der Stadt. So zogen beispielsweise 1935 die „Beobachtungsabteilung 31“ in die Schillkaserne und zwei Abteilungen des „Artillerieregiments 67“ in die Heinrich-der-Löwe-Kaserne und die Hindenburg-Kaserne, 1936 die „Nachrichtenabteilung 31“ in die Siegfriedkaserne, 1938 die „Panzerabwehrabteilung 31“ in die Leutnant-Müller-Kaserne und das „Fallschirminfanteriebataillon 1“ in die Roselies-Kaserne ein, die nach dem belgischen Ort [[Roselies]] benannt wurde. Zudem quartierte sich die „Sanitätsabteilung 31“ im ehemaligen [[Lazarett|Heereslazarett]] an der Gliesmaroder Straße ein. In der Schillstraße befand sie die Kommandozentrale mit dem Divisonstab, der Standortverwaltung und einem Heereskasino.<ref name="Band 1">Reinhard Bein: ''Zeitzeugen aus Stein.'' Band 1. ''Braunschweig 1930–1945.'' Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7, S.&nbsp;87–89.</ref>

Zu den Fronttruppen während des Krieges gehörten unter anderem die 31. Infanterie-Division, das Infanterie-Regiment Nr. 17, die Panzer-Abwehr-Abteilung 31, die Artillerie-Regimenter 55 und 67 sowie die Flakgruppe Braunschweig und das Luftnachrichten-Regiment 2, die 1.&nbsp;SS-Totenkopf-Jagd-Brigade und das SS-Wach-Bataillon Braunschweig. Zudem gab es Sanitätsstaffeln, Heeresfachschulen und Ersatz- oder Reserveregimenter und die [[Deutsche Verkehrsfliegerschule|Fliegerschule Braunschweig]]. Die Wehrmachtskommandantur, das Wehrbezirkskommando (Wehrersatzbezirk Hannover) und das Luftkreiskommando VII mit dem [[Luftflotte 2|Luftwaffengruppenkommando 2]] und der [[4. Flieger-Division (Wehrmacht)|4. Flieger-Division]] waren ebenfalls in Braunschweig stationiert. Weitere wichtige Einrichtungen waren die [[Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg#Muna Heidwinkel 1936 bis 1945|Heeres-Munitionsanstalten Grasleben]] und [[Heeresmunitionsanstalt Lehre|Lehre]], ein [[Ehmen#Geschichte|Lufttank-]] und Munitionslager sowie die [[KZ-Außenlager|Außenkommandos]] der Lager [[KZ Neuengamme|Neuengamme]] ([[KZ-Außenlager Schillstraße|Lager Büssing und Schilldenkmal]], [[KZ-Außenlager SS-Reitschule|SS-Reitschule]], Stahlwerke und Truppenwirtschaft) und [[KZ Buchenwald|Buchenwald]] ([[SS-Junkerschule]]).<ref>[https://www.jurion.de/Gesetze/6_DV_BEG/Anlage_1 Anlage ''1 6. DV-BEG – Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG''] auf jurion.de, abgerufen am 3. November 2013.</ref>

Die Gebäude für die [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]] wurden im Norden und Westen angesiedelt. Es gab die „Aufklärungsfliegerschule“ in [[Broitzem]], ab 1938 die „Flugzeugführerschule“ in der Tannenbergkaserne und eine Ausbildungsstätte des „Luftnachrichtenregiments 2“ in der Husarenkaserne. Die Kommandozentrale für diese Einrichtungen und zugleich Hauptquartier der „Luftwaffengruppe 2“ war das „Luftflottenkommando 2“ an der Grünewaldstraße. Des Weiteren wurden teilweise eigene Offizierswohnanlagen wie die Bastholz- oder die [[Lindenberg (Braunschweig)|Lindenbergsiedlung]] und im Mascheroder Holz angelegt. Auch in der Innenstadt gab es solche kasernennahen Wohngebiete beispielsweise das „Fliegerviertel“ (Grünewaldstraße).<ref name="Band 1" />

<gallery mode="packed" caption="Bilder von Gebäuden der Garnison" heights="150">
Braunschweig IGS-Franzsches-Feld ehem Luftflottenkommando-2 (2010)..JPG|Ehemaliges Luftflottenkommando 2<br />seit 1989 [[Integrierte Gesamtschule Franzsches Feld|IGS Franzsches Feld]] (2010)
Braunschweig Garnison-Schule von Suedosten (2009).JPG|Ehemalige [[Garnison-Schule]] (2009)
Rueckseite kasernebs.JPG|Ehemalige [[Mars-la-Tour-Kaserne]]
</gallery>

Eine weitere Luftwaffeneinrichtung war die von 1936 bis 1945 bestehende [[Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt]], auf deren Gelände zwischen [[Völkenrode]] und [[Watenbüttel]] sich heute das [[Johann Heinrich von Thünen-Institut]] und die [[Physikalisch-Technische Bundesanstalt]] (PTB) befinden. Auf dem dazugehörenden Flugplatz waren ab 1943 jeweils kurzzeitig mehrere fliegende Verbände der Luftwaffe stationiert.<ref>[http://www.geschichtsspuren.de/cms/content/view/98/33/ ''Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring, Braunschweig-Völkenrode''] bei geschichtsspuren.de</ref>

; Braunschweig im Krieg
Das erste Kriegsjahr brachte für die Stadt keine nennenswerten Konfrontationen, lediglich im September wurden Aufklärungsflugzeuge gesichtet. Trotzdem war Braunschweig als Garnisons- und rüstungsintensiver Industriestandort ein wichtiges Angriffsziel. Bereits im Juni/Juli 1940 kam es zu den ersten Fliegeralarmen und einige Angriffe erfolgten in der näheren Umgebung der Stadt. Am 17. August wurde erstmals das Stadtgebiet von feindlichen Bomben getroffen, wobei zwei Menschen zu Tode kamen. Im Februar 1941 kam es zu größeren Schäden durch Sprengbomben am Fallersleber Tor und am Petritorwall, aber auch am Sackring und dem Rudolfplatz. Gleichzeitig wurden Wenden und der [[Flughafen Braunschweig-Wolfsburg|Flugplatz in Waggum]] bombardiert. Am 11. Februar fielen die ersten Brandbomben im Stadtgebiet, beispielsweise auf die [[Luther-Werke]], die der [[Flugzeugbau|Flugzeugproduktion]] dienten, die stark beschädigt wurden. Das Jahr 1942 verlief ohne größere Schäden. Im September des Jahres 1943 gab es die ersten massiven Angriffe auf die Stadt, die sich ab Januar fortsetzten und schließlich mit dem verheerenden [[Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944|Bombenangriff am 15. Oktober 1944]] die historische Innenstadt komplett zerstörten. Die Errichtung der Luftschutzanlagen und [[Bunker in Braunschweig]] rettete vielen Bürgern der Stadt das Leben.<ref>[[Rudolf Prescher]]: ''Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945.'' S. 54–91. (= ''Braunschweiger Werkstücke.'' 18). Waisenhaus Buchdruckerei, Braunschweig 1955, {{OCLC|258757896}}.</ref>

Die 30. US-Infanteriedivision unter Führung des Generalmajors [[Leland Hobbs]] hatte den Auftrag, Braunschweig einzunehmen und dann über die Elbe in Richtung Tangermünde vorzustoßen.<ref>Karl-Joachim Krause:''Braunschweig zwischen Krieg und Frieden. Die Ereignisse vor und nach der Kapitulation der Stadt am 12. April 1945.'' Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig, 1994, ISBN 3-926701-22-6, S. 42 ff.</ref> Am 10. April 1945 verhandelte Hobbs an der [[Wedtlenstedt]]er Schleuse des [[Stichkanal Salzgitter|Stichkanals Salzgitter]] mit dem Braunschweiger [[Kampfkommandant]]en Generalleutnant Karl Veith, der jedoch eine sofortige bedingungslose Kapitulation ablehnte, sondern die Möglichkeit eines Rückzugs der Wehrmacht aus Braunschweig verlangte. Nach dem Abbruch der Verhandlungen setzten die Amerikaner ihren Vormarsch fort. Am folgenden Tag gelang ihnen der Übergang über den Stichkanal; sie rückten aus mehreren Richtungen weiter auf Braunschweig vor. Nachdem die örtlichen NS-Machthaber und die letzten Wehrmachtseinheiten sich aus Braunschweig abgesetzt hatten, unterzeichnete der kommissarische Oberbürgermeister [[Erich Bockler]] am 12. April um 2.59 Uhr das Übergabeprotokoll an die US-amerikanischen Streitkräfte. Die Besatzungszeit begann. Deutsche Soldaten und andere Uniformträger wurden in die Gebäude der ehemaligen [[Akademie für Jugendführung]] verbracht, wo die Militärregierung ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet hatte. Für kurze Zeit kam es zu einer Überschneidung in der Führung: Am 14. April übernahmen die [[Vereinigtes Königreich|Briten]] die Militärregierung für das ''Land Braunschweig,'' während die ''kommunale'' Militärregierung von der US-Seite ausgeübt wurde; dieser Dualismus endete am 5. Mai. Später zogen die amerikanischen Truppen aus Braunschweig ab. Die Briten bezogen bis 1958 in der Heinrich-der-Löwe-Kaserne ihr Quartier.

== Bundeswehr ==
[[Datei:Panzerbrigade 2 (Bundeswehr).svg|mini|75px|PzBrig 2]]
Die [[1. Panzerdivision (Bundeswehr)|1. Panzerdivision]] war ein Großverband aus den ersten Tagen der [[Bundeswehr]]. Zunächst wurde sie 1956 als Grenadierdivision bezeichnet, dann ab 1959 als Panzergrenadierdivision und schließlich ab 1981 als Panzerdivision. Aus den anfänglich aufgestellten Verbänden gingen unter anderem die [[Panzerbrigade 2]] mit dem Grenadierbataillon II und III in [[Rautheim]], (Heinrich-der-Löwe-Kaserne) und das Panzerartilleriebataillon 25 (Leutnant-Müller-Kaserne) hervor.

Die Aufgabe der „Panzerbrigade 2“ war in der Mitte der 1970er Jahre insbesondere die ständige Bereitschaft zur Verteidigung der innerdeutschen Grenze. In der Husaren-Kaserne waren das Panzeraufklärungsbataillon 1 und der Radarzug 1 sowie der Brigadeschützenpanzerzug 1 und 2 untergebracht. Weitere Einheiten befanden sich in der Roselies-Kaserne und der Tannenberg-Kaserne.

Nach dem Ende des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] wurde begonnen, die Truppen der Bundeswehr umzustrukturieren und zu reduzieren. Dies hatte auch Auswirkungen auf den Standort Braunschweig. Die 2. und 3. Brigade der 1. Panzerdivision wurden aufgelöst, lediglich die Panzergrenadierbrigade 1 blieb bis ins Jahr 2007 erhalten.<ref>[http://www.reservisten-ratingen.de/bw-historie/chronologie-grenbtl31/chronologie-Die_erste_Panzerdivision_der_Bundeswehr.pdf ''Die 1. Panzerdivision der Bundeswehr''] (PDF; 774&nbsp;kB) auf reservisten-ratingen.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.</ref> Für Braunschweig bedeutete dies, dass nach und nach alle Kasernen geschlossen wurden und die Bundeswehr diesen Standort im Jahr 2003 endgültig aufgab. Eigentümer der militärischen Liegenschaften war zunächst der Bund, nach Beendigung der militärischen Nutzung vertreten durch die [[Bundesvermögensverwaltung]] (BVV), später die [[Bundesanstalt für Immobilienaufgaben]] (BImA). Die Schaffung einer neuen zivilen Nutzung ([[Konversion (Stadtplanung)|Konversion]]) war die gemeinsame Aufgabe der Bundesbehörden als Eigentümer und der Stadt Braunschweig als [[Bauleitplanung|Planungsträger]].

