„Eustachi-Röhre“ – Versionsunterschied

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Die Eustachische Röhre ''(Tuba auditiva)'' hat die Aufgabe, die Räume der Paukenhöhlen (beide Mittelohren) zu belüften und den Druckausgleich mit dem Umgebungsdruck zu gewährleisten. Somit wird einer entstehenden Kraft auf das Trommelfell entgegengewirkt. Durch den M. tensor veli palatini und den M. levator veli palatini, die der Tuba auditiva entspringen, wird dieser Prozess ausgelöst. Bei einer Kontraktion ziehen sich beide Muskeln zusammen und die Tuben öffnen sich. Dadurch wird ein Druckausgleich zwischen beiden Räumen geschaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Moll, K.J. Moll, M. |Titel=Anatomie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=18 |Verlag=Urban & Fischer |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=734 |ISBN=978-3-437-41743-6}}</ref>
Die Eustachische Röhre ''(Tuba auditiva)'' hat die Aufgabe, die Räume der Paukenhöhlen (beide Mittelohren) zu belüften und den Druckausgleich mit dem Umgebungsdruck zu gewährleisten. Somit wird einer entstehenden Kraft auf das Trommelfell entgegengewirkt. Durch den [[Musculus tensor veli palatini|M. tensor veli palatini]] und den [[Musculus levator veli palatini|M. levator veli palatini]], die der Tuba auditiva entspringen, wird dieser Prozess ausgelöst. Bei einer Kontraktion ziehen sich beide Muskeln zusammen und die Tuben öffnen sich. Dadurch wird ein Druckausgleich zwischen beiden Räumen geschaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Moll, K.J. Moll, M. |Titel=Anatomie |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage=18 |Verlag=Urban & Fischer |Ort=München |Datum=2006 |Seiten=734 |ISBN=978-3-437-41743-6}}</ref>


