„Wenzel Bürger“ – Versionsunterschied

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'''Wenzel Bürger''' (* [[27. September]] [[1869]] in Gabel, [[Böhmen]]; † [[25. April]] [[1946]] in Hochweitzschen b. Döbeln, [[Sachsen]]) war einer der namhaften [[Architekt]]en in der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s in [[Chemnitz]]. Er hinterließ ein recht breitgefächertes Werk, was sich sowohl in den verschiedenen von ihnen entworfenen oder errichteten Gebäudetypen als auch den unterschiedlichen Baustilen niederschlägt. Zu Beginn seines Werdeganges schuf er eine Reihe repräsentativer Bauwerke, die zum Teil noch heute zu den architektonischen Kostbarkeiten der "Stadt der Moderne" gehören.
'''Wenzel Bürger''' (* [[27. September]] [[1869]] in [[Jablonné v Podještědí|Gabel]]; † [[25. April]] [[1946]] in [[Großweitzschen|Hochweitzschen]] bei [[Döbeln]]) war ein [[Architekt]], der ab 1893 in [[Chemnitz]] lebte und arbeitete. In seinem breitgefächerten, unterschiedlichste Bauaufgaben umfassenden Werk ist die zeittypische stilistische Entwicklung vom [[Historismus]] zur beginnenden Moderne ablesbar. Etliche seiner frühen Bauten gehören zum anerkannten architektonischen Erbe der Stadt Chemnitz.


== Lebenslauf ==
== Leben ==
Wenzel Bürger wurde 1869 in der böhmischen Stadt Gabel als Sohn eines Maurermeisters geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er vermutlich in Berlin. 1893 begann Bürger seine berufliche Tätigkeit in Chemnitz, im Haus Zwickauer Straße 75 eröffnete er zunächst ein „Atelier für Architektur“. Später verlegte er sein Büro in das Erdgeschoss seines eigenen Wohnhauses, Stollberger Straße 19. Zeitweise war er mit dem in [[Wien]] ausgebildeten Architekten [[Karl Johann Benirschke]] [[Sozietät|assoziiert]].


Wenzel Bürger wurde 1869 in der böhmischen Stadt Gabel (heute [[Jablonné v Podještědí]], [[Tschechien]]) als Sohn des gleichnamigen Maurermeisters geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er vermutlich in Berlin. 1893 begann er seine berufliche Tätigkeit in [[Chemnitz]]. Im Mai 1897 vermählte er sich in Dresden mit Hulda Vesper. Zwei Kinder gingen aus dieser Verbindung hervor.
Im Frühjahr 1897 gewann Wenzel Bürger den 1. Preis im [[Architektenwettbewerb]] für die [[Alte Synagoge (Chemnitz)|Chemnitzer Synagoge]], an dem sich 78 Architekten beteiligten. Die Synagoge wurde unter seiner [[Bauleitung]] bis zum März 1899 im Stil der [[Neoromanik]] errichtet. Im Mai 1897 heiratete er in Dresden Hulda geb. Vesper, aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor.
Im Haus Zwickauer Straße 75 eröffnete Wenzel Bürger zunächst ein "Atelier für [[Architektur]]". Später verlegte er das "Büro für Architektur" in das Erdgeschoss seines Wohnhauses in der Stollberger Straße 19. Mit dem aus [[Wien]] stammenden Architekten [[Karl Johann Benirschke]] (1877-1941) war er vorübergehend assoziiert.
Im Frühjahr 1897 gewann Wenzel Bürger den I. Preis im öffentlichen Bauwettbewerb für die [[Alte_Synagoge_(Chemnitz)|Chemnitzer Synagoge]], an dem sich landesweit 78 Architekten beteiligt hatten. Die Synagoge wurde unter seiner Bauleitung bis März 1899 im Stil der [[Neoromanik]] errichtet.