== Kasernen der Stadt Braunschweig ==
{| class="wikitable"
|-
! style="width:15%"| Bezeichnung !!style="width:5%" | Zeitraum !!style="width:25%" | Regimenter !!style="width:40%" | Bemerkung !!style="width:15%" | Koordinaten
|-
| Ägidien-Kaserne
| 1756 bis 1843 ||
* 1756: Dragonerregiment
* 1825: Garde-[[Husaren]]-Regiment
* 1831 bis 1843: Herzoglich [[Braunschweigisches Leibbataillon]]
|Die Ägidienkaserne war die erste Braunschweiger Kaserne. Sie wurde auf dem Platz des ehemaligen Ägidien-Klosterhofes errichtet. (seit 1853 [[Lessingplatz (Braunschweig)|Lessingplatz]] mit dem [[Lessing-Denkmal (Braunschweig)|Lessingdenkmal]])
| {{Coordinate|text=/|NS=52.25881|EW=10.52388|type=landmark|region=DE-NI|name=Ägidien-Kaserne}}
|-
| Augusttor-Kaserne<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/bilder/augustt_kaserne.jpg | wayback=20070621022121 | text=Bild: ''Augusttor-Kaserne''}}</ref>
| 1806 bis 1894 ||
* 1816 bis 1869: Artillerie-Batterie
* 1869 bis 1892: zwei [[Schwadron]]e des Husaren-Regiments
|Ursprünglich befand sich hier das August-Tor. Nachdem die Wallanlagen geschleift worden waren, wurde es um das Jahr 1800 zu einem Gefängnis und einer Kaserne umgebaut. Bis 1826 diente sie als Hauptwache und Militärgefängnis. Der [[Portikus]] mit seinen [[Dorische Ordnung|dorischen Säulen]] wurde 1896 nach der Schließung in den [[Bürgerpark (Braunschweig)|Bürgerpark]] umgesetzt.
| {{Coordinate|text=/|NS=52.25945041|EW=10.52745581|type=landmark|region=DE-NI|name=Augusttor-Kaserne}} ???
|-
| Burg-Kaserne<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/bilder/burgkaserne.jpg | wayback=20070621022115 | text=Bild: ''Burg-Kaserne''}}</ref>
| 1808 bis 1873 ||
* 1808: Westfälisches Regiment
* 1814: Infanterie-Regiment
* 1843 bis 1848: Leib-Bataillon
|1826 zog die Hauptwache in die Burg-Kaserne. Die alte Burg [[Heinrich der Löwe|Heinrichs des Löwen]] diente seit 1848 als Magazin und Reserve-Kaserne, ehe sie 1873 komplett ausbrannte. Sie wurde daraufhin abgetragen und an dieser Stelle in den Jahren 1887 bis 1906 eine Rekonstruktion der [[Burg Dankwarderode]] errichtet.
| {{Coordinate|text=/|NS=52/15/53|EW=10/31/27|type=landmark|region=DE-NI|name=Burg-Kaserne}}
|-
| Magnitor-Kaserne<br />(Kavallerie-Kaserne)<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/bilder/kavall_kaserne.jpg | wayback=20070621022044 | text=Bild: ''Kavalleriekaserne''}}</ref>
| 1825 bis 1907 ||
* 1825: Garde-Husaren-Regiment
* 1830: Drei [[Eskadron]]e des Husaren-Regiments
| Ab 1892 befand sich in dem Gebäude die Kunst- und Gewerbeschule; sie wurde 1907 abgerissen. Auf dem Grundstück wurde der Bau für das [[Gaußschule Gymnasium am Löwenwall|Gymnasium Gauß-Schule]] errichtet.
| {{Coordinate|text=/|NS=52.26132853|EW=10.53056717|type=landmark|region=DE-NI|name=Magnitor-Kaserne}}
|-
| Husaren-Kaserne<br />([[Mars-la-Tour-Kaserne]])
| 1892 bis 1945 ||
* 1873 bis 1918: Husaren-Regiment 17
* 1920 bis etwa 1945: Minenwerfer-Abteilung 17
|Seit 1945 war der Gebäudekomplex am [[Altewiekring]] Sitz des 4. Polizeireviers Braunschweig, es ist das einzige noch vorhandene Kasernengebäude aus dem 19.&nbsp;Jahrhundert.
| {{Coordinate|text=/|NS=52.26416|EW=10.54025|type=landmark|region=DE-NI|name=Mars-la-Tour-Kaserne}}
|-
| Infanterie- oder Vendôme-Kaserne<br />am Fallersleber Tor<ref>{{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/bilder/inf_kaserne.jpg | wayback=20070621022128 | text=Bild: ''Infanteriekaserne''}}</ref>
|1843 bis 1945 ||
* 1843 bis 1871: Infanterie-Regiment
* 1871 bis 1887: 1./2. Bataillon des 4. Magdeburger Infanterie-Regiments Nr. 67
* 1887 bis 1918: Teile des Infanterie-Regiments 92
* 1918 bis 1921: Reichswehrschutz-Regiment 5
* 1921 bis 1945: 1. Bataillon des Infanterie-Regiments 17
| Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschädigt und im Sommer 1961 größtenteils abgerissen. Seit 1945 waren dort die Kriminalpolizei, das Bundesvermögensamt und das Hauptzollamt Braunschweig untergebracht.
| {{Coordinate|text=/|NS=52.26882|EW=10.53506|type=landmark|region=DE-NI|name=Vendôme-Kaserne}}
|-
| Kaserne Korfesstraße
| 1893 bis 1918 ||
* 1893 bis 1918: 4. Bataillon des Infanterie-Regiments 92
* 1897 bis 1918: 3. Bataillon des Infanterie-Regiment 92 (aus Blankenburg)
| –
| {{Coordinate|text=/|NS=52.26149926|EW=10.5492568|type=landmark|region=DE-NI|name=Kaserne Korfesstraße}} ???
|-
| Kaserne Fliegerhorst Broitzem
| 1935 bis 1945 ||
* 1935 bis 1945: Schule für Aufklärungsflieger
* 1935 bis 1945: Beobachterschule
* 1935 bis 1945: Fallschirmjägereinheit
| 1929 wurde der Standort der deutschen Verkehrsfliegerschule von [[Berlin-Staaken]] nach Braunschweig verlegt. 1934 wurde sie vom Reichs-Luftfahrtministerium übernommen und eine Kasernenanlage an der Broitzemer Straße errichtet. Nach der Neuanlage des [[Flughafen Braunschweig-Wolfsburg|Flughafens Waggum]] nutzte die Schule für Aufklärungsflieger weiterhin diese Gebäude.<ref>[http://m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/stadtteile/broitzem/flughafen.html ''Flughafen 1917 bis 1945 und Kriegseinwirkungen''] auf m.braunschweig.de, abgerufen am 23. Oktober 2013.</ref>
| {{Coordinate|text=/|NS=52.24982875|EW=10.48965812|type=landmark|region=DE-NI|name=Kaserne Broitzem}}
|-
| Heinrich-der-Löwe-Kaserne<br />(Hindenburg-Kaserne)
| 1935 bis 2003 ||
* 1935 bis 1945: I./II. Abteilung Artillerieregiment 67
* 1945 bis 1958: Britische Besatzungsarmee
* ab 1958 Panzergrenadierbataillon 22 und 23
* Teile des Panzerbataillons 21
* Sanitätskompanie Panzerbrigade 2
| Kapazität: 1000 Mann. Die Panzergrenadierbataillone waren mit Schützenpanzern des Typs [[Marder (Schützenpanzer)|Marder]] ausgerüstet. Für die Nachnutzung des Kasernengeländes waren unter anderem ein Stadionneubau und ein Autohof im Gespräch. Das Gelände wurde 2010 an das braunschweiger Unternehmen Kanada Bau GmbH veräußert. Geplant ist eine gewerbliche Nutzung der Anlage.<ref>Jörn Stachura: [http://www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/heinrich-der-loewe-kaserne-verkauft-id127289.html ''Heinrich-der-Löwe-Kaserne verkauft''] auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.</ref>
| {{Coordinate|text=/|NS=52/14/55/N|EW=10/34/24/E|type=landmark|region=DE-NI|name=Heinrich-der-Löwe-Kaserne}}
|-
| Schillkaserne
| 1935 bis 1945 ||
* 1935 bis 1945: Beobachtungsabteilung 31
* ab 1945: eine Abteilung der Schutzpolizei des Landes Niedersachsen.
| Kapazität: 800 Mann. Benannt nach dem Freiheitskämpfer [[Ferdinand von Schill]].
| {{Coordinate|text=/||NS=52/17/00|EW=10/34/09|type=landmark|region=DE-NI|name=Schillkaserne}}
|-
| Siegfried-Kaserne
| 1936 bis 1945 ||
* 1936 bis 1945: Nachrichtenabteilung 31
* ab 1951: Grenzschutzabteilung II/5
| Kapazität: 800 Mann. Seit dem Jahr 2000 gehört das Gebäude zur Technischen Universität Braunschweig (Campus Nord)
| {{Coordinate|text=/|NS=52.28392536|EW=10.53838313|type=landmark|region=DE-NI|name=Siegfried-Kaserne}}
|-
| Husaren-Kaserne
| 1938 bis 1994 ||
* 1938 bis 1945: Luftwaffen-Nachrichtenabteilung 2
* 1959 bis 1994: Panzeraufklärungsbataillon 1
* 1986 bis 1994: Nachschubkompanie 20
* 1986 bis 1994: Instandsetzungskompanie 20
| Kapazität: 1000 Mann. Nachnutzung als Gewerbepark
| {{Coordinate|text=/|NS=52/18/32/N|EW=10/32/48/E|type=landmark|region=DE-NI|name=-Kaserne}}
|-
| Leutnant-Müller-Kaserne
| 1938 bis 1999 ||
* 1938 bis 1945: Panzerabwehrabteilung 31
* 1956 bis 1992: Panzerartilleriebataillon 25 und Panzerpionierkompanie 20
| Kapazität: 800 Mann. Das Panzerartillerie-Bataillon 25 ging aus dem 1. Bataillon des Artillerieregiments 1 hervor, welches 1956 aufgestellt worden war. Dieses wurde im Jahr 1959 der Panzergrenadier-Brigade 2 unterstellt und in Feldartilleriebataillon 25 umbenannt. Ende 1966 wurde das Bataillon mit Panzerhaubitzen des Typs [[M109 (Panzerhaubitze)#M109G|M109G]] ausgerüstet und in Panzerartilleriebataillon 25 umbenannt. Nachnutzung als Gebäude des Städtischen Klinikums Salzdahlumer Straße und Wohnanlagen
| {{Coordinate|text=/|NS=52/14/7/N|EW=10/32/27/E|type=landmark|region=DE-NI|name=-Kaserne}}
|-
| Roselies-Kaserne
| 1938 bis 2003 ||
* 1938 bis 1945: Fallschirminfanteriebataillon 1
* 1961 bis 2003: Panzerbataillon 24
* Teile des Panzerbataillons 21
* 1976 bis 1986/87: Panzerbataillon 23
* Panzerjägerkompanie 20
* 1986 bis 1991: Fernspähkompanie 100
| Kapazität: 1000 Mann. Ab 1945 wurden die Gebäude vorübergehend als Lager für [[Displaced Person]]s genutzt. Die Kasernengebäude wurden abgerissen und auf dem Gelände wurden Eigenheime errichtet.<ref>[http://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/bekanntmachungen/strassennamen/RoseliesKaserne.pdf ''Baugebiet „Roselies-Kaserne“''] auf braunschweig.de, abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF; 117&nbsp;kB)</ref><ref>[http://www.panzerbataillon24-traditionsgemeinschaft.de/Der%20Umbau/Seite%207%20Umbau.html ''Der Abbruch, 4. Bildfolge''] auf panzerbataillon24-traditionsgemeinschaft.de, abgerufen am 31. Oktober 2013. (Bilder vom Abriss der Kaserne)</ref>
| {{Coordinate|text=/|NS=52/14/48/N|EW=10/34/0/E|type=landmark|region=DE-NI|name=-Kaserne}}
|-
| Tannenberg-Kaserne
| 1938 bis 1991 ||
* 1938 bis 1945: Flugzeugführerschule
* 195? bis 1986: Nachschubkompanie 20
* 1966 bis 1986: Fernspäh-Kompanie 100
* 1986/87 bis 1991: Panzerbataillon 23
* Sanitätszentrum 201
| Benannt nach der [[Schlacht bei Tannenberg (1914)]]
| {{Coordinate|text=/|NS=52/18/49/N|EW=10/33/42/E|type=landmark|region=DE-NI|name=-Kaserne}}
|}

== Garnisonfriedhöfe und Garnisonkirchen ==
Von der ersten Erwähnung 1753 als „Begräbnisplatz für Militärpersonen“ bis in das 20. Jahrhundert hinein diente ein Teil der [[St. Katharinen (Braunschweig)|Katharinengemeinde]] als Garnisonfriedhof. Nach dem [[Gräbergesetz]] haben dort 107 Militärgräber ein dauerhaftes Ruherecht. Als im Jahr 1887 der [[Hauptfriedhof Braunschweig|Hauptfriedhof]] an der Helmstedter Straße angelegt wurde, wurde dort auch ein Ehrenfriedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege eingerichtet und die Zahl der Bestattungen auf dem Katharinenfriedhof ging zurück. Das Gelände des ehemaligen Garnisonfriedhofs wurde durch Neubauten der [[Technische Universität Braunschweig|Technischen Universität]] teilweise überbaut, teilweise im Jahr 2011 saniert, um die historischen Grabanlagen zu erhalten.<ref>[http://www.braunschweig.de/leben/im_gruenen/friedhoefe/Historische_Friedhoefe.html ''4. Garnisons-/Katharinenfriedhof''] auf braunschweig.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.</ref><ref>Norbert Jonscher: [http://www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/Braunschweig/studenten-bummeln-wieder-ueber-den-alten-garnisonsfriedhof-id116489.html ''Studenten bummeln wieder über den alten Garnisonsfriedhof''] auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.</ref>

