„Wikipedia:Meinungsbilder/Generisches Maskulinum und Gendering in der WP“ – Versionsunterschied

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Will man im Deutschen eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden. Beide Wörter bezeichnen sowohl weibliche als auch männliche Personen. Formal liegt bei "Studenten" ein ''[[generisches Maskulinum]]'' vor, also eine Wortform mit maskulinem "Genus" (grammatisches Geschlecht) und unbestimmtem biologischen Geschlecht ("Sexus"). Die von einem Partizip abgeleitete Form "Studierende" ist vor einigen Jahren ''"als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten"''<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Studierende duden]</ref> aufgetreten und mittlerweile – vor allem an Hochschulen – im Sprachgebrauch etabliert. Die Beidnennung „Studentinnen und Studenten“ ist eine Möglichkeit, beide Geschlechter explizit zu nennen ohne das Wort „Studierende“ bemühen zu müssen.
Will man im Deutschen eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden. Beide Wörter bezeichnen sowohl weibliche als auch männliche Personen. Formal liegt bei "Studenten" ein ''[[generisches Maskulinum]]'' vor, also eine Wortform mit maskulinem "Genus" (grammatisches Geschlecht) und unbestimmtem biologischen Geschlecht ("Sexus"). Die von einem Partizip abgeleitete Form "Studierende" ist vor einigen Jahren ''"als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten"''<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Studierende duden]</ref> aufgetreten und mittlerweile – vor allem an Hochschulen – im Sprachgebrauch etabliert. Die Beidnennung „Studentinnen und Studenten“ ist eine Möglichkeit, beide Geschlechter explizit zu nennen ohne das Wort „Studierende“ bemühen zu müssen.

Zum Zusammenhang zwischen Genus und Sexus sind die Grammatiker unterschiedlicher Meinung: Frühe Grammatiker vertraten solche Genustheorien, die einen Zusammenhang zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht sahen. Auch der Grammatik-Duden von 1966 beschreibt noch ähnliche Ansichten. Neuere Ansätze sehen eine losere Beziehung der beiden Kategorien oder gehen von einer formalen, nicht sexusbestimmten Genuskategorie aus. Über den Zusammenhang von Sexus und Genus wird weiterhin diskutiert.<ref>„Die beiden gegensätzlichen Positionen der Genus-Sexus-Debatte – formales vs. sexusbezogenes Genus – sind auch im 20. Jahrhundert Gegenstand kontroverser Diskussionen (Bußmann, 1995; Sieburg, 1997). Stereotypische Vorstellungen über die Geschlechtsrollen, wie sie sich besonders in den grammatischen Genustheorien des vorigen Jahrhunderts manifestiert haben, existieren weiterhin (Forer, 1986). Während beispielsweise Lohmann (1932) davon ausgeht, dass seit Beginn der schriftlichen Überlieferung in den indogermanischen Sprachen keine Identität zwischen Genus und Sexus besteht…, sieht Wienold (1976) den Ursprung des Genussystems als semantisch motiviert an, d. h. in Zusammenhang mit dem Sexus stehend.“ In: Lisa Irmen und Vera Steiger: Zur Geschichte des Generischen Maskulinums: Sprachwissenschaftliche, sprachphilosophische und psychologische Aspekte im historischen Diskurs. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. 33, Nr. 2–3, 2006, S. 212–235. doi:10.1515/zfgl.33.2-3.212.</ref>


=== Argumente der Befürworter der Kombination verschiedener Personenbezeichnungsformen ===
=== Argumente der Befürworter der Kombination verschiedener Personenbezeichnungsformen ===

Version vom 16. Januar 2014, 22:45 Uhr

Dieses Meinungsbild befindet sich noch in Vorbereitung, bitte noch nicht abstimmen. Diskussionen zum Thema sind auf der Diskussionsseite erwünscht. Sei mutig und beteilige dich an der Ausarbeitung.

(noch in Arbeit, geduldet euch)

Ausgehend von der kontroversen Diskussion über die Verwendung der Begriffe "Studenten" vs. "Studierende" beim Artikel Universität Hamburg soll in diesem Meinungsbild geklärt werden, ob die grammatische Form des Generischen Maskulinums (Studenten, Ärzte, Patienten) die in WP verbindliche sein soll, wenn es gilt, Personen oder Gruppen von Personen zu beschreiben, deren Geschlecht entweder nicht relevant oder nicht bekannt ist. Das Generische Maskulinum wird mit Hinweis auf das politische Projekt der Geschlechtergerechten Sprache insbesondere seitens des Feminismus stark kritisiert, weshalb die Debatten über die Verwendung dieser grammatischen Form nicht selten in Edit-Wars münden.