In den Folgejahren entstanden, zum Teil in Zusammenarbeit mit Benirschke, eine Reihe schlossartiger Repräsentativbauten, zunächst im nationalromantischen Stil, später in einem gemäßigten [[Jugendstil]]. Typisch für seine Bauten waren stark zergliederte Fassaden, Galerien, Treppentürme und turmartige Erker.
In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg entstanden, zum Teil in Zusammenarbeit mit Benirschke, eine Reihe von Repräsentativbauten, zunächst im nationalromantischen Stil, später in einem gemäßigten [[Jugendstil]]. Typisch für die Bauten waren stark gegliederte Fassaden, Galerien, Treppentürme und turmartige Erker.
Im Bereich Schulbauten hinterließ der Architekt Spuren, die noch heute im Stadtbild sichtbar sind. So ist das dreistöckige Gebäude der damaligen 2. Römisch-Katholischen Bürgerschule auf dem Sonneberg auf seinen 1902 vorgelegtem Entwurf zurückzuführen. Die Bauzeit für dieses damals zu den modernsten Schulneubauten in Deutschland zählenden Jugendstilgebäudes betrug weniger als ein Jahr. Seit 1999 beherbergt das traditionsreiche Schulgebäude das Evangelische Schulzentrum. Zeitgleich entwarf er den Schulneubau in Einsiedel (heute OT Chemnitz).
Hingegen sind die Spuren, die Wenzel Bürger im Bereich Fabrikbauten hinterließ, heute nicht mehr bemerkbar. In Kooperation mit Benirschke hatte er vor 1908 die Verantwortung zur Errichtung des neuen Fabrikgebäudes der 1883 gegründeten Firma Gebrüder Becker an der Annaberger Straße übernommen. Dieser monumentale Bau ging später an die Schubert & Salzer AG über und wurde bei den schweren Luftangriffen im Frühjahr 1945 weitgehend zerstört. Dasselbe Schicksal ereilte auch die 1918 von ihm erbaute Hilfs- und Apparatefabrik der Pöge-Elektrizitäts-AG in Altchemnitz.
Das neue Geschäftshaus der "Chemnitzer Neuesten Nachrichten" an der Annaberger Straße, das am 1. Juli 1908 eingeweiht wurde, gehört zweifelsohne zu den gelungenen Großprojekten Wenzel Bürgers. Unter Mitarbeit des Dresdner Architekten Rudolf Bitzan (1872-1938) entstand ein beeindruckender Bau. Ähnliches trifft auf das wenige Jahre später nach seinem Entwurf errichtete Jugendstilgebäude des Metropol-Theaters an der Zwickauer Straße zu. Diesbezügliche Erfahrungen hatte er bereits beim Wettbewerb für die Errichtung eines Deutschen Theaters in Dorpat (heute [[Tartu]], Estland) sammeln können.
Wenzel Bürger wandte sich frühzeitig auch dem privaten Häuserbau zu. Einige dieser beeindruckenden Villen sind im heutigen Stadtgebiet noch erblickbar. Mit der Jugendstilvilla am Feldschlösschen gelang ihm 1906 ein weiteres architektonisches Meisterwerk. Das auf 3000 Quadratmetern Anhöhe gelegene freistehende Gebäude in Kappel diente bis 1945 als Direktorenvilla für die Brauereibesitzer. In Zusammenarbeit mit Benirschke errichtete Wenzel Bürger 1907 in der Parkstraße 13 eine Villa für den Gießereibesitzer Gustav Krautheim. In den Folgejahren schloss er die Arbeiten zur Errichtung der Villa Hempel (heute [[Villa Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg]] in der Parkstraße 35 und der Villa Riemann in der Dietzelstraße 25 (heute Hofer Straße) ab.
Auch weit über die Landesgrenzen hinaus hinterließ Wenzel Bürger seine Spuren. So wurde 1906/07 in [[Kufstein]], im österreichischen Tirol gelegen, ein imposantes Sparkassen- und Postgebäude nach seinen Plänen errichtet.
Neben seinem beruflichen Engagement für die Stadt [[Chemnitz]] zeigte Wenzel Bürger auch großes Interesse für die Entwicklung des kommunalen Verkehrsnetzes. So erarbeitete er Mitte der 1920er Jahre ein weitblickendes Konzept zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs, das unter dem Titel "Ein kühner Plan - Die Entlastung der inneren Stadt" in einer Beilage zum Chemnitzer Anzeiger vom 13. Dezember 1925 publiziert wurde.
Nach der Zerstörung seines Domizils auf dem Kapellenberg am 5. März 1945 zog Wenzel Bürger nach [[Döbeln]] (Sachsen), wo seine Tochter lebte. Der Architekt verstarb am 25. April 1946 in der Heil- und Pflegeanstalt Hochweitzschen.


