„Fatih Çevikkollu“ – Versionsunterschied

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'''Fatih Çevikkollu''' (* [[6. November]] [[1972]] in [[Köln]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Theater]]-, [[Film]]- und Fernseh[[schauspieler]], [[Kabarettist]] [[Türkei|türkischer]] Abstammung. Für sein erstes Soloprogramm ''Fatihland'' wurde er 2006 mit dem ''[[Prix Pantheon|Prix Pantheon Jurypreis]]'' ausgezeichnet.
'''Fatih Çevikkollu''' (* [[16. April]] [[1972]] in [[Köln]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Theater]]-, [[Film]]- und Fernseh[[schauspieler]], [[Kabarettist]] und [[Autor]]. Für sein erstes Soloprogramm ''Fatihland'' wurde er 2006 mit dem ''[[Prix Pantheon|Prix Pantheon Jurypreis]]'' ausgezeichnet.


== Schauspieler ==
== Schauspieler ==
Fatih Çevikkollu arbeitete zunächst als Schauspieler beim D.a.S. Theater. Später studierte er an der [[Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin|Hochschule Ernst Busch]] in [[Berlin]] und ging dann ans [[Düsseldorfer Schauspielhaus]].<ref> {{Webarchiv|text=''Presseinformation 2013 Seite 2'' |url=http://www.fatihland.de/assets/pdf/pi_fatihtag_premiere.pdf |wayback=20140407100359 |archiv-bot=2018-04-09 14:43:43 InternetArchiveBot }}. Website von Fatih Çevikkollu. Abgerufen am 6. April 2014.</ref> Seit 2005 präsentiert er in Köln den Stand-Up-Comedy Club ''No Maganda Club''.<ref>[http://www.unrast-verlag.de/unrast,5,1,518.html Unrast Personenverzeichnis]</ref> Im Fernsehen spielte er die Rolle des Murat Günaydin in ''[[Alles Atze]]'', aber auch im Kino – zum Beispiel 2002 in ''[[Tattoo (Film)|Tattoo]]'' – war der Schauspieler zu sehen. Mitte der 1990er Jahre war er Mitglied der Hip-Hop-Gruppe ''Shakkáh''.
Der türkischstämmige<ref> https://www.zeitzeugen-portal.de/themen/leben-in-der-neuen-heimat/videos/cJ62a71hZBo </ref> Çevikkollu arbeitete zunächst als Schauspieler beim D.a.S. Theater. Später studierte er an der [[Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin|Hochschule Ernst Busch]] in [[Berlin]] und ging dann ans [[Düsseldorfer Schauspielhaus]].<ref>fatihland.de: {{Webarchiv|text=''Presseinformation 2013 Zur Person'' |url=http://www.fatihland.de/assets/pdf/pi_fatihtag_premiere.pdf |wayback=20140407100359 |format=PDF; 1,2&nbsp;MB, S.&nbsp;2 }}</ref> Ab 2005 präsentierte er in Köln den Stand-Up-Comedy Club ''No Maganda Club''.<ref>unrast-verlag.de: {{Webarchiv|url=http://www.unrast-verlag.de/unrast,5,1,518.html |wayback=20071019131021 |text=''Personenverzeichnis – Çevikkollu, Fatih'' }}</ref> Im Fernsehen spielte er die Rolle des Murat Günaydin in ''[[Alles Atze]]''. Auch in Filmen – zum Beispiel 2002 in ''[[Tattoo (Film)|Tattoo]]'' – wirkte er mit. Mitte der 1990er Jahre war er Mitglied der Hip-Hop-Gruppe Shakkáh.


== Kleinkünstler ==
== Kleinkünstler ==
Sein erstes eigenes Kleinkunstprogramm ''Fatihland'', in dem der Künstler ironisch und humorvoll Themen aus dem Blickwinkel einer interkulturellen Identität aufbereitet, ist eine Mischung aus [[Stand-up-Comedy]], [[Kabarett]], [[Rap]], [[Hip-Hop]] und [[Lyrik]]. In der Karnevalssession 2008/09 ist er als der erste [[Büttenredner]] mit türkischen Wurzeln beim Kölner Karneval im Veranstaltungsgelände [[Tanzbrunnen|Kölner Tanzbrunnen]] aufgetreten.
Sein erstes eigenes Kleinkunstprogramm ''Fatihland'', in dem er ironisch und humorvoll Themen aus dem Blickwinkel einer interkulturellen Identität aufbereitet, ist eine Mischung aus [[Stand-up-Comedy]], [[Kabarett]], [[Rap]], [[Hip-Hop]] und [[Lyrik]]. In der Karnevalssession 2008/09 trat er als der erste [[Büttenredner]] mit türkischen Wurzeln beim Kölner Karneval im Veranstaltungsgelände [[Tanzbrunnen|Kölner Tanzbrunnen]] auf.


