„Reitgräser“ – Versionsunterschied

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'''Reitgräser''' (''Calamagrostis'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Süßgräser]] (Poaceae). Die etwa 230 Arten sind fast weltweit verbreitet. Der deutsche [[Trivialname]] Reitgras, auch Reutgras bedeutet so viel wie „Rodungsgras“ und bezieht sich auf ''Calamagrostis epigejos'', das jedoch nicht auf Rodungen, sondern auf Waldschlägen wächst.<ref name="Fischer2008" />
'''Reitgräser''' (''Calamagrostis'') sind eine [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Süßgräser]] (Poaceae). Die etwa 230 Arten sind fast weltweit verbreitet. Der deutsche [[Trivialname]] Reitgras, auch Reutgras bedeutet so viel wie „Rodungsgras“ und bezieht sich auf ''Calamagrostis epigejos'', das jedoch nicht auf [[Rodung]]en, sondern auf [[Waldschlag|Waldschlägen]] wächst.<ref name="Fischer2008" />


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
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=== Vegetative Merkmale ===
=== Vegetative Merkmale ===
Die Reitgras-Arten sind [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]] [[krautige Pflanze]]n. Es sind [[Horst (Botanik)|horstbildende]] Gräser, die häufig unterirdische [[Stolo|Ausläufer]] bilden. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen innerhalb oder außerhalb der unteren [[Blattscheide]]n (intra- oder extravaginal) hoch. Die Halme sind einfach oder an den unteren [[Knoten (Botanik)|Knoten]] verzweigt und besitzen mehrere Knoten.
Die Reitgras-Arten sind [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]] [[krautige Pflanze]]n. Es sind [[Horst (Botanik)|horstbildende]] Gräser, die häufig unterirdische [[Stolo|Ausläufer]] bilden. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen innerhalb oder außerhalb der unteren [[Blattscheide]]n (intra- oder extravaginal) hoch. Die Halme sind einfach oder an den unteren [[Knoten (Botanik)|Knoten]] verzweigt und besitzen mehrere Knoten.


Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, gerieft, manchmal behaart und glatt oder rau. Das [[Blatthäutchen]] ist ein häutiger Saum. Die [[Blattspreite]]n sind lang und 1,5 bis 12&nbsp;mm breit. Sie sind flach, gerippt. Auf den Rippen sind sie rau, kahl bis behaart. Der Blattrand ist rau und häufig schneidend.
Die wechselständig am Halm angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattscheide und Blattspreite gegleidert. Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, gerieft, manchmal behaart und glatt oder rau. Das [[Blatthäutchen]] ist ein häutiger Saum. Die einfachen [[Blattspreite]]n sind lang und 1,5 bis 12 Millimeter breit. Sie sind flach, gerippt. Auf den Rippen sind sie rau, kahl bis behaart. Der Blattrand ist rau und häufig schneidend.