Auch im Bereich des Schulbaus ist ein interessanter Beitrag Bürgers zur Chemnitzer Baugeschichte erhalten, so ist das dreigeschossige Gebäude der damaligen 2. Katholischen Bürgerschule auf dem [[Chemnitz-Sonnenberg|Sonnenberg]] auf seinen 1902 vorgelegten Entwurf zurückzuführen. Die Bauzeit für dieses damals zu den modernsten Schulneubauten in Deutschland zählende Jugendstilgebäude betrug weniger als ein Jahr. Seit 1999 beherbergt das traditionsreiche Schulgebäude das ''Evangelische Schulzentrum''. Zeitgleich entwarf er einen Schulneubau in Einsiedel (heute ein Ortsteil von Chemnitz).


Zusammen mit Benirschke errichtete Bürger vor 1908 das neue Fabrikgebäude des 1883 gegründeten Unternehmens ''Gebrüder Becker'' an der Annaberger Straße; dieser monumentale Bau ging später auf die [[Schubert & Salzer]] AG über und wurde bei den schweren Luftangriffen im Frühjahr 1945 weitgehend zerstört. Ebenso wenig erhalten ist ein 1918 von Bürger erbautes Fabrikgebäude der ''Pöge Elektrizitäts-AG'' im Stadtteil Altchemnitz.
== Ausgewählte Werke ==


Das neue Geschäftshaus des Verlags der Tageszeitung ''Chemnitzer Neueste Nachrichten'' an der Annaberger Straße, das am 1. Juli 1908 eingeweiht wurde, entstand unter Mitarbeit des Dresdner Architekten [[Rudolf Bitzan]] (1872–1938). Wenige Jahre später wurde nach Bürgers Entwurf das Metropol-Theater an der Zwickauer Straße erbaut. Mit der Bauaufgabe eines Theaters hatte er bereits 1909 bei seiner Teilnahme am Wettbewerb für das ''Deutsche Theater'' in Dorpat (heute: [[Tartu]], Estland) Erfahrungen sammeln können.
* Chemnitzer Synagoge am Stephanplatz nach Wettbewerbsgewinn, 1897-1899 (1938 zerstört)
* 2. Römisch-Katholische Bürgerschule, Chemnitz, Amalienstraße (heute Tschaikowskistraße) 49, 1903/04 (1999 rekonstruiert)
* Gebäude der Post und Sparkasse in Kufstein nach Wettbewerbsgewinn, 1904-1907 (mit Benirschke)
* Fabrikantenvilla Krautheim, Chemnitz, Parkstraße 13, 1907 (mit Benirschke) (1945 zerstört)
* Direktorenvilla Am Feldschlösschen, Chemnitz, 1907/08 (1996 rekonstruiert, heute Villa Huebler)
* Gebäude der Handschuhfabrik Gebrüder Becker, Chemnitz, Annaberger Straße 77, vor 1908 (mit Benirschke) (1945 weitgehend zerstört)
* Gebäude der "Chemnitzer Neuesten Nachrichten", Annaberger Straße 24, Chemnitz, vollendet 1908 (mit Bitzan) (heute „Weltecho“)
* Fabrikantenvilla Hempel, Chemnitz, Parkstraße 35, 1909 (ab 1918 Villa Kohorn, 2004-2007 rekonstruiert)
* Fabrikantenvilla Riemann, Chemnitz, Dietzelstraße (heute Hofer Straße) 25, 1909 (mit Benirschke)
* Metropol-Theater, Zwickauer Straße 11, Chemnitz, 1912/13
* Gebäude der Hilfs- und Apparatefabrik der Pöge Elektricitäts-Aktiengesellschaft, Altchemnitz, 1918 (1945 weitgehend zerstört)


