Meyer Typ 2000

Meyer Typ 2000
Die Sinabung (Bj.1997) im Hafen von Bitung
Die Sinabung (Bj.1997) im Hafen von Bitung
Schiffsdaten
SchiffsartPassagierschiff
BauwerftMeyer Werft
BauzeitraumSeit 1983
Gebaute Einheiten13
Schiffsmaße und Besatzung
Länge144,0 (bis 1993), 146,5 (ab 1996) m (Lüa)
Breite23,4 m
Tiefgang (max.)5,9 m
Verdrängungca. 14.000 GT
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl1.583–2.170

Bei der Schiffsklasse Meyer Typ 2000 handelt es sich um eine von der Papenburger Meyer Werft gebaute Reihe von (Stand Januar 2021) bisher 14 Passagierfähren für die staatliche indonesische Fährreederei Pelayaran Nasional Indonesia (PELNI).

Geschichte

Bereits in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren baute Meyer eine Serie von fünf Kombischiffen für indonesische Rechnung. Anfang der 80er entstand in Papenburg ein Gastanker für Indonesien.[1]

Indonesien, der größte Inselstaat der Welt, besteht aus insgesamt 17.508 Inseln, von denen 6.044 bewohnt sind. Hieraus ergibt sich ein großer Bedarf an sicheren und reibungslos funktionierenden Fährverbindungen für Passagiere und Fracht. Ein wichtiger Verkehrsträger zu Wasser ist die 1952 gegründete staatliche Fährreederei PELNI.

Nach mehreren Fährunglücken in Indonesien beschloss die Regierung 1981, den Fährverkehr zwischen den wichtigsten Inseln zu modernisieren und bei PELNI zu bündeln. Zum wichtigsten Schiffbauer dieses Flottenerneuerungsprograms wurde die Meyer-Werft. Zwischen 1983 und 2008 lieferte Meyer insgesamt 24 Passagierfähren der Typen 1000, 2000 und 3000 mit einer Passagierkapazität zwischen 1.000 und 3.000 Personen an PELNI, die im innerindonesischen Verkehr eingesetzt werden. Drei weitere, kleinere Fähren mit einem Fassungsvermögen von 500 Passagieren (Typ 500) wurden nach Entwürfen von Meyer bei einer indonesischen Werft gefertigt.[2]

Kontroverse um Entwicklungshilfe

Die Neubauten wurden regelmäßig durch Entwicklungshilfe der Bundesrepublik sowie der bundeseigenen KfW gefördert. Eine Untersuchung der KfW im Jahr 2007 ergab, dass das damit verbundene Ziel, "für die ärmere Bevölkerung Zugang zu Märkten sowie wichtigen öffentlichen Einrichtungen" zu schaffen, nicht erreicht worden sei. Die Auslastung der Fähren liege mit nur 61 Prozent "auf einem nicht mehr akzeptablem Niveau".[3]

Schon 1993 wurde die Entwicklungshilfe zum Bau von Fähren für PELNI in einem für die Umweltschutzorganisationen BUND, NaBu und WWF erstellten Gutachten als verdeckte Subvention für Meyer bezeichnet.[4]

Beschreibung

Die Schiffe der Baureihe basieren auf einem einheitlichen Design des Rumpfes und der Aufbauten, wobei die Inneneinrichtung auf die jeweiligen Fahrtgebiete ausgelegt wurde, so dass die Zahl der zu befördernden Passagiere und weitere Parameter je nach Einsatzgebiet abweichen.

Der Rumpf ist 144,0 m (bis 1993) bzw. 146,5 m (ab 1996) lang und 23,4 m breit. Der maximale Tiefgang beträgt 5,90. Die Bruttoraumzahl liegt zwischen 14.000 und 14.800 GT. Angetrieben werden die Schiffe von jeweils 2 Dieselmaschinen mit einer Leistung zwischen 2 × 6.000 und 2 × 8.520 kW. Sie erreichen Spitzengeschwindigkeiten zwischen 20,0 und 22,4 Knoten. Die Schiffe sind als reine Passagierfähren konzipiert, können also keine rollende Ladung an Bord nehmen. Die neueren Einheiten besitzen auf dem Vordeck Stellflächen für ISO-Container.[2]

