„Seuzach“ – Versionsunterschied
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| | | GEMEINDEPRÄSIDENT = Manfred Leu ([[FDP.Die Liberalen|FDP]]) | ||
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'''Seuzach''' ([[schweizerdeutsch]] ''Söizi'' [{{IPA|ˈsœi̯t͡si}}]) ist eine [[politische Gemeinde]] im [[Bezirk (Schweiz)|Bezirk]] [[Winterthur (Bezirk)|Winterthur]] des [[Kanton (Schweiz)|Kantons]] [[Kanton Zürich|Zürich]] in der [[Schweiz]]. Die Gemeinde ist eine [[Agglomeration#Schweiz|Agglomerationsgemeinde]] der Stadt [[Winterthur]]. | '''Seuzach''' ([[schweizerdeutsch]] ''Söizi'' [{{IPA|ˈsœi̯t͡si}}])<ref>{{Literatur |Autor=Heinz Gallmann |Reihe=Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allg. verständl. Darstellung, begleitet vom Verein Schweizerdeutsch |Titel=Zürichdeutsches Wörterbuch |BandReihe=Band III |Auflage=1 |Verlag=Verlag Neue Zürcher Zeitung |Ort=Zürich |Datum=2009 |ISBN=978-3-03823-555-2 |Seiten=670}}</ref> ist eine [[politische Gemeinde]] im [[Bezirk (Schweiz)|Bezirk]] [[Winterthur (Bezirk)|Winterthur]] des [[Kanton (Schweiz)|Kantons]] [[Kanton Zürich|Zürich]] in der [[Schweiz]]. Die Gemeinde ist eine [[Agglomeration#Schweiz|Agglomerationsgemeinde]] der Stadt [[Winterthur]] und liegt am Übergang ins [[Zürcher Weinland]]. | ||
Zur Gemeinde Seuzach gehören auch die zwei Dorfteile Ober- sowie Unterohringen. | Zur Gemeinde Seuzach gehören auch die zwei Dorfteile Ober- sowie Unterohringen. Seuzach pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde [[Avers GR]] im [[Kanton Graubünden]]. | ||
== Wappen == | == Wappen == | ||
[[Blasonierung]] | [[Blasonierung]]: | ||
: ''In Silber ein aufbäumendes, rotgezäumtes und gesatteltes schwarzes Pferd'' | : ''In Silber ein aufbäumendes, rotgezäumtes und gesatteltes schwarzes Pferd'' | ||
Das Gemeindewappen wurde von dem Familienwappen der bis ins 15. Jahrhundert hier | Das Gemeindewappen wurde von dem Familienwappen der bis ins 15. Jahrhundert hier ansässigen Ritter vom Heimenstein übernommen. Ihr Stammsitz befand sich auf einer Anhöhe nördlich des Dorfes. | ||
== Geografie == | == Geografie == | ||
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Die Gemeinde Seuzach liegt wenige Kilometer nördlich der [[Winterthur|Stadt Winterthur]] und wird vom Gemeindegebiet von Winterthur zur Hälfte umschlossen. | Die Gemeinde Seuzach liegt wenige Kilometer nördlich der [[Winterthur|Stadt Winterthur]] und wird vom Gemeindegebiet von Winterthur zur Hälfte umschlossen. | ||
Von der Gemeindefläche dienen 41,2 % der Landwirtschaft, 25,0 % sind Wald, 23,6 % Siedlungs- und 9,7 % Verkehrsfläche, 0,5 % sind Gewässer. Es ist keine unproduktive Fläche ausgewiesen (Stand 2018).<ref>[https://www.web.statistik.zh.ch/gpv2/?tab=indikatoren&jahr=2018&indikatoren=44,183,184,187,186,185,459&bfs=227 ''Gemeindeporträts. Seuzach. Flächen.''] Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2018.</ref> | |||
Von der Gemeindefläche sind knapp 25 % Waldgebiet und Gewässerfläche, gut 44 % dienen der Landwirtschaft; knapp 10 % sind Verkehrsfläche und gut ein Fünftel ist überbaut. | |||
Die Gemeinde Seuzach grenzt im Nordwesten an [[Hettlingen ZH|Hettlingen]], im Norden an [[Dägerlen]], im Nordosten an [[Dinhard]] und im Osten, Süden und Südwesten an die Stadt [[Winterthur]]. | Die Gemeinde Seuzach grenzt im Nordwesten an [[Hettlingen ZH|Hettlingen]], im Norden an [[Dägerlen]], im Nordosten an [[Dinhard]] und im Osten, Süden und Südwesten an die Stadt [[Winterthur]]. | ||
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2022 lebten 7691 Personen in Seuzach. Davon waren 1119 Personen oder 14,5 % Ausländer.<ref>[https://www.web.statistik.zh.ch/gpv2/?tab=indikatoren&jahr=0&indikatoren=133,805,204,205&bfs=227 ''Gemeindeporträts. Seuzach. Ausländeranteil.''] Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.</ref> Die Einwohnerzahlen der jeweiligen Ortsteile waren am 31. Dezember 2019 wie folgt: Seuzach 6105 Einwohner, Oberohringen 1101 Einwohner und Unterohringen 221 Einwohner. | |||
38,8 % der Bevölkerung gehörten 2022 zur [[Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich|evangelisch-reformierten Kirche]], 23,1 % zur katholischen Kirche, und 38,1 % gehörten einer anderen Konfession an oder waren konfessionslos.<ref>[https://www.web.statistik.zh.ch/gpv2/?tab=indikatoren&jahr=0&indikatoren=405,406,408&bfs=227 ''Gemeindeporträts. Seuzach. Konfession.''] Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.</ref> | |||
