„Flaschenpost“ – Versionsunterschied

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== Flaschenpost in der Kunst ==
== Flaschenpost in der Kunst ==
Eine Flaschenpost dient oft als stilistisches Mittel, um den bislang unbeteiligten Finder in ein Abenteuer zu verstricken, oder als letztes Rettungsmittel aus hoffnungsloser, allein nicht zu bewerkstelligen Lage der Hauptperson.
Eine Flaschenpost dient oft als stilistisches Mittel, um den bislang unbeteiligten Finder in ein Abenteuer zu verstricken, oder als letztes Rettungsmittel aus hoffnungsloser, allein nicht zu bewerkstelligen Lage der Hauptperson.


== Flaschenpost als Metapher ==
[[Theodor W. Adorno]] benutzte die Metapher „Flaschenpost“ zunächst in Bezug auf [[Neue Musik]]: „keiner will mit ihr etwas zu tun haben, sie verhallt ungehört, ohne Echo“ und später im Exil in Hinblick auf seine eigene Theorie. Theorie als Flaschenpost bedeutet in diesem Sinne etwas ins Ungewisse zu senden, ohne Adressaten in der Hoffnung dass in einer Zukunft dieser Adressat geboren wird.<ref>http://www.diss.fu-berlin.de/docs/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDOCS_derivate_000000001184/workingpaper103.pdf</ref> Manchmal wird die Metapher auch im Sinne eines Vermächtnisses gebraucht, wie in "Friedrich Kittlers Flaschenpost an die Zukunft" von [[Till Nikolaus von Heiseler]].



=== In der Literatur ===
=== In der Literatur ===
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* ''One Person Librarians’ Flaschenpost'' ist eine Publikation des [[Berufsverband Information Bibliothek|Berufsverbandes Information Bibliothek]]
* ''One Person Librarians’ Flaschenpost'' ist eine Publikation des [[Berufsverband Information Bibliothek|Berufsverbandes Information Bibliothek]]
* Die [[Piratenpartei Deutschland]] nennt ihr Nachrichtenmagazin ''Flaschenpost''.
* Die [[Piratenpartei Deutschland]] nennt ihr Nachrichtenmagazin ''Flaschenpost''.
* "Friedrich Kittlers Flaschenpost an die Zukunft" von [[Till Nikolaus von Heiseler]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 13. Juni 2015, 13:00 Uhr

Flaschenpost

Eine Flaschenpost ist eine leere Flasche oder ein anderes schwimmfähiges Gefäß, das mit einem Dokument und eventuell anderen kleineren Gegenständen gefüllt wird, um – wasserdicht verschlossen – in ein Gewässer (meist ein Fluss oder ein Ozean) geworfen zu werden. Der Sender hat dabei die Hoffnung, dass die Strömung die Botschaft an einem anderen Ort an Land spült, wo sie dann von einem Finder entdeckt werden kann.

Gebrauch

Flaschenpoststart (Hurtigruten, 2011)

Der Volksmund verbindet mit der Flaschenpost hauptsächlich Hilferufe von Schiffbrüchigen, denen keine andere Möglichkeit bleibt, um Rettung zu erbitten. In früheren Zeiten wurde die mit einem Hilfeersuchen aufgefundene Flaschenpost bei den lokalen Behörden abgegeben, die das Schriftstück an den zuständigen Konsul des Landes weiterleiteten. Auf langen Schiffsreisen wurden z. B. von Auswanderern Briefe an die Daheimgebliebenen mit Geld für Porto in einer Flasche im Meer ausgesetzt, in der Hoffnung, dass die Nachricht gefunden wird und vom Finder per Briefpost an die Adressaten weitergeleitet wird.

Wird heute eine Flaschenpost versandt, so geschieht dies meist aus Neugierde: In der Flasche befindet sich eine kurze Nachricht des Absenders sowie seine Postadresse. Ziel ist es in diesem Fall, eine kurze Nachricht von einem möglichst weit entfernten Ort zu bekommen, an dem die Flasche angespült wurde. Nicht selten geschieht es auch, dass Briefmarkensammler eine Flaschenpost mit einer Postkarte und der Erwartung losschicken, die Karte mit einer ausländischen Briefmarke zurückzubekommen.