=== Generative Merkmale ===
=== Generative Merkmale ===
Der [[Rispe|rispige]] [[Blütenstand]] ist reich verzweigt, meist aufrecht und nur zur [[Anthese]] ausgebreitet. Die Ährchen bestehen aus einem zwittrigen [[Blütchen]] und sind 3 bis 8 mm lang, schmal und seitlich zusammengedrückt. Das Blütchen trägt am Grund der [[Deckspelze]] längere Haare, die meist gleich lang wie oder länger als die Deckspelze sind. Die [[Blüte]] fällt zur Fruchtreife als Ganzes aus den [[Hüllspelze]]n aus. Die Ährchenachse trägt an den Kanten lange weiße Haare. Die zwei Hüllspelzen sind ein- bis dreinervig und so lang wie das Ährchen. Sie sind spitz bis zugespitzt, häutig und ungleich, wobei das untere länger als das obere ist. Die Deckspelze ist drei- oder fünfnervig und halb bis 3/4 so lang wie die Hüllspelzen. Sie ist spitz oder hat 2 kurze Seitenlappen, ist häutig, kahl und trägt eine [[Granne]]. Diese sitzt meistens auf dem Rücken der Spelze, selten zwischen den Seitenlappen oder an der Spitze. Die [[Vorspelze]] hat zwei Nerven, ist etwa gleich lang wie die Deckspelze, zarthäutig und kahl. Es gibt drei [[Staubblatt|Staubblätter]]. Der [[Fruchtknoten]] ist kahl und trägt zwei endständige [[Griffel (Botanik)|Griffel]] mit kurzen, federigen [[Narbe (Botanik)|Narben]].
Der [[Rispe|rispige]] [[Blütenstand]] ist reich verzweigt, meist aufrecht und nur zur [[Anthese]] ausgebreitet. Die Ährchen bestehen aus einem zwittrigen [[Blütchen]] und sind 3 bis 8 Millimeter lang, schmal und seitlich zusammengedrückt. Das Blütchen trägt am Grund der [[Deckspelze]] längere Haare, die meist gleich lang wie oder länger als die Deckspelze sind. Die [[Blüte]] fällt zur Fruchtreife als Ganzes aus den [[Hüllspelze]]n aus. Die Ährchenachse trägt an den Kanten lange weiße Haare. Die zwei Hüllspelzen sind ein- bis dreinervig und so lang wie das Ährchen. Sie sind spitz bis zugespitzt, häutig und ungleich, wobei das untere länger als das obere ist. Die Deckspelze ist drei- oder fünfnervig und halb bis 3/4 so lang wie die Hüllspelzen. Sie ist spitz oder hat zwei kurze Seitenlappen, ist häutig, kahl und trägt eine [[Granne]]. Diese sitzt meistens auf dem Rücken der Spelze, selten zwischen den Seitenlappen oder an der Spitze. Die [[Vorspelze]] hat zwei Nerven, ist bis zu gleich lang wie die Deckspelze, zarthäutig und kahl. Es gibt drei [[Staubblatt|Staubblätter]]. Der [[Fruchtknoten]] ist kahl und trägt zwei endständige [[Griffel (Botanik)|Griffel]] mit kurzen, federigen [[Narbe (Botanik)|Narben]].


Die [[Karyopse]] ist kahl. Der Nabel ist länglich und nimmt bis zu einem Viertel der Fruchtlänge ein.
Die [[Karyopse]] ist kahl. Der Nabel ist länglich und nimmt bis zu einem Viertel der Fruchtlänge ein.


=== Chromosomensätze ===
Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 7. Die Arten sind [[Polyploidie|tetraploid]] oder haben einen noch höheren Ploidiegrad.
Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 7. Die ''Calamagrostis''-Arten sind [[Polyploidie|tetraploid]] oder haben einen noch höheren [[Ploidiegrad]].


== Fortpflanzung ==
== Fortpflanzung ==
Bei den tetraploiden Arten verläuft die [[Meiose]] normal, sie sind [[Allogamie|Fremdbefruchter]]. Bei [[Pflanzensippe|Sippen]] mit höherer Ploidie kommt es häufig zu Störungen in der Meiose, sie pflanzen sich teilweise [[Apomixis|apomiktisch]] fort. Das Verhältnis zwischen apomiktischer und sexueller Samenbildung kann dabei je nach Alter der Pflanze und nach Jahreszeit variieren. Einige Arten, wie ''Calamagrostis purpurea'' und ''Calamagrostis pseudopurpurea'' pflanzen sich rein apomiktisch fort.
Bei den tetraploiden ''Calamagrostis''-Arten verläuft die [[Meiose]] normal, sie sind [[Allogamie|Fremdbefruchter]]. Bei [[Pflanzensippe|Sippen]] mit höherer Ploidie kommt es häufig zu Störungen in der Meiose, sie pflanzen sich teilweise [[Apomixis|apomiktisch]] fort. Das Verhältnis zwischen apomiktischer und sexueller Samenbildung kann dabei je nach Alter der Pflanze und nach Jahreszeit variieren. Einige Arten, wie ''Calamagrostis purpurea'' und ''Calamagrostis pseudopurpurea'' pflanzen sich rein apomiktisch fort.


Wenn zwei Arten im gleichen Gebiet vorkommen, bilden sie häufig Hybride, die stets steril sind, sich aber vegetativ vermehren können.
Wenn zwei Arten im gleichen Gebiet vorkommen, bilden sie häufig [[Hybride]], die stets steril sind, sich aber vegetativ vermehren können.