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  1. --peter schmelzle · disk · art · pics · lit · @ 01:14, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  2. --Tommes  06:13, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  3. --Benutzer:Dr. Brahmavihara 06:30, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  4. --Axl0506 (Diskussion) 09:37, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  5. --Rxdl Disk 13:25, 13. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  6. --Alupus (Diskussion) 07:45, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  7. --Freud DISK Konservativ 08:12, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  8. --Krokofant (Diskussion) 13:44, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]
  9. --Hermine Tuzzi (Diskussion) 18:28, 16. Jan. 2014 (CET)[Beantworten]

Hintergrund

Ziel dieses Meinungsbildes ist es, eine Art Präzedenzfall zu schaffen, um das schwierige Thema "Generisches Maskulinum oder Kombination verschiedener Personenreferenten" – das großes Potenzial für Edit-Wars birgt – verbindlich aus der Welt zu schaffen. Argumente pro und contra generisches Maskulinum oder Kombination wurden hierzu bereits an verschiedenen Stellen, so z.B. in der Diskussion:Universität Hamburg oder Wikipedia Diskussion:Sperrprüfung/Archiv/2013#Sprachhoheit zusammengetragen. In den Diskussionen ging es um die beiden Pluralformen "Studenten" und "Studierende" und die Frage, welcher Begriff der verwenden werden solle. In diesem Meinungsbild soll diese Diskussion ausgedehnt und allgemein die Frage nach Angemessenheit und Verbindlichkeit des sog. Generischen Maskulinums in der WP gestellt werden. Der Anschaulichkeit halber werden wir die beiden Begriffe "Studenten/Studierende" in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen.

Will man im Deutschen eine gemischtgeschlechtliche Gruppe von Menschen bezeichnen, die ein Studium absolviert, so können die Begriffe "Studenten" oder "Studierende" verwendet werden. Beide Wörter bezeichnen sowohl weibliche als auch männliche Personen. Formal liegt bei "Studenten" ein generisches Maskulinum vor, also eine Wortform mit maskulinem "Genus" (grammatisches Geschlecht) und unbestimmtem biologischen Geschlecht ("Sexus"). Die von einem Partizip abgeleitete Form "Studierende" ist vor einigen Jahren "als geschlechtsneutrale Bezeichnung oder als Ausweichform für die Doppelnennung Studentinnen und Studenten"[1] aufgetreten und mittlerweile – vor allem an Hochschulen – im Sprachgebrauch etabliert. Die Beidnennung „Studentinnen und Studenten“ ist eine Möglichkeit, beide Geschlechter explizit zu nennen ohne das Wort „Studierende“ bemühen zu müssen.

Zum Zusammenhang zwischen Genus und Sexus sind die Grammatiker unterschiedlicher Meinung: Frühe Grammatiker vertraten solche Genustheorien, die einen Zusammenhang zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht sahen. Auch der Grammatik-Duden von 1966 beschreibt noch ähnliche Ansichten. Neuere Ansätze sehen eine losere Beziehung der beiden Kategorien oder gehen von einer formalen, nicht sexusbestimmten Genuskategorie aus. Über den Zusammenhang von Sexus und Genus wird weiterhin diskutiert.[2]

Argumente der Befürworter der Kombination verschiedener Personenbezeichnungsformen

Die Befürworter der Kombination der Varianten „Studenten“, „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ (bzw. „Studenten und Studentinnen“) verwenden verschiedene Argumente:

