Kurt Wagenseil

Kurt Wagenseil (* 26. April 1904 in München; † 14. Dezember 1988 in Tutzing) war ein deutscher Übersetzer.

Leben

Kurt Wagenseil absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums eine Ausbildung zum Kunsthändler in einer Berliner Galerie. Während seiner regelmäßigen Aufenthalte in Paris und London knüpfte er Beziehungen zu zahlreichen britischen und französischen Autoren. Eine der wichtigsten Freundschaften verband ihn mit Henry Miller, der ihm schon früh die deutschen Übersetzungsrechte an seinen Büchern überlassen hatte. 1935 wurde Wagenseil, der es 1933 aus persönlichen Gründen abgelehnt hatte, ins Exil zu gehen, neun Monate lang im KZ Dachau interniert, weil er das antifaschistische Braunbuch von einer Auslandsreise nach Deutschland mitgebracht hatte.[1] Er wurde erst auf Intervention seines britischen Freundes, des Politikers Harold Nicolson, freigelassen. – Nach der Ausweisung aus Deutschland[1] war er bis 1938 im englischen Exil, kehrte illegal zurück[2] und wurde ein zweites Mal 1939 verhaftet[3]. Bis zum Kriegsende war Wagenseil Lektor im Deutschen Verlag, dem Rechtsnachfolger des vom NSDAP-eigenen Eher-Verlag aufgekauften Ullstein Verlags, in Berlin. Seit 1957 lebte er in Tutzing am Starnberger See[2].

Nachdem Wagenseil bereits in den Zwanzigerjahren einige Bücher aus dem Englischen und Französischen übersetzt hatte, folgte nach 1945 eine Vielzahl weiterer Übersetzungen, darunter 1950 George Orwells Neunzehnhundertvierundachtzig und 1970 Kurt Vonneguts Schlachthof 5. Als größter Erfolg erwies sich Wagenseils Übertragung der Hauptwerke Henry Millers, die ab den 1950er Jahren im Rowohlt-Verlag erschienen.

Übersetzungen

Hinweis

Kurt Wagenseil wird gelegentlich verwechselt mit seinem Bruder Hans B. Wagenseil (1894–1975), der ebenfalls als Übersetzer aus dem Englischen tätig war: Von ihm stammt unter anderem die Übersetzung jener Kurzgeschichte des US-amerikanischen Schriftstellers William MacHarg (1872–1951), die unter dem Titel Der Retter auf hoher See (in: Wir Brückenbauer, 28. September 1951)[4] oder Der Retter (Autorenname W. M. Harg oder William M. Harg) Aufnahme in eine von Wagenseil selbst und später von Walter Urbanek für den Deutschunterricht herausgegebene Anthologie gefunden hat.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b HStAD Bestand H 45 Nr. 405 - Wagenseil, Kurt - Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 14. Juni 2023.
  2. a b Kurt Wagenseil 1904-1988: X. Briefwechsel Henry Miller 1947-1960 (special correspondences). Abgerufen am 29. September 2023.
  3. Kurt Wagenseil 1904-1988: IX. Prozessakten 1951 (reparation trial files). Abgerufen am 29. September 2023.
  4. Wir Brückenbauer 28. September 1951 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 13. Juni 2023.
  5. Hans B. Wagenseil 1894-1975 auf angelfire.com, abgerufen am 23. Dezember 2018