Diesen Druckausgleich ermöglichen v.&nbsp;a. der [[Schluckakt]] und das [[Gähnen]], da sich die rachenseitige Öffnung der ''Tuba pharyngotympanica'', das ''Ostium pharyngicum tubae auditivae'', dabei öffnet. Gelingt der Luftdruckausgleich nicht mehr automatisch, liegt ein eingeschränkter oder fehlender Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum vor ([[Tubenbelüftungsstörung]]). Durch Schließen oder Zuhalten von Mund und Nase und gleichzeitigen Ausatmungsversuch kann aber der Druck im Nasenrachenraum aktiv erhöht und ein passives Öffnen der Eustachischen Röhre erreicht werden ([[Valsalva-Manöver]]). Damit wird ein Druckausgleich zwischen Außenluft und Mittelohr wieder möglich. Ähnliches gilt sinngemäß auch für Unterdruck: Eine rasche Drucksenkung der Außenluft –&nbsp;z.&nbsp;B. in einem Flugzeug, das sich im Steigflug befindet&nbsp;– kann bei nicht ausreichender Belüftung des Mittelohrs zu einer schmerzhaften Auswölbung des [[Trommelfell]]s nach außen führen. Ein Zahlenbeispiel mag die Kräfteverhältnisse bei Druckveränderungen verdeutlichen: Das Ohr kann bereits Druckdifferenzen von 20 µ[[Pascal (Einheit)|Pa]] in Höreindrücke umsetzen. In Verkehrsflugzeugen sinkt der Kabinendruck während der Reise um etwa 20.000&nbsp;Pa. Durch Verschließen von Mund und Nase und vorsichtiges „Ziehen“ gegen diesen Widerstand kann man den Druckausgleich selbst herstellen und als angenehme Entspannung des Trommelfells erleben. Beim Druckanstieg im Sinkflug bringt entsprechend ein Drücken der Atemluft gegen die verschlossenen Atemöffnungen Entspannung. Dies gilt sinngemäß in allen Situationen, in denen sich der Außendruck ändert, also bei Berg- und Talfahrten im Gebirge, bei Aktivitäten unter Wasser oder beim Durchfahren von Tunneln mit nicht luftdichten Kabinen. Dabei sollte allerdings nicht zu viel Druck angewendet werden, weil das Trommelfell sonst einreißen könnte; sobald Schmerzen entstehen, sollte der Versuch abgebrochen werden. Der natürliche Weg zur Unterstützung des Druckausgleichs besteht im Anspannen bestimmter Rachenmuskeln ([[Musculus tensor veli palatini]] und [[Musculus levator veli palatini]]), die beim Schlucken und Gähnen den Eingang zur Eustachischen Röhre öffnen und dabei den typischen „Klick“ im Ohr verursachen (das verlangt eventuell Übung).
Diesen Druckausgleich ermöglichen v.&nbsp;a. der [[Schluckakt]] und das [[Gähnen]], da sich die rachenseitige Öffnung der ''Tuba pharyngotympanica'', das ''Ostium pharyngicum tubae auditivae'', dabei öffnet. Gelingt der Luftdruckausgleich nicht mehr automatisch, liegt ein eingeschränkter oder fehlender Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum vor ([[Tubenbelüftungsstörung]]). Durch Schließen oder Zuhalten von Mund und Nase und gleichzeitigen Ausatmungsversuch kann aber der Druck im Nasenrachenraum aktiv erhöht und ein passives Öffnen der Eustachischen Röhre erreicht werden ([[Valsalva-Manöver]]). Damit wird ein Druckausgleich zwischen Außenluft und Mittelohr wieder möglich. Ähnliches gilt sinngemäß auch für Unterdruck: Eine rasche Drucksenkung der Außenluft –&nbsp;z.&nbsp;B. in einem Flugzeug, das sich im Steigflug befindet&nbsp;– kann bei nicht ausreichender Belüftung des Mittelohrs zu einer schmerzhaften Auswölbung des [[Trommelfell]]s nach außen führen. Ein Zahlenbeispiel mag die Kräfteverhältnisse bei Druckveränderungen verdeutlichen: Das Ohr kann bereits Druckdifferenzen von 20 µ[[Pascal (Einheit)|Pa]] in Höreindrücke umsetzen. In Verkehrsflugzeugen sinkt der Kabinendruck während der Reise um etwa 20.000&nbsp;Pa. Durch Verschließen von Mund und Nase und vorsichtiges „Ziehen“ gegen diesen Widerstand kann man den Druckausgleich selbst herstellen und als angenehme Entspannung des Trommelfells erleben. Beim Druckanstieg im Sinkflug bringt entsprechend ein Drücken der Atemluft gegen die verschlossenen Atemöffnungen Entspannung. Dies gilt sinngemäß in allen Situationen, in denen sich der Außendruck ändert, also bei Berg- und Talfahrten im Gebirge, bei Aktivitäten unter Wasser oder beim Durchfahren von Tunneln mit nicht luftdichten Kabinen. Dabei sollte allerdings nicht zu viel Druck angewendet werden, weil das Trommelfell sonst einreißen könnte; sobald Schmerzen entstehen, sollte der Versuch abgebrochen werden. Der natürliche Weg zur Unterstützung des Druckausgleichs besteht im Anspannen bestimmter Rachenmuskeln ([[Musculus tensor veli palatini]] und [[Musculus levator veli palatini]]), die beim Schlucken und Gähnen den Eingang zur Eustachischen Röhre öffnen und dabei den typischen „Klick“ im Ohr verursachen (das verlangt eventuell Übung).

Version vom 17. Februar 2019, 18:56 Uhr

Zeichnung des Mittelohrs; 12: Eustachi-Röhre
Die Eustachi-Röhre, als Auditory tube bezeichnet, zwischen Cavum Tympani und Nasopharynx auf einer Abbildung aus Gray’s Anatomy

Die Eustachi-Röhre (oder Eustachi’sche Röhre), auch Ohrtrompete (lat.-anat. Tuba auditiva Eustachii oder Tuba pharyngotympanica), ist eine bei Erwachsenen etwa 3,5–4 Zentimeter lange Röhre, die die Paukenhöhle mit dem Nasenrachenraum (Pars nasalis des Pharynx) verbindet. Die Ohrtrompete beginnt beim Erwachsenen an der vorderen Wand der Paukenhöhle mit der Tubenöffnung (Ostium tympanicum). Von dieser lateral hinten oben liegenden Öffnung zieht die Tube schräg nach medial vorn unten, wo sie trichterartig hinter der unteren Nasenmuschel mit dem Ostium pharyngeum mündet.[1] Sie zieht durch die hintere Etage des Canalis musculotubarius und ist nach dem italienischen Anatomen Bartolomeo Eustachi benannt, der sie als Erster beschrieb.

