Wikipedia:Meinungsbilder/Generisches Maskulinum und Gendering in der WP

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(noch in Arbeit, geduldet euch)

Ausgehend von der kontroversen Diskussion über die Verwendung der Begriffe "Studenten" vs. "Studierende" beim Artikel Universität Hamburg soll in diesem Meinungsbild geklärt werden, ob die grammatische Form des Generischen Maskulinums (Studenten, Ärzte, Patienten) die in WP verbindliche sein soll, wenn es gilt, Personen oder Gruppen von Personen zu beschreiben, deren Geschlecht entweder nicht relevant oder nicht bekannt ist. Das Generische Maskulinum wird mit Hinweis auf das politische Projekt der Geschlechtergerechten Sprache insbesondere seitens des Feminismus stark kritisiert, weshalb die Debatten über die Verwendung dieser grammatischen Form nicht selten in Edit-Wars münden.

Initiatoren und Unterstützer

Initiatoren
Unterstützer

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  1. --peter schmelzle · disk · art · pics · lit · @ 01:14, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  2. --Tommes  06:13, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  3. --Benutzer:Dr. Brahmavihara 06:30, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  4. --Axl0506 (Diskussion) 09:37, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  5. --Rxdl Disk 13:25, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  6. --Alupus (Diskussion) 07:45, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  7. --Freud DISK Konservativ 08:12, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  8. --Krokofant (Diskussion) 13:44, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  9. --Hermine Tuzzi (Diskussion) 18:28, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]

Hintergrund

Ziel dieses Meinungsbildes ist es, eine Art Präzedenzfall zu schaffen, um das schwierige Thema "Gendern oder nicht" – das großes Potenzial für Edit-Wars birgt – verbindlich aus der Welt zu schaffen. Argumente pro und contra "geschlechtsneutrale" Sprache in Hochschulartikeln wurden hierzu bereits in der Diskussion:Universität Hamburg zusammengetragen. In der besagten Diskussion ging es um die beiden Pluralformen "Studenten" und "Studierende" und die Frage, welcher Begriff der angemessenere sei. In diesem Meinungsbild soll diese Diskussion ausgedehnt und allgemein die Frage nach Angemessenheit und Verbindlichkeit des sog. Generischen Maskulinums in der WP gestellt werden. Der Anschaulichkeit halber werden wir die beiden Begriffe "Studenten/Studierende" in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen.

Will man im Deutschen eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden (wobei "Studenten" eine höhere Häufigkeitsklasse aufweist). Beide Wörter bezeichnen sowohl weibliche als auch männliche Personen. Formal liegt bei "Studenten" ein generisches Maskulinum vor, also eine Wortform mit maskulinem "Genus" (grammatisches Geschlecht) und unbestimmtem biologischen Geschlecht ("Sexus"). Die von einem Partizip abgeleitete Form "Studierende" ist vor einigen Jahren "als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten"[1] aufgetreten und mittlerweile – vor allem an Hochschulen – im Sprachgebrauch etabliert.

Verwendung an Universitäten

Die Befürworter der Variante "Studierende" verweisen darauf, dass Unis den Begriff "Studierende" selbst verwenden. Befürworter der Variante "Studenten" entgegnen, dass Universtätssprache nicht mit Enzyklopädiesprache gleichzusetzen sei und die Sprachregelungen einer Universität nicht verbindlich für WP seien.

Generisches Maskulinum und Diskriminierung

Das generische Maskulinum "Studenten" wird von Befürwortern der Variante "Studierende" als diskriminierend und sexistisch angesehen. Die Bezeichnung "Studierende" sei geschlechtsneutral, während beim generischen Maskulinum "Studenten" die Frauen lediglich "mitgemeint" und damit unter eine männliche Form subsummiert würden. Der Ausdruck "Studenten" sei, wenn er sich auf eine Gruppe von Studentinnen und Studenten beziehe, daher diskriminierend, so wie das generische Maskulinum generell Frauen diskriminiere, da es sie "unsichtbar" mache.

Darauf entgegnen die Befürworter der Variante "Studenten":