  • Der Ausdruck "Studenten" sei mehrdeutig, weil damit sowohl eine Gruppe von ausschließlich Männern (spezifisches Maskulinum) als auch eine Gruppe von Männern und Frauen (generisches Maskulinum) beschrieben werde. Beispielsweise sei es in Texten zur Geschichte von Universitäten häufig unklar, ob mit "Studenten" das spezifische oder das generische Maskulinum gemeint sei. Beziehe sich der Satz "1918 wurden 3000 Studenten zum Studium an der Yale University zugelassen" nur auf Männer oder seien Frauen zu diesem Zeitpunkt schon an der Universität zugelassen worden? Im Gegensatz zu "Studenten" seien die Formulierungen "Studenten und Studentinnen" und "Studierende" eindeutig. Deshalb solle es in Wikipedia erlaubt sein, neben dem generischen Maskulinum auch Personenbezeichnungsformen wie "Studenten und Studentinnen" oder "Studierende" im Fließtext von Artikeln zu verwenden.
  • Entgegen der Behauptung der Befürworter des generischen Maskulinums, ist das generische Maskulinum nicht der Status quo in allen bisher geschriebenen Artikeln. Es gibt Artikel und Passagen, die unter Verwendung der Begriffe „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ geschrieben wurden und wo nachträglich alle Alternativformulierungen mit „Studenten“ ersetzt wurden. Nur ein Beispiel: Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 1989, Änderung. Wenn das generische Maskulinum „Studenten“ als verbindlich festgestetzt und „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ verboten wird, dann müsste eine ungeahnte Zahl der über 1,6 Millionen Artikel, in denen es keine Verständnis- oder stilistische Probleme gibt, erst umgeschrieben werden. Der Status quo ist eine Kombination von Personenbezeichnungen zwischen und innerhalb Artikeln.
  • Wikipedia solle die Sprache abbilden und nicht versuchen, Einfluss auf sie zu nehmen. Es sei eine Tatsache, dass neben "Studenten" auch andere Ausdrücke wie "Studierende", "Studenten und Studentinnen" oder "Studentinnen und Studenten" verwendet würden, und zwar nicht nur an Universitäten und im Wissenschaftsbetrieb, sondern auch in der Alltagssprache. Es solle deshalb möglich sein, das generische Maskulinum mit den Formulierungen "die Studierende" und "Studentinnen und Studenten" im Fließtext zu kombinieren.
  • Neutrale Formulierungen (Studierende) und Beidnennungen (z. B. Studentinnen und Studenten) seien gesellschaftlich akzeptiert. Zum Beispiel habe eine Meinungsumfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache aus dem Jahr 1997 ergeben, dass 42 % der über 700 Befragten neutrale Formulierungen (Studierenden), 37 % die Beidenennung (Studenten und Studentinnen) und 19 % das generische Maskulinum (Studenten) in Gesetzestexten bevorzugten.[3] Eine empirische Untersuchungen aus dem Jahr 2007 habe ergeben, dass neutrale Bezeichnungen auch in juristischen Texten positiv aufgenommen und als verständlicher und geschlechtergerechter empfunden würden als generische Maskulina (vgl. doi:10.1026/0033-3042.58.3.190). Es sei nicht im Interesse von Wikipedia, akzeptierte Alternativen zum generischen Maskulinum verbieten zu lassen.
  • Deutsche Universitäten verwendeten eine Kombination der Ausdrücke „Studierende“, „Studentinnen und Studenen“ und „Studenten“, wobei sie überwiegend den neutralisierte Personenbezeichnung „Studierende“ verwendeten. Wikipedia solle eine ähnliche Kombination von Personenreferenzen im Fließtext erlauben.