; Garnisonkirchen
* Die [[Aegidienkirche (Braunschweig)|Aegidienkirche]] wurde am 29. September 1718 als Garnisonkirche eingeweiht. Am 8. November 1787 gab Heinrich Ludewig Stalman für den Abt [[Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem]] eine Sammlung mit dem Titel ''Predigten'' heraus, die er als Prediger an der „Egidien- und Garnisonkirche“ gehalten hatte.<ref>Heinrich Ludewig Stalmann: ''Predigten.'' Schulbuchhandlung, Braunschweig 1787, [http://digisrv-1.biblio.etc.tu-bs.de:8080/docportal/servlets/MCRFileNodeServlet/DocPortal_derivate_00020694/2300-1688.pdf (online)]</ref> Das [[Aegidienkloster (Braunschweig)|Aegidienkloster]] und die Garnisonkirche unterstanden um 1772 gemeinschaftlich dem Probst zu St. Aegidien und dem Stadtkommandanten.<ref>Johann Christoph Stübner, Carl Wilhelm Ferdinand: ''Historische Beschreibung der Kirchenverfassung in den Herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen Landen seit der Reformation.'' Kircher, Goslar 1800, {{OCLC|249729446}}, S. 241.</ref>
* Die [[Matthäuskirche (Braunschweig)|Matthäuskirche]] wurde am 18. Dezember 1904 eingeweiht und bis 1944 als Garnisonkirche genutzt. Seit 1967 ist sie evangelisch-lutherische Pfarrkirche.<ref>[http://m.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/geschichte/stadtchronik.html?id2=1900&seite=3 Stadtchronik – ''18. Dezember 1904''] auf m.braunschweig.de und [http://www.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/braunschweiger_ansichten/luftbilder/luftbildcollection/matthaeuskirche.html ''Matthäuskirche''] auf braunschweig.de, abgerufen am 1. November 2013.</ref>

; Gedenksteine
* An das [[Gefecht bei Ölper (1809)|Gefecht bei Ölper]], das am 1. August 1809 zwischen Truppen des Königreichs Westphalen und der von Herzog Friedrich Wilhelm geführten „Schwarzen Schar“ erinnert das Herzogsdenkmal in [[Ölper]].
* An die Ruhestätte von vierzehn Soldaten aus dem Freikorps des Königlich preußischen Majors [[Ferdinand von Schill]], dem zu Ehren die Schill-Kaserne benannt wurde, erinnert das „[[Schill-Denkmal (Braunschweig)|Schill-Denkmal]]“ in der Schillstraße in Braunschweig. An diesem Ort wurden die Soldaten am 18. bis 22. Juli 1813 Hingerichtet und am 24. September 1837 der Kopf des Majors beigesetzt.
* Für den Sieg über die französischen Truppen im Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870 bis 1871, wurde auf dem ehemaligen Siegesplatz ([[Lessingplatz (Braunschweig)|Lessingplatz]]) ein Siegesdenkmal errichtet, dass an diese Kämpfe und die beteiligten Regimenter, dargestellt im Sockel durch drei Soldaten der Infanterie, Kavallerie und Artillerie, erinnert.
* Das [[Kolonialdenkmal (Braunschweig)|Kolonialdenkmal]] erinnert an die Gefallenen in den deutschen Kolonien (Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika, Neu-Guinea, Samoa-Inseln, Kiautschou, Insel Yap, Palau-Inseln, Karolinen-Inseln, Insel Ponape, Insel Nauru, Marianen-Inseln, Marshall-Inseln).

<gallery mode="packed" heights="175">
Obelisk Oelper 02 2a.jpg|Obelisk bei Ölper
Braunschweig Schill-Denkmal.jpg|Schill-Denkmal
Braunschweig Siegesdenkmal (1904).jpg|Siegesdenkmal 1870/71
Braunschweig Brunswick Koloniendenkmal Front (2006).jpg|Kolonialdenkmal
</gallery>

== Literatur ==
* [[Reinhard Bein]]: ''Zeitzeugen aus Stein.'' Band 1. ''Braunschweig 1930–1945.'' Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7.
* [[Otto Elster]]: ''Die Geschichte der stehenden Truppen im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel.'' 2 Bände. Heinsius, Leipzig 1899 ([http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00028569 Band 1]) und 1901 ([http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00028553 Band 2]). (Nachdruck: Band 2: ''Von 1714–1806.''<!--ist so als Titelzusatz--> LTR-Verlag, Bad Honnef 1982, ISBN 3-88706-126-8.)
* Heinrich Grußendorf: ''Von Kasernen in Braunschweig.'' In: ''Jahrbuch des Braunschweiger Landwehrverbandes.'' Jahrgang 9, Braunschweig 1932, {{OCLC|833359183}}, S. 43–47.
* Wilhelm Hartwieg: ''1809–1959: Geschichte der braunschweigischen Truppen von der Gründung der „Schwarzen Schar“ bis zum Ende des Ersten Weltkrieges.'' Herausgegeben aus Anlaß der 150-Jahr-Feier der braunschweigischen Truppenteile Braunschw. Inf.-Regt. Nr. 92, Braunschw. Hus.-Regt. Nr. 17, 2. (Braunschw.) Feldart.-Regt Nr. 46, Braunschweig 1959, {{OCLC|83098101}}.
* Manfred Garzmann: ''Drei Jahrhunderte Garnison Braunschweig. Chronik der Panzergrenadierbrigade 2.'' Maul, Braunschweig 1979, {{OCLC|174028550}}.
* Georg Ortenburg: ''Braunschweigisches Militär.'' Elm Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-9800219-6-3.
* Ernst Orth: ''Geschichte der Braunschweigischen Batterie in den Jahren 1809 und 1813–1913.'' Julius Zwißlers Verlag, Wolfenbüttel 1913.
* Christof Römer: ''500 Jahre Krieg und Frieden. Braunschweigische Militärgeschichte vom Fehdezeitalter bis zum Ende des Absolutismus.'' In: ''Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums.'' 33. Braunschweig 1982, {{OCLC|22359493}}.

== Weblinks ==
* {{Webarchiv | url=http://www.immotafides.de/ma-bs-beziehungen.pdf | wayback=20070621022307 | text=''Die Beziehungen zwischen der Stadt und der Garnison Braunschweig 1815–1866.'' }} (PDF)
* [http://www.braunschweig.de/kultur_tourismus/stadtportraet/geschichte/residenzstadt.html ''Die Residenzstadt Braunschweig''] auf braunschweig.de
* [https://www.youtube.com/watch?v=AIl9JmlBd0U&list=PL11B318BCF8BC3C3D&index=3 Einmarsch der Ehrenformation, angeführt vom Heeresmusikkorps 1 aus Hannover unter Leitung von Oberstleutnant Friedrich Szepansky anlässlich des Außerdienststellungsapells am 12. Juni 2003 in Braunschweig. Abgerufen am 13. September 2014.]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Liste der braunschweig-wolfenbüttelschen Regimenter der Frühen Neuzeit]]
* [[Liste der braunschweig-wolfenbüttelschen Regimenter der Frühen Neuzeit]]
* [[Geschichte der Garnisonsstadt Braunschweig]]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references />

{{All Coordinates}}


[[Kategorie:Braunschweigische Militärgeschichte]]
[[Kategorie:Braunschweigische Militärgeschichte]]
[[Kategorie:Militär (Deutsches Kaiserreich)]]
[[Kategorie:Kaserne]]
[[Kategorie:Armee der Frühen Neuzeit]]
[[Kategorie:Militärische Einrichtung (Deutschland)]]
[[Kategorie:Historisches Heer]]
[[Kategorie:1671]]

Version vom 4. August 2015, 20:38 Uhr

Frontseite der Mars-la-Tour-Kaserne mit dem Spruchband PENINSULA • SICILIEN • WATERLOOMARSLATOUR als Hinweis auf die Feldzüge und Schlachten, an denen Braunschweigische Einheiten im 18. und 19. Jahrhundert teilgenommen haben.

Die Geschichte der Stadt Braunschweig als Garnisonsstadt begann 1671[1] und endete im Oktober 2003[2] mit der Auflösung der letzten beiden Kasernen, der Roselies- und der Heinrich-der-Löwe-Kaserne. Damit endete nach 332 Jahren die Geschichte des Garnisonsstandortes Braunschweig.

Überblick

Die Stadt Braunschweig war seit 1671, nach der Unterwerfung durch die Braunschweiger Herzöge, bis zum Abzug der letzten Bundeswehreinheiten im Jahr 2003 eine Garnisonsstadt. Die Soldaten wurden zunächst in Bürgerhäusern einquartiert. Da dies jedoch oftmals zu Beschwerden durch die Bewohner führte, wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die ersten Kasernen in der Stadt errichtet. In diesem Zeitraum wurden viele Militäreinrichtungen angelegt und der Anblick von uniformierten Soldaten war über drei Jahrhunderte lang ein fester Bestandteil der städtischen Gesellschaft. Viele Soldaten der Garnison Braunschweig kämpften und starben beispielsweise in den Kabinettskriegen des 17. und 18. Jahrhunderts oder als braunschweigische Truppen, die für fremde Mächte wie England auf dem amerikanischen Kontinent kämpften.

Weitere ließen ihr Leben im Kampf für die Armee des Königreichs Westphalen oder bei den Feldzügen in Spanien und Russland in den Jahren 1809 bis 1813. Sie waren sowohl als Angehörige des Feldkorps Herzog Friedrich Wilhelms in Quatre-Bras und Waterloo (1815) eingesetzt, als auch im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) sowie in den beiden großen Weltkriegen 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945. Auch in den Kolonialkriegen des Deutschen Kaiserreichs dienten braunschweigische Truppen.

Das Militär diente aber nicht nur zum Kampf gegen den äußeren Feind, sondern übte – je nach Epoche – auch eine Ordnungs- und Repressionsfunktion aus.

Nach 1955 zogen Bundeswehrsoldaten in die Stadt Braunschweig ein. Die Präsenz der Bundeswehr in Braunschweig endete 2003.[3]

Zeit vor 1671

Bis in das 16. Jahrhundert war es üblich, dass die Besitzungen der Herzogtümer unter den erbberechtigten Söhnen der Herzöge aufgeteilt wurden. Dadurch waren aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg die Häuser Braunschweig-Wolfenbüttel, Dannenberg, Harburg und Lüneburg-Celle hervorgegangen.

Für das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel entstand unter Herzog Julius ein neues Wehrsystem, nach dem jeder einzelne Hauswirt bewaffnet zu sein hatte. Die Waffen wurden durch das Landgericht geprüft und die Männer wurden durch die Offiziere des Herzogs an ihnen ausgebildet und militärisch gedrillt. Die Gewehre stammten aus der Geschütz- und Gewehrfabrikation in Gittelde. Die militärische Ausbildung der Bürger fand einmal pro Monat statt und zusätzlich gab es ein jährliches großes Exerzieren. Die einzelnen Mannschaften wurden nach Fahnen in Kompanien eingeteilt.

Zu den Truppen von Herzog Heinrich Julius gehörten 1589 bereits angeworbene Musketiere sowie eine persönliche Leibgarde, die aus mehreren berittenen Kompanien bestand. Befehligt wurden seine Truppen vom Grafen Hohenlohe.[4]

1605 bis 1617

Die Belagerung von 1615 der Stadt Braunschweig

Die erste stehende Truppe im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel führte der Herzog 1606 nach Wolfenbüttel, der damaligen Hauptstadt. Dieses waren das 1605 aufgestellte „Gelbe Regiment“ aus Fußsoldaten und das „Rote Regiment“, das aus berittenen Truppen bestand. Im Jahr 1605 belagerte Heinrich Julius die Stadt Braunschweig vom 28. Oktober bis zum 9. Januar 1606. Der König von Dänemark vermittelte einen achtwöchigen Waffenstillstand. Da es zu keiner Einigung kam, verordnete Kaiser Rudolf II. einen Abzug der Truppen auf beiden Seiten. Die Stadt Braunschweig rüstete entgegen dieser Anweisung jedoch weiter auf, so dass sie vom Kaiser mit der Reichsacht belegt wurde.

Ab 1609 wurden alle Untertanen des Herzogtums in das bestehende Wehrsystem eingebunden. Die Ausstattung der Kriegsdienstpflichtigen bestand aus dem langen Spieß, der Muskete und einem Harnisch. Zusätzlich wurden die Besitzer der freien Höfe verpflichtet Reittiere und Rüstungen bereitzustellen. Nach dem Tode von Herzog Heinrich Julius setzte sein Nachfolger Herzog Friedrich Ulrich 1615 beide Regimenter zur erneuten Belagerung von Braunschweig ein. Diese endete abermals durch dänische Vermittlung mit einem Vergleich bei dem die Ächtung der Stadt aufgehoben wurde und die Stadt eine Ausgleichszahlung und eine Erbhuldigung an den Herzog leisten musste, während dieser die Privilegien der Stadt anerkannte.[5]

1618 bis 1648

Im Dreißigjährigen Krieg, der seit dem Jahr 1618 die deutschen Lande überzog, hatte sich Herzog Friedrich Ulrich für die Neutralität entschieden. Dennoch verstärkte er in den Jahren 1622 bis 1623 seine Truppen und setzte seinen Schwager Otto zu Braunschweig und Lünebung als Obrist ein. Ein Teil dieser Truppen wurde in einer Kreisarmee des Niedersächsischen Reichskreises unter dem Befehl von Herzog Georg zusammengefasst.