  • Das generische Maskulinum sei nicht diskrimierend, es sei geschlechtsneutral. Es verwende lediglich einen maskulinen "Genus" – sei jedoch in Bezug auf "Sexus" (biologisches Geschlecht) indifferent. Eine Diskriminierung liege nicht vor, da eine Gleichsetzung von Genus und Sexus aus sprachtheoretischer Sicht nicht zulässig sei.[2]
  • Der gedankliche Einschluss von Frauen erfolge beim Generischen Maskulinum so selbstverständlich und automatisch, dass von einer durch Sprache generierten oder gar perpetuierten Diskriminierung oder Nachordnung von Frauen nicht die Rede sein könne.
  • Wer lediglich behaupte, er werde diskriminiert, müsse nicht zwangsläufig auch faktisch diskriminiert sein. Das generische Maskulinum "Studenten" sorge lediglich für "gefühlte Diskriminierung", sei aber kein Ausdruck "faktischer Diskriminierung". Eine faktische Diskriminierung wäre es, wenn Frauen an Unis weniger Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten zugestanden würden oder wenn man ihnen gar den Zugang zu einem Studium gänzlich verwehrte, wie dies früher der Fall war. Das sei aber heute nicht mehr der Fall.
  • Es wird bemängelt, mit der Form "Studenten" seien Frauen lediglich "mitgemeint" – sie seien daher gleichsam "unsichtbar". Hier ist einerseits einzuwenden, dass auch Männer in der Pluralform "Studenten" lediglich mitgemeint sind. Außerdem kann als gesichert gelten, dass eine Form wie "Studierende" die Frauen nicht "sichtbarer" macht als die Form "Studenten".
  • Im Rahmen der Forschungen der Feministischen Linguistik und der Psycholinguistik wurden Studien durchgeführt, mit dem Ziel die geringere "mentale Repräsentanz" von Frauen in Texten mit Generischem Maskulinum nachzuweisen. Ein wissenschaftlich haltbarer Nachweis der These von der "Unsichtbarkeit der Frau" bzw. der sprachlich erzeugten Überrepräsentanz des Mannes ist bis heute nicht erfolgt, die vorliegenden Studien entsprechen nicht wissenschaftlichen Standards (insbesondere: Mangel einer ausreichenden Anzahl von Befragten und deren Repräsentativität).[3]
  • Es gibt auch "Generische Femina" und "Generische Neutra", die nicht diskutiert werden. Niemand bekämpft Ausdrücke wie "die Person", "die Führungskraft" oder "das Mitglied". Das sollte auch so bleiben, obwohl man durchaus Ausdrücke wie "Mitgliederinnen und Mitglieder" googlen kann.

Vorschlag

In WP ist das Generische Maskulinum die angemessene grammatische Form, wenn es darum geht, geschlechtsneutral zu formulieren, also Personen oder Gruppen von Personen in einem Kontext zu bezeichnen, in dem das Geschlecht nicht relevant oder nicht bekannt ist (die Studenten, die Ärzte, die Kollegen, die Lehrer, die Autofahrer, die Kunden etc.). Dem Generischen Maskulinum ist gegenüber Partizipialformen (Dozierende, Lernende, Lehrende, Zu Fuß Gehende) grundsätzlich der Vorzug zu geben, auch wenn in Ausnahmefällen aus Gründen stilistischer Varianz in einem Text die Formen abwechseln können. Solche Ausnahmen liegen nur dann vor, wenn Ersatzformen (wie Studierende) eine vergleichbare Häufigkeitsklasse aufweisen, somit also im allgemeinen Wortschatz als etabliert gelten können. Für den konkreten Fall "Studierende/Studenten" würde dies bedeuten, dass beide Wörter alternierend verwendet werden könnten.

Pro

  • Der Begriff "Studenten" ist nicht diskrimierend, er entspricht allgemeinen Sprachgepflogenheiten und sollte daher vorrangig Verwendung finden (siehe #Generisches Maskulinum und Diskriminierung).
  • Für die Verwendung des Generischen Maskulinums spricht auch die Häufigkeitsklasse von Formulierungen dieser Art im Vergleich zu den Häufigkeitsklasssen alternativer feministischer Sprachvorschläge. Kurz: Das Generische Maskulinum ist im allgemeinen Wortschatz weiter verbreitet als die sogenannten „geschlechtergerechten” Varianten.
  • Die Bevorzugung des Wortes "Studierende" entspringt einem ideologisch motivierten Kampf gegen das generische Maskulinum. Diese sprachliche Ausdrucksform ist ein über Jahrhunderte gewachsener Bestandteil des Deutschen mit vielen, sprachökonomischen, sprachlogischen und stilistischen Vorteilen. Mit dem Verzicht auf das generische Maskulinum würde die deutsche Sprache an Ausdrucksvielfalt verlieren. Insofern ist die Verwendung des Wortes "Studenten" in der WP in diesem Falle auch ein Eintreten für den Erhalt von Sprachvielfalt.
  • In den WP-Richlinien für Korrektoren heißt es: Stilistische Änderungen sollten aus der Beschäftigung mit dem jeweiligen Artikel resultieren und zu einer eindeutigen sprachlichen Verbesserung führen. Nicht erwünscht ist insbesondere das massenhafte Ersetzen zulässiger Wendungen durch eigene Präferenzen quer über den Artikelbestand. Das generische Maskulinum ist eine solche "zulässige Wendung".
  • Das politische Programm der Etablierung einer "geschlechtergerechten Sprache" (Gendering) beschränkt sich nicht bloß auf die Bekämpfung des Generischen Maskulinums. Es ist wesentlich umfassender. Wer den Begriff "Studierende" als verbindlich etabliert, öffnet Tür und Tor für eine Vielfalt weiterer Sprachmodifikationen (Einführung des Binnen-I, "Splitting"). Diese Sprachmodifikationen wurden und werden in antidemokratischen Prozessen – im sog. "Top-Down"-Verfahren – eingeführt. Es ist undemokratisch, wenn eine ideologisch ausgerichtete Minorität die alleinige Deutungshoheit über Sprache und ihre Bedeutung für sich reklamiert. Sprache ist das gemeinsame Gut einer Sprachgemeinschaft und sollte nicht der Verfügungsgewalt von partikularen Interessengruppen unterworfen werden.