== Systematik und Verbreitung ==
== Systematik und Verbreitung ==
Die Gattung ''Calamagrostis'' wurde 1763 durch [[Michel Adanson]] aufgestellt. Der Gattungsname ''Calamagrostis'' leitet sich von den griechischen Wörtern ''kalamagrostis'' für „Rohrgras, Schilfgras“ ab, zu ''kalamos'' für „Rohr“ und ''agrostis'' für „Futtergras“ ab. Synonyme für ''Calamagrostis'' {{Person|Adans.}} sind: ''Ancistrochloa'' {{Person|Honda}}, ''Anisachne'' {{Person|Keng}}, ''Athernotus'' {{Person|Dulac}}, ''Chamaecalamus'' {{Person|Meyen}}, ''Cinnagrostis'' {{Person|Griseb.}}, ''Deyeuxia'' {{Person|Clarion ex P.Beauv.}}, ''Sclerodeyeuxia'' {{Person|Pilg.}}, ''Stilpnophleum'' {{Person|Nevski}}, ''Stylagrostis'' {{Person|Mez}}.<ref name="WCSP" /> Über den Umfang der Gattung ''Calamagrostis'' und die Abgrenzung oder Einbeziehung der Gattungen ''[[Agrostis]]'' sowie ''Deyeuxia'' wird kontrovers diskutiert.<ref name="FoC" />
Die Gattung ''Calamagrostis'' wurde 1763 durch [[Michel Adanson]] aufgestellt. Der Gattungsname ''Calamagrostis'' leitet sich von den griechischen Wörtern ''kalamagrostis'' für „Rohrgras, Schilfgras“ ab, zu ''kalamos'' für „Rohr“ und ''agrostis'' für „Futtergras“ ab. Synonyme für ''Calamagrostis'' {{Person|Adans.}} sind: ''Ancistrochloa'' {{Person|Honda}}, ''Anisachne'' {{Person|Keng}}, ''Athernotus'' {{Person|Dulac}}, ''Chamaecalamus'' {{Person|Meyen}}, ''Cinnagrostis'' {{Person|Griseb.}}, ''Deyeuxia'' {{Person|Clarion ex P.Beauv.}}, ''Sclerodeyeuxia'' {{Person|Pilg.}}, ''Stilpnophleum'' {{Person|Nevski}}, ''Stylagrostis'' {{Person|Mez}}.<ref name="WCSP" /> Über den Umfang der Gattung ''Calamagrostis'' und die Abgrenzung oder Einbeziehung der Gattungen ''[[Agrostis]]'' sowie ''Deyeuxia'' wird kontrovers diskutiert.<ref name="FoC" />


Die Gattung ''Calamagrostis'' ist weltweit verbreitet. Ein Mannigfaltigkeitszentrum liegt mit rund 100 Arten in Südamerika.<ref name="Grass Base" /> In der Gattung ''Calamagrostis'' s. l. etwa 230 Arten, von denen nach Fischer 2008 14 in Europa vorkommen.<ref name="Fischer2008" /> In Mitteleuropa kommen acht bis neun Arten vor: [[Wald-Reitgras]] (''Calamagrostis arundinacea''), [[Sumpf-Reitgras]] (''Calamagrostis canescens''), [[Land-Reitgras]] (''Calamagrostis epigejos''), [[Ufer-Reitgras]] (''Calamagrostis pseudophragmites''), [[Purpur-Reitgras]] (''Calamagrostis purpurea''), [[Sächsisches Reitgras]] (''Calamagrostis rivalis''), [[Moor-Reitgras]] (''Calamagrostis stricta''), [[Berg-Reitgras]] (''Calamagrostis varia''), [[Wolliges Reitgras]] (''Calamagrostis villosa'').<ref name="Fischer2008" />
Die Gattung ''Calamagrostis'' ist weltweit verbreitet. Ein Mannigfaltigkeitszentrum liegt mit rund 100 Arten in Südamerika.<ref name="Grass Base" /> In der Gattung ''Calamagrostis'' s.&nbsp;l. etwa 230 Arten, von denen nach Fischer 2008 14 in Europa vorkommen.<ref name="Fischer2008" /> In Mitteleuropa kommen acht bis neun Arten vor: [[Wald-Reitgras]] (''Calamagrostis arundinacea''), [[Sumpf-Reitgras]] (''Calamagrostis canescens''), [[Land-Reitgras]] (''Calamagrostis epigejos''), [[Ufer-Reitgras]] (''Calamagrostis pseudophragmites''), [[Purpur-Reitgras]] (''Calamagrostis purpurea''), [[Sächsisches Reitgras]] (''Calamagrostis rivalis''), [[Moor-Reitgras]] (''Calamagrostis stricta''), [[Berg-Reitgras]] (''Calamagrostis varia''), [[Wolliges Reitgras]] (''Calamagrostis villosa'').<ref name="Fischer2008" />


