NS-Records

NS-Records
Aktive Jahre1995–1997
GründerMarcel Schilf
SitzHillerød Kommune, Dänemark
LabelcodeNSCD
Sublabel(s)NS88-Records
Genre(s)Rechtsrock, Liedermacher

NS-Records beziehungsweise NS88-Records war ein dänisches Rechtsrock-Label, das von 1995 bis 1997 existierte und von dem deutschen Neonazi Marcel Schilf betrieben wurde. Heute existiert ein rechtsextremer Versandhandel mit diesem Namen, der von den Vereinigten Staaten aus betrieben wird. Mit dem früheren Label hat er allerdings nur noch den Namen gemein.

Labelgeschichte

NS-Records wurde 1995 von Marcel Schilf, einem Mitglied von Blood and Honour, in Hilleröd, Dänemark, gegründet. Es erschienen insgesamt 24 Tonträger mit eindeutig neonazistischem Hintergrund, deren Produktion in Deutschland rechtlich nicht möglich war. So erschienen unter anderem Alben von Macht & Ehre, Kraftschlag, Tonstörung und das Debütalbum von Landser, Republik der Strolche, auf dem Label. Um die Rechte scherte sich Schilf wenig. So veröffentlichte er auch ein Album von Commando Pernod gegen den Willen der Bandmitglieder[1] sowie zwei Alben von Arisches Blut (Daniel Eggers). Eggers war zu jener Zeit an Thorsten Lemmers Label Funny Sounds gebunden. Unter dem Namen NS88 erschien das von Ainaskin Musiikkii aus Helsinki hergestellte Video-Fanzine Kriegsberichter, eine rechtsextreme Videoreihe mit einer Mischung aus Live-Aufnahmen, selbst erstellten Musikvideos und Interviews internationaler Rechtsrock-Größen.[2]

Die meisten Veröffentlichungen des Labels wurden in Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert oder unterliegen einem Beschlagnahmebeschluss. Das Label existierte von 1995 bis 1997, der Versandhandel etwas länger. Der Versand nach Deutschland erfolgte sowohl über Postwege als auch konspirativ im Kofferraum eines privaten PKW.[3] Zu seinen Hochzeiten hatte das Label einen Kundenstamm von 8.400 Personen, davon fast 2/3 in Deutschland.[4] Bei einer Razzia in Kiel wurden 1997 31.000 CDs aus dem Bestand von NS-Records beschlagnahmt. Daneben fand die Polizei noch 200.000 Raubpressungen (Bootlegs) unbekannter Herkunft.[5]

Ab 1998 erhöhte sich der Fahndungsdruck gegenüber dem Label. Schilf zog nach Schweden und leitete von dort aus mit dem Norweger Erik Blücher NS88 als Blood & Honour Scandinavia weiter. Am 23. Januar 2001 verstarb Marcel Schilf an den Folgen einer Stoffwechselkrankheit.[6] 2001 übernahm Ronald Schröder, ursprünglich aus Berlin, die Geschäfte.[7] Die Labels spalteten sich dann auf in Celtic Moon und Nordwind beziehungsweise Nordvind Records.[8]

Heute existiert NS88 Videos, ein Versandhandel in den USA, der sich in der Tradition des Labels sieht. Die Adresse ist auf einen US-Amerikaner namens „Jack Ruby“ registriert.[9]

Diskografie

BandTitelJahrFormatCodeIndizierung oder Beschlagnahmung
KraftschlagTrotz Verbot nicht tot1995CDNS01B
Commando PernodBreslau1995CDNS CD 02I, nicht autorisiert
LandserRepublik der Strolche1995CDNSCDimp01beschlagnahmt
Werwolf/TonstörungLive1996CDCD24indiziert
TonstörungUnsere Soldaten (live)1996CDnicht autorisiert
Open SeasonFront Line Fighters1996CDNSCD03indiziert
Macht & EhreNSDAP1996CDNSCD04beschlagnahmt
KraftschlagLive in Club Valhalla1996CDNSCD005indiziert
Mistreat/KraftschlagWaffenbrüder1996CDNSCD06indiziert
ReichssturmHeim ins Reich1996CDNSCD07indiziert
OithanasieJetzt oder nie1996CDNSCD08indiziert
Arisches BlutUnter Führers Befehl1996CDNSCD09beschlagnahmt, nicht autorisiert
Legion OstOhne Worte1996CDNSCD11indiziert
Macht & Ehre/KommandoNigger Out!1996CDNSCD013indiziert
StörkraftDas waren noch Zeiten1996CDNSCD15beschlagnahmt
Zyklon BKanakenkiller1996CDNSCD16indiziert
Arisches BlutDas Vermächtnis des Führers1996CDNSCD17beschlagnahmt, nicht autorisiert
ThunderboltTwilight of the Gods1996CDNSCD018
Bomber/RadikahlBrandenburg 1992 – Disc 11996CDNSRCD 19
No Remorse/Division SBrandenburg 1992 – Disc 21996CDNSRCD 20
Skullhead/DirlewangerBrandenburg 1992 – Disc 31996CDNSRCD 21
Zillertaler Türkenjäger12 doitsche Stimmungshits1997CDbeschlagnahmt
NahkampfAlarm!1999CDindiziert
Arisches BlutVorwärts für Hitler!1999CDNSCD25indiziert
VariousBlood & Honour Vol. 12000CDindiziert
SturmtruppenThe Best OfunbekanntCDCD22indiziert, nicht autorisiert
EntwarnungRudolf HessunbekanntCDNSCD10indiziert
EndlösungUnter dem HakenkreuzunbekanntCDNSCD24indiziert

Einzelnachweise

  1. apabiz e. V.: Verzeichnis RechtsRock-Bands. In: Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hrsg.): RechtsRock. Bestandsaufnahmen und Gegenstrategien. Unrast Verlag, Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 437.
  2. Heike Kleffner: Rechtsrock vor Ort – Drahtzieher, Konsumenten und Produzenten. In: Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hrsg.): RechtsRock. Bestandsaufnahmen und Gegenstrategien. Unrast Verlag, Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 216.
  3. Christian Dornbusch, Jan Raabe: 20 Jahre RechtsRock. In: Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hrsg.): RechtsRock. Bestandsaufnahmen und Gegenstrategien. Unrast Verlag, Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 40.
  4. Michael Weiss: Deutschland im September. In: Christian Dornbusch, Jan Raabe (Hrsg.): Rechtsrock – Bestandsaufnahme und Gegenstrategien. reihe antifaschistischer texte (rat)/Unrast-Verlag, Hamburg/Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 82.
  5. Michael Weis: Begleitmusik zu Mord- und Totschlag. In: Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is Enough, rat (Hrsg.): White Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour - Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene. reihe antifaschistischer texte (rat) / Unrast Verlag, Hamburg/Münster 2000, ISBN 3-89771-807-3, S. 78 ff.
  6. Christian Dornbusch, Jan Raabe: Verzeichnis RechtsRock-Label. In: RechtsRock – Bestandsaufnahme und Gegenstrategien. Unrast Verlag, Hamburg/Münster 2002, ISBN 3-89771-808-1, S. 462.
  7. Schweden: Neuer »Geschäftsführer« bei »NS 88«. In: Antifaschistisches Infoblatt. Nr. 52, Januar 2001 (antifainfoblatt.de).
  8. Druck auf Neonazi-Musik-Produzenten. In: Antifaschistisches Infoblatt. Nr. 80, März 2008 (antifainfoblatt.de).
  9. Suchabfrage mit NS88.com. Whois.net, abgerufen am 7. Oktober 2013.