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|+ Bevölkerungsentwicklung<ref>Quellen: 1750: [[Historisches Lexikon der Schweiz|HLS]], 1850–1950: [https://www.web.statistik.zh.ch/ogd/daten/ressourcen/KTZH_00000037_00001173.xls Eidgenössische Volkszählungen], danach: [https://www.web.statistik.zh.ch/gpv2/?tab=indikatoren&jahr=2022&indikatoren=133&bfs=227 ''Gemeindeporträts. Seuzach. Bevölkerung (Personen).''] Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2000–2022.</ref> | |||
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!style="text-align:left;"| Jahr || 1750 || 1850 || 1860 || 1870 || 1880 || 1888 || 1900 || 1910 || 1920 || 1930 || 1941 | |||
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|style="text-align:left;"| '''Einwohner''' || ca. 500 || 741 || 790 || 786 || 736 || 740 || 805 || 960 || 959 || 1348 || 1382 | |||
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!style="text-align:left;"| Jahr || 1950 || 1960 || 1970 || 1980 || 1990 || 2000 || 2005 || 2010 || 2015 || 2020 || 2022 | |||
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|style="text-align:left;"| '''Einwohner''' || 1518 || 2484 || 3258 || 4659 || 5558 || 6558 || 6622 || 7050 || 7198 || 7422 || 7691 | |||
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== Politik == | == Politik == | ||
Der siebenköpfige [[Gemeinderat (Schweiz)|Gemeinderat]] hat folgende Parteizusammensetzung: 3 [[FDP.Die Liberalen|FDP]], 3 [[Schweizerische Volkspartei|SVP]], 1 [[Evangelische Volkspartei|EVP]]. [[Gemeindepräsident]] ist seit 2022 Manfred Leu (FDP, Stand 2023).<ref>[https://www.seuzach.ch/exekutive/6740 ''Gemeinderat.''] Website der Gemeinde Seuzach.</ref> | |||
Die [[Schweizerische Volkspartei|SVP]] hat 39,0 %, die [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP]] 18,8 %, die [[FDP.Die Liberalen|FDP]] 20,2 %, die [[Grüne Partei der Schweiz|Grünen]] 4,8 %, die [[Christlichdemokratische Volkspartei|CVP]] 4,7 %, und die [[Evangelische Volkspartei|EVP]] 6,7 % der Wählerstimmen. | |||
Gemeindepräsidentin ist Katharina Weibel (FDP) (Stand Dezember 2017). | |||
Bei den [[Schweizer Parlamentswahlen 2023|Nationalratswahlen 2023]] betrugen die Wähleranteile in Seuzach: [[Schweizerische Volkspartei|SVP]] 35,38 % (−1,17), [[FDP.Die Liberalen|FDP]] 15,85 % (−1,87), [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP]] 13,25 % (+2,32), [[Grünliberale Partei|glp]] 10,62 % (−0,74), [[Die Mitte|Mitte]] 9,14 % (+3,19), [[Grüne Schweiz|Grüne]] 4,85 % (−2,78), [[Evangelische Volkspartei|EVP]] 4,72 % (−1,54), [[Eidgenössisch-Demokratische Union|EDU]] 2,29 (+0,06).<ref>{{Internetquelle |hrsg=[[Bundesamt für Statistik]] |url=https://opendata.swiss/de/dataset/eidg-wahlen-2023 |titel=Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv) |werk=opendata.swiss |abruf=2024-02-17}}</ref> | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
[[Datei:ETH-BIB-Seuzach v. S. aus 400 m-Inlandflüge-LBS MH01-003996.tif|mini|Seuzach, historisches Luftbild von 1923 aus 400 Metern Höhe, aufgenommen von [[Walter Mittelholzer]]]] | [[Datei:ETH-BIB-Seuzach v. S. aus 400 m-Inlandflüge-LBS MH01-003996.tif|mini|Seuzach, historisches Luftbild von 1923 aus 400 Metern Höhe, aufgenommen von [[Walter Mittelholzer]]]] | ||
Seuzach | Seuzach wurde im Jahr 1263 erstmals urkundlich erwähnt, Ohringen bereits 1125 in einer kaiserlichen Urkunde.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 16 f.</ref> Grundherr des Hofes Oberohringen war vor 1125 der [[Bistum Konstanz|Bischof von Konstanz]], danach das [[Kloster Kreuzlingen]]. In der zweiten Hälfte der 1460er-Jahre ging die [[Grundherrschaft]] sehr wahrscheinlich an die Herren von Hünenberg. Der Grundherrschaft des Klosters übergeordnet waren die [[Kyburger]].<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 35.</ref> Der Hof Unterohringen wurde 1264 erstmals erwähnt, 1279 erstmals so bezeichnet und kannte im Gegensatz zu Oberohringen keine geteilte Herrschaft. Die Herrschaft hatten die Kyburger inne, danach das [[Haus Habsburg-Österreich]]. Der Hof wurde wiederholt [[Verpfändung|verpfändet]].<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 35 f.</ref> Um 1300 hatte das Haus Habsburg-Österreich die Niedere und die Hohe [[Gerichtsbarkeit]] für Unter- und Oberohringen inne.<ref name="sigg36">Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 36.</ref> | ||