  • Personenbezeichnungen im generischen Maskulinum würden nicht geschlechtsneutral oder "generisch" verstanden. Das zeigten empirische Studien, welche die Verarbeitung von Personenreferenzen im Deutschen untersuchten, z. B. doi:10.1007/BF03173014, , doi:10.1080/01690960701702035 oder doi:10.1007/s11616-010-0093-2 Erwachsene stellten sich bei Personenreferenzen im generischen Maskulinum (die Studenten) im Vergleich zu Beidnennungen (Studentinnen und Studenten) oder neutralisierten Formen (Studierende) tendenziell eher Männer vor. "Studenten" könne geschlechtsneutral gemeint sein, aber es werde nicht geschlechtsneutral verstanden. Es sei deshalb nicht sinnvoll, eine Formulierung (Studenten) vorzuschreiben und alle anderen Formulierungen zu verbieten oder nur in unter unrealistische Bedingungen stehenden Ausnahmefällen zu erlauben.
  • In den Medien und in der Wissenschaft werde seit mehreren der niedrige Frauenanteil in Wikipedia und die daraus resultierenden Folgen für die Artikelinhalte thematisiert (vgl. ‪Wikipedia:Wikiprojekt Frauen/Frauen in der Wikipedia und Gender Gap‬). Die Festlegung des generischen Maskulinums als einzige Möglichkeit könne die Kritik an Wikipedia weiter verstärken und dem Ansehen weiter schaden.
  • Befürworter des generischen Maskulinums argumentierten häufig, dass es als "abgesichert" gelte, "dass eine Form wie "Studierende" die Frauen nicht "sichtbarer" macht als die Form "Studenten"". Dies widerspreche jedoch den empirischen Ergebnissen zum Thema (vgl. Generisches_Maskulinum#Geringerer_gedanklicher_Einbezug_von_Frauen). Auch das Argument der Befürworter des generischen Maskulinums, dass auch Männer in der Pluralform "Studenten" lediglich mitgemeint seien, sei so nicht haltbar, da "Studenten" sowohl das spezifische Maskulinum (nur Männer) als auch das generische Maskulinum (Männer und Frauen) bedeuten könne und weil im zweiten Fall Männer mental überrepräsentiert seien.
  • Befürworter des generischen Maskulinums argumentierten, dass es keinen "wissenschaftlich haltbaren Beweis" dafür gebe, dass Menschen beim generischen Maskulinum verstärkt an Männer dächten. Beweise in Form peer-reviewter Studien und systematischer Übersichtsarbeiten gebe es viele. Eine empirische Untersuchung, die den bisherigen Ergebnissen widerspreche oder sie nicht stütze, hätten die Befürworter des generischen Maskulinums bisher nicht zitieren können. Die Untersuchungen verwendeten vielfältige psychologische Maße (z. B. Häufigkeit geschlechtsbezogener Satzergänzungen, Genauigkeit und Schnelligkeit geschlechtsbezogener Erinnerungen, Häufigkeit und Geschwindigkeit von Zuordnungen von Personen zu Geschlechtskategorien) und verschiedene Stichproben von Erwachsenen, wobei sowohl das Alter als auch der Bildungshintergrund stark variiere (z. B. Studierende und Menschen mit außeruniversitärem Hintergrund) (ein systematischer Literaturüberblick über die vorhandenen Untersuchungen findet sich unter hier: ).[4]
  • Ob man Menschen die Möglichkeit geben sollte, zwischen mehreren Alternativen zu wählen -- darüber können Philosophen nachdenken. Aber man stelle sich den Diskussionsbedarf einiger User vor, die keine Lust haben, sich Wörter verbieten und sich sprachlich erziehen zu lassen, insbesondere wenn die Wörter überall sonst im Land akzeptiert und geläufig sind. Der Diskussionsbedarf solcher Menschen (und der Lachbedarf Medien: Schlagzeile „Wikipedias Liste der verbotenen Wörter“) wäre wahrlich groß.
  • Zum Argument „Artikel durchkämmen und umschreiben“ (auch „people on missions“): Der Auslöser der Diskussionen Wikipedia_Diskussion:Sperrprüfung/Archiv/2013#Sprachhoheit war genau ein solches Durchkämmen und Umschreiben, allerdings nicht das Umschreiben von „Studenten“, sondern das Umschreiben von „Studierende“. Das Problem ist also nicht, dass jemand systematisch „Studenten“ in „Studierende“ oder „Studenten und Studentinnen“ ändert, sondern dass jemand systematisch alternative Personenbezeichnungen löscht und nur das generische Maskulinum anerkennt.