Erhalten sind auch verschiedene von Bürger entworfene und ausgeführte großbürgerliche Villen. Die 1906 entstandene und stilistisch dem Jugendstil zuzuordnende Villa Am Feldschlösschen in Chemnitz-Kappel, freistehend in erhöhter Lage auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück, diente bis 1945 als Wohnhaus des Direktors der nahen Brauerei. In Zusammenarbeit mit Benirschke errichtete Wenzel Bürger 1907 auf dem Grundstück Parkstraße 13 eine Villa für den Gießereibesitzer Gustav Krautheim. 1909 wurden die Villa Hempel (heute [[Villa Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg]], Parkstraße 35) und die Villa Riemann (Dietzelstraße 25, heute Hofer Straße) fertiggestellt.
== Literatur ==


Weit außerhalb der Chemnitzer Region wurde 1906–1907 nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf von Wenzel Bürger in [[Kufstein]] (Tirol, Österreich) ein imposantes Sparkassen- und Postgebäude errichtet.
* Birgit Schubert: Bürger, Wenzel. In: Von Alberti bis Zöppel. 125 Biografien zur Chemnitzer Geschichte. Aus dem Stadtarchiv Chemnitz. Heft 4. Radebeul 2000, S. 23.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit erarbeitete Bürger auch ein weitblickendes Konzept zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs, das unter dem Titel „Ein kühner Plan Die Entlastung der inneren Stadt“ in einer Beilage zum ''Chemnitzer Anzeiger'' vom 13. Dezember 1925 publiziert wurde.

Nach der Zerstörung seines Hauses auf dem Kapellenberg am 5. März 1945 zog Wenzel Bürger nach Döbeln, wo seine Tochter lebte. Er starb am 25. April 1946 in der Heil- und Pflegeanstalt Hochweitzschen.

== Bauten und Entwürfe ==
(unvollständig)
* 1897–1899: Synagoge in Chemnitz, Stephanplatz (nach Wettbewerbsgewinn; in der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 in Brand gesteckt und später abgetragen)<ref>[http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/synagoge/synagoge.html Alte Synagoge Chemnitz auf den Internetseiten ''www.historisches-chemnitz.de''], zuletzt abgerufen am 31. Dezember 2011</ref>
* 1900: Fabrikgebäude für [[Rowac]] ([[Carl Robert Wagner|Robert Wagner]], Chemnitz) in Chemnitz-Altchemnitz, Annaberger Straße 282a (seit 1996 unter [[Denkmalschutz]], heute Bemefa Metallmöbel)<ref>Bauaktenarchiv Chemnitz, Reichsstraße 1A, 09112, Chemnitz</ref>
* 1900: Wohn- und Geschäftshaus Buchholzer Straße 32 in Annaberg (1911 erheblich verändert; unter Denkmalschutz)
* 1900–1902: Wohn- und Geschäftshaus Wolkensteiner Straße 2a in Annaberg (1935 verändert; unter Denkmalschutz)
* 1903–1904: 2. Katholische Bürgerschule in Chemnitz, Amalienstraße (heute Tschaikowskistraße) 49 (1999 restauriert)
* 1904: Wettbewerbsentwurf für das Stadttheater in [[Jablonec nad Nisou|Gablonz]] (prämiert mit dem 2. Preis, nicht ausgeführt)<ref>''[[Deutsche Bauzeitung]]'', 38. Jahrgang 1904, Nr. 26 (vom 30. März 1904), S. 160.</ref>
* 1904: Deutsche Realschule in Teplitz (heute Gymnasium Teplice<ref>[http://audioteplice.cz/text.de.php?id=01 Gymnasium Teplice] (abgerufen am 23. August 2018)</ref>)
* Wettbewerbsentwurf 1904, Ausführung 1906–1907: Postamt und Sparkasse in Kufstein (mit Benirschke)
* 1907: Wohnhaus für den Fabrikanten Gustav Krautheim in Chemnitz, Parkstraße 13 (mit Benirschke; 1945 zerstört)
* 1907–1908: Direktorenvilla Am Feldschlösschen in Chemnitz-Kappel (1996 restauriert, heute Villa Hueber)
* vor 1908: Gebäude der Handschuhfabrik Gebrüder Becker in Chemnitz, Annaberger Straße 77 (mit Benirschke; 1945 weitgehend zerstört)
* 1908: Verlagshaus der ''Chemnitzer Neuesten Nachrichten'' in Chemnitz, Annaberger Straße 24 (mit Bitzan; stark verändert; heute „Weltecho“)
* 1909: Wohnhaus für den Fabrikanten Hempel in Chemnitz, Parkstraße 35 (ab 1918 Villa Kohorn, 2004–2007 restauriert)
* 1909: Wohnhaus für den Fabrikanten Riemann in Chemnitz, Dietzelstraße (heute Hofer Straße) 25 (mit Benirschke)
* 1912–1913: [[Metropol (Chemnitz)|Metropol-Theater]] (nach 1918 Metropol-Lichtspiele) in Chemnitz, Zwickauer Straße 11<ref>[http://www.kinoton.de/en/news/news/news-details/article/start-ins-digitalzeitalter-mit-99-jahren-metropol-chemnitz-installiert-kinoton-dcs.html Internetseite des Kinos Metropol in Chemnitz]{{Toter Link|url=http://www.kinoton.de/en/news/news/news-details/article/start-ins-digitalzeitalter-mit-99-jahren-metropol-chemnitz-installiert-kinoton-dcs.html |date=2019-05 |archivebot=2019-05-23 06:54:19 InternetArchiveBot }}, zuletzt abgerufen am 31. Dezember 2011</ref>
* 1918: Fabrikgebäude für die Hilfsgerätefabrik der ''Pöge Elektricitäts-AG'' in Chemnitz-Altchemnitz (1945 weitgehend zerstört)
* 1920: Wettbewerbsentwurf für die Ausgestaltung der Schauseiten des Marktplatzes und des Holzmarkts in Chemnitz (angekauft)<ref>''Deutsche Bauzeitung'', 54. Jahrgang 1920, Nr. 64 (vom 11. August 1920), S. 328.</ref>