Bei der Siedlung Seuzach waren die Herrschaftsverhältnisse komplizierter. Der Herrschaft der Kyburger und später der Habsburger war partiell der Bischof von Konstanz vorgelagert, nachgelagert waren hingegen zahlreiche weitere Inhaber von Herrschaftsrechten, darunter Gotteshäuser, [[Dienstadel|Dienstadlige]] und Bürger von [[Winterthur]] und [[Schaffhausen]].<ref | Bei der Siedlung Seuzach waren die Herrschaftsverhältnisse komplizierter. Der Herrschaft der Kyburger und später der Habsburger war partiell der Bischof von Konstanz vorgelagert, nachgelagert waren hingegen zahlreiche weitere Inhaber von Herrschaftsrechten, darunter Gotteshäuser, [[Dienstadel|Dienstadlige]] und Bürger von [[Winterthur]] und [[Schaffhausen]].<ref name="sigg36" /> Mit der Burg Heimenstein verbundene Herrschaftsrechte der Herren von Heimenstein können keine nachgewiesen werden. Über die Geschichte der Herren wie der Burg ist nur wenig bekannt. Einige Herren von Heimenstein haben Lehen in Seuzach erhalten, die Burg war wiederum ein Lehen des [[Kloster Reichenau|Klosters Reichenau]], später der Herren von Laufen. Die Burg war wahrscheinlich nicht mehr als der Sitz einer Landwirtschaft.<ref name="sigg37">Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 37.</ref> Die Grafschaft Kyburg, zu der Seuzach und Ohringen gehörten, ging 1264 an Habsburg.<ref name="sigg55">Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 55.</ref> | ||
Ober- und Unterohringen blieben bis in die [[Frühe Neuzeit]] Einzelhöfe. Seuzach hingegen erlebte den im [[Hochmittelalter]] in Europa typischen [[Verdorfung | Ober- und Unterohringen blieben bis in die [[Frühe Neuzeit]] Einzelhöfe. Seuzach hingegen erlebte den im [[Hochmittelalter]] in Europa typischen [[Verdorfung]]sprozess im Rahmen des damals starken Bevölkerungswachstums. Das heisst, aus [[Weiler]]n und Einzelhöfen entwickelte sich ein örtlich geschlossenes Dorf, die Bedeutung der Dorfgemeinschaft wuchs gegenüber den Herrschaftsbeziehungen, [[Frondienst]]e wichen Sachabgaben, und die dörfliche Gemeinschaft begann sich im Rahmen der [[Zelgenwirtschaft]] selbst zu verwalten.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 38.</ref> | ||
Inwieweit sich der durch Ernteausfälle, die [[Pest]] und andere Faktoren ausgelöste starke Bevölkerungsrückgang im [[Spätmittelalter]] auf Seuzach ausgewirkt haben, lässt sich aufgrund mangelnder Daten nicht mehr eruieren.<ref> | Inwieweit sich der durch Ernteausfälle, die [[Pest]] und andere Faktoren ausgelöste starke Bevölkerungsrückgang im [[Spätmittelalter]] auf Seuzach ausgewirkt haben, lässt sich aufgrund mangelnder Daten nicht mehr eruieren.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 40.</ref> Grundzinssenkungen vom Ende des 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts belegen eine durch Kriege ([[Sempacherkrieg]], [[Alter Zürichkrieg]]) ausgelöste Agrarkrise in dieser Zeit. Nach dem Ende des Alten Zürichkriegs erholte sich die Lage wieder.<ref name="sigg37" /> Vom Alten Zürichkrieg war Seuzach auch direkt betroffen. 1445 überfielen 130 Söldner aus [[Wil SG|Wil]] das Dorf, erschlugen sieben Männer und erbeuteten 80 Rinder und 23 Pferde.<ref>{{Literatur |Autor=Franz Bischof |Hrsg=Paul Staerkle |Titel=«dürftige Aufzeichnungen […] über den alten Zürichkrieg» |Sammelwerk=Beiträge zur spätmittelalterlichen Bildungsgeschichte St. Gallens |Verlag=Fehr |Ort=St. Gallen |Datum=1939 |Seiten=105}}</ref> Dabei dürfte es sich um den gesamten Viehbestand des Dorfes gehandelt haben.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 42.</ref> | ||
