„Mathematikdidaktik“ – Versionsunterschied

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'''Mathematikdidaktik''' ist [[Fachdidaktik]] für das Fach [[Mathematik]], also die Lehre vom Lehren und Lernen mathematischer Inhalte.
'''Mathematikdidaktik''' ist [[Fachdidaktik]] für das Fach [[Mathematik]], also die Lehre vom Lehren und Lernen mathematischer Inhalte.


= Motivation =
==Weiterführende Information==


Die Aufgaben des Mathematikunterrichts, bzw. allgemein der Schule,
===Lehrwerke===
können in folgende Bereiche unterteilt werden:

== Lebensvorbereitung ==

Schüler sollen mehr Aufmerksamkeit für elementare Anwendungen der
Mathematik erlangen und auch die so genannte "weichere Mathematik" im
Alltag kennen lernen (zum Beispiel Abschätzungen, Umgang mit
Größenordnungen, Interpretation von [[Tabelle]]n und Diagrammen).

Diese Aufgabe erhält weitgehend öffentliche Zustimmung, da sie Schüler
auf absehbare Lebenssituationen vorbereitet.

== Stiftung kultureller Kohärenz ==

Es soll eine Verständigung zwischen Generationen möglich bleiben. So
möchten Eltern die Mathematik der ersten Schuljahre verstehen und
ihren Kindern helfen können. Die von vielen als überstürzt erlebte
Einführung der [[Mengenlehre]] in den 70er Jahren in der
[[Grundschule]] kann in dieser Hinsicht als unglücklich angesehen
werden.

Zudem sollen sich die Jugendlichen als Teil einer gewachsenen Kultur
begreifen. Bezogen auf den Mathematikunterricht bedeutet dies, die
Universalität der Mathematik, also die zentralen Ideen der Mathematik
zu erfahren. (Idee der Zahl, Idee des Messens, Idee des räumlichen
Strukturierens, Idee des funktionalen Zusammenhangs, Idee des
[[Algorithmus]], Idee des mathematischen [[Modell]]ierens).

== Weltorientierung ==

Die Weltorientierung entspricht der landläufigen Vorstellung des
Charakters der [[Bildung]]. Schüler sollen einen Überblick erlangen und
über die Welt Bescheid wissen. Dazu gehört die Einsicht, dass unsere
Sicht der Welt ohne die Mathematik nicht möglich wäre, auch wenn wir
die Mathematik in der Regel im Alltag nicht (mehr) sehen und unser
Wissen auch nach Ablösen von der Mathematik noch tragfähig ist.

== Anleiten zum kritischen Vernunftsgebrauch ==

Der Umgang mit vernünftigem [[Argument|Argumentieren]], Begründen und Anzweifeln
soll erfahrbar gemacht werden. Mathematik führt dabei nicht von selbst
zu einer Verbesserung der allgemeinen Denkfähigkeit. Aber mithilfe
geeigneter mathematische Inhalte ist eine Förderung der allgemeinen
Denkfähigkeit möglich. Solche Inhalte sollten möglichst lebensnützlich
sein und/oder exemplarisch für Mathematik als kulturelle
Errungenschaft sein und/oder möglichst viel Gelegenheit zur
Modellierung und Variation geben. Für den Unterricht kann dies
Lebendigkeit bedeuten in Form von kooperativer Arbeit, praktischer
Arbeit, spielerischem Problemlösen.

== Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft ==

Verantwortliches Leben bedeutet Verantwortung für sich und andere zu
bedenken und zu zeigen. Aus dem Alltag ist erfahrbar, dass Unwahrheit
viel kaputt machen kann. Eine offiziell vertretende [[Moral]]
unterscheidet sich oft stark vom tatsächlichen Verhalten. Dies
bedeutet für die Jugendlichen, sich ihrer [[Kompetenz]]en bewusst zu
werden und auszunutzen.

== Einübung von Verständigung und Kooperation ==

Verständigung und Kooperation sind unverzichtbar. Verständigung
bedeutet dabei interaktives Verhalten und das Gewinnen von Einsicht in
fremde Standpunkte. Kooperation ist die Arbeit auf ein gemeinsames
Ziel hin. Beides kann zum Beispiel durch entsprechende
projektorientierte Einheiten im Unterricht oder durch gut organisierten [[Schüleraustausch]] gelingen.

