Rositz
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 1′ N, 12° 22′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Altenburger Land | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Rositz | |
Höhe: | 185 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,62 km2 | |
Einwohner: | 2708 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 215 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 04617 | |
Vorwahlen: | 034498, 03447 (Molbitz) | |
Kfz-Kennzeichen: | ABG, SLN | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 77 042 | |
Gemeindegliederung: | Hauptort, 1 Ortsteil | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Altenburger Str. 48b 04617 Rositz | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Steffen Stange (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Rositz im Landkreis Altenburger Land | ||
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Rositz ist eine Gemeinde im thüringischen Landkreis Altenburger Land. Der Ort wurde im Laufe seiner Geschichte vor allem durch den Braunkohlenbergbau geprägt. Daran erinnert heute noch der Teersee sowie der Wasserturm, der 1917 von der Deutschen Erdoel-Actiengesellschaft DEA gebaut wurde und auch das Rositzer Wappen, indem ein Bergmann abgebildet ist.
Geografie
Rositz liegt fünf Kilometer nordwestlich von Altenburg in Thüringen in der Leipziger Tieflandsbucht. Es ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Rositz.
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn) Meuselwitz, die Stadt Altenburg, Lödla, Monstab und Kriebitzsch.
Gemeindegliederung
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/76/Rositz_Gemeindegliederung.png/330px-Rositz_Gemeindegliederung.png)
Der Hauptort Rositz verschmolz mit den am 1. April 1923 eingemeindeten Orten Fichtenhainichen und Gorma sowie Schelditz, welches am 1. Juli 1950 angegliedert wurde. Schelditz wurde 1923 auch eingegliedert, jedoch aus Bürgerprotesten am 1. August 1924 wieder selbstständig. Einziger Ortsteil heute ist das am 1. Januar 1973 eingemeindete Molbitz, das aus den ebenfalls verschmolzenen und 1950 zusammengelegten Ortslagen Ober- und Untermolbitz besteht.
Geschichte
Rositz wurde erstmals 1181 urkundlich erwähnt. Das Dorf wurde als Rundling angelegt. Der Ortsname, um 1200 Rosiz, um 1215 Rodesicz, ist möglicherweise sorbischen Ursprungs. Durch Braunkohlenförderung, deren Vorkommen erstmals 1672 in Fichtenhainichen erwähnt wird, und die damit verbundenen Industrieansiedlungen entwickelte sich Rositz im Verlauf des 19. Jahrhunderts von einem bäuerlich geprägten Dorf zu einer industriellen Großsiedlung. So eröffnete 1872 die erste Thüringer Brikettfabrik sowie die Zuckerfabrik Rositz, die die erste elektrische Betriebsbeleuchtung Deutschlands besaß. Das Freibad, was auf Schelditzer Flur steht aber von der Gemeinde Rositz gebaut wurde stammt aus dem Jahr 1934.
Erster Bürgerentscheid
In Rositz selbst, in der seinerzeit noch selbständigen Gemeinde Gorma sowie in Pöppschen kam es Anfang 1919 zum ersten bekannten Anwendungsfall unmittelbarer Gemeindedemokratie. Dabei setzten in Rositz 505 der 988 Wahlberechtigten durch, dass die Zahl der Gemeinderatsmitglieder zu den Wahlen am 2. März 1919 von neun auf zwölf erhöht wurde. Denselben Gegenstand hatte das Verfahren in Gorma, wobei dort die Zahl der Unterstützer unbekannt ist.[2]
Zweiter Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkrieges wurden in und um Rositz acht Lager für Zwangsarbeiter eingerichtet (Rositz I-VI, Untermolbitz und Schelditz), in denen mehr als Tausend Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter arbeiten mussten: für die Deutsche Erdöl AG (DEA), für die Rositzer Zuckerraffinerie, bei der Firma K. Eisenrieth, für die Rositzer Kohlenwerke und für die Firma Curt Plützsch.[3] Rositz ist wohl der Ort im Altenburger Land, der während des Zweiten Weltkrieges am meisten zerstört wurde. Am 16. August 1944 wurde die Deutsche Erdoel-Actiengesellschaft (DEA) so stark getroffen, dass über Tage hinweg eine Rauchwolke in mehreren Kilometern Höhe zu sehen war, ungefähr 70 Prozent des Werkes waren zerstört. Ein weiterer Bombenangriff auf das Werk erfolgte am 14. Februar 1945. Insgesamt starben bei beiden Angriffen 49 Menschen.
Zeit der DDR
Auch aus der Gemeinde Rositz wurden Reparationszahlungen an die Sowjetunion geleistet, so wurde das zweite Gleis der Bahnstrecke Zeitz–Altenburg sowie die Brikettfabrik Altenburger Kohlenwerke in Untermolbitz demontiert. Neben dem Braunkohlenbergbau war auch die Landwirtschaft ein großer Arbeitgeber im Ort, so bewirtschaftete die LPG Deutsch-Sowjetische Freundschaft mit 187 Mitarbeitern mehr als 1000 Hektar Land. Im Jahr 1952 wurde das Kulturhaus Völkerfreundschaft, die heutige Gemeindeverwaltung, erbaut. Am 22. Mai 1962 kam es im Teerverarbeitungswerk zu einer Explosion, bei der acht Menschen starben.[4] Am 15. Januar 1977 wurde der Rositzer Schule der Name Karl Liebknecht verliehen. Im Jahr 1981 wurde das 1911 eröffnete Kino Glück Auf geschlossen.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960: Stand jeweils 31. Dezember):
1580 bis 1960
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1994 bis 2000
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2001 bis 2007
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2008 bis 2011
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- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Der Gemeinderat Rositz besteht aus 16 Frauen und Männern sowie dem Bürgermeister. Dieser ist seit 2006 der parteilose Steffen Stange, der bei der Kommunalwahl 2012 mit 99,9 % der gültigen Stimmen wiedergewählt wurde. Lediglich eine Person schrieb einen eigenen Kandidaten auf den Wahlzettel.
- CDU: 6 Sitze
- SPD: 4 Sitze
- Feuerwehr für Rositz : 2 Sitze
- Die Linke: 4 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die evangelische Dorfkirche ist dank ihres markanten Kirchturmes das deutlich sichtbarste Gebäude des Ortes. Sie stammt aus dem Jahr 1516 und ist im spätgotischen Stil gehalten. Sie wurde 1877, 1964 (innen) und 1994 restauriert.
Etwas außerhalb des Ortszentrums befindet sich die katholische Pfarrkirche Mutter Gottes vom Berge Karmel. Die Kirche wurde 1901 aus Backstein errichtet, da immer mehr Arbeiter aus Polen und Bayern in die Gemeinde kamen. Das Gebäude ist im neogotischen Stil weniger imposant errichtet, so wurde auf einen prägenden Kirchturm verzichtet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Rositz liegt an der B 180 von Altenburg nach Zeitz. Nahezu parallel verläuft die Bahnstrecke Zeitz–Altenburg, auf der allerdings der Reisezugverkehr im Dezember 2002 eingestellt wurde.
Ansässige Unternehmen
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man im Raum Rositz mit dem Abbau von Braunkohle. Die Entwicklung beschleunigte sich so stark, dass 1865 schon 11 Gruben förderten, 1873 im heutigen Ortsteil Gorma die erste Brikettpresse aufgestellt wurde und um die Wende zum 20. Jahrhundert bereits große Teile der Rositzer Flur erschöpft waren. Die letzte Schachtanlage schloss jedoch erst 1952.
Bedingt durch die nach Autarkie verlangende Kriegswirtschaft im Ersten Weltkrieg nahm die Deutsche Erdoel-Actiengesellschaft (DEA) 1917 in Rositz ein Braunkohleveredlungswerk zur Herstellung von Dieselöl in Betrieb. Das Werk, das als VEB Teerverarbeitungswerk Böhlen Betriebsteil Rositz um 1975 über 1.600 Arbeiter beschäftigte, verarbeitete bis 1990 hauptsächlich Braunkohlenschwelteer zu Elektrodenkoks und Heizöl/Diesel.
In einem Teil der Rositzer Zuckerfabrik, die Betriebsteil des VEB Zuckerkombinates Zeitz wurde, entstand 1965 ein Teil des VEB Hartpapierwerkes Groitzsch, die heutige Thüringer Fiber-Trommel GmbH. Weiterhin war der VEB Energieversorgung Leipzig - Altenburger Landkraftwerke hier angesiedelt. Aus der Brikettfabrik der Grube 113 wurde der VEB Braunkohlenwerk Rositz, der 1968 zum VEB Braunkohlenkombinat Regis Betriebsteil Rositz wurde.
Nach der politischen Wende begann man, die mit verschiedenen organischen Stoffen verseuchten Böden des Geländes zu sanieren. Die größte Altlast, der Teersee, wurde seit Jahren Schritt für Schritt saniert. Da wegen umweltschädigender Einflüsse besonders sorgsam gearbeitet werden musste, zog sich die Sanierung lange hin. Im Jahr 2008 konnte dann mit der Verfüllung des Restloches begonnen werden. Daran anschließend wird eine Renaturierung der Fläche erfolgen.
Heute sind in Rositz nur noch kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt, wie die Thüringer Fiber-Trommel GmbH und der Fenster- und Türenhersteller Pax, beide in der ehemaligen Zuckerfabrik.
Sport
In Rositz haben sich einige Vereine auf regionaler Ebene und teilweise darüber hinaus einen guten Namen gemacht. Im Fußball startete der SV Rositz in der Saison 2007/2008 in der Kreisliga des Altenburger Landes. Der Verein konnte die Liga gewinnen und schaffte somit den Aufstieg in die Bezirksklasse, in der er seitdem vertreten ist. Hinzu kam der Gewinn des Kreispokales, womit das Double errungen wurde. Auch im Kegeln ist Rositz aktiv in verschiedenen Ligen vertreten. Eine erst vor kurzer Zeit erweiterte Vierbahnenanlage sorgt auch für ein entsprechendes sportliches Umfeld. In den letzten Jahren hat sich in Rositz auch eine Leichtathletikabteilung etabliert. Dort wird hauptsächlich auf die Nachwuchsförderung gesetzt. Und dies mit beachtlichen Erfolgen, was einige Landesmeisterschaften, sowie weitere Erfolge beweisen.
Alljährlich bieten die Rositzer Sporttage über drei Tage ein großes Angebot an einer Vielzahl an Sportarten an. Traditionell ist ein Fußballturnier Teil der Veranstaltung.
Persönlichkeiten
- Margot Trooger (* 2. Juni 1923 in Rositz; † 24. April 1994 in Mörlenbach), Schauspielerin
- Rolf Fritzsche (* 23. Oktober 1933 in Rositz), Fußballspieler
- Edgar Braun (* 9. Juni 1939 in Molbitz), Generalmajor des Ministeriums für Staatssicherheit
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- ↑ Christopher Schmidt: Unmittelbare Gemeindedemokratie im mittel- und süddeutschen Raum der Weimarer Republik. Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-8329-2607-6, S. 119.
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 24f., ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Bericht bei TV.Altenburg