Zusammen mit der Grafschaft Kyburg kam Seuzach 1424 bis 1442 und 1452 erneut als Pfand zur Stadt Zürich.<ref | Zusammen mit der Grafschaft Kyburg kam Seuzach 1424 bis 1442 und 1452 erneut als Pfand zur Stadt Zürich.<ref name="sigg55" /> Eigene Dorfbehörden, nämlich der «Dorfmeier», wurden 1498 erstmals erwähnt, bestanden aber schon früher.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 90.</ref> 1530 nahm die Dorfgemeinde einen Kredit auf und handelte dadurch erstmals als eigenständiger Rechtskörper. Eine erste Gemeindeordnung ist von 1536 überliefert, weitere folgten in den Jahren 1685 und 1765.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 95.</ref> Die Reformation war in Seuzach vermutlich an Ostern 1525 umgesetzt.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 46.</ref> Zuvor predigte im Dorf der Pfarrer Johann Ferber, der [[Martin Luther|Luther]] und [[Huldrych Zwingli|Zwingli]] als [[Ketzer]] bezeichnete. Er wurde deshalb 1525 kurzfristig festgenommen, gebüsst und schliesslich abgesetzt. Sein Nachfolger wurde Johannes Bosshart, der 1528 auch an der [[Berner Disputation]] teilnahm.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 147 f.</ref> | ||
Mit der Errichtung der [[Helvetische Republik|Helvetischen Republik]] nach dem [[Franzoseneinfall (Schweiz)|Einmarsch der Franzosen 1798]] wurde in Seuzach genau wie andernorts eine | Mit der Errichtung der [[Helvetische Republik|Helvetischen Republik]] nach dem [[Franzoseneinfall (Schweiz)|Einmarsch der Franzosen 1798]] wurde in Seuzach genau wie andernorts eine Munizipalgemeinde geschaffen. Die bestehende Dorfgemeinde wurde in eine privatrechtliche [[Zivilgemeinde (Kanton Zürich)|Zivilgemeinde]] umgewandelt und 1928 aufgelöst.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 136 f.</ref> Im [[Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalitionskrieg]] war Seuzach ein Kriegsschauplatz rund um das [[Gefecht bei Winterthur]]. Nach der [[Erste Schlacht um Zürich|Ersten Schlacht um Zürich]] beherrschten österreichische und russische Truppen den Kanton Zürich. Im September kehrten nach der [[Zweite Schlacht um Zürich|Zweiten Schlacht um Zürich]] die Franzosen zurück.<ref>Sigg, Brühlmeier: ''Seuzach.'' 2011, S. 164–166.</ref> | ||
== Kirchen == | == Kirchen == | ||
[[Datei:Martin Seuzach Turm Ost.jpg|mini|Katholische Kirche St. Martin]] | [[Datei:Martin Seuzach Turm Ost.jpg|mini|Katholische Kirche St. Martin]] | ||
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In Seuzach gibt es drei Kirchen: | In Seuzach gibt es drei Kirchen: | ||
* Die reformierte Kirche steht am Ende der Kirchgasse auf einer Anhöhe. | * Die reformierte Kirche steht am Ende der Kirchgasse auf einer Anhöhe. | ||
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== Bildung == | == Bildung == | ||
Seuzach verfügt über | Seuzach verfügt über vier Kindergärten (Bachtobel, Schneckenwiese, Weid und Ohringen), drei Primarschulen (Birch, Rietacker und Ohringen) und eine Sekundarschule (Halden). Der Sekundarschulkreis Seuzach umfasst auch die Nachbargemeinde Hettlingen sowie Teile der Gemeinden Dägerlen und Dinhard.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.seuzach.ch/primarschulen |titel=Primarschule |hrsg=Website der Gemeinde Seuzach |abruf=2019-04-09}}</ref> | ||
== Verkehr == | == Verkehr == | ||
Seuzach liegt an der S- | Seuzach liegt an der [[Bahnstrecke Winterthur–Etzwilen]] und ist durch die S-Bahn-Linie {{S-Bahn Zürich|S11|x|x}}im Stundentakt direkt mit Zürich und im Halbstundentakt via {{S-Bahn Zürich|S29|x|x}} über Winterthur ebenfalls mit Zürich verbunden. An den Wochenenden wird Seuzach auch durch das Nachtnetz des [[Zürcher Verkehrsverbund]]s bedient. | ||
Die verschiedenen Ortsteile sind durch folgende Linien der [[Stadtbus Winterthur]] und [[Postauto]]s erschlossen:<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zvv.ch/content/dam/zvv/fahrplan/pdf/regionalnetzplaene/27-regionalnetz-pag.pdf |titel=Regionalnetz 27 |hrsg=[[Zürcher Verkehrsverbund]] |datum=2022-12-11 |format=PDF; 211 kB |abruf=2020-02-23}}</ref> | |||
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'''{{Buslinie|612|black|gold|black}}''' '''Seuzach''' – Dinhard – [[Thalheim an der Thur|Thalheim-Altikon]] – [[Andelfingen ZH|Andelfingen]] | |||
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Am 31. März 2019 lebten 7'292 Menschen in Seuzach. Der Anteil der Schweizer Bürger lag bei rund 87,5 Prozent.<ref>[http://www.seuzach.ch/de/portrait/uebersichtportrait/einwohnerzahlen/ seuzach.ch] abgerufen am 25. Februar 2012.</ref> | |||
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! Jahr | |||
! Einwohner<ref>{{Internetquelle |url=http://www.statistik.zh.ch/internet/justiz_inneres/statistik/de/daten/gemeindeportraet_kanton_zuerich.html#a-content |titel=Gemeindeporträt Kanton Zürich |werk=statistik.zh.ch |zugriff=2016-09-10}}</ref> | |||