Argumente der Befürworter des generischen Maskulinums

Das generische Maskulinum Studenten wird von Befürwortern der Variante Studierende als ‚diskriminierend und sexistisch‘ angesehen. Die Bezeichnung Studierende sei geschlechtsneutral, während beim generischen Maskulinum Studenten die Frauen lediglich ‚mitgemeint‘ und damit unter eine männliche Form subsumiert würden. Der Ausdruck Studenten sei, wenn er sich auf eine Gruppe von Studentinnen und Studenten beziehe, daher diskriminierend, so wie das generische Maskulinum generell Frauen diskriminiere, da es sie ‚unsichtbar‘ mache.

Darauf entgegnen die Befürworter des generischen Maskulinums, also der Variante Studenten:

  • Universtätssprache sei nicht mit Enzyklopädiesprache gleichzusetzen und die Sprachregelung einer Universität nicht verbindlich für WP.
  • Das generische Maskulinum sei der Status quo in allen bisher geschriebenen Artikeln der Wikipedia. Wenn bisher in Artikeln Verständnis- oder Neutralitätsprobleme aufgekommen seien, so habe das wenn überhaupt, so nur in extrem wenigen Fällen am generischen Maskulinum gelegen. Es handle sich also um ein Scheinproblem.
  • Das generische Maskulinum sei nicht diskriminierend, es sei geschlechtsneutral. Es verwende lediglich ein maskulines Genus – sei jedoch in Bezug auf den Sexus (biologisches Geschlecht) indifferent. Eine Diskriminierung liege nicht vor, da eine Gleichsetzung von Genus und Sexus aus sprachtheoretischer Sicht nicht zulässig sei.[5]
  • Ob ein generisches oder spezifisches Maskulinum vorliege, sei stets leicht dem Textzusammenhang zu entnehmen; Sätze, die belegen sollen, dass die Geschlechterzuordnung bei dieser Variante uneindeutig ist, seien konstruierte Beispiele: einerseits stünden Sätze in Enzyklopädieartikeln nicht für sich, sondern stets in einen Kontext eingebettet, anderseits zeige ein uneindeutiger Satz zwar einen Mangel in der Formulierung auf, der jedoch nicht per se auf das generische Maskulinum zurückzuführen sei: so kann man etwa den Satz: 1918 wurden 3000 Studenten zum Studium an der Yale University zugelassen dort, wo es auf das Geschlecht der Studenten ankommt, auch unter Verwendung des generischen Maskulinums leicht eindeutig formulieren, etwa: 1918 wurden an der Yale University 3000 Männer zum Studium zugelassen. Oder auch: 1918 wurden an der Yale University 3000 Studenten immatrikuliert, darunter erstmals auch 61 Frauen.
  • Der gedankliche Einschluss von Frauen erfolge beim generischen Maskulinum so selbstverständlich und automatisch, dass von einer durch Sprache generierten oder gar perpetuierten Diskriminierung oder Nachordnung von Frauen nicht die Rede sein könne.
  • Wer lediglich behaupte, er werde diskriminiert, müsse nicht zwangsläufig auch faktisch diskriminiert sein. Das generische Maskulinum Studenten sorge bei einigen lediglich für ‚gefühlte Diskriminierung‘, sei aber kein Ausdruck ‚faktischer Diskriminierung‘. Eine faktische Diskriminierung wäre es, wenn Frauen an Unis weniger Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten zugestanden würden oder wenn man ihnen gar den Zugang zu einem Studium gänzlich verwehrte, wie dies früher der Fall war. Das sei aber heute nicht mehr so.
  • Es werde bemängelt, mit der Form Studenten seien Frauen lediglich ‚mitgemeint‘ – sie seien daher gleichsam ‚unsichtbar‘. Hier sei einerseits einzuwenden, dass auch Männer in der Pluralform Studenten lediglich mitgemeint sind. Außerdem könne als gesichert gelten, dass eine Form wie Studierende die Frauen nicht ‚sichtbarer‘ mache als die Form Studenten.
  • Im Rahmen der Forschungen der feministischen Linguistik und der Psycholinguistik wurden Studien durchgeführt, mit dem Ziel die geringere ‚mentale Repräsentanz‘ von Frauen in Texten mit Generischem Maskulinum nachzuweisen. Ein wissenschaftlich haltbarer Nachweis der These von der ‚Unsichtbarkeit der Frau‘ bzw. der sprachlich erzeugten Überrepräsentanz des Mannes sei bis heute nicht erfolgt, die vorliegenden Studien entsprächen nicht wissenschaftlichen Standards (insbesondere: Mangel einer ausreichenden Anzahl von Befragten und deren Repräsentativität).[6]
  • Es gebe auch ‚generische Feminina‘ und ‚generische Neutra‘, die nicht diskutiert würden. Niemand bekämpfe Ausdrücke wie die Person, die Führungskraft oder das Mitglied. Das solle auch so bleiben, obwohl man durchaus Ausdrücke wie *Mitgliederinnen und Mitglieder googlen könne.
  • Die Zulassung mehrerer Varianten führe ohne Not zu mehr Diskussionsbedarf und möglicherweise vielen Edit-Wars, die die Zeit und Nerven der Autoren beanspruchen und auf Kosten der Artikelarbeit gingen; es könne geschehen, daß auch der Bestand der schon bestehenden Artikel von people on missions durchkämmt und umgeschrieben würde, was weiteres Konfliktpotential in sich berge.