Heckansicht der Umsini 1985 in Emden
Gunung Dempo im Hafen von Ambon

Die Lüftungs- und Klimaanlagen wurden für das tropische bzw. subtropische Klima Indonesiens ausgelegt. Die gesamte Technik wurde robust, für Dauerbetrieb und einfache Wartung konzipiert, um bei der harten Beanspruchung im täglichen Fährverkehr möglichst kurze Ausfallzeiten zu gewährleisten.[1]

Bordrestaurant der Bukit Siguntang

Je nach Ausbauvariante können die Schiffe zwischen 1.570 und 2.170 Passagieren an Bord transportieren.[2] Die Schiffe verfügen über mehrere Klassen. So stehen unterschiedliche Kabinen für zwei bis acht Personen zur Verfügung. Daneben gibt es auf jedem Schiff eine Economy Class, in der in großen Schlafsälen Liegen mit einer Matratzenauflage zur Verfügung stehen. Weitere Ausstattungsmerkmale der Schiffe sind Bordrestaurants, Caféterien, Kioske sowie teilweise Unterhaltungseinrichtungen wie Kinos. Ebenso befindet sich auf jedem Schiff eine kleine Moschee, womit der Bevölkerungsmehrzahl der Menschen muslimischen Glaubens in Indonesien Rechnung getragen wird.[2]

Die Bezeichnung Typ 2000 leitet sich von der Passagierkapazität von rund 2.000 ab.[2]

Gebaute Einheiten

NameBaujahrBaunr.LängeBreiteTiefgangBRZ[5]Leistung [kW]Geschwindigkeit [kn]Passagierzahl
Kerinci1983608144,023,45,914.5012 × 6.40020,01.598
Kambuna1988609144,023,45,914.5012 × 6.40020,01.598
Rinjani1984611144,023,45,914.5012 × 6.40020,01.737
Umsini1985612144,023,45,914.5012 × 6.40020,01.737
Tidar1988617144,023,45,914.5012 × 6.40020,01.904
Ciremai1993631146,523,45,914.5812 × 6.40020,31.973
Dobonsolo1993632146,523,45,914.5812 × 6.40020,31.973
Bukit Siguntang1996642146,523,45,914.6432 × 6.40020,32.003
Lambelu1997643146,523,45,914.6492 × 6.40020,32.003
Sinabung1997644146,523,45,914.7162 × 8.52022,41.906
Kelud1998645146,523,45,914.6652 × 8.52022,41.906
Doro Londa2001661146,523,45,914.6852 × 8.52022,42.170
Nggapulu2002662146,523,45,914.7392 × 8.52022,42.170
Gunung Dempo2008664146,523,45,914.0172 × 6.00020,01.583

Weiterentwicklung zum Typ 3000

Ausgehend vom bewährten Rumpf des Typs 2000 wurde der Typ 3000 mit einer deutlich erhöhten Passagierkapazität (rund 3.000) entwickelt. Hiervon wurde bisher eine Einheit gebaut.

NameBaujahrBaunr.LängeBreiteTiefgangBRZ[5]Leistung [kW]Geschwindigkeit [kn]Passagierzahl
Labobar2004663146,523,45,915.1362 × 8.400[6]22,43.084

Einzelnachweise

  1. a b Meyer Werft, Buch "Passagierschiffe für Indonesien", Papenburg, 2001
  2. a b c d e Passagierschiffe für Indonesien, Broschüre der Meyer Werft, abgerufen am 11. Februar 2021
  3. Entwicklungshilfe für Papenburg, manager-magazin.de vom 5. September 2010, abgerufen am 15. Februar 2021
  4. https://www.ioew.de/uploads/tx_ukioewdb/IOEW_SR_066_Perspektiven_Grossschifffahrtsbaus_Meyer-Werft.pdf Ulrich Petschow, Dieter Behrendt, Thomas Claes, Perspektiven des Großschiffahrtsbau der Meyer-Werft unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten, IÖW, Berlin, ISBN 3-926930-60-8
  5. a b Einträge bei Equasis (Equasis-Startseite; Login nötig), abgerufen am 16. Februar 2021.
  6. Meyer Werft liefert Labobar ab, Meyer Werft, 26. Juni 2004, abgerufen 16. Februar 2021.