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'''{{Buslinie|674|black|white|black}}''' '''Seuzach''' – [[Bahnhof Winterthur|Winterthur Hauptbahnhof]] – [[Pfungen]] | |||
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'''{{Buslinie|676|black|white|black}}''' [[Henggart]] – Hettlingen – '''Unterohringen''' – '''Oberohringen''' – Winterthur Hauptbahnhof | |||
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'''{{Buslinie|679|black|gold|black}}''' '''Seuzach''' – '''Unterohringen''' – Hettlingen | |||
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'''{{Buslinie|N60|gold|black|gold}}''' Winterthur Hauptbahnhof – '''Seuzach''' – [[Adlikon bei Andelfingen]] (Nachtnetz) | |||
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⚫ | Von der Autobahn [[Autobahn 1 (Schweiz)|A1]] gelangt man über die Abfahrt 71 ''Winterthur-Ohringen'' auf die Hauptstrasse [[Hauptstrasse 15|H15]], welche durch den Ortsteil Ohringen führt. Sie bietet auch Anschluss an die [[Autobahn 4 (Schweiz)|A4]]/[[Europastrasse 41|E41]] nach [[Andelfingen ZH|Andelfingen]]–[[Schaffhausen]]–[[Stuttgart]]. | ||
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Seuzachs altes Strassenkreuz gewährleistet die Süd-Nord-Verbindungen von Winterthur über den Amelenberg nach Dägerlen und an die [[Thur (Rhein)|Thur]] im [[Zürcher Weinland]] und von West nach Ost von [[Neftenbach]] nach [[Oberwinterthur]] und [[Wiesendangen]]. | |||
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* [[Hermann Hintermeister]] (1838–1901), Unternehmer | |||
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== Sehenswürdigkeiten == | == Sehenswürdigkeiten == | ||
{{ | {{Hauptartikel|Liste der Kulturgüter in Seuzach}} | ||
== | == Bilder == | ||
<gallery> | <gallery mode="packed"> | ||
Rössli-Park Seuzach.jpg|alt=Seuzi-Rössli|Pferde­skulptur im Dorfpark von Seuzach | |||
Schwimmbad Seuzach.jpg|alt=Schwimmbad Weiher Seuzach|Schwimmbad Weiher in Seuzach | |||
</gallery> | </gallery> | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
* Hans Martin Gubler | * [[Hans Martin Gubler]]: ''Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich.'' Band VIII: ''Der Bezirk Winterthur. Nördlicher Teil. Seuzach'' (= ''[[Die Kunstdenkmäler der Schweiz]].'' Band 79). Hrsg. von der [[Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte]] (GSK). Bern 1986, ISBN 978-3-7643-1812-3, S. 88–117 ([https://ekds.ch/library/book:079 Digitalisat]). | ||
* Adolf Greuter: ''Erinnerungen an das frühere Seuzach.'' | * Adolf Greuter: ''Erinnerungen an das frühere Seuzach.'' Eigenverlag, Seuzach 1995.<!-- ohne ISBN --> | ||
* [[Otto Sigg]], Markus Brühlmeier: ''Seuzach | * [[Otto Sigg]], Markus Brühlmeier: ''Seuzach. Vom Bauerndorf zur modernen Wohngemeinde.'' Chronos, Zürich 2011, ISBN 978-3-0340-1077-1. | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
{{Commonscat}} | {{Commonscat|audio=0|video=0}} | ||
* [ | * [https://www.seuzach.ch/ Offizielle Website der Gemeinde Seuzach] | ||
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* {{HLS|154|Autor=[[Otto Sigg]]}} | * {{HLS|154|Autor=[[Otto Sigg]]}} | ||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
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{{Navigationsleiste Bezirk Winterthur}} | {{Navigationsleiste Bezirk Winterthur}} | ||
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[[Kategorie:Ort im Kanton Zürich]] | [[Kategorie:Ort im Kanton Zürich]] |
Aktuelle Version vom 13. März 2024, 19:23 Uhr
Seuzach | |
---|---|
![]() | |
Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Bezirk: | Winterthur |
BFS-Nr.: | 0227 |
Postleitzahl: | 8472 |
Koordinaten: | 697211 / 265842 |
Höhe: | 455 m ü. M. |
Höhenbereich: | 425–532 m ü. M.[1] |
Fläche: | 7,56 km²[2] |
Einwohner: | 7692 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 1017 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 14,6 % (31. Dezember 2022)[4] |
Gemeindepräsident: | Manfred Leu (FDP) |
Website: | www.seuzach.ch |
Lage der Gemeinde | |
![]() |
Seuzach (schweizerdeutsch Söizi [ ])[5] ist eine politische Gemeinde im Bezirk Winterthur des Kantons Zürich in der Schweiz. Die Gemeinde ist eine Agglomerationsgemeinde der Stadt Winterthur und liegt am Übergang ins Zürcher Weinland.
