Dark Pool

Als Dark Pool (auch Dark pool of liquidity) wird eine bank- und börseninterne Handelsplattform für den anonymen Handel mit Finanzprodukten bezeichnet, der außerhalb des offenen Wertpapierhandels der Börsen abgeschlossen wird. Dark Pools unterliegen nicht den Regeln und der Aufsicht der europäischen Börsen. Das zentrale Merkmal der Dark Pools ist die fehlende Transparenz. Wie viele Wertpapiere zu welchem Preis angeboten oder nachgefragt werden, wird den Händlern nicht angezeigt. Das erschwert die Preisfindung. Die genaue Ausgestaltung der Handelsmöglichkeiten unterscheidet sich von Dark Pool zu Dark Pool.

Auch Handelsgeschäfte, die zwar außerhalb der Börsen abgewickelt werden, den Börsen aber gemeldet werden, werden zur „dunklen Seite“ gezählt.

Funktionsweise

Während an den meisten Börsen Angebot und Nachfrage nach einzelnen Wertpapieren anhand des Orderbuches für alle Marktteilnehmer ersichtlich sind, wird die verfügbare Liquidität in Dark Pools geheim gehalten. Möchte ein Händler über einen Dark Pool Wertpapiere erwerben, so ist für ihn erkennbar, ob er seine Order ausführen kann. Nur wenn im gleichen Zeitraum ein anderer Händler mindestens dieselbe Anzahl an Wertpapieren verkaufen möchte, kommt es zu einer Transaktion. Der Preis leitet sich dabei typischerweise von einer anderen Börse ab. Üblich ist hierbei der Mittelwert des höchsten Kaufangebots und des niedrigsten Verkaufsangebots (Geld-Brief-Spanne).[1] Per Definition ist die Ausführung einer Order somit unsicher. Dafür ist der Preis sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer günstiger als an der Börse. Zudem erhielten die anderen Marktteilnehmer keine Informationen über die Transaktion. Dies ist vor allem beim Verkauf großer Mengen von Wertpapieren relevant, da durch das Ändern von Angebot und Nachfrage an der Börse der Preis beeinflusst wird.

Hintergründe

Im Gegensatz zu geregelten oder regulierten Märkten müssen Dark Pools keine oder nur marginale Transparenzanforderungen erfüllen. Während es in Europa im Sommer 2008 noch keine gut funktionierenden Dark Pools gab, gibt es in den USA bislang nur wenige. Jedoch gewinnt das Thema Dark Pools auch in Europa und Asien zunehmend an Bedeutung, da viele Investoren mit großem Ordervolumen lieber anonym bleiben wollen. Während viele Börsen überlegen gemeinsam mit großen Investmentbanken neue Dark Pools zu initiieren, hat sich die Deutsche Börse aus Neutralitätsgründen bisher gegen die Schaffung eines solchen Angebots ausgesprochen.[2] Die US-Börsenaufsicht SEC äußert sich wegen der fehlenden Transparenz kritisch und droht mit Regulation.[3]

Weltweit existierende Dark Pools

NYSE Euronext, HSBC und BNP Paribas betreiben seit Ende 2008 einen Darkpool mit dem Namen SmartPool.[4] Dieser wickelt sein Clearing über EuroCCP ab und settelt über LCH.Clearnet.

Crédit Agricole betreibt über das Tochterunternehmen CLSA einen Dark Pool mit dem Namen BlocSec.

Darüber hinaus gibt es mit Liquidnet einen Dark Pool-Betreiber in New York, der in Japan, Hongkong, Südkorea und Singapur Zugriffspunkte hat.

Die London Stock Exchange ist dabei derzeit (April 2009) gerade im Aufbau eines Dark Pools namens Baikal inbegriffen, der aller Voraussicht nach von dem Systembetreiber Fidessa aufgebaut wird.

Seit 23. August 2010 betreibt die Deutsche Bank mit dem Deutsche Bank Automated Trading System (DBATS) einen Dark Pool in Hong Kong.[5]

Crossing Networks

Crossing Networks sind Handelssysteme, die es einem Handelsteilnehmer (z. B. einer Großbank) erlauben, verschiedene zusammenpassende Kundenaufträge zusammenzuführen (zu „matchen“), sofern diese zusammenpassen, um so das Weiterleiten an externe Börsen zu verhindern. Teilweise führen diese Systeme die Kundenaufträge auch gegen Eigenbestände des jeweiligen Handelsteilnehmers aus. Dadurch ist es den Teilnehmern möglich, Gebühren zu sparen. Da diese Systeme die in den Büchern stehenden Bids und Asks nicht transparent anzeigen, werden sie auch zu den Dark Pools gezählt.

Auch Goldman Sachs betreibt in Hongkong seit März 2009 einen Dark Pool unter dem Namen Sigma X[6], mit dem das interne „Crossen“ von passenden Handelsaufträgen möglich ist, bevor diese an externe Handelsplätze weitergeleitet werden. Dieser Vorgang wird auch als Internalisierung bezeichnet.

Auch die Credit Suisse betreibt mit Crossfinder einen solchen Dark Pool.

Die Dark Pools stellen nur einen Teilbereich des sogenannten „Dark Trade“ dar. Als Dark Trade wird der gesamte Handel bezeichnet, der außerbörslich zwischen Banken und Marktteilnehmern abgewickelt wird. Als „Lit Trade“ dagegen wird der Handel über regulierte Börsen und über die Multilateral Trading Facilities (MTF) bezeichnet, unabhängig davon, ob er über den Parketthandel oder über ein elektronisches Handelsystem abgewickelt wird.

Der Marktanteil, der inzwischen in Europa über Dark Trades gehandelt wird, liegt laut Angabe des Londoner Verbandes der Chartered Financial Analysts (CFA) heute bei fast 40 % des Handelsvolumens großer europäischer Börsen, bei einigen der wichtigsten Standardindizes (u. a. DAX) sogar bei 50 %.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. ITG Research: "Are you trading in a toxic dark pool?"
  2. Deutsche Börse plant aus Neutralitätsgründen kein Dark-Pool-Angebot (5. August 2008)
  3. Bloomberg: SEC may force more disclosure about '‘Dark Pools’, 19. Juni 2009.
  4. Smartpool appoints clearing and settlement partners: EuroCCP & LCH Clearnet
  5. Bloomberg: Deutsche Bank Starts Hong Kong Dark Pool as Demand Increases. 22. August 2010.
  6. stocktrading.com – sigmax (PDF)
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Februar 2011.