Die Jury des Kleinkunstpreises ''Prix Pantheon'' sah 2006 in dem von Çevikkollu verfassten Genre-Mix den Beweis dafür, „dass gutes Kabarett durchaus sinnstiftend sein kann“, und zeichnete den sich selbst als „Comedian“ sehenden Satiriker mit dem Jurypreis aus. In der Laudatio hieß es unter anderem: „''Fatih Çevikkollu vollführt seine immer hintergründige und zielsichere Kritik an Politik und Gesellschaft mal nachdenklich, mal bissig, aber immer so, dass seine Sicht der Dinge die Zuschauer nicht nur zum Lachen bringt, sie wirkt auch in deren Köpfen weit über den Abend hinaus.''
Die Jury des Kleinkunstpreises ''Prix Pantheon'' sah 2006 in dem von Çevikkollu verfassten Genre-Mix den Beweis dafür, „dass gutes Kabarett durchaus sinnstiftend sein kann“, und zeichnete den sich selbst als „Comedian“ sehenden Satiriker mit dem Jurypreis aus. In der Laudatio hieß es unter anderem: „Fatih Çevikkollu vollführt seine immer hintergründige und zielsichere Kritik an Politik und Gesellschaft mal nachdenklich, mal bissig, aber immer so, dass seine Sicht der Dinge die Zuschauer nicht nur zum Lachen bringt, sie wirkt auch in deren Köpfen weit über den Abend hinaus.“


== Schriftsteller und Buchautor ==
== Schriftsteller und Buchautor ==
2008 veröffentlichte Fatih Çevikkollu zusammen mit Sheila Mysorekar sein erstes Buch ''Der Moslem-TÜV'', in dem Sheila Mysorekar und er laut [[Hamburger Abendblatt]] „bissig die deutsche ‚Lust am Recht auf Empörung‘ überzeichnet“. Mit ''Nach Hause'' veröffentlichte Çevikkollu auch eine Kurzgeschichte in der deutsch-türkischen Anthologie ''[[Was lebst Du?]]'' (2005).
2008 veröffentlichte Çevikkollu zusammen mit Sheila Mysorekar sein erstes Buch ''Der Moslem-TÜV'', in dem laut ''[[Hamburger Abendblatt]]'' „bissig die deutsche ‚Lust am Recht auf Empörung‘ überzeichnet wird“. Mit ''Nach Hause'' veröffentlichte Çevikkollu auch eine Kurzgeschichte in der deutsch-türkischen [[Anthologie]] ''[[Was lebst Du?]]'' (2005).