Die Ohrtrompete kommt bei allen Vögeln, Reptilien und Säugetieren (einschließlich des Menschen) vor. Bei Pferden (Equidae) und einigen anderen Unpaarhufer-Familien sowie dem Klippschliefer besitzt sie zudem eine ausgedehnte sackartige Erweiterung, den Luftsack.

Geschichte

Eine erste Beschreibung etwa 500 v. Chr. wird Alkmaion zugeschrieben, der jedoch darin bei Ziegen eine zusätzliche Öffnung zum Atmen über die Ohren vermutete.[2] Eustachius stellte das Organ erstmals 1562 mit Beschreibungen und einem Kupferstich in seinem Werk Epistula de auditus organis detailreich dar.[3] Für Verfahren und Untersuchungen namengebende Forscher beschäftigten sich mit der Röhre: Antonio Maria Valsalva, Joseph Toynbee und Adam Politzer, die unterschiedliche Details zu Funktion und Aufgabe des Organs untersuchten und darstellten.

Aufbau

Die Eustachi Röhre (Tuba Auditiva) besteht aus einem knöchernen (Pars ossea) und einem knorpeligen Anteil (Pars cartilaginea). Der Übergang zwischen dem knorpeligen und dem knöchernen Teil der Eustachischen Röhre ist eine Engstelle und wird lateinisch mit Isthmus tubae auditivae bezeichnet. Der knöcherne Anteil der Tube liegt im Canalis musculotu barius, der als Kanal durch das Felsenbein zieht. Hier wird häufig von 2 Kanälen gesprochen, da im kranialen Teil des Canalis musculotubarius der M. tensor tympani liegt. Durch eine dünne Knochenlamelle ist dieser vom kaudal liegenden Semicanalis tubae auditivae getrennt. Der knöcherne Tubenanteil steht in unmittelbarer topographischer Beziehung zum Canalis caroticus.[4]

Funktion

Die Eustachische Röhre (Tuba auditiva) hat die Aufgabe, die Räume der Paukenhöhlen (beide Mittelohren) zu belüften und den Druckausgleich mit dem Umgebungsdruck zu gewährleisten. Somit wird einer entstehenden Kraft auf das Trommelfell entgegengewirkt. Durch den M. tensor veli palatini und den M. levator veli palatini, die der Tuba auditiva entspringen, wird dieser Prozess ausgelöst. Bei einer Kontraktion ziehen sich beide Muskeln zusammen und die Tuben öffnen sich. Dadurch wird ein Druckausgleich zwischen beiden Räumen geschaffen.[5]