Die Kreisarmee unter Herzog Georg
Gefolge des Herzogs: 93 Personen, 46 Reisige sowie 26 Kutsch- und Wagenpferde
KompanieBefehlshaberAnzahl PferdeKompanieBefehlshaberAnzahl Männer
Leibgarde-CürassiersOberstleutnant von Wettbergk100Leibgarde Herzog GeorgsCapitain Belizar Ludwig von Wurmb224
Cürassiers aus CelleOberstleutnant Curdt Plate von Sleen102Männer aus CelleMajor Friedrich Merethig217
Arkebusierreiter aus CelleOberstleutnant Pfalzgraf Christian102Männer aus CelleCapitain Friedrich Feuerschütz228
Arkebusierreiter aus CelleRittmeister Jansen von Petersdorf102Männer aus CelleCapitain von Uffeln207
Männer aus CelleCapitain Johann Nagel218
Braunschweig-Wolfenbüttelsche ReiterWolff Eberhard von Warberg150Männer aus Braunschweig-WolfenbüttelGeneral Otto Plate von Helvessen300
Braunschweig-Wolfenbüttelsche ReiterRittmeister Friedrich von Bortfeldt150Männer aus Braunschweig-WolfenbüttelCapitain Friedrich Vitzthumb von Eckstedt300
Halberstädtische ReiterRittmeister Christoff von Honichen127Männer aus HalberstadtCapitain August Vitzthumb von Eckstedt203
Mecklenburgische ReiterRittmeister von Strahlendorf140Männer aus HalberstadtCapitain Oswald Bodenteich203
Mecklenburgische ReiterRittmeister Volrad Frein140Männer aus LübeckCapitain Michel Wessel211
Holsteinische ReiterRittmeister Dietrich von Ahlefeld200Männer aus HolsteinCapitain Jacob Seesteden293
Holsteinische ReiterRittmeister von Hodenberg93Männer aus HolsteinCapitain Bernhard Petersen225
Gesamt:14062775[6]

Im Jahr 1624 wurde Herzog Friedrich Ulrich zum General der Niedersächsischen Kreisarmee ernannt und löste damit Herzog Georg ab, der in die Dienste des Kaisers übergetreten war. Im Mai des Jahres 1625 beschloss der Kreistag zu Braunschweig, die Truppenstärke weiter auszubauen und Friedrich Ulrich schloss zudem in Lauenburg ein formelles Bündnis mit König Christian IV. von Dänemark. Der Herzog sollte über das rund 24.000 Mann starke Kontingent der Braunschweigisch-Lüneburgischen Länder befehligen, was jedoch wegen des Einspruchs des Herzogs Christian aus Celle nie in dieser Stärke zustande kam.

Da die kaiserliche Armee der Katholischen Liga mit ihrem Heerführer Johann von Tilly weiter vorrückte, vereinigten sich Herzog Friedrich Ulrichs Truppen im Juni mit den Dänen bei Nienburg. Dieses wurde bald darauf von Tilly belagert, doch König Christian gelang es, ihn zum Rückzug zu zwingen. Trotzdem spitzte sich die Lage bedrohlich zu, denn General Wallenstein rückte auf Göttingen vor und Tilly eroberte am 24. Oktober 1625 die Feste Calenberg.

Im Winter des Jahres bemühte sich Friedrich Ulrich vergeblich in Braunschweig um einen Friedensschluss. Herzog Christian von Halberstadt organisierte derweil in Wolfenbüttel die Verteidigung des Landes. Auch König Christian zog sich dorthin zurück. Zusätzlich wurden die Städte Göttingen, Münden und Nordheim durch Truppen verstärkt. Als Christian von Halberstadt in das Eichsfeld ausrückte, erkrankte er und wurde nach Wolfenbüttel zurückgebracht, wo er am 6. Juni 1626 dem Fieber erlag.

Nachdem Tilly die drei Städte erobert hatte, verhandelte Herzog Friedrich Ulrich nochmals mit ihm, zog im August seine Truppen von der dänischen Armee ab und unterwarf sich dem Kaiser. Wolfenbüttel blieb nach der Niederlage König Christians jedoch unter Graf Solms in dänischer Hand, bis es 1627 gemeinsam von Friedrich Ulrich und General Gottfried Heinrich zu Pappenheim durch Errichtung des Schwedendamms eingenommen wurde.

Belagerung Wolfenbüttels um 1627

Herzog Friedrich Ulrich trat schließlich im Jahre 1631 dem Bündnis der protestantischen Fürsten bei und schloss 1632 mit König Gustav Adolf von Schweden einen Allianzvertrag. Dafür sollte er eine Streitmacht von 1500 Reitern (12 Kompanien mit 125 Pferden) und fünf Regimenter Infanteriesoldaten (5200 Mann) nach königlich schwedischer Ordnung aufstellen. Unter diesem befanden sich auch das „Gelbe Regiment“ (Obrist von Schönberg, ab 1633 Dietrich von Ehlen, acht Kompanien Fußsoldaten) und das „Rote Regiment“ (Obrist Jobst Heinrich von Mützephal, 500 Reiter, acht Kompanien Fußsoldaten) sowie das „Blaue Regiment“ (Generalmajor Tile Albrecht von Uslar, 1000 Reiter, zwölf Kompanien Fußsoldaten).[7]

Herzog Georg hatte inzwischen das kaiserliche Heer verlassen und war in die Dienste des schwedischen Königs übergetreten, um diesen bei der Vertreibung der katholischen Truppen aus den Ländern des Fürstentums zu unterstützen. Er stellte hierfür zum Ende des Jahres je drei Regimenter Kavallerie und Infanterie auf. Georgs Regimenter nahmen die Städte Göttingen und Duderstadt ein zernierten gemeinsam mit Friedrich Ulrichs Einheiten Wolfenbüttel, vertrieben Wallenstein zunächst aus Stade und zwangen ihn schließlich zum Rückzug aus Niederhessen.

Anfang des Jahres 1633 wurden wichtige Ortschaften wie Bielefeld, Herford, Lemgo und Vlotho eingenommen und die kaiserlichen Truppen von der Schwedisch-Deutschen Armee auf das rechte Ufer der Weser zurückgedrängt. Die Truppen aus Wolfenbüttel standen unter General von Uslar bei Polle, Holzminden und Höxter. Herzog Friedrich Ulrich versuchte indessen die Belagerung Wolfenbüttels fortsetzen, um die Stadt wieder in seinen Besitz zu bringen. Herzog Georg gelang es, die kaiserlichen Truppen des Grafen Gronsfeld zu zerschlagen und ihn nach Minden zurückzudrängen. Somit hatte er das gesamte linke Ufer der Weser zwischen der Haase und Bielefeld unter seiner Kontrolle.

Georg belagerte zudem mit nur knapp 10.000 Mann und ohne schwere Geschütze die Stadt Hameln, die am 13. Juli 1633 kapitulierte. Unterstützt wurde er hierbei durch die Truppen des Obristen Mützephal, der sich ihm entgegen einer Anweisung des Herzogs Friedrich Ulrich, der zufolge er Generalmajor von Uslar bei Höxter mit Waffen und Proviant versorgen sollte, am 21. März angeschlossen hatte. Generalmajor von Uslar kam nun ebenfalls nach Hameln und nahm die gesamten wolfenbüttelschen Truppen unter seinen Befehl. Nachdem Hameln eingenommen war, wurde von Uslar nach Hildesheim abkommandiert, um die dortigen Besitztümer zurückzuerobern. Für die Belagerung Hildesheims standen ihm am Anfang des Jahres 1634 insgesamt 16 Kompanien Reiter und 44 Kompanien Fußsoldaten zur Verfügung. Der Kommandant der Stadt kapitulierte schließlich am 12. Juli 1634.[8]

Nach dem Tode Herzog Friedrich Ulrichs übernahm 1635 Herzog August der Jüngere die braunschweigisch-wolfenbüttelschen Gebiete, die nun unter den Fürsten neu aufgeteilt worden waren. Die Belagerung Wolfenbüttels wurde fortgesetzt.

Im September 1641 wurden in Goslar zwischen den welfischen Herzögen und Erzherzog Leopold die ersten Verhandlungen über einen Frieden begonnen, bei denen die Herzöge dem Frieden von Prag beitraten und im Gegenzug die kaiserlichen Truppen die befestigten Städte, insbesondere die Stadt Wolfenbüttel, im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel räumen sollten. Als der Dreißigjährige Krieg schließlich endete, verloren die Herzöge, da sie ihre Truppen nach diesem Friedensschluss stark reduziert hatten, weitere Teile ihres einstigen Herrschaftsgebietes.[9]

1649 bis 1670

Braunschweig, Wolfenbüttel Karte von 1654/1658
  • 1649 wurde Herzog August zum Obersten des Niedersächsischen Kreises ernannt.
  • 1652 schloss die schwedische Königin Christina mit den braunschweigischen Herzögen und den Landgrafen von Hessen-Kassel eine Definitiv-Allianz (Hildesheimer Allianz). Hierin wurden die Herzöge verpflichtet stets ein Korps von 2.000 Reitern und 4.000 Fußsoldaten zu unterhalten.
  • 1654 schlossen die Herzöge ein Bündnis mit dem Kurfürsten von Brandenburg, bei dem sie weitere 300 Reiter und 1.200 Fußsoldaten aufstellen ließen. Insgesamt stellte Herzog August 2.100 Mann zur Verfügung.
  • 1657 fielen dänische Truppen in Bremen und Verden ein, so dass die Niedersächsischen Truppen aufgerüstet wurden, um sich diesen entgegenzustellen.
  • 1663 wurden braunschweigische Truppen als Hilfskorps nach Ungarn entsandt.[10]
  • Am 17. September 1666 übernahm Herzog Rudolph August die Regierung, nachdem sein Vater verstorben war. Seinen Bruder Anton Ulrich ernannte er 1667 zum Statthalter. Dieser vermehrte die Truppen und nahm mit diesen an zahlreichen kämpferischen Auseinandersetzungen teil. Die Truppen wurden beispielsweise zur Verteidigung Bremens in der Gegend um Rethem an der Aller zusammengezogen. Sie wurden jedoch nicht eingesetzt, da es zu einem Vergleich zwischen den Kontrahenten kam.
  • 1667 bis 1669 wurden Truppen aus Wolfenbüttel in holländische und spanische Dienste gestellt und kamen nach dem Frieden von Aachen zurück.
  • 1669 bis 1670 wurden die Truppen nochmals verstärkt und aufgerüstet, da die Unterwerfung der noch immer abspenstigen Stadt Braunschweig geplant war.[11]

Garnisonsstadt ab 1671

1671 bis 1805

Die Stadt Braunschweig und die Stadt Wolfenbüttel waren die beiden einzigen mit Befestigungsanlagen versehenen Städte im ehemaligen Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Nach ihrer Belagerung und Unterwerfung durch die Herzöge wurde Braunschweig 1671 zur fürstlichen Garnison erhoben und zum Standort des fürstlichen Heeres, dessen Truppenstärke im Laufe der Jahre variierte. Zu dieser Zeit gab es je eine Kompanie Leibgarde zu Ross und zu Fuß sowie zwei Kompanien des Reiterregiments, die Infanterieregimenter „von Stauffen“, „von Schönberg“ und „von der Brüggen“ und die Artillerie. Die stationierten Verbände setzten sich stets aus mehreren Regimentern zusammen. Selbst in Zeiten des Friedens stand in der Stadt immer ein gewisses Kontingent an braunschweigischen Soldaten unter Waffen bereit.

Als der französische König Ludwig XIV. seine Truppen unter Marschall Henri de Turenne bis in den Elsass marschieren ließ, hatten sich die braunschweigischen Truppen 1674 mit denen aus Brandenburg, Celle, Lüneburg und Wolfenbüttel der kaiserlichen Armee angeschlossen, um diesem entgegenzutreten und die Holländer in ihrem Krieg gegen die Franzosen (Holländischer Krieg) zur Seite zu stehen. Zunächst war geplant die französischen Truppen vom Norden und Süden her anzugreifen. General Alexander de Bournonville führte seine Truppen bei Straßburg über den Rhein, um sich mit dem Heer des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu vereinigen und so mit einer rund 55.000 Mann starken Armee Turenne anzugreifen. Dieser durchschaute jedoch den Plan und kam ihnen zuvor. So kam es am 4. Oktober 1674 zu der Schlacht bei Enzheim im Südwesten von Straßburg. Unter den Alliierten Truppen befanden sich auch neun braunschweigischen Infanterieregimenter unter der Führung des Herzogs August von Holstein-Plön, mit 28 Geschützen, die ein Waldgebiet gegen die französischen Dragoner- und Musketierregimenter des Marquis Louis-François de Boufflers verteidigten sollten, sich jedoch mangels Unterstützung hinter einen dortigen Höhenzug zurückziehen mussten. In dieser Schlacht, aus der sich die Franzosen schließlich nach Marlenheim zurückzogen, verloren die Braunschweiger 28 Offiziere, 100 Unteroffiziere und 674 Gemeine. Im Januar 1675 wurden Regimenter aus Braunschweig-Lüneburg, Münster und Brandenburg gegen Turenne in der Schlacht bei Türkheim eingesetzt.[12]

Im Jahr 1684 zogen die Truppen in den Kampf gegen die Türken und 1688 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs gegen den französischen König Ludwig XIV. 1690 beteiligten sich die Braunschweiger mit zwei Reiter- und zehn Infanterieregimentern an einem Hilfskorps für Holland.[13]

1762 lag die Truppenstärke bei 16.000 Mann, die sich in den Diensten des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel befanden, diese wurden durch Subsidienverträge mit England und dem Kaiser finanziert. Die Lage änderte sich nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763), als die finanziellen Mittel knapper wurden und die Heeresstärke reduziert werden musste.

Im Februar 1776 wurde daher von dem britischen Offizier William Fawcett als Vertreter der englischen Krone und Feronce von Rotenkreutz, als Vertreter für Braunschweig, ein entsprechender Vertrag unterzeichnet. Herzog Karl verpflichtete sich darin ein Korps, bestehend aus 3964 Mann Infanterie und 336 Mann leichter Kavallerie zu entsenden. Die Kavallerie wurde erst vor Ort mit Pferden ausgerüstet. Das Korps bestand aus 5 Regimentern und 2 Bataillonen, die gesamte Ausrüstung sollten aus Braunschweig geliefert werden, wodurch die braunschweigischen Handwerker mit zusätzlichen Aufträgen versorgt wurden, um die wirtschaftliche Lage im Herzogtum zu verbessern.

Den Oberbefehl über diese Truppen erhielt Friedrich Adolf von Riedesel, der mit seinem Auszug aus Braunschweig zum Generalmajor befördert wurde. Das entsandte Truppenkontingent setzte sich aus 176 Offizieren, 389 Unteroffizieren, 102 Tambours (Trommler), 3373 Gemeinen und 261 Knechten in folgenden Einheiten zusammen:

  • Dragoner-Regiment „Prinz Ludwig Ernst“
  • Grenadier-Bataillon „Breymann
  • Musketier-Regimenter: „Prinz Friedrich“, „von Rhetz“, „von Riedesel“ und „von Specht“
  • Bataillon leichte Infanterie mit Jägerkompanie „von Barner“

Die Truppe schiffte sich in Stade ein und reiste nach Québec. Hier kämpfte sie gemeinsam mit Einheiten aus Hessen-Hanau und den Engländern. Obwohl Braunschweig für die Entsendung dieser Soldaten für die Unterstützung des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775 bis 1783) 5 ¼ Millionen Taler an Einnahmen verbuchen konnte, beschloss Herzog Carl Wilhelm Ferdinand 1783, nach Rückkehr letzten braunschweigischen Truppen aus Amerika (2.174 von ausgesandten 5.124 Mann), die Stärke des Heeres zu verringern. Stattdessen stellte er eine Armee aus Söldnern zusammen.[13]

1806 bis 1815

Obelisk – Vaterländisches Denkmal auf dem Löwenwall
Die Standbilder und der Obelisk erinnern an die in den Freiheitskriegen gegen Napoleon I. gefallenen
Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm von Braunschweig

Als Preußen im Jahr 1806 gegen Frankreich in den Krieg zog, hatte sich Braunschweig zur Neutralität entschlossen, um von Napoleon verschont zu werden, was dieser jedoch ablehnte. Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel wurde durch seine Truppen besetzt, aufgelöst und dem Königreich Westphalen unterstellt. Damit wurden auch die militärischen Verbände neu geordnet und das Braunschweiger Heer existierte nicht mehr.[14]

1815 bis 1866

Husar 1809
Infanteristen um 1843

Im Jahr 1809 stellte Herzog Friedrich Wilhelm in Böhmen eine eigene Truppe zusammen, die als „Schwarze Schar“ bezeichnet wurde. Diese bildete ab 1815 den neuen Grundstock für das braunschweigische Militär. Dem Oberbefehl des britischen Prinzregenten George IV. unterstellt, kämpfte sie in Spanien und Belgien. Nachdem Napoleon in der Schlacht bei Waterloo endgültig besiegt worden war, entstand das neue Herzogtum Braunschweig. Die Truppen kehrten mit mehr als 7000 Mann ohne den Herzog nach Braunschweig zurück. Dieser war in der Schlacht bei Quatre-Bras am 16. Juni 1815 gefallen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden beim Steinbruch am Nußberg Schießstände für die Ausbildung der Soldaten der Garnison angelegt. Diese wurden bis zum Jahr 1919 genutzt. Zu Ehren des Generalmajors Johann Elias Olfermann (1776–1822), der die Braunschweigischen Truppen nach dem Tod des Herzogs befehligt und in der Schlacht von Quatre-Bras angeführt hatte, wurde im Jahr 1832 unweit der Schießstände eine Gedenksäule aufgestellt.[15]

In Braunschweig setzte sich nun das Konskriptionssystem durch, was einer allgemeinen Wehrpflicht für alle männlichen Landesbewohner im Alter von 20 bis 25 gleichkam. Eine Verordnung legte fest, dass sich jeder für eine militärische Verwendung bereithalten musste. Teilweise wurde jedoch nur jeder fünfte wirklich zum Dienst einberufen. Die Auswahl erfolgte über eine Auslosung, sodass es möglich war, durch den Verkauf des Loses an andere Dienstpflichtige oder durch die Entsendung eines Stellvertreters dem Militärdienst zu entgehen. Nicht verpflichtet werden konnten geistig oder körperlich behinderte oder für den Dienst unwürdige Männer. Eine Ausnahmeregelung gab es für die Mitglieder des Herrschaftshauses oder hochadeliger Familien. Großgrundbesitzer, Gewerbetreibende und Amtsinhaber konnten sich auf Antrag ebenfalls befreien lassen.

1816 wurde die Militär-Administrations-Kommission geschaffen, die für die Militärverwaltung zuständig war. Ab 1826 wurden diese Aufgaben vom Herzoglichen Kriegs-Collegium übernommen. Ihm oblagen die Verwahrung der Kriegskasse, die Verwaltung der Kasernen, die Verpflegung, die Versorgung sowie das Zeughaus und das Militärhospital. Hierarchisch war der jeweilige Herzog Oberbefehlshaber des braunschweigischen Militärs, ihm unterstand der Kommandant des aktiven Korps, ab 1848 war dies der Brigadekommandeur. Der Garnisonsdienst wurde durch die Stadtkommandanten organisiert.[16]

Braunschweiger Stadtkommandanten[17]
ZeitraumDienstgradName
1813 bis 1821GeneralleutnantJohann Heinrich Carl von Bernewitz
1821 bis 1830GeneralleutnantJohann Carl Moll[18]
1830 bis 1835GeneralleutnantFriedrich August von Herzberg
1835 bis 1847GeneralleutnantErnst von Schrader
1847 bis 1851GeneralmajorHeinrich August Christian von Brandenstein[19]
1851 bis 1855GeneralleutnantJohann Heinrich Ernst Gustav von Normann[20]
1855 bis 1867GeneralleutnantAlexander Leopold von Erichsen

Da Karl, der älteste Sohn des verstorbenen Herzogs, noch minderjährig war, lag der Oberbefehl bei Georg IV., der diesen auf das Geheimraths-Collegium delegiert hatte. Dieses beschloss eine drastische Reduzierung der Truppenstärke, so dass das braunschweigische Militär zwar nominell noch aus rund 1800 Mann bestand, die tatsächliche Anzahl der Soldaten in den vier Infanteriebataillonen jedoch bei lediglich je 160 Mann lag. Ein Teil der Husaren war zudem für andere Dienste, beispielsweise als Polizeihusaren eingesetzt oder auf andere Städte im Herzogtum verteilt worden. 1821 verabschiedete der Deutsche Bund eine Bundeskriegsverfassung, die das Herzogtum Braunschweig verpflichtete, ein Prozent seiner Bevölkerung für das gemeinsame Truppenkontingent der Bundestruppen zu entsenden. Zu diese sollten neben den Fußtruppen auch einen Anteil an Reitern sowie jeweils zwei Geschütze pro 1000 Mann umfassen. Die braunschweigischen und königlich-hannoverschen Truppen bildeten gemeinsam die 1. Division des X. Bundes-Armee-Corps. Da es in Friedenszeiten erlaubt war, die Truppen zu beurlauben, lag die Stärke der braunschweigischen Truppen Anfang der 1820er Jahre bei rund 520 Mann.

Als Herzog Karl II. die Regierungsgeschäfte übernahm, sorgte er für eine Aufstockung der Truppen. Unter anderem ließ er ein neues Jägerbataillon aufstellen, aus dem später das Leibbataillon hervorging, und erhöhte den Personalbestand der Infanterieregimenter auf mehr als 2500 Mann. Zusätzlich stand ihm 1825 nun eine 300 Mann starke Kavallerieabteilung zur Verfügung, da er die Abteilung der Polizeihusaren zu einem Garde-Husarenregiment hatte ausbauen lassen. Dazu kamen noch rund 150 Artilleristen. Doch schon 1830 kam es nach dem Sturz Karls erneut zu einer Reduzierung durch seinen Bruder Wilhelm.

Die Zustände in den Kasernen waren bis zum Jahr 1843 unzureichend. So gab es Berichte nach denen beispielsweise die Burgkaserne seit 1820 als baufällig bezeichnet wurde und einem drohenden Einsturz 1832 nur unzureichend durch notdürftige Reparaturen begegnet wurde. Die Kasernengebäude waren schlecht gedämmt und die Zimmer und Schlafsäle waren häufig überbelegt und die Luftzirkulation zusätzlich im Winter durch mit Decken verhängte Fenster beeinträchtigt. In die Obergeschosse der Ägidienkaserne drang sogar bei Regen Wasser ein, wodurch eine Nutzung der Räumlichkeiten nicht mehr möglich war. 1837 wurde daher der Bau einer neuen Infanteriekaserne beschlossen, in der es teilweise getrennte Schlaf- und Wohnräume für Soldaten gab. 1841 zog dort das erste Bataillon ein. Neben den Kasernen gab es für die Soldaten ein Militärhospital sowie eine eigene Garnisonschule. Diese war aus der St. Aegidienschule hervorgegangen, stand jedoch den Mannschaftsdienstgraden nicht zur Verfügung, da es diesen untersagt war zu heiraten oder eine Familie zu gründen.[16] Am 20. Februar 1847 verstarb der Abt Franz August Christian Westphal, Direktor der Waisenhaus- und Garnisonschule und Domprediger.[21] Im Jahr 1852 wurden die beiden Freischulen und die beiden Bürgerschulen sowie die Waisenhaus- und Garnisonschule zusammengefasst und einem gemeinsamen städtischen Schulvorstand und Schuldirektor unterstellt.[22]

Zwischen den Soldaten und Teilen der Braunschweiger Einwohnerschaft, vor allem der Unterschicht, gab es latente Spannungen, die in Krisenzeiten oder bei besonderen Anlässen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen konnten.[23]

Am 15. Juli 1848 legte der Deutsche Bund neue Regelungen für die zu entsendenden Kontingente fest und erhöhte die Anzahl auf 2 % der Bevölkerung. Das hatte zur Folge, dass Braunschweig nun rund 5000 Mann zur Verfügung halten musste. Diese Truppenstärke wurde erreicht, indem man die Landwehr mit einbezog, so dass die reguläre Stärke nunmehr knapp 2700 Mann betrug. In den Jahren 1849 bis 1854 wurden die Truppen des Herzogtums Braunschweig im Zuge einer Militärkonvention mit dem Königreich Preußen als „Brigade“ der 7. Preußischen Division in Magdeburg unterstellt. Zudem änderten sich die Bedingungen für die Wehrpflicht, eine Stellvertretung war nicht mehr zulässig und es kamen die Einjährig-Freiwilligen hinzu. Die zuvor unterschiedlichen Kaliber und Maße wurden nach Vorbild des preußischen Dienstreglements ebenfalls vereinheitlicht. Eine Beurlaubung der Soldaten war nun erstmals nach einer Dienstzeit von zwei Jahren möglich und die Ausbildung wurde verbessert. Diese Regelung endete bereits am 16. September 1854, da es massiven Widerspruch sowohl aus Österreich als auch aus Hannover gegeben hatte. Braunschweig erhielt somit seine militärische Unabhängigkeit zurück, die neuen Regelungen wurden ebenfalls zurückgenommen.[16]

Um das Jahr 1854 ließ die Englische Königin Victoria eine Truppe aus deutschen, schweizerischen und italienischen Söldnern aufstellen. Unter diesen befanden sich rund 180 Braunschweigische Soldaten, die unter General Baron von Stutterheim in der „British-German Legion“ dienten und gegen das Russische Kaiserreich in den Krimkrieg ziehen sollten. Im März des Jahres 1856 endete dieser jedoch mit dem Friedensvertrag von Paris, wodurch die Söldner dort nicht zum Einsatz kamen. Sie wurden, da sie mit langfristigen Verträgen angeworben worden waren, nicht entlassen, sondern stattdessen in die Britische Kapkolonie verschifft. Hier wurden sie als „Military Settlers“ (Wehrbauern) in der Provinz Kaffraria gegen rebellische Eingeborenen-Stämme eingesetzt. Diese Unternehmung wurde von Baron von Stutterheim (1815–1871) geleitet. Die Name der Orte Stutterheim und Braunschweig erinnern an diese Braunschweigischen Legionäre.[24]

Am 18. August 1866 trat das Herzogtum Braunschweig dem Norddeutschen Bund bei. Daraufhin wurde das Amt des Stadtkommandanten aufgehoben.