== Literatur ==
* W. Paede (Vorwort): ''W. Bürger. Atelier für Architektur Chemnitz.'' Ernst R. Laurig Verlagsanstalt, Berlin o. J. (um 1915). (= Sonderheft der ''Illustrierten Monatshefte für Hausbau, Wohnungskunst, Kunstgewerbe und verwandte Gebiete''.)
* Birgit Schubert: ''Bürger, Wenzel.'' In: Jutta Aurich (Bearb.), Gabriele Viertel (Red.): ''Von André bis Zöllner. 125 Biografien zur Chemnitzer Geschichte.'' (= ''Aus dem Stadtarchiv Chemnitz'', Heft 2.) Radebeul 1998, ISBN 3-930846-13-6, S. 23.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.historismus.findbuch.net/ Datenbank-Eintrag zu Wenzel Bürger bei www.historismus.net]
* {{archINFORM|arch|26387}}
* [http://www.metropol-chemnitz.de/ Metropol Chemnitz]
* [http://www.historisches-chemnitz.de/altchemnitz/kirchen/synagoge/synagoge.html Alte Synagoge Chemnitz]


== Einzelnachweise ==
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<references />
[[Kategorie:Deutscher Architekt]]

[[Kategorie:Deutscher Architekt]]
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[[pl:Wenzel Bürger]]

Aktuelle Version vom 30. Juli 2024, 12:57 Uhr

Wenzel Bürger (* 27. September 1869 in Gabel; † 25. April 1946 in Hochweitzschen bei Döbeln) war ein Architekt, der ab 1893 in Chemnitz lebte und arbeitete. In seinem breitgefächerten, unterschiedlichste Bauaufgaben umfassenden Werk ist die zeittypische stilistische Entwicklung vom Historismus zur beginnenden Moderne ablesbar. Etliche seiner frühen Bauten gehören zum anerkannten architektonischen Erbe der Stadt Chemnitz.

Leben

Wenzel Bürger wurde 1869 in der böhmischen Stadt Gabel als Sohn eines Maurermeisters geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er vermutlich in Berlin. 1893 begann Bürger seine berufliche Tätigkeit in Chemnitz, im Haus Zwickauer Straße 75 eröffnete er zunächst ein „Atelier für Architektur“. Später verlegte er sein Büro in das Erdgeschoss seines eigenen Wohnhauses, Stollberger Straße 19. Zeitweise war er mit dem in Wien ausgebildeten Architekten Karl Johann Benirschke assoziiert.