Die Gattung ''Calamagrostis'' wird in die [[Tribus (Biologie)|Tribus]] Aveneae oder auch Poeae in der Unterfamilie [[Pooideae]] innerhalb der Familie der [[Süßgräser|Poaceae]] gestellt. Es gibt viele Natur[[hybride]]n.
Die Gattung ''Calamagrostis'' wird in die [[Tribus (Biologie)|Tribus]] Aveneae oder auch Poeae in der Unterfamilie [[Pooideae]] innerhalb der Familie der [[Süßgräser|Poaceae]] gestellt. Es gibt viele Natur[[hybride]]n.
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In der Gattung ''Calamagrostis'' s.&nbsp;l. gibt etwa 230 Arten:<ref name="WCSP" />
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Version vom 18. Juni 2020, 17:32 Uhr

Reitgräser

1. Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), 2. Ufer-Reitgras (Calamagrostis pseudophragmites) und 3. Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Kupferstich von Jacob Sturm

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie:Pooideae
Gattung:Reitgräser
Wissenschaftlicher Name
Calamagrostis
Adans.

Reitgräser (Calamagrostis) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die etwa 230 Arten sind fast weltweit verbreitet. Der deutsche Trivialname Reitgras, auch Reutgras bedeutet so viel wie „Rodungsgras“ und bezieht sich auf Calamagrostis epigejos, das jedoch nicht auf Rodungen, sondern auf Waldschlägen wächst.[1]

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Reitgras-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen. Es sind horstbildende Gräser, die häufig unterirdische Ausläufer bilden. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen innerhalb oder außerhalb der unteren Blattscheiden (intra- oder extravaginal) hoch. Die Halme sind einfach oder an den unteren Knoten verzweigt und besitzen mehrere Knoten.

Die wechselständig am Halm angeordneten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegleidert. Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, gerieft, manchmal behaart und glatt oder rau. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum. Die einfachen Blattspreiten sind lang und 1,5 bis 12 Millimeter breit. Sie sind flach, gerippt. Auf den Rippen sind sie rau, kahl bis behaart. Der Blattrand ist rau und häufig schneidend.

Generative Merkmale

Der rispige Blütenstand ist reich verzweigt, meist aufrecht und nur zur Anthese ausgebreitet. Die Ährchen bestehen aus einem zwittrigen Blütchen und sind 3 bis 8 Millimeter lang, schmal und seitlich zusammengedrückt. Das Blütchen trägt am Grund der Deckspelze längere Haare, die meist gleich lang wie oder länger als die Deckspelze sind. Die Blüte fällt zur Fruchtreife als Ganzes aus den Hüllspelzen aus. Die Ährchenachse trägt an den Kanten lange weiße Haare. Die zwei Hüllspelzen sind ein- bis dreinervig und so lang wie das Ährchen. Sie sind spitz bis zugespitzt, häutig und ungleich, wobei das untere länger als das obere ist. Die Deckspelze ist drei- oder fünfnervig und halb bis 3/4 so lang wie die Hüllspelzen. Sie ist spitz oder hat zwei kurze Seitenlappen, ist häutig, kahl und trägt eine Granne. Diese sitzt meistens auf dem Rücken der Spelze, selten zwischen den Seitenlappen oder an der Spitze. Die Vorspelze hat zwei Nerven, ist bis zu gleich lang wie die Deckspelze, zarthäutig und kahl. Es gibt drei Staubblätter. Der Fruchtknoten ist kahl und trägt zwei endständige Griffel mit kurzen, federigen Narben.

Die Karyopse ist kahl. Der Nabel ist länglich und nimmt bis zu einem Viertel der Fruchtlänge ein.

Chromosomensätze

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7. Die Calamagrostis-Arten sind tetraploid oder haben einen noch höheren Ploidiegrad.

Fortpflanzung

Bei den tetraploiden Calamagrostis-Arten verläuft die Meiose normal, sie sind Fremdbefruchter. Bei Sippen mit höherer Ploidie kommt es häufig zu Störungen in der Meiose, sie pflanzen sich teilweise apomiktisch fort. Das Verhältnis zwischen apomiktischer und sexueller Samenbildung kann dabei je nach Alter der Pflanze und nach Jahreszeit variieren. Einige Arten, wie Calamagrostis purpurea und Calamagrostis pseudopurpurea pflanzen sich rein apomiktisch fort.