Vorschläge

Vorschlag

In WP ist das Generische Maskulinum die angemessene grammatische Form, wenn es darum geht, geschlechtsneutral zu formulieren, also Personen oder Gruppen von Personen in einem Kontext zu bezeichnen, in dem das Geschlecht nicht relevant oder nicht bekannt ist (die Studenten, die Ärzte, die Kollegen, die Lehrer, die Autofahrer, die Kunden etc.). Dem Generischen Maskulinum ist gegenüber Partizipialformen (Dozierende, Lernende, Lehrende, Zu Fuß Gehende) grundsätzlich der Vorzug zu geben, auch wenn in Ausnahmefällen aus Gründen stilistischer Varianz in einem Text die Formen abwechseln können. Solche Ausnahmen liegen nur dann vor, wenn Ersatzformen (wie Studierende) eine vergleichbare Häufigkeitsklasse aufweisen, somit also im allgemeinen Wortschatz als etabliert gelten können. Für den konkreten Fall "Studierende/Studenten" würde dies bedeuten, dass beide Wörter verwendet werden könnten.

Pro

  • Der Begriff "Studenten" ist nicht diskrimierend, er entspricht allgemeinen Sprachgepflogenheiten und sollte daher vorrangig Verwendung finden (siehe #Generisches Maskulinum und Diskriminierung).
  • Für die Verwendung des Generischen Maskulinums spricht auch die Häufigkeitsklasse von Formulierungen dieser Art im Vergleich zu den Häufigkeitsklasssen alternativer feministischer Sprachvorschläge. Kurz: Das Generische Maskulinum ist im allgemeinen Wortschatz weiter verbreitet als die sogenannten „geschlechtergerechten” Varianten.
  • Die Bevorzugung des Wortes "Studierende" entspringt einem ideologisch motivierten Kampf gegen das generische Maskulinum. Diese sprachliche Ausdrucksform ist ein über Jahrhunderte gewachsener Bestandteil des Deutschen mit vielen, sprachökonomischen, sprachlogischen und stilistischen Vorteilen. Mit dem Verzicht auf das generische Maskulinum würde die deutsche Sprache an Ausdrucksvielfalt verlieren. Insofern ist die Verwendung des Wortes "Studenten" in der WP in diesem Falle auch ein Eintreten für den Erhalt von Sprachvielfalt.
  • In den WP-Richlinien für Korrektoren heißt es: Stilistische Änderungen sollten aus der Beschäftigung mit dem jeweiligen Artikel resultieren und zu einer eindeutigen sprachlichen Verbesserung führen. Nicht erwünscht ist insbesondere das massenhafte Ersetzen zulässiger Wendungen durch eigene Präferenzen quer über den Artikelbestand. Das generische Maskulinum ist eine solche "zulässige Wendung".
  • Das politische Programm der Etablierung einer "geschlechtergerechten Sprache" (Gendering) beschränkt sich nicht bloß auf die Bekämpfung des Generischen Maskulinums. Es ist wesentlich umfassender. Wer den Begriff "Studierende" als verbindlich etabliert, öffnet Tür und Tor für eine Vielfalt weiterer Sprachmodifikationen (Einführung des Binnen-I, "Splitting"). Diese Sprachmodifikationen wurden und werden in antidemokratischen Prozessen – im sog. "Top-Down"-Verfahren – eingeführt. Es ist undemokratisch, wenn eine ideologisch ausgerichtete Minorität die alleinige Deutungshoheit über Sprache und ihre Bedeutung für sich reklamiert. Sprache ist das gemeinsame Gut einer Sprachgemeinschaft und sollte nicht der Verfügungsgewalt von partikularen Interessengruppen unterworfen werden.