Zur Gemeinde Seuzach gehören auch die zwei Dorfteile Ober- sowie Unterohringen. Seuzach pflegt eine Partnerschaft mit der Gemeinde Avers GR im Kanton Graubünden.
Wappen
- In Silber ein aufbäumendes, rotgezäumtes und gesatteltes schwarzes Pferd
Das Gemeindewappen wurde von dem Familienwappen der bis ins 15. Jahrhundert hier ansässigen Ritter vom Heimenstein übernommen. Ihr Stammsitz befand sich auf einer Anhöhe nördlich des Dorfes.
Geografie
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/31/Seuzach%2C_reformierte_Kirche.jpeg/220px-Seuzach%2C_reformierte_Kirche.jpeg)
Die Gemeinde Seuzach liegt wenige Kilometer nördlich der Stadt Winterthur und wird vom Gemeindegebiet von Winterthur zur Hälfte umschlossen.
Von der Gemeindefläche dienen 41,2 % der Landwirtschaft, 25,0 % sind Wald, 23,6 % Siedlungs- und 9,7 % Verkehrsfläche, 0,5 % sind Gewässer. Es ist keine unproduktive Fläche ausgewiesen (Stand 2018).[6]
Die Gemeinde Seuzach grenzt im Nordwesten an Hettlingen, im Norden an Dägerlen, im Nordosten an Dinhard und im Osten, Süden und Südwesten an die Stadt Winterthur.
Bevölkerung
2022 lebten 7691 Personen in Seuzach. Davon waren 1119 Personen oder 14,5 % Ausländer.[7] Die Einwohnerzahlen der jeweiligen Ortsteile waren am 31. Dezember 2019 wie folgt: Seuzach 6105 Einwohner, Oberohringen 1101 Einwohner und Unterohringen 221 Einwohner.
38,8 % der Bevölkerung gehörten 2022 zur evangelisch-reformierten Kirche, 23,1 % zur katholischen Kirche, und 38,1 % gehörten einer anderen Konfession an oder waren konfessionslos.[8]
Jahr | 1750 | 1850 | 1860 | 1870 | 1880 | 1888 | 1900 | 1910 | 1920 | 1930 | 1941 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | ca. 500 | 741 | 790 | 786 | 736 | 740 | 805 | 960 | 959 | 1348 | 1382 |
Jahr | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | 2022 |
Einwohner | 1518 | 2484 | 3258 | 4659 | 5558 | 6558 | 6622 | 7050 | 7198 | 7422 | 7691 |
Politik
Der siebenköpfige Gemeinderat hat folgende Parteizusammensetzung: 3 FDP, 3 SVP, 1 EVP. Gemeindepräsident ist seit 2022 Manfred Leu (FDP, Stand 2023).[10]
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Seuzach: SVP 35,38 % (−1,17), FDP 15,85 % (−1,87), SP 13,25 % (+2,32), glp 10,62 % (−0,74), Mitte 9,14 % (+3,19), Grüne 4,85 % (−2,78), EVP 4,72 % (−1,54), EDU 2,29 (+0,06).[11]
Geschichte
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/03/ETH-BIB-Seuzach_v._S._aus_400_m-Inlandfl%C3%BCge-LBS_MH01-003996.tif/lossy-page1-220px-ETH-BIB-Seuzach_v._S._aus_400_m-Inlandfl%C3%BCge-LBS_MH01-003996.tif.jpg)
Seuzach wurde im Jahr 1263 erstmals urkundlich erwähnt, Ohringen bereits 1125 in einer kaiserlichen Urkunde.[12] Grundherr des Hofes Oberohringen war vor 1125 der Bischof von Konstanz, danach das Kloster Kreuzlingen. In der zweiten Hälfte der 1460er-Jahre ging die Grundherrschaft sehr wahrscheinlich an die Herren von Hünenberg. Der Grundherrschaft des Klosters übergeordnet waren die Kyburger.[13] Der Hof Unterohringen wurde 1264 erstmals erwähnt, 1279 erstmals so bezeichnet und kannte im Gegensatz zu Oberohringen keine geteilte Herrschaft. Die Herrschaft hatten die Kyburger inne, danach das Haus Habsburg-Österreich. Der Hof wurde wiederholt verpfändet.[14] Um 1300 hatte das Haus Habsburg-Österreich die Niedere und die Hohe Gerichtsbarkeit für Unter- und Oberohringen inne.[15]