Mit ''Der Integrator'' beschreibt Fatih Çevikkollu 2007 in einem satirischen Beitrag zu dem Sammelband ''re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland.'' seine „Desintegrationserfahrungen“.<ref>Kien Nghi Ha, Nicola Lauré al-Samarai, Sheila Mysorekar in ''re/visionen''. Seite 16.</ref> In dieser autobiographisch angelegten Satire schildert Çevikkollu seine durch [[Helmut Kohl]]s ‚Fernseh-Genuschel‘ über Integration provozierten Erfolge, den „Moslem-TÜV“ zu bestehen: „Ich zerlegte Deutschland in 0,7 Sekunden souverän in Mittelgebirge, wusste sofort, wer [[Caspar David Friedrich]] ist – ich hatte ja alle seine Platten im Original ([[Schellack]]) – und ließ mir den [[Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel 1 des Grundgesetzes]] in [[Fraktur (Schrift)|Fraktur]] auf den Unterarm tätowieren. So erscheint der starke Arm des Gesetzes in ganz neuem Licht.“<ref>re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Seite 129</ref> Danach gab es aus seinem Deutschsein kein Zurück, er war ja der ''Integrator''. Bei einem Besuch bei seiner in die Türkei zurückgekehrten Mutter jedoch entdeckt er, dass ihn die Lust der Deutschen, sich zu empören, auch in der Türkei nicht loslässt. Beim Einkauf in einem [[Carrefour (Unternehmen)|Carrefour]] konfrontiert ihn das Personal bei seinem verzweifelten Versuch, den Geschäftsführer zu sprechen, mit der Feststellung: „Was macht denn der Deutsche hier?!“ – Çevikkollu resigniert: „Das war aus mir geworden, aus meinem unschuldigen Wünschen, mitspielen zu wollen. Ich spürte das schwere Atmen Helmut Kohls im Nacken und erkannte zu spät: Es war die dunkle Seite der Macht.“<ref>re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Seite 131</ref>
Mit ''Der Integrator'' beschrieb Çevikkollu 2007 in einem satirischen Beitrag zu dem Sammelband ''re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland.'' seine „Desintegrationserfahrungen“.<ref>Kien Nghi Ha, Nicola Lauré al-Samarai, Sheila Mysorekar in ''re/visionen''. Seite 16.</ref> In dieser autobiographisch angelegten Satire schildert Çevikkollu seine durch [[Helmut Kohl]]s ‚Fernseh-Genuschel‘ über Integration provozierten Erfolge, den „Moslem-TÜV“ zu bestehen: „Ich zerlegte Deutschland in 0,7 Sekunden souverän in Mittelgebirge, wusste sofort, wer [[Caspar David Friedrich]] ist – ich hatte ja alle seine Platten im Original ([[Schellack]]) – und ließ mir den [[Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland|Artikel 1 des Grundgesetzes]] in [[Fraktur (Schrift)|Fraktur]] auf den Unterarm tätowieren. So erscheint der starke Arm des Gesetzes in ganz neuem Licht.“<ref>re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Seite 129</ref>


2023 erschien das Sachbuch ''Kartonwand'', in dem Çevikkollu über sein Aufwachsen als Kind türkischer Eltern in Köln, die psychische Krankheit seiner Mutter und die nicht vorhandene [[Willkommens- und Anerkennungskultur|Willkommenskultur]] in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er und 1980er Jahre schreibt. Darin arbeitet er heraus, wie die Migrationsgeschichte seiner Familie exemplarisch für die vieler Familien in der Bundesrepublik Deutschland steht, die als sogenannte ''[[Gastarbeiter]]'' kamen, und in einer Zwischenwelt lebten, unwissend, ob, beziehungsweise wann, sie wieder in ihr Ursprungsland zurückziehen und, wie dieses Provisorium für seine Familie traumatisch war.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/kultur/buch/sachbuecher/Sachbuch-Kartonwand-Wenn-Leben-im-Provisorium-krank-macht,kartonwand102.html |titel=Sachbuch "Kartonwand": Wenn das Leben im Provisorium krank macht |abruf=2024-06-29 |hrsg=ndr.de |datum=2023-08-17}}</ref>
== Privates ==

Çevikkollu ist verheiratet mit der Kabarettistin Alexandra Gauger.
== Filmografie ==
=== Fernsehen ===
* 2000–2007: [[Alles Atze]]

=== Filme ===
* 2002: [[Tattoo (Film)]]
* 2003: [[Eierdiebe (2003)]]
* 2015: [[ASYLAND]]


== Hörspiele und Feature ==
== Hörspiele und Feature ==
* 2009: [[Inge Braun]]/[[Helmut Huber]]: ''Werd ich mit Singen deutsch?'' – Regie: [[Nikolai von Koslowski]] ([[Deutschlandradio Kultur|DKultur]]/[[Rundfunk Berlin-Brandenburg|RBB]])
* 2009: [[Inge Braun]], [[Helmut Huber (Journalist)|Helmut Huber]]: ''Werd ich mit Singen deutsch?'' – Regie: [[Nikolai von Koslowski]] ([[Deutschlandradio Kultur|DKultur]]/[[Rundfunk Berlin-Brandenburg|RBB]])
* 2015: [[David Zane Mairowitz]]: ''Inschallah, Marlov'' – Regie: [[Jörg Schlüter]] (Kriminalhörspiel – [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]])
* 2015: [[David Zane Mairowitz]]: ''Inschallah, Marlov'' – Regie: [[Jörg Schlüter]] (Kriminalhörspiel – [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]])