Kontra

  • Der Begriff "Studenten" darf genauso verwendet werden wie die Alternativformen "Studierende" und "Studentinnen und Studenten", die ebenfalls dem allgemeinen Sprachgebrauch entsprechen und neben den generischen Maskulinum verwendet werden dürfen.
  • Die „Häufigkeitsklasse“ lässt sich nicht durch automatische Auswertung des Wortschatzlexikons oder Ngram-Diagramme (wie es die Befürworter des generischen Maskulinums machen) bestimmen. Bei automatischen Auswertungen der Häufigkeit des Wortes „Studenten“ zählt das Programm nämlich sowohl das spezifische Maskulinum "Studenten" als auch das generische Maskulinum „Studenten“. Man erhält also eine Schätzung der Häufigkeit des spezifischen und generischen Maskulinums „Studenten“ und nicht nur die des generischen Maskulinums.
  • Um ein Verbot des generischen Maskulinums „Studenten“ geht es nicht. Es gibt keine Versuche, „Studenten“ mit "Studenten und Studentinnen" oder "Studierende" zu ersetzen. Wohl gibt es aber Versuche, Alternativformulierungen zum generischen Maskulinum zu entfernen und nur das generische Maskulinum stehen lassen wollen. Anstatt nur eine Personenreferenz (Studenten) für alle verndindlich zu machen, sollte man der Sprachvielfalt Rechnung tragen und „Studenten“ mit „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ kombinieren.
  • Befürworter des generischen Maskulinums argumentieren, dass die Verwendung des Wortes „Studierende“ schlimme Konsequenzen haben wird. Das ist ein Dammbruch-Argument. Heute "Studenten und Studentinnen", morgen "Studierende", übermorgen "Student_en_innen" und überübermorgen dann etwas noch Schlimmeres. „Wer sich gegen Gender-Deutsch ausspricht, engagiert sich also für Demokratie.“. Zunächst einmal ist jemand, der „Studierende“ sagt, nicht automatisch ein Feind der Demokratie.[7] Menschen, die „ebenfalls“ anstelle von „auch“ sagen, sind auch keine Feinde der Demokratie. Außerdem ist „Studierende“ genusunmarkiert und damit gerade nicht „gegendert“. "Sprache ist das gemeinsame Gut einer Sprachgemeinschaft und kann nicht der Verfügungsgewalt von partikularen Interessengruppen unterworfen werden." Deshalb ist es auch eine schlechte Idee, die geläufigen Personenreferenzen „Studierende“ und „Studentinnen und Studenten“ verbieten zu lassen und nur eine Bezeichnung („Studenten“) zum Non plus ultra zu erklären.

Auswertung

Die Abstimmung über das Meinungsbild gliedert sich in zwei Abstimmungen. Stimmberechtigt sind nur allgemein stimmberechtigte Benutzer.

Formale Gültigkeit
Hier wird über die Zulässigkeit, die formale Korrektheit des Verfahrens und die inhaltliche Korrektheit des Antragstextes entschieden. Jeder allgemein stimmberechtigte Benutzer hat in dieser Teilabstimmung eine Stimme. Entfallen auf die Annahme des Meinungsbildes mehr Stimmen als auf die Ablehnung, so ist dieses Meinungsbild formal angenommen (einfache Mehrheit). Wird diese Mehrheit verfehlt, so hat die unter Inhaltliche Abstimmung getroffene Entscheidung keine Gültigkeit. Enthaltungen werden nicht berücksichtigt. Selbstverständlich können auch diejenigen, die bei der Abstimmung über die formale Gültigkeit mit Nein abstimmen, an der inhaltlichen Abstimmung teilnehmen.
Inhaltliche Abstimmung
Zur Abstimmung stehen xx Vorschläge zur Änderung … Für alle Vorschläge kann jeweils mit „Pro“ oder „Kontra“ abgestimmt werden …