Diesen Druckausgleich ermöglichen v. a. der Schluckakt und das Gähnen, da sich die rachenseitige Öffnung der Tuba pharyngotympanica, das Ostium pharyngicum tubae auditivae, dabei öffnet. Gelingt der Luftdruckausgleich nicht mehr automatisch, liegt ein eingeschränkter oder fehlender Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum vor (Tubenbelüftungsstörung). Durch Schließen oder Zuhalten von Mund und Nase und gleichzeitigen Ausatmungsversuch kann aber der Druck im Nasenrachenraum aktiv erhöht und ein passives Öffnen der Eustachischen Röhre erreicht werden (Valsalva-Manöver). Damit wird ein Druckausgleich zwischen Außenluft und Mittelohr wieder möglich. Ähnliches gilt sinngemäß auch für Unterdruck: Eine rasche Drucksenkung der Außenluft – z. B. in einem Flugzeug, das sich im Steigflug befindet – kann bei nicht ausreichender Belüftung des Mittelohrs zu einer schmerzhaften Auswölbung des Trommelfells nach außen führen. Ein Zahlenbeispiel mag die Kräfteverhältnisse bei Druckveränderungen verdeutlichen: Das Ohr kann bereits Druckdifferenzen von 20 µPa in Höreindrücke umsetzen. In Verkehrsflugzeugen sinkt der Kabinendruck während der Reise um etwa 20.000 Pa. Durch Verschließen von Mund und Nase und vorsichtiges „Ziehen“ gegen diesen Widerstand kann man den Druckausgleich selbst herstellen und als angenehme Entspannung des Trommelfells erleben. Beim Druckanstieg im Sinkflug bringt entsprechend ein Drücken der Atemluft gegen die verschlossenen Atemöffnungen Entspannung. Dies gilt sinngemäß in allen Situationen, in denen sich der Außendruck ändert, also bei Berg- und Talfahrten im Gebirge, bei Aktivitäten unter Wasser oder beim Durchfahren von Tunneln mit nicht luftdichten Kabinen. Dabei sollte allerdings nicht zu viel Druck angewendet werden, weil das Trommelfell sonst einreißen könnte; sobald Schmerzen entstehen, sollte der Versuch abgebrochen werden. Der natürliche Weg zur Unterstützung des Druckausgleichs besteht im Anspannen bestimmter Rachenmuskeln (Musculus tensor veli palatini und Musculus levator veli palatini), die beim Schlucken und Gähnen den Eingang zur Eustachischen Röhre öffnen und dabei den typischen „Klick“ im Ohr verursachen (das verlangt eventuell Übung).

Eine weitere Funktion der Eustachischen Röhre besteht im Ableiten von Sekreten aus dem Ohr. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege kann die Eustachische Röhre durch eine Schwellung der Schleimhäute verengt werden oder insbesondere bei Kindern als Transportkanal für eine aufsteigende bakterielle Infektion dienen und damit eine Mittelohrentzündung (Otitis media) auslösen. Dafür können in selteneren Fällen auch Viren oder Pilze die Ursache sein, so dass Antibiotika nicht immer die richtige Therapie sein müssen. Ist die Eustachische Röhre nicht wie üblich geschlossen, sondern bleibt sie geöffnet, kommt es zur Autophonie, dem lauten Hören der eigenen Stimme, und schlimmstenfalls zu einer klaffenden Tube.

Erkrankungen

Erkrankungen der Eustachischen Röhre werden im weiteren Sinne als Funktions- und Belüftungsstörungen bezeichnet, welche sich in unterschiedliche Symptomatiken ausprägen können. Bei der Erkrankung der klaffenden Tube ist eine temporäre oder ständige Durchgängigkeit gegeben. Physiologisch öffnet sie sich nur beim Gähnen, Schlucken und Niesen, um einen Druckausgleich zwischen Mittelohr und Umgebungsdruck herzustellen.

Eine weitere Erkrankung ist die obstruktive Tubendysfunktion (Tubenbelüftungsstörung), bei der die Durchgängigkeit der Eustachischen Röhre durch verschiedene Faktoren beeinflusst ist. Im schlimmsten Fall ist sie vollständig verschlossen.

Entwicklung

Die Eustachische Röhre bildet sich gemeinsam mit der Paukenhöhle, dem Hohlraum des Mittelohrs, aus der ersten Schlundtasche, wobei die erstgenannte aus deren distalem (äußerem) Anteil, die Eustachi-Röhre aus dem proximalen (inneren) Anteil entsteht.

Einzelnachweise

  1. Moll, K.J., Moll, M.: Anatomie. 18. Auflage. Urban & Fischer Verlag, München 2006, ISBN 978-3-437-41743-6, S. 733.
  2. Charles Joseph Singer: A short history of anatomy from the Greeks zu Harvey. 2. Auflage. New York / Dover 1957.
  3. Bartholomeo Eustachii: Bartholomaei Eustachii … Opuscula anatomica. 1726, urn:nbn:de:hbz:061:1-201883.
  4. Moll, K.J. Moll, M.: Anatomie. 18. Auflage. Urban & Fischer, München 2006, ISBN 978-3-437-41743-6, S. 734.
  5. Moll, K.J. Moll, M.: Anatomie. 18. Auflage. Urban & Fischer, München 2006, ISBN 978-3-437-41743-6, S. 734.