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* 2011: [[Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland]] (Förderpreis)
* 2011: [[Kulturpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland]] (Förderpreis)
* 2019: [[sPEZIALiST 2019]] (Publikumspreis)
* 2019: [[sPEZIALiST 2019]] (Publikumspreis)
* 2019: [[St. Ingberter Pfanne]] (Jurypreis)
* 2023: [[Münsterländer Kabarettpreis]]


==Literatur==
==Literatur==
* ''Der Moslem-TÜV: Deutschland, einig Fatihland''. Mit Sheila Mysorekar. Rowohlt, Hamburg 2008. ISBN 978-3-498-00938-0 [http://www.rowohlt.de/fm/131/Cevikkollu_Moslem-TUeV.pdf Leseprobe] (PDF; 130&nbsp;kB)
* ''Der Moslem-TÜV: Deutschland, einig Fatihland''. Mit Sheila Mysorekar. Rowohlt, Hamburg 2008, ISBN 978-3-498-00938-0 [http://www.rowohlt.de/fm/131/Cevikkollu_Moslem-TUeV.pdf Leseprobe] (PDF; 130&nbsp;kB)
* ''Der Integrator''. In: [[Kien Nghi Ha]], Nicola Lauré al-Samarai, Sheila Mysorekar (Hrsg.): ''re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland''. Unrast-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-89771-458-8 [http://www.unrast-verlag.de/files/reVisionen-Buchflyer_0707.pdf Herausgeberinnenpräsentation] (PDF; 9&nbsp;kB)
* ''Der Integrator''. In: [[Kien Nghi Ha]], Nicola Lauré al-Samarai, Sheila Mysorekar (Hrsg.): ''re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland''. Unrast-Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-89771-458-8 [http://www.unrast-verlag.de/files/reVisionen-Buchflyer_0707.pdf Herausgeberinnenpräsentation] (PDF; 9&nbsp;kB)
* ''Nach Hause''. Kurzgeschichte. In: [[Ayşegül Acevit|Aysegül Acevit]], [[Birand Bingül]] (Hrsg.): ''Was lebst du? Geschichten aus Almanya''. Knaur, München 2005, ISBN 3-426-77797-5
* ''Nach Hause''. Kurzgeschichte. In: [[Ayşegül Acevit|Aysegül Acevit]], [[Birand Bingül]] (Hrsg.): ''Was lebst du? Geschichten aus Almanya''. Knaur, München 2005, ISBN 3-426-77797-5
* ''Kartonwand. Das Trauma der Arbeitsmigrant/innen am Beispiel meiner Familie''. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023, ISBN 978-3462003260


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|133711129}}
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* [http://www.fatihland.de offizielle Internetpräsenz Fatih Çevikkollus]
* [http://www.fatihland.de Çevikkollus Internetpräsenz ]
* [http://www.pantheon.de/prix/Fatih_Cevikkollu.html Laudatio der Jury zum ''Prix Pantheon'' Jurypreis 2006 an Fatih Çevikkollu]
* {{Webarchiv | url=http://www.pantheon.de/prix/Fatih_Cevikkollu.html | wayback=20130520094347 | text=Laudatio der Jury zum ''Prix Pantheon'' Jurypreis 2006 an Fatih Çevikkollu }}
* [http://www.koeln-magazin.info/cevikkollu.html Interview und Podcast mit Fatih Çevikkollu]
* [http://www.koeln-magazin.info/cevikkollu.html Interview und Podcast mit Fatih Çevikkollu]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
<references/>
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, Komiker und Kabarettist
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|GEBURTSDATUM=16. April 1972
|GEBURTSORT=[[Köln]]
|GEBURTSORT=[[Köln]]
|STERBEDATUM=
|STERBEDATUM=

Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 16:22 Uhr

Fatih Çevikkollu, 2011

Fatih Çevikkollu (* 16. April 1972 in Köln) ist ein deutscher Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, Kabarettist und Autor. Für sein erstes Soloprogramm Fatihland wurde er 2006 mit dem Prix Pantheon Jurypreis ausgezeichnet.

Schauspieler

Der türkischstämmige[1] Çevikkollu arbeitete zunächst als Schauspieler beim D.a.S. Theater. Später studierte er an der Hochschule Ernst Busch in Berlin und ging dann ans Düsseldorfer Schauspielhaus.[2] Ab 2005 präsentierte er in Köln den Stand-Up-Comedy Club No Maganda Club.[3] Im Fernsehen spielte er die Rolle des Murat Günaydin in Alles Atze. Auch in Filmen – zum Beispiel 2002 in Tattoo – wirkte er mit. Mitte der 1990er Jahre war er Mitglied der Hip-Hop-Gruppe Shakkáh.