Wissenschaftlicher Gebrauch

Insbesondere in der Arktis wurde die Flaschenpost mit Erfolg verwendet, um Nachrichten von Polarexpeditionen zu übermitteln.

Die Flaschenpost und ihr moderner Nachfolger, die Treibboje, wird benutzt, um die Richtungen der Meeresströmungen zu ermitteln. Früher wurden dazu Flaschen mit einem Flaschenfindezettel versehen, der die genaue Zeit und geographische Lage des Ortes enthielt, an dem er dem Meer übergeben wurde. Der Finder wurde in mehreren Sprachen aufgefordert, seinerseits Ort und Zeit zu vermerken und dann den Zettel an das hydrographische Institut seines Landes abzuliefern. Die Ergebnisse wurden dann in sogenannten Flaschenkarten eingetragen.

Als Beispiel sei hier eine von der deutschen Brigg Marco Polo am 23. August 1873 bei 48° 11’ nördlicher Breite und 6° 56’ westlicher Länge um 8 Uhr ausgesetzte Flasche genannt. Diese wurde am 26. Oktober 1873 um 16 Uhr bei Oudeschild auf Texel (Niederlande) aufgefunden (53° 3’ nördliche Breite, 4° 11’ östliche Länge). Täglich wurden also etwa 8,3 Seemeilen zurückgelegt. Im Jahr 2008 waren auf den Weltmeeren etwa 3000 dieser Geräte ausgesetzt.[1]

Zu einem unfreiwilligen wissenschaftlichen Gebrauch entwickelte sich eine Ladung Quietscheentchen, welche über Bord gegangen sind, siehe: Friendly Floatees.

Flaschenpost als Markenzeichen

Der Name Flaschenpost ist eine eingetragene, geschützte Marke. Die ersten Schutzrechte wurden 1990 beim deutschen Patent- und Markenamt eingetragen.[2] Weitere Marken für weitere Waren- und Dienstleistungsklassen folgten in den Jahren 1991 bis 2006.

Rekorde

Einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als unmöglichste Flaschenpost erhielt 1998 eine Weinflasche, die 1993 als Flaschenpost bei Hennef in die Sieg geworfen wurde und 1996 in Falmouth (Maine) gefunden wurde.

Die kleinste postversandfähige Flaschenpost der Welt: Dieser Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde 2001 erfolgte für eine Flasche mit 25 mm Durchmesser und 95 mm Höhe. Präsentiert wurde sie von Rainer Krempel aus Remscheid am 16. März 2000.

Die Flaschenpost mit der bis dato längsten nachgewiesenen Zustelldauer war ein Brief, der 1903 von einer deutschen Südpol-Expedition bei Tasmanien ausgesetzt, und am 19. März 1955 in Neuseeland angespült wurde.[3]

Ende August 2012 wurde die bis dahin am längsten im Meer getriebene Flaschenpost vor den Shetland-Inseln nördlich von Schottland von einem Fischer gefunden. Forscher aus Glasgow hatten die Flasche im Juni 1914 mit fast 2000 weiteren Flaschen ins Meer geworfen. In der Flasche steckte eine Postkarte und eine Aufforderung an den Finder, die Karte an die Fischereibehörde zurückzuschicken. Dafür wurde ein kleines Belohnungsgeld versprochen. Ziel war es, eine Karte der Meeresströmungen vor Schottland zu schaffen. Das Guinness-Buch der Rekorde bestätigte, dass keine bislang bekannte Flaschenpost länger im Meer war.[4][5]

Im März 2014 wurde gemeldet, dass der Fischer Konrad Fischer aus Heikendorf in Schleswig-Holstein in der Kieler Förde die bislang älteste Flaschenpost als Beifang in seinem Netz vorgefunden hat. Die Bierflasche enthielt eine Postkarte, die mit zwei Briefmarken aus dem deutschen Kaiserreich beklebt war und das Datum vom 17. Mai 1913 trug. Der Absender bittet den Finder, er möge die Karte an seine Adresse zurückschicken.[6] Sie wird heute im Internationalen Maritimen Museum Hamburg ausgestellt.[7]