Bei der Siedlung Seuzach waren die Herrschaftsverhältnisse komplizierter. Der Herrschaft der Kyburger und später der Habsburger war partiell der Bischof von Konstanz vorgelagert, nachgelagert waren hingegen zahlreiche weitere Inhaber von Herrschaftsrechten, darunter Gotteshäuser, Dienstadlige und Bürger von Winterthur und Schaffhausen.[15] Mit der Burg Heimenstein verbundene Herrschaftsrechte der Herren von Heimenstein können keine nachgewiesen werden. Über die Geschichte der Herren wie der Burg ist nur wenig bekannt. Einige Herren von Heimenstein haben Lehen in Seuzach erhalten, die Burg war wiederum ein Lehen des Klosters Reichenau, später der Herren von Laufen. Die Burg war wahrscheinlich nicht mehr als der Sitz einer Landwirtschaft.[16] Die Grafschaft Kyburg, zu der Seuzach und Ohringen gehörten, ging 1264 an Habsburg.[17]
Ober- und Unterohringen blieben bis in die Frühe Neuzeit Einzelhöfe. Seuzach hingegen erlebte den im Hochmittelalter in Europa typischen Verdorfungsprozess im Rahmen des damals starken Bevölkerungswachstums. Das heisst, aus Weilern und Einzelhöfen entwickelte sich ein örtlich geschlossenes Dorf, die Bedeutung der Dorfgemeinschaft wuchs gegenüber den Herrschaftsbeziehungen, Frondienste wichen Sachabgaben, und die dörfliche Gemeinschaft begann sich im Rahmen der Zelgenwirtschaft selbst zu verwalten.[18]
Inwieweit sich der durch Ernteausfälle, die Pest und andere Faktoren ausgelöste starke Bevölkerungsrückgang im Spätmittelalter auf Seuzach ausgewirkt haben, lässt sich aufgrund mangelnder Daten nicht mehr eruieren.[19] Grundzinssenkungen vom Ende des 14. bis Mitte des 15. Jahrhunderts belegen eine durch Kriege (Sempacherkrieg, Alter Zürichkrieg) ausgelöste Agrarkrise in dieser Zeit. Nach dem Ende des Alten Zürichkriegs erholte sich die Lage wieder.[16] Vom Alten Zürichkrieg war Seuzach auch direkt betroffen. 1445 überfielen 130 Söldner aus Wil das Dorf, erschlugen sieben Männer und erbeuteten 80 Rinder und 23 Pferde.[20] Dabei dürfte es sich um den gesamten Viehbestand des Dorfes gehandelt haben.[21]
Zusammen mit der Grafschaft Kyburg kam Seuzach 1424 bis 1442 und 1452 erneut als Pfand zur Stadt Zürich.[17] Eigene Dorfbehörden, nämlich der «Dorfmeier», wurden 1498 erstmals erwähnt, bestanden aber schon früher.[22] 1530 nahm die Dorfgemeinde einen Kredit auf und handelte dadurch erstmals als eigenständiger Rechtskörper. Eine erste Gemeindeordnung ist von 1536 überliefert, weitere folgten in den Jahren 1685 und 1765.[23] Die Reformation war in Seuzach vermutlich an Ostern 1525 umgesetzt.[24] Zuvor predigte im Dorf der Pfarrer Johann Ferber, der Luther und Zwingli als Ketzer bezeichnete. Er wurde deshalb 1525 kurzfristig festgenommen, gebüsst und schliesslich abgesetzt. Sein Nachfolger wurde Johannes Bosshart, der 1528 auch an der Berner Disputation teilnahm.[25]
Mit der Errichtung der Helvetischen Republik nach dem Einmarsch der Franzosen 1798 wurde in Seuzach genau wie andernorts eine Munizipalgemeinde geschaffen. Die bestehende Dorfgemeinde wurde in eine privatrechtliche Zivilgemeinde umgewandelt und 1928 aufgelöst.[26] Im Zweiten Koalitionskrieg war Seuzach ein Kriegsschauplatz rund um das Gefecht bei Winterthur. Nach der Ersten Schlacht um Zürich beherrschten österreichische und russische Truppen den Kanton Zürich. Im September kehrten nach der Zweiten Schlacht um Zürich die Franzosen zurück.[27]
Kirchen
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/53/Martin_Seuzach_Turm_Ost.jpg/220px-Martin_Seuzach_Turm_Ost.jpg)
In Seuzach gibt es drei Kirchen:
- Die reformierte Kirche steht am Ende der Kirchgasse auf einer Anhöhe.
- Die katholische Kirche St. Martin wurde im Jahr 1972 eingeweiht und besitzt einen Kirchraum, der in seiner Gestaltung ein Gesamtkunstwerk der Winterthurer Künstlerin Ro Studer-Koch ist.
- Die Freie Evangelische Gemeinde befindet sich am Ende der Forrenbergstrasse.
Wirtschaft
Durch die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr wohnen in Seuzach viele Pendler, welche in Zürich und Umgebung arbeiten.