Situation um 1858[16]
MonatssoldZusatzleistungenUnterbringungDienstgrad (Beispiel)Bemerkung
rund 2 TalerKostenlose Verpflegung, Bekleidung und Unterbringung sowie zwei Handtücher, vier Bettlaken und zwei WolldeckenMannschaftsschlafraum, DoppelbettMannschaftsdienst GemeinerMehrheitlich bestanden die Garnisonstruppen aus einfachen Soldaten und Gefreiten. Der Sold lag weit unter dem Monatslohn ungelernter Arbeiter, die durchschnittlich etwas mehr als 10 Taler erhielten. Bei Vollbelegung stand jedem Soldaten nur ein eigener Wohn- und Schlafbereich von knapp 2 m² zur Verfügung.
10 Taler 6 Silbergroschen + 1 Taler Quartiergeld für verheirateteHeiratserlaubnis, kostenlose Verpflegung und Bekleidung sowie nach Ablauf der Dienstzeit Übernahme in den öffentlichen Staatsdienst.Unverheiratete in kleinen Gruppen in Unteroffiziersstuben im Einzelbett innerhalb, verheiratete in eigenen Wohnungen außerhalb der KasernenUnteroffizier FeldwebelDer Sold eines Feldwebels entsprach ungefähr dem der ungelernten Arbeiter. Ein Sergeant oder Korporal verdiente nicht ganz so viel.
31 Taler + ZusatzzahlungenHeiratserlaubnis ab dem 25. Lebensjahr, Quartiergeld, Zahlungen für Rationen, Bediente und Dienstunkosten, Ansprüche für die Hinterbliebenen aus der Kasse der Witwen- und Waisen-VersorgungsanstaltEigene Wohnung oder DienstwohnungOffizier PremierlieutenantOffiziere waren meist Angehörige des Adels oder der bürgerlichen Oberschicht. In Braunschweig gab es mehrheitlich Subalternoffiziere und einige Stabsoffiziere. Offiziere mussten ihre Uniform selbst beschaffen, einen Teil ihres Soldes für die Instandhaltung der Wohnung aufbringen und einen Betrag in die Versorgungskasse einzahlen.

1867 bis 1886

Das Herzogtum Braunschweig verlor mehr und mehr seine militärische Eigenständigkeit. Die Truppen unterstanden zunächst dem Oberbefehl des Norddeutschen Bundes. Daraufhin wurden die Regimenter in „Herzoglich Braunschweigisches Infanterieregiment Nr. 92“, „Herzoglich Braunschweigisches Husarenregiment Nr. 17“ und 6. Herzoglich Braunschweigische Batterie umbenannt und wurden Teil des Hannoverschen Feldartillerieregiments Nr.10. Die preußischen Militärgesetze und die allgemeine Wehrpflicht wurden eingeführt und die Truppen mit neuen Waffen, wie dem „Zündnadelgewehr 62“ ausgestattet. Diese kamen nun direkt aus Preußen und nicht wie bisher aus braunschweigischer Produktion.

Mit der Mobilmachung im Juli 1870 marschierten die braunschweigischen Truppen nach Bingerbrück, um am Deutsch-Französischen Krieg teilzunehmen. Sie waren Teil der II. Armee und waren an den Kämpfen um Mars-la-Tour, Saarbrücken und Spichern, Metz und St. Privat beteiligt. Nach dem Ende des Krieges blieb das Infanterieregiment als Besatzungstruppe in Elsaß-Lothringen und kehrte erst 1886 nach Braunschweig zurück. Die entstandene Lücke wurde durch das 4. Magdeburger Infanterieregiment Nr. 67 geschlossen. Vom Jahr 1871 unterstanden die Truppen dem Oberbefehl des Deutschen Reiches.

Preußen hatte sich seit 1866 bemüht, mit anderen deutschen Staaten eine Militärkonvention abzuschließen, was im Ergebnis auf die Eingliederung dieser Streitkräfte in die preußische Armee hinauslief. Mit fast allen Ländern kamen solche Vereinbarungen zwischen 1867 und 1873 zustande. Herzog Wilhelm, der gegenüber Preußen und speziell gegenüber Bismarck kritisch eingestellt war, legte jedoch großen Wert auf eine militärische Eigenständigkeit und weigerte sich bis zu seinem Tode 1884, eine solche Konvention abzuschließen. Erst am 9./18. März 1886 schloss der Braunschweiger Regent Albrecht von Preußen mit Preußen eine Militärkonvention;[25] die Verhandlungen hierzu hatte für Braunschweig Generalmajor Robert von Wachholtz geführt. Unterzeichnet wurde die Konvention vom Braunschweiger Staatsminister Hermann von Görtz-Wrisberg, auf preußischer Seite von den Militärs Heinrich von Goßler und Carl von Hänisch. Die Braunschweiger Truppen wurden zu einem Teil der preußischen Armee, behielten die Bezeichnung „Braunschweigisch“ im Namen bei, während das „Herzoglich“ aus den Bezeichnungen gestrichen wurde. Die bis dahin verwendeten traditionell schwarzen Uniformen gingen in ein preußisches Blau über.[26]

1914 bis 1919

Soldat des Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92

Als im Jahr 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wirkte sich dieser auch auf das Herzogtum Braunschweig aus. Am 4. August dieses Jahres stimmte die Berliner Reichstagsfraktion der SPD den „Kriegskrediten“ im Rahmen des sogenannten „Burgfriedens“ zu. Da Braunschweig eine Garnisonsstadt war und das Infanterieregiment Nr. 92 sowie das Husarenregiment Nr. 17 dort stationiert waren, blieb die Stadt von diesen politischen Ereignissen nicht unberührt. Die Generalmobilmachung am 1. August stieß auf Zustimmung und eine Einheit der Braunschweiger Husaren rückte unter den Beifallsrufen der Bevölkerung aus der Kaserne aus. Bereits am 31. Juli hatte der Herzog Ernst August seine Regierungsgeschäfte an die Herzogin Victoria Luise übergeben, um selbst als Offizier in der preußischen Armee zu dienen und in den Krieg zu ziehen. Mit der Mobilmachung zogen die Reservisten in die Braunschweiger Kasernen ein. Die dem Krieg eher skeptisch gegenüberstehende Braunschweiger SPD veröffentlichte in ihrer Zeitschrift „Volksfreund“ hingegen kritische Beiträge.[27] Die anfängliche Begeisterung für den Krieg wurde schnell gedämpft, als sich bereits in den ersten Kriegsmonaten die Todesmeldungen über braunschweigische Soldaten in der Stadt häuften. Daraufhin wurden in der Stadt Lazarette, wie das Schloss-Lazarett,[28] eingerichtet und Frauen in der medizinischen Versorgung ausgebildet. Die Rüstungsproduktion bekam einen hohen Stellenwert innerhalb der Stadt, die Unternehmen wurden auf Kriegsproduktion umgestellt und viele Frauen wurden, da es an Arbeitskräften mangelte, in diesen Betrieben beschäftigt. Davon profitierten insbesondere Unternehmen, die Konserven oder Maschinen herstellten. Infolge dieser Umstrukturierung kam es schon bald zu einem Mangel an Lebensmitteln, da nicht genügend Landarbeiter für die Ernte bereitstanden. Brot und Gemüse mussten rationiert werden und die Unzufriedenheit innerhalb der Stadtbevölkerung nahm zu.

Als schließlich im Oktober 1918 die Nachrichten über die Forderung nach einer Abdankung Kaiser Wilhelms II. Braunschweig erreichten, kam es auch hier im November zu Demonstrationen auf dem Leonhardplatz. Am 6. November wurde das Gefängnis erstürmt und das Polizeipräsidium sowie der Bahnhof durch die Demonstranten besetzt. Zwei Tage später wurde ein „Arbeiter- und Soldatenrat“ gewählt und der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel dankte noch am selben Tage ab. Damit endete die Herrschaft der Welfen in Braunschweig am 8. November 1918. Anschließend rief der Arbeiter- und Soldatenrat die „Sozialistische Republik Braunschweig“ aus.[28]

1920 bis 1933

Aufgrund des Versailler Vertrages durfte Deutschland nur Landstreitkräfte mit höchstens 100.000 Mann unterhalten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde zunächst das Reichswehr-Infanterie-Regiment 20 in der Stadt stationiert. Am 1. Januar 1921 wurde aus Verbänden des Übergangsheeres das 17. Infanterie-Regiment der Reichswehr gebildet, das seinen Regimentsstab in Braunschweig hatte. Für das Ende der 1920er Jahre sind folgende Stationierungen im Land Braunschweig belegt:[29]

  • Infanterie-Kaserne, Braunschweig, Humboldtstr. 30–33
    • Standortältester Braunschweig
    • Stab des 17. Infanterie-Regiments
    • I. (Braunschw.) Bataillon des 17. Infanterie-Regiments mit der 1. bis 3. Kompanie, 4. Maschinengewehrkompanie
    • Militärverwaltungsbehörden
  • Husaren-Kaserne, Braunschweig, Altewiekring 20
    • 2. und 4. Kompanie sowie 13.(Braunschw.) Minenwerferkompanie des I. Bataillons
  • Braunschweig, Gliesmaroder Straße 29
    • Standortlazarett Braunschweig und Standortarzt
  • Artillerie-Kaserne, Wolfenbüttel, Lindener Straße 16
    • Standortältester Wolfenbüttel
    • 7. Batterie des 6. (Preuß.) Artillerie-Regiments
    • 9. (Kw.) Batterie des 6. (Preuß.) Artillerie-Regiments
    • Sanitätsstaffel Wolfenbüttel der Sanitäts-Abteilung 6

1933 bis 1945

Mit der Machtergreifung am 30. Januar 1933 ging 1934 aufgrund des Gesetzes über den Neuaufbau des Reichs auch die Selbständigkeit der Länder des Deutschen Reiches verloren. Eine Reichsreform sollte dazu dienen, das gesamte Reich in etwa gleichgroße Reichsgaue zu unterteilen, hierfür sollte der Freistaat Braunschweig mit dem südlichen Teil der preußischen Provinz Hannover vereinigt werden. Diese Planung wurde jedoch nicht verwirklicht. Um die eigene Machtposition nicht zu verlieren, beschloss der Ministerpräsident des Freistaates Braunschweig Dietrich Klagges, sich für einen Reichsgau Ostfalen mit einer Hauptstadt Braunschweig einzusetzen. Dafür ließ er die Stadt zu einer Musterstadt des Nationalsozialismus ausbauen. Dazu gehörten auch der Ausbau der Militäranlagen und die Neuanlage großer Kasernen.[30] Ab 1935 wurde die Garnison vor allem durch Artillerie-Einheiten und den Stab der 31. Infanterie-Division bestimmt.

Truppenteile, Einrichtungen und Außenkommandos

Die meisten dieser Kasernen wurde in den Jahren 1936 bis 1938 errichtet. Die Anlagen für die Truppen des Heeres lagen hierbei weitgehend im Süden und Osten der Stadt. So zogen beispielsweise 1935 die „Beobachtungsabteilung 31“ in die Schillkaserne und zwei Abteilungen des „Artillerieregiments 67“ in die Heinrich-der-Löwe-Kaserne und die Hindenburg-Kaserne, 1936 die „Nachrichtenabteilung 31“ in die Siegfriedkaserne, 1938 die „Panzerabwehrabteilung 31“ in die Leutnant-Müller-Kaserne und das „Fallschirminfanteriebataillon 1“ in die Roselies-Kaserne ein, die nach dem belgischen Ort Roselies benannt wurde. Zudem quartierte sich die „Sanitätsabteilung 31“ im ehemaligen Heereslazarett an der Gliesmaroder Straße ein. In der Schillstraße befand sie die Kommandozentrale mit dem Divisonstab, der Standortverwaltung und einem Heereskasino.[31]

Zu den Fronttruppen während des Krieges gehörten unter anderem die 31. Infanterie-Division, das Infanterie-Regiment Nr. 17, die Panzer-Abwehr-Abteilung 31, die Artillerie-Regimenter 55 und 67 sowie die Flakgruppe Braunschweig und das Luftnachrichten-Regiment 2, die 1. SS-Totenkopf-Jagd-Brigade und das SS-Wach-Bataillon Braunschweig. Zudem gab es Sanitätsstaffeln, Heeresfachschulen und Ersatz- oder Reserveregimenter und die Fliegerschule Braunschweig. Die Wehrmachtskommandantur, das Wehrbezirkskommando (Wehrersatzbezirk Hannover) und das Luftkreiskommando VII mit dem Luftwaffengruppenkommando 2 und der 4. Flieger-Division waren ebenfalls in Braunschweig stationiert. Weitere wichtige Einrichtungen waren die Heeres-Munitionsanstalten Grasleben und Lehre, ein Lufttank- und Munitionslager sowie die Außenkommandos der Lager Neuengamme (Lager Büssing und Schilldenkmal, SS-Reitschule, Stahlwerke und Truppenwirtschaft) und Buchenwald (SS-Junkerschule).[32]