Kontra

  • "Studenten" wird von einigen als diskriminierend, "Studierende" dagegen als geschlechtsneutral angesehen (siehe dazu Abschnitt #Generisches Maskulinum und Diskriminierung).
  • Die meisten Hochschulen im deutschprachigen Raum verwenden heute den Begriff "Studierende" in ihrer internen und externen Kommunikation. Der Begriff kann also als etabliert gelten.
  • Der Plural "Studenten" ist nicht eindeutig. Der Satz "Während 50 % der Studenten täglich Fleisch essen, sind es bei den Studentinnen nur 45 %" lässt völlig offen, ob "Studenten" hier alle oder nur die männlichen meint. Dagegen ist bei Verwendung des Pluralbegriffs "Studierende" die Eindeutigkeit stets gegeben.

Auswertung

Die Abstimmung über das Meinungsbild gliedert sich in zwei Abstimmungen. Stimmberechtigt sind nur allgemein stimmberechtigte Benutzer.

Formale Gültigkeit
Hier wird über die Zulässigkeit, die formale Korrektheit des Verfahrens und die inhaltliche Korrektheit des Antragstextes entschieden. Jeder allgemein stimmberechtigte Benutzer hat in dieser Teilabstimmung eine Stimme. Entfallen auf die Annahme des Meinungsbildes mehr Stimmen als auf die Ablehnung, so ist dieses Meinungsbild formal angenommen (einfache Mehrheit). Wird diese Mehrheit verfehlt, so hat die unter Inhaltliche Abstimmung getroffene Entscheidung keine Gültigkeit. Enthaltungen werden nicht berücksichtigt. Selbstverständlich können auch diejenigen, die bei der Abstimmung über die formale Gültigkeit mit Nein abstimmen, an der inhaltlichen Abstimmung teilnehmen.
Inhaltliche Abstimmung
Zur Abstimmung stehen xx Vorschläge zur Änderung … Für alle Vorschläge kann jeweils mit „Pro“ oder „Kontra“ abgestimmt werden …

Abstimmung

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Enthaltung bezüglich der Annahme

Inhaltliche Abstimmung

Ich bin für die Umsetzung des Vorschlags

Ich bin gegen die Umsetzung des Vorschlags

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Ergebnis

Diskussion

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Einzelnachweise

  1. duden
  2. "Es ist offensichtlich: Wir haben es bei den Genera des Nomens und beim natürlichen Geschlecht mit unterschiedlichen Systemen in unterschiedlichen ontologischen Sphären, der symbolischen der Sprache und der natürlichen der Biologie, zu tun." Josef Klein: Der Mann als Prototyp des Menschen. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.
    "Genus und semantisches Geschlecht haben ursprünglich wohl nichts miteinander zu tun. (…) Die Vielschichtigkeit des Verhältnisses von Genus und Sexus macht das Anliegen einer sprachlichen Gleichstellung von Männern und Frauen zu einer sehr komplexen Angelegenheit." Jochen A. Bär: Genus und Sexus
 – Beobachtungen zur sprachlichen Kategorie Geschlecht. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004. S. 171–172.
    “Genus ist ein sprachliches Faktum, eine grammatische Eigenschaft von Substantiven, und zwar gleichgültig, ob sie Lebewesen oder Unbelebtes bezeichnen. Sexus ist eine biologische Eigenschaft von bestimmten Lebewesen”. Miorita Ulrich: 'Neutrale Männer' – 'markierte Frauen'. Feminismus und Sprachwissenschaft. In: Sprache – Genus/Sexus. Frankfurt am Main 1997. S. 310.
  3. Ein Manko vieler Studien ist die geringe Zahl der Probanden, so dass die statistische Relevanz fraglich ist. "Da die Studien zum generischen Maskulinum fast ausschließlich mit studentischen Probanden durchgeführt wurden, kann nicht sicher behauptet werden, dass sie auf andere Gruppen generalisierbar sind." lautet ein weiterer Einwand. Quelle: Gisela Klann Delius: Sprache und Geschlecht. Stuttgart, Weimar 2005. S. 55.
    In seinem Aufsatz "Der Mann als Prototyp des Menschen" aus dem Jahr 2004 räumt Josef Klein ein, dass es nur "wenige jüngere Untersuchungen" zum Thema gäbe. Er selbst stützt sich in diesem Aufsatz auf eine Studie aus den 1980er Jahren, die mit lediglich 290 Probanden durchgeführt wurde und daher als nicht aussagekräftig gelten kann. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.