Wenn zwei Arten im gleichen Gebiet vorkommen, bilden sie häufig Hybride, die stets steril sind, sich aber vegetativ vermehren können.

Systematik und Verbreitung

Die Gattung Calamagrostis wurde 1763 durch Michel Adanson aufgestellt. Der Gattungsname Calamagrostis leitet sich von den griechischen Wörtern kalamagrostis für „Rohrgras, Schilfgras“ ab, zu kalamos für „Rohr“ und agrostis für „Futtergras“ ab. Synonyme für Calamagrostis Adans. sind: AncistrochloaHonda, AnisachneKeng, AthernotusDulac, ChamaecalamusMeyen, CinnagrostisGriseb., DeyeuxiaClarion ex P.Beauv., SclerodeyeuxiaPilg., StilpnophleumNevski, StylagrostisMez.[2] Über den Umfang der Gattung Calamagrostis und die Abgrenzung oder Einbeziehung der Gattungen Agrostis sowie Deyeuxia wird kontrovers diskutiert.[3]

Die Gattung Calamagrostis ist weltweit verbreitet. Ein Mannigfaltigkeitszentrum liegt mit rund 100 Arten in Südamerika.[4] In der Gattung Calamagrostis s. l. etwa 230 Arten, von denen nach Fischer 2008 14 in Europa vorkommen.[1] In Mitteleuropa kommen acht bis neun Arten vor: Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea), Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos), Ufer-Reitgras (Calamagrostis pseudophragmites), Purpur-Reitgras (Calamagrostis purpurea), Sächsisches Reitgras (Calamagrostis rivalis), Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta), Berg-Reitgras (Calamagrostis varia), Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa).[1]

Die Gattung Calamagrostis wird in die Tribus Aveneae oder auch Poeae in der Unterfamilie Pooideae innerhalb der Familie der Poaceae gestellt. Es gibt viele Naturhybriden.

Calamagrostis breweri
Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)
Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos)
Calamagrostis foliosa
Calamagrostis montanensis
Calamagrostis rubescens

In der Gattung Calamagrostis s. l. gibt etwa 230 Arten:[2]

Literatur

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • Hans Joachim Conert: Calamagrostis. In: Hans Joachim Conert (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I, Teil 3: Spermatophyta: Angiospermae: Monocotyledones 1(2). Poaceae (Echte Gräser oder Süßgräser). Parey Buchverlag, Berlin 1998, ISBN 3-8263-2868-X, S. 357–380 (erschienen in Lieferungen 1979–1998 – 5. Lieferung, 1989).

Einzelnachweise

  1. a b c Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br bs bt bu bv bw bx by bz ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj ck cl cm cn co cp cq cr cs ct cu cv cw cx cy cz da db dc dd de df dg dh di dj dk dl dm dn do dp dq dr ds dt du dv dw dx dy dz ea eb ec ed ee ef eg eh ei ej ek el em en eo ep eq er es et eu ev ew ex ey ez fa fb fc fd fe ff fg fh fi fj fk fl fm fn fo fp fq fr fs ft fu fv fw fx fy fz ga gb gc gd ge gf gg gh gi gj gk gl gm gn go gp gq gr gs gt gu gv gw gx gy gz ha hb hc hd he hf hg hh hi hj hk hl hm hn ho hp hq hr hs ht hu hv hw hx hy hz ia ib ic id ie if ig ih ii ij ik il im in io ip iq ir is it iu iv iw ix iy iz ja jb jc jd je jf jg jh ji jj jk jl jm jn jo jp jq jr js jt ju jv jw jx jy jz ka kb kc kd ke Rafaël Govaerts, 2011: World checklist of selected plant families published update. Facilitated by the Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Calamagrostis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  3. a b c d e Sheng-lian Lu, Sylvia M. Phillips: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4.Calamagrostis s. str., S. 359–360 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. Calamagrostis, In: W. D. Clayton, K. T Harman, H. Williamson: GrassBase - The Online World Grass Flora. 2006 ff., abgerufen 19. Juli 2008.
  5. Thomas Raus, Hildemar Scholz: Once again: The correct name of the endemic Calamagrostis from Saxony (Germany). In: Feddes Repertorium. Band 113, Nr. 3–4, 2002, S. 271–272, doi:10.1002/1522-239X(200208)113:3/4<271::AID-FEDR271>3.0.CO;2-N.
Commons: Reitgräser (Calamagrostis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien