„Katjuscha (Lied)“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Schreibweise
 
(48 dazwischenliegende Versionen von 39 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Katjuscha''' ({{RuS|Катюша}}, „Katharinchen“) ist ein [[Russland|russisches]] [[Liebeslied]]. Der Text wurde 1938 von [[Michail Wassiljewitsch Issakowski|Michail Issakowski]] (1900–1973) geschrieben, Musik stammt von [[Matwei Isaakowitsch Blanter|Matwei Blanter]] (1903–1990). Ebenso wie ''[[Moskauer Nächte]],'' ''[[Dorogoi dlinnoju]]'' (internationale Version: ''[[Those Were the Days]])'' und einige andere [[Russische Popmusik|russische Schlager]] entwickelte sich Katjuscha zu einem beliebten Liedklassiker, der populär geblieben ist und von vielen Künstlern interpretiert wurde. Die russische Bezeichnung des Mehrfach-Raketenwerfers [[Katjuscha (Raketenwerfer)|Katjuscha]], auf Deutsch unter dem Begriff ''Stalinorgel'' bekannt, geht auf dieses Lied zurück.
'''Katjuscha''' ({{ruS|Катюша|Katharinchen}}) ist ein [[Russland|russisches]] [[Liebeslied]]. Der Text wurde 1938 von [[Michail Wassiljewitsch Issakowski|Michail Issakowski]] (1900–1973) geschrieben, die Musik stammt von [[Matwei Isaakowitsch Blanter|Matwei Blanter]] (1903–1990). Ebenso wie ''[[Moskauer Nächte]],'' ''[[Dorogoi dlinnoju]]'' (internationale Version: ''[[Those Were the Days]])'' und einige andere [[Russische Popmusik|russische Schlager]] entwickelte sich Katjuscha zu einem beliebten Liedklassiker, der populär geblieben ist und von vielen Künstlern interpretiert wurde. Die russische Bezeichnung des Mehrfach-Raketenwerfers [[Katjuscha (Raketenwerfer)|Katjuscha]], auf Deutsch unter dem Begriff ''Stalinorgel'' bekannt, geht auf dieses Lied zurück.


== Schreibweise des Titels ==
== Schreibweise des Titels ==
Durch die [[Transkription (Schreibung)|Transkription]] der [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Schrift]] ins Lateinische existieren unterschiedliche Schreibweisen. Im Deutschen ist ''Katjuscha'' (mit „j“ und „sch“) am geläufigsten, im [[Englische Sprache|Angelsächsischen]] ''Katjusha'' (ohne „c“ im „sch“) oder auch ''Katyusha'' (mit „y“ und „sh“). ''Katiusha'' (Spanisch), ''Katioucha'' (Französisch) und ''Katiusza'' ([[Polnische Sprache|Polnisch]]) sind sprachlich bedingt ebenfalls weit verbreitet. Die wissenschaftliche [[Transliteration]] lautet ''Katjuša''.
Durch die unterschiedliche [[Transkription (Schreibung)|Transkription]] der [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Schrift]] ins Lateinische existieren unterschiedliche Schreibweisen. Im Deutschen ist ''Katjuscha'' (mit „j“ und „sch“) am geläufigsten, im [[Englische Sprache|Angelsächsischen]] ''Katjusha'' (ohne „c“ im „sch“) oder auch ''Katyusha'' (mit „y“ und „sh“). ''Katiusha'' (Spanisch), ''Katioucha'' (Französisch) und ''Katiusza'' ([[Polnische Sprache|Polnisch]]) sind sprachlich bedingt ebenfalls weit verbreitet. Die wissenschaftliche [[Transliteration]] lautet ''Katûša''.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
''Katjuscha'' entstand 1938 als Schlagerkomposition im Rahmen der offiziellen [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Estrada (Musik)|Estrada]]-Unterhaltungsmusik. Der Text stammte von Michail Issakowski, die Musik von Matwei Blanter. Beide waren im sowjetischen Musikbetrieb etablierte Größen. Issakowski hatte bereits eine Reihe bekannter [[Schlager]]texte verfasst. Blanter, der während seiner Laufbahn auch Partisanenlieder vertonte und 1946 für sein Werk den [[Stalinpreis]] erhielt, forcierte in stilistischer Hinsicht einen Mittelkurs zwischen traditionellem [[Volksmusik|Folklore]]-Liedgut und stärker urban geprägten modernen Schlagern. Textlich war Katjuscha simpel gehalten. Das Lied thematisiert die Sehnsucht einer jungen Frau, die darunter leidet, dass ihr Geliebter im Krieg ist. Der titelgebende Vorname Katjuscha ist eine liebevolle Verkleinerungsform des russischen Namens Jekaterina ({{lang|ru|Екатерина}}). Uraufgeführt wurde das Stück am 27.&nbsp;November 1938 im Moskauer [[Haus der Gewerkschaften (Moskau)|Haus der Gewerkschaften]]. Die Orchesterleitung hatte [[Wiktor Nikolajewitsch Knuschewizki|Wiktor Knuschewizki]]; Sängerin war Walentina Batischtschewa.<ref>[http://ia-krar.mosoblonline.ru/userdata/archive/1201787312.pdf ''„Katjuscha“: I pesnja, i oruschije''], Gorodok Nr. 46, S. 5, 16. November 2007 (PDF; russ.; 5,4&nbsp;MB)</ref><ref name="shoa">[http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/stalinorgel-und-katjuscha/ ''„Stalinorgel“ und Katjuscha. Geschichte eines Liedes und einer Waffe''], [[Wolf Oschlies]], shoa.de, aufgerufen am 24. Mai 2015</ref>
''Katjuscha'' entstand 1938 als unterhaltende [[Estrada (Musik)|Estrada]]-Komposition. Der Text stammte von Michail Issakowski, die Musik von Matwei Blanter. Beide waren im [[Sowjetunion|sowjetischen]] Musikbetrieb etablierte Größen. Issakowski hatte bereits eine Reihe bekannter [[Schlager]]texte verfasst. Blanter, der während seiner Laufbahn auch Partisanenlieder vertonte und 1946 für sein Werk den [[Stalinpreis]] erhielt, forcierte in stilistischer Hinsicht einen Mittelkurs zwischen traditionellem [[Volksmusik|Folklore]]-Liedgut und stärker urban geprägten modernen Schlagern. Textlich ist Katjuscha simpel gehalten. Das Lied thematisiert die Sehnsucht einer jungen Frau, die darunter leidet, dass ihr Geliebter im Krieg ist. Der titelgebende Vorname Katjuscha ist eine liebevolle Verkleinerungsform des russischen Namens Jekaterina ({{lang|ru|Екатерина}}). Uraufgeführt wurde das Stück am 27.&nbsp;November 1938 im Moskauer [[Haus der Gewerkschaften (Moskau)|Haus der Gewerkschaften]]. Die Orchesterleitung hatte [[Wiktor Nikolajewitsch Knuschewizki|Wiktor Knuschewizki]]; Sängerin war Walentina Batischtschewa.<ref>{{Internetquelle|url=http://ia-krar.mosoblonline.ru/userdata/archive/1201787312.pdf |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131230233319/http://ia-krar.mosoblonline.ru/userdata/archive/1201787312.pdf|abruf=2013-12-30 |titel=„Katjuscha“: I pesnja, i oruschije|sprache=ru|werk=''Gorodok'' Nr. 46, S.&nbsp;5|datum=2007-11-16|format=PDF; 5,4&nbsp;MB}}</ref><ref name="shoa">[http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/stalinorgel-und-katjuscha/ ''„Stalinorgel“ und Katjuscha. Geschichte eines Liedes und einer Waffe''], [[Wolf Oschlies]], shoa.de; abgerufen am 24. Mai 2015</ref>
[[Datei:Nat King Cole, Paramount Theater, New York, N.Y., ca. Nov. 1946 (William P. Gottlieb 01601).jpg|mini |Interpretierte eine der wenigen englischsprachigen Versionen: Nat King Cole.<br/> Foto: [[William P. Gottlieb]] (um 1946)]]
[[Datei:Nat King Cole, Paramount Theater, New York, N.Y., ca. Nov. 1946 (William P. Gottlieb 01601).jpg|mini|Interpretierte eine der wenigen englischsprachigen Versionen: Nat King Cole.<br /> Foto: [[William P. Gottlieb]] (um 1946)]]


Seine Popularisierung sowie weltweite Verbreitung erfuhr das Lied Katjuscha anlässlich des [[Unternehmen Barbarossa|Angriffs der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion]] und des dadurch ausgelösten [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Großen Vaterländischen Kriegs]]. Die Beliebtheit des Liedes während der Kriegsjahre soll auf einen Studentinnenchor einer Moskauer Industriehochschule zurückgehen, der an die Front ausrückende Soldaten im Juli 1941 mit dem Lied verabschiedete.<ref>[http://www.topshelfreviews.com/songs/1938/Katyushasong.html ''Katyusha (song)''], Musikquellen-Vergleichsseite TopShelfReviews, aufgerufen am 25. Mai 2013 (engl.)</ref> Zur offiziellen Kriegshymne der Sowjetunion avancierte dagegen ''[[Der heilige Krieg|Wstawaj, strana ogromnaja]]'' ''(Steh auf, du Riesenland;'' englischer Titel: ''The Sacred War)'' – ein Stück, das eigens zu diesem Zweck komponiert und bereits einen Monat zuvor bei einer früheren Soldatenverabschiedung gespielt worden war.<ref name="sacredwar">Winfried R. Garscha: [http://alte.kpoe.at/bund/geschichte/garschasu.htm ''Die Sowjetunion am 22. Juni 1941''], In: ''Weg und Ziel'', Ausgabe 6/1991 (Online-Version)</ref> Bis Kriegsende wurde Katjuscha von unterschiedlichen Interpreten und Formationen gesungen – unter anderem der Folkloresängerin [[Lidija Andrejewna Ruslanowa|Lidija Ruslanowa]] und dem [[Alexandrow-Ensemble|Chor der Roten Armee]]. Der Überlieferung zufolge geht der Name des sowjetischen [[Katjuscha (Raketenwerfer)|Katjuscha-Raketenwerfers]] ebenfalls auf das Lied zurück.<ref name="radio">[http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/16967292/18015659/ ''Die zweite Sendung. „Katjuscha“''], Radio Stimme Russlands, 31. August 2010</ref> Was die Bedeutung für die sowjetischen Soldaten an der Front anbelangt, veranschlagen Historiker Katjuscha ähnlich hoch wie den bekannten deutschen Weltkriegsschlager ''[[Lili Marleen]].''<ref name="shoa" />
Seine Popularisierung sowie weltweite Verbreitung erfuhr das Lied Katjuscha anlässlich des [[Unternehmen Barbarossa|Angriffs der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion]] und des dadurch ausgelösten [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Großen Vaterländischen Kriegs]]. Die Beliebtheit des Liedes während der Kriegsjahre soll auf einen Studentinnenchor einer Moskauer Industriehochschule zurückgehen, der an die Front ausrückende Soldaten im Juli 1941 mit dem Lied verabschiedete.<ref>[http://www.topshelfreviews.com/songs/1938/Katyushasong.html ''Katyusha (song)''], Musikquellen-Vergleichsseite TopShelfReviews; abgerufen am 25. Mai 2013 (engl.)</ref> Zur offiziellen Kriegshymne der Sowjetunion avancierte dagegen ''[[Der heilige Krieg|Wstawaj, strana ogromnaja]]'' ''(Steh auf, du Riesenland;'' englischer Titel: ''The Sacred War)'' – ein Stück, das eigens zu diesem Zweck komponiert und bereits einen Monat zuvor bei einer früheren Soldatenverabschiedung gespielt worden war.<ref name="sacredwar">Winfried R. Garscha: [http://alte.kpoe.at/bund/geschichte/garschasu.htm ''Die Sowjetunion am 22. Juni 1941'']. In: ''Weg und Ziel'', Ausgabe 6/1991 (Online-Version)</ref> Bis Kriegsende wurde Katjuscha von unterschiedlichen Interpreten und Formationen gesungen – unter anderem der Folkloresängerin [[Lidija Andrejewna Ruslanowa|Lidija Ruslanowa]] und dem [[Alexandrow-Ensemble|Chor der Roten Armee]]. Der Name des sowjetischen [[Katjuscha (Raketenwerfer)|Katjuscha-Raketenwerfers]] geht ebenfalls auf das Lied zurück.<ref name="radio">[https://web.archive.org/web/20100904011828/http://german.ruvr.ru/radio_broadcast/16967292/18015659/ ''Die zweite Sendung. „Katjuscha“''], Radio Stimme Russlands, 31. August 2010</ref> Die Bedeutung von Katjuscha für die Frontsoldaten wird von Historikern mit derjenigen des deutschen Schlagers ''[[Lili Marleen]] verglichen.''<ref name="shoa" />


Text und Melodie von Katjuscha verbreiteten sich während der Kriegsjahre in ganz Europa.
Text und Melodie von Katjuscha verbreiteten sich während der Kriegsjahre in ganz Europa. Eine der bekanntesten Adaptionen ist das 1943 entstandene italienische Partisanenlied ''[[Fischia il vento]].''<ref name="shoa" /> Der Text stammte von dem Arzt und Resistenza-Aktivisten [[Felice Cascione]]. Anders als das russische Original war ''Fischia il vento'' ein reines Mobilisierungs- und Kampflied. Nach ''[[Bella Ciao]]'' ist es bis heute das wohl bekannteste italienische Partisanenlied. Zwei später eingespielte Versionen stammen von der Sängerin und Schauspielerin [[Milva]] (1966) sowie der sich ebenfalls politisch [[Politische Linke|links]] einordnenden Folkrockband [[Modena City Ramblers]] (1995). Auch die griechische Partisanenbewegung adaptierte Katjuscha. Während des [[Griechischer Bürgerkrieg|Griechischen Bürgerkriegs]] 1946 bis 1949 war die Katjuscha-Melodie Basis der Hymne der kommunistischen Widerstandsbewegung [[ELAS|EAM]]. Schriftlich festgehalten, vertont und eingespielt wurde diese Variante erst später – unter Ägide des Komponisten [[Thanos Mikroutsikos]] und gesungen von Maria Dimitriadi. Während und nach dem Krieg etablierte sich auch eine hebräische Version. Besonders populär war das Lied bei jungen israelischen Pionieren und in [[Kibbutz]]im. Der hebräische Text von ''Katya'' ging auf den Schriftsteller Noah Pniel zurück, der ihn 1940, vor seiner Flucht aus Litauen niedergeschrieben hatte. Ebenso wie andere russische Lieder war und ist Katjuscha in Israel sehr populär.


* Eine der bekanntesten Adaptionen ist das 1943 entstandene italienische Partisanenlied ''[[Fischia il vento]].''<ref name="shoa" /> Der Text stammte von dem Arzt und Resistenza-Aktivisten [[Felice Cascione]]. Anders als das russische Original war ''Fischia il vento'' ein reines Mobilisierungs- und Kampflied. Nach ''[[Bella Ciao]]'' ist es bis heute das wohl bekannteste italienische Partisanenlied. Zwei später eingespielte Versionen stammen von der Sängerin und Schauspielerin [[Milva]] (1966) sowie der sich ebenfalls politisch [[Politische Linke|links]] einordnenden Folkrockband [[Modena City Ramblers]] (1995).
* Die griechische Partisanenbewegung adaptierte Katjuscha ebenfalls. Während des [[Griechischer Bürgerkrieg|Griechischen Bürgerkriegs]] 1946 bis 1949 war die Katjuscha-Melodie Basis der Hymne der kommunistischen Widerstandsbewegung [[ELAS|EAM]]. Schriftlich festgehalten, vertont und eingespielt wurde diese Variante erst später – unter Ägide des Komponisten [[Thanos Mikroutsikos]] und gesungen von Maria Dimitriadi. Während und nach dem Krieg etablierte sich auch eine hebräische Version.
* Besonders populär war das Lied bei jungen israelischen Pionieren und in [[Kibbutz]]im. Der hebräische Text von ''Katya'' ging auf den Schriftsteller Noah Pniel zurück, der ihn 1940, vor seiner Flucht aus Litauen niedergeschrieben hatte. Ebenso wie andere russische Lieder war und ist Katjuscha in Israel sehr populär.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich an der Beliebtheit des Liedes nur wenig.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-F1002-0027-001, DDR, Treffen der Singeklubs am "Denkmal des Kleinen Trompeter".jpg|mini|hochkant|Oktoberklub 1967 vor dem Denkmal des [[Der kleine Trompeter|Kleinen Trompeters]]]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-F1002-0027-001, DDR, Treffen der Singeklubs am "Denkmal des Kleinen Trompeter".jpg|mini|hochkant|Oktoberklub 1967 vor dem Denkmal des [[Der kleine Trompeter|Kleinen Trompeters]]]]
* In der DDR war Katjuscha fester Bestandteil des [[Antifaschismus|antifaschistischen]] Liedrepertoires. Zusätzlich befördert wurde seine Verbreitung durch den Gedanken der sozialistischen [[Völkerfreundschaft]] und der engen Verbundenheit mit der Sowjetunion. Verbreitet in der DDR war eine textlich leicht abgewandelte Version, die von [[Alexander Ott]] stammte und auf einer freien Übersetzung des Originals basiert. Den deutschen Liedtext spielte unter anderem der [[Rundfunk der DDR|Rundfunk-Jugendchor der DDR]] sowie die [[Singebewegung|Singgruppen]]-Formation [[Oktoberklub]] auf Schallplatten ein.
[[Datei:Yvan Rebroff01.jpg|mini|[[Ivan Rebroff]] machte das Lied vor allem in der Bundesrepublik Deutschland bekannt]]

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich an der Beliebtheit des Liedes nur wenig. In der DDR war Katjuscha fester Bestandteil des [[Antifaschismus|antifaschistischen]] Liedrepertoires. Zusätzlich befördert wurde seine Verbreitung durch den Gedanken der sozialistischen [[Völkerfreundschaft]] und der engen Verbundenheit mit der Sowjetunion. Verbreitet in der DDR war eine textlich leicht abgewandelte Version, die von [[Alexander Ott]] stammte und auf einer freien Übersetzung des Originals basiert. Den deutschen Liedtext spielte unter anderem der [[Rundfunk der DDR|Rundfunk-Jugendchor der DDR]] sowie die [[Singebewegung|Singgruppen]]-Formation [[Oktoberklub]] auf Schallplatten ein. In Westeuropa und den [[Vereinigte Staaten|USA]] verbreitete sich das Lied ebenfalls. Eine frühe Version aus dem Jahr 1945 stammt von dem US-amerikanischen [[Jazz]]-Musiker und [[Swing (Musikrichtung)|Swing]]-Entertainer [[Nat King Cole]]. In der Bundesrepublik nahm der auf russische Folklore spezialisierte Sänger [[Ivan Rebroff]] das Stück mit in sein Repertoire auf. Auf Diskothekenhit getrimmt, mit neuem Text und unter dem Titel ''Casatschock'' stürmte die Katjuscha-Melodie 1969/70 die Hitparaden. Die Uraufnahme der ''Casatschock''-Variante stammte von der italienischen Sängerin [[Dori Ghezzi]]. Den französischen Text interpretierte die aus Israel stammende Sängerin [[Rika Zaraï]], den spanischsprachigen der Franzose [[Georgie Dann]]. Die im Westteil Deutschlands verbreitete Fassung trug den Zusatztitel ''Petruschka''(traditioneller Volksclown, russisches [[Pendant]] zu [[Kasper]]le) und wurde von [[Dalida]] gesungen. Unter dem Originaltitel ''Katjuscha'' spielten in der ersten 1970er-Hälfte auch [[Karel Gott]] sowie [[Peter Alexander]] eingedeutschte Schlager-Varianten ein.<ref>[http://www.coverinfo.de/start.php ''Katjuscha''], Versionen-Auflistung bei Coverinfo.de, aufgerufen am 26. Mai 2013 (Titel muss in Suchmaske eingegeben werden)</ref>
* In Westeuropa und den [[Vereinigte Staaten|USA]] verbreitete sich das Lied ebenfalls. Eine frühe Version aus dem Jahr 1945 stammt von dem US-amerikanischen [[Jazz]]-Musiker und [[Swing (Musikrichtung)|Swing]]-Entertainer [[Nat King Cole]]. In der Bundesrepublik nahm der auf russische Folklore spezialisierte Sänger [[Ivan Rebroff]] das Stück mit in sein Repertoire auf. Auf Diskothekenhit getrimmt, mit neuem Text und unter dem Titel ''Casatschock'' stürmte die Katjuscha-Melodie 1969/70 die Hitparaden. Die Uraufnahme der ''Casatschock''-Variante stammte von der italienischen Sängerin [[Dori Ghezzi]]. Den französischen Text interpretierte die aus Israel stammende Sängerin [[Rika Zaraï]], den spanischsprachigen der Franzose [[Georgie Dann]]. Die in [[Westdeutschland]] verbreitete Fassung trug den Zusatztitel ''Petruschka'' (traditioneller Volksclown, russisches [[Pendant]] zu [[Kasper]]le) und wurde von [[Dalida]] gesungen. Unter dem Originaltitel ''Katjuscha'' spielten in der ersten 1970er-Hälfte auch [[Karel Gott]]<ref>{{Internetquelle|url=https://cover.info/de/song/Karel-Gott-Katjuscha |titel=Katjuscha (1974) Karel Gott|abruf=2023-11-21}}</ref> sowie [[Peter Alexander]]<ref>{{Internetquelle|url=https://cover.info/de/song/Peter-Alexander-Katjuschka |titel=Katjuschka (1969) Peter Alexander|abruf=2023-11-21}}</ref> eingedeutschte Schlager-Varianten ein. Auch der im deutschsprachigen Raum bekannte Text ''In dem dunklen Wald von Paganowo'' wird zur gleichen Melodie gesungen, hat aber keinen Bezug zum russischen Originaltext.


Der Fall des [[Eiserner Vorhang|Eisernen Vorhangs]] unterstützte nicht nur die grenzüberschreitende Verbreitung, sondern auch eine stilistische Auffächerung der Interpretationen.
[[Datei:BettyVezzani.jpg|mini|Betty Vezzani, Sängerin der italienischen Folkpunkband Modena City Ramblers (2007, [[Rom]])]]
[[Datei:Chór Aleksandrowa Josif Kobzon Warszawa 2009.JPG|mini|links|Chor der Roten Armee: Auftritt in Warschau (2009)]]
[[Datei:Leningrad Cowboys (24).JPG|mini|Leningrad Cowboys (2010)]]
Der Fall des [[Eiserner Vorhang|Eisernen Vorhangs]] unterstützte nicht nur die grenzüberschreitende Verbreitung, sondern auch eine stilistische Auffächerung der Interpretationen. Im Westen wurde das Stück als russischer Schlager adaptiert. Eine weitere Version spielte 1991 die finnische Band [[Leningrad Cowboys]] ein – zunächst solo, zwei Jahre später anlässlich eines Live-Konzerts zusammen mit dem Chor der Roten Armee. Auch in der [[Punk (Musik)|Punk]]- und [[Folk-Punk|Folkpunk]]-Szene wurde Katjuscha von unterschiedlichen Bands adaptiert. Im Jahr 1991 erschien unter dem Titel ''Heut nacht'' eine Punkrock-Version der Duisburger Band [[Dödelhaie]]. Die aus Potsdam stammende Band [[44 Leningrad]] nahm den Song ebenfalls in ihr Repertoire auf. In einem Interview führte sie die Beliebtheit von Stücken wie Katjuscha oder ''[[Partisanen vom Amur]]'' auf eine gewisse [[Ostalgie]]-Stimmung zurück, die in den [[Neue Bundesländer|neuen Bundesländern]] verbreitet sei und der zufolge entsprechende Lieder beim Publikum eben gut ankämen. Allerdings betonte die Band, dass die moderne Interpretationsweise mindestens ebenso wichtig sei. Ihre Einschätzung: ''„Wir haben es geschafft, eine ganz typisch östliche Geschichte mit dem Westen zu verbinden. Eine Brücke zu bauen, die es noch nicht gab.“''<ref name="44lenin">[http://www.44leningrad.net/presse.html ''44 Leningrad – Presseschau''], Webseite von 44 Leningrad, aufgerufen am 25. Mai 2013</ref>


* Im Westen wurde das Stück als russischer Schlager adaptiert. Eine weitere Version spielte 1991 die finnische Band [[Leningrad Cowboys]] ein – zunächst solo, zwei Jahre später anlässlich eines Live-Konzerts zusammen mit dem Chor der Roten Armee. Auch in der [[Punk (Musik)|Punk]]- und [[Folk-Punk|Folkpunk]]-Szene wurde Katjuscha von unterschiedlichen Bands adaptiert. Im Jahr 1991 erschien unter dem Titel ''Heut nacht'' eine Punkrock-Version der Duisburger Band [[Dödelhaie]]. Die aus Potsdam stammende Band [[44 Leningrad]] nahm den Song ebenfalls in ihr Repertoire auf. In einem Interview führte sie die Beliebtheit von Stücken wie Katjuscha oder ''[[Partisanen vom Amur]]'' auf eine gewisse [[Ostalgie]]-Stimmung zurück, die in den [[Neue Bundesländer|neuen Bundesländern]] verbreitet sei und der zufolge entsprechende Lieder beim Publikum eben gut ankämen. Allerdings betonte die Band, dass die moderne Interpretationsweise mindestens ebenso wichtig sei. Ihre Einschätzung: ''„Wir haben es geschafft, eine ganz typisch östliche Geschichte mit dem Westen zu verbinden. Eine Brücke zu bauen, die es noch nicht gab.“''<ref name="44lenin">{{Internetquelle|url=http://www.44leningrad.net/presse.html |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131022214530/http://www.44leningrad.net/presse.html|titel=44 Leningrad – Presseschau|abruf=2013-05-25}}</ref>
In der [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS]] sowie anderen Ländern des ehemaligen [[Warschauer Pakt]]s transportiert das Lied nach wie vor die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg sowie das durch den Sieg wieder aufgerichtete Selbstbewusstsein. So gibt es hunderte von Estrada-, Orchester- und [[Karaoke]]-Einspielungen. Beispiele für der Estrada verhaftete Künstler sind [[Georgi Pawlowitsch Winogradow|Georgi Winogradow]], [[Sarah Gorby]], [[Eduard Anatoljewitsch Chil|Eduard Chil]], [[Anna German]], [[Dmitri Alexandrowitsch Chworostowski|Dmitri Chworostowski]] und [[Vitas]]. Darüber hinaus existieren unterschiedliche Interpretationen im Bereich [[Rockmusik|Rock]], [[Elektronische Musik]], [[Techno]] und [[House]] (beziehungsweise [[Popsa]], der russischen Variante). Neuere Versionen spielten unter anderem die estnische [[Weltmusik|Ethnopop]]-Formation [[Camille & The Band]], die bulgarische Sängerin [[Dessy Dobreva]], die Electronic-Formation [[Global Planet]], die Folkpunk-Band [[Red Elvises]] und die tschechische Punkband Zina & The Stereophonic Punx ein. Kommerziell erfolgreiche, international bekanntgewordene Neueinspielungen im Bereich der [[Elektronische Tanzmusik|Dance Music]] stammen von der Gruppe Moskwa Beat (2000) und der House-Formation The A.R.T (2005). Von Fans der russischen Fußball-Nationalmannschaft wird die Katjuscha-Melodie regelmäßig als Stadion-Mitsinghymne verwendet. Weltweit dürfte die Anzahl der eingespielten Versionen im vierstelligen Bereich liegen – darunter auch chinesische und japanische. Als Thema beziehungsweise Melodiezitat wurde das Lied in dem US-Kriegsfilm ''[[Die durch die Hölle gehen]]'' und der deutschen Produktion ''[[Der Untergang]]'' verwendet, ebenso in der japanischen [[Anime]]-Serie ''[[Girls und Panzer]]'' (gesungen von [[Hisako Kanemoto]] und [[Sumire Uesaka]]) sowie dem [[Nintendo]]-Spiel ''Super Dodge Ball''.
* In der [[Gemeinschaft Unabhängiger Staaten|GUS]] sowie anderen Ländern des ehemaligen [[Warschauer Pakt]]s transportiert das Lied nach wie vor die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg sowie das durch den Sieg wieder aufgerichtete Selbstbewusstsein. So gibt es hunderte von Estrada-, Orchester- und [[Karaoke]]-Einspielungen. Beispiele für der Estrada verbundene Künstler sind [[Georgi Pawlowitsch Winogradow|Georgi Winogradow]], [[Sarah Gorby]], [[Eduard Anatoljewitsch Chil|Eduard Chil]], [[Anna German]], [[Dmitri Alexandrowitsch Chworostowski|Dmitri Chworostowski]] und [[Vitas]]. Darüber hinaus existieren unterschiedliche Interpretationen im Bereich [[Rockmusik|Rock]], [[Elektronische Musik]], [[Techno]] und [[House]] (beziehungsweise [[Popsa]], der russischen Variante).
* Neuere Versionen spielten unter anderem die estnische [[Weltmusik|Ethnopop]]-Formation [[Camille & The Band]], die bulgarische Sängerin [[Dessy Dobreva]], die Electronic-Formation [[Global Planet]], die Folkpunk-Band [[Red Elvises]] und die tschechische Punkband Zina & The Stereophonic Punx ein. Kommerziell erfolgreiche, international bekanntgewordene Neueinspielungen im Bereich der [[Elektronische Tanzmusik|Dance Music]] stammen von der Gruppe Moskwa Beat (2000) und der House-Formation The A.R.T (2005). Von Fans der russischen Fußballnationalmannschaft wird die Katjuscha-Melodie regelmäßig als Stadion-Mitsinghymne verwendet. Weltweit dürfte die Anzahl der eingespielten Versionen im vierstelligen Bereich liegen – darunter auch chinesische und japanische. Als Thema beziehungsweise Melodiezitat wurde das Lied in dem US-Kriegsfilm ''[[Die durch die Hölle gehen]]'' und der deutschen Produktion ''[[Der Untergang]]'' verwendet, ebenso in der japanischen [[Anime]]-Serie ''[[Girls und Panzer]]'' (gesungen von [[Hisako Kanemoto]] und [[Sumire Uesaka]]) sowie dem [[Nintendo]]-Spiel ''Super Dodge Ball''.


== Text ==
== Text ==
Entsprechend den zahlreichen Abwandlungen und Adaptionen von ''Katjuscha'' kursieren auch unterschiedliche Textversionen. Die beiden bekanntesten – das italienische Partisanenlied ''[[Fischia il vento]]'' sowie der Disko-Hit ''Casatschock'' – verwenden lediglich die ursprüngliche Melodie. Der Text von ''Casatschock'' ersetzte den ursprünglichen Lied-Inhalt durch gängige, allgemein gehaltene [[Klischee]]s über [[Sehnsucht]], [[Wein]] sowie spielende [[Balalaika]]s. Als zusätzliches, musikalisch vom Original abweichendes Element führt er im Refrain den [[Kosaken]]tanz [[Kasatschok]] ein. Ähnlich frei verfuhren auch andere Schlager-Eindeutschungen. Die in der DDR gängige Version hingegen orientierte sich textlich eng am Original und passte diesen lediglich für die neue Songstruktur an. Hier die Gegenüberstellung von russischer Originalversion, Transkription in lateinische Schrift, die deutsche Übersetzung und der Original-Liedtext von [[Alexander Ott]] aus dem Jahr 1949.<ref>''Leben. Singen. Kämpfen. Liederbuch der FDJ'', Verlag Neues Leben 1949, S.&nbsp;254f.</ref><ref> [http://home.arcor.de/laliwa/mipoxx/onlinesongbuch/katjuscha.htm Text der deutschen Nachdichtung von Alexander Ott]</ref>
Entsprechend den zahlreichen Abwandlungen und Adaptionen von ''Katjuscha'' kursieren auch unterschiedliche Textversionen. Die beiden bekanntesten&nbsp;– das italienische Partisanenlied ''[[Fischia il vento]]'' sowie der Disko-Hit ''Casatschock''&nbsp;– verwenden lediglich die ursprüngliche Melodie. Der Text von ''Casatschock'' ersetzte den ursprünglichen Lied-Inhalt durch gängige, allgemein gehaltene [[Klischee]]s über [[Sehnsucht]], [[Wein]] sowie spielende [[Balalaika]]s. Als zusätzliches, musikalisch vom Original abweichendes Element führt er im Refrain den [[Kosaken]]tanz [[Kasatschok]] ein. Ähnlich frei verfuhren auch andere Schlager-Eindeutschungen.


Die in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] gängige Version hingegen orientierte sich textlich eng am Original und passte diesen lediglich für die neue Songstruktur an. Hier die Gegenüberstellung von russischer Originalversion, Transkription in lateinische Schrift, deutscher Übersetzung und Original-Liedtext von [[Alexander Ott]] aus dem Jahr 1949.<ref>''Leben. Singen. Kämpfen. Liederbuch der FDJ'', Verlag Neues Leben 1949, S.&nbsp;254f.</ref><ref>[https://web.archive.org/web/20120630021430/http://home.arcor.de/laliwa/mipoxx/onlinesongbuch/katjuscha.htm Text der deutschen Nachdichtung von Alexander Ott]</ref>
{| class="wikitable" width="100%"
{| class="wikitable" width="100%"
|-
|-
Zeile 31: Zeile 37:
|-
|-
|
|
<poem lang="ru" xml:lang="ru">
<poem lang="ru">
Расцветали яблони и груши,
Расцветали яблони и груши,
Поплыли туманы над рекой.
Поплыли туманы над рекой.
Zeile 56: Zeile 62:
Уходила с берега Катюша,
Уходила с берега Катюша,
Уносила песенку домой.
Уносила песенку домой.
</poem>
</poem>
||
|
<poem lang="ru-Latn" xml:lang="ru-Latn">
<poem lang="ru-Latn">
Raszwetali jabloni i gruschi,
Raszwetali jabloni i gruschi,
Poplyli tumany nad rekoi.
Poplyli tumany nad rekoi.
Zeile 65: Zeile 71:


Wychodila, pesnju sawodila
Wychodila, pesnju sawodila
Pro stepnowo, sisowo orla,
Pro stepnogo, sisogo orla,
Pro towo, kotorowo ljubila,
Pro togo, kotorogo ljubila,
Pro towo, tschji pisma beregla.
Pro togo, tschji pisma beregla.


Oi ty, pesnja, pessenka dewitschja,
Oi ty, pesnja, pessenka dewitschja,
Zeile 83: Zeile 89:
Uchodila s berega Katjuscha,
Uchodila s berega Katjuscha,
Unossila pessenku domoi.
Unossila pessenku domoi.
</poem>
</poem>
||
|
<poem>
<poem>
Die Apfel- und die Birnbäume erblühten,
Die Apfel- und die Birnbäume erblühten,
Nebelschwaden lagen über dem Fluss,
Nebelschwaden lagen über dem Fluss,
da ging Katjuscha hinaus aufs Ufer,
da ging Katjuscha hinaus aufs Ufer,
auf das hohe, steile Ufer.
auf das hohe, steile Ufer.


Sie ging hinaus und sang ein Lied
Sie ging hinaus und sang ein Lied
Zeile 99: Zeile 105:
fliege hinter der hellen Sonne her
fliege hinter der hellen Sonne her
und bringe dem Krieger bei der fernen Grenze
und bringe dem Krieger bei der fernen Grenze
von Katjuscha einen Gruß.
von Katjuscha einen Gruß.


Er soll an sein einfaches Mädchen denken
Er soll an sein einfaches Mädchen denken
Zeile 109: Zeile 115:
Nebelschwaden flossen über dem Fluss hinweg,
Nebelschwaden flossen über dem Fluss hinweg,
Katjuscha verließ das Ufer,
Katjuscha verließ das Ufer,
trug das Liedchen mit sich fort.
trug das Liedchen mit nach Haus.
</poem>
</poem>
||
|
<poem>
<poem>
Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten,
Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten,
Zeile 120: Zeile 126:
Und es schwang ein Lied aus frohem Herzen
Und es schwang ein Lied aus frohem Herzen
jubelnd, jauchzend sich empor zum Licht;
jubelnd, jauchzend sich empor zum Licht;
weil der Liebste ein Brieflein geschrieben,
weil der Liebste ein Brieflein geschrieben,
das von Heimkehr und von Liebe spricht.
das von Heimkehr und von Liebe spricht.


Zeile 143: Zeile 149:


== Bekannte Versionen (Auswahl) ==
== Bekannte Versionen (Auswahl) ==
{{Mehrspaltige Liste|* 1938: Orchester Wiktor Knuschewizki (Gesang: Walentina Batischtschewa) – ''Katjuscha'' (Uraufführung, russisch)
[[Datei:Dalida1954.jpg|mini|hochkant |Dalida, 1954]]
{|
|width=400|
* 1938: Orchester Wiktor Knuschewizki (Gesang: Walentina Batischtschewa) – ''Katjuscha'' (Uraufführung, russisch)
* 1941: Lidija Ruslanowa – ''Katjuscha'' (russische Version)
* 1941: Lidija Ruslanowa – ''Katjuscha'' (russische Version)
* 1945: Nat King Cole – ''Katyusha'' (US-amerikanische Jazz-Version)
* 1945: Nat King Cole – ''Katyusha'' (US-amerikanische Jazz-Version)
* 1965: [[Hootenanny Singers]] – ''Katjusha'' (finnische Version)
* 1965: [[Hootenanny Singers]] – ''Katjusha'' (finnische Version)
* 1966: Milva: ''Fischia il vento'' (bekannte Einspielung der italienischen Partisanenlied-Variante)
* 1966: Milva: ''Fischia il vento'' (bekannte Einspielung der italienischen Partisanenlied-Variante)
* 1966: [[Hein & Oss]] - ''Katjuscha'' auf der LP Soldatenlieder (russische Version)
* 1966: [[Hein & Oss]] ''Katjuscha'' auf der LP Soldatenlieder (russische Version)
* 1969: Dori Ghezzi – ''Casatschock'' (italienische Version)
* 1969: Dori Ghezzi – ''Casatschock'' (italienische Version)
* 1969: Rika Zaraï – ''Casatschock'' (französische Version)
* 1969: Rika Zaraï – ''Casatschock'' (französische Version)
* 1969: Georgie Dann – ''Casatschock'' (spanische Version)
* 1969: Georgie Dann – ''Casatschock'' (spanische Version)
* 1969: [[Peter Alexander]] – ''Katjuschka'' (deutsche Version)
* 1969: [[Peter Alexander]] – ''Katjuschka'' (deutsche Version)
* 1969: Dalida – ''Petruschka (Casatschok)'' <br />(deutsche Version)
* 1969: Dalida – ''Petruschka (Casatschok)''<br />(deutsche Version)
* 1974: [[Karel Gott]]: ''Katjuscha'' (deutsche Version)
* 1974: [[Karel Gott]]: ''Katjuscha'' (deutsche Version)
* 1986: [[Ivan Rebroff]]: ''Katjuscha'' (russisch; mit gekürztem Text)
|width=400|
* 1986: [[Ivan Rebroff]]: ''Katujscha'' (russisch; mit gekürztem Text)
* 1990: [[Erste Allgemeine Verunsicherung]]: <br />''Einer geht um die Welt''
* 1991: [[44 Leningrad]]: ''Katjuscha'' (Speedfolk-Version)
* 1991: [[44 Leningrad]]: ''Katjuscha'' (Speedfolk-Version)
* 1991: [[Dödelhaie]]: ''Heut nacht'' (deutschsprachige Punk-Adaption)
* 1991: [[Dödelhaie]]: ''Heut nacht'' (deutschsprachige Punk-Adaption)
* 1991: Leningrad Cowboys: ''Katjuscha'' (Rock-Version)
* 1991: [[Leningrad Cowboys]]: ''Katjuscha'' (Rock-Version)
* 1995: [[Modena City Ramblers]]: ''Fischia il vento'' <br />(Folkpunk-Version)
* 1995: [[Modena City Ramblers]]: ''Fischia il vento''<br />(Folkpunk-Version)
* 2000: Moskwa Beat – ''Katjuscha'' <br />(russisch; Euro-House-Version)
* 2000: Moskwa Beat – ''Katjuscha''<br />(russisch; Euro-House-Version)
* 2005: The A.R.T.: ''Katjuscha'' (russische Version)
* 2005: The A.R.T.: ''Katjuscha'' (russische Version)
* 2007: [[Tolmatschowa-Schwestern]] ''Katjuscha'' <br />(russische Version)
* 2007: [[Tolmatschowa-Schwestern]] ''Katjuscha''<br />(russische Version)
* 2012: Girls und Panzer: [[Hisako Kanemoto]] und [[Sumire Uesaka]]: ''Katyusha'' (russische Version)
* 2012: Girls und Panzer: [[Hisako Kanemoto]] und [[Sumire Uesaka]]: ''Katyusha'' (russische Version)
* 2013: [[Abney Park]]: ''Katyusha'' (englische Version)
* 2013: [[Abney Park]]: ''Katyusha'' (englische Version)
* 2013: The Committee: ''Katherine's Chant''<ref>[https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=The+Committee%3A+Katherine%27s+Chant Demoversion auf youtube], </ref>
|}
* 2023: [[Streitkräfte Russlands]]: an den Krieg in der Ukraine und die Großmachtbestrebungen Russlands angepasster Text, u.&nbsp;a. „die strahlend rote Fahne wird über Berlin wehen“, als [[Rap]] vorgetragen am Vorabend des [[Tag des Verteidigers des Vaterlandes|Tages des Verteidigers des Vaterlandes]] im [[Olympiastadion Luschniki|Moskauer Luschniki-Stadion]]<ref>[https://twitter.com/Gerashchenko_en/status/1628413871521251330 englisch untertitelter Ausschnitt auf Twitter], </ref>}}

<gallery mode=packed>
Yvan Rebroff01.jpg|[[Ivan Rebroff]] machte das Lied vor allem in der Bundesrepublik Deutschland bekannt; 1986
BettyVezzani.jpg|Betty Vezzani, Sängerin der italienischen Folkpunkband Modena City Ramblers; 2007 [[Rom]]
Chór Aleksandrowa Josif Kobzon Warszawa 2009.JPG|Chor der [[Rote Armee|Roten Armee]]: Auftritt in Warschau; 2009
Leningrad Cowboys (24).JPG|[[Leningrad Cowboys]]; 2010
</gallery>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.kaikracht.de/balalaika/songs/katy_not.htm Noten und Übersetzung des russischen Originals von Kai Kracht]
* [http://www.marxists.org/history/ussr/sounds/lyrics/katyusha.htm Text und mp3]
* [http://www.marxists.org/history/ussr/sounds/lyrics/katyusha.htm Text und mp3]
* [https://www.youtube.com/watch?v=Mowe4ojo_iY Alexandrow-Ensemble]
* [http://www.melbar.de/Liederbuch/indem.htm In dem dunklen Wald von Paganowo, Text und Akkorde]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references responsive />


{{Normdaten|TYP=w|LCCN=n/00/66800|VIAF=175367946}}
{{Normdaten|TYP=w|GND=|LCCN=n/00/66800|VIAF=175367946}}


[[Kategorie:Volkslied]]
[[Kategorie:Volkslied]]
[[Kategorie:Musik (Russland)]]
[[Kategorie:Musik (Russland)]]
[[Kategorie:Musik (Sowjetunion)]]
[[Kategorie:Musik (Sowjetunion)]]
[[Kategorie:Lidija-Ruslanowa-Lied]]

Aktuelle Version vom 3. April 2024, 10:41 Uhr

Katjuscha (russisch Катюша Katharinchen) ist ein russisches Liebeslied. Der Text wurde 1938 von Michail Issakowski (1900–1973) geschrieben, die Musik stammt von Matwei Blanter (1903–1990). Ebenso wie Moskauer Nächte, Dorogoi dlinnoju (internationale Version: Those Were the Days) und einige andere russische Schlager entwickelte sich Katjuscha zu einem beliebten Liedklassiker, der populär geblieben ist und von vielen Künstlern interpretiert wurde. Die russische Bezeichnung des Mehrfach-Raketenwerfers Katjuscha, auf Deutsch unter dem Begriff Stalinorgel bekannt, geht auf dieses Lied zurück.

Schreibweise des Titels

Durch die unterschiedliche Transkription der kyrillischen Schrift ins Lateinische existieren unterschiedliche Schreibweisen. Im Deutschen ist Katjuscha (mit „j“ und „sch“) am geläufigsten, im Angelsächsischen Katjusha (ohne „c“ im „sch“) oder auch Katyusha (mit „y“ und „sh“). Katiusha (Spanisch), Katioucha (Französisch) und Katiusza (Polnisch) sind sprachlich bedingt ebenfalls weit verbreitet. Die wissenschaftliche Transliteration lautet Katûša.

Geschichte

Katjuscha entstand 1938 als unterhaltende Estrada-Komposition. Der Text stammte von Michail Issakowski, die Musik von Matwei Blanter. Beide waren im sowjetischen Musikbetrieb etablierte Größen. Issakowski hatte bereits eine Reihe bekannter Schlagertexte verfasst. Blanter, der während seiner Laufbahn auch Partisanenlieder vertonte und 1946 für sein Werk den Stalinpreis erhielt, forcierte in stilistischer Hinsicht einen Mittelkurs zwischen traditionellem Folklore-Liedgut und stärker urban geprägten modernen Schlagern. Textlich ist Katjuscha simpel gehalten. Das Lied thematisiert die Sehnsucht einer jungen Frau, die darunter leidet, dass ihr Geliebter im Krieg ist. Der titelgebende Vorname Katjuscha ist eine liebevolle Verkleinerungsform des russischen Namens Jekaterina (Екатерина). Uraufgeführt wurde das Stück am 27. November 1938 im Moskauer Haus der Gewerkschaften. Die Orchesterleitung hatte Wiktor Knuschewizki; Sängerin war Walentina Batischtschewa.[1][2]

Interpretierte eine der wenigen englischsprachigen Versionen: Nat King Cole.
Foto: William P. Gottlieb (um 1946)

Seine Popularisierung sowie weltweite Verbreitung erfuhr das Lied Katjuscha anlässlich des Angriffs der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion und des dadurch ausgelösten Großen Vaterländischen Kriegs. Die Beliebtheit des Liedes während der Kriegsjahre soll auf einen Studentinnenchor einer Moskauer Industriehochschule zurückgehen, der an die Front ausrückende Soldaten im Juli 1941 mit dem Lied verabschiedete.[3] Zur offiziellen Kriegshymne der Sowjetunion avancierte dagegen Wstawaj, strana ogromnaja (Steh auf, du Riesenland; englischer Titel: The Sacred War) – ein Stück, das eigens zu diesem Zweck komponiert und bereits einen Monat zuvor bei einer früheren Soldatenverabschiedung gespielt worden war.[4] Bis Kriegsende wurde Katjuscha von unterschiedlichen Interpreten und Formationen gesungen – unter anderem der Folkloresängerin Lidija Ruslanowa und dem Chor der Roten Armee. Der Name des sowjetischen Katjuscha-Raketenwerfers geht ebenfalls auf das Lied zurück.[5] Die Bedeutung von Katjuscha für die Frontsoldaten wird von Historikern mit derjenigen des deutschen Schlagers Lili Marleen verglichen.[2]

Text und Melodie von Katjuscha verbreiteten sich während der Kriegsjahre in ganz Europa.

  • Eine der bekanntesten Adaptionen ist das 1943 entstandene italienische Partisanenlied Fischia il vento.[2] Der Text stammte von dem Arzt und Resistenza-Aktivisten Felice Cascione. Anders als das russische Original war Fischia il vento ein reines Mobilisierungs- und Kampflied. Nach Bella Ciao ist es bis heute das wohl bekannteste italienische Partisanenlied. Zwei später eingespielte Versionen stammen von der Sängerin und Schauspielerin Milva (1966) sowie der sich ebenfalls politisch links einordnenden Folkrockband Modena City Ramblers (1995).
  • Die griechische Partisanenbewegung adaptierte Katjuscha ebenfalls. Während des Griechischen Bürgerkriegs 1946 bis 1949 war die Katjuscha-Melodie Basis der Hymne der kommunistischen Widerstandsbewegung EAM. Schriftlich festgehalten, vertont und eingespielt wurde diese Variante erst später – unter Ägide des Komponisten Thanos Mikroutsikos und gesungen von Maria Dimitriadi. Während und nach dem Krieg etablierte sich auch eine hebräische Version.
  • Besonders populär war das Lied bei jungen israelischen Pionieren und in Kibbutzim. Der hebräische Text von Katya ging auf den Schriftsteller Noah Pniel zurück, der ihn 1940, vor seiner Flucht aus Litauen niedergeschrieben hatte. Ebenso wie andere russische Lieder war und ist Katjuscha in Israel sehr populär.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich an der Beliebtheit des Liedes nur wenig.

Oktoberklub 1967 vor dem Denkmal des Kleinen Trompeters
  • In der DDR war Katjuscha fester Bestandteil des antifaschistischen Liedrepertoires. Zusätzlich befördert wurde seine Verbreitung durch den Gedanken der sozialistischen Völkerfreundschaft und der engen Verbundenheit mit der Sowjetunion. Verbreitet in der DDR war eine textlich leicht abgewandelte Version, die von Alexander Ott stammte und auf einer freien Übersetzung des Originals basiert. Den deutschen Liedtext spielte unter anderem der Rundfunk-Jugendchor der DDR sowie die Singgruppen-Formation Oktoberklub auf Schallplatten ein.
  • In Westeuropa und den USA verbreitete sich das Lied ebenfalls. Eine frühe Version aus dem Jahr 1945 stammt von dem US-amerikanischen Jazz-Musiker und Swing-Entertainer Nat King Cole. In der Bundesrepublik nahm der auf russische Folklore spezialisierte Sänger Ivan Rebroff das Stück mit in sein Repertoire auf. Auf Diskothekenhit getrimmt, mit neuem Text und unter dem Titel Casatschock stürmte die Katjuscha-Melodie 1969/70 die Hitparaden. Die Uraufnahme der Casatschock-Variante stammte von der italienischen Sängerin Dori Ghezzi. Den französischen Text interpretierte die aus Israel stammende Sängerin Rika Zaraï, den spanischsprachigen der Franzose Georgie Dann. Die in Westdeutschland verbreitete Fassung trug den Zusatztitel Petruschka (traditioneller Volksclown, russisches Pendant zu Kasperle) und wurde von Dalida gesungen. Unter dem Originaltitel Katjuscha spielten in der ersten 1970er-Hälfte auch Karel Gott[6] sowie Peter Alexander[7] eingedeutschte Schlager-Varianten ein. Auch der im deutschsprachigen Raum bekannte Text In dem dunklen Wald von Paganowo wird zur gleichen Melodie gesungen, hat aber keinen Bezug zum russischen Originaltext.

Der Fall des Eisernen Vorhangs unterstützte nicht nur die grenzüberschreitende Verbreitung, sondern auch eine stilistische Auffächerung der Interpretationen.

  • Im Westen wurde das Stück als russischer Schlager adaptiert. Eine weitere Version spielte 1991 die finnische Band Leningrad Cowboys ein – zunächst solo, zwei Jahre später anlässlich eines Live-Konzerts zusammen mit dem Chor der Roten Armee. Auch in der Punk- und Folkpunk-Szene wurde Katjuscha von unterschiedlichen Bands adaptiert. Im Jahr 1991 erschien unter dem Titel Heut nacht eine Punkrock-Version der Duisburger Band Dödelhaie. Die aus Potsdam stammende Band 44 Leningrad nahm den Song ebenfalls in ihr Repertoire auf. In einem Interview führte sie die Beliebtheit von Stücken wie Katjuscha oder Partisanen vom Amur auf eine gewisse Ostalgie-Stimmung zurück, die in den neuen Bundesländern verbreitet sei und der zufolge entsprechende Lieder beim Publikum eben gut ankämen. Allerdings betonte die Band, dass die moderne Interpretationsweise mindestens ebenso wichtig sei. Ihre Einschätzung: „Wir haben es geschafft, eine ganz typisch östliche Geschichte mit dem Westen zu verbinden. Eine Brücke zu bauen, die es noch nicht gab.“[8]
  • In der GUS sowie anderen Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts transportiert das Lied nach wie vor die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg sowie das durch den Sieg wieder aufgerichtete Selbstbewusstsein. So gibt es hunderte von Estrada-, Orchester- und Karaoke-Einspielungen. Beispiele für der Estrada verbundene Künstler sind Georgi Winogradow, Sarah Gorby, Eduard Chil, Anna German, Dmitri Chworostowski und Vitas. Darüber hinaus existieren unterschiedliche Interpretationen im Bereich Rock, Elektronische Musik, Techno und House (beziehungsweise Popsa, der russischen Variante).
  • Neuere Versionen spielten unter anderem die estnische Ethnopop-Formation Camille & The Band, die bulgarische Sängerin Dessy Dobreva, die Electronic-Formation Global Planet, die Folkpunk-Band Red Elvises und die tschechische Punkband Zina & The Stereophonic Punx ein. Kommerziell erfolgreiche, international bekanntgewordene Neueinspielungen im Bereich der Dance Music stammen von der Gruppe Moskwa Beat (2000) und der House-Formation The A.R.T (2005). Von Fans der russischen Fußballnationalmannschaft wird die Katjuscha-Melodie regelmäßig als Stadion-Mitsinghymne verwendet. Weltweit dürfte die Anzahl der eingespielten Versionen im vierstelligen Bereich liegen – darunter auch chinesische und japanische. Als Thema beziehungsweise Melodiezitat wurde das Lied in dem US-Kriegsfilm Die durch die Hölle gehen und der deutschen Produktion Der Untergang verwendet, ebenso in der japanischen Anime-Serie Girls und Panzer (gesungen von Hisako Kanemoto und Sumire Uesaka) sowie dem Nintendo-Spiel Super Dodge Ball.

Text

Entsprechend den zahlreichen Abwandlungen und Adaptionen von Katjuscha kursieren auch unterschiedliche Textversionen. Die beiden bekanntesten – das italienische Partisanenlied Fischia il vento sowie der Disko-Hit Casatschock – verwenden lediglich die ursprüngliche Melodie. Der Text von Casatschock ersetzte den ursprünglichen Lied-Inhalt durch gängige, allgemein gehaltene Klischees über Sehnsucht, Wein sowie spielende Balalaikas. Als zusätzliches, musikalisch vom Original abweichendes Element führt er im Refrain den Kosakentanz Kasatschok ein. Ähnlich frei verfuhren auch andere Schlager-Eindeutschungen.