Im Frühjahr 1897 gewann Wenzel Bürger den 1. Preis im Architektenwettbewerb für die Chemnitzer Synagoge, an dem sich 78 Architekten beteiligten. Die Synagoge wurde unter seiner Bauleitung bis zum März 1899 im Stil der Neoromanik errichtet. Im Mai 1897 heiratete er in Dresden Hulda geb. Vesper, aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor.

In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg entstanden, zum Teil in Zusammenarbeit mit Benirschke, eine Reihe von Repräsentativbauten, zunächst im nationalromantischen Stil, später in einem gemäßigten Jugendstil. Typisch für die Bauten waren stark gegliederte Fassaden, Galerien, Treppentürme und turmartige Erker.

Auch im Bereich des Schulbaus ist ein interessanter Beitrag Bürgers zur Chemnitzer Baugeschichte erhalten, so ist das dreigeschossige Gebäude der damaligen 2. Katholischen Bürgerschule auf dem Sonnenberg auf seinen 1902 vorgelegten Entwurf zurückzuführen. Die Bauzeit für dieses damals zu den modernsten Schulneubauten in Deutschland zählende Jugendstilgebäude betrug weniger als ein Jahr. Seit 1999 beherbergt das traditionsreiche Schulgebäude das Evangelische Schulzentrum. Zeitgleich entwarf er einen Schulneubau in Einsiedel (heute ein Ortsteil von Chemnitz).

Zusammen mit Benirschke errichtete Bürger vor 1908 das neue Fabrikgebäude des 1883 gegründeten Unternehmens Gebrüder Becker an der Annaberger Straße; dieser monumentale Bau ging später auf die Schubert & Salzer AG über und wurde bei den schweren Luftangriffen im Frühjahr 1945 weitgehend zerstört. Ebenso wenig erhalten ist ein 1918 von Bürger erbautes Fabrikgebäude der Pöge Elektrizitäts-AG im Stadtteil Altchemnitz.

Das neue Geschäftshaus des Verlags der Tageszeitung Chemnitzer Neueste Nachrichten an der Annaberger Straße, das am 1. Juli 1908 eingeweiht wurde, entstand unter Mitarbeit des Dresdner Architekten Rudolf Bitzan (1872–1938). Wenige Jahre später wurde nach Bürgers Entwurf das Metropol-Theater an der Zwickauer Straße erbaut. Mit der Bauaufgabe eines Theaters hatte er bereits 1909 bei seiner Teilnahme am Wettbewerb für das Deutsche Theater in Dorpat (heute: Tartu, Estland) Erfahrungen sammeln können.

Erhalten sind auch verschiedene von Bürger entworfene und ausgeführte großbürgerliche Villen. Die 1906 entstandene und stilistisch dem Jugendstil zuzuordnende Villa Am Feldschlösschen in Chemnitz-Kappel, freistehend in erhöhter Lage auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück, diente bis 1945 als Wohnhaus des Direktors der nahen Brauerei. In Zusammenarbeit mit Benirschke errichtete Wenzel Bürger 1907 auf dem Grundstück Parkstraße 13 eine Villa für den Gießereibesitzer Gustav Krautheim. 1909 wurden die Villa Hempel (heute Villa Oscar Freiherr von Kohorn zu Kornegg, Parkstraße 35) und die Villa Riemann (Dietzelstraße 25, heute Hofer Straße) fertiggestellt.

Weit außerhalb der Chemnitzer Region wurde 1906–1907 nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf von Wenzel Bürger in Kufstein (Tirol, Österreich) ein imposantes Sparkassen- und Postgebäude errichtet.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit erarbeitete Bürger auch ein weitblickendes Konzept zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs, das unter dem Titel „Ein kühner Plan – Die Entlastung der inneren Stadt“ in einer Beilage zum Chemnitzer Anzeiger vom 13. Dezember 1925 publiziert wurde.

Nach der Zerstörung seines Hauses auf dem Kapellenberg am 5. März 1945 zog Wenzel Bürger nach Döbeln, wo seine Tochter lebte. Er starb am 25. April 1946 in der Heil- und Pflegeanstalt Hochweitzschen.