Die Gebäude für die Luftwaffe wurden im Norden und Westen angesiedelt. Es gab die „Aufklärungsfliegerschule“ in Broitzem, ab 1938 die „Flugzeugführerschule“ in der Tannenbergkaserne und eine Ausbildungsstätte des „Luftnachrichtenregiments 2“ in der Husarenkaserne. Die Kommandozentrale für diese Einrichtungen und zugleich Hauptquartier der „Luftwaffengruppe 2“ war das „Luftflottenkommando 2“ an der Grünewaldstraße. Des Weiteren wurden teilweise eigene Offizierswohnanlagen wie die Bastholz- oder die Lindenbergsiedlung und im Mascheroder Holz angelegt. Auch in der Innenstadt gab es solche kasernennahen Wohngebiete beispielsweise das „Fliegerviertel“ (Grünewaldstraße).[31]

Eine weitere Luftwaffeneinrichtung war die von 1936 bis 1945 bestehende Deutsche Forschungsanstalt für Luftfahrt, auf deren Gelände zwischen Völkenrode und Watenbüttel sich heute das Johann Heinrich von Thünen-Institut und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) befinden. Auf dem dazugehörenden Flugplatz waren ab 1943 jeweils kurzzeitig mehrere fliegende Verbände der Luftwaffe stationiert.[33]

Braunschweig im Krieg

Das erste Kriegsjahr brachte für die Stadt keine nennenswerten Konfrontationen, lediglich im September wurden Aufklärungsflugzeuge gesichtet. Trotzdem war Braunschweig als Garnisons- und rüstungsintensiver Industriestandort ein wichtiges Angriffsziel. Bereits im Juni/Juli 1940 kam es zu den ersten Fliegeralarmen und einige Angriffe erfolgten in der näheren Umgebung der Stadt. Am 17. August wurde erstmals das Stadtgebiet von feindlichen Bomben getroffen, wobei zwei Menschen zu Tode kamen. Im Februar 1941 kam es zu größeren Schäden durch Sprengbomben am Fallersleber Tor und am Petritorwall, aber auch am Sackring und dem Rudolfplatz. Gleichzeitig wurden Wenden und der Flugplatz in Waggum bombardiert. Am 11. Februar fielen die ersten Brandbomben im Stadtgebiet, beispielsweise auf die Luther-Werke, die der Flugzeugproduktion dienten, die stark beschädigt wurden. Das Jahr 1942 verlief ohne größere Schäden. Im September des Jahres 1943 gab es die ersten massiven Angriffe auf die Stadt, die sich ab Januar fortsetzten und schließlich mit dem verheerenden Bombenangriff am 15. Oktober 1944 die historische Innenstadt komplett zerstörten. Die Errichtung der Luftschutzanlagen und Bunker in Braunschweig rettete vielen Bürgern der Stadt das Leben.[34]

Die 30. US-Infanteriedivision unter Führung des Generalmajors Leland Hobbs hatte den Auftrag, Braunschweig einzunehmen und dann über die Elbe in Richtung Tangermünde vorzustoßen.[35] Am 10. April 1945 verhandelte Hobbs an der Wedtlenstedter Schleuse des Stichkanals Salzgitter mit dem Braunschweiger Kampfkommandanten Generalleutnant Karl Veith, der jedoch eine sofortige bedingungslose Kapitulation ablehnte, sondern die Möglichkeit eines Rückzugs der Wehrmacht aus Braunschweig verlangte. Nach dem Abbruch der Verhandlungen setzten die Amerikaner ihren Vormarsch fort. Am folgenden Tag gelang ihnen der Übergang über den Stichkanal; sie rückten aus mehreren Richtungen weiter auf Braunschweig vor. Nachdem die örtlichen NS-Machthaber und die letzten Wehrmachtseinheiten sich aus Braunschweig abgesetzt hatten, unterzeichnete der kommissarische Oberbürgermeister Erich Bockler am 12. April um 2.59 Uhr das Übergabeprotokoll an die US-amerikanischen Streitkräfte. Die Besatzungszeit begann. Deutsche Soldaten und andere Uniformträger wurden in die Gebäude der ehemaligen Akademie für Jugendführung verbracht, wo die Militärregierung ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet hatte. Für kurze Zeit kam es zu einer Überschneidung in der Führung: Am 14. April übernahmen die Briten die Militärregierung für das Land Braunschweig, während die kommunale Militärregierung von der US-Seite ausgeübt wurde; dieser Dualismus endete am 5. Mai. Später zogen die amerikanischen Truppen aus Braunschweig ab. Die Briten bezogen bis 1958 in der Heinrich-der-Löwe-Kaserne ihr Quartier.

Bundeswehr

PzBrig 2

Die 1. Panzerdivision war ein Großverband aus den ersten Tagen der Bundeswehr. Zunächst wurde sie 1956 als Grenadierdivision bezeichnet, dann ab 1959 als Panzergrenadierdivision und schließlich ab 1981 als Panzerdivision. Aus den anfänglich aufgestellten Verbänden gingen unter anderem die Panzerbrigade 2 mit dem Grenadierbataillon II und III in Rautheim, (Heinrich-der-Löwe-Kaserne) und das Panzerartilleriebataillon 25 (Leutnant-Müller-Kaserne) hervor.

Die Aufgabe der „Panzerbrigade 2“ war in der Mitte der 1970er Jahre insbesondere die ständige Bereitschaft zur Verteidigung der innerdeutschen Grenze. In der Husaren-Kaserne waren das Panzeraufklärungsbataillon 1 und der Radarzug 1 sowie der Brigadeschützenpanzerzug 1 und 2 untergebracht. Weitere Einheiten befanden sich in der Roselies-Kaserne und der Tannenberg-Kaserne.

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde begonnen, die Truppen der Bundeswehr umzustrukturieren und zu reduzieren. Dies hatte auch Auswirkungen auf den Standort Braunschweig. Die 2. und 3. Brigade der 1. Panzerdivision wurden aufgelöst, lediglich die Panzergrenadierbrigade 1 blieb bis ins Jahr 2007 erhalten.[36] Für Braunschweig bedeutete dies, dass nach und nach alle Kasernen geschlossen wurden und die Bundeswehr diesen Standort im Jahr 2003 endgültig aufgab. Eigentümer der militärischen Liegenschaften war zunächst der Bund, nach Beendigung der militärischen Nutzung vertreten durch die Bundesvermögensverwaltung (BVV), später die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die Schaffung einer neuen zivilen Nutzung (Konversion) war die gemeinsame Aufgabe der Bundesbehörden als Eigentümer und der Stadt Braunschweig als Planungsträger.

Kasernen der Stadt Braunschweig

BezeichnungZeitraumRegimenterBemerkungKoordinaten
Ägidien-Kaserne1756 bis 1843Die Ägidienkaserne war die erste Braunschweiger Kaserne. Sie wurde auf dem Platz des ehemaligen Ägidien-Klosterhofes errichtet. (seit 1853 Lessingplatz mit dem Lessingdenkmal)52° 15′ 31,7″ N, 10° 31′ 26″ O
Augusttor-Kaserne[37]1806 bis 1894
  • 1816 bis 1869: Artillerie-Batterie
  • 1869 bis 1892: zwei Schwadrone des Husaren-Regiments
Ursprünglich befand sich hier das August-Tor. Nachdem die Wallanlagen geschleift worden waren, wurde es um das Jahr 1800 zu einem Gefängnis und einer Kaserne umgebaut. Bis 1826 diente sie als Hauptwache und Militärgefängnis. Der Portikus mit seinen dorischen Säulen wurde 1896 nach der Schließung in den Bürgerpark umgesetzt.52° 15′ 34″ N, 10° 31′ 38,8″ O ???
Burg-Kaserne[38]1808 bis 1873
  • 1808: Westfälisches Regiment
  • 1814: Infanterie-Regiment
  • 1843 bis 1848: Leib-Bataillon
1826 zog die Hauptwache in die Burg-Kaserne. Die alte Burg Heinrichs des Löwen diente seit 1848 als Magazin und Reserve-Kaserne, ehe sie 1873 komplett ausbrannte. Sie wurde daraufhin abgetragen und an dieser Stelle in den Jahren 1887 bis 1906 eine Rekonstruktion der Burg Dankwarderode errichtet.52° 15′ 53″ N, 10° 31′ 27″ O
Magnitor-Kaserne
(Kavallerie-Kaserne)[39]
1825 bis 1907
  • 1825: Garde-Husaren-Regiment
  • 1830: Drei Eskadrone des Husaren-Regiments
Ab 1892 befand sich in dem Gebäude die Kunst- und Gewerbeschule; sie wurde 1907 abgerissen. Auf dem Grundstück wurde der Bau für das Gymnasium Gauß-Schule errichtet.52° 15′ 40,8″ N, 10° 31′ 50″ O
Husaren-Kaserne
(Mars-la-Tour-Kaserne)
1892 bis 1945
  • 1873 bis 1918: Husaren-Regiment 17
  • 1920 bis etwa 1945: Minenwerfer-Abteilung 17
Seit 1945 war der Gebäudekomplex am Altewiekring Sitz des 4. Polizeireviers Braunschweig, es ist das einzige noch vorhandene Kasernengebäude aus dem 19. Jahrhundert.52° 15′ 51″ N, 10° 32′ 24,9″ O
Infanterie- oder Vendôme-Kaserne
am Fallersleber Tor[40]
1843 bis 1945
  • 1843 bis 1871: Infanterie-Regiment
  • 1871 bis 1887: 1./2. Bataillon des 4. Magdeburger Infanterie-Regiments Nr. 67
  • 1887 bis 1918: Teile des Infanterie-Regiments 92
  • 1918 bis 1921: Reichswehrschutz-Regiment 5
  • 1921 bis 1945: 1. Bataillon des Infanterie-Regiments 17
Die Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschädigt und im Sommer 1961 größtenteils abgerissen. Seit 1945 waren dort die Kriminalpolizei, das Bundesvermögensamt und das Hauptzollamt Braunschweig untergebracht.52° 16′ 7,8″ N, 10° 32′ 6,2″ O
Kaserne Korfesstraße1893 bis 1918
  • 1893 bis 1918: 4. Bataillon des Infanterie-Regiments 92
  • 1897 bis 1918: 3. Bataillon des Infanterie-Regiment 92 (aus Blankenburg)
52° 15′ 41,4″ N, 10° 32′ 57,3″ O ???
Kaserne Fliegerhorst Broitzem1935 bis 1945
  • 1935 bis 1945: Schule für Aufklärungsflieger
  • 1935 bis 1945: Beobachterschule
  • 1935 bis 1945: Fallschirmjägereinheit
1929 wurde der Standort der deutschen Verkehrsfliegerschule von Berlin-Staaken nach Braunschweig verlegt. 1934 wurde sie vom Reichs-Luftfahrtministerium übernommen und eine Kasernenanlage an der Broitzemer Straße errichtet. Nach der Neuanlage des Flughafens Waggum nutzte die Schule für Aufklärungsflieger weiterhin diese Gebäude.[41]52° 14′ 59,4″ N, 10° 29′ 22,8″ O
Heinrich-der-Löwe-Kaserne
(Hindenburg-Kaserne)
1935 bis 2003
  • 1935 bis 1945: I./II. Abteilung Artillerieregiment 67
  • 1945 bis 1958: Britische Besatzungsarmee
  • ab 1958 Panzergrenadierbataillon 22 und 23
  • Teile des Panzerbataillons 21
  • Sanitätskompanie Panzerbrigade 2
Kapazität: 1000 Mann. Die Panzergrenadierbataillone waren mit Schützenpanzern des Typs Marder ausgerüstet. Für die Nachnutzung des Kasernengeländes waren unter anderem ein Stadionneubau und ein Autohof im Gespräch. Das Gelände wurde 2010 an das braunschweiger Unternehmen Kanada Bau GmbH veräußert. Geplant ist eine gewerbliche Nutzung der Anlage.[42]52° 14′ 55″ N, 10° 34′ 24″ O
Schillkaserne1935 bis 1945
  • 1935 bis 1945: Beobachtungsabteilung 31
  • ab 1945: eine Abteilung der Schutzpolizei des Landes Niedersachsen.
Kapazität: 800 Mann. Benannt nach dem Freiheitskämpfer Ferdinand von Schill.52° 17′ 0″ N, 10° 34′ 9″ O
Siegfried-Kaserne1936 bis 1945
  • 1936 bis 1945: Nachrichtenabteilung 31
  • ab 1951: Grenzschutzabteilung II/5
Kapazität: 800 Mann. Seit dem Jahr 2000 gehört das Gebäude zur Technischen Universität Braunschweig (Campus Nord)52° 17′ 2,1″ N, 10° 32′ 18,2″ O
Husaren-Kaserne1938 bis 1994
  • 1938 bis 1945: Luftwaffen-Nachrichtenabteilung 2
  • 1959 bis 1994: Panzeraufklärungsbataillon 1
  • 1986 bis 1994: Nachschubkompanie 20
  • 1986 bis 1994: Instandsetzungskompanie 20
Kapazität: 1000 Mann. Nachnutzung als Gewerbepark52° 18′ 32″ N, 10° 32′ 48″ O
Leutnant-Müller-Kaserne1938 bis 1999
  • 1938 bis 1945: Panzerabwehrabteilung 31
  • 1956 bis 1992: Panzerartilleriebataillon 25 und Panzerpionierkompanie 20
Kapazität: 800 Mann. Das Panzerartillerie-Bataillon 25 ging aus dem 1. Bataillon des Artillerieregiments 1 hervor, welches 1956 aufgestellt worden war. Dieses wurde im Jahr 1959 der Panzergrenadier-Brigade 2 unterstellt und in Feldartilleriebataillon 25 umbenannt. Ende 1966 wurde das Bataillon mit Panzerhaubitzen des Typs M109G ausgerüstet und in Panzerartilleriebataillon 25 umbenannt. Nachnutzung als Gebäude des Städtischen Klinikums Salzdahlumer Straße und Wohnanlagen52° 14′ 7″ N, 10° 32′ 27″ O
Roselies-Kaserne1938 bis 2003
  • 1938 bis 1945: Fallschirminfanteriebataillon 1
  • 1961 bis 2003: Panzerbataillon 24
  • Teile des Panzerbataillons 21
  • 1976 bis 1986/87: Panzerbataillon 23
  • Panzerjägerkompanie 20
  • 1986 bis 1991: Fernspähkompanie 100
Kapazität: 1000 Mann. Ab 1945 wurden die Gebäude vorübergehend als Lager für Displaced Persons genutzt. Die Kasernengebäude wurden abgerissen und auf dem Gelände wurden Eigenheime errichtet.[43][44]52° 14′ 48″ N, 10° 34′ 0″ O
Tannenberg-Kaserne1938 bis 1991
  • 1938 bis 1945: Flugzeugführerschule
  • 195? bis 1986: Nachschubkompanie 20
  • 1966 bis 1986: Fernspäh-Kompanie 100
  • 1986/87 bis 1991: Panzerbataillon 23
  • Sanitätszentrum 201
Benannt nach der Schlacht bei Tannenberg (1914)52° 18′ 49″ N, 10° 33′ 42″ O