Bildung
Seuzach verfügt über vier Kindergärten (Bachtobel, Schneckenwiese, Weid und Ohringen), drei Primarschulen (Birch, Rietacker und Ohringen) und eine Sekundarschule (Halden). Der Sekundarschulkreis Seuzach umfasst auch die Nachbargemeinde Hettlingen sowie Teile der Gemeinden Dägerlen und Dinhard.[28]
Verkehr
Seuzach liegt an der Bahnstrecke Winterthur–Etzwilen und ist durch die S-Bahn-Linie S 11 Aarau – Lenzburg – Dietikon – Zürich HB – Stettbach – Winterthur – Seuzach/Sennhof-Kyburg (– Wila) im Stundentakt direkt mit Zürich und im Halbstundentakt via S 29 Winterthur – Stein a. Rhein über Winterthur ebenfalls mit Zürich verbunden. An den Wochenenden wird Seuzach auch durch das Nachtnetz des Zürcher Verkehrsverbunds bedient.
Die verschiedenen Ortsteile sind durch folgende Linien der Stadtbus Winterthur und Postautos erschlossen:[29]
612 Seuzach – Dinhard – Thalheim-Altikon – Andelfingen
674 Seuzach – Winterthur Hauptbahnhof – Pfungen
676 Henggart – Hettlingen – Unterohringen – Oberohringen – Winterthur Hauptbahnhof
679 Seuzach – Unterohringen – Hettlingen
N60 Winterthur Hauptbahnhof – Seuzach – Adlikon bei Andelfingen (Nachtnetz)
Von der Autobahn A1 gelangt man über die Abfahrt 71 Winterthur-Ohringen auf die Hauptstrasse H15, welche durch den Ortsteil Ohringen führt. Sie bietet auch Anschluss an die A4/E41 nach Andelfingen–Schaffhausen–Stuttgart.
Seuzachs altes Strassenkreuz gewährleistet die Süd-Nord-Verbindungen von Winterthur über den Amelenberg nach Dägerlen und an die Thur im Zürcher Weinland und von West nach Ost von Neftenbach nach Oberwinterthur und Wiesendangen.
Persönlichkeiten
- Hermann Hintermeister (1838–1901), Unternehmer
- Jean Nordmann (1908–1986), Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG)
- Jakob Stucki (1924–2006), Politiker (BGB/SVP), Ständerat
- Alfred Stückelberger (* 1935), Altphilologe
- René Rutschmann (* 1941), Radrennfahrer
- Otto Sigg (* 1943), Historiker
- Bernard Thurnheer (* 1949), Sportreporter, TV-Moderator und Showmaster, wohnhaft in Seuzach
- Roland Bunkus (* 1981), DJ und Produzent (Mr. Da-Nos)
Sehenswürdigkeiten
Bilder
- Pferdeskulptur im Dorfpark von Seuzach
- Schwimmbad Weiher in Seuzach
Literatur
- Hans Martin Gubler: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Band VIII: Der Bezirk Winterthur. Nördlicher Teil. Seuzach (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 79). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK). Bern 1986, ISBN 978-3-7643-1812-3, S. 88–117 (Digitalisat).
- Adolf Greuter: Erinnerungen an das frühere Seuzach. Eigenverlag, Seuzach 1995.
- Otto Sigg, Markus Brühlmeier: Seuzach. Vom Bauerndorf zur modernen Wohngemeinde. Chronos, Zürich 2011, ISBN 978-3-0340-1077-1.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Seuzach
- Statistische Daten der Gemeinde Seuzach
- Otto Sigg: Seuzach. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch (= Grammatiken und Wörterbücher des Schweizerdeutschen in allg. verständl. Darstellung, begleitet vom Verein Schweizerdeutsch. Band III). 1. Auflage. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
- ↑ Gemeindeporträts. Seuzach. Flächen. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2018.
- ↑ Gemeindeporträts. Seuzach. Ausländeranteil. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.
- ↑ Gemeindeporträts. Seuzach. Konfession. Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2022.
- ↑ Quellen: 1750: HLS, 1850–1950: Eidgenössische Volkszählungen, danach: Gemeindeporträts. Seuzach. Bevölkerung (Personen). Statistisches Amt des Kantons Zürich, 2000–2022.
- ↑ Gemeinderat. Website der Gemeinde Seuzach.
- ↑ Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 16 f.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 35.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 35 f.
- ↑ a b Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 36.
- ↑ a b Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 37.
- ↑ a b Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 55.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 38.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 40.
- ↑ Franz Bischof: «dürftige Aufzeichnungen […] über den alten Zürichkrieg». In: Paul Staerkle (Hrsg.): Beiträge zur spätmittelalterlichen Bildungsgeschichte St. Gallens. Fehr, St. Gallen 1939, S. 105.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 42.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 90.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 95.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 46.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 147 f.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 136 f.
- ↑ Sigg, Brühlmeier: Seuzach. 2011, S. 164–166.
- ↑ Primarschule. Website der Gemeinde Seuzach, abgerufen am 9. April 2019.
- ↑ Regionalnetz 27. (PDF; 211 kB) Zürcher Verkehrsverbund, 11. Dezember 2022, abgerufen am 23. Februar 2020.