Jedoch schrieb Carl Weyprecht 1874, als er die Mannschaft der Österreichisch-Ungarischen Nordpolexpedition zum Durchhalten bewegte, eine Flaschenpost, in der er die Ereignisse beschrieb, und übergab sie auch zu diesem Zeitpunkt dem Meer. Diese Flasche wurde 104 Jahre später, im Jahr 1978 von einem russischen Forscher, Wladimir Serow, auf der Insel Lamont im Franz-Josef-Land gefunden. Sie kam auf diplomatischem Weg im Jahr 1980 nach Wien und befindet sich heute im Besitz der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.[8][9]

Ähnliche Verfahren

Ballonpost ist das analoge Verfahren ungerichtete Botschaften durch die Luft zu schicken. Ballonpost hat den Vorteil, dass sie von jedem Ort der Erde gestartet werden kann und prinzipiell auch jeden Ort der Erde erreichen kann. Auch ist der Start einer Ballonpost leichter durchführbar, da es in der Luft kein der Brandung vergleichbares Problem gibt.

Auch in den Weltraum wurden der Flaschenpost vergleichbare Botschaften schon geschickt. So besitzen die Raumsonden Pioneer 10 und 11 sowie Voyager 1 und 2 eine goldene Plakette bzw. die Voyager-Raumsonden eine goldene Datenplatte an Bord für den Fall, dass sie einmal von Außerirdischen gefunden werden sollten.

Mit einer Zeitkapsel werden Botschaften oder Dinge (Münzen, Chroniken, Zeitungen etc.) an einen unbekannten, zukünftigen Finder hinterlegt bzw. eingemauert.

Flaschenpost in der Kunst

Eine Flaschenpost dient oft als stilistisches Mittel, um den bislang unbeteiligten Finder in ein Abenteuer zu verstricken, oder als letztes Rettungsmittel aus hoffnungsloser, allein nicht zu bewerkstelligen Lage der Hauptperson.


Flaschenpost als Metapher

Theodor W. Adorno benutzte die Metapher „Flaschenpost“ zunächst in Bezug auf Neue Musik: „keiner will mit ihr etwas zu tun haben, sie verhallt ungehört, ohne Echo“ und später im Exil in Hinblick auf seine eigene Theorie. Theorie als Flaschenpost bedeutet in diesem Sinne etwas ins Ungewisse zu senden, ohne Adressaten in der Hoffnung dass in einer Zukunft dieser Adressat geboren wird.[10] Manchmal wird die Metapher auch im Sinne eines Vermächtnisses gebraucht, wie in "Friedrich Kittlers Flaschenpost an die Zukunft" von Till Nikolaus von Heiseler.


In der Literatur

Im Film

In der Musik

Im Theater

  • Sandra Lüpkes: Wiegand Wattwurm und die geheimnisvolle Flaschenpost, Kindermusical

Weitere Bedeutung

Wiktionary: Flaschenpost – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Spiegel-online, 13. April 2008
  2. Registernummer: 1166165. Deutsches Patent- und Markenamt, abgerufen am 16. Juni 2012.
  3. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1783/fernweh_zum_anfassen.html
  4. http://www.bild.de/news/ausland/guinness-rekorde/auf-shetlandinseln-25987828.bild.html
  5. Ausgegraben - Neues aus der Archäologie . Spiegel Online, 16. September 2012, abgerufen am gleichen Tage.
  6. Nach geplatzter Versteigerung: Berliner Flaschenpost bleibt im Museum. In: www.tagesspiegel.de. Abgerufen am 3. Juni 2015.
  7. Der Tagesspiegel: Flaschenpost aus Berlin bleibt im Museum, 31. Juli 2014
  8. Carl Weyprecht-Ausstellung abgerufen am 5. November 2011
  9. Weyprecht Ausstellung (PDF; 108 kB) Flyer zum 125. Jahrestag Weyprechts von 2006 abgerufen am 5. Oktober 2011
  10. http://www.diss.fu-berlin.de/docs/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDOCS_derivate_000000001184/workingpaper103.pdf