Bauten und Entwürfe

(unvollständig)

  • 1897–1899: Synagoge in Chemnitz, Stephanplatz (nach Wettbewerbsgewinn; in der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 in Brand gesteckt und später abgetragen)[1]
  • 1900: Fabrikgebäude für Rowac (Robert Wagner, Chemnitz) in Chemnitz-Altchemnitz, Annaberger Straße 282a (seit 1996 unter Denkmalschutz, heute Bemefa Metallmöbel)[2]
  • 1900: Wohn- und Geschäftshaus Buchholzer Straße 32 in Annaberg (1911 erheblich verändert; unter Denkmalschutz)
  • 1900–1902: Wohn- und Geschäftshaus Wolkensteiner Straße 2a in Annaberg (1935 verändert; unter Denkmalschutz)
  • 1903–1904: 2. Katholische Bürgerschule in Chemnitz, Amalienstraße (heute Tschaikowskistraße) 49 (1999 restauriert)
  • 1904: Wettbewerbsentwurf für das Stadttheater in Gablonz (prämiert mit dem 2. Preis, nicht ausgeführt)[3]
  • 1904: Deutsche Realschule in Teplitz (heute Gymnasium Teplice[4])
  • Wettbewerbsentwurf 1904, Ausführung 1906–1907: Postamt und Sparkasse in Kufstein (mit Benirschke)
  • 1907: Wohnhaus für den Fabrikanten Gustav Krautheim in Chemnitz, Parkstraße 13 (mit Benirschke; 1945 zerstört)
  • 1907–1908: Direktorenvilla Am Feldschlösschen in Chemnitz-Kappel (1996 restauriert, heute Villa Hueber)
  • vor 1908: Gebäude der Handschuhfabrik Gebrüder Becker in Chemnitz, Annaberger Straße 77 (mit Benirschke; 1945 weitgehend zerstört)
  • 1908: Verlagshaus der Chemnitzer Neuesten Nachrichten in Chemnitz, Annaberger Straße 24 (mit Bitzan; stark verändert; heute „Weltecho“)
  • 1909: Wohnhaus für den Fabrikanten Hempel in Chemnitz, Parkstraße 35 (ab 1918 Villa Kohorn, 2004–2007 restauriert)
  • 1909: Wohnhaus für den Fabrikanten Riemann in Chemnitz, Dietzelstraße (heute Hofer Straße) 25 (mit Benirschke)
  • 1912–1913: Metropol-Theater (nach 1918 Metropol-Lichtspiele) in Chemnitz, Zwickauer Straße 11[5]
  • 1918: Fabrikgebäude für die Hilfsgerätefabrik der Pöge Elektricitäts-AG in Chemnitz-Altchemnitz (1945 weitgehend zerstört)
  • 1920: Wettbewerbsentwurf für die Ausgestaltung der Schauseiten des Marktplatzes und des Holzmarkts in Chemnitz (angekauft)[6]

Literatur

  • W. Paede (Vorwort): W. Bürger. Atelier für Architektur Chemnitz. Ernst R. Laurig Verlagsanstalt, Berlin o. J. (um 1915). (= Sonderheft der Illustrierten Monatshefte für Hausbau, Wohnungskunst, Kunstgewerbe und verwandte Gebiete.)
  • Birgit Schubert: Bürger, Wenzel. In: Jutta Aurich (Bearb.), Gabriele Viertel (Red.): Von André bis Zöllner. 125 Biografien zur Chemnitzer Geschichte. (= Aus dem Stadtarchiv Chemnitz, Heft 2.) Radebeul 1998, ISBN 3-930846-13-6, S. 23.

Einzelnachweise

  1. Alte Synagoge Chemnitz auf den Internetseiten www.historisches-chemnitz.de, zuletzt abgerufen am 31. Dezember 2011
  2. Bauaktenarchiv Chemnitz, Reichsstraße 1A, 09112, Chemnitz
  3. Deutsche Bauzeitung, 38. Jahrgang 1904, Nr. 26 (vom 30. März 1904), S. 160.
  4. Gymnasium Teplice (abgerufen am 23. August 2018)
  5. Internetseite des Kinos Metropol in Chemnitz@1@2Vorlage:Toter Link/www.kinoton.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., zuletzt abgerufen am 31. Dezember 2011
  6. Deutsche Bauzeitung, 54. Jahrgang 1920, Nr. 64 (vom 11. August 1920), S. 328.