== Stärkung des Schüler-Ichs ==

Auch (oder gerade) im Mathematikunterricht soll das Selbstbewusstsein
der Schüler gestärkt und eine personale Identität entwickelt
werden. Dies ist unter anderem durch Gewährung von Freiräumen
persönlicher Entfaltung und gegenseitigem Respekt zu erreichen. Dazu
zählt zum Beispiel die Unterrichtskultur, unfertige Gedanken
auszusprechen, Fragen stellen zu dürfen, auf unterschiedlichen Niveaus
zu reflektieren. Durch den häufigen Einsatz offener Aufgaben kann
individuellen unterschiedlichen Lösungsansätzen begegnet werden.

= Weiterführende Information =

== Lehrwerke ==
*[[Walther Lietzmann]] (1880-1959), ''Methodik des mathematischen Unterrichts'', 2 Auflagen zwischen ca. 1916 und 1926, Neubearbeitung mit neuer Auflagenzählung 1951, posthum fortgeführt von Richard Stender (3. Aulage 1961), Horst Jahner (1968), H. Jahner und Dietrich Pohlmann (5. Auflage 1978). Zuletzt unverändert nachgedruckt (6. Auflage 1985).
*[[Walther Lietzmann]] (1880-1959), ''Methodik des mathematischen Unterrichts'', 2 Auflagen zwischen ca. 1916 und 1926, Neubearbeitung mit neuer Auflagenzählung 1951, posthum fortgeführt von Richard Stender (3. Aulage 1961), Horst Jahner (1968), H. Jahner und Dietrich Pohlmann (5. Auflage 1978). Zuletzt unverändert nachgedruckt (6. Auflage 1985).
*Friedrich Zech, ''Grundkurs Mathematikdidaktik. Theoretische und praktische Anleitungen für das Lehren und Lernen von Mathematik.'' Weinheim und Basel: Beltz (1977). 10. Auflage (2002).
*Friedrich Zech, ''Grundkurs Mathematikdidaktik. Theoretische und praktische Anleitungen für das Lehren und Lernen von Mathematik.'' Weinheim und Basel: Beltz (1977). 10. Auflage (2002).
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*Timo Leuders, Hrsg.: ''Mathematik-Didaktik'' (2003)
*Timo Leuders, Hrsg.: ''Mathematik-Didaktik'' (2003)
*Hans-Joachim Vollrath: Grundlagen des Mathematikunterrichts in der Sekundarstufe (2001)
*Hans-Joachim Vollrath: Grundlagen des Mathematikunterrichts in der Sekundarstufe (2001)

=== Fachzeitschriften ===
== Fachzeitschriften ==


*Der Mathematikunterricht (MU)
*Der Mathematikunterricht (MU)
*MNU-Mitgliederzeitschrift
*MNU-Mitgliederzeitschrift


===Fachverbände===
== Fachverbände ==


*Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM) [http://www.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de/gdm/home.shtml]
*Gesellschaft für Didaktik der Mathematik (GDM) [http://www.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de/gdm/home.shtml]

Version vom 1. Oktober 2004, 18:03 Uhr

Mathematikdidaktik ist Fachdidaktik für das Fach Mathematik, also die Lehre vom Lehren und Lernen mathematischer Inhalte.

Motivation

Die Aufgaben des Mathematikunterrichts, bzw. allgemein der Schule, können in folgende Bereiche unterteilt werden:

Lebensvorbereitung

Schüler sollen mehr Aufmerksamkeit für elementare Anwendungen der Mathematik erlangen und auch die so genannte "weichere Mathematik" im Alltag kennen lernen (zum Beispiel Abschätzungen, Umgang mit Größenordnungen, Interpretation von Tabellen und Diagrammen).

Diese Aufgabe erhält weitgehend öffentliche Zustimmung, da sie Schüler auf absehbare Lebenssituationen vorbereitet.

Stiftung kultureller Kohärenz

Es soll eine Verständigung zwischen Generationen möglich bleiben. So möchten Eltern die Mathematik der ersten Schuljahre verstehen und ihren Kindern helfen können. Die von vielen als überstürzt erlebte Einführung der Mengenlehre in den 70er Jahren in der Grundschule kann in dieser Hinsicht als unglücklich angesehen werden.

Zudem sollen sich die Jugendlichen als Teil einer gewachsenen Kultur begreifen. Bezogen auf den Mathematikunterricht bedeutet dies, die Universalität der Mathematik, also die zentralen Ideen der Mathematik zu erfahren. (Idee der Zahl, Idee des Messens, Idee des räumlichen Strukturierens, Idee des funktionalen Zusammenhangs, Idee des Algorithmus, Idee des mathematischen Modellierens).

Weltorientierung

Die Weltorientierung entspricht der landläufigen Vorstellung des Charakters der Bildung. Schüler sollen einen Überblick erlangen und über die Welt Bescheid wissen. Dazu gehört die Einsicht, dass unsere Sicht der Welt ohne die Mathematik nicht möglich wäre, auch wenn wir die Mathematik in der Regel im Alltag nicht (mehr) sehen und unser Wissen auch nach Ablösen von der Mathematik noch tragfähig ist.

Anleiten zum kritischen Vernunftsgebrauch

Der Umgang mit vernünftigem Argumentieren, Begründen und Anzweifeln soll erfahrbar gemacht werden. Mathematik führt dabei nicht von selbst zu einer Verbesserung der allgemeinen Denkfähigkeit. Aber mithilfe geeigneter mathematische Inhalte ist eine Förderung der allgemeinen Denkfähigkeit möglich. Solche Inhalte sollten möglichst lebensnützlich sein und/oder exemplarisch für Mathematik als kulturelle Errungenschaft sein und/oder möglichst viel Gelegenheit zur Modellierung und Variation geben. Für den Unterricht kann dies Lebendigkeit bedeuten in Form von kooperativer Arbeit, praktischer Arbeit, spielerischem Problemlösen.

Entfaltung von Verantwortungsbereitschaft

Verantwortliches Leben bedeutet Verantwortung für sich und andere zu bedenken und zu zeigen. Aus dem Alltag ist erfahrbar, dass Unwahrheit viel kaputt machen kann. Eine offiziell vertretende Moral unterscheidet sich oft stark vom tatsächlichen Verhalten. Dies bedeutet für die Jugendlichen, sich ihrer Kompetenzen bewusst zu werden und auszunutzen.

Einübung von Verständigung und Kooperation

Verständigung und Kooperation sind unverzichtbar. Verständigung bedeutet dabei interaktives Verhalten und das Gewinnen von Einsicht in fremde Standpunkte. Kooperation ist die Arbeit auf ein gemeinsames Ziel hin. Beides kann zum Beispiel durch entsprechende projektorientierte Einheiten im Unterricht oder durch gut organisierten Schüleraustausch gelingen.

Stärkung des Schüler-Ichs

Auch (oder gerade) im Mathematikunterricht soll das Selbstbewusstsein der Schüler gestärkt und eine personale Identität entwickelt werden. Dies ist unter anderem durch Gewährung von Freiräumen persönlicher Entfaltung und gegenseitigem Respekt zu erreichen. Dazu zählt zum Beispiel die Unterrichtskultur, unfertige Gedanken auszusprechen, Fragen stellen zu dürfen, auf unterschiedlichen Niveaus zu reflektieren. Durch den häufigen Einsatz offener Aufgaben kann individuellen unterschiedlichen Lösungsansätzen begegnet werden.

Weiterführende Information

Lehrwerke

  • Walther Lietzmann (1880-1959), Methodik des mathematischen Unterrichts, 2 Auflagen zwischen ca. 1916 und 1926, Neubearbeitung mit neuer Auflagenzählung 1951, posthum fortgeführt von Richard Stender (3. Aulage 1961), Horst Jahner (1968), H. Jahner und Dietrich Pohlmann (5. Auflage 1978). Zuletzt unverändert nachgedruckt (6. Auflage 1985).
  • Friedrich Zech, Grundkurs Mathematikdidaktik. Theoretische und praktische Anleitungen für das Lehren und Lernen von Mathematik. Weinheim und Basel: Beltz (1977). 10. Auflage (2002).
  • Uwe-Peter Tietze, Manfred Klika, Hans Wolpers, Hrsg.: Mathematikunterricht in der Sekundarstufe 2. 3 Bände (2000).
  • Timo Leuders, Hrsg.: Mathematik-Didaktik (2003)
  • Hans-Joachim Vollrath: Grundlagen des Mathematikunterrichts in der Sekundarstufe (2001)

Fachzeitschriften

  • Der Mathematikunterricht (MU)
  • MNU-Mitgliederzeitschrift

Fachverbände