Abstimmung

Formale Gültigkeit

Ich nehme das Meinungsbild an

Ich lehne das Meinungsbild ab

Enthaltung bezüglich der Annahme

Inhaltliche Abstimmung

Ich bin für die Umsetzung des Vorschlags

Ich bin gegen die Umsetzung des Vorschlags

Enthaltung bezüglich des Vorschlags

Ergebnis

Diskussion

zur Diskussionsseite

Einzelnachweise

  1. duden
  2. „Die beiden gegensätzlichen Positionen der Genus-Sexus-Debatte – formales vs. sexusbezogenes Genus – sind auch im 20. Jahrhundert Gegenstand kontroverser Diskussionen (Bußmann, 1995; Sieburg, 1997). Stereotypische Vorstellungen über die Geschlechtsrollen, wie sie sich besonders in den grammatischen Genustheorien des vorigen Jahrhunderts manifestiert haben, existieren weiterhin (Forer, 1986). Während beispielsweise Lohmann (1932) davon ausgeht, dass seit Beginn der schriftlichen Überlieferung in den indogermanischen Sprachen keine Identität zwischen Genus und Sexus besteht…, sieht Wienold (1976) den Ursprung des Genussystems als semantisch motiviert an, d. h. in Zusammenhang mit dem Sexus stehend.“ In: Lisa Irmen und Vera Steiger: Zur Geschichte des Generischen Maskulinums: Sprachwissenschaftliche, sprachphilosophische und psychologische Aspekte im historischen Diskurs. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik. 33, Nr. 2–3, 2006, S. 212–235. doi:10.1515/zfgl.33.2-3.212.
  3. Karin M. Eichhoff-Cyrus (zu dem Zeitpunkt als Frank-Cyrus), Margot Dietrich: Sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern in Gesetzestexten. Eine Meinungsumfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache. In: Der Sprachendienst. 41, Nr. 2, 1997, S. 55–68.
  4. Als Antwort auf die Notiz der Befürworter des generischen Maskulinums, in der Gisela Klan Delius und angeblich Josef Klein zitiert werden: Aus der zitierten Seite wurde der folgende Satz ausgelassen: "Insgesamt deuten die Studien zum generischen Maskulinum in ihren Ergebnissen daraufhin, dass das generische Maskulinum als männlich gedeutet wird, vermutlich weil dies in vielen Kontexten der wahrscheinlichere Fall ist. Ob dies ein Effekt der Sprache, der lebensweltlichen Erfahrung und Gegebenheiten oder ein Effekt eines generellen Stereotyps ist, kann derzeit nicht klar entschieden werden."
    Bei dem Zitat von Josef Klein wurde keine Seitenangabe angegeben. Das Zitat und die Kommentierung durch die Initiatoren ist fragwürdig. Dass Josef Klein 1988 eine Studie durchgeführt hat und sich 2004 darauf bezieht, dürfte wohl kaum überraschen.
  5. „Es ist offensichtlich: Wir haben es bei den Genera des Nomens und beim natürlichen Geschlecht mit unterschiedlichen Systemen in unterschiedlichen ontologischen Sphären, der symbolischen der Sprache und der natürlichen der Biologie, zu tun.“ Josef Klein: Der Mann als Prototyp des Menschen. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.
    „Genus und semantisches Geschlecht haben ursprünglich wohl nichts miteinander zu tun. (…) Die Vielschichtigkeit des Verhältnisses von Genus und Sexus macht das Anliegen einer sprachlichen Gleichstellung von Männern und Frauen zu einer sehr komplexen Angelegenheit.“ Jochen A. Bär: Genus und Sexus
 – Beobachtungen zur sprachlichen Kategorie Geschlecht. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u. a.] 2004. S. 171–172.
    „Genus ist ein sprachliches Faktum, eine grammatische Eigenschaft von Substantiven, und zwar gleichgültig, ob sie Lebewesen oder Unbelebtes bezeichnen. Sexus ist eine biologische Eigenschaft von bestimmten Lebewesen“. Miorita Ulrich: 'Neutrale Männer' – 'markierte Frauen'. Feminismus und Sprachwissenschaft. In: Sprache – Genus/Sexus. Frankfurt am Main 1997. S. 310.
  6. Ein Manko vieler Studien ist die geringe Zahl der Probanden, so dass die statistische Relevanz fraglich ist. ‚Da die Studien zum generischen Maskulinum fast ausschließlich mit studentischen Probanden durchgeführt wurden, kann nicht sicher behauptet werden, dass sie auf andere Gruppen generalisierbar sind.‘ lautet ein weiterer Einwand. Quelle: Gisela Klann Delius: Sprache und Geschlecht. Stuttgart, Weimar 2005. S. 55.
    In seinem Aufsatz Der Mann als Prototyp des Menschen aus dem Jahr 2004 räumt Josef Klein ein, dass es nur „wenige jüngere Untersuchungen“ zum Thema gäbe. Er selbst stützt sich in diesem Aufsatz auf eine Studie aus den 1980er Jahren, die mit lediglich 290 Probanden durchgeführt wurde und daher als nicht aussagekräftig gelten kann. In: Karin M. Eichhoff-Cyrus (Hg.): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Dudenverlag. Mannheim [u.a.] 2004.
  7. Siehe Artikel Logik.