Garnisonfriedhöfe und Garnisonkirchen

Von der ersten Erwähnung 1753 als „Begräbnisplatz für Militärpersonen“ bis in das 20. Jahrhundert hinein diente ein Teil der Katharinengemeinde als Garnisonfriedhof. Nach dem Gräbergesetz haben dort 107 Militärgräber ein dauerhaftes Ruherecht. Als im Jahr 1887 der Hauptfriedhof an der Helmstedter Straße angelegt wurde, wurde dort auch ein Ehrenfriedhof für die Gefallenen der beiden Weltkriege eingerichtet und die Zahl der Bestattungen auf dem Katharinenfriedhof ging zurück. Das Gelände des ehemaligen Garnisonfriedhofs wurde durch Neubauten der Technischen Universität teilweise überbaut, teilweise im Jahr 2011 saniert, um die historischen Grabanlagen zu erhalten.[45][46]

Garnisonkirchen
  • Die Aegidienkirche wurde am 29. September 1718 als Garnisonkirche eingeweiht. Am 8. November 1787 gab Heinrich Ludewig Stalman für den Abt Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem eine Sammlung mit dem Titel Predigten heraus, die er als Prediger an der „Egidien- und Garnisonkirche“ gehalten hatte.[47] Das Aegidienkloster und die Garnisonkirche unterstanden um 1772 gemeinschaftlich dem Probst zu St. Aegidien und dem Stadtkommandanten.[48]
  • Die Matthäuskirche wurde am 18. Dezember 1904 eingeweiht und bis 1944 als Garnisonkirche genutzt. Seit 1967 ist sie evangelisch-lutherische Pfarrkirche.[49]
Gedenksteine
  • An das Gefecht bei Ölper, das am 1. August 1809 zwischen Truppen des Königreichs Westphalen und der von Herzog Friedrich Wilhelm geführten „Schwarzen Schar“ erinnert das Herzogsdenkmal in Ölper.
  • An die Ruhestätte von vierzehn Soldaten aus dem Freikorps des Königlich preußischen Majors Ferdinand von Schill, dem zu Ehren die Schill-Kaserne benannt wurde, erinnert das „Schill-Denkmal“ in der Schillstraße in Braunschweig. An diesem Ort wurden die Soldaten am 18. bis 22. Juli 1813 Hingerichtet und am 24. September 1837 der Kopf des Majors beigesetzt.
  • Für den Sieg über die französischen Truppen im Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870 bis 1871, wurde auf dem ehemaligen Siegesplatz (Lessingplatz) ein Siegesdenkmal errichtet, dass an diese Kämpfe und die beteiligten Regimenter, dargestellt im Sockel durch drei Soldaten der Infanterie, Kavallerie und Artillerie, erinnert.
  • Das Kolonialdenkmal erinnert an die Gefallenen in den deutschen Kolonien (Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika, Neu-Guinea, Samoa-Inseln, Kiautschou, Insel Yap, Palau-Inseln, Karolinen-Inseln, Insel Ponape, Insel Nauru, Marianen-Inseln, Marshall-Inseln).

Literatur

  • Reinhard Bein: Zeitzeugen aus Stein. Band 1. Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7.
  • Otto Elster: Die Geschichte der stehenden Truppen im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. 2 Bände. Heinsius, Leipzig 1899 (Band 1) und 1901 (Band 2). (Nachdruck: Band 2: Von 1714–1806. LTR-Verlag, Bad Honnef 1982, ISBN 3-88706-126-8.)
  • Heinrich Grußendorf: Von Kasernen in Braunschweig. In: Jahrbuch des Braunschweiger Landwehrverbandes. Jahrgang 9, Braunschweig 1932, OCLC 833359183, S. 43–47.
  • Wilhelm Hartwieg: 1809–1959: Geschichte der braunschweigischen Truppen von der Gründung der „Schwarzen Schar“ bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Herausgegeben aus Anlaß der 150-Jahr-Feier der braunschweigischen Truppenteile Braunschw. Inf.-Regt. Nr. 92, Braunschw. Hus.-Regt. Nr. 17, 2. (Braunschw.) Feldart.-Regt Nr. 46, Braunschweig 1959, OCLC 83098101.
  • Manfred Garzmann: Drei Jahrhunderte Garnison Braunschweig. Chronik der Panzergrenadierbrigade 2. Maul, Braunschweig 1979, OCLC 174028550.
  • Georg Ortenburg: Braunschweigisches Militär. Elm Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-9800219-6-3.
  • Ernst Orth: Geschichte der Braunschweigischen Batterie in den Jahren 1809 und 1813–1913. Julius Zwißlers Verlag, Wolfenbüttel 1913.
  • Christof Römer: 500 Jahre Krieg und Frieden. Braunschweigische Militärgeschichte vom Fehdezeitalter bis zum Ende des Absolutismus. In: Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums. 33. Braunschweig 1982, OCLC 22359493.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Georg Ortenburg: Braunschweigisches Militär. Elm Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-9800219-6-3.
  2. Ende einer traditionsreichen Garnison. In: Braunschweiger Zeitung. 11. Juni 2003.
  3. Ehrenhain der Garnison Braunschweig auf ratsinfo.braunschweig.de, abgerufen am 23. Oktober 2013.
  4. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 3–6.
  5. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 6–9.
  6. Summe laut Aufstellung Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 15. (im Onlinedokument S. 27.)
  7. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 9–26.
  8. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 27–37.
  9. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 54–68.
  10. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 75–76.
  11. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 105–111.
  12. Otto Elster: Band 1: von 1600–1714. S. 134–139 und S. 150.
  13. a b Das braunschweigische Militär im 17. und 18. Jahrhundert (Memento vom 28. Februar 2008 im Internet Archive)
  14. Daniel Weßelhöft: Das braunschweigische Militär bis 1806. In:Die Beziehungen zwischen der Stadt und der Garnison Braunschweig 1815–1866. (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive), abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF)
  15. Lage der Schießstände am Nußberg (bis 1919) auf braunschweig.de, abgerufen am 3. November 2013.
  16. a b c d Daniel Weßelhöft: Die Geschichte des braunschweigischen Militärs nach 1815. In:Die Beziehungen zwischen der Stadt und der Garnison Braunschweig 1815–1866. (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive), abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF)
  17. Die Geschichte der Garnison Braunschweig (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  18. Johann Carl Moll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 22. Oktober 2013.
  19. Heinrich August Christian von Brandenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 22. Oktober 2013.
  20. Johann Heinrich Ernst Gustav Normann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 22. Oktober 2013.
  21. DNB 1020798475 und 20. Februar 1847 auf m.braunschweig.de, abgerufen am 4. November 2013.
  22. 1852 auf m.braunschweig.de, abgerufen am 4. November 2013.
  23. Ein Beispiel aus dem Jahre 1845 beschreibt Hans-Gerhard Husung: Volkstümliche Gerechtigkeitsvorstellungen und Kriminalrecht im Herzogtum Braunschweig – Volksprotest und Verfolgungspraxis am Ende der 1840er Jahre. In: Werner Pöls, Klaus Erich Pollmann (Hrsg.): Moderne Braunschweigische Geschichte. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1982, ISBN 3-487-07316-1, S. 71–94.
  24. Deutsche Legionäre 1856: „Kaffernpuffer“ am Kaffraria Ostkap. auf golf-dornseif.de, abgerufen am 25. Oktober 2013. (PDF; 6,6 MB)
  25. Bernhard Kiekenap: Karl und Wilhelm. Die Söhne des Schwarzen Herzogs. Band III. Appelhans Verlag, Braunschweig 2004, ISBN 3-937664-07-6, S. 62–71 und 332 f. (dort auch auszugsweiser Abdruck der Militärkonvention).
  26. Die braunschweigischen Truppen während der Zeit des Norddeutschen Bundes 1867–1871 und des Deutschen Kaiserreichs 1871–1918 (Memento vom 23. Juli 2007 im Internet Archive)
  27. Karlheinz Schonauer: 1914: Protokoll eines gewollten Krieges. Pro Business, Berlin 2012, ISBN 978-3-86386-225-1, S. 590.
  28. a b Herzogliche Residenz auf arge-deutsche-geschichte.de, abgerufen am 29. Oktober 2013.
  29. Braunschweigisches Staatsministerium (Hrsg.): Staatshandbuch für den Freistaat Braunschweig. Braunschweig 1929, OCLC 258633241, S. 124 f.
  30. Reinhard Bein: Zeitzeugen aus Stein. Band 1. Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7, S. 11.
  31. a b Reinhard Bein: Zeitzeugen aus Stein. Band 1. Braunschweig 1930–1945. Döring, Braunschweig 1997, ISBN 3-925268-19-7, S. 87–89.
  32. Anlage 1 6. DV-BEG – Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG auf jurion.de, abgerufen am 3. November 2013.
  33. Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring, Braunschweig-Völkenrode bei geschichtsspuren.de
  34. Rudolf Prescher: Der rote Hahn über Braunschweig. Luftschutzmaßnahmen und Luftkriegsereignisse in der Stadt Braunschweig 1927 bis 1945. S. 54–91. (= Braunschweiger Werkstücke. 18). Waisenhaus Buchdruckerei, Braunschweig 1955, OCLC 258757896.
  35. Karl-Joachim Krause:Braunschweig zwischen Krieg und Frieden. Die Ereignisse vor und nach der Kapitulation der Stadt am 12. April 1945. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig, 1994, ISBN 3-926701-22-6, S. 42 ff.
  36. Die 1. Panzerdivision der Bundeswehr (PDF; 774 kB) auf reservisten-ratingen.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.
  37. Bild: Augusttor-Kaserne (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
  38. Bild: Burg-Kaserne (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
  39. Bild: Kavalleriekaserne (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
  40. Bild: Infanteriekaserne (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
  41. Flughafen 1917 bis 1945 und Kriegseinwirkungen auf m.braunschweig.de, abgerufen am 23. Oktober 2013.
  42. Jörn Stachura: Heinrich-der-Löwe-Kaserne verkauft auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.
  43. Baugebiet „Roselies-Kaserne“ auf braunschweig.de, abgerufen am 22. Oktober 2013. (PDF; 117 kB)
  44. Der Abbruch, 4. Bildfolge auf panzerbataillon24-traditionsgemeinschaft.de, abgerufen am 31. Oktober 2013. (Bilder vom Abriss der Kaserne)
  45. 4. Garnisons-/Katharinenfriedhof auf braunschweig.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.
  46. Norbert Jonscher: Studenten bummeln wieder über den alten Garnisonsfriedhof auf braunschweiger-zeitung.de, abgerufen am 31. Oktober 2013.
  47. Heinrich Ludewig Stalmann: Predigten. Schulbuchhandlung, Braunschweig 1787, (online)
  48. Johann Christoph Stübner, Carl Wilhelm Ferdinand: Historische Beschreibung der Kirchenverfassung in den Herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen Landen seit der Reformation. Kircher, Goslar 1800, OCLC 249729446, S. 241.
  49. Stadtchronik – 18. Dezember 1904 auf m.braunschweig.de und Matthäuskirche auf braunschweig.de, abgerufen am 1. November 2013.