Die in der DDR gängige Version hingegen orientierte sich textlich eng am Original und passte diesen lediglich für die neue Songstruktur an. Hier die Gegenüberstellung von russischer Originalversion, Transkription in lateinische Schrift, deutscher Übersetzung und Original-Liedtext von Alexander Ott aus dem Jahr 1949.[9][10]

Original Transkription Übersetzung Liedtext

Расцветали яблони и груши,
Поплыли туманы над рекой.
Выходила на берег Катюша,
На высокий берег на крутой.

Выходила, песню заводила
Про степного, сизого орла,
Про того, которого любила,
Про того, чьи письма берегла.

Ой ты, песня, песенка девичья,
Ты лети за ясным солнцем вслед.
И бойцу на дальнем пограничье
От Катюши передай привет.

Пусть он вспомнит девушку простую
И услышит, как она поёт,
Пусть он землю бережёт родную,
А любовь Катюша сбережёт.

Отцветали яблони и груши,
Уплыли туманы над рекой.
Уходила с берега Катюша,
Уносила песенку домой.

Raszwetali jabloni i gruschi,
Poplyli tumany nad rekoi.
Wychodila na bereg Katjuscha,
Na wyssoki bereg na krutoi.

Wychodila, pesnju sawodila
Pro stepnogo, sisogo orla,
Pro togo, kotorogo ljubila,
Pro togo, tschji pisma beregla.

Oi ty, pesnja, pessenka dewitschja,
Ty leti sa jasnym solnzem wsled.
I boizu na dalnem pogranitschje
Ot Katjuschi peredai priwet.

Pust on wspomnit dewuschku prostuju
I uslyschit, kak ona pojot,
Pust on semlju bereschjot rodnuju,
A ljubow Katjuscha sbereschjot.

Otzwetali jabloni i gruschi,
Uplyli tumany nad rekoi.
Uchodila s berega Katjuscha,
Unossila pessenku domoi.

Die Apfel- und die Birnbäume erblühten,
Nebelschwaden lagen über dem Fluss,
da ging Katjuscha hinaus aufs Ufer,
auf das hohe, steile Ufer.

Sie ging hinaus und sang ein Lied
über einen grauen Steppenadler,
über den, den sie liebte,
über den, dessen Briefe sie bewahrte.

Ach, du Lied, du kleines Lied eines Mädchens,
fliege hinter der hellen Sonne her
und bringe dem Krieger bei der fernen Grenze
von Katjuscha einen Gruß.

Er soll an sein einfaches Mädchen denken
und hören, wie sie singt,
er soll die heimatliche Erde beschützen
und Katjuscha wird ihre Liebe bewahren.

Die Apfel- und die Birnbäume verblühten,
Nebelschwaden flossen über dem Fluss hinweg,
Katjuscha verließ das Ufer,
trug das Liedchen mit nach Haus.

Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten,
still vom Fluss zog Nebel noch ins Land.
Durch die Wiesen ging hurtig Katjuscha,
zu des Flusses steiler Uferwand.

Und es schwang ein Lied aus frohem Herzen
jubelnd, jauchzend sich empor zum Licht;
weil der Liebste ein Brieflein geschrieben,
das von Heimkehr und von Liebe spricht.

O du kleines Lied von Glück und Freude,
mit der Sonne Strahlen eile fort.
Bring dem Freunde geschwinde die Antwort
von Katjuscha Gruß und Liebeswort.

Er soll liebend ihrer stets gedenken,
ihrer zarten Stimme Silberklang.
Weil er innig der Heimat ergeben,
bleibt Katjuschas Liebe ihm zum Dank.

Leuchtend prangten ringsum Apfelblüten;
still vom Fluss zog Nebel noch ins Land.
Fröhlich singend ging heimwärts Katjuscha
einsam träumt der sonnenhelle Strand.

Statt der fünften Strophe wird im Original häufig noch einmal die erste gesungen.

Bekannte Versionen (Auswahl)

  • 1938: Orchester Wiktor Knuschewizki (Gesang: Walentina Batischtschewa) – Katjuscha (Uraufführung, russisch)
  • 1941: Lidija Ruslanowa – Katjuscha (russische Version)
  • 1945: Nat King Cole – Katyusha (US-amerikanische Jazz-Version)
  • 1965: Hootenanny SingersKatjusha (finnische Version)
  • 1966: Milva: Fischia il vento (bekannte Einspielung der italienischen Partisanenlied-Variante)
  • 1966: Hein & OssKatjuscha auf der LP Soldatenlieder (russische Version)
  • 1969: Dori Ghezzi – Casatschock (italienische Version)
  • 1969: Rika Zaraï – Casatschock (französische Version)
  • 1969: Georgie Dann – Casatschock (spanische Version)
  • 1969: Peter AlexanderKatjuschka (deutsche Version)
  • 1969: Dalida – Petruschka (Casatschok)
    (deutsche Version)
  • 1974: Karel Gott: Katjuscha (deutsche Version)
  • 1986: Ivan Rebroff: Katjuscha (russisch; mit gekürztem Text)
  • 1991: 44 Leningrad: Katjuscha (Speedfolk-Version)
  • 1991: Dödelhaie: Heut nacht (deutschsprachige Punk-Adaption)
  • 1991: Leningrad Cowboys: Katjuscha (Rock-Version)
  • 1995: Modena City Ramblers: Fischia il vento
    (Folkpunk-Version)
  • 2000: Moskwa Beat – Katjuscha
    (russisch; Euro-House-Version)
  • 2005: The A.R.T.: Katjuscha (russische Version)
  • 2007: Tolmatschowa-Schwestern Katjuscha
    (russische Version)
  • 2012: Girls und Panzer: Hisako Kanemoto und Sumire Uesaka: Katyusha (russische Version)
  • 2013: Abney Park: Katyusha (englische Version)
  • 2013: The Committee: Katherine's Chant[11]
  • 2023: Streitkräfte Russlands: an den Krieg in der Ukraine und die Großmachtbestrebungen Russlands angepasster Text, u. a. „die strahlend rote Fahne wird über Berlin wehen“, als Rap vorgetragen am Vorabend des Tages des Verteidigers des Vaterlandes im Moskauer Luschniki-Stadion[12]

Einzelnachweise

  1. „Katjuscha“: I pesnja, i oruschije. (PDF; 5,4 MB) In: Gorodok Nr. 46, S. 5. 16. November 2007, archiviert vom Original; abgerufen am 30. Dezember 2013 (russisch).
  2. a b c „Stalinorgel“ und Katjuscha. Geschichte eines Liedes und einer Waffe, Wolf Oschlies, shoa.de; abgerufen am 24. Mai 2015
  3. Katyusha (song), Musikquellen-Vergleichsseite TopShelfReviews; abgerufen am 25. Mai 2013 (engl.)
  4. Winfried R. Garscha: Die Sowjetunion am 22. Juni 1941. In: Weg und Ziel, Ausgabe 6/1991 (Online-Version)
  5. Die zweite Sendung. „Katjuscha“, Radio Stimme Russlands, 31. August 2010
  6. Katjuscha (1974) Karel Gott. Abgerufen am 21. November 2023.
  7. Katjuschka (1969) Peter Alexander. Abgerufen am 21. November 2023.
  8. 44 Leningrad – Presseschau. Archiviert vom Original; abgerufen am 25. Mai 2013.
  9. Leben. Singen. Kämpfen. Liederbuch der FDJ, Verlag Neues Leben 1949, S. 254f.
  10. Text der deutschen Nachdichtung von Alexander Ott
  11. Demoversion auf youtube,
  12. englisch untertitelter Ausschnitt auf Twitter,