Kleinkünstler

Sein erstes eigenes Kleinkunstprogramm Fatihland, in dem er ironisch und humorvoll Themen aus dem Blickwinkel einer interkulturellen Identität aufbereitet, ist eine Mischung aus Stand-up-Comedy, Kabarett, Rap, Hip-Hop und Lyrik. In der Karnevalssession 2008/09 trat er als der erste Büttenredner mit türkischen Wurzeln beim Kölner Karneval im Veranstaltungsgelände Kölner Tanzbrunnen auf.

Die Jury des Kleinkunstpreises Prix Pantheon sah 2006 in dem von Çevikkollu verfassten Genre-Mix den Beweis dafür, „dass gutes Kabarett durchaus sinnstiftend sein kann“, und zeichnete den sich selbst als „Comedian“ sehenden Satiriker mit dem Jurypreis aus. In der Laudatio hieß es unter anderem: „Fatih Çevikkollu vollführt seine immer hintergründige und zielsichere Kritik an Politik und Gesellschaft mal nachdenklich, mal bissig, aber immer so, dass seine Sicht der Dinge die Zuschauer nicht nur zum Lachen bringt, sie wirkt auch in deren Köpfen weit über den Abend hinaus.“

Schriftsteller und Buchautor

2008 veröffentlichte Çevikkollu zusammen mit Sheila Mysorekar sein erstes Buch Der Moslem-TÜV, in dem laut Hamburger Abendblatt „bissig die deutsche ‚Lust am Recht auf Empörung‘ überzeichnet wird“. Mit Nach Hause veröffentlichte Çevikkollu auch eine Kurzgeschichte in der deutsch-türkischen Anthologie Was lebst Du? (2005).

Mit Der Integrator beschrieb Çevikkollu 2007 in einem satirischen Beitrag zu dem Sammelband re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. seine „Desintegrationserfahrungen“.[4] In dieser autobiographisch angelegten Satire schildert Çevikkollu seine durch Helmut Kohls ‚Fernseh-Genuschel‘ über Integration provozierten Erfolge, den „Moslem-TÜV“ zu bestehen: „Ich zerlegte Deutschland in 0,7 Sekunden souverän in Mittelgebirge, wusste sofort, wer Caspar David Friedrich ist – ich hatte ja alle seine Platten im Original (Schellack) – und ließ mir den Artikel 1 des Grundgesetzes in Fraktur auf den Unterarm tätowieren. So erscheint der starke Arm des Gesetzes in ganz neuem Licht.“[5]

2023 erschien das Sachbuch Kartonwand, in dem Çevikkollu über sein Aufwachsen als Kind türkischer Eltern in Köln, die psychische Krankheit seiner Mutter und die nicht vorhandene Willkommenskultur in der Bundesrepublik Deutschland der 1970er und 1980er Jahre schreibt. Darin arbeitet er heraus, wie die Migrationsgeschichte seiner Familie exemplarisch für die vieler Familien in der Bundesrepublik Deutschland steht, die als sogenannte Gastarbeiter kamen, und in einer Zwischenwelt lebten, unwissend, ob, beziehungsweise wann, sie wieder in ihr Ursprungsland zurückziehen und, wie dieses Provisorium für seine Familie traumatisch war.[6]

Filmografie

Fernsehen

Filme

Hörspiele und Feature

Preise

Literatur

Commons: Fatih Çevikkollu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.zeitzeugen-portal.de/themen/leben-in-der-neuen-heimat/videos/cJ62a71hZBo
  2. fatihland.de:Presseinformation 2013 – Zur Person (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive; PDF; 1,2 MB, S. 2)
  3. unrast-verlag.de:Personenverzeichnis – Çevikkollu, Fatih (Memento vom 19. Oktober 2007 im Internet Archive)
  4. Kien Nghi Ha, Nicola Lauré al-Samarai, Sheila Mysorekar in re/visionen. Seite 16.
  5. re/visionen. Postkoloniale Perspektiven von People of Color auf Rassismus, Kulturpolitik und Widerstand in Deutschland. Seite 129
  6. Sachbuch "Kartonwand": Wenn das Leben im Provisorium krank macht. ndr.de, 17. August 2023, abgerufen am 29. Juni 2024.